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Allgemeine Gedanken zur Kunst |
Darstellende Kunst ist ein Überbegriff
für Formen der Kunst, deren Werke auf vergänglichen Darbietungen
bzw. Darstellungen beruhen. Aufgrund des Live-Charakters dieser
Kunstformen spricht man auch von "Ephemeren Künsten"
(griechisch: ephemeros: für einen Tag, flüchtig). Die
Darbietungen finden in der Regel in Anwesenheit eines Publikums
statt. Die Zuordnung einzelner Kunstformen zur ephemeren Kunst bleibt auch in der Gegenwart bestehen - ungeachtet der Tatsache, dass sich die meisten Werke der darstellenden Kunstgattungen heute konservieren, also aufzeichnen und somit verewigen lassen. Ihr Wesen liegt in der Orientierung am Prozesshaften im Gegensatz zur Orientierung am Werk im Sinne eines materiell greifbaren Kunstwerks. Im Unterschied zu den bildenden Künsten spricht man bezüglich der Ausübung der Darstellenden Künsten meist weniger von einem "Schaffen" als von einer "Inszenierung". Derjenige, der ein Werk inszeniert, das heißt "in Szene setzt" und somit die "Regie" über die Darstellung führt, wird auch Regisseur genannt. Zu den Darstellenden Künsten gehören unter anderem die zu den "Schönen Künsten" gerechneten klassischen Formen, zahlreiche moderne Ausdrucksformen und Genres, die sich im Grenzgebiet zu anderen Darbietungsformen befinden oder sich mit diesen überschneiden. Zu den Formen der Darstellenden Kunst zählen insbesondere das Theater (Schauspiel, Oper, Operette, Musical, Figurentheater, Objekttheater, Kleinkunst: Kabarett, Comedy, Zauberkunst, Varieté, Zirkus, Schwarzes Theater, Marionettentheater, Rezitation / Lesung, Erzählkunst, Pantomime), Tanz, Medienkunst(Filmkunst, Tonkunst, Internetkunst), Performance, Happening. Der Begriff Bildende Kunst hat sich seit dem frühen 19. Jahrhundert im deutschen Sprachraum als Sammelbegriff für die visuell gestalteten Künste eingebürgert. Im Deutschen wird Bildende Kunst � anders als im Französischen, im Italienischen oder im Englischen - unterschieden von den darstellenden Künsten und der Literatur sowie der Musik, wobei es zunehmend Überschneidungen gibt. Während sich Werke der anderen Künste im zeitlichen Ablauf vollziehen, existiert ein Werk der bildenden Kunst meist als körperlich � räumliches Gebilde, das durch sich selbst wirkt und keinen Interpreten braucht, um vom Rezipienten wahrgenommen zu werden. Zur Bildenden Kunst zählten ursprünglich die Baukunst, Bildhauerei, Malerei und Graphik sowie das Kunstgewerbe, das auch als Angewandte Kunst oder Gebrauchskunst bezeichnet wird. In Folge der Entwicklung neuer Medien und der fortscheitenden Ausweitung des Kunstbegriffes im 20. Jahrhundert wird der Begriff Bildende Kunst heute sehr viel weiter gefasst und ist im Einzelfall nicht mehr eindeutig von anderen Kunstformen abzugrenzen. So wird das bis zum Beginn der Moderne vor allem visuell und oft haptisch erfahrbare Kunstwerk im 20. und 21. Jahrhundert fallweise prozessorientiert, wandelt sich etwa zur reinen Idee oder existiert nur als Handlungsanweisung. Anstelle des Gattungsbegriffs definiert sich die aktuelle bildende Kunst im engeren Sinne durch den Kunstbetrieb, zu dem etablierte Vertreter der Kunstkritik, des Kunsthandels, Sammler und die Kunstmuseen gehören. Die ersten Kunstwerke der Menschen waren religiös / kultisch motiviert. Später handelte es sich bei Malerei und Bildhauerei meist um Auftragskunst für religiöse Institutionen (in Europa: die Kirche) oder Angehörige gesellschaftlicher Oberschichten (in Europa: der Adel und nachfolgend das Bürgertum). Die Motive und Bildsprache unterlagen in den meisten Kulturen oft strengen Konventionen. In Europa veränderten die Entdeckung der Perspektive und andere technische Erfindungen die Kunst radikal. Die Entstehung einer Kunst, die als Selbstzweck keinen speziellen Nutzen mehr diente, veränderte wiederum das Verhältnis von Künstler, Gesellschaft und Kunstwerk. Kunst wurde ausgehend vom europäischen Kunstraum oft zum Ausdruck und einzig möglichem Ort von Utopien oder übernahm Aufgaben der Religion. Heute ist die professionelle bildende Kunst von einem global agierenden Kunstmarkt bestimmt, der immer weiter wächst. In den westlichen Ländern werden zunehmend auch öffentliche Gelder oder Kunstorte wie Museen durch privatwirtschaftliche Institutionen und private Stiftungen ersetzt. Diskussionen um den zeitgenössischen Kunstbegriff finden in der Kunstkritik, Kunsttheorie und an den Kunstakademien statt. Der ursprünglich in Europa und Nordamerika konzentrierte Kunstbetrieb wird seit den 1990er Jahren zunehmend von den Schwellenländern, wie beispielsweise Brasilien, Südafrika, Korea oder den Golfstaaten mit eigenen Biennalen in ein weltweites Netzwerk erweitert. Die heute übliche Epochenteilung der Kunst wurde von der Kunstwissenschaft und ihren Teildisziplinen im 19. und 20. Jahrhundert etabliert, zumeist mit Hilfe formeller Kriterien und auf der Grundlage der Periodisierung der allgemeinen Geschichte. Dabei standen die Disziplinen der ägyptischen und klassischen Archäologie sowie die europäischen Kunstregionen (und dabei Italien, Frankreich, der deutschsprachige Raum) im Mittelpunkt der Betrachtung, die aber für absolut genommen wurde. Erst seit den 1970er Jahren beginnt die Kunstwissenschaft diesen eurozentristischen Blickwinkel zu reflektieren. Die Prähistorie, als die Vorgeschichte, umfasst den Zeitraum vom Beginn der Menschwerdung bis zur Einführung der Schrift. Da die Schrift nicht allerorts zur gleichen Zeit eingeführt wurde, ist die Vorgeschichte etwa in Ägypten schon um das 4. Jahrtausend vor Christus zu Ende, während sie beispielsweise in Nordeuropa mancherorts noch bis ins 12. Jahrhundert nach Christus andauert. Entsprechend vielfältig sind die künstlerischen Hinterlassenschaften, die aus dieser Zeit fast nur durch Ausgrabungen überliefert sind. Zu den frühsten Zeugnissen prähistorischer Kunst gehören die Höhlenmalerei, Felszeichnung und Felsritzung. Ähnlich wie bei den Funden kleiner Statuetten datiert man die ältesten Höhlenbilder (Chauvet � Höhle) auf rund 30.000 vor unserer Zeitrechnung. Und sie allen haben vermutlich einen kultischen Hintergrund. Interessante Siedlungsfunde gibt es beispielsweise in Catalhöyük, wo vor rund 8.000 Jahren auch Wandmalereien entstanden sind. Mit Beginn der Sesshaftigkeit in der Jungsteinzeit werden unterschiedliche Materialien intensiver und geschickter verarbeitet: Ton, Keramik, Holz, später Metalle wie Bronze (Bronzezeit), Kupfer und Eisen. Verzierte Gefäße, Gürtelschnallen, Schwertknäufe (Fibeln) und ähnliche, am Körper von Bestatteten gefundene Gegenstände sowie Totenmasken oder Münzen sind die häufigsten Artefakte, an der die Archäologie den Gestaltungsdrang der vorgeschichtlichen Menschen festmachen können. Von Kunst im heutigen Sinne