Duisburg, 13. März 2022 - Nachdem das Bistum Münster bereits
die Kirchen St. Laurentius und St. Barbara profaniert hatte,
und kürzlich erst die Kirche St. Ludger abreißen ließ, steht
nun der Abriss an von der St. Marien-Kirche Schwarzenberg.
Sie ist eingebettet in die aus vier Pfarreien bestehende
Gesamtgemeinde St. Matthias. Am 27. März soll die mehr als
60 Jahre alte Kirche an der Lindenallee in einem letzten
Gottesdienst vom Xantener Weihbischof Rolf Lohmann entweiht,
etwas später dann abgerissen werden. Lediglich der mehr als
20 Meter hohe Kirchturm soll bestehen bleiben und das
Pfarrgemeindezentrum in einen abtrennbaren Gebetsraum
umgewandelt werden. Angeblich sei das alte Kirchengebäude
baufällig, „fragil, teils mit starker Korrosion und
Rissbildung“ an zwei Außenfassaden belegt. So hat es
Verwaltungsreferentin Silvia Markfort erst kürzlich der
Gemeinde mitgeteilt. Dabei sprach sie von Sanierungskosten,
die mit mehr als einer Million Euro zu Buche schlagen
sollen.
Das stieß einigen Gemeindemitgliedern
unangenehm auf, auch weil sie dachten, dass das Gebäude noch
beständig für die Zukunft sei, nachdem es Ende der 1990er
Jahre mit zwei neuen Fenstern ausgestattet und auch
teilrenoviert wurde. Also forderten die engagierten
Mitglieder Akteneinsicht in die Baugutachten, die aber vom
Bistum Münster verwehrt wurde. Sie stellten mit einem Brief
an den Bischof in Münster ein Ultimatum für die
Einsichtnahme. Nach langem Schweigen der Verantwortlichen
wurde ihnen jetzt zwar Akteneinsicht gewährt, allerdings
wurden die Kosten für das sanierungsbedürftige Gebäude in
diesen baulichen Gutachten nicht benannt.
„Lediglich
sind 2017 in einem ersten Gutachten die Sicherungsmaßnahmen
der Nordfassade mit 70.000 Euro beziffert worden“, sagt
Norbert Bösken, der sich für den Erhalt engagiert. „Die
Feststellung eines Baugutachters, dass eine Sanierung
unwirtschaftlich sei, ohne jedoch eine belastbare
Kostenschätzung beizufügen, sehen wir als wenig belastbar
an, da Kirchengemeinden ihre Ressourcen zwar nach den
Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit einsetzen, aber bestimmt
niemals wirtschaftlich sind“, so Bösken weiter.
Norbert Bösken ist überzeugt: „In Zeiten nach der
Pandemie brauchen die Menschen wieder Orte wie die Kirche
zur Begegnung und den interkulturellen Austausch.“ Das
Bistum Münster dürfe sich jetzt nicht aus der Verantwortung
durch einen Abriss ohne Alternativkonzept stehlen.
So
hat sich jetzt um ihn die Initiative „St. Matthias lässt
keinen fallen“ gebildet, zu der auch sein Vater Heiner
Bösken, langjähriger Kirchenchorleiter an St. Marien, und
der Rechtsanwalt Peter Fortmann, der auch im Kirchenvorstand
lange aktiv war, zählen. Sie fordern zur nachhaltigen
Sicherung der Pfarrei, die Aussetzung der Profanierung und
der Abrissverfügung von St. Marien Schwarzenberg. Weiterhin
soll ein ergebnisoffener Dialogprozess zur Zukunftgestaltung
von St. Marien und den anderen Gemeindebezirken in der
Großpfarrei stattfinden mit unabhängiger Moderation, an dem
sich die Gemeindemitglieder aktiv beteiligen können. Als
weiteres Ziel sieht die Initiative den aktiven Aufbruch der
Gemeinde in einen interreligiösen und interkulturellen
Dialog mit den Partnern aus den Wohnquartieren.
So
werden ab dem Wochenende in allen vier Kirchen der Gemeinde
St. Matthias Zettel ausliegen, in denen sich die
Gottesdienstbesucher aktiv für den Erhalt der Kirche
einsetzen können. Auch Unterstützer, die nicht zur Kirche
kommen, können sich mit ihren Einwendungen per e-mail
äußern. Bösken abschließend: „Es kann nicht sein, dass am
Ende Alten- oder Eigentumswohnungen auf dem Kirchengelände
entstehen, sondern der Ort muss weiterhin der kulturellen
Begegnung dienen.“ Vorschläge und Einwendungen an e-mail:
stmatthiasfueralle@gmx.de.
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