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'Rage against Racism-Festival 2022' Line-up
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Moers/Duisburg, Juli 2022 - Die Macher des Rage against Racism-Festivals hatten eine gute Idee, oben am Vordach der alten Mühle eine Brause zu befestigen. Aus ihr rieselte zwei Tage lang eiskaltes Wasser. Es war eine willkommene Abkühlung bei Temperaturen bis zu 35 Grad auf dem Gelände der Friemersheimer Mühle. Viele Heavy-Metal-Fans tanzten im herabfallenden Sprühregen zum fetten Sound, der von der Bühne schallte, andere benetzten sich enpassant mit den feinen Wassertropfen. Jedenfalls brauchten die Veranstalter des Festivals keine Sorge zu haben, dass nicht genug getrunken wird. Überall an den Getränkeständen bildeten sich Trauben von Menschen, die ihre Kehlen kühlen wollten. Durch diese Einnahmen refinanziert sich das Event seit 2003, als es zum ersten Mal stattfand. 

Dem Wetter angemessen hatten die Programmmacher ein ähnlich heißes Line-Up aufgeboten. Am Freitag überzeugte die aus Mannheim angereiste Formation Cypecore. Die Combo macht progressiven Melodic-Death-Metal, Sänger Dominic und Gitarrist Nils haben nicht nur eine futuristische, dystopische Cyber-Fantasywelt in ihren Songs erschaffen, sie präsentieren diese auch bei ihrem Internetauftritt. Auf der Bühne tragen die Musiker schwarze Kampfanzüge, manche mit einem orange leuchtenden „C“ auf der Brust. Frontmann Dominic hat extra eine post-apokalyptisch wirkende Brille aufgesetzt, post auf den Monitorboxen mit weit ausgestreckten Armen und schmettert Songs wie „The Alliance“ und „My Confession“ unter einem brachialen Gitarrengewitter in die mit den Köpfen wiegende Menge. „Vier Alben von Cypecore sind bereits auf Spotify erschienen“, erzählt uns 'Aushilfsdrummer' Ju später. „Da der Bass über Samples vom Band kommt, spielen wir teilweise über 'Klick' im Ohr“, erklärt der 29-jährige Trommler. Man verfahre so, da der ehemalige Bassist Christoph 2018 an Krebs gestorben sei und man ihn in der Band nicht personell ersetzen wolle.

Zuvor zog die Band „Aeverium“ aus Viersen mit ihrem melodischen Romantic-Metal das Publikum in ihren Bann. Schöne Gitarrenharmonien werden übermalt von Duetten der Vokalakrobaten Marcel „Chubby“ und Vanessa in keyboardlastigen Songs wie „Free your mind“ oder „The other side“- unweigerlich kommt eine Assoziation zu Meat Loaf in seinen Duetten auf. Seit 2018 hat Vanessa den weiblichen Gesangspart inne: „Ich stamme ursprünglich vom Bodensee, mag die Mentalität der Menschen hier am Niederrhein aber sehr“, sagt die im luftigen Schwarz gehüllte Sängerin. Als Headliner des Freitags drehen Flotsam and Jetsam noch mal richtig an den Lautstärkepegeln. Die Band gilt als Wiege des Heavy-Metals aus den 80er-Jahren, war doch der einstige Bassist von Metallica und Voivod, Jason Newsted, Gründungsmitglied bei Flotsam and Jetsam. Thrash-Metal vom Feinsten verbreitet die Formation aus Phoenix, Arizona, gefühlt 1500 Leute stehen dicht gedrängt vor der Bühne und schütteln ihre Haare. Eine freie Interpretation des Titels „Iron Maiden“ der gleichnamigen Band sorgt für Unordnung in der Audienz. Überhaupt klingen sie fast wie diese, nicht nur wegen des harmonischen Spiels der Gitarristen, auch weil Sänger Eric A. K. Knutson den Tenor in ähnliche Höhen schraubt wie Iron-Maiden-Shouter Bruce Dickinson. Neben Klassikern wie „Suffer the masses“ and „Wading through the darkness“ gibt es auch neue Titel wie „Violator“ im Programm, danach noch ein Bier backstage und es geht  für die Band direkt weiter zum Hellfest nach Paris.

Michael Horst findet das Programm sehr vielfältig, es sei für jeden Geschmack etwas dabei. Der 59-jährige Hobby-Gitarrist betont: „Egal welche Stilrichtung man jetzt bevorzugt, ich war begeistert, von der Live-Performance der einzelnen Bands und auch vom ausgewogenen Sound.“ „Mein Favorit war heute Cypecore“, gesteht Marianne Hoffmann, die extra aus Borken anreiste. Auch an Tag Zwei gab es unterschiedliche Spielarten zu hören, angefangen von Folk-Metal der Düsseldorfer Band Fabula Rasa, sowie zwei Power-Metal-Formationen Ignition und Fallprawl aus Duisburg und vom Niederrhein. Eine Mischung aus Alternative-Metal gepaart mit Deutsch-Punk steuerte die Combo „The other“ bei. Und auf eine Reise mit einem Piratenschiff im Stile von „Fluch der Karibik“ lud die österreichische Formation „Visions of Atlantis“ die Zuschauer ein mit ihrer charismatischen Frontfrau Clémentine Delauney zu Klängen des Symphonic-Metals. Als Abräumer agierten dann die Norweger „Borknagar“, die mit vertracktem düsterem Black-Metal aufwarteten, der allerdings über viele folkloristische Elemente verfügte, besonders über den gutturalen Joik-Gesang, den der Vokalist und Gitarrist Simen Hestnaess pflegte. Wie immer blieb es friedlich unter den etwa 3000 Gästen, die an den zwei Tagen das Festival besuchten.