kann noch nicht gesprochen werden. Gestaltete Gegenstände jenseits des täglichen Gebrauchs wie die jüngst gefundene Himmelsscheibe von Nebra, die die erste bekannte kosmologische Darstellung zeigt, sind extrem selten. Eisen Eisenzeit bringt in Europa die keltische Kultur hervor, die vom 4. vorchristlichen bis zum 5. nachchristlichen Jahrhundert eine beachtliche künstlerische Produktion vorweisen kann. Von der keltischen Kunst wirkt besonders die Ornamentik stark bis ins Hohe Mittelalter nach, wo die Buchmalerei auf die verschlungenen Knoten und ranken dieses geometrisierenden Stils zurückgreift. Etwa 3.100 vor Christus wurde Ägypten unter der Herrschaft des Menes vereinigt, mit dem die erste der 31 Dynastien begann, in die Ägyptens alte Geschichte geteilt wird: Altes Reich, Mittleres Reich und Neues Reich. Mit den Hieroglyphen entwickelt sich eine Bildschrift, der die Vermittlung von Inhalten über Bilder selbstverständlich ist. Die ägyptische Kunst dient ausschließlich dem Totenkult und der Götterverehrung. Der charakteristische ägyptische Stil der Darstellungen - ausschließlich Profil oder Frontalansicht bei Personen, starke Schematisierung bei gleichzeitigem Bestreben, Ähnlichkeiten herzustellen - bildet sich bereits im Alten Reich heraus und bleibt, abgesehen von gewissen Änderungen unter dem Einfluss der Politik Echnatons, 3.000 Jahre quasi unverändert. Wandmalereien oder Reliefs in Grabkammern waren nicht zur Betrachtung durch ein reales Publikum bestimmt, sondern "es wird ein Leben aufbewahrt zur Verfügung des Toten" (P. Meyer). Zeitlosigkeit ist ein zentrales Anliegen aller Darstellungen. Die Toten sollen für die Ewigkeit gerüstet sein. Das führt in der Plastik soweit, dass hockende Figuren, die in dieser Stellung ihre Existenz im Totenreich überdauern sollen, ab einem bestimmten Moment nur noch als Kubus dargestellt werden. In der altägyptischen Architektur wird vieles angestoßen, das über die griechische Antike an die europäische Kunstgeschichte weitervermittelt wird. So ist das Lotuskapitell der ägyptischen Säule (die ihre eigenen Wurzeln in den Steinmalen der Megalithkulturen) ein stilistischer Vorläufer der Korinthischen Säule und die ägyptische Palmettenranke entwickelt sich in antiken Friesen ornamental weiter. Die griechische Kunst der Antike entstand ab etwa 1.050 vor Christus. Ihr wird in der jüngeren Forschung auch die vorangehende Minoische Kunst und Mykenische Kunst zugerechnet, die bereits Zeugnisse aus dem 16. Jahrhundert hinterlassen hat. Die wichtigsten, künstlerisch bedeutenden Funde der Archäologie sind Skulpturen aus Bronze oder Marmor, bemalte Vasen und Wandfresken. Die kretisch-mykenischen Funde werden in die Perioden Frühmykenisch (ca. 1600 - 1500 v. Chr.) Mittelmykenisch (1500 - 1400) und Spätmykenisch (1400 - 1050 v. Chr.) eingeteilt. Die griechische Kunst wird in die kunsthistorischen Epochen Geometrischer Stil (1050 - 675 v. Chr.), Archaik (700 - 500 v. Chr.), Klassik (500 - 325 v. Chr.) und Hellenismus (325 - 150 v. Chr.) eingeteilt. Von der griechischen Malerei ist leider so gut wie nichts mehr erhalten, obwohl es eine Fülle von literarischen Zeugnissen und viele bekannte Namen von Malern gibt. Die römische Kunst entfaltete sich etwa vom 5. Jahrhundert vor Christus bis zum 5. Jahrhundert nach Christus und wurde lange zeit unter dem Aspekt ihrer Abhängigkeit von der griechischen bewertet. In der Tat verdankt sich etwa die heutige Kenntnis der griechischen Skulptur in hohem Maße der Tatsache, dass wichtige Werke der griechischen Bronzegießer - die wegen des hohen Materialwertes längst wieder eingeschmolzen waren - als römische Marmorkopien überliefert worden sind. Dennoch hat die Kunst des Römischen Reiches in Malerei, Skulptur und vor allem in der Architektur auch neue Wege beschritten. So ermöglichte beispielsweise der Einsatz von Zement in der römischen Architektur erstmals weitgespannte Kuppeln (Pantheon). Ausgebildet wurden in Rom und seinen Provinzen auch bereits die meisten Bautypen, die vom frühen Christentum für seine Sakralarchitektur übernommen wurden: Zentralbau, Basilika und mehrschiffige Halle. Zeitgenössische Beschreibungen von Kunst und Kunsttheorie lieferten zum Beispiel der Schriftsteller Plinius der Ältere und der Architekt Vitruv. Frühchristliche Kunst ist an den ersten Stätten, an denen sich die neue Religion verbreitet hat, seit dem ersten Jahrhundert nach Christus nachweisbar � im Heiligen Land und in Rom. Entsprechend den Lebensbedingungen einer unterdrückten Bewegung sind diese Fundorte in Rom zum Teil verdeckt: Wandmalereien und einfache Altäre in Katakomben zählen zu den frühesten Zeugnissen. Mit der Machtübernahme Kaiser Konstantins wird das Christentum im Jahr 313 zuerst den anderen Religionen gleichgestellt und in der Folge dann Staatsreligion, weshalb seine symbolischen Zeichnungen, Bauten und Bilder die konspirativen Orte der Frühzeit verlassen können. Durch die Teilung des Römischen Reiches in Westrom und Ostrom, wo Konstantin das alte Byzanz zur neuen Hauptstadt Konstantinopel ausbaute, entwickeln sich zwei unterschiedliche Konfessionen, die ihre Differenzen zu einem erheblichen Teil im jeweiligen Umgang mit den Bildern des Heiligen sehen. Während das alte Rom nach den Stürmen der Völkerwanderungszeit zum Zentrum der römisch-katholischen Kirche aufsteigt, entfaltet sich in Konstantinopel das orthodoxe Christentum. Zu den Leistungen der byzantinischen Kunst gehört die Entwicklung eines mobilen Kultbildes, der Ikone, die zu einem zentralen Bestandteil der orthodoxen Liturgie wird. Solitär oder als Bilderwand (Ikonostase) steht sie im Zentrum der Bilderverehrung und bildet viele neue Darstellungsformen aus. Ihr Erfolg ruft als Gegenbewegung den Bilderstreit hervor, in dem sich die beiden grundsätzlichen Haltungen zu Bildern für die gesamte Geschichte der Kunst exemplarisch gegenüberstehen: Ikonoklasten und Ikonodulen. Unter Kaiser Justinian entstehen neue kulturelle Zentren auch im Westen. Besonders Ravenna wird mit Bauwerken und Bilderschmuck aufgewertet. Die Moaiken von San Vitale und Sant Apollinare in Classe zählen zu den besterhaltenen Zeugnissen dieser spezifisch byzantinischen Kunstform. Sowohl im Mosaik wie auch bei den Ikonen entwickeln sich festgelegte Bildtypen, die die theologischen Inhalte in festgelegten Formen abbilden. Die typische Bauform der orthodoxen Kirche ist die Kreuzkuppelkirche. Das Byzantinische reich und damit auch seine Kunst endet mit dem Fall Konstantinopels 1453 und seiner Inbesitznahme durch die Türken. Die orthodoxen Kirchen Osteuropas pflegen weiterhin die Tradition der Ikonenmalerei. Aufgrund der streng reglementierten Gestaltung wiederholen diese Werke in der Regel jedoch nur ältere Vorbilder. Als sich Karl der Große im Jahre 800 in Rom zum Kaiser krönen lässt, begründet