Buchbesprechung Schüler Edgar Wallace (Biographie)?Hallo!
Hier spricht Edgar Wallace! Mit diesen Worten begannen viele
Edgar Wallace Filme aus den 1960er Jahren. Schüler möchte eine
?filmreiche Biographie für alle Wallace Fans liefern, wie auf
dem Buchdeckel zu erfahren ist. Angeblich verlief dessen
bewegtes Leben ja ungleich spannender als alle seine erfundenen
Geschichten. Die Herkunft, die ersten Arbeitsjahre, seine Zeit
als Soldat und Kriegsberichterstatter, seine literarische und
journalistische Arbeit und seine Zeit in Amerika sind die
Themen, mit denen sich das Buch beschäftigt.
Merkwürdig ist diese Biographie aber trotzdem. Was allein schon
am Schreibstil liegt. Das Buch ist episodenhaft geschrieben, so
daß die Biographie eher wie ein Roman über eine fiktive Figur
wirkt. Mir fehlen ehrlich gesagt ein wenig die Worte, um dieses
Buch zu beschreiben. Eine Biographie sollte schon sachlich und
objektiv gehalten sein und sich jeglicher Marktschreierei
enthalten. Schüler schreibt aber so, als habe er Wallace
persönlich kennengelernt und ihm bei der Arbeit zugesehen; das
Ergebnis: Auch wenn das Buch flott und gut lesbar geschrieben
ist, frage ich mich schon, wie authentisch es ist. Da ich also
normaler Leser nicht mehr auseinanderhalten kann, was Fakt und
was Fiktion ist, kommt auch die Frage der Seriosität hinzu, die
mit einer unsäglichen Oberflächlichkeit verbunden ist. Personen
werden nicht charakterisiert. Das verlegerische, journalistische
und literarische Umfeld von Wallace wird nicht beschrieben. Das
Buch ist dermaßen auf die Person Edgar Wallace zugeschnitten,
dass seine Umwelt im Nichts verschwindet. Die Biographie
ermöglicht keine literarische und literaturhistorische
Einordnung des Phänomens Edgar Wallace. Wolfgang Schüler: Edgar
Wallace Ein Leben wie im Film; Militzke Verlag Leipzig 1999; 223
Seiten; ISBN 3 86189 144 1
Buchbesprechung Agatha Christies Hercule Poirot
Das Buch ist eine fiktive Biographie des belgischen
Meisterdetektivs Hercule Poirot. Der Lebenslauf wurde von Anne
Hart anhand der zahlreichen Hinweise in Agatha Christies Romanen
und Kurzgeschichten zusammengestellt. Das Buch beschäftigt sich
mit Poirots Erscheinen auf der literarischen Bühne, seine Arbeit
als Detektiv in den folgenden Jahrzehnten, seinen männlichen und
weiblichen Freunden, dem reisenden und häuslichen Poirot und
seinem Verhältnis zu seiner neuen englischen Heimat.
Das vorliegende Buch überrascht mich angenehm. Liest man dieses
Buch, könnte man glauben, hier würde eine tatsächlich lebende
Person geschrieben. ?Liebevoll, gut recherchiert und sehr
persönlich gehalten sind Worte, die das Buch charakterisieren.
Wieviel Liebe muss man als Autor wohl für eine literarische
Figur empfinden, um eine solche Biographie zu schreiben? Sehr
viel, vermute ich. Ansonsten wäre ein solches Buch auch
vergebliche Liebesmühe, die keine Chance auf dem Büchermarkt
hat.
Was soll ich sonst noch über das Buch sagen? Dass es mir
gefällt, muss wohl nicht besonders erwähnt werden. Es ist
offensichtlich. Mich wundert, daß nicht schon mehr literarische
Figuren auf diese Weise beschrieben wurden. Ein James Bond,
Father Brown oder Charlie Chan hätte sicher auch eine solche
Biographie verdient. Natürlich ist (auch) der Markt der Krimi
Sekundärliteratur groß und unübersichtlich. Da wird viel
geschrieben, um die schnelle Mark zu machen. Da steckt selten so
viel Herzblut drin wie hier. Ich habe natürlich nicht
kontrolliert, wie stimmig das Buch ist und ob die benutzten
Zitate aus dem Zusammenhang gerissen wurden. Das können
Literaturwissenschaftler besser beurteilen. Ich nur ein Leser,
dem die Krimis Freude bereiten.
Anna Hart: Agatha Christies Hercule Poirot Sein Leben und seine
Abenteuer; Scherz Verlag München 1991; 198 Seiten; ISBN 3 502
51472 0;
Buchbesprechung Agatha Christies Miss Marple
Das Buch beschreibt die fiktive Lebensgeschichte der ebenso
scharfsinnigen wie zerstreuten Hobbydetektivin, die St. Mary
Mead weltberühmt machen sollte. Anne Hart rekonstruiert Miss
Marples Leben anhand der zahllosen Hinweise, die in den Romanen
und Kurzgeschichten versteckt sind. St. Mary Mead ist genauso
ein Thema in dem Buch wie Miss Marples kriminalistische
Karriere, ihre Verwandten und Dienstmädchen, ihr Heim und ihre
Reisen sowie ihre Fähigkeiten als Amateurdetektivin.
Im Grunde kann man als Leser hier zu keinem anderen Urteil
kommen wie in der Biographie von Hercule Poirot. Es ist ein
kenntnisreich und liebevoll geschriebenes Buch. So entsteht ein
detailliertes Buch dieser literarischen Figur, die für meinen
persönlichen Geschmack von Margaret Rutherford noch immer am
besten (und bekanntesten?!) verkörpert wurde.
Leider enthält das Buch keine Daten über Anne Hart. So ganz am
Rand, still und leise, möchte ich dann doch wissen, wieso sich
die Autorin mit zwei bekannten Romangestalten beschäftigte. Nur
um des Geldes willen? Aus literarischem und wissenschaftlichem
Interesse? Erfahren werde ich es wohl nie. Ich werde jedenfalls
keine aufwendigen Nachforschungen anstellen, um diese Fragen am
Rande zu beantworten.
Mir persönlich gefällt dieses Buch. Es ist mit dieser Hingabe
geschrieben, die man nur dann aufbringt, wenn man sich für ein
Thema begeistert. Natürlich habe ich nicht überprüft, ob die
Daten über Miss Marple stimmen. Das wäre mir dann doch zu lästig
gewesen. Ich habe mich sehr an den Ausführungen erfreut und sie
genossen. Diese Buch kann ich nur weiterempfehlen.
Anne Hart: Agatha Christies Miss Marple Ihr Leben und ihre
Abenteuer; Scherz Verlag München 1991; 196 Seiten; ISBN 3 502
51447 X Buchbesprechung
Leonhardt: Mord ist ihr Beruf?Mit Witz und Geist erzählt
Ulrike Leonhard von Mordgeschichten, Erzhalunken und
Meisterdetektiven. Ihr Literaturgeschichte des Kriminalromans
ist für Krimileser geschrieben und für solche, die es werden
wollen.
Kurz, knapp und präzise fasst der Buchdeckel zusammen, worum es
in dem Buch geht. Es ist eine literarische Zeitreise von den
Anfängen des Kriminalromans bis heute. Kenntnisreich und
detailliert beschreibt Leonhard die wichtigsten Autoren und
deren Werke. Ob sie die Bücher wohl auch alle selbst gelesen
hat? Keine Ahnung. Es wäre jedenfalls eine Herkulesaufgabe
gewesen. Über weite Strecken eher sachlich und informativ
geschrieben, lässt die Autorin an manchen Stellen dann doch
ihren eigenen Geschmack durchblicken.
Was ich von dem Buch halte? Ich bin sehr angetan davon. Auch
wenn nicht jeder Autor und jedes Buch gleichermaßen intensiv
besprochen werden kann, sondern eher Schlaglichter gesetzt
werden müssen, so bietet das vorliegende Werk doch eine
sachgerechte Einführung in die Literaturgattung ?Krimi. Beim
Fernsehen gibt es das ?channel hopping, das (unmotivierte?)
Zappen zwischen den Kanälen. Leonhardts Ausführungen verleiten
mich letztendlich zum Buchhoppen. Da mich nicht jeder Autor
gleichermaßen interessiert, habe ich sehr selektiv gelesen und
mit die Autoren herausgesucht, die mich gerade interessiert
haben. Dam Lesefluss und Informationsgehalt tat dies keinem
Abbruch; meine Neugierde wurde aber befriedigt. Ich habe das
Buch gerne gelesen. Nicht nur, weil es sehr gut lesbar
geschrieben ist. Für mich war es sehr informativ und
unterhaltsam. Wer kann bei einer so umfangreichen
Literaturgattung wie dem Krimi schon alles wissen und kennen?
Das Buch liefert die Art Orientierung, die auch für Krimifans
hilfreich ist.
Ulrike Leonhardt: Mord ist ihr Beruf Eine Geschichte des
Kriminalromans; C. H. Beck Verlag; München 1990; 299 Seiten;
ISBN 3 406 34420 8
Buchbesprechung: Chandler Die simple Kunst des Mordens
Der Kriminalroman muss glaubwürdig motiviert sein, in der
Ausgangssituation sowohl wie auch in der Aufklärung. Er muß aus
plausiblen Handlungen plausibler Menschen unter plausiblen
Umständen bestehen, wobei daran erinnert sei, dass Plausibilität
weitgehend eine Sache des Stils ist.