Duisburg, April 2022 - Zwei Jahre hatten sie ihre Ruhe gehabt – die Anwohner der Clarenbachstraße in Friemersheim. Doch, nachdem der Veranstalter des Rage against Racism-Festivals ihr Event coronabedingt die letzten Male ausfallen lassen musste, wird es jetzt wieder laut am JZ „Inne Mühle“.

Fronleichnamswochenende, 17. und 18. Juni 2022
Traditionell zum Fronleichnamswochenende, am 17. und 18. Juni, sollen 14 Live-Acts aus der Hard-Rock- und Heavy-Metal-Szene für die entsprechende Stimmung und Lautstärke sorgen.
„Zumindest haben wir das Line-Up fürs Festival jetzt gefixt, wir müssen nun abwarten, ob es auch tatsächlich stattfinden kann, also ob die geplanten Öffnungen eintreten“, sagt der Organisator und Vorsitzende des Vereins „Inne Mühle e.V.“, Levent Tomicki. Jedenfalls, sein Team ist gerüstet für mehr als 3000 Besucher, die bei den bisherigen Festivals zuvor gezählt worden sind.

Das „Rage against Racism-Festival findet umsonst und draußen auf der Wiese des JZ „Inne Mühle“ an der Clarenbachstraße in Friemersheim statt. Erwartet werden 3000 Besucher, 14 Bands sind eingeladen, mehr als 100 Freiwillige Helfer werden an den Essens- und Getränkeständen aktiv sein. Aus den Einnahmen an den Ständen refinanziert sich das Event. Termin ist der 17. und 18. Juni 2022. Start am Freitag ist gegen 17.00 Uhr, der Samstag geht um 12.30 Uhr los.


Freitagabend
Zumal als Headliner für den Freitagabend, voraussichtlich Flotsam and Jetsam, zu deutsch „Strand- und Treibgut“ oder einfach nur „Unrat“, auftreten werden. Flotsam and Jetsam stammen noch aus der ersten Generation von Thrash-Metal Bands aus den 1980er-Jahren genauso wie Anthrax, Metallica und Megadeth. Die Formation wurde vom Bassisten Jason Newsted 1981 gegründet, der dann fünf Jahre später den bei einem Busunglück verstorbenen Metallica-Rhythmusgeber Cliff Burton ersetzte.
Ebenso für den Freitag sind Cypecore vorgesehen, die melodischen Death-Metal in einer apokalyptisch, futuristisch anmutenden Bühnenshow mit Ganzkörperschutzanzügen präsentieren wollen. Die Band stammt aus Mannheim und hat bisher vier Studioalben herausgebracht, das letzte hieß „The Alliance“ von 2018.

Samstag
Für den Samstag sind als Headliner „Visions of Atlantis“ geplant. Sie machen „female fronted Metal“, sind mit der Powerröhre Clémentine Delauney als Sängerin am Start und nehmen in ihrem Sound bisweilen symphonische Ausmaße an. Außerdem sind wieder viele Newcomer und lokale Bands eingeladen worden, darunter auch die Band „Ignition“ aus Moers/Duisburg um das Mastermind und Sänger Dennis Marschallik, die sich dem Power-Melodic-Metal mit hymnalen Refrains verschrieben haben. Traditionsgemäß soll das Samstagsprogramm um 12.30 Uhr vom Hohenbudberger Musikkorps mit rockiger Blasmusik eröffnet werden.

Eine Band aus dem Slot-Battle, dem normalerweise vorher stattfindenden musikalischen Vorentscheid, wird dieses Jahr nicht gewählt werden: „Aufgrund der aktuellen Lage können wir diese Veranstaltung im Frühjahr nicht stemmen“, erklärt Levent Tomicki. „Das Line-Up stammt ursprünglich aus dem Jahr 2020, die jeweiligen Bands werden jetzt angefragt, ob unser Festival auch diesen Sommer in ihren Tourplan passt.“

Und da waren ja noch die Probleme bezüglich der Steuernachforderungen aus den Jahren 2015 bis 2017 (wir berichteten). „Das kam für uns ganz überraschend, inzwischen haben wir uns in die Materie gut eingearbeitet und haben uns ein spezielles Steuerprogramm angeschafft, damit uns sowas nicht nochmal passiert. Mithilfe der zahlreichen Spender und aus eigenen Mitteln werden wir jetzt die Steuerschulden begleichen können, auch weil das Finanzamt Duisburg-West viel Geduld und Verständnis für uns hatte“, so der Vorsitzende des Fördervereins „Inne Mühle“ weiter. Es kann also wieder krachen über Friemersheim.