Buchbesprechungen  
Jun - Sep 2008

Angelika Stucke: Gute Gründe 13 Kriminalgeschichten; Bookspot Verlag 2006; 121 Seiten; ISBN: 3-937357-16-5
"Der Stoff gilt nichts", "Der Golfkurs", "Wespentanz" oder "Der Kreuzweg" - so heißen einige der Kriminalgeschichten, die hier veröffentlicht sind. Es handelt sich dabei um gut lesbare Kurzgeschichten. Als Urlaubslektüre oder Beschäftigung für das verregnete Wochenende sind sie hervorragend geeignet. Was sich im ersten Moment als Kritik anhört, ist in diesem Fall allerdings als Kompliment gemeint. Wer möchte schon immer schwere Kost geboten bekommen, in denen es um komplexe zwischenmenschliche Zusammenhänge, eine Beschreibung der eigenen Befindlichkeit oder die Analyse gesellschaftlicher Zusammenhänge geht.
Doch nun zum Inhalt. In den Kurzgeschichten geht es um Frauen, die durch ein alltägliches Ereignis aus der Bahn geworfen werden. Liebeskummer, nervende Nachbarn und tyrannische Jugendliche - Stucke nimmt das pralle Leben, um alternative Mordmethoden zu präsentieren. Gelegentlich ist sogar Humor zu spüren. Die Geschcihten bieten gute Hausmannskost; wer nicht nur die Klassiker der modernen Kriminalliteratur kennen möchte, sondern auch leichte, gut verdauliche Kost, der sollte zu diesem Buch greifen.

Duden - Auf gut Deutsch! Rechtschreibung, Grammatik und Wortwahl einfach erklärt; 320 Blatt / 640 Seiten; zweifarbiger Druck, zum Aufhängen oder Aufstellen; 11 x 14 Seiten; ISBN: 3-411-80009-4; Der Kalenderverlag Mannheim GmbH; 2008

"Eine spannende Reise durch die deutsche Sprache verspricht der Kalender `Auf gut Deutsch!'. In den Bereichen: Alte und neue Regeln, Tipps zu Stilfragen und Sprachgebrauch, Stolperfallen und Anekdoten, Trends und Eintagsfliegen, Redewendungen und Zitate wird unsere Sprache genauestens unter die Lupe genommen, Sprachphänomene lehrreich und amüsant dargestellt. Auf die Fragen: Kann man `doof' steigern?, Gibt es das Wort Steuervergünstigungsabbaugesetz im Duden? Und warum wird die Tafel aufgehoben? bietet dieser Kalender ausführliche Erklärungen auf den Blätterrückseiten. Ergänzt wird der Jahresbegleiter für Sprachinteressierte durch kleine Übungen, damit Ihnen auch keiner mehr ein X für ein U vormacht," stellt der Verlag diesen Kalender für das Jahr 2009 vor.
"Nanu! Gibt es den Duden jetzt auch im Taschenkalenderformat?" So lautete meine erste Reaktion, als ich dieses Produkt in den Händen halte. Neugierig, wie ich bin, habe ich mir den Kalender angesehen.
Dieser Kalender ist ein Kalender für Sprachliebhaber. Hier werden Rechtschreiberegeln genauso erklärt wie Orthographieregeln. Auch werden Fremdwörter (auch hinsichtlich Rechtschreibung und Grammatik) erläutert. Auf der Vorderseite wird die Frage gestellt. Die entsprechende Antwort gibt es auf der Rückseite.
Für jeden Tag gibt es ein anderes Kalenderblatt. Auf den ersten Blick ist der Kalender ganz hübsch gestaltet. Ob mir der Kalender wirklich gefällt? Ich bin mir dessen nicht sicher. Das Thema erscheint mir - trotz allen eingestreuten Humors und Wortwitzes - einfach nicht für einen Kalender geeignet zu sein. Zumindest für die heimelige Wohnung scheint mir ein schöner, bebildeter Kalender besser geeignet zu sein.

Harenberg Wochenkalender: Leben mit der Bibel;
54 Blatt / 54 Seiten; 14,8 x 21 cm, durchgehend vierfarbig, zum Aufhängen mit Spiralbindung; Der Kalenderverlag Mannheim GmbH 2008; ISBN: 978-3-411-80082-7

"Was bedeutet die Botschaft der Bibel für die Menschen heute? Ausgehend von einem Bibelzitat schlägt der Kalender die Brücke zwischen Glauben und Alltag. Jede Woche schenkt ein Bibelzitat aus der Einheitsübersetzung und der Lutherbibel mit konkreten Handlungsanregungen und spirituellen Impulsen Kraft und Zuversicht für den Alltag. Meditative Bilder machen den konfessionsübergreifenden Kalender zu einem wertvollen Begleiter durch das Jahr," stellt der Verlag den Kalender vor.
Ein stimmungsvolles Landschaftsbild, ein Bibelzitat und eine kurze Interpretation des Zitats machen jedes Kalenderblatt aus. Der Kalender ist optisch wie inhaltlich gleichermaßen gelungen. Auch das schlichte Seitenlayout trägt zu diesem positiven Eindruck mit bei.
Soll ich, darf ich einen Kalender besprechen? Oder mache ich Werbung damit? Als ich mich an die Arbeit machte und mir den Kalender anschaue, habe ich mir schon diese Frage gestellt. Auch wenn es im Fachhandel eine riesige Auswahl an Kalendern zu kaufen gibt, so werden sie in der Regel doch nur selten besprochen und der Öffentlichkeit vorgestellt.
Ich gebe es gerne zu, dass mir der Verlag ein Rezensionsexemplar kostenlos zur Besprechung zur Verfügung gestellt hat. Irgendwelche Forderungen oder Zusagen (beispielsweise hinsichtlich einer Bezahlung) gab es aber nicht. Doch unabhängig davon gefällt mir persönlich dieser Kalender. Daher habe ich auch keinerlei Bedenken, an dieser Stelle auf ihn aufmerksam zu machen.

