Buchbesprechungen  
April - Mai 2008

Gemischte Werke -  Buchbesprechungen über Duisburg bzw. Stadteile: DU-speziell

Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft; Reclam Verlag Stuttgart 1966; 1011 Seiten; ISBN: 3-15-006461-9

Die Kritik der reinen Vernunft (KrV) ist das erkenntnistheoretische Hauptwerk des deutschen Philosophen Immanuel Kant. Der Königsberger Philosoph schrieb die KrV als erste seiner drei ?Kritiken. Es folgten die Kritik der praktischen Vernunft und die Kritik der Urteilskraft. An die KrV schließen zudem die Prolegomena von 1783 an. Die Kritik der reinen Vernunft erschien in erster Auflage im Jahr 1781.

Zur Entstehung des Werkes

Die Kritik der reinen Vernunft stellt einen grundlegenden Wendepunkt in der Philosophie Immanuel Kants dar. In seinen frühen Jahren war er, geprägt durch seine Lehrer an der Universität, Rationalist. In dieser Zeit beschäftigte er sich stark mit naturwissenschaftlichen Fragen und der Physik Isaac Newtons. Sein frühes Hauptwerk ist die Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels, in der er eine auch von Astronomen anerkannte Theorie über die Entstehung des Planetensystems und des Kosmos entwickelte, die über hundert Jahre als die Kant-Laplace-Theorie Aktualität hatte. Je mehr sich Kant auch mit metaphysischen Themen befaßte, umso mehr sind wachsende Zweifel an der Position des Rationalismus erkennbar. Sein Interesse galt weniger der Entwicklung eines Systems, sondern vor allem der Aufklärung, weshalb man in ?der Metaphysik durchaus analytisch verfahren müsse, denn ihr Geschäfte ist in der That, verworrene Erkenntnisse aufzulösen. Während Kant bis zu seiner Dissertation für die Professur (Von der Form der Sinnen- und Verstandeswelt und ihren Gründen, 1770, original in Latein) regelmäßig eine große Anzahl von Schriften veröffentlicht hatte, unterbrach er bis auf wenige Ausnahmen seine schriftstellerische Tätigkeit für einen Zeitraum von zehn Jahren.

Zunächst wollte Kant nur seine Dissertation für eine Veröffentlichung überarbeiten. Doch je tiefer er sich mit den erkenntnistheoretischen Fragen befaßte, umso mehr mußte er seine vorhergehenden Positionen überarbeiten und umso mehr verzögerte sich die Veröffentlichung. Anlaß hierfür war wohl die skeptische Position Humes.

Am Ende dieser Neuorientierung konnte Kant das Buch ?innerhalb etwa 4 bis 5 Monaten, gleichsam im Fluge niederschreiben.Doch nach seiner Veröffentlichung war die Reaktion auf das Buch zunächst sehr verhalten. Allgemein wurde die Schrift als dunkel und unverständlich eingestuft. Allmählich nahm die Rezeption zu und mit Erscheinen der zweiten, stark überarbeiteten Auflage der Kritik der reinen Vernunft im Jahre 1787 wurde Kant zum führenden und meistdiskutierten Philosophen seiner Zeit, der auch bald im Ausland Aufmerksamkeit erzielte. Das Werk wurde 1827 von der katholischen Kirche auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt.

Unterfangen der Kritik

Kant hielt seine Vorlesungen zur Metaphysik nach dem Lehrbuch von Alexander Gottlieb Baumgarten, einem Schüler der rationalistischen Schule von Christian Wolff. Zurückgehend auf Descartes, Spinoza und Leibniz vertraten die Rationalisten die Auffassung, daß alle Erkenntnis Vernunfterkenntnis ist. Sinnliche Erfahrung ist dunkel und wird erst durch die Vernunft geordnet und erhellt. Was Wirklichkeit und Wahrheit ist, kann man erst durch die Vernunft erkennen.

Die Grundthese des Empirismus, wie sie in der Tradition von Bacon und Hobbes vor allem von John Locke vertreten wurde, besagt hingegen, dass alle Erkenntnis von der sinnlichen Erfahrung ausgeht. Das menschliche Denken ist durch die Sinnesdaten bestimmt und auch alle Reflexionen, alle Ideen und Begriffe beruhen auf Erfahrung.

Kant suchte diesen unversöhnlich erscheinenden Konflikt zu lösen. Hierzu kritisierte er zunächst die beiden gegensätzlichen Grundpositionen. Dem Rationalismus hielt er entgegen, daß die Sinne eine eigenständige Erkenntnisquelle seien. Sie lieferten das Material, ohne das eine Erkenntnis überhaupt nicht möglich wäre. Andererseits hielt er den Empiristen vor, daß auch der Empirismus bereits eine Theorie sei, die sich so nicht in den Sinnen finden läßt. Kant erschien es daher notwendig, daß Erkenntnis erst entsteht, wenn Sinnesdaten im menschlichen Verstand verarbeitet werden. Erst die Einheit aus Sinnen und Verstand führe zu Erkenntnis. Diese Grundeinsicht hat Kant plakativ formuliert:

?Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind.

Dabei ist es nach Kant zuerst der Verstand, der die Erscheinungen für sich formt und konstruiert. Dazu wählt er die für seine Handlungs- oder Denkschemata geeigneten oder notwendigen Reize aus. Ohne Tätigkeit des Verstandes wären alle sinnlichen Empfindungen bloße unstrukturierte ?Data. Bezogen auf den Verstand formuliert Kant: alle seine Vorstellungen und Begriffe sind bloss seine Geschöpfe, der Mensch denkt mit seinem Verstand ursprünglich, und er schafft sich also seine Welt.

So ist auch die Organisation und der Zusammenhang, wie die Natur dem Menschen erscheint, nicht von dieser vorgegeben, sondern davon abhängig, wie sie durch den Erkenntnisapparat verarbeitet wird:

?Die Ordnung und Regelmäßigkeit an den Erscheinungen, die wir Natur nennen, bringen wir selbst hinein, und würden sie auch nicht darin finden können, hätten wir sie nicht, oder die Natur unseres Gemüts ursprünglich hineingelegt."

Kants KrV liefert nicht nur eine neue Erkenntnistheorie, sondern klärt auch das Verhältnis des Erkenntnisvermögens zur Logik, Mathematik, zu den Naturwissenschaften sowie zur Metaphysik und Ontologie. Als Methodenlehre ist sie zugleich Ausgangspunkt des Kritizismus. Sie ist eine ?Propädeutik, welche das Vermögen der Vernunft in Ansehung aller reinen Erkenntnisse a priori untersucht [...]." Die Ergebnisse aus der KrV wurden zur Grundlage von Kants Ethik, in der Ästhetik, aber auch in der Geschichts- und Religionsphilosophie.

Zum Inhalt des Buches

Bedeutung des Titels ?Kritik der reinen Vernunft

* ?Kritik ist nicht als Beanstandung, Tadelung oder Herabwürdigung zu verstehen, sondern im ursprünglichen Sinn des griechischen Wortes ?krinein (scheiden, unterscheiden, urteilen) als Analyse, Sichtung und Überprüfung im weitesten Sinne. Vor allem bedeutet hier ?Kritik eine Grenzziehung zwischen dem Wissbaren und dem Unwissbaren.

* Der Genitiv ?der kann als genitivus objectivus wie als genitivus subjectivus gelesen werden. Kant verstand seine Untersuchung in der Tat als eine Kritik an der und durch die reine Vernunft. Als oberstes Erkenntnisvermögen kann sich die Vernunft einer Selbstkritik unterziehen. Die reine Vernunft kann sich selbst zum Gegenstand machen. Kant spricht vom ?Gerichtshof der Vernunft (B779), vor dem die Vernunft Kläger, Angeklagter und Richter zugleich ist.

* Die ?reine Vernunft umfaßt nach Kant die Erkenntnisfähigkeit des menschlichen Denkens, ohne auf schon vorhandene sinnliche Erfahrung zurückgreifen zu müssen. Rein ist das Vernunftvermögen, wenn es vor und unabhängig aller Erfahrung ist. Für die reine Vernunft gibt es außer den Gesetzen der Logik keine Beschränkung. Die Gesetze der Logik aber garantieren nur logische, nicht aber inhaltliche Widerspruchsfreiheit.

* Der Erkenntnisapparat des Subjektes im Sinne der ?Kritik der reinen Vernunft umfasst
o die Sinnlichkeit als das Vermögen der Anschauung,
o den Verstand als das Vermögen, Anschauungen unter (einfache) Begriffe zu bringen, sowie
o die Vernunft im Allgemeinen als das Vermögen, die Verstandeserkenntnis zu ordnen, als das Vermögen nach Prinzipien zu denken.

Damit bedeutet der Buchtitel: Überprüfung der Möglichkeiten der Erkenntnisfindung ohne Verwendung der Erfahrung und Beschränkung der Erkenntnis auf das ihr Zugängliche. Oder wie Kant es ausdrückt: ?Was sind die Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis?

Aufbau der Kritik der reinen Vernunft

Nach einer Vorrede, die Kant in der zweiten Auflage völlig neu faßte, erfolgt eine Einleitung, in der wesentliche Grundbegriffe geklärt werden. Das Hauptwerk gliedert sich in zwei Teile, die Elementarlehre und die deutlich kürzere Methodenlehre. Die transzendentale Elementarlehre enthält die Auseinandersetzung mit den Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis. Entsprechend der zwei Stämme der menschlichen Erkenntnis ist sie zweigeteilt. Der erste Teil, die transzendentale Ästhetik, ist eine Theorie der sinnlichen Wahrnehmung. Der zweite Teil, die transzendentale Logik, befaßt sich mit den Verstandesleistungen, die der Mensch zur Erkenntnis benötigt und über die er verfügt. Die transzendentale Logik ist ihrerseits wiederum zweigeteilt. Die transzendentale Analytik ist eine Theorie des Denkens, in der Kant die Kategorien, Schemata und Grundsätze herausarbeitete, die für das menschliche Urteilsvermögen grundlegend sind. Am Ende des Abschnitts diskutierte er die Grenzen der menschlichen Vernunft. Den Gegenpol bildet die transzendentale Dialektik, in der Kant aufzeigte, wie die nach Erklärung des Unbedingten strebende Vernunft in einen dialektischen Schein gerät, indem sie reine Gedankendinge verdinglicht. Auch wenn die Vernunft nach immer weiterer Erkenntnis strebt, sind die Fragen nach der Unsterblichkeit, nach Gott und nach der Freiheit mit den Mitteln der Vernunft nicht zu beantworten. Diese Begriffe sind transzendentale Ideen ohne jede empirische Anschauung. Jeder Versuch, Erkenntnisse über sie zu gewinnen, endet notwendig im transzendentalen Schein. Da aber auch niemand zeigen kann, daß es sie nicht gibt, ist der Mensch berechtigt, sie als regulative Ideen aufzufassen und zum Leitprinzip seines praktischen Lebens zu machen. Die transzendentale Methodenlehre befaßt sich mit Fragen, wie mit den Erkenntnissen der Elementarlehre umzugehen ist. Auf welche Weise ist der Kritizismus in der Philosophie einzusetzen und welche Bedeutung haben die regulativen Ideen für das praktische Leben?

Soweit zum theoretischen Hintergrundwissen, wie es auch im Internet nachzulesen ist. Doch wie sieht die Praxis aus? Kann man das Buch einem modernen Leser von heute zumuten?

Philosophie ist keine leichte Kost, die man "mal eben so" auf dem Weg zur Arbeit oder vor dem Schlafengehen genießen kann. Dies gilt auch und besonders für dieses Buch. Es ist sehr umfangreich. Die Sprache wurde vom 18. ins 20. Jahrhundert übertragen, so daß sie eigentlich modernen Zeitgenossen verständlich sein müßte. Doch oh wehe! Allein schon die langen, verschachtelten Sätze und die theoretisch - abstrakte Fachterminologie der Philosophie machen es dem unbedarften Leser (wie mir) schwer, sich in die Gedankenwelt Kants einzufinden. Ohne Sekundärliteratur, die Entstehung, Inhalt und wissenschaftlicher Beschäftigung mit dem Buch leicht verständlich erklären, ist der Laie schnell überfordert.

Ich gestehe: Ich habe das Buch quergelesen. Allein schon die vielen Fußnoten sind für mich abschreckend. Eine leicht verständliche, populärwissenschaftliche Philosophie, die den Alltag erklärt und es mir ermöglicht, mich im täglichen Leben zurechtzufinden, reicht mir eigentlich. Der vorliegende komplizierte Text widerspricht dem eigentlich.

Kant gehört sicherlich zu den Klassikern des deutschen Geisteslebens. Man muß aber viel Zeit, Geduld und vor allem aber eine riesige Liebe zur Philosophie mitbringen, wenn man dieses Buch komplett lesen möchte.

Arbeitsgemeinschaft Architektur Ruhrgebiet (Hrsg.): Architektur in Duisburg; Mercator - Verlag 1994; 184 Seiten; ISBN: 3-87463-214-8

Diese Dokumentation soll ein Wegweiser sein zu Bauten, die auch besichtigt werden können. Nicht mehr existierende oder verfallende Gebäude wurde nicht in das Buch aufgenommen; ein Beispiel: Erich Mendelsohns Umbau des Kaufhauses Colen & Epstein fehlt, da der Bau abgerissen wurde. Die ästhetisch - formale Ausgewogenheit undn der städtebauliche Entwurf, der einzelne Häuser als Beispiel für ganze Siedlungen auftauchen lässt, waren weitere Aufnahmekriterien, die dazu führten, dass ein Gebäude aufgenommen wurde.
Das Ergebnis: Kirchen gehören zu den Gebäuden, die beschrieben werden, genauso wie Schulgebäude, Handels- und Industriegebäude oder Privatwohnungen. Alle Duisburger Stadtteile werden hier berücksichtigt. Burkhard Biella, Sabine Haustein und Jutta Hinze heißen die Autoren dieses Buches; Schwarzweiß-Fotos und Zeichnungen ergänzen die Texte.
Und was ist von dem Buch als ganzem zu halten? Sachlich - neutral, kurz und dennoch informativ sind die Texte gehalten. Sie beschränken sich auf das Wesentliche. Hier werden keine langatmigen Geschichten erzählt, die doch niemanden interessieren. Obwohl - an manchen Stellen komm' ich doch ins Grübeln. Sehe ich die Gaststätte "Lindenwirtin", das Rathaus, die Salvatorkirche oder die Dickelsbachsiedlung, hätte ich es mir schon gewünscht, wenn hier auch Menschen zu Wort gekommen werden. Eine Stadt ist nur so gut wie ihre Menschen; lustige oder dramatische Gegebenheiten kommen da genauso vor wie banale Alltäglichkeiten. Diese Geschichten machen ein Buch oft erst lesenswert.
Aber egal, was soll`s? Wer sich für Duisburg und seine Architektur / Architekturgeschichte interessiert, ist bei diesem Buch gut aufgehoben.

Hörbücher
Ulf Blanck: Die drei ???? kids Flucht in die Zukunft
; 1 MC; Produktion und Veröffentlichung: USM United Soft Media Verlag München 2008; Buch und Regie: Ulf Blanck; Ton: Dimitrios Posukidis; ISBN: 9783803232045; Sprecher: Asad Schwarz Msesilamba, Valentin Stilu, Nicolas Artajo, Smudo, Holger Löwenberg und andere
"Was ist mit John Smith geschehen? Der schrullige Tüftler hat behauptet, eine Zeitmaschine entwickelt zu haben. Nun ist er spurlos verschwunden. Wurde er in eine andere Dimension versetzt? Die drei Jungdetektive haben nur eine Möglichkeit, ihm zu helfen: Sie müssen die Zeitmaschine zum Laufen bringen," berichtet die Inhaltsangabe.