Erraten, von wem dieses Zitat stammt? Richtig. Es ist der
amerikanische (Kriminal)Schriftsteller Raymond Chandler. Briefe,
Essays, Notizen, eine Geschichte und ein Romanfragment sind in
dem Buch enthalten. Chandler schreibt hier über Chandler, das
Verlagswesen, den Kriminalroman, über das Handwerk des
Schreibens, über berühmte Verbrechen und ein paar andere Themen.
Ich bin mir ratlos hinsichtlich des Buches. Ist das nun so etwas
wie ein Porträt? Eine literaturwissenschaftliche Abhandlung?
Oder was sonst? Ich habe keine Ahnung, wie ich das Buch sonst
einordnen soll. Die Texte mögen ja vielleicht von hoher Qualität
sein, beantworten aber keine Frage: Was macht einen guten Krimi
aus? Wann ist ein Krimi gut? Was macht den guten
Kriminalschriftsteller aus? Wie schreibt man überhaupt einen
Krimi? Und vor allem: Wie veröffentlicht man ihn? Nach der
Lektüre des Buches bin ich immer noch nicht schlauer.
Das Buch scheint mir noch am ehesten eine Art Biographie zu
sein, zumal sie am Anfang des Werkes auch enthalten ist.
Chandler berichtet in seinen Briefen und Texten über seine
Arbeit und seine Schwierigkeiten damit. Wobei mir aber nicht
ganz klar ist, wo der sittliche Nährwert für den Leser liegt.
Man muss diese Art des Porträts schon mögen, um einen Zugang zu
dieser Art von Literatur zu finden. Raymond Chandler: Die simple
Kunst des Mordes; Diogenes Verlag Zürich 1975; 368 Seiten; ISBN
3 257 20209 1
Buchbesprechung Niggl / Winz Tod in Berlin
Berlin ist deutsche Hauptstadt und schillernde Metropole. Und
damit auch Anziehungspunkt für Verbrecher jeglicher Ausprägung.
Die beiden Autoren möchten diejenigen Fälle von Mord und
Totschlag schildern, die sie für packend und zeitgeschichtlich
symptomatisch halten. Der Anschlag auf das Maison de France oder
der Tod einiger russischer Ikonenhändler wird hier genauso
beschrieben wie einige historische, längst vergessene
Verbrechen.
In meinen Augen ist dies ein merkwürdiges Buch.
Effekthascherisch, ausschweifend und marktschreierisch ist es.
Mit seriöser, an Fakten orientierter Berichterstattung hat dies
nichts zu tun. Namen werden geändert oder abgekürzt,
Vermutungen geäußert und abschweifend erzählt. Ein roter Faden
ist hier nur bedingt sichtbar. Nach welchen Kriterien wurden die
Fälle ausgewählt zählt der spektakuläre Fall mehr als seriöse,
handwerklich gute Arbeit der Polizei, die einen Fall sauber
aufklärt? Was ist der Kernpunkt des Geschehens? Sind die Texte
auch handwerklich sauber recherchiert? Warum werden die
Ermittlungsmethoden der Polizei nicht beschrieben wäre es nicht
interessant, hier Technikgeschichte und historische
Kriminalfälle miteinander zu verbinden? Es sind einfach zu viele
(unbeantwortete) Fragen, die mir beim Lesen des Buches durch den
Sinn gehen.
Peter Niggl / Hari Winz: Tod in Berlin Kriminalfälle aus der
Metropole 1945 1995; Verlag Das Neue Berlin 1995; 288 Seiten
ISBN 3 359 00789 1
Literaturbesprechung PM Perspektive Kriminalistik
Auch im Zeitalter der DNS Analyse überführt der Fingerabdruck
noch zahlreiche Täter. So berichtet es die Zeitschrift PM
Perspektive. In ihrer Ausgabe 3 / 2004 beschäftigt sich das Heft
mit der Kriminalistik. Die Computerkriminalität, Spürhunde,
Spurensicherung, die DNS Analyse und die Polizeiwaffen der
Zukunft sind genauso Themen in diesem Heft wie geistiger
Diebstahl und die Isotopen Analyse. Gut bebildert und leicht
verständlich geschrieben führen die verschiedenen Autoren in
ihre jeweiligen Themen ein. Ihnen gelingt eine gelungene
Mischung aus sachlicher Schilderung und human touch, also
menschlichen Anstrich. Mich persönlich stört allerdings die
Unsitte, den Familiennamen mit seinem Anfangsbuchstaben
abzukürzen. Sie kommt hier zu oft vor. Soll der komplette Name
nicht genannt werden, würde es mir schon reichen, den richtigen
(!) Vornamen zu erfahren.
Das Thema Kriminalistik ist heute, im Sommer 2006, modisch
aktuell. Nach Außerirdischen, Western und Dinosauriern ist es
also ein gegenwartsbezogenes, handfestes Thema, das topaktuell
ist. Moderne naturwissenschaftlich technische
Ermittlungsmethoden, die die Ermittlungsergebnis nachvollziehbar
machen, und spektakuläre Verbrechen tragen natürlich auch zum (Quoten-)Erfolg
der Kriminalistik in Funk und Fernsehen bei. Dass sich ein
Magazin wie PM diesen Trend nicht entgehen lassen kann, ist
verständlich. Es ist auch nicht schlimm; mich persönlich stört
es nicht.
Für Krimifans wie mich ist der erste Artikel sehr interessant.
Er vergleicht TV Kommissare mit der Realität. Der Bulle von Tölz
und die Rosenheim Cops werden genauso unter die Lupe genommen
wie verschiedene Tatort Kommissare. Das Ergebnis ist nicht
unbedingt schmeichelhaft. Allein schon das Übergewicht von
Ottfried Fischer wird moniert; andere auffällige Details werden
von den Praktikern gleichfalls erwähnt. Auch wenn Spannung und
Dramatik in den jeweiligen Serien vorkommen sollen, sind sie
dann am realistischsten, wenn die Drehbücher mit der Polizei
abgestimmt wurden. Dann können Fehler im Detail nämlich vorab
ausgemerzt werden.
Alles in allem gefällt mir das Heft. Auch wenn die tägliche
Arbeit der Mordkommission ausgeklammert wird und die Redaktion
eher in Richtung spektakuläre Fälle tendiert, bietet das Heft
doch einen spannenden Einblick in die moderne Kriminalistik.
Buchbesprechung Eric Ambler Eine Begabung zu töten
"Die Begabung zu töten" ist eine Art Fact Crime Literatur
über berühmte und weniger berühmte Morde und Mörder,
tatsächliche Verbrechen und Kriminalfälle, über die
Schwierigkeiten des Gerichtsreporters sowie die zwielichtige
Rolle von Presse und Justiz.
Meine Neugierde ist schnell geweckt, als ich das Buch in der
Duisburger Stadtbücherei entdecke. Nicht imaginäre Thriller und
Spionagegeschichten, sondern reale Kriminalfälle, die es
wirklich gegeben hat? Das hört sich interessant an.
Doch das Ergebnis ist erschreckend. Die vorgestellten Fälle
zeichnen sich weder durch besonders raffinierte Täter noch durch
spektakuläre Ereignisse aus. Ganz normale, durchschnittliche
Täter mit ihren erbärmlich normalen Motiven werden hier
vorgestellt. Erschreckend ist für mich auch der Erzählstil
Amblers. Es ist eine entsetzlich langweilige Mischung aus
allgemeinem Geschwafel und ja, was eigentlich? Werden hier jetzt
tatsächlich Fakten vermittelt, Geschichten erzählt oder
literaturwissenschaftliche Gedanken in Essayform geäußert? Doch
ganz egal, ob es nun Tatsachenbericht oder erfundene Geschichte
ist, es fehlt eigentlich alles, was eine gute Geschichte
ausmacht. Als Leser möchte ich die Ermittlungsarbeit der Polizei
kennenlernen. Was führte zur Überführung des Täters? Was machte
die Täter zu Verbrechern charakterliche Veranlagung, materielle
Not oder gesellschaftliche Umstände? Den Texten fehlt einfach
jeglicher Tiefgang. Eine atmosphärische Dichte, eine präzise
Wortwahl, ein logischer Textaufbau und der rote Faden, der sich
durch das Buch zieht sie alle fehlen hier völlig.
Eric Ambler: Die Begabung zu töten; Diogenes Verlag Zürich 1988;
277 Seiten; ISBN 3 257 21631 9
Buchbesprechung Was ist was Band 98 Kriminalistik
Seit dem Urvater der Detektive, Sherlock Holmes, hat sich viel
auf dem Gebiet der Kriminalistik verändert. Um dem Täter auf die
Spur zu kommen, verfügen Kriminalisten von heute über modernste
Technik und Instrumente. Was ist beispielsweise ein
Gaschromatograph, und wie funktioniert er? Was ist ein
genetischer Fingerabdruck? Wie erkennt man, aus welcher Waffe
ein Schuss fiel?