er nicht nur eine bis ins 16. Jahrhundert dauernde politische Praxis, sondern erneuert auch ästhetisch eine europäische Tradition. Seine Rückkehr an die in der Völkerwanderungszeit zu einem Dorf geschrumpfte römische Ex-Metropole lässt sich zum einen an die erste nachantike Anknüpfung an die große Zeit des Römischen Reiches lesen, weshalb die Kunstproduktion unter Karl auch karolingische Renaissance genannt wird. Zweitens verbindet sich das Kaisertum eng mit der fortan wichtigsten Macht, die auch die meisten Bauten und Bilder produzieren wird: der römisch -katholischen Kirche. Man unterscheidet bei der Vorromantik zwischen der merowingischen Kunst, die sich wie ihre Vorgänger noch der keltischen Kultur zurechnen läßt, und der karolingischen Kunst, die bereits den Reichtum und die Vielfalt eines Stils entfaltet, der sich dank der Machtausdehnung Karls in ganz Mitteleuropa verbreitet. In der Malerei ragen Werke der Buchmalerei und der Wandmalerei hervor. Eine Reihe von illustrierenden Handschriften ordnet man einer Hofschule Karls des Großen zu. In der Architektur wird etwa mit der Aachener Pfalzkirche versucht, die Tempelbauformen der römischen Kaiserzeit zu reaktivieren. Die den Karolingern nachfolgenden Ottonen führen die qualitätsvolle Buchmalerei fort (z. B. die Reichenauer Malerschule) und sorgen, wie die darauffolgenden Salier und Staufer, für viele neue Kirchenbauten unter anderem in den Gebieten der Expansion nach Osten. Die Romanik zeichnet sich - vor allem im Vergleich zur nachfolgenden Gotik - durch ihre feste Bauweise und einen wehrhaften Charakter aus. Kirchen mussten oftmals noch die Funktionen von Burgen erfüllen (Wehrkirche). Großen Fenster waren technisch noch nicht möglich und aus Sicherheitsgründen nicht erwünscht. Dagegen stand ein hoher Bedarf an Mauerfläche für die Wandmalerei. Weiterer Schmuck waren zweifarbige Bänderungen der Pfeiler und Gewölbegurte sowie Skulpturen an Portalen und Lettnern. Wichtige romanische Bauten sind der Speyerer Dom und die Abtei von Cluny. Bedeutende skulpturale Kunstwerke sind aus Bronze erhalten, so die Hildesheimer Bernwardssäule. Dem Kunsthandwerk kommt der aufblühende Reliquienhandel zugute, der die Nachfrage nach prächtigen Reliquiaren erzeugt sowie die liturgischen Erfordernisse der Kirche (Tabernakel, Vortragekreuze, Meßkelche, bestickte liturgische Gewänder, Radleuchter usw.). Mit der Entstehung neuer Reformorden (Cluniazenser, Zisterzienser) entstehen strengere Bauordnungen und präzise Vorschriften für künstlerische Gestaltung, die die Formentwicklung immer mehr ausdifferenzieren. Mit der Entwicklung eines neuen Baustils zu Beginn des 12. Jahrhunderts in Frankreich wie eine Epoche eingeleitet, die unter dem nachträglich gewählten und ursprünglich abwertend gemeinten Begriff Gotik bis zum Ende des Mittelalters die Kúnst des Abendlandes prägen wird. Durch die Entdeckung, dass sich das Gewicht von Baulasten, insbesondere Decken, durch Strebebogen von der Wand nach außen verlagern lässt, wurden große Fensterflächen möglich, die die gotische Kathedrale zum Licht durchfluteten Baukörper werden ließen. Als Gründungsbauwerk gilt der Chor der Abteikirche von Saint-Denis bei Paris, als Höhepunkte der französischen Hochgotik die Kathedralen von Chartres, Reims, Notre-Dame de Paris und die Sainte-Chapelle. Im damals deutschsprachigen Raum sind besonders zu nennen das Freiburger Münster, das Straßburger Münster, der Kölner Dom und der Prager Veitsdom. Die Entwicklung der Malerei verdankte einem kriminellen Akt ihren größten Impuls: Die Venezianer bringen von der Plünderung Konstantinopels im Rahmen des vierten Kreuzzuges von 1204 einen neuen Bildtyp in den Westen. Die Ikone ist ein mobiles Tafelbild und wird bald als wichtigster Träger für Malerei triumphieren, wo bisher nur auf Wände - ob als Fresko oder Glasmalerei auf den größer gewordenen Fensterflächen - und in Handschriften gemalt wurde. In Italien, wo die Ikone zuerst eintrifft, entwickelt sich auf zuerst eine westliche Maltradition, die mit Duccio einen ersten großen Maler hervorbringt und mit dem ersten Anwender der Perspektive, Giotto di Bondone, die Flächigkeit, die Bedeutungsperspektive und die Naturferne des Mittelalters schon wieder zu überwinden versucht. Die Skulptur entfaltet sich wie in der Romanik vor allem an den Fassaden und Portalen der großen Kirchenbauten, nördlich der Alpen aber vor allem in einer Spezialform des Flügelaltars, dem Schnitzaltar. Besonders im süddeutschen Raum entstehen in der Spätgotik Spitzenwerke in den Werkstätten von Tilman Riemenschneider, Veit Stoß und den Erhards aus Ulm. Mit der Emanzipation der Kaufleute und Seefahrer in den italienischen Stadtstaaten und Fürstentümern wie Florenz (Toskana), Mantua, Urbino, Genua und Venedig entsteht ein neues Publikum für Kunst jenseits kirchlicher oder feudaler Auftraggeber, das dank internationalem Handel kulturelle Einflüsse verschiedenster Kunstzentren aufnehmen kann. Zugleich befördern zufällige und gezielte Funde antiker Kunstwerke vor allem in Rom eine neue Sicht auf den Menschen und sein gestaltetes Ebenbild. Die Renaissance nimmt im Italien des 14. Jahrhunderts ihren Anfang und erreicht dort im 15. und 16. Jahrhundert ihren Höhepunkt. In den anderen europäischen Ländern zieht die neue Kunst ab etwa 1500 endgültig ein. Sowohl in der Architektur wie in der Bildhauerei nimmt man sich die Antike unmittelbar zum Vorbild: Proportionen, klassische Säulenordnungen, Bauformen wie der Portikus, die Ädikula werden übernommen und mit anderen Elementen (Kuppeln) kombiniert. Die Künstler befreien sich aus den zünftischen Berufsorganisationen des Mittelalters, werden selbstbewusst, signieren ihre Werke und stellen sich selbst dar. Die immer gekonntere Anwendung der Zentralperspektive (deren erste mathematisch korrekte Übertragung ins Bild 1426 Masaccio in seinem Dreifaltigkeitsfresko in Santa Maria Novella in Florenz gelungen sein soll) ermöglicht immer naturnähere Darstellungen. Den Manierismus gibt es zwischen 1530 und 1590. Die Ausgewogenheit und vollkommene Harmonie der Hochrenaissance werden aufgegeben zugunsten einer Dynamisierung und größeren Spannung. Starke Gegensätze, Asymmetrien, Disharmonien, Verzerrung der Proportionen und außergewöhnliche Farb- und Lichteffekte wurden oft verwandt. Der Barock folgt zwischen 1600 und 1750. Der Manierismus stellt eine Vorstufe zum Barock dar, der in der Kunstgeschichte die Zeit zwischen der Renaissance und der Klassizismus in der Zeit von etwa 1600 bis 1750 umfaßt. Der Barock ist stark durch die Phantasie gekennzeichnet, die von der Bewunderung der großen Maler des 16. Jahrhunderts ausging. Es entsprang dem noch immer bleibenden Interesse am Studium der klassischen Antike. In diesem Sinne brach der Barock nicht mit der Renaissance, sondern