Duden - Allgemeinbildung Das große Quiz fürs ganze Jahr;
320 Blatt / 640 Seiten, zweifarbiger Druck, zum Aufhängen oder Aufstellen; 11 x 14 cm; ISBN: 3-411-80010-0; Der Kalenderverlag Mannheim GmbH

"Wieviele Staaten gehören zur EU? Welche Einheit mißt den elektronischen Widerstand? Und wer war die `Mutter der Nation'? Falls Sie auf diese oder andere Fragen zu den unterschiedlichsten Wissensgebieten im Kalender `Allgemeinbildung' nicht alle Antworten wissen, so ist das kein Problem! Ausführliche Antworten und Erklärungen auf den Rückseiten der Kalenderblätter machen diesen Begleiter durchs Jahr zu einem richtigen Wissenspakete. Neben spannenden Fragen und den leicht verständlichen Erläuterungen gibt es auch immer Informationen zu den `falschen' Alternativen," stellt der Verlag den Kalender vor.
Je nach individueller Interessenslage sind die Fragen unterschiedlich schwierig. Geschichte, Sport, Kunst, Wortschatz, Politik und Naturwissenschaft werden hier abgefragt. Die Frage wird auf der Vorderseite gestellt. Die Antwort gibt es auf der Rückseite und zwar ausführlich.
"Das große Quiz fürs ganze Jahr 2009" steht auf dem vorderen, blauen Deckblatt. Ich gebe es zu: Ich habe diesen Kalender vom Verlag erhalten, um darüber zu schreiben und ihn vorzustellen. Ich erzähle dies, weil ich mir nicht sicher bin. Würde ich mir persönlich wirklich einen solchen Kalender im Laden kaufen und ihn zuhause nutzen? Eher nicht. Oder? Man muß schon ein Faible für Quiz- und Wissensfragen haben, um einen solchen Kalender zu nutzen.

Wolfgang Burkhard: Niederrheinische Unternehmen 111 Persönlichkeiten und ihr Werk; Mercator - Verlag Duisburg 1990; 272 Seiten; ISBN: 3-87463-162-1
Seit Jahrhunderten prägen niederrheinische Unternehmer die Entwicklung der Region. Ihr weitsichtiges und weltoffenes Handeln und die Beharrlichkeit im Beschreiten neuer Wege erschließen sich bei Studien ihrer Lebensläufe. Die Sammlung 111 biographischen Skizzen ergibt so ein Spiegelbild niederrheinischer Wirtschafts- und Kulturgeschichte," berichtet die Inhaltsangabe auf dem hinteren Buchdeckel.
Helmut Horten, Carl Lehnkering, Ernst Trapp, Johann Caspar Harkort - diverse prominente Wirtschaftsführer werden hier beschrieben, aber auch Persönlichkeiten, an die sich heute kaum noch jemand erinnert: Gottfried Vutz, Alwin Hilger, Alexis van Gülpen und Georg van Eyck seien als Beispiele genannt. Sie werden von Autoren wie Dr. Carl-Friedrich Baumann, Reinhold Trapp, Dr. Helmut Rotthauwe gen. Löns, Dr. Hans - Georg Kraume und Dr. Renante Köhne - Lindenlaub (um nur einige Beispiele zu nennen) vorgestellt.
2 Seiten pro Person müssen ausreichen, um ein Foto der jeweiligen Persönlichkeit und den dazugehörigen Text unterzubringen. Die Autoren beschränken sich dabei auf die Lebensleistung des jeweiligen Unternehmers. Sehr liebevoll und eingehend sind die Ausführungen, aber auch ein wenig eingeschränkt. Die familiäre Situation der Unternehmer bleibt genauso unbeachtet wie die weitere wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens.
Und dennoch liegt hier für mich persönlich eine interessante Lektüre vor. Viele Firmen- und Produktnamen erscheinen so altvertraut, dass man sich über die Herkunft des Namens keine Gedanken mehr macht. Ganz egal, ob es um Hövelmann - Sprudel, Diebels Alt oder viele andere Produkte geht, die Personen, die dahinter stecken, bleiben oft genug unbekannt. Wer sich für die lokale und regionale (Wirtschafts-) Geschichte interessiert, dem sei dieses Buch empfohlen. Es beschreibt anschaulich die wirtschaftliche und technische Aufbruchstimmung, die den Niederrhein im 19. Jahrhundert auszeichnet

Patricia Vohwinkel: Zufällig Elchtod; editions treves Trier 1999; 168 SeiteN; IBSN: 3-88081-222-5
"Marianne Hecker ist ermordet worden. Durch Zufall hat sie kurz vor ihrem Tod eine Packung Kondome gekauft.

Jakob `Elchtod' De Vries hat eine Schwäche für skandinavische Musik der härteren Kategorie. Bei seinen pathologischen Tests stößt er auf einige beängstigende Ungereimtheiten.

Kommissar Martin Dominik leitet die Ermittlungen. Aber kann routinierte Polizeiarbeit allein den Schlüssel zur Aufklärung des Falls
menschlicher Abgründe liefern und den Frauenmörder stoppen?

Sina Dominik liest die Werke toter Dichter und die Ermittlungsakten ihres Bruders Martin. Nicht nur durch die erhellende Wirkung einiger Tequilla Sunrise gelingt es ihr bisweilen, ihre Wahrnehmung zu erweitern.

Die Tatsache, dass `Elchtod' zu jeder passenden und unpasenden Gelegenheit einen seiner geliebten Rocksongs intoniert, sorgt dafür, dass Sina per Zufall ein besonderes Interesse an Sängern entdeckt. In eben der Nacht, in der es ein weiteres Opfer gibt. Das bringt Sina und `Elchtod' mehr als nur zum Schwitzen...," berichtet die Inhaltsangabe.