So steht es auf der Rückseite des Buches. Also nehme ich es in
die Hand und fange an zu lesen. Ob es mich stört, daß sich das
Buch eigentlich an Kinder und Jugendliche richtet? Nein das war
mir von Anfang an klar. Schließlich ist die Bücherserie ?Was ist
Was ja extra für die jungen Leser geschrieben. Inhaltlich
gefallen mir viele Sachen. Der Autor bemüht sich redlich, selbst
schwierige Themen leicht verständlich zu erklären. Dabei geht es
nicht nur um spektakuläre (Verbrecher-)Geschichten aus der
Vergangenheit, sondern auch um die moralische Frage: Was ist
richtig, was falsch? Verbrechen geschehen in der Regel ja nicht
?aus dem Nichts heraus. Verbrechensbekämpfung heißt also nicht
nur, sich auf die Suche nach Spuren und Beweisen zu machen,
sondern auch nach Motiven für eine Untat zu suchen. Mit ein
bisschen Glück bekommt der junge Leser einen Blick dafür, daß
ein Spruch wie ?Ehrlich währt am längsten nicht von ungefähr
kommt. Natürlich gaukelt uns das Fernsehen vor, daß spektakuläre
Verfolgungsfahrten, wilder Schießereien und wüste Schlägereien
mit zur Verbrechensaufklärung gehören. Ansonsten wäre der Film
ja langweilig. Bei der Lektüre des Buches dürfte aber auch
schnell klar werden, daß solche Rambo Methoden oft genug nicht
ausreichen, um einen Täter zu überführen.
Naturwissenschaftliches und technisches Fachwissen sind bei der
Polizei mindestens genauso gefragt.
Mir persönlich gefällt dieses Buch. Hier geht es nicht um
spektakuläre Fälle und deren Aufklärung. Die fachliche Beratung
durch einen ?richtigen Kommissar der Kriminalpolizei Frankfurt
ist deutlich zu spüren das Buch ist sachlich und neutral
geschrieben. Wer also als Jugendlicher gerne Bücher wie ?Die
drei ??? liest, für den wird dieses Buch schon ein paar
nützliche Hintergrundinformationen liefern
Dr. Rainer Käthe: Was ist Was Band 98 Kriminalistik Dem Täter
auf der Spur Tessloff Verlag Nürnberg !994; 48 Seiten; ISBN 3
7886 0661 4
Buchbesprechen Sehen Staunen Wissen Verbrecher & Detektive
Mit welchen Methoden Detektive und Polizisten weltweit
Verbrechen aufdecken und aufklären, das möchte das vorliegende
Buch erklären. Wie werden Banknoten fälschungssicher gemacht?
Was lässt sich alles aus Knochen ablesen? Wie läßt sich das
Gesicht einer Toten rekonstruieren? Fragen wie diese werden hier
beantwortet.
Doch Vorsicht! Ein seriöses Buch über Kriminalistik ist dies
nicht. Hier werden eher blitzlichtartig Episoden teilweise aus
der Geschichte, teilweise über die moderne Arbeit von
Kriminalisten erzählt. Es kommen weder die Ursachen von
Kriminalität zur Sprache noch gibt es etwa Sicherheitshinweise,
wie wir Otto Normalverbraucher uns schützen können.
Wirtschaftskriminalität wird hier genauso angesprochen wie
berühmte Polizeibehörden (FBI, Scotland Yard). Alles in allem
erzählt das Buch eher in sehr, sehr kurzen Geschichten von
berühmten Verbrechern und deren Vorgehen. Die eigentlich
interessanten Themen wie die forensische Pathologie oder der
genetische Fingerabdruck kommen erst zum Ende Buches vor..Brian
Lane / Andy Crawford: Sehen Staunen Wissen Verbrecher &
Detektive Die faszinierende Arbeit von Kriminalisten;
Gerstenberg Verlag Hildesheim 1998; 60 Seiten; ISBN 3 8067 4493
9 Charlotte MacLeod: ...freu
dich des Lebens; DuMont Buchverlag Köln 1987; 209 Seiten; ISBN:
3-7701-5392-8
Nach seiner Heirat mit Helen Marsh verläuft das Leben von
Professor Peter Shandy in ruhigen Bahnen. Glaubt zumindest er.
Doch dann lädt seine Frau die Hufschmiedin des College, Mrs.
Flackley, und den Lehrbeauftragten für Haustierhaltung,
Professor Stott, ein. Die Ereignisse beginnen, sich zu
überschlagen. Die beste Zuchtsau des College wird entführt. Ein
Lieferwagen wird gestohlen, eine Silbermanufaktur überfallen.
Und dann wird auch noch Mrs. Flackley ermordet.
Der Gärtner ist immer der Mörder. So lautet die Losung in
schlechten Kriminalromanen. Auch dieser Krimi spielt im Milieu
des landwirtschaftlich orientierten Balaclava College. Daß
dementsprechend landwirtschaftliche Themen im Vordergrund
stehen, ist daher nicht verwunderlich. Es bietet aber auch den
Vorteil, daß der Ort des Geschehens sowie die Zahl der
Verdächtigen überschaubar bleiben.
Aufgrund ihrer Macken und Vorlieben sind die handelnden Personen
gut beschrieben und voneinander unterscheidbar. Orte,
Landschaften oder (soziale) Milieus brauchen hier nicht
besonders beschrieben werden, da sie nicht an exponierter Stelle
stehen. Die kriminalistische Ermittlungsarbeit bleibt lange Zeit
unbefriedigend. Fingerabdrücke? Fußspuren? Benutzte
Zigarettenstummel? Oder gar Alibis? Sie mögen in anderen
Kriminalromanen eine Rolle spielen. Hier spielen Intuition,
Glück, Geistesblitze und Kommissar Zufall eine größere Rolle.
Die Geschichte weist zwar den kriminalistischen Dreisprung
(Aufgabenstellung Ermittlungsarbeit Präsentation der Lösung)
auf; es ist aber nicht immer schlüssig, wie Prof. Shandy als
Amateurdetektiv zu seiner Lösung kommt.
Der Leser muss die Möglichkeit haben (zumindest theoretisch),
selbst zur Lösung zu gelangen. Vordergründig mag dies der Fall
sein. Die Begründung am Ende zeigt aber, dass die Heinweise
nicht sehr stark angelegt sind und von daher (zu Recht) als
belanglose Nebensächlichkeiten abgetan werden können. Mein
Fazit? Trotz der aufgezeigten Schwächen ist das Buch gut lesbar
und bietet gute Unterhaltung. Es kann eine gute Urlaubslektüre
sein, die man in wenigen Tagen verschlungen hat.
Anne George: O du Mörderische; Deutscher Taschenbuch Verlag
Frankfurt / Main Neuauflage 2008; 316 Seiten; ISBN:
978-3-423-21095-9
Patricia Anne und Mary Alice sind Schwestern, wie sie
unterschiedlicher nicht sein könnten. Patricia Anne ist Lehrerin
im Ruhestand, verheiratet und eher bodenständig. Mary Alice
dagegen ist Witwe. Alle drei Ehemänner waren bedeutend älter;
als sie starben, hinterließen sie Mary Alice ein bedeutendes
Erbe.
Es ist Advent und Weihnachten rückt immer näher. Es müssen
Geschenke für die Familie gekauft werden. Es müssen
Weihnachtsbäume aufgestellt werden. Doch dann kommt es zu
unvorhergesehenen Zwischenfälle. Als sie zu einer
Ausstellungseröffnung in einer Galerie gehen, stirbt die
Galeristin. Mord? Natürliche Todesursache? Unfall? In dieser
Situation stirbt ein bekannter Kunstkritiker.
Anne George ist eine amerikanische Autorin. Sie verstarb 2001 an
den Folgen einer Operation. Der vorliegende Krimi ist keine
posthume Veröffentlichung, sondern eine Neuauflage; der Roman
erschien 2004 erstmals auf Deutsch. Passend zum
Weihnachtsgeschäft wurde der Krimi 2008 erneut herausgegeben.
Vordergründung ist er flott und leicht lesbar geschrieben. Doch
er weist auch ganz schnell seine Mängel auf. Die Charaktere
bleiben blaß; während viele andere Krimi-Detektive ihre Macken
und Schrullen haben, sind die Hauptfiguren hier eher
durchschnittlichere, ältere Amerikanerinnen. Man sagt ?den
Amerikanern nach, sie seien oberflächlich. Auf die beiden
Schwestern tritt das voll und ganz zu. Irgendeine systematische
Ermittlungsarbeit gibt es nicht. Zufälligkeiten und ein Vorgehen
aus dem Bauch heraus bestimmen das Bild. Auch das Ende ist
unbefriedigend. Es wird zwar ein Täter genannt; Motiv und
Vorgehensweise bleiben aber nebulös. Mein persönliches Fazit:
Wer nicht zu hohe Erwartungen an seine Lektüre stellt, der wird
hier durchaus auf seine Kosten kommen.