entwickelte ihn zu einer dynamischeren, künstlerischen Auffassung weiter, in der für den Künstler jede Komposition möglich war. Und der hielt sich mehr an die Vermutung als an das formale Gleichgewicht. Der barocke Stil breitete sich über ganz Europa aus. In den letzten Jahrzehnten dieser Periode (1720 - 1750) traten in Frankreich und den germanischen Ländern einige Besonderheiten auf. Das Rokoko wurde geboren. In dieser Periode der Begeisterung für das Dekorative hielt das Pastellbild seinen Einzug in die Kunstgeschichte. Das erfolgte durch die venezianische Malerin Rosalba Carriera. Der Rokoko dauerte von 1720 bis 1770. Der Übergang vom Barock zum Rokoko ist fließend, weswegen das Rokoko auch als Spätbarock bezeichnet wird. Sein Ursprung findet sich im Lebensgefühl des französischen Adels im 18. Jahrhundert. Durch Schäferspiele, Hirtenszenen, opulente Feste, Kostümbälle, Picknicks und Konzerte erzeugte der Adel die Illusion eines unbeschwerten, natürlichen Lebens. Die Sehnsucht nach einem idealisierten Landleben manifestierte sich in Lustschlösschen, Pavillons und dazugehörigen, gestalteten Parkanlagen. Die Frivolität und das spielerische Vergnügen finden sich auch als perfekte Illusion in den raffiniert verfeinerten Motiven des Rokoko wieder. Helle, luftige Farbtöne werden verwendet. Sie Arbeiten sind übertrieben dekoriert - so auch die Verzierungen von Möbeln und Alltagsgegenständen - stellt die Internetenzyklopädie Wikipedia die bildende und darstellende Kunst vor. Auf die folgenden Stilrichtungen Klassizismus, Romantik, Historismus, Realismus, Moderne und Postmoderne verzichte ich hier bewusst. Wer möchte, kann in der entsprechenden Fachliteratur nachschlagen, was sich dahinter verbirgt. Eine Sache möchte ich aber noch ergänzen: ?Spricht man von afrikanischer Kunst, so meint man damit die Kunst Schwarzafrikas, die sich - wie auch die übrige afrikanische Kultur - vom arabischen Norden des Kontinents, den Staaten des Maghrebs, unterscheidet und die künstlerische Produktion vieler sehr verschiedener Ethnien umfasst. Die bäuerlichen Strukturen Afrikas, die hauptsächlich Holzskulpturen hervorbrachten, die klimatischen Bedingungen und ein Lebensraum, der es Termiten und anderen Schädlingen leicht macht, haben fast keine historischen Objekte der traditionellen afrikanischen Kunst überliefert. Da die künstlerisch gestalteten Werke des damals kolonisierten Kontinents erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts in Europa als Objekte authentischer Kulturen geschätzt, erforscht und vor allem gesammelt wurden, sind die meisten Werke in den Museen und Sammlungen innerhalb wie außerhalb Afrikas sowie auf dem Kunstmarkt mit einigen Ausnahmen nicht älter als 150 Jahre. Warum ich mir überhaupt die Mühe mache, so genau dem Kunstbegriff nachzugehen? Ganz einfach. Ich arbeite als Journalist und schreibe dabei sehr viel über Kunstthemen. Ich besuche Museen und beschreibe die dortigen Ausstellungen. Ich stelle Bücher vor. Gelegentlich besuche ich Musik- und Kleinkunstveranstaltungen und beschreibe, was ich dort sehe. ?Was ist Kunst, lautet dabei eine Frage, die mich umtreibt. Hat Kunst was mit Talent und Können zu tun? Etwas mit den eingesetzten Materialien und Darstellungsformen? Etwas mit Zeitgeist und Publikumsgeschmack? Oder gar etwas mit dem kulturellen Umfeld der Kunstproduzenten und Kunstrezipienten? Wie kommerziell darf Kunst sein? Viel wichtiger sind für mich auch noch ein paar andere Fragen. Wie soll ich die Gegenwartskunst beschreiben? Wie sie einordnen? Oft genug ist die Antwort schwierig. Das Wort Kunst bezeichnet im weitesten Sinne jede entwickelte Tätigkeit, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition gegründet ist (Heilkunst, Kunst der freien Rede). Im engeren Sinne werden damit Ergebnisse gezielter menschlicher Tätigkeit benannt, die nicht eindeutig durch Funktionen festgelegt sind. Kunst ist ein menschliches Kulturprodukt, das Ergebnis eines kreativen Prozesses. Das Kunstwerk steht meist am Ende dieses Prozesses, kann aber seit der Moderne auch der Prozess selber sein. Seit der Aufklärung versteht man unter Kunst vor allem die Ausdrucksformen der Schönen Künste: die Bildende Kunst mit den klassischen Gattungen Malerei und Graphik, Bildhauerei, Architektur, und etlichen Kleinformen sowie seit dem 19. Jahrhundert dem Kunstgewerbe oder Angewandte Kunst genannten Grenzbereich zum Kunsthandwerk, die Darstellende Kunst mit den Hauptsparten Theater, Tanz und Filmkunst, die Musik mit den Hauptsparten Vokalmusik und Instrumentalmusik sowie die Literatur mit den Hauptgattungen Epik, Drama und Lyrik. Ausdrucksformen und Technik der Kunst haben sich seit Beginn der Moderne stark erweitert, etwa mit der Fotographie in der Bildenden Kunst. Bei den Darstellenden Künsten, Musik und Literatur lassen sich heute auch die Ausdrucksformen der Neuen Medien dazuzählen, etwa Hörfunk und Fernsehen. Die klassische Einteilung verliert spätestens seit den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in der Suche nach dem Gesamtkunstwerk aber an Bedeutung. Kunstgattungen wie die Installation oder der Bereich der Medienkunst kennen die klassischen Grundformen nicht mehr. Kunst ist ein deutsches Wort. Bereits im Althochdeutschen lautete es kunst, im Mittelhochdeutschen kunst. Ursprünglich ist kunst ein Substantivabstraktum zum Tätigkeitswort können mit der Bedeutung ?das, was man beherrscht; Kenntnis, Wissen, Lehre, Meisterschaft. Die Redewendung ?Kunst kommt von Können - ist also etymologisch, dem Wortursprung nach, richtig. Die heutige Bedeutung des Wortes hat sich dadurch entwickelt, dass zusätzlich der lateinische Begriff ars mit ? Kunst ins Deutsche übersetzt wurde (Lehnbedeutung). Besonders seit der Neuzeit wird der Begriff zunehmend mehrdeutig, weil neben alten Verwendungen des Wortes (im Sinne von ?Lehre, Wissen) neue treten (im Sinne des Plurals Künste als ?Kunstgattung, etwa ?autonome Künste, ?schöne Künste). Der Begriff Kunst wurde und wird mithin gebraucht: Im Sinn von Wissen, Erkennen, Erkenntnis, Einsicht Seit dem 16. Jahrhundert wird Kunst nicht nur zur Beschreibung eines Wissens gebraucht. Der Begriff wird ebenso synonym für Philosophie, aber auch für die (Natur-)Wissenschaften gebraucht, aber auch deren zunehmend abgelehntes Gegenteil, als ?schwarze Kunst. Im Sinn von Fertigkeit Gemeint waren Fertigkeiten innerhalb eines Fachgebiets sowie die Gesamtheit einer Fertigkeit (Reitkunst, Kochkunst, Fechtkunst) oder Tätigkeit. Eine negative Konnotation erhalten diese Künste, wenn damit geschickte Täuschungen gemeint sind (Diebeskünste, Verschönerungskünste, Schwarze Kunst, Verführungskunst oder Zauberkunst). Aus dem Bedeutungsfeld der Vorstellungen kommt auch das Adjektiv ?gekünstelt�. Im Sinne von Handwerk Im Wort Kunsthandwerk steckt heute noch das