Gibt es Zeitreisen? Ob sie theoretisch - physikalisch möglich sind, weiß ich nicht. Praktisch kann man nicht zeitreisen. Seit H. G. Wells
"Zeitmaschine" sind Zeitreisen in der Literatur bekannt. Auch die drei ??? beschäftigen sich nun mit ihnen.

Laut Schutzhülle ist die Geschichte für Kinder ab 6 Jahren geeignet. Hier liegt eine spannende und dramatische Geschichte vor, die
intelligent gestaltet ist. Wer möchte, kann sich sogar anstrengen und bemühen, die Rätsel, um die es in der Geschichte geht, zu lösen. Insbesondere für jüngere Kinder kann das schon eine echte Herausforderung sein.
Hier erleben wir die drei ??? als Kinder. Hier könnte durchaus eine Art Vorgängerserie zu der Jugendbuchreihe von Alfred Hitchcock vorliegen. Beide sind gleich gut erzählt. Wer Hitchcocks drei ??? mag, wird auch die vorliegende Produktion schätzen.

B. Traven: Das Totenschiff; 1 MC; Produktion und Veröffentlichung: Ernst Klett Verlag 1986; Hörspielbearbeitung: Ernst Schnabel

"In dieser Geschichte geht es um den amerikanischen Seemann Gabe, der in Antwerpen sein Schiff verpaßt hat und nun ohne Papiere dasteht. Ohne Papiere ist er kein Mensch, existiert nicht. So wird er von unbarmherzigen Behörden von einem Land zum anderen abgeschoben und heuert schließlich auf der "Yorrikke" an, dem Totenschiff mit illegaler Fracht und illegaler Besatzung," berichtet die Inhaltsangabe.
Cogo ergo sum - ich denke, also bin ich. So besagt es eine Denkschule der Philosophie. Doch was tun, wenn die eigene Identität verlorengeht, ich nicht bestätigen kann, wer ich bin, was meine Stellung in der Welt ist und niemand mir glaubt? Von einem solchen Menschen erzählt die Produktion. Rein formal liegt hier ein Hörspiel vor, das ausschließlich aus Wortbeiträgen besteht. Wie gut die Geschichte inhaltlich, erzählerisch und atmosphärisch ist, das ist sicherlich Geschmackssache. Es fehlt ein wenig der dramatisch - prickelnde Moment, der die Geschichte erst hörenswert macht. Der moderne (deutsche) Zeitgenosse kann es sich nicht (mehr) vorstellen, ohne Papiere durch die Welt zu irren, ohne irgendwo willkommen zu sein. Man ist ja wer. Die Frage nach dem Wert des Menschen und dem Wert der eigenen Persönlichkeit stellt sich da nicht.

Ein paar interessante Angaben zur Person B. Traven fand ich übrigens im Internet: "Die Identität B. Travens ist nicht völlig geklärt. Es gab aber schon seit den 1920er Jahren Hinweise, daß er unter dem Namen Ret Marut in den Jahren von 1917 bis 1921 die anarchistische Zeitschrift Der Ziegelbrenner veröffentlicht hatte. Große Bekanntheit erlangte die These der Identität Travens mit Marut aber erst 1966 durch die Traven-Biografie des ostdeutschen Literaturwissenschaftlers Rolf Recknagel.

Als Akteur der Münchner Räterepublik sollte Marut 1919 standrechtlich erschossen werden, konnte jedoch fliehen und gab die Zeitschrift von Köln aus weiter heraus. Er musste erneut fliehen und gelangte 1923 nach England, wo sich wieder Spuren finden. Im Archiv der Fremdenpolizei entdeckte der BBC-Rechercheur William Wyatt Ende der 1970-er Jahre Bilder eines ?Otto Feige aus Schwiebus, die eindeutig Traven zeigen. Es wird vermutet, daß er von London ins kanadische und schließlich 1924 ins mittelamerikanische Exil gelangte.

B. Traven lebte im südlichen Mexiko unter Indianern und schrieb dort auch sein Frühwerk. Er verneinte zwar diese Herkunftsgeschichte, doch zwei Tage nach seinem Tod bestätigte seine Witwe Rosa Elena Luján de Torsvan die Identität von B. Traven mit dem deutschen Schauspieler, Publizisten und Schriftsteller Ret Marut.
Die Angaben, die der Immigrant Torsten Torsvan gegenüber den mexikanischen Meldebehörden machte, waren ganz bewusst so gewählt, dass sie eine Nachprüfung unmöglich machten. San Francisco war am 18. April 1906 fast völlig zerstört worden; das drei Tage währende Feuer hatte die meisten amtlichen Unterlagen vernichtet. Laut seinem Testament allerdings wurde er 1892 in Chicago geboren.

Der Erste Weltkrieg veranlasste Ret Marut, seine Staatsangehörigkeit zu ändern. Er ließ ?England als seine Staatsbürgerschaft auf der roten Meldekarte für Ausländer durchstreichen und durch ?Amerika ersetzen. Problematisch wurde es für ihn allerdings, als auch die US-Amerikaner in den Krieg gegen Deutschland eintraten. Aber im Kampf Marut gegen die Behörden ging Marut auch diesmal eindeutig als Sieger hervor. ?Von den dreien: Staat, Regierung und Ich, bin ich der Stärkste. Das merkt Euch! (Der Ziegelbrenner. Nr. 18/19 vom 3. Dezember 1919).

Laut Traven-Forscher Recknagel handelt es sich bei dem Pseudonym Marut um ein Sturmwesen aus der indo-arischen Literatur (Windgeist), später auch Namensgeber eines von Indien entwickelten Strahljägers. Im Rigweda heißt es:

Ihren Ursprung weiß keiner; nur sie allein wissen
um ihren Geburtsort untereinander.
Mit Schwingen bedecken sie einer den anderen
und kämpfen zusammen, die windtosenden Falken

Viele der unter dem Namen B. Traven erschienenen Werke spielen in Mexiko. In dieser Schaffensperiode wird Traven mit ?Hal Croves identifiziert, einem (angeblich) in Chicago geborenen Amerikaner schwedischer Abstammung. Denn B. Travens Literaturagent, der 1948 beim Filmdreh von Der Schatz der Sierra Madre anwesend war, verwendete diese Identität.

B. Traven hat fast immer in deutscher Sprache veröffentlicht, ab Mitte der 1920er Jahre im Verlag der ?Büchergilde Gutenberg. Die von ihm selbst erstellte englische Version des Totenschiffs enthält viele Germanismen, die es als unwahrscheinlich erscheinen lassen, daß seine Muttersprache Englisch war. Die deutsche Version hingegen wurde anhand von Anglizismen als Rückübersetzung erkenntlich und durch mecklenburgischen Wortschatz einem aus dieser Region stammenden Autor zugeordnet.

Die Weltbühne veröffentlichte am 15. September 1946 ein Interview mit Egon Erwin Kisch. Dort heißt es: ?Für Oskar Maria Graf ist Traven noch immer Fred Maruth, so heißt er nämlich mit seinem bürgerlichen Namen.... Der Biograf Karl S. Guthke lokalisierte Orte in der Nähe von Lübeck, gelegen an der Trave, die Travens Pseudonymen ähneln wie Gut Marutendorf bei Kiel, Traventhal bei Bad Segeberg, und nannte weitere Indizien für eine Verbindung dorthin. Dort nehmen auch weitere Spekulationen über uneheliche, adelige Abstammung ihren Ausgang."

Enid Blyton: Fünf Freunde und die goldene Truhe; 1 MC; Produktion und Veröffentlichung: Miller International Schallplatten 1986; Buch: J. C. Quoos Raabe; Regie: Heikedine Körting; Sprecher: Julia Ziffer, Florian Schmidt - Foß, Kim Hasper, Dascha Lehmann, Till Endemann, Wolfgang Draeger, Oliver Rohrbeck und andere

"Unglaublich,' staunen die Fünf. Eine Truhe voller Geld. Tim hat den Schatz ausgegraben. Wer hätte schon ahnen können, dass der Schatz der Gräfin Ellington gehört hat, die als Hexe verfolgt wurde," berichtet die Inhaltsangabe.
Hier liegt die übliche Unterhaltung für Kinder a la Enid Blyton vor. Die vier Kinder finden in ihren Ferien einen Schatz und geben ihn auf Umwegen seinem rechtmäßigen Eigentümer zurück. Im Grunde kann ich mich hier nur wiederholen und das anführen, was ich auch schon bei den übrigen Hörbüchern von Enid Blyton gesagt habe: Es ist spannende Unterhaltung für Kinder ab 8 Jahren. Da mir keine inhaltlichen oder handwerklichen Fehler aufgefallen sind, wüsste ich nicht, was ich sonst noch über die Hörspielproduktion sagen sollte.


Enid Bylton: Fünf Freunde und die geheimnisvolle Stadt; 1 MC; Produktion und Veröffentlichung: Miller International 1989; Buch: J. C. Quoos Raabe; Regie: Heikedine Körting; Sprecher: Julia Ziffer, Florian Schmidt - Foß, Kim Hasper, Dascha Lehmann, Sascha Draeger, Lutz Mackensy

"Die fünf Freunde gehen einer alten, geheimnisvollen Sage nach. Ein gefährliches Unterfangen, denn ihr Weg führt sie in die unheimliche Welt einer Geisterstadt," berichtet die Inhaltsangabe.
Die Hörbuch bietet gute Unterhaltung für Kinder ab 8 Jahren. Ausgehend von einer historischen Sage starten die Kinder eine Schatzsuche in den schottischen Bergen. Vordergründig ist die Geschicht spannend. Ohne Hilfe von Erwachsenen gelingt es den Kindern, sowohl einen historischen Schatz zu finden und dabei auch dem Geheimnis einer alten Sage auf die Spur zu kommen. Wie realistisch das alles ist, sei einmal dahin gestellt. Die Kinder erleben die Abenteuer, die eigentlich Erwachsenen vorbehalten sein sollten. Seit wann läßt man Kinder unbeaufsichtigt in einer erdbebengefährdeten Region ein Höhlensystem erkunden? Seit wann reichen dafür Taschenlampen und Regenmäntel? Seit wann leisten Kinder die Arbeit von Archäologen und bergen einen antiken Schatz? Ich merke: Ich gehe zu kritisch an die Handlung heran. Als Abenteuerroman für Kinder ist der Hörroman gelungen. Dramatisch und spannend ist die Handlung. Insbesondere Kinder dürften gerne dem Hörbuch lauschen.

Enid Blyton: Das Tal der Abenteuer; 1 MC; Produktion und Veröffentlichung: BMG Ariola Millre 1996; Buch: H. G. Frances; Regie: Heikedine Körting; Sprecher: Simon Jäger, Sina Rauschenbach, Caroline Ruprecht, Jürgen Kluger, Jochen Sehrndt, Anna Marks - Rocke

"Philipp, Dina, Jack, Lucy und natürlich auch der Papagei Kiki werden zu einem Flug eingeladen. Doch sie haben Pech. Sie steigen ins falsche Flugzeug und fliegen direkt ins Tal der Abenteuer," berichtet die Inhaltsangabe.
Hier liegt ein Abenteuerroman für Kinder ab 6 Jahren vor, in dem es um eine Schatzsuche geht. Selbst als sie den Schatz gefunden haben, müssen die Kinder noch ein Abenteuer bestehen, um ihn zu bergen. Kinder werden dieses Hörbuch bestimmt mögen. Die Geschichte ist spannend und gut hörakustisch umgesetzt. Aus Sicht eines Erwachsenen ist die Geschichte zwar reichlich unlogisch und zufallsorientiert; welches Kind wird aber darauf achten? Auch sonst ist das Abenteuer eher konventionell. Vier Kinder geraten durch Zufall in Gefahr und können sich selbst helfen. Die Erwachsenen kommen erst am Ende hinzu.
Aber egal. Wer gute Unterhaltung für seine Kinder sucht, kann gerne zu dieser Hörspielproduktion greifen.


Uderzo / Goscinny: Asterix bei den Briten; 1 MC; Produktion und Veröffentlichung: Miller International Schallplatten ohne Jahresangabe; Hörspielbearbeitung: Peter Bondy; Musik und Effekte: Phil Moss; Regie: Heikedine Körting; Sprecher: Hans Clarin, Günter Pfitzmann, Wolfgang Völz, Wolfgang Draeger, Heinrich p. Müller und viele andere

"Die Römer unterwerfen auch Britannien. Ganz Britannien? Nein! Ein kleines Dorf leistet erbitterten Widerstand. Doch es ist mit seinen Kräften am Ende. Da erinnert sich ein Brite eines Verwandten in Gallien, seines Vetters Asterix. Der wird helfen," berichtet die Inhaltsangabe.
Inhaltlich liegt hier eine typische Geschichte um Asterix und Obelix vor. Die beiden gallischen Helden besuchen Britannien und verkloppen dort die Römer. Die Hörspielproduktion überzeugt eher sprachlich. Die ungewöhnliche, ja skurrile Ausdrucksweise der Briten und ihre merkwürdigen Angewohnheiten werden hier gut herübergebracht. Die jungen Kinder, die gerne Asterix & Obelix - Comics lesen, werden auch diesem Hörbuch gerne lauschen.
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Die Broschüre "150 Jahre Energie und mehr Stadtwerke Duisburg 1854 - 2004" ist kostenlos bei den Stadtwerken Duisburg, Bungertstraße 27, 47053 Duisburg, Telefon: 0203 - 6040 (Zentrale). Auf insgesamt 80 Seiten läßt Dr. Vera Schmidt noch einmal 150 Jahre Duisburger Stadtgeschichte lebendig werden. Auf jeder Seite gibt es unten einen kleinen blauen Balken. In diesem Balken werden schlaglichtartig interessante Ereignisse aus der allgemeinen Duisburger Stadtgeschichte benannt.
Unterstützt durch viele zeitgenössische und historische Aufnahmen beschreibt die Autorin ansonsten, wie Duisburg in den vergangenen 150 Jahren mit Gas, Wasser und Strom versorgt wurde. Die Ausführungen sind sachlich - neutral gehalten. Die Technik und die formale Seite steht im Vordergrund; Menschen werden hier nur erwähnt, wenn sie irgendwie für die Handlung wichtig sind. Für meinen persönlichen Geschmack ist die Festschrift zwar historisch interessant, aber auch zu unpersönlich geraten Ein wenig menschlicher hätte es schon sein dürfen.
 

Die "Informationen zur politischen Bildung" werden von der Bundeszentrale für Politische Bildung, Adenauerallee 86, 53113 Bonn herausgegeben. Die Nummer 298 stammt aus dem 1. Quartal 2008. Sie beschäftigt sich mit dem Föderalismus in Deutschland. Prof. Dr. Ursula Münch heißt die Autorin des Heftes. Ein geschichtlicher Rückblick gehört genauso zu ihren Themen wie die Charakteristika des Föderalismus, die Rolle des Bundesrates, die Finanzverfassung und die Europafähigkeit der Länder. Wie gewohnt ergänzen Fotographien, Schaubilder und Texte einander.
Ausgehend von den formalen Strukturen beschreibt Münch die föderalistischen Strukturen Deutschlands. Dabei kommen aber nicht etwa einzelne Staats- und Verfassungsrechtler oder einzelne Landespolitiker zu Wort; die Texte sind eher sachlich - neutral, fast schon politikwissenschaftlich und doch gut lesbar gehalten. Wer sich für deutsche Innenpolitik interessiert, dem sei dieses Heft durchaus empfohlen.