Die Sprache ist es , die zuerst bei diesem Buch auffällt. Für einen Krimi ist sie sehr steif und formell. Es fehlt jegliche Leichtigkeit,
die das Lesen zum Vergnügen macht. Hinzu kommt ein pedantischer und übergenauer Erzählstil, der sehr viel Wert auf Details legt und daher auch überflüssige Längen aufweist. Allein unter sprachlichen Gesichtspunkten bereitet es nicht unbedingt Freude, diesen Roman zu lesen.

Inhaltlich ist der Roman dagegen sehr konventionell. Der kriminalistische Dreisprung (Aufgabenstellung - Arbeit des Detektivs -
Lösung) wird hier durchaus eingehalten. Es würde zwar nicht so ganz stimmen, Martin als allwissenden und allmächtigen Detektiv und seine Schwester als naives Dummerchen zu bezeichnen; die Grundstruktur, dass der ermittelnde Detektiv Helfer an seine Seite gestellt bekommt, ist hier aber gegeben. Bei der Figur der Sina bin ich mir nicht so sicher, wie sich sie beschreiben soll. Ist ihr Bruder noch eher traditionell - gutbürgerlich und Jakob ein wenig extravagant, fällt Sina doch deutlich aus dem Rahmen. Exzentrisch? Grillenhaft? Durchgeknallt? Diese Worte passen hier sehr gut; Sina paßt jedenfalls irgendwie nicht ins Schema.

Patricia Vohwinkel wurde 1964 in Duisburg geboren. Sie studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Düsseldorf,
arbeitete aber auch schon als Interviewerin, Spermüllsammlerin, Übersetzerin, Texterin, Telefonverkäuferin und Lehrerin. Ihre Hobbys: das Lesen und Schreiben von Büchern und Partyeinladungen, Musik, Schildkröten sowie Flora, Fauna und Vergnügungsstätten Duisburgs.

Bürgerverein Duisburg-Mündelheim (Hrsg.): Mündelheim Heimat im großen Angerbogen; Selbstverlag ohne Jahresangabe; 311 Seiten; ohne ISBN
Tief in die Geschichte des südlichen Duisburger Stadtteils blickt der Bürgerverein. Er beschreibt das bäuerliche Leben und die zunehmende Industrialisierung (inklusive der zunehmenden Bedeutung des Handwerks), das gesellschaftliche, schulische und kirchliche Leben und lässt dabei über 1.000 Jahre Revue passieren.
Viele Schwarzweiß-Fotos ergänzen die umfangreichen Texte. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Neuzeit, also der Zeit ab dem 19. Jahrhundert. Sehr umfangreich, sehr persönlich und lebendig und sehr anschaulich sind die Ausführungen. Sie lassen die gute, alte Zeit lebendig werden und erzählen von dem Leben der Menschen in früheren Tagen.

Veit Veltzke: An der Seite Napoleons - Die Erlebnisse eines rheinischen Jungen; Verlag Böhlau Köln 2007; 156 Seiten; ISBN: 3-412-17706-7

"Der Held der Geschichte ist ein vierzehnjähriger Junge vom Niederrhein. Er gelangt durch Vermittlung seines Dienstherren in Paris
in den Pagendienst Napoleons. Auf einer Reise des Kaisers an den Niederrhein 1811 entfernt er sich jedoch ohne Erlaubnis vom
Kaiserlichen Reisezug, um seine Heimatstadt und seine Jugendliebe wiederzusehen. Ein Schritt mit weitreichenden Folgen für ihn! Er hat den Pagendienst zu verlassen, nimmt Dienst im französischen Militär und erlebt das Kriegsgrauen im Russlandfeldzug 1812," berichtet die Inhaltsangabe.
Die Geschichte widmet sich einem vernachlässigten und damit unbekannten Detail der niederrheinischen Geschichte, nämlich der französischen Besatzungszeit. Die Geschichte ist flott geschrieben und somit leicht lesbar.
Das ist aber auch schon das einzige Kompliment, das man das Buch machen kann. Die Erzählperspektive ist unpersönlich und oberflächlich. Wie sieht die politische Situation in Europa und insbesondere am Niederrhein zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus? Wie lebten die Menschen hier ganz konkret? Wie kämpften die Armeen damals? Wie sieht Russland im Winter, die sieht Russland im 19. Jahrhundert aus? Allein diese Fragen beantwortet Veltzke nicht. Veltzke hätte mehr aus dieser fiktiven Biographie machen können.

Walter Smerling: Kuno Gonschior Nur für dich und mich just for you und me;
Druck Verlag Ketteler Bönen in Westfalen 2008; 96 Seiten; ISBN: 978-3-941100-10-7
Der vorliegende Katalog erscheint anlässlich der gleichnamigen o. g. Ausstellung im MKM Musem Küppersmühle für moderne Kunst in Duisburg. Die Ausstellung läuft vom 24. Juni bis zum 7. September 2008.
Der Katalog erscheint in deutsch und englisch, deutscher Originaltext auf der oberen Hälfte der Seite, englische Übersetzung darunter. In einem ersten kurzen Kapitel wird Gonschior als Künstler vorgestellt. Der Text ist teils Fließtext, teils als Interview / Dialog. Dann kommt das große Kapitel, in dem die ausgestellten Kunstwerke abgebildet sind.
Was soll ich zu dem Katalog sagen? Er ist gute, solide Arbeit, die die Ausstellung gut wiedergibt. Hinsichtlich Gestaltung und Layout ist der Katalog guter Durchschnitt. Ansonsten muß man sich schon sehr für (Gonschiors) Kunst interessieren, um sich dieses Werk anzuschaffen.