S. S. van Dine: Der Mordfall Canary; DuMont Buchverlag Köln
1996; 276 Seiten; ISBN: 3-7701-5401-0
Margaret Odell ist eine berühmte Broadway-Schönheit. In
ihrer Glanzzeit war sie Tänzerin der ?Follies. Sie wird in ihrer
Wohnung ermordet aufgefunden. Die Polizei steht vor einem
Rätsel. Die Wohnung ist von innen verschlossen. Offensichtlich
konnte auch niemand die Wohnung betreten oder verlassen, ohne
von zwei Telefonisten bemerkt zu werden. In dieser Situation
kann nur noch Philo Vance helfen.
S. S. van Dine (eigentlich Willard Huntington Wright * 15.
Oktober 1888 in Charlottesville, Virginia, USA, gestorben 11.
April 1939 in New York City), war ein US-amerikanischer
Schriftsteller und Kunstkritiker. Er schuf den einstmals
populären fiktiven Detektiv Philo Vance. Dieser Charakter
erschien zum ersten Mal in den 1920er Jahren in Büchern und
danach in Radiosendungen. Heute sind Van Dine und Vance etwas in
Vergessenheit geraten.
Wrights Eltern waren Archibald Davenport Wright und Ami Van
Vranken Wright, die aus alten, angesehenen amerikanischen
Familien stammten. Willard besuchte St. Vincent College, Pomona
College und Harvard. Er studierte auch Kunst in München und
Paris. Nach dieser Lehrzeit bekam er eine Stelle als Literatur-
und Kunstkritiker bei der Los Angeles Times. Der literarische
Naturalismus prägte Wrights Karriere in den frühen Jahren (1910
1919). Er schrieb einen Roman und mehrere Kurzgeschichten. Als
Redakteur einer Zeitschrift namens The Smart Set veröffentlichte
er ähnliche Stücke von anderen Autoren.
1907 heiratete er Katherine Belle Boynton.. Im Oktober 1930
heiratete er zum zweiten Mal. Eleanor Rulapuagh war eine
Porträtkünstlerin mit dem Künstlernamen Claire de Lisle.
Wright gab die Zeitschrift The Smart Set 1912 bis 1914 heraus.
Sie wurde in New York veröffentlicht. Er schrieb auch als
Journalist und Kritiker weiter. 1923 erkrankte er jedoch. Wegen
einer unspezifischen Herzkrankheit befahr Wrights Arzt ihm, das
Bett zu hüten. Heute weiß man, daß diese Behandlung falsch war.
Dieser Zeitraum dauerte länger als zwei Jahre. Er war für Wright
eine große seelische Belastung. Er begann, tausende Bände von
Detektivgeschichten zu sammeln. 1926 veröffentlichte er den
ersten Roman unter dem Pseudonym S. S. van Dine. Das Buch heißt
im Original The Benson Murder Case. Wright nahm sein Pseudonym
aus zwei Quellen. Die erste davon war ein alter Familienname,
nämlich ?Van Dyne. Die zweite war die englische Abkürzung für
das Wort Dampfschiff Steam Ship. Nach den beiden S. S. ist ?Van
der dritte Vorname. Er ist nicht das niederländische van, wie
man vielleicht vermuten könnte. In den Romanen hat der Detektiv
Philo Vance einen Helfer, der auch alle Geschichten der Nachwelt
überlieferte: Van Dine. Er wird häufig von Vance mit seinem
Vornamen angesprochen Van. Während der folgenden zwölf Jahre
schrieb Wright elf Detektivromane um die Hauptperson Philo
Vance.
Es war Van Dines Absicht, das Genre des Detektivromans von
seinem schlechten Ruf unter Kritikern zu retten und in eine Form
von Hochkultur zu verwandeln. Philo Vance war dementsprechend
ein Ästhet, etwas affektiert und gekünstelt. Er war sehr reich
und wohnte in einem eleganten Stadthaus in New York. Da er
finanziell unabhängig war, mußte die Polizei ihn immer wieder
bitten, ihre schwierigsten Fälle zu lösen. Vance sprach meist
von Literatur und Musik. Er rauchte teure Zigarren. Seine Art zu
reden erinnerte an die Eliten der 1930er Jahre.
Der Charakter Philo Vance war sehr realitätsfern. Schließlich
waren die meisten Menschen damals bitterarm. Aus genau diesem
Grunde wurde Philo Vance während der Weltwirtschaftskrise sehr
erfolgreich. Viele Menschen wollten in dieser Zeit der
unangenehmen Wirklichkeit entfliehen wenn sie es denn konnten.
Dank seines Erfolges wurde Wright selbst sehr wohlhabend. Er zog
in ein teures Penthouse und gab sein Geld gerne aus. Sein
Lebensstil ähnelte wohl demjenigen von Vance. Wright wurde auch
cannabissüchtig. Er starb, wie schon gesagt, am 11. April 1939
in New York City.
Neben seiner Tätigkeit als Kriminalautor schrieb Wright eine
ausführliche Einführung sowie Notizen für eine Anthologie. Sie
heißt ?The World`s Great Detective Stories und stammt aus dem
Jahre 1928. Sie wird noch heute von Kritikern des Genres als
wichtig erachtet. Obwohl sein Essay heute teilweise überholt
ist, gilt es noch immer als ein kritischer Schwerpunkt für das
Genre. Wright verfaßte 20 Regeln, denen jede gute
Detektivgeschichte gehorchen sollte. Ein Beispiel: Ein
Kriminalroman sollte nur von Mordfällen berichten. Ansonsten
kann das Ganze als Zeitverschwendung angesehen werden.
Anfang der 1930er Jahre schrieb Wright auch eine Serie von
Kurzgeschichten für Warner Brothers. Diese Geschichten bildeten
die Grundlage für 12 Kurzfilme. Jeder dieser Filme war etwa 20
Minuten lang. Die Filme wurden um 1930 herausgegeben. Der beste
war wahrscheinlich "The Skull Murder Mystery", der Wrights
intensiven Handlungsaufbau darstellte. Dieser Film ist
bemerkenswert, weil er chinesische Figuren in unrassistischer
Weise zeigte. Keines dieser Drehbücher ist indes je
veröffentlicht worden. Es ist sogar zweifelhaft, ob sie noch
heute existieren, stellt die Internetenzyklopädie Wikipedia den
amerikanischen Krimiautoren vor und ordnet ihn auch
literaturhistorisch ein.
Das Bemühen, das Ansehen des Kriminalromans zu verbessern und
zur Hochkultur zu führen, ist dem Buch deutlich anzumerken. Van
Dine beschreibt anfangs das ideale Verbrechen. Die Polizei
findet eine Leiche und kann weder den Mörder benennen noch
erklären, wie der Mörder den Tatort verließ. An dieser Stelle
erinnert die Handlung doch sehr an den Mord in der Rue Morgue
Edgar Allan Poe wird nachgesagt, daß er mit dieser Geschichte
den Kriminalroman begründet.
Ein weiteres prägendes Element des Kriminalromans ist hier schon
voll ausgeprägt. Die Polizei ist nicht in der Lage, den
Kriminalfall zu lösen. Also wird eine Privatperson quasi als
Helfer zugelassen. Polizei und privater Ermittler arbeiten hier
quasi gleichberechtigt miteinander und partnerschaftlich
zusammen. Der private Ermittler hat auch einen stummen
Begleiter, der nicht in die Handlung eingreift. Seine Aufgabe
besteht lediglich darin, von den Erfolgen des Detektivs zu
berichten.
Sherlock Holmes und Hercule Poirot arbeiteten ähnlich. Sie
zeichneten sich aber auch durch ihre Macken und Schrullen aus.
Diese Macken und Schrullen fehlen Philo Vance. Daher wundert es
mich nicht wirklich, dass Vance irgendwie in Vergessenheit
geriet. Zu Recht? Oder sollte er eine Renaissance erleben? Das
kann ja jeder Leser selbst entscheiden.
Welche Arbeitsweise ist effektiver: die polizeiliche
Routinearbeit oder die eher intuitive Arbeit des privaten
Ermittlers? Auch wenn Polizei und Ermittler zusammenarbeiten,
ergibt sich daraus eine Art Wettrennen zwischen beiden
gegensätzlichen Positionen. Und das auf hohem intellektuellem
Niveau. Jede Eventualität wird bedacht, jede Theorie
durchgespielt. So wird das ideale Verbrechen entmythologisiert.
Die Lösung, die Identifizierung des Mörders, wird logisch und
psychologisch fundiert erarbeitet.
Das englischsprachige Original wurde 1927 erstmals
veröffentlicht. Es büßte in den über 8 Jahrzehnten bis heute
nichts an seiner Qualität ein. Wer niveauvolle Unterhaltung
sucht, sollte zu diesem Buch greifen.
Hans Georg Kraume: Die Reihe
Archivbilder Duisburg die alte Stadt; Sutton Verlag Erfurt 1997;
128 Seiten; ISBN: 3-89702-026-2
"Duisburg in guten wie in schlechten Zeiten, dargestellt in
über 200 ausgewählten alten Fotographien aus den Beständen des
Stadtarchivs. Mit historischem Bildmaterial von der Frühzeit der
Fotografie bis zum Ende des 2. Weltkriegs dokumentiert Hans
Georg Kraume in diesem Band das wechselnde Schicksal der alten
Stadt Duisburg - ihre Straßen und Plätze, ihre Industrie, vor
allem aber ihre Menschen und deren Leben in allen Facetten,"
berichtet die Inhaltsangabe auf dem hinterne Buchdeckel. Was sie
verschweigt: Kraume ist Leiter des Duisburger Stadtarchivs.