Die Broschüren "Gesund altern Prävention und Gesundheitsförderung im höheren Lebensalter" und "Patientenrechte in Deutschland Leitfaden für Patientinnen und Patienten und Ärztinnen / Ärzte" sind kostenlos beim Bundesministerium für Gesundheit, Referat Öffentlichkeitsarbeit, 11055 Berlin erhältlich.
Die Broschüre über die Patientenrecht gibt leicht verständlich die Rechtslage zu diesem Medizinthema wieder. Galten Ärzte früher als "Herrgötter in Weiß", werden sie hier fast schon zu Geschäftspartnern degradiert, die Pflichten haben und die Rechte der Patienten achten müssen.
Die Broschüre über das gesunde Altern beschreibt, wie man altersbedingte Erkrankungen und Einschränkungen möglichst hinauszögern kann. Die Bandbreite reicht dabei von der Wohnberatung über die Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen und das Gedächtnistraining bis zu Ernährungsfragen. Gerade bei der immer älter werdenden Gesellschaft in Deutschland ist diese Broschüre schon sehr nützlich, vor allem dann, wenn man einen Senioren selbst in der Familie zu betreuen hat.

Die Broschüre "Wirtschaftliche Förderung Hilfen für Investitionen und Innovationen" ist - wie die übrigen hier erwähnten Broschüren - kostenlos beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, 11019 Berlin, erhältlich. Die Broschüre beschreibt arbeitsmarktpolitische Hilfen genauso wie Bürgschaften, Messen, Außenwirtschaftshilfen oder Umweltprogramme, um nur einige Beispiele zu nennen.
Die Broschüre gibt zwar einen groben Überblick über die Hilfen, die der Staat Existenzgründern gibt, ist aber auch irgendwie unbefriedigend. Nicht nur, dass die Ansprechpartner vor Ort fehlen; es fällt mir als Leser auch schwer, meine Geschäftsidee einer Fördermöglichkeit zuzuordnen. Worunter würden Internetcafés, ausländische Spezialitätenköche, private Briefzustelldienste oder Internetzeitungen / Internetliteraturzeitschriften fallen? Auch die Frage, welche "Hausbank" noch bereit ist, Existenzgründungen zu fördern, wird hier nicht beantwortet. Von daher ist eine solche Broschüre für Existenzgründer nur eingeschränkt nutzbar.
Mit einem ganz anderen Thema beschäftigt sich die Dokumentation Nr. 569. Ihr Titel: "Anerkennung handwerklicher Berufsqualifikation nach der EU - Anerkennungsrichtlinie". Diese Broschüre enthält reinen Gesetzestext. Es fehlen Ansprechpartner, die mir hier in Deutschland ganz konkret erklären können, was ein handwerklicher Berufsabschluss, der in der EU erworben wurde, in Deutschland wert ist und wie er hier eingesetzt werden kann und ob gegebenenfalls Zusatzqualifikationen erforderlich sind. Einerseits wird von der offiziellen Politik das Zusammenwachsen Europas propagiert. Gleichzeitig erklärt mir aber niemand, wie dieses Zusammenwachsen in der Praxis funktioniert. Naja, vielleicht übertreibe ich jetzt ein wenig. Die vorliegende Broschüre ist für Verwaltungsrechtler wesentlich interessanter als für den Praktiker vor Ort.

Die Dokumentation Nr. 556 trägt den Titel "Mehr Wettbewerb im System der Gesetzlichen Krankenversicherung". Ihr Hauptteil beschäftigt sich mit der Leistungsstruktur im Gesundheitswesen und dem Wettbewerb auf den Versicherungsmärkten. Diese Dokumentation gibt eine Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsministerium aus dem Jahre 2006 wieder. Die Broschüre kann als Diskussionsgrundlage für diejenigen Leser, die sich mit dem System der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung beschäftigen, angesehen werden. Wer nicht gerade ein politikwissenschaftlicher Theoretiker ist, der wird eine solche Broschüre desinteressiert beiseitelegen.

Die Dokumentation Nr. 559 heißt "Der Bergbau in der Bundesrepublik Deutschland 2005 Bergwirtschaft und Statistik - 57. Jahrgang 2006". Ergänzt durch viele Tabellen und Schaubilder wird hier der Bergbau in Deutschland vorgestellt. Hier liegt eine Fachpublikation für Fachleute vor.
Die Broschüre "Wir über uns Zeiträume Geschichte und Architektur des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie" ist eine Hochglanzbroschüre, in der sich das Ministerium selbst vorstellt. Die Broschüre zeigt nicht nur die Geschichte des Invalidenhauses, in dem das Ministerium untergebracht ist; die Broschüre hat auch den Beigeschmack einer architektonischen, künstlerischen und technologischen Leistungsschau (und Selbstbeweihräucherung?). Die Bundesregierung möchte zeigen, was sie alles kann - dieser Eindruck drängt sich dem Leser leicht auf.

Hans-Georg Kraume: Duisburg im Krieg 1939 - 1945; Droste Verlag 1982; 114 Seiten; ISBN: 3-7700-0618-6
Unterstützt durch viele historische Schwarzweißfotos und Dokumente erzählt Kraume, wie Duisburg im Dritten Reich aufgerüstet wurde, wie die Stadt den 2. Weltkrieg erlebte und letztlich mühevoll befreit wurde. Eine Zeittafel am Ende verdichtet dann noch einmal die Ereignisse.
12.341 Menschen fielen als Soldaten, 5.702 als Zivilisten. 4.439 Wehrmachtsangehörige und 92 Zivilisten werden vermisst. Es gibt 316 Opfer des Nationalsozialismus. Im Jahre 1939 gab es rund 131.000 Wohnungen. 42.000 = 32 % wurden total zerstört, 41.000 schwer beschädigt. Nur 3.000 = 2,3 % wurden nicht beschädigt.
Die Sachschäden? Auf den Straßen und Grundstücken lagen 5 Millionen Kubikmeter Schutt. 300 gesunkene Schiffe gab es im Hafen. Die Schäden der Industrie werden auf 500 Millionen Reichsmark, die Schäden an Privatbesitz werden auf 1.510.704.806,87 Reichsmark beziffert.
Soweit zu den fassbaren Schäden. Wie das tägliche Leben der Menschen vor Ort aussieht, davon berichtet das Buch sehr anschaulich. Kraume geht dabei sachlich, vor, so dass persönliche Schicksale hier außen vor bleiben. Wer sich für Duisburger Geschichte interessiert, für den liegt ein gut lesbares Buch vor.

Die Broschüre "Die Gemeinden und ihre Einnahmen" ist beim Finanzministerium des Landes Baden - Württemberg kostenlos erhältlich. Die Bestellanschrift lautet Finanzministerium Baden - Württemberg, Neues Schloss, 70173 Stuttgart. Ausgehend vom landeseigenen Gemeindehaushaltsrecht (incl. Finanzausgleichsgesetz 2006) beschreibt die Broschüre, wie die süddeutschen Städte und Gemeinden ihre Einnahmen erzielen.
"Na und? Was interessiert mich das? Baden - Württemberg ist weit weg," könnte man ja nun sagen. Stimmt nur bedingt. Mir persönlich fehlt schlichtweg eine Broschüre, die die Verhältnisse bei uns in Nordrhein - Westfalen beschreibt. Wie soll ich hier als Bürger mitreden können, wenn mir selbst das Basiswissen vorenthalten wird?

Der Geschäftsbericht 2006 der Sparkasse / Zweckverbandssparkasse der Stadt Krefeld und des Kreises Viersen, Postfach 101965, 47719 Krefeld beschreibt die Geschäftsentwicklung der Sparkasse im Berichtsjahr und das kulturelle Engagement der Sparkasse. Dass hier auch Unternehmen aus dem Gebiet zwischen Brüggen und Krefeld vorgestellt werden, sei hier nur am Rande erwähnt.
Die Zahlen sind alt und interessieren hier in Duisburg schon niemanden mehr. Oder? Stimmt nur halb. Ich wünsche mir, dass die Duisburger Sparkasse auch irgendwann (wieder?) einen Geschäftsbericht veröffentlicht und nicht einfach nur schnöde auf ihre Veröffentlichungen im Internet verweist. Unabhängig davon, ob man nun gesetzlich zu einer solchen Veröffentlichung gezwungen ist oder nicht, es hat was mit Höflichkeit und Kundenfreundlichkeit zu tun, den Menschen vor Ort von den eigenen Erfolgen zu berichten.

André-Paul Duchateau / Peter Li: Die großen Detektive Band 3 Edgar Wallace: Die gelbe Schlange; EHAPA - Verlag Stuttgart 1993; 48 Seiten; ISBN: 3-89343-494-1

"Die gelbe Schlange ist der Kopf der Fröhlichen Hände, eines Geheimbundes, der in China danach strebt, die Weltherrschaft zu erlangen. Nur dem gewitzten Clifford Lynne scheinen die Mittel in die Hand gegeben zu sein, um den Machtgelüsten der Chinesen Paroli zu bieten," berichtet die Inhaltsangabe.
Glaubt man dem Comic-Cover, wurde das Buch "The yellow snake" 1926 veröffentlicht. In Deutschland wurde das Buch 1963 unter dem Titel "Der Fluch der gelben Schlange" verfilmt. Joachim Fuchsberger, Charles Regnier, Eddi Arent und Brigitte Grothum waren die Hauptdarsteller.
Ich kenne den Originalroman nicht, kann also nicht sagen, wie originalgetreu der Comic geraten ist. Die Bilder sehen jedenfalls ganz ordentlich aus. Ansonsten liegt hier ein typischer Krimi a la Edgar Wallace vor. Liebe und Kampf, Klischees und Oberflächlichkeit - mehr enthält der Krimi nicht. Wer die übliche flache Unterhaltung des Edgar Wallace mag, wird auch dieses Heft mögen. Ob man es kennen muss, können die Comic - Fans besser entscheiden als ich. Als Krimi - Fan sage ich: "Nein!"

Alfred Biolek: Gemüse Erbsen Möhren & Co. Die beliebtesten Gemüserezepte aus der alfredissimo!-Küche; Pabel - Moewig - Verlag Rastatt; 96 Seiten; ISBN: 3-8118-1759-0

Nach einem kurzen Teil, in dem er etwas über Kauf, Lagerung und Zubereitung von Gemüse sagt, kommt der Fernsehmoderator ganz schnell zum Rezepteteil. Unterstützt von kleinformatigen Schwarzweißfotos, die Biolek bei der Arbeit zeigen, und großformatigen Farbzeichnungen, die Gemüse zeigen, gibt es dann 1 Rezept pro Seite. Keine Experimente - Biolek nutzt heimische Produkte und meidet exotische Gerichte. Der Leser trifft hier auf Gemüsesorten wie Lauch, Schalotten, Knoblauch, Zucchini, Dill, Wirsing, Auberginen, Weißkohl und Artischocken. Die Rezepte sehen so aus, als ob sie leicht zuzubereiten seien. Wer die heimische Küche schätzt und Alternativen zum gutbürgerlichen Einerlei sucht, wird hier gut aufgehoben sein.

Die BaFin stellt sich vor" heißt ein Faltblatt, in dem sich die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Graurheindorfer Straße 105, 53117 Bonn, Telefon: 0228 - 41080, E-Mail: poststelle@bafin.de, vorstellt. Neben allgemeinen Aufgaben beschreibt die BaFin die Bankenaufsicht, die Versicherungsaufsicht und die Wertpapieraufsicht. Ergänzt wird dieses Faltblatt durch einen 19 Seiten starken Internetausdruck, der viele zusätzliche Angaben enthält. Einen Geschäfts- oder Jahresbericht habe ich nicht erhalten, so dass ich nicht sagen kann, wie die Arbeit der FaFin tatsächlich aussieht.
Wie soll ich beschreiben, was ich von unseren Bundesbehörden erwarte? Es muss ja keine Hochglanzbroschüre sein, die viel Geld kostet. Ein leicht verständlicher Jahresrückblick, dem ich auch als Laie entnehmen kann, womit sich die jeweilige Bundesbehörde im Berichtszeitraum beschäftigte, würde ja schon reichen. Jedes private Unternehmen stellt seien Erfolge heraus und gibt bekannt, wie viel Dividende es zahlt. Warum sollte eine Behörde also dem Steuerzahler nicht berichten, welche Existenzberechtigung sie hat und wie sie ihren Aufgaben nachgeht?
Ein Jahresbericht und 13 zusammengeheftete, doppelseitig bedruckte Blätter zur Geschichte des Unternehmens - so stellt sich die Börse Düsseldorf AG, Postfach 104262, 40033 Düsseldorf, Ernst-Schneider-Platz 1, 40212 Düsseldorf, Telefon: 0211 - 13890 vor. Der Leser erhält hier einen ersten Eindruck davon, wie eine Börse funktioniert. Die Düsseldorfer Börse unterhält einen Besucherdienst, an den diejenigen Leser, die die praktische Arbeit der Börse kennenlernen möchten, verwiesen seien.

Die Broschüre "Musik Mode Markenzeichen Rechtsextremismus bei Jugendlichen" ist beim Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, Postfach 103013, 40021 Düsseldorf (Großkundenanschrift: 40190 Düsseldorf) kostenlos erhältlich. Wer sich gesellschaftlich, politisch und juristisch mit dem Rechtsextremismus beschäftigen möchte, sollte zu dieser Broschüre greifen. Hier wird ganz genau beschrieben, welches Verhalten wann warum strafbar ist und welche Symbole verboten sind.
Eher den Charakter eines Faltblattes hat die Schrift "Linksextremismus in NRW". Kurz und knapp beschreibt das Faltblatt linksextremistische Strömungen wie den Maoismus, Leninismus, Marxismus und Stalinismus und geht sehr kurz auf Parteien wie die KPD, DKP, Die Linke und MLPD ein. Auch Anarchisten und Autonome werden hier kurz erwähnt. Jeder Verfassungsschutzbericht ist informativer. Der informiert nämlich über inhaltliche Aussagen.
Auch die Broschüren "Islamistische Organisationen in Nordrhein-Westfalen" und "Islamismus" sind kostenlos beim nordrhein-westfälischen Innenministerium erhältlich. Sie informieren über den Islam als Religion, aber auch über die Ideologie des politischen Islam und seine Organisationen. Wer Hintergrundinformationen sucht, kann zu diesen Broschüren greifen.

"Ach übrigens ... Informationen über sexuell übertragbare Krankheiten" und "...ist da was? Wichtiges über Krankheiten, mit denen man sich beim Sex anstecken kann" heißen zwei Broschüren, die kostenlos bei der Bundeszentrale für politische Bildung, 51101 Köln erhältlich sind. Die sexuell übertragbaren Krankheiten (und damit ist nicht nur AIDS gemeint) werden hier anschaulich und leicht verständlich beschrieben.
Hefte der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung kenne ich zwar aus der Duisburger Stadtbücherei; ansonsten wüsste ich aber nicht, wo sie ausliegen. Für mich ist dies ein großes Manko. Schließlich geht es hier nicht um Schmuddelthemen, sondern um medizinische und Gesundheitsthemen. Gerade da, wo Aufklärung hilfreich sein könnte.

Die Zeitschrift "Das Parlament" wird vom Deutschen Bundestag herausgegeben. Die Einzelausgabe kosten 1 Euro; die Anschrift der Redaktion lautet "Das Parlament", Platz der Republik 1, 11011 Berlin, E-Mail: redaktion.das-parlament@bundestag.de. Informationen zu Themen wie Bezugsmöglichkeiten, einzelnen Ausgaben, Anmerkungen zu den Artikeln oder den verschiedenen Themen sind dort erhältlich.
Die Ausgabe vom Montag, dem 7. Mai 2007 beschäftigt sich mit dem Schwerpunktthema Zentralasien. Autoren wie Reinhard Krumm, Daniel Brössler, Marcus Bensmann und Marie-Carin von Gumppenberg führen uns Leser in das Thema ein. Kasachstan, Krigisien, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan heißen die Länder, um die es hier geht.
Die Texte können bestenfalls eine Einführung in die Verhältnisse in den jeweiligen Ländern sein. Sie sind an vielen Stellen sehr oberflächlich, schwammig und nichtssagend. "Der Bundestag gibt `Das Parlament' heraus. Da gilt es, Rücksichten zu nehmen. Eine kritische Berichterstattung ist da nicht zu erwarten," könnte man ja nun sagen. Stimmt. Aber selbst naheliegende Themen werden ignoriert. Nur ein Beispiel: Wie sehen die wirtschaftlichen, kulturelle, künstlerischen, sportlichen, wissenschaftlichen und historischen Beziehungen Deutschlands zu Zentralasien aus? Hier geht es um die Bereiche, die unpolitisch und zwischenmenschlich sind. Ich erfahre nichts. Vielleicht, weil es nichts zu berichten gibt? Dann wäre das Heft überflüssig.
In der breiten öffentlichen Wahrnehmung kommen die zentralasiatischen Staaten meist nur am Rande vor; sie sind eher ein Thema für Spezialisten. Hier wird eine gute Chance vertan, Neugierde zu wecken und tiefer gehende Basisinformationen zu vermitteln.