Inge Sauer: Jörg Müller Die Welt ist kein Märchen Skizzen Illustrationen Bilderbücher;
Verlag Nimbus.Kunst und Bücher 2007; 144 Seiten; ISBN: 978-3-907142-27-1
"Der Biler Illustrator und Grafiker Jörg Müller hat wie wenige andere das Medium Bilderbuch zur zeit- und gesellschaftskritischen Auseinandersetzung genutzt. Seinen internationalen Durchbruch erfuhr er in den 1970er Jahren mit den Bildertafeln `Alle Jahre wieder saust der Presslufthammer nieder' und `Hier fällt ein Haus, dort steht ein Kran und ewig droht der Baggerzahn'. Das hohe künstlerische Niveau seiner Illustrationen, die Sorgfalt in den Recherchen und das sichere Gespür für politische und soziale Prozesse haben seine Bücher zu Klassikern gemacht.
Das vorliegende, reich bebilderte Buch beschreibt die Hintergründe und Entstehungsgeschichten von Müllers international bekannten Bilderbüchern. Ergänzend zu den Abbildungen äußern sich der Illustration Jörg Müller und der Autor Jörg Steiner in Interviews über die Motive und kreativen Prozesse ihrer Arbeit. Das Buch erscheint anlässlich einer Ausstellungstournee zu Jörg Müllers 65. Geburtstag," berichtet die umfangreiche Inhaltsangabe auf dem hinteren Buchdeckel.
Die Bücher Müllers stehen hier eindeutig im Vordergrund. Sauer stellt sie sehr liebevoll vor. Das Wort "liebevoll" bezieht sich dabei nicht so sehr auf die kurzen Begleittexte, in denen Müller über seine Arbeit berichtet. Die Texte wirken mir persönlich zu allgemein, aus dem Zusammenhang gerissen, damit zusammenhangslos und oberflächlich. Die Interviews die Sauer mit Müller führt, erzählen nichts über die Bücher und ihre Entstehungsgeschichte; man kann sie getrost als Füllmaterial bezeichnen.
Der Bildteil ist dafür umso gelungener. Die hier enthaltenen Bilder Müllers sind sehr gelungen und ausgesprochen hübsch. Das zeichnerische Talent des Schweizers wird so überdeutlich und spricht eigentlich für sich. Ich persönlich begegne dem Werk Müllers hier zum ersten Mal. Und bin auch sofort davon angetan. Die Bilder sind so kraftvoll, lebendig, für Kinder und Erwachsene gleichermaßen geeignet und vor allem: inhaltlich anspruchsvoll, dass sie überzeugen.
Die dazugehörige Ausstellung ist von Juni bis September 2008 im Wilhelm Lehmbruck Museum in Duisburg zu sehen. Infos darüber sind der lokalen Tagespresse zu entnehmen.

J. Wolf: Max und Moritz im Kohlenpott Die Rotzigen vonne Ruhr Schoten mit Bilders nach Wilhelm Busch;
Verlag Henselowsky Boschmann Bottrop 2002; 80 Seiten; ISBN: 3-922750-16-8

"Jott Wolfs `Max und Moritz im Kohlenpott ist ein Genuß für alle Freunde der Reviersprache. Und auch Wilhelm Busch hätte sicherlich Spaß an diesem Buch gefunden, in dem die Schoten seiner beiden Lausbuben so locker und frech erzählt werden," berichtet die Inhaltsangabe.
Die Geschichte ist ja eigentlich bekannt: Max und Moritz spielen diversen Zeitgenossen Streiche und erhalten dafür ihre gerechte Strafe. Wolf schreibt die Geschichte in die Ruhrgebietssprache um, fügt ein paar Zeichnungen bei, die an die Originalzeichnungen von Busch erinnern. Und fertig ist eine neue Ausgabe von Max und Moritz. "Gibt es den Text auch in Schwäbisch und Sächsisch," möchte man da fragen.
Irgendwie kann ich mit Büchern wie diesem nur wenig anfangen. Die Originalgeschichte ist in Ordnung. Das Buch wirkt hübsch und liebevoll gemacht. Nur - fällt dem Autoren wirklich nichts anderes ein, als Klassiker der Literaturgeschichte umzuschreiben und regional anzupassen? Es wirkt fast so, als ob jemand das Rad neu erfinden würde. Aber was soll`s? Wer Humor mag, der sollte zu diesem Buch greifen.

Harald Polenz: Von Grafen, Bischöfen und feigen Morden Ein spannender Führer durch 22 Burgen und Herrenhäuser im Ruhrtal; Klartext - Verlag Essen 2004; 119 Seiten; ISBN: 3-89861-260-0
Schloss Hohenlimburg, Burg Blankenstein, die Hohensyburg und die Burg Volmarstein - sie sind nur einige der Sehenswürdigkeiten, die Polenz in diesem Büchlein vorstellt. Fotos von den Schlössern und Burgen sind hier genauso enthalten wie Daten zur Geschichte und heutigen Nutzung und zur weiteren nahegelegenen Ausflugszielen.
Mir persönlich kommt die Gegenwart ein wenig zu kurz. Oft genug enthalten die Burgen und Schlösser ein Museum. Auch wenn Daten wie Öffnungszeiten und Eintrittspreise angegeben sind, hätte Polenz doch genauer und detaillierter auf die Museen eingehen können. Was bekomme ich zu sehen? Wo liegt der Ausstellungsschwerpunkt? Ich erfahre es nicht.
Dies ist aber auch das einzige Manko, das ich hier entdecken kann. Das Büchlein enthält ansonsten viele Ausflugstipps für Leute, die den Urlaub zuhause verbringen.