Handwerk. Bis in das 18. Jahrhundert wurde Kunst auch als Synonym für die Ausübung eines Handwerks benutzt. Erhalten hat sich dieser Gebrauch in Worten wie Fechtkunst, Töpferkunst. Mit Kant lässt sich schließlich die Trennung der Begriffe konstatieren: ?Im engeren Sinne sind Handwerk und Kunst genau unterschieden, obwohl es an naher Berührung, ja Verfließen von beiden nicht fehlt: Die Kunst wird vom Handwerk unterschieden, die erste heißt freie, die andere kann auch Lohnkunst heißen,� heißt es bei ihm. Im Sinne von Wissenschaft Seit Leibniz kennt man die Bezeichnung wissenschaftlicher Disziplinen als ?Sprachkunst (Grammatica), Redekunst (Rhetorica), Messekunst (Geometria), Beweiskunst (Logica), Sittenkunst (Ethica); Sehkunst (Optica), Zergliederkunst (Anatomica), Scheidkunst (Chymia) u. a... Bald jedoch wird die Kunst von der Wissenschaft unterschieden. Goethe meint dazu: ?Kunst und Wissenschaft sind Worte, die man so oft braucht und deren genauer Unterschied selten verstanden wird. Man gebraucht oft eins für das andere, und schlägt dann gegen andere Definitionen vor: Ich denke, Wissenschaft könnte man die Kenntnis des Allgemeinen nennen, das abgezogene Wissen, Kunst dagegen wäre Wissenschaft zur Tat verwendet. Wissenschaft wäre Vernunft, und Kunst ihr Mechanismus, deshalb man sie auch praktische Wissenschaft nennen könnte. Und so wäre endliche Wissenschaft das Theorem, Kunst das Problem. Als Gegensatz zur Natur Nicht zuletzt im Gefolge der Aufklärung und ihren neuen Naturbegriff wird Kunst als Gegensatz zu Natur, als künstlich anstelle von natürlich verstanden. Heute verwendet man das Präfix Kunst- als Bezeichnung für ? nicht natürlich: Kunstpelz, Kunststoff, Kunstblume, Kunstauge usw. Im Sinne von Schöne Künste Kunst im heutigen, am häufigsten gebrauchten Sinne wurde begrifflich vor allem von Winckelmann, Lessing, Herder, Goethe und Schiller geprägt. In ihren ästhetischen Schriften beschreiben sie die menschlichen Hervorbringungen zum Zwecke der Erbauung als Kunst, sei es im Theatre, in der Literatur, in der Musik oder die Werke bildender Künstler, auf die sich der Begriff schließlich zunehmend verengt. So hat sich Kunst- als Präfix für Wortbildungen wie Kunstausstellung, Kunstwerk, Kunstauktion usw. herausgebildet. Im Sinne von Maschine Ab dem 18. Jahrhundert entwickelt sich außerdem eine Bedeutungslinie, die Kunst als Bezeichnung für eine Maschine oder einen maschinell hergestellten Gegenstand verwendet (Feuerkunst für Feuerspritze, Dampfkunst für Dampfmaschine, Wasserkunst für Springbrunnenanlage). Speziell Vorrichtungen zum ?Fördern� von Lasten werden Fahrkunst genannt. Kunst ist vom Ursprung her eine kultische Erscheinung, die sich zeitgleich oder im Zusammenhang mit vorzeitlichen Kulten oder Religionen entwickelte. Sowohl Malerei und Skulptur als auch Musik, Tanz und Dichtung treten bereits in der Altsteinzeit in Erscheinung. Zu den frühesten Erzeugnissen der Kunst gehören die knapp 40.000 Jahre alten Elfenbeinfiguren aus dem Lonetal, die Flöten aus Geißenklösterle oder die Höhlenmalereien aus dem Chauvet. Historisch entwickelten sich die Künste aus ihrem Beitrag zur materiellen Organisation von Kulten und Ritualen. In der Frühzeit menschlicher Entwicklung ist das Auftreten von Kunst einer von mehreren Indikatoren für die Entwicklung von Bewusstsein und menschlichem Denken. Kunst meint in diesem Zusammenhang Verrichtungen oder Darstellungen, die keinen unmittelbaren Nutzen zur Lebenserhaltung erkennen lassen. Bei heutigen Naturvölkern läßt sich die frühe Kultfunktion von künstlerischen Ausdrucksformen ebenso studieren wie eine anthropologische Konstante: das Bedürfnis, (sich) zu schmücken, das sich im Ornament zuerst herausgebildet hat. Diskutiert werden außerdem soziologische Funktionen von künstlerisch bzw. ornamental gestalteten Artefakten wie Spangen, Fibeln, Waffen usw. in den Clangesellschaften der Ur- und Frühgeschichte. Damit fungiert Kunst seit frühester Zeit auch als Distinktionsmerkmal, wie es von der jüngeren Kunsttheorie und Kunstsoziologie diskutiert wird. Da die Vorgeschichte per definitionem eine schriftlose Epoche ist, gibt es keine Überlieferungen eines zeitgenössischen Kunstbegriffs. Von den frühen bis zu den späten antiken Künsten, vom ägyptischen Alten Reich über das klassische Griechenland bis zum späten Rom, sind eine Fülle von Kunstwerken enthalten: Architektur, Skulpturen, Fresken und Kleinkunst. dass sie also solche bezeichnet werden, ist jedoch ein Anachronismus, denn zur Zeit ihrer Entstehung galten Malerei und Bildhauerei nicht als Kunst, sondern als Handwerk, ihre Erzeugnisse als Produkte von Handwerkers, nicht aber Künstlern. Das Theater war bereits weit entwickelt und geachtet, aber wesentlich Bestandteil kultischer Handlungen. Als freie Künste wurden in der Antike jene Kenntnisse und Fähigkeiten bezeichnet, die einem freien Mann - nicht aber einem Sklaven - zur Verfügung stehen sollten. Martianus Capella (um 400 vor Christus) hat insgesamt sieben Künste in zwei Gruppen eingeteilt: das Trivium beinhaltete Grammatik, Dialektik und Rhetorik; das Quadrivium umfasste Geometrie, Arithmetik, Astronomie und Musik. Von den Schönen Künsten im modernen Sinn war also allein die Musik in der Antike eine anerkannte Kunst. Im Hellenismus wurden allerdings auch die Medizin und die Architektur zu den freien Künsten gezählt. Niederes Handwerk waren dagegen die mechanischen Künste, die mit der Hand ausgeführt werden mussten, worunter eben auch die Malerei und die Bildhauerei fielen. Der Antagonismus von Kunst, die vorwiegend aus dem Geist entsteht, und Kunst, die manuell gefertigt werden muß, wird sich in der Bildenden Kunst über 2.000 Jahre immer wieder anders manifestieren, vom Paragone in der Renaissance (dem Wettstreit der Kunstgattungen, welche die edelste von allen sei) über den deutschen Idealismus des 18. Jahrhunderts und seinem Anteil am modernen Kunstbegriff (der technisches Können nur noch als banales Werkzeug des Künstlers begreift, seiner Idee Ausdruck zu verleihen) bis hin zur Konzeptkunst der 60er Jahres des 20. Jahrhunderts, die die künstlerische Idee gänzlich vom ausgefügten Artefakt entkoppelt. Mit den Umbrüchen der Völkerwanderungszeit löste sich das antike Kunstleben in Europa so gut wie auf. Der mittelalterliche Kunstbegriff übernimmt jedoch das Schema der mechanischen Kunst wie der freien Kunst, der freien Künste des (philosophischen) Grundstudiums, die in den drei großen Fakultäten Theologie, Jurisprudenz und Medizin vorausgesetzt werden. Der bildende Künstler ist nach wie vor Handwerker und in Zünften wie alle anderen Berufe organisiert. Als Individuum tritt er selten in Erscheinung. Die Signatur eines Werkes in nicht üblich. Auftraggeber für fast alle künstlerischen Produktionen � Malerei, Bildhauerei, Musik, Theater - ist