Die Doppelausgabe vom 6./13. August 2007 beschäftigt sich mit dem Thema Menschenrechte. Alfred Hackensberger, Kristin Kupfer, Thomas Fischermann und Tillmann Löhr sind einige der Autoren, die hier schreiben. Die EU - Flüchtlingspolitik, Dafur, Afghanistan und die Rolle der USA sind nur einige der Themen, um die es hier geht.
Die Menschenrechte - ist das nicht ein sperriges Thema? So sollte man auf den ersten Blick meinen. Immer hart am wirklichen Leben und ausgehend von ganz realen Personen nähern sich die Autoren dem schwierigen Thema. Die Rechte von uns Menschen werden sehr anschaulich geschildert. Haben wir eigentlich auf Pflichten? Lassen sich die Menschenrechte auch christlich begründen? Ich merke schon: Ich sollte nicht zu hohe Ansprüche an das Themenheft stellen. Wer eine gute und vor allem leicht verständliche Einführung in die Menschenrechte sucht, ist mit diesem Heft gut bedient.

 

Die Bundeszentrale für politische Bildung, Adenauerallee 53, 53113 Bonn ist Herausgeberin der "Informationen zur politischen Bildugn". Die Nummer 265 ist als überarbeitete Neuauflage 2006 erschienen. Ihr Titel: "Revolution von 1848".
Prof. Dr. Günter Wollstein ist der Autor dieses Heftes. Jahrgang 1939, war er bis zum Jahre 2004 Professor für neuere Geschichte an der Universität Köln. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die preußische und deutsche Geschichte des 19. Jahrhunderts, die Beziehungen Deutschlands zu Polen, der Erste Weltkrieg und Deutschland im Nationalsozialismus.
Unterstützt durch viele Fotos und Schaubilder geht Wollstein auf Themen wie die Vorgeschichte der Revolution, die Märzrevolution, Vorparlament und Paulskirche, Gegenrevolution und Restauration ein. Wie gewohnt geben die Informationen einen guten Überblick über ihr Schwerpunktthema. Wie gewohnt fehlen aber auch bestimmte Bereiche. Personen wie der preußische König Friedrich Wilhelm IV oder der österreichische Kanzler Klemens Fürst Metternich werden biographisch nicht näher vorgestellt. Von Karikaturen abgesehen fehlen Originalzeugnisse aus jenen Tagen.
Das Heft eignet sich gut für Leser, die sich für deutsche Geschichte interessieren. Die Geschehnisse werden leicht verständlich und umfangreich geschildert, so dass das Heft auch für den geschichtswissenschaftlichen Laien leicht verständlich ist. Die Literaturhinweise stellen sicher, dass der Hobbyhistoriker seine Kenntnisse vertiefen kann. Alles in allem liegt hier also - trotz aller erwähnten leichten Mängel - ein gutes Heft vor.

Genau wie die übrigen Materialien auch, ist die Broschüre "Materialien Das Abkommen von Cotonou - Neue Wege in der AKP - EU - Partnerschaft" beim Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Friedrich - Ebert - Allee 40, 53113 Bonn erhältlich. Wichtigster Bestandteil dieser Broschüre ist der Text des Vertrages. Man muss schon ein Jurist sein, um zu einer solchen Broschüre zu greifen.
Und was ist von den Broschüren "Materialien Globalisierung gestalten - Entwicklungspolitik konkret", "BMZ Materialien Erneuerbare Energien" und "Materialien Eine Region im Aufbruch Afrika - Partner und Schwerpunkt der deutschen Entwicklungspolitik" zu halten? Unter idealen und idealistischen Gesichtspunkten mag es ja durchaus richtig sein, was in den Broschüren beschrieben ist. Ob aber alles auch tatsächlich umgesetzt wird, können die Experten besser beurteilen als ich. Die Broschüren wirken eher wie Hochglanz und Feigenblatt denn wie die Beschreibung einer realen Politik. Ob Broschüren wie diese dazu geeignet sind, eine Diskussion darüber loszutreten, wie eine gerechte Weltordnung aussieht? Naja, bestenfalls auf theoretischer Ebene. Es bleibt der fade Beigeschmack, dass Entwicklungspolitik eher Geschwafel denn wirkliche Hilfe ist.

Die Broschüre "Julius Kühn-Institut" Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen Ressortforschung unter einem Dach
Das neue Institut stellt sich vor" ist kostenlos beim Julius Kühn - Institut, Erwin Baur - Straße 27, 06484 Quedlingburg, Telefon: 03946 - 470 erhältlich. Die Forschungseinrichtung und Bundesoberbehörde gibt es erst seit dem 1. Januar 2008. Wer etwas über Arbeit und Forschung der Einrichtung, die zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gehört, erfahren möchte und auch einen Bezug zur Landwirtschaft besitzt, sollte sich diese Broschüre besorgen.

Die Broschüre "Ratgeber zur Rente"
ist beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 53107 Bonn kostenlos erhältlich. Sie beschäftigt sich mit der Versicherungspflicht in der Gesetzlichen Rentenversicherung, den unterschiedlichen Rentenarten und der zusätzlichen Altersvorsorge, dem persönlichen Rentenanspruch und der Rentenzahlung (incl. Hinzuverdienst). Das Rentenversicherungsrecht ist inzwischen sehr kompliziert geworden. Wer zumindest einen groben Überblick und einen Einstieg in die Thematik sucht, dem sei diese Broschüre empfohlen. Eine individuelle Beratung kann sie natürlich nicht ersetzen, aber der Vorbereitung auf ein mögliches Gespräch.

Die Broschüre "Außenwirtschaftsförderung"
ist kostenlos beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, 10115 Berlin erhältlich. Die Broschüre, die den Charakter eines Faltblattes hat, beschreibt die Grundsätze, Instrumente und Institutionen der Außenwirtschaftsförderung. Auf ihren 17 Seiten kann die Broschüre zwar nur grob auf die jeweiligen Inhalte verweisen und potentielle Ansprechpartner benennen, kann damit aber auch ein Ideengeber für angehende Außenhandelskaufleute sein.

Die Broschüre "Politik für die Zukunft - Ziele des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend"
ist bei eben diesem Ministerium (Großkundenanschrift: 11018 Berlin) kostenlos erhältlich. Dies ist eine Hochglanzbroschüre, in der das Ministerium die Grundzüge seiner Politik vorstellt. Es ist eigentlich nur dann, wenn man schöne Worte / Sonntagsreden mit realer Politik vergleichen möchte.
Die Broschüre "Feindbilder und Radikalisierungsprozesse Elemente und Instrumente im politischen Extremismus" ist kostenlos beim Bundesministerium des Innern, Alt Moabit 101 D, 10559 Berlin erhältlich. Leute wie Prof. Dr. Eckhard Jesse und Prof. Dr. Armin Pfahl-Traughbe konnten als Autoren gewonnen werden; dementsprechend politikwissenschaftlich ist die Broschüre gehalten. Sie wendet sich eindeutig an Leute, die an wissenschaftlich fundiertem Hintergrundwissen interessiert sind.

Öffentlicher Haushalt
Ernst-August Schmitz-Müller, Sie sind der Finanzexperte unserer Hörfunkredaktion...
...richtig...
..was brachte Sie dazu, sich gerade dieses komplexe und umfangreiche Materie auszusuchen?

Das hat schon in der Schule angefangen. Rechnen konnte ich schon immer gut. Also war Mathe - neben Physik und Deutsch - eines meiner Lieblingsfächer. Nach dem Abi kam dann die Frage: Was soll ich studieren? Mathe oder Germanistik? Mein Herz riet mir: Mathe, mein Vater: Germanistik. Also studierte ich beides. Als ich dann hier beim Radio anfing, konnte ich dann mein Wissen gut gebrauchen.

Ist es denn schwierig, sich in die Öffentlichen Haushalte einzuarbeiten?
Na ja, man es sich einfach machen und stur die Gesetzestexte - wie die Bundeshaushaltsordnung - lesen. Nur: Wenn man dann mit einem Finanzminister redet, wird man den dann kaum verstehen. Der redet dann beispielsweise über die Finanzbeziehungen zwischen Bund und Ländern. Wenn ich dann nur die Theorie, sprich: Gesetze kenne, habe ich keine Ahnung von der Praxis. Ich kenne keine der handelnden Personen. Ich habe dann keine Ahnung, wer wann warum wieviel zahlt. Ich werde also sehr viel Hintergrundwissen brauchen.
Es gibt da ein Heft, eine Broschüre genauer gesagt, die beim Bundesfinanzministerium, 11016 Berlin erhältlich. Sie heißt "Das System der Öffentlichen Haushalte". Die Broschüre ist zwar 135 Seiten dick, gibt dafür aber eine Vorstellung davon, wie das Haushaltswesen sein sollte.

Lesen reicht da wahrscheinlich nicht.

Nein, natürlich nicht. Eine Broschüre ist für diejenigen Leser, die sich mit der Materie "Öffentlichen Haushalt" auseinandersetzen müssen, als Einstieg gedacht. Die Materie ist doch sonst viel zu trocken. Als Gute-Nacht-Lektüre ist das nun wirklich nicht gedacht. Und wie schon gesagt: Man muss Leute kennen, die man zu bestimmten Themen fragen kann. Es ist wie beim Fußball: Wenn du da nicht die richtigen Leute kennst, kannst du natürlich beschreiben, was du auf dem Fußballplatz siehst. Mehr aber auch nicht.

Klar. Herr Schmitz-Müller, Sie haben da noch eine andere Broschüre liegen.

Ja, richtig. Sie heißt "Der Bundesrechnungshof und die Prüfungsämter des Bundes". Sie ist beim Bundesrechnungshof, Adenauerallee 81, 53113 Bonn erhältlich. Diese Broschüre beschreibt in komprimierter Form den Bundesrechnungshof und seine Arbeit. Außerdem sind die wichtigsten Gesetzestexte enthalten. Diese Broschüre ist bestenfalls als Einstieg geeignet, wenn man wissen möchte, was der Bundesrechnungshof ist.
Herr Müller-Schmitz, vielen Dank für die Informationen.

 

Jacques Berndorf: Der letzte Agent; KBV - Verlag; ISBN: 3-937001-51-4; 281 Seiten

Siggi Baumeister ist Journalist von Beruf. Und er hat in diesem Krimi auch prompt jede Menge zu tun. Er findet eine grässlich zugerichtete Leiche im Eifelwald - gewissermaßen vor der eigenen Haustüre. Und dann tritt da auch noch eine resolute alte Dame auf den Plan. Sie kommt aus Berlin. Sie stellt sich als seine Tante Anni vor. Baumeister hat aber noch nie von ihr gehört. Doch das ist nicht der einzige Schock: Sie entpuppt sich als eine mit allen Wassern gewaschene Frau vom Fach. Schließlich ist sie eine pensionierte Kripo-Kommissarin. Dieser Teil von ihr kommt Baumeister gelegen. Schließlich kann er jede Hilfe gebrauchen. Die Fährte, die er verfolgt, führt ihn direkt zu einem alten Stasi - Komplott, das sich sehr wendig den neuen politischen Gegebenheiten angepasst hat. Nur eine Sache änderte sich nicht, nämlich die Entschlossenheit, lästige Störenfriede gnadenlos und kalt zu beseitigen.
Jacques Berndorf heißt eigentliche Michael Preute. Er wurde 1936 in Duisburg geboren und arbeitete lange Zeit als Journalist. Er bereiste für Zeitschriften wie Stern, Spiegel, Time-Life und Paris-Match die Welt. Heute ist Preute sesshaft: Er lebt und arbeitet in der Eifel. Die Krimis um Siggi Baumeister brachten ihm den literarischen Durchbruch.
Gut geschrieben ist das Buch durchaus. Nach etwas holperigem Beginn gewinnt das Buch durchaus an Fahrt. Es macht Spaß, es zu lesen. Und doch bleibt an vielen Stellen Zweifel. Journalisten sind es gewohnt, zu recherchieren, Informationen zu gewinnen und verdeckte Sachverhalte aufzudecken. Sie sie aber deswegen auch gleich die besseren Polizisten und Detektive? Und: Stehen freiberufliche Journalisten nicht auch vor dem Zwang, ihre Erkenntnisse möglichst gewinnbringend veröffentlichen zu müssen? Umfangreiche Recherchen machen in diesem Beruf also nur dann Sinn, wenn möglichst schnell eine Veröffentlichung folgt und Geld auf dem Konto landet. Gerade Preute als ehemaliger Journalist sollte hier doch wissen, dass zumindest der Tagesjournalist auf eine zeitnahe Berichterstattung angewiesen ist. Und vor allem: Sind Polizei und Nachrichtendienste wirklich froh und dankbar dafür, dass Privatpersonen Ermittlungen anstellen und damit in das ureigene Revier der Strafverfolgungsbehörden eindringen? Die Polizei hat sicherlich ganz andere Möglichkeiten, Ermittlungen anzustellen - vom Martinshorn bis zum Gerichtsmediziner reicht die Palette. An dieser Stelle sind Journalisten machtlos. Preute kann an dieser Stelle natürlich auf die gute alte Krimitradition zurückgreifen, dass der private Ermittler schlauer und besser als die Polizei ist, sollte dann aber nicht so realistisch schreiben. Eine schärfere Trennung von Realität und Fiktion sollte hier schon zu machen sein.
Ein weiterer Punkt ist die Frage, wieso hier das Thema Wirtschaftsspionage aufgegriffen wird. Die Geschichte wirkt hier reichlich unübersichtlich und teilweise auch an den Haaren herbeigezogen. Ein kleiner Ring von Wirtschaftsspionen verselbständigt sich und arbeitet nach der Wiedervereinigung mit neuen Kunden weiter. Und landet damit in der beschaulichen Eifel, die ansonsten in der öffentlichen Wahrnehmung nicht stattfindet. Ist dieser unüberschaubare Moloch "Nachrichtendienste" wirklich so phantasieanregend, dass man ihm alles zutraut - zumal dann, wenn es um so etwas nebulöses wie die DDR - Staatssicherheit geht? Früher waren es handfeste Motive wie Liebe, Hass, Eifersucht und Habgier, die als Motive für kriminelle Handlungen herhalten mussten. Es bleibt nicht nachvollziehbar, wieso Preute / Berndorf in diesem Krimi ins Spionagemilieu abgleitet.
Der klassische Krimi verläuft im Dreisprung-Form: Problemstellung - Arbeit des Detektivs - Plot mit Auflösung. Gerade die klassische Auflösung fehlt hier schmerzlich. Als Leser kann man schon leicht den Faden verlieren, wer hier was wann wo unternahm. Die Auflösung am Ende hätte dies noch einmal aufarbeiten können. Es scheint eine Unart neuerer Krimi-Generationen zu sein, dieses gute alte Prinzip zu vernachlässigen, Lösungen in die Handlung zu integrieren und den Leser am Ende zu vernachlässigen. Ganz egal, welches Genre vorliegt - Liebesroman, Krimi, Western, Science-Fiction oder Humor -, der Leser erwartet, dass die Handlung am Ende quasi inhaltlich zu ihrem Anfang zurückkehrt, eine runde Geschichte abgibt und sich damit sozusagen in Wohlgefallen auflöst. Dies wäre bei dieser Geschichte schon hilfreich gewesen. Gerade ein Journalist hätte dies wissen müssen.
 