Innenstadt und Hafen, Wedau, 1. Weltkrieg, Ruhrkampf und NS -
Zeit werden hier gezeigt. So zeigt sich ein ansprechendes Bild
des öffentlichen Lebens. Und offenbart so auch gleichzeitig die
entscheidenden Schwächen des Buches. Die Stadtteile südlich von
Hochfeld werden nicht gezeigt - weder das ländliche Serm, die
Eisenbahnersiedlung in Wedau oder die Großindustrie in
Hüttenheim. Was sehr schändlich ist. Schließlich gehören auch
sie zum alten Duisburg. Die Gebiete nördlich der Ruhr und
westlich des Rheins sind ja auch erst später hinzugekommen. Wer
ein nostalgisches Bild der westlichsten Ruhrgebietsstadt
erhalten möchte, sollte zu diesem Buch greifen.
Heinrich Rüdig: Ein
Direktschuss mit vollem Risiko - Buchbesprechung Rüdig
Fußballcartoons
?100 originell Fußball Cartoons beleuchten humorvoll das
vielseitige Geschehen um das runde Leder: Die Spieler der
Torwart der Trainer der Schiedsrichter das Tor die Fans
Übertragungen im Fernsehen der Nachwuchs das Umfeld, steht auf
dem hinteren Buchdeckel.
Na ja. Ich bin mir nicht so sicher, was ich von dem Buch halten
soll. Da die Cartoons zeitlich und neutral gehalten sind, treten
sie niemandem auf die Füße. Inhaltlich sind sie auch nicht
besonders anspruchsvoll. Daher kann es leicht passieren, dass
man das Buch in wenigen Minuten gelesen hat.Interessanter ist es
vielmehr, dass das Buch in einem Druckkostenzuschussverlag
erschienen ist. ?Als Zuschussverlag bezeichnet man einen Verlag,
der Bücher unter Beteiligung der jeweiligen Verfasser an den
Druckkosten (Druckkostenzuschuss) publiziert. Zuschussverlage
sind in ihrer heutigen Form Mitte des 20. Jahrhunderts
entstanden. Allerdings war es auch früher schon üblich, dass der
Autor die Kosten für den Druck ganz oder teilweise selbst
übernimmt. Heute gilt des hauptsächlich noch für
wissenschaftliche Arbeiten. Den Zuschuss können die Autoren
selbst, häufig aber auch Dritte, zum Beispiel bei
wissenschaftlichen Werken Stiftungen leisten. Vor allem ab den
60er Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden viele kleinere
Verlage. Diese konnten die Druckkosten oft nicht alleine tragen,
so dass der Autor das Risiko einer Veröffentlichung gemeinsam
mit dem Verlag trug. Heute haben sich zahlreiche Verlage auf
Zuschussbücher spezialisiert. Zuschussverlage zählen zu den
Kommissionsverlagen. Die Veröffentlichung eines Buches kann im
Format A5 mit etwa 300 Seiten / 250 Stück (Stand: 2006) zwischen
2.000 und 5.000 Euro liegen. Dazu können noch die verschiedenen,
teilweise schon erwähnten, zusätzlichen Kosten kommen. Davon
sind reine Druckkosten mit etwa 2.000 Euro anzusetzen, wenn ein
Druck unterstellt wird, der im mittleren Preissegment liegt, und
ohne besondere Ansprüche an Papier, Bindung und
Umschlaggestaltung / Cover auskommt.
Kritiker meinen, dass Zuschussverlage kein Interesse am Verkauf
ihrer Produkte hätten, da sie aus den Zuschüssen selbst schon
Gewinn schöpfen würden. Der Verband deutscher Schriftsteller
nimmt keine Autoren auf, die ausschließlich in Zuschussverlagen
veröffentlicht haben. In zahlreichen Internetforen diskutieren
Autoren über Druckkostenzuschussverlage und ihre
Geschäftsgebaren. Wobei festzuhalten ist, dass die Erfahrungen
der Autoren nicht einhellig sind, was auch die große Zahl von
Büchern zu belegen scheint, die von Druckkostenzuschußverlagen
jährlich auf den Markt gebracht werden.
Befürworter der Zuschussverlage argumentieren, dass diese für
unbekannte Autoren der einzige Weg seinen, ein Buch zu
publizieren und sich einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu
machen zu können. Dagegen steht die Erfahrung jener Autoren, die
der Ansicht sind, dass die hohen Kosten, die bei der
Veröffentlichung eines Buches in einem Druckkostenzuschussverlag
berechnet werden, nicht gerechtfertigt sind. Um
Missverständnissen vorzubeugen und sich aus dem negativen
Bedeutungsfeld des Begriffes zu lösen, bezeichnen sich einige
Zuschussverlage inzwischen ausdrücklich als Dienstleisterverlage.
Die klassische Alternative zu sämtlichen etablierten
Verlagsformen ist der Eigen- oder Selbstverlag. Die im
Eigenverlag herausgegebenen Bücher verursachen zunächst die
Kosten, die durch den Buchdruck entstehen, wenn sich der Autor
dazu entschließt, sein Buch in dieser Form herauszugeben, und
nicht etwa in der Form eines elektronischen Buches, dem
sogenannten E Book. Neben den durch den Buchdruck entstandenen
Kosten fallen hier noch die Kosten an, die ein Autor bereit ist,
für Werbung / Promotion auszugeben. Eine ISBN kann der Autor
seinem Werk ebenfalls zuweisen lassen, damit sein Werk über den
Buchhandel zu erwerben ist. Der Selbstverleger ist weitgehend
unabhängig, muß aber sämtliche Arbeiten (Buchhaltung,
Vermarktung), die ansonsten vom Verlag übernommen werden, selbst
abdecken.
Pseudoverlage verlangen vom Autor keinen Zuschuß, sondern die
Gesamtkosten der Verlegung zuzüglich einer Gewinnspanne. Eine
weitere Alternative stellt das Book on Demand Verfahren dar.
Dabei zahlt der Autor für den Druck der ersten Auflage. Das Buch
verbleibt elektronisch beim Verlag und wird auf Anfrage / on
demand erneut gedruckt. Manchmal sind verschiedene
Dienstleistungen wie Lektorierung im Verlagsangebot enthalten.
Die preiswerteste Form der Veröffentlichung eines Buches ist
sicherlich die Veröffentlichung als E Book, wobei hier zu
berücksichtigen ist, dass diese Buchform lange nicht den
Veröffentlichungsgrad besitzt, wie etwa das herkömmliche Buch.
Andererseits besitzt das Medium E Book ein solch großes
Potential, dass es nicht zu vernachlässigen ist. Da es über das
Internet vertrieben wird, steigt die Zahl der potentiellen
Interessenten ständig. Für Autoren, die ihre Werke im
Eigenverlag herausbringen, kann auch der E Book Vertrieb
interessant sein, berichtet Wikipedia.
Nach meiner persönlichen Beobachtung können
Druckkostenzuschussverlage getrost als Abzocker bezeichnet
werden. Sie bereichern sich an der menschlichen Eitelkeit, die
es gerne sieht, wenn der eigene Name in der Öffentlichkeit
auftaucht. Da ist vermeintlich jemand, der meine Arbeit
schätzt.Ich habe mal in Duisburg und Umgebungen in
Buchhandlungen und öffentlichen Büchereien darauf geachtet, ob
mir dort Bücher aus Druckkostenzuschussverlagen auffallen.
Mitnichten! Mein Eindruck: Druckkostenzuschussverlage werden
dort gemieden. Die Qualität der Bücher ist ja oft genug auch
zumindest zweifelhaft. Druckkostenzuschussverlage gaukeln ihren
Autoren vor: ?Wir kümmern uns um den Vertrieb Ihrer Bücher! Den
Beweis dafür bleiben sie oft genug schuldig. Ich selbst habe
auch schon in Druckkostenzuschussverlagen veröffentlicht. Hatte
ich anfangs noch ein naives Gefühl des Erfolges, so kam die
Ernüchterung schon bald. Kein seriöser Verlag, keine seriöse
Literaturzeitschrift wollte meine ach so gute Literatur. Es
waren eben nur die Druckkostenzuschussverlage, die neben der
Literatur gerne auch mein Geld nahmen. dass meine Literatur
Hobby und Liebhaberei und nicht konkurrenzfähig war (und heute
auch noch ist), gebe ich heute gerne zu. Für mich persönlich ist
es wichtigre, selbst Spaß beim Schreiben zu haben. Eine
Veröffentlichung um jeden Preis ist mir daher nicht wichtig.
Natürlich schmeichelt es auch meiner Eitelkeit, wenn ich
behaupten kann: ?Ich habe Texte veröffentlicht. Jedermann kann
jetzt meinen Namen im Internet oder einer Zeitschrift lesen.