Friedhelm Ströters: Rheinische Eisenbahn Vom Niederrhein ins Ruhrgebiet; Verlag Christa Schuhen - Holzbeck Brühl 1988; 192 Seiten; ohne ISBN - Angabe
"Das Ruhrgebiet erlangte seine wirtschaftliche Bedeutung durch die schnell fortschreitende Entwicklung von Bergbau und Metallindustrie im 19. Jahrhundert. Die Lebensnerven eines aufblühenden Industriegebietes sind vor allem die für Massentransporte geeigneten Transportwege, die sich anfänglich auf Wasserwege und in zunehmendem Maße auf Eisenbahnlinien beschränkten. Bei allen Eisenbahnen, die zur damaligen Zeit noch als private Gesellschaften geführt wurden, entstand ein wahrer Wettlauf um den Bau neuer Bahnlinien in die Industriegebiete, galt es doch, möglichst als erster an die gewinnbringenden Transporte heranzukommen," berichtet das Vorwort.
Unterstützt durch viele historische Fotos und Zeichnungen erzählt Stöters, wie unsere Region eisenbahntechnisch erschlossen wurde. Regional konzentriert sich Ströters auf Duisburg, Mülheim, Essen und ansatzweise Krefeld. Sehr umfangreich, sehr detailliert, sehr anschaulich, teilweise auch sehr lebendig (weil konkrete Menschen zu Wort kommen) sind die Schilderungen. Hier kommen nicht nur Eisenbahnfreunde auf ihre Kosten. Auch Freizeithistoriker, die sich für die regionale Verkehrs- und Wirtschaftsgeschichte interessieren, kommen hier auf ihre Kosten.
Das Buch erzählt vom Wachsen und Gedeihen einer Region, aber auch von ihrem schleichenden Niedergang. War die Eisenbahn früher auf Expansionskurs, fehlt heute das Geld, um selbst die allernotwendigsten Reparaturen durchzuführen. Wir dürfen gespannt sein, wie die Zukunft aussehen wird.

Helmut Schmidt: Menschen und Mächte; Siedler - Verlag 1987; 478 Seiten; ISBN: 3-77680-278-7
"Seit seinem Rücktritt (!) vor fünf Jahren wartet die Welt auf den Bericht Helmut Schmidts, des Mannes, der in den langen Jahren seiner Kanzlerschaft über die Grenzen der Bundesrepublik Deutschland und die Europas hinaus die Weltpolitik entscheidend geprägt hat. Es sind die großen politischen Mächte der Gegenwart und wohl auch der Zukunft, denen sein Nachdenken gilt, aber es sind immer einzelne Menschen - von Mao Tsetung bis Michail Gorbatschow -, in denen sie sich verkörpern," berichtet die Inhaltsangabe leicht falsch.
Die Außenpolitik ist es, mit der sich Schmidt hier ausführlich beschäftigt; schwerpunktmäßig geht es um die USA, Russland und China. Schaubilder und historische Fotos illustrieren die Texte.
Schmidt legt hier eine politisch - berufliche Biographie vor, in der jegliche privaten und persönlichen Elemente fehlen. Er lässt eine Zeit lebendig werden, die es schon lange nicht mehr gibt. Wer kann sich heute noch an den Ostblock, Carter, Breschnew und Mao konkret erinnern? Und vor allem: Wer möchte heute (noch) wissen, wie Politik damals funktionierte?
Schmidt genießt auch heute noch ein hohes Ansehen. Auf seine penible, fast schon pedantische Art lässt er uns an seiner Art der Politik teilhaben. Sein Schreibstil ist angenehm und gut lesbar; fast schon überdeutlich wird klar, welche Eigenschaften Schmidt schätzt. Ein umgängliches und freundliches Wesen, Kontinuität, Fachkompetenz und Gradlinigkeit gehören dazu. Seine Bewunderung für Amerika ist überdeutlich spürbar, nein, fast schon mit den Händen fühlbar. Mit rund 190 Seiten Länge ist der Teil über Amerika der umfangreichste von allen. Helmut Schmidt eröffnete vor einigen Jahren die Duisburger Akzente mit einem Festvortrag; dort bestätigte er noch einmal diese Vorliebe.
Auch wenn es antiquiert klingen mag: Mir gefällt dieses Buch. Hier wird Politik nachvollziehbar und verständlich. Hier spricht der Vertreter einer Politikergeneration, die noch glaubwürdig vermitteln konnte, dass ihr das Allgemeinwohl am Herzen liegt und das eigene Fortkommen nicht so überdeutlich im Vordergrund steht.

Söke Dinkla / Karl Janssen (Hrsg.): Paradoxien des Öffentlichen Über die Selbstorganisation des Öffentlichen; Verlag für moderne Kunst Nürnberg 2008; 160; ISBN: 978-3-940748-46-1
"Der öffentliche Raum hat sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Wo entstehen heute die Orte mit sozialer Dynamik, die Orte, die unsere Wirklichkeit prägen? Anhand von drei wichtigen, aber noch ungewohnten öffentlichen Bereichen - den Autobahnen, den Shopping Malls und den virtuellen Räumen der digitalen Daten - beschreibt `Paradoxien des Öffentlichen' neue künstlerische Praktiken und stellt wegweisende Arbeiten vor. Es präsentiert neue Formen der Kunst im öffentlichen Raum für die Kulturhauptstadt RUHR.2010," berichtet die Inhaltsangabe.

2008 finden die 31. Duisburger Akzente statt. Ihr Titel: "Was uns beschäftigt". Die Paradoxien des Öffentlichen sind - zumindest unter zeitlichen Gesichtspunkten - in die Kulturgroßveranstaltung eingebettet.
Hier findet eine kunsttheoretische Auseinandersetzung darüber statt, wie die Kunst den öffentlichen Raum bereichern kann. "`Paradoxien des Öffentlichen' ist ein auf zwei Jahre angelegtes Projekt, das am 24. Mai 2007 mit einem zweitägigen Forum begann. In Vorträgen und Werkstätten unternahm das Forum eine kritische Revision des öffentlichen Raums und widmete sich drei besonderen Bereichen des Öffentlichen: den Konsumräumen, den transistorischen Räumen und den Datenräumen. Dieses Buch dokumentiert das zweijährige Projekt mit Forum, Wettbewerb und Preisträgerarbeiten, die im Mai 2008 im öffentlichen Raum der Stadt Duisburg und Umgebung sowie im Wilhelm Lehmbruck Museum gezeigt wurden." So steht es im Buch.
Ein reiner Ausstellungskatalog, in dem ein Künstler und sein Werk vorgestellt werden, liegt hier also nicht vor. Dies ist ein Fachbuch, das sich an Menschen wendet, die sich für moderne Kunst an der frischen Luft interessieren. Ein solides kunsttheoretisches Verständnis sollte man schon mitbringen, um es zu lesen; allein schon die wissenschaftliche Wortwahl verhindert, dass die Texte leicht verständlich sind.