Thomas Hesse - Thomas Niermann: Der Rabe; Emons Verlag Kön 1998; 249 Seiten; ISBN: 3-89705-109-5
Das Böse ist immer und überall. Und natürlich auch am Niederrhein. Ausgerechnet die ausgedehnten Katakomben der Weser Engelskirche musste es sich aussuchen. Nächtliches Orgelspiel, Schreie und Satansrunen bleiben da nicht aus. Ein Baby verschwindet spurlos. Dass das nicht nur die Polizei, sondern auch den Gemeindepfarrer Anton Rabe - ein Pastor mit Vergangenheit - auf den Plan ruft, ist selbstverständlich. Ob sein guter Draht in den Himmel und zu der hübschen Frauenärztin Gertrud Rosenbaum wohl gut geht? Die beiden harmonisieren jedenfalls nicht nur beim Jazz.
Auch Ferdi Fleischmann ist wieder mit von der Partie. Wie immer von Ehrgeiz und Eros getrieben, ist er das Trüffelschwein unter den Lokaljournalisten in Wesel. Stets dicht dabei und doch voll daneben. Auch Hauptkommissarin Susanne Straaten tappt im Dunkeln. Doch der liebe Gott wird`s schon richten, oder...?
Thomas Hesse ist Jahrgang 1953. Er arbeitet als Redakteur bei der Rheinischen Post. Der studierte Germanist und Kommunikationswissenschaftler ist zwar ein Zugezogener, mag aber wohl das "platte Land", Krimis und das Schreiben. Thomas Niermann ist Jahrgang 1959 und arbeitet als Friedhofsgärtner.
So, so, Niederrhein-Krimis gibt es jetzt auch schon. Naja, eigentlich ist das ja seit dem Trio Leenders / Bay / Leenders bekannt. Hesse und Niermann bieten einen spannenden Krimi, der kenntnisreich und flott geschrieben ist. Eine reichliche Prise Eros und Liebe kommt auch darin vor. Was das Buch aber wirklich lesenswert macht, ist der Humor, der das ansonsten eher trockene Thema auflockert. Es ist wirklich köstlich, wie ein liebeskranker Ferdi Fleischmann tollpatschig versucht, zur Lösung des Falles beizutragen und dabei von einer ulkig-unangenehmen Situation in die nächste stolpert. Alleine diese Szenen machen das Buch lesenswert. Jenseits aller Gesellschaftskritik und Moralpredigten ist den beiden Autoren ein lesenswerter Krimi gelungen.
Ein kleiner Wermutstropfen sei bei aller Lobhudelei aber angebracht. "Was möchte uns der Künstler damit sagen?" fragt der Betrachter zumindest bei moderner Kunst. "Was ist das Motiv des Mörders?" So fragt der Krimiliebhaber, wenn er das Objekt seiner Liebhaberei liest. Die Auflösung am Ende hätte durchaus ein wenig stärker sein können. Was treibt selbst religiös angehauchte Menschen in die Arme des Bösen? Was macht aus eigentlich guten Menschen böse? Wie kommt eine Seele von Mensch auf Abwegen? Diese Fragen werden hier nicht beantwortet. Schade eigentlich. Irgendeine plausible Antwort hätten den beiden Autoren durchaus einfallen können.
Dies ist aber der einzige Schwachpunkt. Ansonsten ist das vorliegende Werk durchaus ein lesenswertes Buch.
 


Hermann J. Schüren: Tod eines Sofamelkers
(Niederrheinkrimi); Emons Verlag Köln 1999; 182 Seiten; ISBN: 3-89705-140-0

Der Begriff "Sofamelker" stammt aus dem Österreichischen. Ein Sofamelker ist ein wenig dynamischer Mensch, der fettleibig sein Sofa martert. Kein Fährnis des Lebens kann ihn mehr anfechten. Karl Heymann ist ein solcher Sofamelker. Er bewirtschaftet seinen Hof am Niederrhein schon lange nicht mehr. Am Vieh macht er sich schon lange nicht mehr die Finger schmutzig. Er geht lieber in Polen auf die Jagd. Trotzdem ist er der mächtigste Mann im Dorfe. Er verdient nämlich sein Geld im Schlaf. Andere Leute arbeiten für ihr. So wundert es nicht, dass ihm niemand eine Träne nachweint, als er eines Tages tot aufgefunden wird. Jeder möchte möglichst schnell Gras über die Sache wachsen lassen. Das Problem daran: Kurz vor seinem Tod engagierte Heymann den Privatdetektiv Conrad van de Loo, weil er sich bedroht fühlte. Van de Loo möchte nur seinen Auftrag erledigen. Das Dorf zieht ihn immer mehr in seinen Bann. Als er merkt, wie tief er in ein Gewirr aus Neid, Hass und Gier verstrickt ist, ist es beinahe zu spät.
Hermann - Josef Schüren ist Jahrgang 1954, Bauernsohn, am Niederrhein aufgewachsen und Gaesdonck - Schüler. Seit seinem Studium der Germanistik und Philosophie lebt der als freier Schriftsteller in Aachen.
Ein menschlich anrührendes Buch liefert Schüren hier ab. Wer hier Action erwartet, strömendes Blut, Gewalt, einen abgebrühten Detektiv oder andere vermeintliche Zutaten eines Krimis, der wird enttäuscht. Fast schon gemächlich und gemütlich geht es in dem Buch zu. Ist das Leben wirklich so wie in dem namenlosen Dorf? Sture Bauern, denen Scholle und Familie wichtiger ist als alles andere? "Künstler und Verbrecher sind doch Weggefährten. Beide sind ohne Moral, nur getrieben von der Kraft der Freiheit," meint Joseph Beuys, selbst Künstler und einer der wichtigsten Personen des Niederrheins. Ob das vielleicht auch Klischees bedient? Kunst und Geschichte, Nebel, Trauerweiden und plattes Land - sie machen einen großen Teil des Reizes aus, den der Niederrhein ausstrahlt.
Das Buch ist gut lesbar geschrieben. Es menschelt hier doch sehr. Die Charaktere, die hier beschrieben werden, erscheinen doch irgendwie vertraut. Der Autor braucht hier keinen allwissenden Detektiv, um den Fall zu lösen. Dass die Polizei nicht gerade zu den hellsten Köpfen gehört, ist ja inzwischen literarische Tradition. Schüren liefert den klassischen Dreisprung des Kriminalromans. Zuerst kommt das Problem: Welchen Fall soll der Detektiv lösen? Dann kommen die eigentlichen Ermittlungen. Und zu guter Letzt die Lösung. Auch dies kommt dem erfahrenen Krimi-Leser natürlich vertraut vor. Und beruhigt ihn auch irgendwie. Schließlich liegt ja in der Ruhe, in dem vertrauten Roman die Kraft...
Die Lösung ist nicht wirklich überraschend. Hier liegt einer der wenigen Fälle vor, wo der Leser schon frühzeitig ahnt, wer der Mörder ist. Der Mord wird in seine Einzelheiten zerlegt und fast chronologisch abgearbeitet. Die Lösung des Mordfalls ist dabei der Höhepunkt, der klassischerweise am Ende liegt. Das Urteil über das Buch? Lesenswert, klassisch und gut.

Reinhard Junge: Glatzenschnitt;
grafit - Verlag Dortmund 2002; 380 Seiten; ISBN: 3-89425-257-X
Die junge Türkin Nilgül Osran wird von Rechtsradikalen überfallen und vergewaltigt. Die Polizei findet zwar schnell die mutmaßlichen Täter. Hauptkommissar Lohkamp muss sie aber auf höhere Weisung hin wieder laufen lassen. Kurze Zeit später setzt eines Todeswelle bei den Mitgliedern des "Volkssturmes Ruhr" ein. Klaus-Ulrich Mager vom Videoteam PEGASUS darf nun endlich eine Reportage über die rechten Glatzköpfe drehen. Merkwürdige Allianzen tauchen bei seinen Ermittlungen auf.
Cave canem sagen die alten Römer, wenn sie vor einem bissigen Hund warnen wollen. Wie die Römer damals vor einem schlechten Buch gewarnt hätten? Lang ist der Lateinunterricht her. Daher muss jetzt eine deutschsprachige Buchkritik die längst vergessenen Wörter ersetzen. Es ist ein zäher Text, der alle Vorurteile bedient. Schuld sind immer nur die Neonazis. Der Staatsschutz sympathisiert klammheimlich mit ihnen. Und die Polizei ist untereinander nicht grün und blockiert sich daher selbst. Gibt es eigentlich auch gute Bücher mit fähigen deutschen Polizisten und Autonomen, Anarchisten, Linken oder religiösen Fundamentalisten als Tätern? Auf 380 Seiten schleppt sich der Text zähflüssig auf einen Plot zu, der eigentlich gar keiner ist. Klassische Krimis bieten zumindest eine Zusammenfassung der Ereignisse und die Überführung des Mörders.
Auch die Charaktere der Polizisten bleiben schwammig und austauschbar. Dies fördert nicht gerade die Lesefreundlichkeit.
Reinhard Junge wurde 1946 in Dortmund geboren. Er lebt in Bochum und arbeitet als Lehrer. Er unterrichtet Deutsch und Latein. Sein Krimidebüt gab er 1985 mit "Klassenfahrt". Anschließend schrieb er diverse Bücher mit Leo P. Ard alias Jürgen Pomorin. Das Autorenduo hob "Das Ekel von Datteln" aus der Taufe. Damit begann die Krimireihe um das Dortmunder Videoteam PEGASUS. Junge setzt die Reihe ab dem achten Band alleine fort.
Ein Deutschlehrer, der einen schwachen Krimi / Roman abliefert? Eigentlich ein Unding. Wer die Aufsätze junger Menschen beurteilen muss, sollte es eigentlich besser können.
 

Georges Rodenbach: Dichtungen; 103 Seiten; 2000 erschienen im AutorenVerlag Matern, Duisburg; ISBN: 3-929899-32-9

"Der Einstieg in eine Geschichte fällt mir oft sehr schwer. Daher schreibe ich ihn meistens am Ende," erzählte mal eine Kollegin. Sie
selbst, eine gestandene Journalistin, war damals bei verschiedenen Zeitungen beschäftigt und berichtete über lokale Themen. So weit so gut. Ob sie jemals auch Literaturkritiken geschrieben hat, erzählte sie nicht.
Ob sie wohl das Buch "Dichtungen" von Georges Rodenbach kennt? Keine Ahnung. Der Inhalt des Buches ist aber schnell beschrieben. Genau 15 Gedichte, jeweils auf Deutsch und Französisch, sowie 2 weitere größere Prosatexte machen den Hauptteil des Buches aus. Doch nicht simple Liebesschwüre oder Humoresken machen die Texte aus. "Der flämische, französisch schreibende Symbolist wird erstmals mit einer größeren Auswahl seiner Dichtungen vorgestellt. Der Leser lernt seine
Lebenswelt, gedankliche Unabhängigkeit und seine Offenheit für das Ewige kennen. Rodenbach ist ein Symbolist, den es erst noch zu entdecken gilt," wirbt Oskar Fahr, von dem Auswahl und die Übersetzung stammt. Hinzu kommt noch ein umfangreicher Teil mit Fußnoten. Hier gibt es Hinweise zu dem Autor und seine Texte, zur Übersetzung, Erläuterungen zu den Werken, ein paar einführende Worte zum Autoren sowie Literaturhinweise. Oskar Fahr ergänzt den literarischen Teil noch um ein eigenes Essay, das auf dem in dem Gedichtband enthaltenen Werk "Mentales Aquarium" basiert.
Was wohl die eingangs erwähnte Kollegin über das Buch sagen würde? Gute Literatur wird hier geboten. "Rodenbach ist ein Meister der Tristesse und ein Forscher nach dem Ewigen." Was sich nach Werbespruch anhört, hat aber durchaus seine Berechtigung. "Man kommt noch voran. Es ist trüb; im Nordwind erscheint jedes Haus wie mit einem Toten darin. Ein Bahnwärter fern bläst Signal." Dies ist die 1. Strophe des Gedicht "Nachtzug". Sie ist ein gutes Beispiel für den Stil Rodenbachs. Es sind gut lesbare Texte, die aber auch ein Faible für eher schwermütige Stimmungen voraussetzen. Ob man dem Autoren wohl Unrecht tut, wenn man sagt, dass es Texte für lange Herbstabende sind, an denen der Regen an die Fensterscheiben prasselt und man sich als Leser gemütlich in den
Sessel kuschelt? Lediglich das "Buch von Jesus", das lediglich auf Deutsch abgedruckt ist, macht einen wenig ausgereiften Eindruck. Zu viele Einschübe und Auslassungen stören den Lesefluss massiv.
Auch das Essay ist nicht für Leute ohne literaturwissenschaftliche und / oder philosophische Vorbildung geeignet. Was eigentlich bedauerlich ist. Rodenbach ist in Deutschland unbekannt, wie Fahr immer wieder betont. Was wäre also naheliegender, als Rodenbach und seinen Stellenwert in der Literatur zu behandeln. Wer beeinflusste Rodenbach? Wie bekannt ist Rodenbach in seiner belgischen Heimat? Welchen Einfluss hatte er auf die dortige Literattur? Dies wären mögliche, spannende Themen für ein Essay gewesen. Hier verpasst Fahr die Möglichkeit, Rodenbachs Persönlichkeit genauer vorzustellen.
Georges Rodenbach (1855 - 1898): Seine Vorfahren stammen aus dem Rheinland. In Tournai im Hennegau geboren, wuchs Rodenbach in Brügge auf. Er etablierte sich in Brügge als Rechtsanwalt und war dort bereits schriftstellerisch tätig. Ab 1887 lebte er als Schriftsteller in Paris, wo er auch an den Folgen einer Lungenentzündung starb.
An dieser Stelle seien auch ein paar Worte zu Oskar Fahr erlaubt. 1932 geboren, übersetzt er Autoren aus dem Französischen und Englischen. Er schreibt Erzählungen, die kontinuierlich in der Literaturzeitschrift "Der Mongole wartet" erscheinen, und Gedichte. Er ist Mitherausgeber der wissenschaftlichen Reihe "Strukturen der Macht. Studien zum politischen Denken Chinas". Er lebt und schreibt in Duisburg.
 

Die Broschüre "Niederrhein 2007 Top Hotels am Niederrhein Übernachten mit Komfort" beschreibt hochklassige Hotels und Übernachtungsmöglichkeiten am Niederrhein. Die Broschüre "Niederrhein 2007 / 2008 ReiseMobil - Stellplätze am Niederrhein" beschreibt - wie der Name schon sagt - die niederrheinischen Stellplätze für Reisemobile. Die Preise werden genauso angegeben wie die Ausstattung des Platzes. Wer diese alternative Form des Reisens mag, wird hier leicht fündig.
Die Broschüre "Niederrhein 2007 Übernachten am Niederrhein" stellt Ferienwohnungen genauso wie Hotels und andere Übernachtungsmöglichkeiten vor. Wer möchte, erhält Informationen über Lage, Preise und Ausstattung. Mit Hochglanzbroschüren hat dies alles nichts zu tun. Auch wenn zusätzliche Fotos die angepriesenen Hotels beschreiben, ist die Werbung hoch eher dezent geraten und wirkt so, also würden sich die Hotels auf die wichtigsten Details beschränken.
Die Broschüre "Urlaub am Niederrhein" gibt Freizeittips (z. B. über den Fahrradverleih und Sportmöglichkeiten), preist die örtliche Hotellerie und Gastronomie an und gibt Kulturtips (in der Regel sind es Museen). Mit 242 Seiten ist es eine sehr umfangreiche Broschüre.
Alle vier Broschüren sind kostenlos bei der Niederrhein Tourismus GmbH, Willy-Brandt-Ring 13, 41747 Viersen, Telefon: 02162 - 817903 erhältlich.