Diese kleine Eitelkeit gestehe ich gerne. Aber Geld für eine
Veröffentlichung werde ich nicht mehr ausgeben. Das ist mir mein
Hobby nicht wert. Heinrich Rüdig: Ein Direktschuss mit vollem
Risiko Fußball Cartoons; Haag + Herchen Verlag Frankfurt 1999;
129 Seiten; ISBN 3 86137 912 0
Heinrich Hildebrand /
Wilfried Hucks: Wanheim - Angerhausen Heimat zwischen Anger und
Rhein Band 1; Selbstverlag Duisburg 1990; 416 Seiten; ohne ISBN
Das Buch beschäftigt sich in seinem ersten Teil mit Wanheim
im Jahre 1890; der zweite Teil befaßt sich mit den örtlichen
Vereinen, Verbänden und Gemeinschaften. Der dritte Teil ist der
kleinste; er ist "Großveranstaltungen" überschrieben. Hier geht
es um die Jahrtausendfeier im Jahre 1925 und das Wanheimer
Volksfest.
Inhaltlich liegt hier ein sehr umfangreiches Werk vor. Es ist
deutlich zu merken, wieviel Arbeit, Herzblut und Akribie darin
steckt. Hildebrand gilt nicht zu Unrecht als Wanheimer
Heimatforscher - für einen Außenstehenden ist es kaum
abzuschätzen, wieviel Zeit und Geduld Hildebrand aufgebracht
haben muß, um die Fakten alle zusammenzutragen. Es muß fast
manische Züge gehabt haben.
Die Lesefreundlichkeit hat allerdings stark darunter gelitten.
Das Buch hat über weite Strecken einen aufzählenden und
tabellarischen Charakter. Einen menschlicheren Anstrich erhält
das Buch nur in dem Teil, in dem die Autoren auf die lokalen
Politiker Karl Lehr und Peter Schrooten eingehen und sie und
ihre Arbeit vorstellen.
Heinrich Hildebrand: Wanheim - Angerhausen Heimat zwischen
Anger und Rhein Band 2; Selbstverlag Duisburg 1994; 304
Seiten; ohne ISBN
Das Buch beschreibt den südlichen Duisburger Stadtteil zu Beginn
des 19. Jahrhunderts. Unterstützt durch viele historische Fotos,
Tabellen und geschichtliche Dokumente schildert Hildebrand, wie
sich das Leben der Menschen in der Übergangszeit zwischen
Franzosen- und Preußenzeit in dem kleinen Dorf entwickelt. Das
Ringen mit der Natur und insbesondere dem Rhein, aber auch die
zeitgeschichtlichen Zusammenhänge wie etwa die Eingemeindung
nach Duisburg finden hier Erwähnung.
Hildebrand beschreibt sehr detailliert und umfangreich die
damaligen Verhältnisse.
Heinrich Hildebrand: Wanheim - Angerhausen Heimat zwischen
Anger und Rhein Band 3; Selbstverlag Duisburg 2001; 608
Seiten; ohne ISBN
Dieses Buch beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Wanheimer
Industriegeschichte. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der
prägenden industriellen Entwicklung ab dem 19. Jahrhundert. Wie
gewohnt arbeitet Hildebrand nicht nur mit Texten; Fotos,
Zeichnungen und Tabellen kommen - soweit möglich - hinzu.
Soziale Belange wie Gesangsvereine und der Wohnungsbau werden
auch erwähnt.
Sehr umfangreich ist dieser Teil geraten. Ich gestehe, dass ich
ihn nur überfliege, auch wenn ich mich eigentlich sehr für
Industrie- und Wirtschaftsgeschichte interessiere. Das Buch ist
akribisch und hervorragend recherchiert. Es hat fast schon
wissenschaftlichen Charakter. Der literarische Zugang ist dabei
leider auf der Strecke geblieben. Eine flotte, spannende
Schreibe kann man Hildebrand nun wirklich nicht nachsagen.
Dies ändert sich erst im zweiten Teil des Buches. Darin
beschäftigt sich Hildebrand mit der Zeit zwischen 1933 und 1945.
Hier beschreibt Hildebrand ganz konkrete Personen und kommt also
nicht umhin, auf ihr Leben und ihr Leiden einzugehen. Doch auch
hier bleibt Hildebrand noch eher sachlich - neutral. Wirklich
persönlich gefärbt sind nur die Erinnerungen und
Erlebensberichte der Wanheimer, die hier zu Wort kommen.
Heinrich Hildebrand: Wanheim - Angerhausen Heimat zwischen
Anger und Rhein Band 4; Selbstverlag Duisburg 2004; 651
Seiten; ohne ISBN
Die christlichen und muslimischen Gemeinden sowie die
städtischen Schulen und Kindergärten sind das Thema dieses
Buches. Das Buch ist ganz im Stiel einer Chronik geschrieben.
Hier wird gezielt aufgeführt, was wann geschehen ist. Doch halt,
eine Sache ist erwähnenswert. Hier gibt es sehr viele
Lebensläufe, in denen die evangelischen und katholischen
Gemeindepfarrer vorgestellt werden.
Heinrich Hildebrand wurde 1924 in Wanheim geboren. Volksschule
in Buchholz und Steinbart-Gymnasium waren seine Stationen bis
1944. Es folgte eine dreijährige Kriegsgefangenschaft. 1948
begann er eine Landwirtschaftslehre, wechselte aber schon 1951
nach Mannesmann. 1954 bis 1958 besuchte er die Abendschule, die
er als Techniker abschloss. Bis 1987 arbeitete er dann als
technischer Angestellter und technischer Assistenz im
Mannesmann-Forschungsinstitut in Duisburg. Die Geschichte
Wanheim-Angerhausens erforschte er als Rentner. Hildebrand starb
am 2.11.2004.
Sehr heimatverbunden sind die vier Bücher über Wanheim,
akribisch recherchiert, sehr genau, detailliert und
kenntnisreich. Man muss diese Arbeits- und Lebensleistung schon
würdigen. Stadt Duisburg:
Gestaltungsfibel Denkmal Siedlung Beeckerwerth; Selbstverlag
Duisburg 2007; 64 Seiten; ISBN: 978-3-89279-628-2
Die vorliegende Broschüre beschreibt die Geschichte des
Duisburger Stadtteils Beeckerswerth sowie Aussehen und Bedeutung
der nun denkmalgeschützten Arbeitersiedlung. Gleichzeitig wird
auch der formale Rahmen beschrieben, in dem sich der
Denkmalschutz - bezogen auf die denkmalgeschützten Gebäude -
bewegt. Es ist also erkennbar, warum die Gebäude schützenswert
sind und welche Bedeutung
der Denkmalschutz für die Gebäude hat. Welche baulichen
Veränderungen dürfen vorgenommen werden? Die Broschüre gibt
Antworten.
Hier liegt eine sachlich geschriebene und fachorientierte
Broschüre vor. Sie wendet sich eindeutig an Fachleute. Ganz
egal, ob man als Leser aus Duisburg kommt oder nicht, wer wissen
möchte, wie
Denkmalschutz funktioniert, der sollte zu dieser Broschüre
greifen.
"Der Medienmagnat Lord Buford kreuzt mit seiner Yacht im
Mittelmeer, da geschieht ein Mord. Weil sich auch ein
Mitglied des Königshauses an Bord befindet, wird Chefinspektor
Sir Phileas Fitzmorton auf ausdrücklichen Wunsch des
Premierministers zusammen mit seiner Freundin Lady Judith
Crimpleby und seinem Assistenten Detective Sergeant John Miller
per Hubschrauber an Bord gebracht. Dort treffen sie auf eine
berühmt-berüchtigte Gästeschar - darunter eine koksende
Prinzessin, hübsche Bodyguards, schweigsame Geheimdienstler und
ein mausetoter Mafioso," berichtet die Inhaltsangabe auf dem
hinteren, schwarzen Buchdeckel.
Hardcastle bietet gute und leicht lesbare Unterhaltung.
Unter literarischen Gesichtspunkten ist sie ein wenig
oberflächlich. Ein eingespieltes Polizei-Duo, ein überschaubarer
Täterkreis, eine Handlung, die sich auf einen abgeschlossenen (Tat-)Ort
beschränkt, klischeehaft gezeichnete Charaktere, das
überraschende Ende - die erzählerische Vorgehensweise des Autors
erscheint auf den ersten Blick plump zu sein. Letztendlich ist
es aber auch egal. Das Buch bietet eine gute Lektüre für Urlaube
und kuschelige Herbstwochenenden zuhause.
Bodo Harenberg (Hrsg.):
Chronik des Ruhrgebiets; Chronik - Verlag Dortmund 1987; 671
Seiten; ISBN: 3-88379-089-3
Max von der Grün, Elisabeth Fekeler-Lepszy, Prof. Dr. Eckart
Pankoke und Dipl.-Ing. Helmut Bönninghausen sind einige der
Autoren dieser dicken und doch übersichtlichen Schwarte. Die
Chronik des Ruhrgebies ist so aufgebaut, wie wir es
beispielsweise von der Chronik des 20. Jahrhunderts gewohnt
sind. Eine Zeitspalte listet auf, welche erwähnenswerten
Ereignisse in einem bestimmten Zeitraum stattfanden. Fotos und
Texte in Zeitungsartikelform heben dann die wichtigstens
Geschehnisse hervor. Viele historische Zeichnungen gibt es zu
sehen, aber auch Fotos aus heutiger Zeit. Die Texte sind leicht
verständlich geschrieben, so dass auch ein heutiger Leser sie
problemlos lesen kann.
Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf der Zeit nach dem Jahre
1800. Dies ist insofern wichtig, als dass zu dieser Zeit die
Industrialisierung das Leben der Menschen nachhaltig verändert.
Das Buch gibt einen guten Überblick über die Geschichte des
Ruhrgebiets. Den Texten fehlt aber der Tiefgang; an vielen
Stellen sind sie sehr oberflächlich. Es fängt schon damit an,
dass das Ruhrgebiet als Ganzes betrachtet wird. Auf die Situation
der jeweiligen Städte wird fast gar nicht eingegangen.
Welche Sportvereine sind wichtig (z. B. MSV Duisburg, VfL
Bochum, Borussia Dortmund)? Wie sieht das kirchliche,
gesellschaftliche und kulturelle Leben der Region aus? Wie
entwickeln sich die regionalen (Groß-)Unternehmen? Wie wird die
Region infrastrukturell erschlossen? Fragen wie diese wird
bestenfalls ansatzweise nachgegangen. Was eigentlich schade ist.
Die Region entlang der Ruhr hätte eine bessere Betrachtung
verdient Arbeitskreis der NS -
Gedenkstätten in NRW (Hrsg.): 12 Jahre - 12 Schicksale
Fallbeispiele zur NS - Opfergruppe Jehovas Zeugen in Nordrhein -
Westfalen 1933 - 1945; Selbstverlag 2006; 40 Seiten
"Während der NS - Zeit waren in Deutschland und in den besetzten
Ländern Europas rund 13.500 Zeugen Jehovas Verfolgungsmaßnahmen
aus gesetzt, davon waren 11.300 unterschiedlich lange
inhaftiert, 4.200 davon in Konzentrationslagern. Die Gesamtzahl
der namentlich erfaßten Todesopfer liegt bei 1.490. Mehr als 300
von ihnen wurden wegen Wehrdienstverweigerung oder
Wehrkraftzersetzung hingerichtet.
Die Religionsgemeinschaft zeigte große Geschlossenheit, sich dem
Anpassungsdruck zu widersetzen und ihrem Glauben treu zu
bleiben. Ihre Überzeugung und gute Organisation führte zu einem
hohen Beteiligungsgrad der Gläubigen an Widerstandsaktionen. Die
Nationalsozialisten verfolgten auf dem Gebiet des heutigen
Bundeslandes Nordrhein - Westfalen etwa 2.000 Zeugen Jehovas,
wobei über 200 Gläubige das Leben verloren," berichtet die
Inhaltsangabe. Duisburg ist hier genauso vertreten wie Bonn und
Mönchengladbach.
Eine Doppelseite pro Fall muß hier reichen, um zu schildern, wie
die Zeugen Jehovas im Dritten Reich drangsaliert wurden.
Zumindest dann, wenn sie ihren Glauben lebten. Aus praktischen
Gründen beschränkt sich die Broschüre auf die Zeit der Nazi -
Diktatur. Es würde wohl auch zu weit führen, die Zeugen Jehovas
als Religionsgemeinschaft und deren Entwicklung in Deutschland
vorzustellen. Wichtig und interessant ist diese Broschüre
deshalb, weil hier eine ansonsten unbeachtete und
vernachlässigte Opfergruppe der Nationalsozialisten vorgestellt
wird.
Nicht nur für
Druckerzeugnisse ist Papier in unserer Konsumwelt unverzichtbar.
Dank des immer mehr perfektionierten Altpapier Recyclings und
umweltschonender Produktionsverfahren findet es als ökologisch
verträglicher Verpackungsstoff, im Hygienebereich und als
Rohstoff für vielseitigen technischen Einsatz im zunehmend
naturorientierten modernen Leben Verwendung.
Mit modernsten Verfahren und Produktionsanlagen werden die
Rohstoffe Holz, Zellstoff und Altpapier zu verschiedensten
Papierarten, wie beispielsweise Kunstdruck-, Pergament-, Krepp-,
Lösch-, Filter- und Banknotenpapieren, Wellpappe und Karton
aufbereitet und weiterverarbeitet.
Die Möglichkeiten und Anforderungen der neuen Technik beflügeln
die Aufbereitung von Wort und Schrift, Fotos, Statistiken und
Grafiken sowie ihre marktgerechte Vervielfältigung. Dabei geht
es längst nicht mehr ausschließlich um die Herstellung von
Printmedien. Print- und Onlinemedien wachsen immer mehr
zusammen. Sie werden immer häufiger in Kombination angeboten,
wie zum Beispiel PC Zeitschriften oder Computerhandbüchern mit
CD-ROM oder Lexika mit Multimedia- und Soundanimation.
Stichworte wie Crossmedia, Internet und eBusiness kennzeichnen
weitere Geschäftsfelder für die Druck- und Medienunternehmen.
Für die Beschäftigten der Druck- und Medienbranche ob in der
Medienvorstufe, im Druck oder in der Druckweiterverarbeitung
gibt es in unserer Informationsgesellschaft viel zu tun.
Welche Berufe Jugendliche in diesen Branchen lernen können,
darüber gibt im Internet die Arbeitsverwaltung auf den berufenet
Seiten Auskunft. Eine weitere Informationsquelle kann das Buch
?beruf aktuell, das kostenlos bei der Arbeitsverwaltung
erhältlich ist, sein.
Engagierten Fachkräften bieten sich viele Berufe, die zu einem
Aufstieg führen können. In den folgenden Abschnitten werden die
wichtigsten und interessantesten Aufstiegsfortbildungen in den
Bereichen Papier, Druck und Medien in alphabetischer Reihenfolge
kurz vorgestellt.
Buchbinder für Restaurierungsarbeiten stellen beschädigte
Bücher, Broschüren und Sondererzeugnisse wieder her und führen
konservierende Maßnahmen durch. Sie dokumentieren den
Erhaltungszustand der zu restaurierenden Objekte und ermitteln
die Schadensursache. Die Restaurierungsarbeiten führen sie dann
im Stil des Originals, meist unter Verwendung der ursprünglichen
Handwerkstechniken und Materialien aus.
Informationsdesigner gestalten Druckvorlagen für Werbung,
Zeitschriften, Kataloge, technische Präsentationsvorlagen
(einschließlich multimediale Präsentationen) mittels moderner
Computertechnologie. Sie wirken mit am effektiven Produktions-
und Informationsfluß eines Unternehmens, gestalten Intranets,
verwalten und pflegen spezielle Software Systeme einer Firma.
Als Kommunikations- und Marktetingprofis arbeiten
Kommunikationswirte in Full-Service-Werbeagenturen, PR
Abteilungen von Unternehmen oder bei Film und Fernsehen. Sie
entwickeln und realisieren Werbekonzeptionen, organisieren die
internen Arbeitsabläufe und steuern die Kommunikation mit den
Kunden. Als Generalisten sind sie häufig an der Schnittstelle
zwischen Produktion und Verwaltung tätig.
Layouter beraten Kunden bei der gestalterischen Umsetzung von
Medienprodukten und entwickeln Gestaltungskonzeptionen. Layouter
entwerfen und gestalten den Seitenaufbau von Printmedien und
multimedialen Produkten, indem sie die einzelnen Text-, Bild-
und Grafikdaten kombinieren und unter grafischen Gesichtspunkten
anordnen. Die fertigen Entwürfe geben sie auf Datenträger für
die Weiterverarbeitung aus.
Restauratoren für Archiv- und Bibliotheksgut untersuchen,
dokumentieren, konservieren und restaurieren Bücher, Urkunden,
Graphiken sowie Foto- und Filmmaterial. Dabei setzen sie sowohl
traditionell historische als auch neue Arbeits- und
Gestaltungstechniken ein. Eine wichtige Rolle bei ihrer
Tätigkeit spielt auch die fotographische Dokumentation.
Die Schutzgöttin Behinderella
ist die Ideengeberin und auch einer der Hauptfiguren eines
Märchens zum Lesen und Nachdenken, das Karin Regorsek im Herbst
2004 veröffentlichte. ?Ich möchte an dieser Stelle nicht zu
viel von dem Inhalt erzählen; schließlich soll das Buch ja auch
gelesen werden. Ich beschreibe in dem Buch eine besondere
Familie über mehrere Generationen hinweg. Letztlich geht es hier
um das gleichberechtigte Zusammenleben von den Menschen, von
Behinderten und Nichtbehinderten, Frauen und Männern, Fremden
und Einheimischen, Kindern und Erwachsenen, so Regorsek.
Was ein Plädoyer für die Akzeptanz der Vielfalt der Menschen
sein soll, fällt schon rein optisch aus dem Rahmen. In einer
Druckerei für sehbehinderte und blinde Menschen sie heißt
Grenzenlos und ist in Erfurt ansässig hergestellt, ist der
Großdruck geschrieben. Außerdem ist der Text einfoliert; das
heißt, auch Blinde können den Text lesen, weil er in
Punktschrift ?übersetzt wurde. ?Mir ist es wichtig, dass gerade
auch Blinde und Sehbehinderte den Text lesen können, so Regorsek.