Hans Georg Kraume: Duisburg Die alte Stadt; Sutton Verlag Erfurt 1997; 128 Seiten; ISBN: 3-89702-026-2
"Duisburg in guten wie in schlechten Zeiten, dargestellt in über 200 ausgewählten alten Fotographien aus den Beständen des Stadtarchivs. Mit historischem Bildmaterial von der Frühzeit der Fotographie bis zum 2. Weltkrieg dokumentiert Kraume das wechselnde Schicksal der alten Stadt Duisburg - ihre Straßen und Plätze, ihre Industrie, vor allem aber ihre Menschen und deren Leben in allen Facetten. Dieses Buch ist für alle, die sich mit Duisburg verbunden fühlen," berichtet die Inhaltsangabe auf dem hinteren Buchdeckel.
Und tatsächlich: Die städtische und wirtschaftliche Infrastruktur wird hier genauso thematisiert wie die beiden Weltkriege und der
Freizeitbereich. Kraume präsentiert hier eine hübsche Auswahl an historischen Fotos, die die gute alte Zeit wieder lebendig werden
lassen. Gut daran: Der Leser wird nicht mit den Bildern alleingelassen. Kurze Texte liefern die erforderlichen Hintergrundinformationen.

Leider beschränkt sich Kraume auf die heutige Innenstadt; die südlichen Stadtteile werden ausgespart. Da ich selbst im Duisburger Süden wohne, empfinde ich dies durchaus als Mangel.
Dies ist aber auch der einzige Kritikpunkt, den ich finde. Ansonsten gefällt mir das Buch. Ich entdecke viele historische Details, die mir bislang unbekannt waren. Ich bin angenehm überrascht von der Bildqualität; gerade zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die technische Entwicklung der Fotographie ja noch nicht so vorangeschritten, als dass man (hinsichtlich des Materials) eine so hochwertige Fotographie wie heute erwarten darf.
"Duisburg, wie hast du dich in den vergangenen 100 Jahren verändert," möchte man sagen, wenn man das Buch liest. Wer sich für die Geschichte Duisburgs interessiert, dem sei dieses Buch empfohlen.

Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft; Reclam Verlag Stuttgart 1966; 1011 Seiten; ISBN: 3-15-006461-9

Die Kritik der reinen Vernunft (KrV) ist das erkenntnistheoretische Hauptwerk des deutschen Philosophen Immanuel Kant. Der Königsberger Philosoph schrieb die KrV als erste seiner drei ?Kritiken. Es folgten die Kritik der praktischen Vernunft und die Kritik der Urteilskraft. An die KrV schließen zudem die Prolegomena von 1783 an. Die Kritik der reinen Vernunft erschien in erster Auflage im Jahr 1781.

Zur Entstehung des Werkes

Die Kritik der reinen Vernunft stellt einen grundlegenden Wendepunkt in der Philosophie Immanuel Kants dar. In seinen frühen Jahren war er, geprägt durch seine Lehrer an der Universität, Rationalist. In dieser Zeit beschäftigte er sich stark mit naturwissenschaftlichen Fragen und der Physik Isaac Newtons. Sein frühes Hauptwerk ist die Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels, in der er eine auch von Astronomen anerkannte Theorie über die Entstehung des Planetensystems und des Kosmos entwickelte, die über hundert Jahre als die Kant-Laplace-Theorie Aktualität hatte. Je mehr sich Kant auch mit metaphysischen Themen befasste, umso mehr sind wachsende Zweifel an der Position des Rationalismus erkennbar. Sein Interesse galt weniger der Entwicklung eines Systems, sondern vor allem der Aufklärung, weshalb man in ?der Metaphysik durchaus analytisch verfahren müsse, denn ihr Geschäfte ist in der That, verworrene Erkenntnisse aufzulösen. Während Kant bis zu seiner Dissertation für die Professur (Von der Form der Sinnen- und Verstandeswelt und ihren Gründen, 1770, original in Latein) regelmäßig eine große Anzahl von Schriften veröffentlicht hatte, unterbrach er bis auf wenige Ausnahmen seine schriftstellerische Tätigkeit für einen Zeitraum von zehn Jahren.

Zunächst wollte Kant nur seine Dissertation für eine Veröffentlichung überarbeiten. Doch je tiefer er sich mit den erkenntnistheoretischen Fragen befaßte, umso mehr mußte er seine vorhergehenden Positionen überarbeiten und umso mehr verzögerte sich die Veröffentlichung. Anlaß hierfür war wohl die skeptische Position Humes.

Am Ende dieser Neuorientierung konnte Kant das Buch ?innerhalb etwa 4 bis 5 Monaten, gleichsam im Fluge niederschreiben. Doch nach seiner Veröffentlichung war die Reaktion auf das Buch zunächst sehr verhalten. Allgemein wurde die Schrift als dunkel und unverständlich eingestuft. Allmählich nahm die Rezeption zu und mit Erscheinen der zweiten, stark überarbeiteten Auflage der Kritik der reinen Vernunft im Jahre 1787 wurde Kant zum führenden und meistdiskutierten Philosophen seiner Zeit, der auch bald im Ausland Aufmerksamkeit erzielte. Das Werk wurde 1827 von der katholischen Kirche auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt.

Unterfangen der Kritik

Kant hielt seine Vorlesungen zur Metaphysik nach dem Lehrbuch von Alexander Gottlieb Baumgarten, einem Schüler der rationalistischen Schule von Christian Wolff. Zurückgehend auf Descartes, Spinoza und Leibniz vertraten die Rationalisten die Auffassung, dass alle Erkenntnis Vernunfterkenntnis ist. Sinnliche Erfahrung ist dunkel und wird erst durch die Vernunft geordnet und erhellt. Was Wirklichkeit und Wahrheit ist, kann man erst durch die Vernunft erkennen.