Der Jahresbericht 2006 des Bundesverwaltungsamtes,
50728 Köln trägt den Titel "Der zentrale Dienstleister des Bundes". Die Broschüre ist allerdings nicht so sehr Aufzählung von Daten und Fakten wie viele andere Jahresberichte, sondern eher ein Überblick über die Aufgaben des Bundesverwaltungsamtes. Diese reichen vom Bafög über das Auslandsschulwesen und die Verwaltungsmodernisierung bis zu Ausländerangelegenheiten und die Sport- und Kulturförderung. Hier liegt eine bunte und moderne Broschüre vor, die dem Leser einen Einblick davon vermittelt, wie unsere Bundesverwaltung funktioniert.
 

"Ein Vierteljahrhundert Tradition hat/ist/für Zukunft" heißt eine Broschüre, die kostenlos bei der Niederrheinischen Kunst- und Musikschule, Duissernstraße 14, 47058 Duisburg (Telefon: 0203 - 2830 (Zentrale) erhältlich ist. Sie erschien zum 25. Geburtstag der städtischen Einrichtung 1997.
Lehrer und Schüler erzählen hier sehr anschaulich über ihre Zeit an der Schule. Texte und Fotos ergänzen einander, eine Sache fehlt aber: die trockene Aufzählung von Fakten und Daten. So bleibt die Broschüre gut und vor allem leicht lesbar. In der vorliegenden Form ist sie eine ansprechende Werbung für die Musik- und Kunstschule.

Die Broschüre "Duisburger Verkehrsgesellschaft 125 Jahre Bewegung für Duisburg 1881 - 2006"
ist kostenlos bei der Duisburger Verkehrsgesellschaft, Bungertstraße 27, 47053 Duisburg, Telefon: 0203 - 6040 (Zentrale) erhältlich. Dr. Vera Schmidt heißt die Autorin, die noch einmal die lokale Duisburger Geschichte des Bus- und Bahnverkehrs lebendig werden läßt. Jede Seite enthält unten einen kleinen roten Balken, in dem allgemeine Verkehrsgeschichte geschildert wird. Der restliche Teil der Seite wird dann dazu genutzt, um eher sachlich-neutral über die Unternehmensgeschichte zu berichten. Viele Fotos ergänzen den Text.
So spannend es auch sein mag, die Duisburger Stadt- und Wirtschaftsgeschichte in komprimierter Form zu erleben, so offensichtlich ist auch ein Mangel. Personen kommen hier nicht zu Wort. Hinsichtlich ihres Schreibstils hätte Schmidt auch eine naturwissenschaftlich-technische Abhandlung schreiben können; sie wäre gleichermaßen dröge gewesen.
Witzige Ereignisse, gefährliche Fahrten oder anrührende Erlebnisse kommen hier nicht vor. Der Fahrer im Schottenrock kommt genausowenig vor wie die Reinigungskraft, die schildert, was sie alles findet, wenn sie nachts Busse und Bahnen säubert. "Es muß menscheln," heißt es im Journalismus. Es bißchen "menscheln" hätte dieser Broschüre schon gutgetan.
 

Broschüren - Geschäftsberichte
Er war das Feindbild der 1968er Bewegung: der Springer-Verlag mit seiner Bild-Zeitung. Wer wissen möchte, wie es heute um den Verlag bestellt ist, kann sich jedes Jahr aufs Neue kostenlos den jeweils aktuellen Geschäftsbericht besorgen. Die Bestellanschrift lautet: Axel Springer AG, Axel-Springer-Straße 65, 10888 Berlin, Telefon: 030 - 3025910. Ich habe nicht nachgeschlagen, wie der Finanzkalender für das Jahr 2008 aussieht; mit ein bißchen Glück dürfte der Geschäftsbericht für das Jahr 2008 schon erhältlich sein.

EnBW-Geschäftsbericht

Die Strompreise steigen und steigen. Während wir Kunden immer tiefer in die Tasche greifen müssen, machen die Energieunternehmen satte Gewinne. Glaubt man der Tagespresse, sind inzwischen sogar die Verbraucherschutzorganisationen auf den Plan gerufen. Sie fordern, einkommensschwache Bevölkerungsschichten wirkungsvoll vor Stromsperren zu schützen.
Die EnBW ist einer der Akteure auf dem Strommarkt. Ihre Anschrift lautet: EnBW Energie Baden-Württemberg AG, Durbacher Allee 93, 76131 Karlsruhe.
"Mit Energie Werte schaffen" ist der Geschäftsbericht für das Jahr 2006 überschrieben. Wie der Finanzkalender 2008 aussieht, habe ich nicht nachgeschlagen. Ich kann also nicht sagen, ob der Geschäftsbericht 2007 schon herausgekommen ist. Wen es interessiert, der kann bei EnBW nachfragen.
Der Geschäftsbericht 2006 ist jedenfalls sehr umfangreich. Er ist in einen Finanzbericht und einen Unternehmensbericht unterteilt. Wer in der Lage ist, Bilanzen und Geschäftsberichte zu lesen, für den dürfte es kein Problem sein, einen Nutzen von dieser Schwarte zu haben.

"GeoLog Arbeitsschwerpunkte des Geologischen Dienstes NRW" heißt der Jahresbericht 2006 des Landesbetriebes Geologischer Dienst, De-Greiff-Straße 195, 47803 Krefeld (Postanschrift: Postfach 100763, 47707 Krefeld). In dieser 52 Seiten starken und kostenlos erhältlichen Broschüre beschreibt sich der Landesbetrieb selbst, aber auch seine Arbeit. Wer sich für Geologie interessiert, kann dieses Heft gerne bestellten und lesen. Aber auch dann, wenn ich mich dafür interessiere, wie unsere Landesverwaltung arbeitet, kann ich mir dieses Heft besorgen.

Was ist berichtenswert an den Geschäftsberichten 2006 der Siemens AG, Wittelsbacher Platz 2, 80333 München, Telefon: 089 - 63633032 (Pressestelle), der Deutschen Telekom AG, Friedrich - Ebert - Allee 140, Telefon: 0228 - 1814949 (Unternehmenskommunikation) (Titel des Geschäftsberichts: "Service. Mehr als ein Versprechen") und BASF Aktiengesellschaft ("The chemical company"), 67056 Ludwigshafen, Telefon: 0621 - 600 (Titel des Geschäftsberichts: "Zukunft gestalten")? Eigentlich nur, dass es sie gibt. Inhaltlich genügen sie den gesetzlichen Vorschriften; gestalterisch sind sie Durchschnittsware. Wer die Geschäftsberichte 2007 bzw. 2008 kennenlernen möchte, kann sie bei den angegebenen Anschriften anfordern.

Etwas anders ist das Bild bei der Commerzbank AG, 60261 Frankfurt / Main, Telefon: 069 - 13620. Meine Unterlagen stammen zwar aus dem Jahre 2006, sind also nicht mehr ganz aktuell. Dafür habe ich aber einen Geschäftsbericht 2005 (incl. Einladung zur Hauptversammlung 2006), einen "Bericht zur unternehmerischen Verantwortung" (Titel: "Idee-ale") und die deutsch- und englischsprachige Hochglanzbroschüre "Commerzbank - Eine integrierte Großbank - a major integrated bank" erhalten. Wohl wissend, das es sich hierbei um Hochglanzbroschüren handelt, sind die Broschüren doch irgendwie interessant. Für Außenstehende und Laien ist hier ersichtlich, wie und wo das Unternehmen wirtschaftlich tätig ist. Ähnlich ist es bei der MAN Aktiengesellschaft, Landsberger Straße 110, 80339 München, Telefon: 089 - 360980.

Von dort habe ich einen Geschäftsbericht 2006, den Nachhaltigkeitsbericht 2007 / 2008, ein Faltblatt des MAN - Museums Augsburg und ein Exemplar des Unternehmensmagazins "MANforum" erhalten. Natürlich bieten diese Hochglanzbroschüren nur einen groben Überblick über das Unternehmen.
Wichtig ist mir persönlich eine Sache. In der öffentlichen Diskussion wird sehr viel über "die" Wirtschaft, die Globalisierung, explodierende Gewinne bei gleichzeitigen Massenentlassungen und vermeintlich habgierigen Managern geredet. Wie oft wird aber darüber berichtet, wie Unternehmen wirtschaftlich ausgerichtet sind? Wem gehören sie? Wo sind sie in Deutschland und im Ausland vertreten? Welche Tochterunternehmen und Beteiligungen gibt es? Welchen Kunden wird welche Produktpalette verkauft?
Wie möchte das Unternehmen in den kommenden Jahren aufgestellt sein? Wie sieht die Personalpolitik aus? Fragen wie diese werden in der gängigen, normalen Tagespresse nicht beantwortet. "Das interessiert doch niemanden," bekomme ich oft genug zu hören, wenn ich mit solchen Themen bei Redakteuren vorstellig werden. "So? Wirklich nicht," möchte ich dann Gegenfragen.
Spätestens dann, wenn es um meine eigene Lebens- und Berufsplanung, die Ausbildungschancen meiner Kinder oder auch nur die Möglichkeit, bei öffentlichen Diskussionen als kompetenter Gesprächspartner zu erscheinen, geht, sind solche Fragen schon wichtig. Woher kommt denn die gegenwärtige Bankenkrise? Hier haben Manager die eigenen Fähigkeiten maßlos überschätzt und wirtschaftliche Risiken nicht gesehen.
Ausbaden muss dies der sprichwörtliche kleine Mann, der das Gefühl hat, dass der Staat ihm immer mehr Geld aus der Tasche zieht, ohne dass dem irgendeine (Sozial-)Leistung gegenübersteht, während er, der kleine Mann, dieser Entwicklung macht- und hilflos gegenübersteht. Laut einem geflügelten Wort von John F. Kennedy soll man nicht fragen, was der Staat für seine Bürger tun kann, sondern stattdessen danach fragen, was der Bürger für seinen Staat tun kann. Als Bürger möchte man aber auch seinen Anteil am allgemeinen Wohlstand haben und stolz auf seine Arbeit sein können.

 

Elisabeth Sticht: Alles mit Obst; Weltbildverlag Augsburg 2000; 94 Seiten; ISBN: 3- 89604-313-7
Nomen est omen: In diesem Buch dreht sich alles um das liebe Obst. Das Einkochen und Einmachen wird dabei genauso thematisiert wie das Zubereiten von Desserts und Salaten. Eine kleine Warenkunde gibt es genauso wie Rezepte.
Unter optischen Gesichtspunkten ist das Buch sicherlich gelungen. Viele Fotos illustrieren die Texte. Das Buch ist angenehm modern gestaltet, ohne flippig-poppig zu sein.
Und was ist von den Rezepten zu halten? Heimische Produkte bilden die Grundlage für die Gerichte. Die Marmeladen und Konfitüren sind natürlich etwas arbeitsaufwendiger; ansonsten gehören Obstgerichte aber zur kalten Küche. Dementsprechend einfach und schnell sind die Gerichte auch zuzubereiten. Wer einen leckeren Nachtisch oder eine schmackhafte Zwischenmahlzeit sucht, der sollte zu diesem Buch greifen.

Angela Francisca Endress: Servietten & Tischdekos;
Verlag Gräfe und Unzer 1997; 64 Seiten; ISBN: 3-7742-2983 -X
"Ab jetzt ist Ihr Tisch immer perfekt gedeckt. Bei fast 40 Ideen für gefaltete Servietten, Serviettenringe und Serviettentaschen ist das kein Problem mehr. Alle Serviettenfaltungen sind Schritt-für-Schritt mit Foto erklärt. Und über 20 Einladungs- und Menükarten und weitere Dekorationen lassen sich auf von Ungeübten einfach nachbasteln," berichtet die Inhaltsangabe. Und tatsächlich: Auf den ersten Blick sieht das Buch bunt und ansprechend gestaltet aus.
Inhaltlich ist das Buch zweigeteilt. Die erste Hälfte liefert Anleitungen, wie Servietten leicht gefaltet werden können. "Man nehme..." - was für Kochrezepte gilt, könnte auch für den zweiten Teil gelten. Im Stile eines Kochrezeptes gibt es hier Bastelanleitungen für Serviettenringe und -taschen, Karten, Pflanzengestecke und weiteren dekorativen Schmuck.
Auf dem Papier sieht natürlich alles ganz einfach und leicht aus. Ein Auge für Farben und Formen, ein Händchen für Bastelarbeiten, Geduld und Interesse an hübscher Wohnraumgestaltung muss man allerdings schon mitbringen, wenn man die vorgestellten Tischdekorationen tatsächlich herstellen möchte. Für Anfänger ist das alles nichts.

 

Der "Verfassungsschutzbericht 2006" ist beim Bundesministerium des Innern, Alt Moabit 101 D, 10559 Berlin kostenlos erhältlich. Er berichtet über den Links- und Rechtsextremismus, Ausländerextremismus, Spionage und Islamismus, soweit er vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Wer wissen möchte, was sich im verfassungsfeindlichen politischen Spektrum tut, sollte zu dieser Broschüre greifen. Unterstützt durch diverse Fotos und andere Abbildungen ist der Text gut und leicht verständlich. Originalzitate verdeutlichen, warum eine Person bzw. Organisation im Verfassungsschutzbericht aufgenommen wurde.
 

Die Broschüren "Gegen Mobbing! Verstehen. Handeln. Helfen.", "take!care.nrw sicher leben, lernen, arbeiten Infos zum Thema Arbeitsschutz Schülermagazin für dei Klassen 8 bis 13", "Potentialberatung NRW Stärken konsequent nutzen - Leistungsfähigkeit der Betriebe erhöhen", "Gemeinschaftsinitiative Gesünder Leben Länger gesünder arbeiten", "Einarbeitungshilfe NRW Zuschuß für den Start in die neue Arbeit", "Arbeitsschutz in Nordrhein - Westfalen JAhresbericht 2006", "Landesberichterstattung Gesundheitsberufe 2007 Situation der Ausbildung und Beschäftigung in Nordrhein - Westfalen" und "Regionaldaten zur beruflichen Bildung 2006 Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt in Nordrhein - Westfalen" sind kostenlos beim Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein - Westfalen, 40190 Düsseldorf erhältlich.
Leicht verständlich beschreiben die Broschüren die Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik der nordrhein - westfälischen Landesregierung. Aber nichtsdestotrotz: Wer sich für die angesprochenen Themen auch privat interessiert, kann sich gerne die Broschüren selbst im Ministerium besorgen.

Sowohl der "Jahresabschluss 2006" als auch der Geschäftsbericht 2006 (Titel: "Investition in Innovation und Wachstum")
sind kostenlos bei der RWE Aktiengesellschaft, Opernplatz 1, 45128 Essen, Telefon: 0201 - 1200, erhältlich. Aufgrund der großen zeitlichen Distanz werde ich hier nicht auf die wirtschaftlichen Daten eingehen; da ich nicht kontrolliert habe, ob die Bilanzpressekonferenz mit der Präsentation des Geschäftsberichts 2007 schon war, bitte ich den geneigten Leser, selbst Kontakt zur RWE aufzunehmen, wenn er die Daten für 2007 erfahren möchte.
Gleiches gilt für die Hochtief Aktiengesellschaft, Opernplatz 2, 45128 Essen. Anfang 2008 erhielt ich von dort den Geschäftsbericht 2006 und den Nachhaltigkeitsbericht 2007. Die Bilanzpressekonferenz mit den Zahlen für 2007 war am 26. März 2008. Wer also aktuelle Zahlen haben möchte, kann sich also an Hochtief wenden. Wer anrufen möchte, wählt die Nummer 0201 - 8240.
Warum ich diese Unternehmen erwähne? Schließlich sind die Zahlen alt und die Geschäftsberichte keine Augenweide. RWE und Hochtief stammen aber aus unserer Region. Wichtig ist mir auch die Aussage: Wer Informationen über die beiden Unternehmen sucht, kann sie leicht, einfach und vor allem kostenlos dort erhalten.
 