die Kirche. In geringerem Maße lässt sich auch der feudale Adel Auftragsarbeiten liefern. Es entstehen profane und sakrale Ausdrucksformen, Bildtypen, Musikformen und anderes. Vertrat man in der Antike noch ein naturalistisches Menschenbild und versuchte, die Natur möglichst gut nachzuahmen, so definierte sich Schönheit im Mittelalter über den geistigen / religiösen Gehalt einer Darstellung, wie er von den Scholastikern als Schönheit Gottes erkannt wurde, die sich in der Kunst wiederspiegeln sollte. Der Stellenwert der bildenden Kunst und die Arbeit des Künstlers ändern sich in der Neuzeit mit dem Übergang zu einer bürgerlichen Gesellschaft. Wo vorher meist im Auftrag von Kirche und Adel Werke geschaffen werden, wächst mit dem gebildeten Kunstsammler ein neuer Rezipiententyp heran. Dieser Prozeß beginnt zuerst in Italien mit der Frührenaissance und setzt sich ab der Mitte des 15. Jahrhunderts in ganz Europa fort. Die Städte erstarken und mit ihnen die Kaufleute, die ihre neue Stellung in der Feudalgesellschaft mit Kunst demonstrieren. Der Künstler emanzipiert sich, entdeckt sich als Subjekt und schafft Werke, deren Hauptzweck nicht mehr die Vorstellung eines Glaubensinhalts oder der Macht eines Fürsten ist, sondern die fachkundige Debatte über Entwurf, Ausführung und Könnerschaft. Künstler wird Beruf. So entstehen hoch komplexe ikonographische Bild- und Architekturprogramme, die zu enträtseln eine Aufgabe für das Kunstpublikum ist. Es entsteht eine neue literarische Gattung: Ekphrasis, Kunstliteratur, Schreiben über Künstler und Kunst, und Betrachtung (?Kunstgenuss) als Bestandteil der künstlerischen Intention. Der nunmehr autonome Künstler denkt über seine Rolle nach, was in der bildenden Kunst im Paragone öffentlich gemacht wird. Die ?Wiedergeburt�, die im Begriff Renaissance angesprochen wird, bezieht sich auf die erneute Anknüpfung an die klassische Antike, auf deren Menschenbild und Naturbegriff die Kunstproduktion aufbaut. In der Musik und Literatur blühen profane Werke. Die Reformation forciert die Schwächung der römisch � katholischen Kirche als wichtigstem Auftraggeber der Künstler, was auf dem Konzil von Trient mit einem ausführlichen Gegenkonzept beantwortet wird. Die Notwendigkeit einer katholischen Gegenreformation legt den Grundstock für die Explosion der künstlerischen Produktion in Musik und Bildender Kunst im Barock. In der zweiten Hälfte des 18. und am Anfang des 19. Jahrhunderts, im Zeitalter der Aufklärung, begannen die gebildeten Kreise Gemälde, Skulpturen, Architektur sowie Literatur und Musik als Kunst im heutigen Wortsinn zu diskutieren. Themenverbindend wurde die Ästhetik in Abgrenzung zum Häßlichen als Kategorie zur Qualifizierung von Kunstwerken begründet. Freiheit wurde zum Ideal für Politik, Wissenschaft sowie für die sich allmählich als eigenständige Bereiche herausbildenden Literatur und Musik. Der handwerkliche Aspekt künstlerischen Schaffens verlor an Bedeutung. Mit dem deutschen Idealismus stand die Idee über dem Artefakt. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für diesen Prozeß war die durch die beginnende Industrielle Revolution beschleunigte Säkularisation. Die Differenzierung zwischen Literatur und Kunst war das Ergebnis der kurz zuvor begonnenen Literaturdiskussion, die sich nicht mehr mit allen geistigen Arbeiten befasste, sondern Romane, Dramen und Gedichte als Literatur in einem gewandten Wortsinn zusammenfaste. Im Bestreben, ein größeres Publikum anzusprechen, wurde der Terminus Kunst zunächst auf Gemälde und Skulpturen verengt, auf Gegenstände, die in den Zeitungen und Zeitschriften - den Journalen, die es seit dem frühen 18. Jahrhundert gab, vorgestellt und beurteilt wurden. Es entstand ein verbreitetes Rezensionswesen. Die Begriffe Werk, Original und Genie als Ausdrucksformen der Individualität des Künstlers wurden durch Kant geprägt. Man unterschied zwischen inneren und äußeren Bildern. Innere Bilder waren beispielsweise Sprache, Vorstellungen und die Ideen, äußere hingegen Einrichtungsgegenstände, Bauwerke oder handwerklich gefertigte Produkte. Dem Freiheitsgedanken gemäß ist der bildende Künstler nicht mehr einem Auftraggeber verpflichtet, sondern produziert unabhängig für einen neu entstehenden Kunstmarkt. Damit wandeln sich zum einen die Themen, die statt religiöser und mythologische Motive, Porträt und Allegorie nun beispielsweise auch Schilderungen aus der Arbeitswelt des aufkommenden Industriekapitalismus umfassen. Zum anderen entwickeln sich individuelle Stile, die nicht zuletzt als Markenzeichen, modern gesprochen als Marketinginstrument der konkurrierenden Künstler dienen. Auch Komponisten wie Mozart verabschieden sich aus festen Anstellungen bei weltlichen oder kirchlichen Fürsten. Diese neue Freiheit ist mit entsprechenden Risiken verbunden. Das romantische Bild des verarmten Künstlers - verbunden mit dem Geniebegriff � sind die Folgen. Die Aufklärung bereitete den Kunstbegriff der Moderne vor. Emanzipierte sich am Ende des Mittelalters der Künstler zum autonomen Subjekt, so emanzipierte sich am Ende des barocken Feudalismus das Kunstwerk selbst und wurde autonom. Im Zeitalter von Maschinen, Arbeitsteilung und Automatisierung veränderte sich der Status von handwerklicher Tätigkeit in der Kunst. Kunst existiert nun nicht mehr in Funktionszusammenhängen, sondern allein aus sich heraus. Die in Funktionszusammenhängen verbleibenden Kunstformen konstituieren sich unter dem neuen Oberbegriff Angewandte Kunst für das Kunstgewerbe. Waren in der Stilkunde bisher mit den Stilepochen-Bezeichnungen nachträglich dem jeweiligen Kunstschaffen angehängte Termini, so prägen nun Künstler programmatisch oder ihre diskursiven Gegen- und Mitspieler - die neue Gruppe der Kunstkritik - selber ihre Kategorien. Es entstehen zahllose, zum Teil parallele Ismen als einem Begriff von Stil statt einem Konzept von Epoche. Mit dem Beginn der Moderne beginnt zugleich der Antagonismus der Gegenmoderne. Waren bis zur Aufklärung die Adressaten für Kunst nur ein sehr kleiner Kreis (der Klerus, der Adel, das reiche Bürgerturm), so erweiterte sich das Publikum mit der Entstehung des frei zugänglichen Kunstmarktes, den zu seiner Förderung veranstalteten öffentlichen Ausstellungen (Salons) und den in der Presse eröffneten Debatten über Kunst, der massenhaft verlegten Literatur usw. beträchtlich. Zugleich konzentrierte sich die künstlerische Auseinandersetzung sowohl in bildender Kunst wie der Musik und Literatur immer stärker auf die Untersuchung der eigenen Entstehungsbedingungen. In dem Maße, in dem sich die Kunst selbst thematisierte (Metakunst), verlor sie das Interesse der breiten Schichten, denen sie als Avantgarde eigentlich vorangehen sollte. Blieben zuvor Konflikte um Kunst intern und waren beispielsweise patriotischer Natur