Die Grundthese des Empirismus, wie sie in der Tradition von Bacon und Hobbes vor allem von John Locke vertreten wurde, besagt hingegen, dass alle Erkenntnis von der sinnlichen Erfahrung ausgeht. Das menschliche Denken ist durch die Sinnesdaten bestimmt und auch alle Reflexionen, alle Ideen und Begriffe beruhen auf Erfahrung.

Kant suchte diesen unversöhnlich erscheinenden Konflikt zu lösen. Hierzu kritisierte er zunächst die beiden gegensätzlichen Grundpositionen. Dem Rationalismus hielt er entgegen, dass die Sinne eine eigenständige Erkenntnisquelle seien. Sie lieferten das Material, ohne das eine Erkenntnis überhaupt nicht möglich wäre. Andererseits hielt er den Empiristen vor, dass auch der Empirismus bereits eine Theorie sei, die sich so nicht in den Sinnen finden lässt. Kant erschien es daher notwendig, dass Erkenntnis erst entsteht, wenn Sinnesdaten im menschlichen Verstand verarbeitet werden. Erst die Einheit aus Sinnen und Verstand führe zu Erkenntnis. Diese Grundeinsicht hat Kant plakativ formuliert:

?Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind.

Dabei ist es nach Kant zuerst der Verstand, der die Erscheinungen für sich formt und konstruiert. Dazu wählt er die für seine Handlungs- oder Denkschemata geeigneten oder notwendigen Reize aus. Ohne Tätigkeit des Verstandes wären alle sinnlichen Empfindungen bloße unstrukturierte ?Data. Bezogen auf den Verstand formuliert Kant: alle seine Vorstellungen und Begriffe sind bloß seine Geschöpfe, der Mensch denkt mit seinem Verstand ursprünglich, und er schafft sich also seine Welt.

So ist auch die Organisation und der Zusammenhang, wie die Natur dem Menschen erscheint, nicht von dieser vorgegeben, sondern davon abhängig, wie sie durch den Erkenntnisapparat verarbeitet wird:

?Die Ordnung und Regelmäßigkeit an den Erscheinungen, die wir Natur nennen, bringen wir selbst hinein, und würden sie auch nicht darin finden können, hätten wir sie nicht, oder die Natur unseres Gemüts ursprünglich hineingelegt."

Kants KrV liefert nicht nur eine neue Erkenntnistheorie, sondern klärt auch das Verhältnis des Erkenntnisvermögens zur Logik, Mathematik, zu den Naturwissenschaften sowie zur Metaphysik und Ontologie. Als Methodenlehre ist sie zugleich Ausgangspunkt des Kritizismus. Sie ist eine ?Propädeutik, welche das Vermögen der Vernunft in Ansehung aller reinen Erkenntnisse a priori untersucht [...]." Die Ergebnisse aus der KrV wurden zur Grundlage von Kants Ethik, in der Ästhetik, aber auch in der Geschichts- und Religionsphilosophie.

Zum Inhalt des Buches

Bedeutung des Titels ?Kritik der reinen Vernunft

* ?Kritik ist nicht als Beanstandung, Tadelung oder Herabwürdigung zu verstehen, sondern im ursprünglichen Sinn des griechischen Wortes ?krinein (scheiden, unterscheiden, urteilen) als Analyse, Sichtung und Überprüfung im weitesten Sinne. Vor allem bedeutet hier ?Kritik eine Grenzziehung zwischen dem Wissbaren und dem Unwissbaren.

* Der Genitiv ?der kann als genitivus objectivus wie als genitivus subjectivus gelesen werden. Kant verstand seine Untersuchung in der Tat als eine Kritik an der und durch die reine Vernunft. Als oberstes Erkenntnisvermögen kann sich die Vernunft einer Selbstkritik unterziehen. Die reine Vernunft kann sich selbst zum Gegenstand machen. Kant spricht vom ?Gerichtshof der Vernunft (B779), vor dem die Vernunft Kläger, Angeklagter und Richter zugleich ist.

* Die ?reine Vernunft umfasst nach Kant die Erkenntnisfähigkeit des menschlichen Denkens, ohne auf schon vorhandene sinnliche Erfahrung zurückgreifen zu müssen. Rein ist das Vernunftvermögen, wenn es vor und unabhängig aller Erfahrung ist. Für die reine Vernunft gibt es außer den Gesetzen der Logik keine Beschränkung. Die Gesetze der Logik aber garantieren nur logische, nicht aber inhaltliche Widerspruchsfreiheit.

* Der Erkenntnisapparat des Subjektes im Sinne der ?Kritik der reinen Vernunft umfasst
o die Sinnlichkeit als das Vermögen der Anschauung,
o den Verstand als das Vermögen, Anschauungen unter (einfache) Begriffe zu bringen, sowie
o die Vernunft im Allgemeinen als das Vermögen, die Verstandeserkenntnis zu ordnen, als das Vermögen nach Prinzipien zu denken.

Damit bedeutet der Buchtitel: Überprüfung der Möglichkeiten der Erkenntnisfindung ohne Verwendung der Erfahrung und Beschränkung der Erkenntnis auf das ihr Zugängliche. Oder wie Kant es ausdrückt: ?Was sind die Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis?