Schließlich betrifft es auch sie. Doch es ist nicht nur der
Text, der aus dem Rahmen fällt. Auch die Autorin ist
ungewöhnlich. ?Als meine Mutter noch nicht wusste, dass sie mit
mir schwanger war, verordnete ihr eine Ärztin Contergan. Das
darin enthaltene Thalidomid führte zu meiner Körperbehinderung,
erzählt die junge Frau. Die Einschränkungen sind insbesondere an
den Extremitäten sichtbar. Von daher ist es schon eine besondere
Leistung, den Text nicht nur zu schreiben, sondern auch in
Eigenregie zu veröffentlichen. Hinzu kommt, dass die
Rheinhausenerin Mutter zweier gesunder Kinder im
schulpflichtigen Alter ist.
1992 schloss Regorsek ihr Studium an der FH Niederrhein /
Krefeld als Diplom Designerin ab. Da schon kurze Zeit später das
erste Kind geboren wurde, stand die Familienphase an. ?Ich
möchte behinderten Menschen Mut machen, ihr Leben im Rahmen
ihrer Möglichkeiten zu gestalten. Nichtbetroffene Kinder möchte
ich an die Thematik "Behinderung" heranführen. Ihr Wunsch: Dass
auch Leute unterschiedlicher Herkunft respektvoll zusammen leben
können. Ob wohl das Lied Imagine von John Lennon hier Pate
stand? Regorsek nickt lebhaft: ?In dem Lied geht es ja auch um
ein Leben ohne geistige Grenzen, ein friedliches Zusammenleben
und um Gleichberechtigung.
Das Buch ist bei der Autorin um Selbstkostenpreis erhältlich
(Telefon: 02065 76200).
Christoph Brockhaus: Seit
Lehmbruck Duisburger Künstlerporträts; Mercator - Verlag
Duisburg 2008; 408 Seiten; ISBN: 978-3-87463-407-6
"Seit rund 100 Jahren hat sich Duisburg zu einer Stadt der
modenen Kunst entwickelt. Ein aktives Kunstleben hat sich
allerdings erst ab 1925 mit dem Einzug des Duisburger
Museumsvereins in die Tonhallenstraße und mit der Berufung von
August Hoff zu einem Geschäftsführer entfalten können.
Obwohl Wilhelm Lehmbruck ständige Bezugsgröße war, ist Duisburg
nicht nur die Stadt Lehmbrucks. Duisburg hat auch andere
bedeutende Künstler hervorgebracht, die wie Lehmbruck die Stadt
oftmals früh verlassen haben," berichtet die Inhaltsangabe.
Jochen Duckwitz. Dieter Pirdzum. Walter vom Endt. Volkram Anton
Scharf. Harald Schmitz-Schmelzer. Nie gehört? Mir ging es
genauso, als ich zu dem Buch griff. Sie sind einige der
Künstler, die in dem Buch vorgestellt werden. Eine
Kurzbiographie gehört zu dieser Vorstellung, (wenn möglich) ein
Porträtfoto und ein Foto mit einem Kunstwerk des jeweiligen
Künstlers, Literaturangaben und eine kunstwissenschaftliche
Einordnung. Das Buch bietet eine hervorragende Übersicht über
die Kunst des 20. Jahrhunderts. Objekte, Gemälde, Zeichnungen
und Fotographien - eben die ganze Bandbreite der Bildenden Kunst
- gibt es hier zu sehen.
Hans Georg Kraume und Christoph Brockhaus beschreiben in
einführenden Texten die Entwicklung der Duisburger Kunstszene
etwa seit dem 1. Weltkrieg. So entsteht ein hervorragender
Überblick auch über die lokale Duisburger Kunstszene und
Kunstgeschichte.
Das Buch gefällt trotz (oder auch wegen) seiner lokalen Bezüge.
In Duisburg gab es nie Kunst, die Weltgeschichte schrieb.
Trotzdem spürt der Leser, dass sich hier im Laufe der letzten 8
Jahrzehnte eine lebendige Kunstszene entwickelte, die neugierig
macht. Als Duisburger, der auch in Duisburg lebt, möchte ich
Kunst und Künstler kennenlernen, in die örtlichen Museen gehen
und sehen, was dort ausgestellt wird. Es lohnt sich auf jeden
Fall, das Buch zu lesen.
Jan - Pieter Barbian / Hans Georg Kraume / Sigurd Praetorius:
Duisburg - Bibliographie Verzeichnis der Schriften zu
Duisburg für den Zeitraum 1987 bis 2001; Klartext - Verlag Essen
2004; 272 Seiten; ISBN: 3-89861-306-2
"Das Buch erschließt insgesamt rund 3.500 Titel, die sich
zwischen 1987 und 2001 mit Duisburg beschäftigt haben. An der
Vielzahl und Vielfalt der Themen wird deutlich, wie reich die
Stadt trotz ihrer finanziell und wirtschaftlich schwierigen Lage
nach wie vor ist: reich an öffentlichen Einrichtungen,
privatwirtschaftlichen Unternehmertum und bürgerschaftlichem
Engagement in Vereinen, reich an attraktiven Orten in den sieben
Bezirken, reich an Kultur und Bildung, reich ein Religionen,
reich an sportlichen Aktionsfeldern und an
Freizeitmöglichkeiten, reich auch an Persönlichkeiten, die diese
unterschiedlichen Gesellschaftsbereiche beleben und prägen,"
berichtet die Inhaltsangabe.
Eigentlich könnte die Inhaltsangabe auch wesentlich kürzer
ausfallen. Das Buch listet allŽ die Publikationen auf, die sich
mit Duisburg
beschäftigen. Festschriften und Jahrbücher sind genauso
enthalten wie Fachpublikationen oder Artikel in
Fachzeitschriften. Autor, Titel, Umfang und Erscheinungsort sind
aufgeführt. Der Leser erfährt auch, ob der jeweilige Titel in
der Stadtbücherei, im Stadtarchiv oder in der
Universitätsbibliothek enthalten ist.
Eine Sache fehlt allerdings: eine Inhaltsangabe des jeweiligen
Buches. So habe ich oft keine Ahnung, was sich hinter dem
jeweiligen Titel verbirgt. Für mich ist das ein großes Manko.
Ich habe keine Ahnung, wie aktuell, fachspezifisch, tendentiell
ausgerichtet und somit brauchbar ein Titel ist. Daher sei an
dieser Stelle für mich schon die Frage erlaubt, welchen Zweck
dieses Buch überhaupt verfolgt. Gut: Es ist eine
Bestandsaufnahme der duisburgbezogenen Veröffentlichungen. Aber:
Wen interessiert das? Den Heimatforscher? Den Journalisten, der
ortsbezogenes Hintergrundwissen sucht? Eine vernünftige Antwort
werde ich wohl nie erhalten. Es ist aber auch egal. Man muß
schon bibliophil, Duisburger und an Duisburger Themen
interessiert sein, um überhaupt zu diesem Buch zu greifen.
Stadt Duisburg (Hrsg.):
Erlesene Buchschätze Die Sammlung Historische und Schöne Bücher
der Stadtbücherei Duisburg; Selbstverlag 2007; 48 Seiten;
ISBN: 978-3-89279-634-3
Hier liegt eine Hochglanzbroschüre vor, in der die Duisburger
Stadtbücherei ihre Schätze vorstellt und auch eine Zeitreise
durch die Buchdruckkunst macht. Sehr viele ausgesprochen
hübsche, farbige Fotos illustrieren die Ausführungen.
Evangeliare udn Bibeln gibt es genauso zu sehen wie andere
historisch bedeutsame Bücher, von denen viele aus der Sammlung
Dr. Böninger stammen.
Schade, dass es diese Publikation nur als Broschüre gibt. Sie
hätte es verdient, in größerem Umfang als Buch herausgegeben zu
werden. Duisburger Sezession (Hrsg.):
50 Jahre Duisburger Sezession 1957 - 2007; Selbstverlag
Duisburg 2007; 100 Seiten; ohne ISBN
Die vorliegende Broschüre stellt Künstler wie Gisela Schneider -
Gehrke, Waldemar Niepagenkämper, Chinmayo, Dorothee Ludwid-Mindt,
Evangelos Koukouwitakis, Chung - Cheng Chow und Jochen Duckwitz
vor. Im ersten Teil werden Bilder von den Kunstwerken, die die
jeweiligen Künstler im Laufe ihres Schaffens anfertigten,
gezeigt. Im zweiten Teil des Buches gibt es Biographien der
Künstler.
Die Jubiläumsausstellung fand in der Galerie Rheinhausen in der
Bezirksbibliothek Rheinhausen statt. Die vorliegende Broschüre
ist der dazugehörige Ausstellungskatalog. Wer einen Eindruck vom
Duisburger Kulturleben erhalten möchte, der sollte zu dieser
Broschüre greifen. Sie kann ein Beginn dafür sein, sich mit
Gegenwart und Vergangenheit zu beschäftigen. |