oder eine Frage des Geschmacks, so verweigern sich nun ganze Teile der Gesellschaft der Kunst ihrer Zeit die Akzeptanz. Es entwickelt sich eine Gegenmoderne, die sich ihre eigenen Ausdrucksformen sucht, unter anderem im rückwärtsgewandten Kitsch und im Anachronismus, in verschiedenen Neoklassizismen oder in der aktiven Diffamierung der Moderne. Einen Höhepunkt erreicht diese Diffamierung im Nationalsozialismus, der mit dem Schlagwort Entartete Kunst die Klassische Moderne im ganzen zu treffen suchte: durch Berufsverbote, höhnische Präsentationen bis hin zur physischen Vernichtung. Ab November 1936 wurden nach und nach alle Abteilungen der Kunst des frühen 20 Jahrhunderts in den deutschen Museen aufgelöst. In der Sowjetunion entstanden in den 20er Jahren die noch als revolutionär empfundene Avantgarden Konstruktivismus und Suprematismus, mit Beginn des Stalinismus gewinnt der anti-moderne Reflex die Überhand und führt zum Sozialistischen Realismus in Literatur, bildender Kunst und Musik Die postmoderne Anschauung von Kunst stellt zum Teil die Ideen von Freiheit, Originalität und Authentizität wieder in Frage, setzt bewusst Zitate anderer Künstler ein und verbindet historische und zeitgenössische Stile, Materialien und Methoden und unterschiedliche Kunstgattungen miteinander. Kunstbetrieb und Ausstellungsorte werden mit einer Metaebene aus hinterfragt. Die Grenzen zwischen Design, Popkultur und Subkultur einerseits und Hochkultur andererseits verschwimmen. Zeitgenössische Kunst, Kunst der Gegenwart und ähnliche Sammelbegriffe fassen gegenwartsbezogene Kunst nur sehr allgemein. Der Begriff Künstlerische Avantgarde ist für die seit Beginn der Postmoderne entstehende Kunst überholt, da es in offenen Gesellschaften und Kulturen eine allgemeinverbindliche Richtung für eine Vorhut oder für Vorreiter geben kann. Daher wird der Begriff ?zeitgenössische Kunst - auch zur Umschreibung für künstlerische Arbeiten oder Handlungen benutzt, die in der Gegenwart etwas so wahrnehmbar machen, dass sie kulturell bedeutend in die Zukunft wirken. In diesem Sinne freie und zeitgenössische Kunst ignoriert scheinbar alle Bedingungen, akademische Regeln und Einteilungen, alle Kunststile, Kunstsparten und kulturelle Grenzen, während sie sich gleichzeitig die Freiheit nimmt, sie je nach künstlerischem Bedarf zu reflektieren, zu bearbeiten und zu nutzen. Derartige Kunst repräsentiert ein selbstbestimmtes System Kunst, das sich allmählich dem selbstbestimmten System Wissenschaft im Laufe der Industrialisierung herausgebildet hat. Zeitgenössische Kunst als global und interkulturell funktionierendes System vereint die Ursprünge in verschiedenen Kulturen, Kunstgeschichte zum theoretischen Fundament von Kunst, wobei für die abendländische Kunsttradition die antike griechische Philosophie als historische Basis besonders bedeutend bleibt. Auch zeitgenössische Kunst lässt herkömmliche Einteilungen, wie Malerei, Bildhauerei, Tanz, Musik, Theater durchscheinen, zeichnet sich jedoch gerade durch ihre Thematisierung in Frage Stellung, Überwindung, Erweiterung, interdisziplinäre Integration und Ironisierung aus. Heute stehen Fotographie und Performance neben Malerei und Theater, während die Medienkünste sich ohnehin so verorten, wie es jeweils mediengerecht und sachdienlich ist. Ähnlich wie in der Wissenschaft erschließt sich das umfassende Verständnis der möglichen Bedeutungen von Werken und Arbeiten oft erst durch eingehende Beschäftigung mit dem künstlerischen Gegenstand. Es wird in den verschiedenen Kontexten interpretiert, die sich je nach Betrachter und Leser, je nach Publikum und den in das Geschehen Einbezogenen sowie � je nach Interessen der Kritiker und anderen professionellen Vermittlern � wandeln und unterscheiden. In der Kunsttheorie wird der zeitgenössische Kunstbegriff intensiv diskutiert. Sie stellt dabei sowohl den Künstler, den Rezipienten, den Kunstmarkt oder das Kunstwerk selbst ins Zentrum der Untersuchung. Im Zuge der Globalisierung findet einerseits ein vermehrter Dialog verschiedener Kunstrichtungen in aller Welt als Weltkunst statt. Andererseits wurden regionale Unterschiede tendenziell nivelliert. Als Gegenbegriff entsteht der Begriff ethnische Kunst. Mit der Frage, welche biologischen Grundlagen das Kunstbedürfnis des Menschen hat bzw. welche psychologischen, soziologischen, ökonomischen und politischen Funktionen Kunst für den Menschen und die Gesellschaft hat, beschäftigen sich die Biologie, die Kunstsoziologie, die Psychologie, die Rechtswissenschaft und die Kulturwissenschaften im allgemeinen. Die rasante Entwicklung der Biowissenschaften führte dazu, dass auch höhere kognitive Leistungen des Menschen in den biologischen Disziplinen untersucht werden. Davon sind auch das künstlerische Gestaltungsbedürfnis und die ästhetischen Empfindungen nicht ausgenommen. Biologische Untersuchungen mit Bezug auf die Kunst finden insbesondere in der Evolutionstheorie und der Neurowissenschaft statt. In der Evolutionsbiologie werden Verhaltensweisen in der Regel über einen Selektionsvorteil erklärt. Konkret heißt das, dass kunstbetreibende und kunstschätzende Menschen mehr Nachkommen zeugten müssten als die anderen. Ein derartiges Erklärungsmuster scheint in Bezug auf Kunst nicht unmittelbar einsichtig. Dennoch finden sich Kunstformen in allen historischen Epochen und Kulturbereichen, was darauf hinweist, dass ein Kunstbedürfnis biologisch gegeben und nicht allein ein Ergebnis sozialer Prägung ist. Für die biologische Verankerung des Kunstbedürfnisses können mehrere Erklärungen angeboten werden. Am wahrscheinlichsten ist die Kunst als Auswahlkriterium für die Partnerwahl. Die menschliche Evolution ist durch eine Zunahme des Gehirnvolumens und damit der kognitiven Fähigkeiten geprägt. Die Fähigkeit, Kunst zu produzieren, ist ein von außen erkennbarer Hinweis auf einen kreativen Kopf, der auch in anderen Problemfeldern zu kreativen Lösungen kommen kann. Künstler empfehlen sich durch ihre Kunst demzufolge als besonders intelligente Geschlechtspartner. Außerdem haben Menschen, die Zeit für Kunst hatten, keine Probleme, die täglichen Bedürfnisse nach Nahrung und Sicherheit zu stellen: Wer neben dem Alltag noch Reserven für primär sinnfreie Tätigkeiten wie Kunst hat, stellt damit seine Überlebensfähigkeit dar. Der Mensch als soziales Wesen hat viele Mechanismen entwickelt, seine sozialen Gemeinschaften zu stärken. Auch die Kunst kann als Spender gruppenspezifischer Traditionen und Werte menschliche Gemeinschaften stützen. Eine andere Hypothese geht davon aus, dass das Kunstbedürfnis ein Nebenprodukt der Entwicklung anderer überlebensrelevanter, kognitiver Leistungen ist. Die Vorteile dieser kognitiven Fähigkeiten müssten demzufolge die Nachteile des Kunstbedürfnisse (Zeit, Material) übersteigen. Eine