Aufbau der Kritik der reinen Vernunft

Nach einer Vorrede, die Kant in der zweiten Auflage völlig neu fasste, erfolgt eine Einleitung, in der wesentliche Grundbegriffe geklärt werden. Das Hauptwerk gliedert sich in zwei Teile, die Elementarlehre und die deutlich kürzere Methodenlehre. Die transzendentale Elementarlehre enthält die Auseinandersetzung mit den Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis. Entsprechend der zwei Stämme der menschlichen Erkenntnis ist sie zweigeteilt. Der erste Teil, die transzendentale Ästhetik, ist eine Theorie der sinnlichen Wahrnehmung. Der zweite Teil, die transzendentale Logik, befasst sich mit den Verstandesleistungen, die der Mensch zur Erkenntnis benötigt und über die er verfügt. Die transzendentale Logik ist ihrerseits wiederum zweigeteilt. Die transzendentale Analytik ist eine Theorie des Denkens, in der Kant die Kategorien, Schemata und Grundsätze herausarbeitete, die für das menschliche Urteilsvermögen grundlegend sind.
Am Ende des Abschnitts diskutierte er die Grenzen der menschlichen Vernunft. Den Gegenpol bildet die transzendentale Dialektik, in der Kant aufzeigte, wie die nach Erklärung des Unbedingten strebende Vernunft in einen dialektischen Schein gerät, indem sie reine Gedankendinge verdinglicht. Auch wenn die Vernunft nach immer weiterer Erkenntnis strebt, sind die Fragen nach der Unsterblichkeit, nach Gott und nach der Freiheit mit den Mitteln der Vernunft nicht zu beantworten. Diese Begriffe sind transzendentale Ideen ohne jede empirische Anschauung. Jeder Versuch, Erkenntnisse über sie zu gewinnen, endet notwendig im transzendentalen Schein. Da aber auch niemand zeigen kann, dass es sie nicht gibt, ist der Mensch berechtigt, sie als regulative Ideen aufzufassen und zum Leitprinzip seines praktischen Lebens zu machen. Die transzendentale Methodenlehre befasst sich mit Fragen, wie mit den Erkenntnissen der Elementarlehre umzugehen ist. Auf welche Weise ist der Kritizismus in der Philosophie einzusetzen und welche Bedeutung haben die regulativen Ideen für das praktische Leben?

Soweit zum theoretischen Hintergrundwissen, wie es auch im Internet nachzulesen ist. Doch wie sieht die Praxis aus? Kann man das Buch einem modernen Leser von heute zumuten?

Philosophie ist keine leichte Kost, die man "mal eben so" auf dem Weg zur Arbeit oder vor dem Schlafengehen genießen kann. Dies gilt auch und besonders für dieses Buch. Es ist sehr umfangreich. Die Sprache wurde vom 18. ins 20. Jahrhundert übertragen, so dass sie eigentlich modernen Zeitgenossen verständlich sein müsste. Doch oh wehe! Allein schon die langen, verschachtelten Sätze und die theoretisch - abstrakte Fachterminologie der Philosophie machen es dem unbedarften Leser (wie mir) schwer, sich in die Gedankenwelt Kants einzufinden. Ohne Sekundärliteratur, die Entstehung, Inhalt und wissenschaftlicher Beschäftigung mit dem Buch leicht verständlich erklären, ist der Laie schnell überfordert.

Ich gestehe: Ich habe das Buch quer gelesen. Allein schon die vielen Fußnoten sind für mich abschreckend. Eine leicht verständliche, populärwissenschaftliche Philosophie, die den Alltag erklärt und es mir ermöglicht, mich im täglichen Leben zurechtzufinden, reicht mir eigentlich. Der vorliegende komplizierte Text widerspricht dem eigentlich.
Kant gehört sicherlich zu den Klassikern des deutschen Geisteslebens. Man muss aber viel Zeit, Geduld und vor allem aber eine riesige Liebe zur Philosophie mitbringen, wenn man dieses Buch komplett lesen möchte.

Arbeitsgemeinschaft Architektur Ruhrgebiet (Hrsg.): Architektur in Duisburg; Mercator - Verlag 1994; 184 Seiten; ISBN: 3-87463-214-8

Diese Dokumentation soll ein Wegweiser sein zu Bauten, die auch besichtigt werden können. Nicht mehr existierende oder verfallende Gebäude wurde nicht in das Buch aufgenommen; ein Beispiel: Erich Mendelsohns Umbau des Kaufhauses Colen & Epstein fehlt, da der Bau abgerissen wurde. Die ästhetisch - formale Ausgewogenheit und der städtebauliche Entwurf, der einzelne Häuser als Beispiel für ganze Siedlungen auftauchen lässt, waren weitere Aufnahmekriterien, die dazu führten, dass ein Gebäude aufgenommen wurde.
Das Ergebnis: Kirchen gehören zu den Gebäuden, die beschrieben werden, genauso wie Schulgebäude, Handels- und Industriegebäude oder Privatwohnungen. Alle Duisburger Stadtteile werden hier berücksichtigt. Burkhard Biella, Sabine Haustein und Jutta Hinze heißen die Autoren dieses Buches; Schwarzweiß-Fotos und Zeichnungen ergänzen die Texte.
Und was ist von dem Buch als ganzem zu halten? Sachlich - neutral, kurz und dennoch informativ sind die Texte gehalten. Sie beschränken sich auf das Wesentliche. Hier werden keine langatmigen Geschichten erzählt, die doch niemanden interessieren. Obwohl - an manchen Stellen komm' ich doch ins Grübeln. Sehe ich die Gaststätte "Lindenwirtin", das Rathaus, die Salvatorkirche oder die Dickelsbachsiedlung, hätte ich es mir schon gewünscht, wenn hier auch Menschen zu Wort gekommen werden. Eine Stadt ist nur so gut wie ihre Menschen; lustige oder dramatische Gegebenheiten kommen da genauso vor wie banale Alltäglichkeiten. Diese Geschichten machen ein Buch oft erst lesenswert.
Aber egal, was soll`s? Wer sich für Duisburg und seine Architektur / Architekturgeschichte interessiert, ist bei diesem Buch gut aufgehoben.
Anmerkung der Redaktion:
Auch wenn mein persönliches Fazit nicht immer positiv ausfällt, so stellen wir die oben genannten Bücher hier dennoch gezielt vor. Es geht darum, darauf hinzuweisen, dass man bei der Bundeszentrale für politische Bildung preisgünstig Fachbücher zu verschiedenen Themen erhalten kann. Wer darauf achtet, ob ein Buch zu ihm passt wird hier schnell fündig werden.