Die Broschüre "Das Alterseinkünftegesetz Gerecht für Jung und Alt" ist kostenlos beim Bundesministerium der Finanzen, Wilhelmstraße 97, 10117 Berlin (Großkundenanschrift: 11016 Berlin) erhältlich. Teilweise sehr theoretisch - abgehoben beschreibt die Broschüre, wie Renten und Pensionen besteuert werden und wie die Altersvorsorge finanziell und steuerlich gefördert wird. Man muss sich schon sehr gut im Steuer- und Sozialversicherungsrecht auskennen, um die Broschüre wirklich zu verstehen. Unsere Regierung verpasst hier leider eine Chance, ihre Politik leicht verständlich den Bürgern zu erklären.

Die Broschüre "Ratgeber für Schwerbehinderte Nachteilsausgleiche Finanzielle Hilfen Adressen"
ist kostenlos beim Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein - Westfalen (Großkundenanschrift: 40190 Düsseldorf) erhältlich. Hier sind die Ausführungen sehr umfangreich und detailliert, aber auch im Prinzip verständlich. Wer zu dem Personenkreis der Schwerbehinderten zählt, sollte sich diese Broschüre auf jeden Fall besorgen und sich um die ihm zustehenden Sozialleistungen kümmern.


Kürschners Volkshandbuch Deutscher Bundestag

? Du, Papa, ich brauch' `mal Hilfe bei den Hausaufgaben.
! So? In welchem Fach denn?
? In den Sozialwissenschaften. Da soll ich ein Referat über den Bundestag schreiben.
! Na und? Da kannst du doch ins Internet schauen. Da wird es ganz viele Materialien zum Bundestag geben.
? Stimmt. Aber du hast doch so viele Bücher in deinem Arbeitszimmer. Hast du da nicht auch etwas zum Bundestag?
! Ich habe tatsächlich ein Buch für dich. Es heißt "Kürschners Volkshandbuch Deutscher Bundestag".
? Und was steht da drin?
! Allerhand. Der aktuelle Bundestag befindet sich in seiner 16. Wahlperiode. Das nur so am Anfang. Du wirst später sehen, warum das wichtig ist. Im ersten Teil des Buches werden die Aufgaben des Bundestages, seine Arbeitsweise und die Art, wie ein Gesetz entsteht, beschrieben. Der Teil ist eher theoretisch und trocken.
Ich habe dir ja schon erzählt, dass wir derzeit die 16. Wahlperiode haben. Im zweiten Teil des Buches wird auf einigen wenigen Seiten das Wahlergebnis des aktuellen Bundestages detailliert beschrieben. Der dritte Teil des Handbuchs ist sehr umfangreich. Er geht über mehr als 200 Seiten. Dies ist der biographische Teil. Wenn du also wissen möchtest, welchen beruflichen Werdegang unsere Bundeskanzlerin oder ein Minister hat, kannst du da im biographischen Teil nachschlagen.
Der vierte Teil des Buches bietet statistische Angaben zum Bundestag, aber auch die Anschriften von unseren Ministern.

? Sag mal, wie viele Seiten hat das Buch denn?
! Alles in allem: 311.
! Das ist doch viel zu viel. Das krieg' ich in den paar Tagen doch gar nicht gelesen.
? Brauchst du ja auch nicht. Das meiste ist ja auch nur zum Schmökern. Ich habe dir ja eben gesagt, dass das Buch vier Teile hat. Richtig lesen brauchst du nur den ersten. Wenn du den gelesen und verstanden hast, kannst du auch ein vernünftiges Referat schreiben.
? Wo bekommt man eigentlich das Buch?
! Direkt beim Bundestag. Die Anschrift lautet: Deutscher Bundestag, Platz der Republik 1, 11011 Berlin. Da hab' ich mein Exemplar auch bestellt.
? Du gehst doch gar nicht mehr zur Schule. Wieso brauchst du denn das Buch?
! Ach, weißt du, auch wenn ich schon lange aus der Schule heraus bin, interessiere ich mich immer noch für politische Themen. Manchmal reicht es aber nicht, nur zu lesen, was in der Zeitung steht. Dann willst du ein paar Hintergrundinformationen bekommen, die Zusammenhänge leichter verständlich machen.
? Hier in deinem Bücherschrank sehe ich ein gelbes Buch: "Europäisches Parlament Bürger - Handbuch" heißt es. Ist es so etwas ähnliches wie da Buch über den Bundestag?
! Nicht ganz. In dem Buch gibt es überwiegend Biographien von unseren deutschen Abgeordneten im Europäischen Parlament. Außerdem werden dort auch die Kompetenzen beschrieben, die das Parlament von der gescheiterten Europäischen Verfassung bekommen sollte. Das Buch ist beim Europäischen Parlament, Informationsbüro für Deutschland, Unter den Linden 78, 10117 Berlin erhältlich. So, mein Junge, jetzt geh' aber auch wieder zu deinen Hausaufgaben. Da hast du mehr davon.

 

Peter Kracht: Regionen in NRW Band 1 Sauerland, Siegerland und Wittgensteiner Land; Aschendorff Verlag Münster 2005; 239 Seiten; ohne ISBN - Angabe

"Die Reihe `Regionen in Nordrhein - Westfalen' will einen Eindruck von der Vielfalt des Landes vermitteln. In achten Bänden werden die verschiedenen Kulturlandschaften in Wort und Bild vorgestellt. Nach einer allgemeinen Einführung der einzelnen Städte und Gemeinden - ihrer geographischen Lage, Geschichte, Sehenswürdigkeiten, kulturellen Angebote, Wirtschaftsstruktur, ihres Brauchtums und ihrer herausragenden Persönlichkeiten. Abgerundet werden die Beiträge durch viele Farbfotos," berichtet die Inhaltsangabe auf dem hinteren, orangefarbenen Buchdeckel.
Dr. Peter Kracht ist Historiker. Nach seiner Zeit als Zeitungsredakteur lebt er als freier Journalist in Unna. Kracht ist ehrenamtlich für den Westfälischen Heimatbund in Münster und den Sauerländischen Gebirgsverein in Arnsberg tätig.
Die Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein - Westfalen gibt diese Buchreihe heraus. Dieser publizistische Hintergrund ist sehr deutlich zu spüren. Siegen, Iserlohn, Hagen, Meschede, Lüdenscheid und Schmallenberg sind nur einige der Orte, die hier vorgestellt werden. Viele der hier vorgestellten Ortschaften spielen selbst in Nordrhein - Westfalen keine bedeutende Rolle. Bücher wie diese stellen sie trotzdem vor. Und vermitteln dabei einen Lokalkolorit, den der normale Besucher vielleicht niemals wahrnehmen würde. Es ehrt die Landeszentrale durchaus, dass sie dieses Buch, diese Buchreihe überhaupt herausgibt. Die Buchreihe ist kostenlos bei der Landeszentrale (Anschrift: Landeszentrale für politische für politische Bildung, 40190 Düsseldorf) erhältlich. Wer sich für heimatkundliche und lokalgeschichtliche Themen interessiert, sollte durchaus zu den Büchern greifen.

Der "Migrationsbericht 2006" ist kostenlos sowohl beim Bundesministerium des Innern,
Alt Moabit 101 D, 10559 Berlin und beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Frankenstraße 210, 90461 Nürnberg erhältlich. Auf 326 Seiten und unterstützt durch viele Tabellen berichtet die Schwarte über Themen wie Migration von und nach Deutschland, Asyl, Einbürgerung und den Einfluss der Migration auf den demographischen Wandel. Wer sich für das Thema Migration interessiert und auf solide (und parteiische, weil staatliche) Daten zurückgreifen möchte, sollte sich diese umfangreiche Broschüre besorgen.
Der "BISp - Report 2006 / 2007 Bilanz und Perspektiven" und das "BISp - Jahrbuch Forschungsförderung 2006 / 2007 sind beim Bundesinstitut für Sportwissenschaft, Graurheindorfer Straße 198, 53117 Bonn, Telefon: 0228 - 996400, kostenlos erhältlich. Sie sind eine Art Jahresrückblick der staatlichen Einrichtung. Während das Jahrbuch der Forschungsförderung doch sehr wissenschaftlich ausgerichtet ist, bildet der BISp - Report einen sehr allgemeinen Rückblick.
 

Die alternative Buchbesprechung
Beruf aktuell / Studien- und Berufswahl

A Sag mal, Egon, was liest Du denn da?
B Berufe aktuell.
A Was ist denn das?
B Es ist ein Buch, das vom Arbeitsamt herausgegeben wird.
A Zeig' mal, Egon.

(Egon gibt es seiner Frau. Sie liest den Buchrücken. "Das Buch informiert über den aktuellen Stand der anerkannten Ausbildungsberufe und der Berufe mit geregelten Bildungsgängen an beruflichen Schulen, in Betrieben und Verwaltungen und führt Berufe auf, die nach einem Studium ausgeübt werden können. Kurzbeschreibungen über die Tätigkeiten der Berufe werden ergänzt durch Angaben über die Ausbildungsdauer und bei den anerkannten Ausbildungsberufen durch Zahlen der Auszubildenden in betrieblicher Ausbildung. Neben der alphabetischen Darstellung unterstützt die Gliederung der Berufe nach verwandten Tätigkeitsbereichen das Auffinden von Alternativen," steht da geschrieben.)

A Egon, Du bist doch viel zu alt dafür. Wieso liest Du das?

B Na ja, Du weist doch, unser Stefan, der wird nächstes Jahr 19 und macht sein Abitur. Der will doch hinterher was mit Informatik lernen. Informatikassistent, Informatikkaufmann und wie das alles heißt. Ich kenn' mich da überhaupt nicht aus. Ich will aber auch nicht, dass Stefan mich auslacht, nur weil ich keine Ahnung davon hab'. Also bin ich gestern zum Arbeitsamt ins Berufsinformationszentrum gegangen und hab' mir das Buch geholt. Hat auch nix gekostet.

A Aber da liegt doch noch ein anderes Buch.

B Das grüne da? Das heißt "Studien- und Berufswahl". Das habe ich auch kostenlos beim Arbeitsamt bekommen. In dem Buch werden ganz viele Studiengänge vorgestellt, aber auch nützlich Anschriften von Hochschulen aufgelistet.

A (schlägt das Buch auf und überschlägt den Inhalt) Mann, das sieht ja richtig kompliziert aus.

B Hör mal, Else, wenn Du studierst, wohnst Du ja auch nicht mehr bei Mama und Papa. Da musst Du nicht nur lernen. Du musst Bude und Studententicket bezahlen, Wäsche waschen, einkaufen, kochen und vieles andere. Wenn Du Dein Studium nicht nach einem Semester abbrechen möchtest, musst Du Dir schon gut überlegen, wie Du über die Runden kommst. Erinnerst Du Dich an Mark? Der Chaot hat einfach angefangen zu studieren und ist nach 20 Semestern Bummelstudent von der Uni geflogen.

A Jetzt übertreibst Du aber. Mark hat aufgehört, weil er eine Frau gefunden hat, die ihn durchfüttert. Er war kurz vor seinem Doktortitel.

B Ein Sportler mit Doktortitel - den kann doch wirklich niemand gebrauchen. Totaler Quatsch - Mark hätte sich bessre vorher informieren sollen; dann wäre er nicht so auf die Schnauze gefallen.

A Sag' mal, Egon, warum zeigst Du mir die Bücher überhaupt?

B Das will ich Dir sagen, Else. Wir sind bestimmt nicht die einzigen Großeltern bzw. Eltern, deren Kinder kurz vor dem Schulabschluss stehen. Du kannst natürlich ins Berufsinformationszentrum gehen und Dir da im Computer Filme ansehen. Vorher musst Du aber noch etwas anderes machen. Du musst wissen, welche Berufe es gibt, wie die heißen und was die machen. Die Namen und Inhalte ändern sich so schnell, dass wir Normalsterblichen gar nicht mehr mitbekommen, was los ist. Die beiden Bücher sind dafür da, dass wir uns schlau machen können. Klar, es ist nicht jedermanns Sache, Bücher zu lesen. Die BILD - Zeitung ist da schon das allerhöchste der Gefühle. Irgendwann musst Du aber anfangen, Entscheidungen zu treffen. Wo und wie bewerbe ich mich. Dafür sind diese Bücher gut. Sie geben Entscheidungshilfen. Du weißt doch, wie es geht im Leben. Wenn Du Dich gut vorbereitest, geht Dir die Arbeit leichter von der Hand. Du kannst ja machen, was Du willst. Ich werde jetzt aber weiterlesen. Dann ich werde dem Stefan auch helfen können, wenn er Hilfe braucht.

Sag' `mal, Ede, wer ist eigentlich gefährlicher: das Bundeskriminalamt oder der Verfassungsschutz?
Das Bundeskriminalamt. Das ist die Bundespolizei. Das weißt Du doch. Wieso fragst Du?
Na ja, Du weißt, wenn wir auf Einbruchstour gehen, möchte ich nicht geschnappt werden...

Halt den Mund. Aber wenn es Dich beruhigt, werde ich es Dir noch einmal erklären.
Ich habe mir beim Bundeskriminalamt (Postanschrift: Bundeskriminalamt, 65173 Wiesbaden) 2 Broschüren besorgt. Die erste heißt "Das Bundeskriminalamt Das Profil". Das Heft ist zwar nur 12 Seiten dick. Es beschreibt aber leicht verständlich, welche Arbeit das BKA im Idealfall leistet. Es ist so einfach geschrieben, dass selbst Du das verstehst. Die zweite Broschüre heißt "Das Bundeskriminalamt Fakten und Zahlen". Da musst Du schon ein bisschen mehr Text lesen. Das Heft ist zwar auch nur 12 Seiten stark, behandelt aber mehr Themen. Hier geht es um Themen wie Erkennungsdienst, den Informationsdienst, die internationale Zusammenarbeit und die Ausbildung beim BKA. Wenn also jemals einen genetischen oder Fingerabdruck abgegeben hast, landest Du irgendwann hier. Diese Broschüre enthält zwar mehr Fachausdrücke als die erste, ist aber immer noch gut verständlich.

Und was ist mit dem Verfassungsschutzbericht?

Ach, der! Wir begehen doch keine verfassungsfeindlichen Straftaten, sondern nur Einbrüche. Ich habe mir beim Bundesamt für Verfassungsschutz, Merianstraße 100 in 50765 Köln das Heft "Bundesamt für Verfassungsschutz Aufgaben, Befugnisse, Grenzen" besorgt.

Mann, das ist ja eine richtige Schwarte.

Stimmt. 147 Seiten lang ist das Heft. Der Verfassungsschutz beschreibt in dem Heft, wie er arbeitet = Informationen gewinnt und wen der Verfassungsschutz beobachtet. Das sind die umfangreichsten Kapitel. Themen wie Organisation, Gesetze, Schule für Verfassungsschutz und Kontrollmechanismen interessieren Dich ja nicht so sehr. Du siehst: Für die Verfassungsschützer bist Du völlig uninteressant. So, und jetzt schau mal, wer da an der Türe schellt.

Du, da steht die Polizei. Ob die uns verhaften will?