Bestätigung soziobiologischer Theorien durch Experimente ist nicht durchführbar, da Kreuzungsexperimente mit Menschen ethisch nicht vertretbar sind. Die Theorien müssen deshalb spekulativ bleiben. Insbesondere die Abgrenzung zum Kunstbedürfnis als Produkt der kulturellen Evolution ist schwierig. Ein anderer Aspekt der biologischen Erforschung des Kunstbedürfnisses stützt sich auf die Neurowissenschaften. Ein höchst grob realisierbares Projekt ist dabei die Zuordnung künstlerischen Schaffens zu neuronalen Prozessen. Zwar werden bei verschiedenen kognitiven Prozessen unterschiedliche neuronale Areale aktiv, allerdings ist eine feste Zuordnung nicht möglich. Neuronale Aktivität ist grundsätzlich auf verschiedene Gehirnregionen verteilt. Zudem werden die gleichen Regionen bei sehr unterschiedlichen kognitiven Leistungen aktiv. Hinzu kommt die enorme Heterogenität künstlerischer Aktivität. Sie führt dazu, dass sich allenfalls einzelne künstlerische Leistungen mit neuronalen Prozessen korrelieren lassen. Sigmund Freud sah in der Kunst - wie auch generell in jeder Tätigkeit, die nach Schöpfung oder Machtgewinn strebt - den Versuch, den Trieb der Libido auf nicht-sexuelle Weise zu kompensieren. In demokratischen Ländern ist das Recht auf Kunstfreiheit in der Verfassung verankert oder im Rahmen der Meinungsfreiheit garantiert. In zahlreichen anderen Staaten wird die Kunstausübung reglementiert und / oder zu Propagandazwecken instrumentalisiert. In Diktaturen wird Kunst häufig gezielt dazu eingesetzt, das jeweilige Regime zu stabilisieren. Freier künstlerischer Ausdruck wird einer Zensur unterworfen und ist Repressionen ausgesetzt. Teilweise werden die staatlichen, sozialen oder religiösen Anforderungen insoweit verinnerlicht, dass der Künstler von sich aus affirmative Werke produziert (Schere im Kopf). Dieser Text ist der Internetenzyklopädie Wikipedia entnommen. Für mich ist er sehr interessant, gibt er doch einen guten geschichtlichen Überblick über die Kulturgeschichte des Kunstbegriffs. Der Kunstbegriff wird hier aber auch sehr einseitig betrachtet, nämlich aus der Sicht des Künstlers. Die Kunst zwingt den Künstler mit der Beschäftigung mit sich selbst. Und das in mehrfacher Hinsicht. Welchen Zweck hat meine Kunst? Abhängig vom Zweck (z. B. moralische Erbauung, Unterhaltung, Kommentar, Diskussion eines Themas) kommt die Frage auf, wie ich ihn umsetze. Welche Medium setze ich ein? Welches Motiv wähle ich? Eng damit verbunden ist auch die Frage nach der eigenen Begabung. Die Kunstlehrer in der Schule bestätigten mir persönlich, keinen geraden Strich zeichnen zu können. Warum soll ich mich also mit der Malerei herumplagen. Oder? Der Gedanke, die moderne Malerei satirisch zu bearbeiten, eröffnet mir die Möglichkeit, mit Lineal und Zirkel, Buntstiften und Bleistift ?Bilder / Zeichnungen herzustellen. Bin ich also auch ein Zeichenkünstler? Fehlende technische Möglichkeiten verhindern, dass ich meine Zeichnungen hier zeige. Eine Frage taucht hier aber auf: Hat sich die Kunst vom Können gelöst? Der Bildhauer muß heute nicht mehr unterschiedliche Materialien bearbeiten können. Der Maler muß nicht mehr figürlich arbeiten können. Der Sänger muß nicht mehr die Töne treffen können; Computerprogramme können Fehler ausbügeln. Hie verwischen Grenzen. Der Grund dafür erscheint einfach. Nicht das Kunstwerk steht im Vordergrund, sondern seine Vermarktung. Das Kunstwerk wird zur Materialisierung einer Idee. Kann der Künstler gut reden und sich selbst gut vermarkten, kann auch ein Stück Holz zum Kunstwerk werden. Liefert er verbale Kaufanreize, ist ihm der Erfolg sicher. Dies wirft eine andere wichtige Frage auf. Welchen Stellenwert genießt die Kunst? Welche Bedeutung misst ihr die Gemeinschaft bei? Kommunale und regionale Kulturförderung ist nicht umsonst zu haben. Sie kostet Steuergelder. Dafür kann sich die Gesellschaft mit einem reichhaltigen Kulturleben schmücken. Es gibt Museen, Oper, Theater und Musicals. Kirchen kommen im nichtstaatlichen Bereich hinzu. Kunstbezogene Bildungsstätten können ein Auffangbecken für talentierte, aber arbeitslose Künstler sein. Bühnen und Museen in privater Hand kann man dagegen mit der Lupe suchen. Sie sind zu wirtschaftlichem Erfolg oder staatlichen Zuschüssen verdammt. Man kann diese Verstaatlichung der Kunst über ein Grundübel moderner Kunst halten. Kunst wird für öffentliche Einrichtungen produziert. Die Frage, was dem Betrachter / Kunden / Konsumenten gefällt - wofür er Geld ausgeben würde -, wird erst gar nicht gestellt. Unangenehme Begleiterscheinung: Der Steuerzahler wird bei Neuanschaffungen nicht gefragt. Die öffentlich geförderte Kunst meint, sie wäre Selbstzweck und ihrem Geldgeber keine Rechenschaft schuldig. Fehlende Besucher und leere Kassen sind bislang kein Grund, die eigene Einkaufspolitik (der Museen usw.) bzw. die eigene Produktion (der Künstler) zu überdenken. Wie nehme ich Kunst wahr? Diese Frage sei hier erlaubt. Natürlich entscheidet ganz profan mein Geschmack darüber, was ich mir zu Gemüte führe und welche Kunst ich mag. Natürlich ist dies eine subjektive Sache. Natürlich hat auch die Kunst, die ich nicht mag, ihre Existenzberechtigung. Mein Geschmack hilft mir bei der Entscheidung, wie ich meine Zeit verbringe und wofür ich mein Geld ausgebe. Auch die Entscheidung, mich ganz vom Kulturleben abzuwenden und andere Schwerpunkte in meinem Leben zu setzen, ist möglich und erlaubt. Mein Geschmack verhindert, dass es einen verbindlichen Kriterienkatalog gibt, der festlegt, wann Kunst gut oder schlecht ist. Da sich der Geschmack ändern kann, kann sich natürlich auch die Wahrnehmung der Kunst verändern. Was heute modern ist, ist morgen vertraut. Was heute spannend ist, ist morgen altbacken und langweilig. Der eigene Geschmack entscheidet also mit, was Kunst ist. Kunst ist also nicht beliebig. Der Künstler kann noch so gut reden: Die Tomate, die auf die Leinwand geworfen wird, ist erst dann Kunst, wenn sie sich zur Satire entmaterialisiert hat. Welchen Wert besitzt Kunst? Der Touristiker wird behaupten: Kunst ist ein Grund, zu mir zu kommen. Der Wirtschaftsförderer kann sagen: Kunst ist ein Wirtschaftsfaktor, mit dem Geld verdient wird. Der (idealistische?) Künstler wird behaupten: Kunst ist Selbstzweck und steht für sich selbst. Der Philosoph sagt: Kunst ist ein Kulturgut. Die Antworten machen deutlich: Kultur besitzt den Wer, den man ihr zumisst. Das beinhaltet, dass der Betrachter ein Kunstwerk auch also solches erkennt (die Fettecke von Beuys lässt grüßen). Erst wenn ich ein Kunstwerk also solches erkenne, kann die Interpretation erfolgen. Das Erkennen ist Voraussetzung der Interpretation. Die Interpretation kann dann zu Wertzumessung führen. Wobei der Wert ?Privatvergnügen / Hobby ja auch schon einen Wert darstellt. Andreas Rüdig |