"Schriftenreihe des Landtags NRW" heißt eine kleine Buchreihe, die das Parlament des bevölkerungsreichsten Bundeslandes herausgibt.
Band 3 beschäftigt sich mit der Landesverfassung. Es heißt "Kontinuität und Wandel 40 Jahre Landesverfassung Nordrhein - Westfalen". Das Buch enthält sowohl den Text der Landesverfassung als auch eine Chronologie des Landes. Diverse Fachartikel kommen hinzu. Sie befassen sich mit verschiedenen Themen, etwa dem Verhältnis Bund - Land, den Wandel der Landesverfassung, dem Verhältnis zwischen Verfassung und Verfassungsgerichtshof und der wachsenden Bedeutung Europas.
Mit persönlich gefällt das Buch überhaupt nicht. Es ist zu theorielastig; dementsprechend konzentriert muss man es lesen. Es fehlt alles, was ein Buch lesenswert macht: spannende Zitate und Redebeiträge, Personenbeschreibungen sowie das Flair von Parlamentsdebatten seien hier als Beispiele genannt. Sehr trocken und fast schon abgehoben ist der literarische Stil. Ein bloßes Interesse an Landespolitik reicht nicht aus, um dieses Buch zu lesen. Ich frage mich schon, an welchen Leserkreis sich ein solches Buch überhaupt richtet. Politikwissenschaftler? Möglicherweise. Bei mir würde ein solches Buch jedenfalls ungelesen im Bücherregal verstauben.
Die Nummer 14 der Schriftenreihe trägt den Titel "Debatten über Nationalsozialismus und Rechtsextremismus im Landtag Nordrhein - Westfalen von 1946 - 2000". Johann Paul heißt der Autor des Buches. Entschädigung und Wiedergutmachung der Vertriebenen, Justiz und Nationalsozialismus, Entnazifizierung und Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus sind nur einige der Themen, die hier angesprochen werden. Eingebettet in das jeweilige tagesaktuelle Geschehen berichtet Paul über die politischen Debatten. So entsteht ein lebendiges Bild, wie die offizielle Politik Nationalismus, Nationalsozialismus und Faschismus sieht und mit ihm umgehen möchte. Interessant ist dieses Buch für Politikwissenschaftler und Historiker, die sich mit rechten Ideologien beschäftigen. Für den Otto - Normalleser ist das Buch aber dann doch zu fachspezifisch und sachlich-neutral geschrieben, um interessant zu sein.
Auf eine Sache warte ich dann doch. Der Landtag sollte sich dann auch einmal mit dem Linksextremismus beschäftigen. Kalter Krieg, Wiedervereinigung und PDS / Linkspartei dürften ja nicht spurlos am Landtag und seiner Arbeit vorbeigegangen sein. Ich persönlich halte es für einen Fehler, auf dem linken Auge blind zu sein und nur den rechten Extremismus zu sehen.
Band 8 der Schriftenreihe beschäftigt sich mit der Verwaltungsreform in NRW. "Verwaltungsreform in Nordrhein - Westfalen" heißt daher auch der Titel des Buches. Das Buch ist im Grunde genommen ein Rückblick auf die 11. Wahlperiode und beschreibt, wie sich er Landtag damals mit der Verwaltungsreform beschäftigte. Irgendwie irritiert mich das Buch. Heute sind mehr als 10 Jahre seit der Verwaltungsreform vergangen. Ich habe schon keine Ahnung mehr, ob die Verwaltungsreform überhaupt durchgeführt wurde, wie sie aussah, und welche Erfolge sie brachte. So bunt der Buchdeckel auch aussieht, so wenig kann ich als Leser beurteilen, welchen Zweck der Landtag als Herausgeber überhaupt mit diesem Buch verfolgt. Kann ich bei den anderen vorgestellten Büchern noch ein geschichts- und politikwissenschaftliches Interesse unterstellen, versagt hier meine Phantasie. Mehr als das Wort "Selbstbeweihräucherung" fällt mir hier nicht ein. Möchte ich meine Arbeit publikumswirksam vorstellen, sollte ich mir schon publikumsgängigere Themen suchen.
Eine persönliche Bemerkung sei hier erlaubt. Mein eigener Geschmack ist hier nicht entscheidend. Wer sich für den Landtag und seine Arbeit interessiert, sollte sich dort schon die entsprechende Literatur besorgen.

Heinz Möller / Walter Domnick / Gaby Tinnemeier: Stilkunde und Frisurenkunde Berufsgeschichte; Verlag Handwerk und Technik Hamburg ohne Jahresangabe; 100 Seiten; ISBN: 3-582-03914-5
"Die Pflege des Haares, seine Formung und kunstvolle Verzierung mit eingearbeitetem Schmuck ist ein wesentliches Merkmal gepflegter Lebensweise und schon seit der Entwicklung ältester Kulturen bekannt," berichtet die Einführung in das Buch.
Das Buch führt den Leser durch die europäische Kulturgeschichte. Die Frisur, als die Gestaltung der Haares- und Bartpracht steht hier im Vordergrund, wobei auch Querverweise auf die jeweilige Kleidermode und Hygiene / Körperpflege gemacht werden. Zeichnungen und farbige Fotos ergänzen die Texte.
Das Buch ist eine amüsante Lektüre. Wer einen kurzen, knappen Überblick über die Entwicklung der Mode in früheren Zeiten erhalten möchte, dem sei dieses Buch durchaus empfohlen.

Die Broschüre "Bundesnachrichtendienst" ist kostenlos beim
Bundesnachrichtendienst, Gardeschützenweg 71 - 101, 12203 Berlin erhältlich. Der deutsche Auslandsnachrichtendienst stellt sich darin selbst vor. Seine Ziele und Aufgaben kommen in der Broschüre vor, seine parlamentarische Kontrolle, sein formaler Aufbau und sein Selbstverständnis sind hier aufgeführt. Natürlich kann hier nur ein Idealbild geliefert werden. Wer wissen möchte, wofür seine Steuergelder ausgegeben werden, der sollte sich diese Broschüre durchaus besorgen. Die Broschüre ist ansprechend gestaltet und sehr informativ.

Bücherbesprechung Bundeszentrale für politische Bildung

Werner Ende / Udo Steinbach (Hrsg.): Der Islam in der Gegenwart
Wie sieht die islamische Welt der Gegenwart aus? Das vorliegende Buch möchte eine Antwort darauf geben. Der Islam als Religion mit seinen unterschiedlichen konfessionellen Ausprägungen, die Rolle des Islam im wirtschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Leben der islamischen Länder sowie die Situation der muslimischen Minderheiten in Asien, Afrika, Europa und Amerika sind dabei die Themenschwerpunkte.
"Das Buch arbeitet die Wechselwirkung zwischen den überkommenen politischen Verhältnissen und den modernen Entwicklungen in Ökonomie, Sozialwesen, Kultur und Ideologie heraus. Das Buch wendet sich an alle, die sich ein zuverlässiges Bild des Islams in der Gegenwart verschaffen wollen," ist auf dem hinteren Buchdeckel zu lesen.
Sehr umfangreich ist das Buch. Das fällt dem zukünftigen Leser auf, noch bevor er ein einziges Wort gelesen hat. 1064 Seiten hinterlassen ihre Spuren in Gewicht und Umfang. Umfangreich und detailliert ist auch der Inhalt. "Historische Ausbreitung, Politik- und Religionsgeschichte", "Die politische Rolle des Islam in der Gegenwart" und "Islamische Kultur und Zivilisation in der Gegenwart" heißen die drei Teile, in die das Buch gegliedert ist.
Wer - als potentieller Leser - das Buch zum ersten Mal in der Hand hält, wird von der schieren Flut der Informationen schlichtweg erschlagen. Wo soll man mit dem Lesen anfangen? Lohnt es sich überhaupt, alles zu lesen? Das eigene Interesse sollte den Leser leiten; ansonsten ist er hoffnungslos überfordert und wird von der Fülle erschlagen. Doch Vorsicht! Wer eine leicht verständliche Einführung in das Thema "Welt des Islam" sucht, sollte nicht zu diesem Buch greifen. Es verlangt schon solide Grundkenntnisse.
Das Buch informiert sachlich und informativ, ohne jedoch persönliche Erfahrungen der Autoren aufzugreifen oder eine persönliche Note in den Schreibstil einzuflechten. Autoren wie Johanna Pink, Rudolph Peters, Hans Müller, Franz Kogelmann, Frederick de Jong, Axel Havemann, Iris Glosemeyer Heribert Busse, Werner Ende und Rainer Freitag - Wirminghaus sind hier vertreten. Sie alle studierten Islamwissenschaften. Dementsprechend sachlich, fachlich fundiert und wissenschaftlich neutral geschrieben wirken auch ihre Texte. Wer also mehr als Grundlagenwissen sucht, der wird seine Freude an dem Buch haben.

Werner Abelshauser: Deutsche Wirtschaftsgeschichte seit 1945
Die deutsche Wirtschaft kennt lange Phasen des Wachstums, insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg. Zeiten quälender Rezession kommen hinzu. "Mehr als vielen Leuten bewusst ist prägen solche ökonomischen Zyklen auch Kultur und Gesellschaft eines Staates. Mit seiner Wirtschaftsgeschichte Deutschlands seit 1945 eröffnet Werner Abelshauser neue Perspektiven, nicht zuletzt für die Reformdebatte unserer Zeit. Im Zentrum des Buches stehen der Aufstieg aus dem Zusammenbruch des Zweiten Weltkrieges, die Ursachen für das Wirtschaftswunder der 50er und 60er Jahre sowie das Auf und Ab der ökonomischen Entwicklung im europäischen Rahmen, die zur aktuellen globalen Vernetzung wirtschaftlichen Handelns unserer Tage überleitet. Wenngleich der Schwerpunkt der Darstellung auf der Bundesrepublik liegt, findet doch die Entwicklung der ostdeutschen Planwirtschaft ebenso Berücksichtigung wie beider Vorgeschichte seit Beginn des 20. Jahrhunderts," steht auf dem hinteren Buchdeckel zu lesen.
Gut geschrieben ist dieses Buch durchaus - leicht verständlich, ohne überflüssige Fremdworte, chronologisch geordnet und somit auch für den historischen wie wirtschaftswissenschaftlichen Laien verständlich.
Und dennoch bleibt ein fader Beigeschmack. Das Buch ist zwar sachlich geschrieben. Der Stil bleibt aber zu unpersönlich, als dass er überzeugen würde. Der Staat, Parteien, Gewerkschaften, Arbeitgeber- und Industrieverbände, Arbeitsverwaltung und die Wirtschaftswissenschaften sind Institutionen, die am Wirtschaftsleben beteiligt sind. Der Autor spricht zu oft nur ganz allgemein über sie. Es wird zu oft nicht deutlich, wer welche Position vertritt und auf welchem Wege welche Mehrheiten findet.
Hinzu kommt: Das Buch ist eine Bleiwüste. Die Texte werden zwar durch gelegentliche Tabellen unterbrochen; das eine oder andere historische Foto hätte dem Buch aber durchaus gut getan. Hier wurde die Chance vertan, ein interessantes Thema spannend zu gestalten. In der Schule hätte dies zu Punktabzügen geführt. Die Note dort: zwei minus.

Lutz van Dijk: Die Geschichte Afrikas
Wie Wiege der Menschheit liegt in Afrika. Dort entwickelten sich die ersten Menschen und breiteten sich über die ganze Welt aus. Dort gab es die ersten Hochkulturen der Menschheit - die Pharaonenreiche am Nil.
"Schwerpunkte der Darstellung van Dijks sind die über 500-jährige Kolonialgeschichte und der steinige Weg der afrikanischen Staaten in die Freiheit und Eigenständigkeit. Schlaglichtartig erzählt er von der Vielfalt Afrikas: von der Kultur des Islam im Norden zu den christlichen und traditionellen Religionen im Süden, von den Nomaden in der Steppe zum pulsierenden Leben der Großstädte. Im Mittelpunkt des Buchs, das sich vornehmlich an junge Leute richte, stehen Menschen aus den verschiedenen Epochen Afrikas, die Lutz van Dijk über ihr Leben und ihre Erfahrungen berichten lässt," ist auf dem hinteren Buchdeckel zu lesen.
Alles in allem ist dies ein unbefriedigendes Buch. Ob oberflächlich, zu ungenau und zu wenig zusammenhängend berichtet der Autor über die Geschichte des Kontinents. Wie funktioniert Apartheid? Wie lebten die Pharaonen? Wie regieren die Kolonialherren? allein diese Fragen werden nur sehr unzureichend beantwortet. Was treibt Menschen an, Kolonien zu erwerben? Gibt es Personen, die sich auf diesem Gebiet besonders hervorgetan haben? Es ist müßig, all die Fragen aufzuwerfen, die in diesem Buch nicht beantwortet werden. Das Buch kann bestenfalls als Einführung verstanden werden.
Es soll neugierig machen. Doch neugierig worauf? Genauso wenig wie es "die" europäische, "die" asiatische" oder "die" amerikanische Geschichte gibt, genauso wenig gibt es eine einheitliche afrikanische Geschichte. Ein Land, eine Person, eine Organisation oder eine Religion kann eine Geschichte haben, die auf wenigen Seiten beschrieben werden kann. Die Geschichte eines ganzen Kontinents in einem einzigen Buch zu beschreiben, ist eine Herkulesaufgabe, die kaum gemeistert werden kann. Warum also die Aufgabe überhaupt angehen?
Liebe Bundeszentrale für politische Bildung: Entweder führe ich anschaulich und umfassend in ein Thema ein oder ich lasse es eben. Wer sich mit Afrika beschäftigt, wird sehr viele Themen finden, die in einem Buch beschrieben werden können. Die Geschichte des Kontinents ist sicher ein solches Thema. Dann aber bitte genauer, detaillierter und umfangreicher.

Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Menschenrechte - Dokumente und Deklarationen
Die Würde des Menschen ist unantastbar. So behauptet es das deutsche Grundgesetz. "Der Schutz gegen Menschenrechtsverletzungen findet auf drei Ebenen statt: der nationalen, der regionalen und der globalen. Die Textsammlung beschränkt sich auf die wichtigsten Regionalorganisationen aus dem Bereich der Vereinten Nationen und aus vier Regionalorganisationen in Europa, Amerika, Afrika und der islamischen Welt. Bei aller kulturellen Unterschiedlichkeit der Staatenwelt zeigen die Menschrenrechtskodifikationen deutlich, dass bei der Aufrechterhaltung völkerrechtlich verbürgter Menschenrechtsstandards noch Raum ist für eine speziellere Normierung in einer politisch, ökonomisch und kulturell heterogenen Region," ist auf dem Buchrücken zu lesen.
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrecht, das Übereinkommen über die Rechts des Kindes, die Erklärung zum Recht auf Entwicklung und die Charta der Grundrechte der Europäischen Union sind hier genauso vertreten wie die Europäische Sozialcharta und die Amerikanische Konvention über Menschenrechte.
Vordergründig ist das Buch eine Sammlung juristischer Texte. "Das Buch richtet sich also an Juristen," sollte man meinen. Doch der Eindruck täusch. Inwieweit ist das internationale und supranationale Recht in nationales deutsches Recht umgewandelt worden? Inwieweit sind die Normen und Werte überhaupt hier in Deutschland vor Gericht verwertbar? Für mich als Laien ist das schwer zu beurteilen. Ehe ich mich in die Untiefen des deutschen Rechts und seinen Fallstricken verheddere, versuche ich gar nicht erst, eine Antwort zu finden.
Also zurück zu der Frage: Für wen ist das Buch eigentlich geschrieben? So ganz genau kann ich das nicht einschätzen. Wahrscheinlich für all' die Idealisten, die in der Menschenrechtsarbeit aktiv sind und verklausulierte Argumente suchen, die sie für ihre Arbeit gebrauchen können. Ansonsten läuft das Buch sehr leicht Gefahr, in einem Bücherschrank zu verstauben. Es ist schön, das Buch vorweisen zu können; mehr aber auch nicht.