Buchbesprechungen  
Juli - Okt 2009

Heinz Wener: Die Reihe Archivbilder Westerholt Alte Bilder erzählen; Sutton Verlag Erfurt 2003; 128 Seiten; ISBN: 3-89702-61-5
Wener ist Westerholter Heimatforscher. Er möchte mit diesem Buch zu einem Streifzug durch den Hertener Stadtteil einladen. Über 200 bislang noch nicht veröffentlichte Fotographien sollen die Zeit von 1890 bis 1970 vorstellen.

Die sehr kurze Einleitung stellt den Ort vor, der seit der kommunalen Gebietsreform von 1975 zu Herten gehört. Dann folgt der umfangreiche Bildteil. Der überwiegende Teil des Bildmaterials zeigt Stadtbild wie öffentliches Leben gleichermaßen. Leider gibt es am Ende auch einen Teil mit Privataufnahmen. Da die hier abgebildeten Fotos außerhalb Hertens und wohl auch für die heutigen Hertener Kinder und Jugendlichen unbekannt sein dürften, ist dieser letzte Teil (zumindest für mich) eher störend. Aber was soll`s. Man muß sich schon sehr für diese Ruhegebietsstadt interessieren, um zu diesem Buch zu greifen. Für Außenstehende sind die Aufnahmen und Informationen denn doch zu speziell.

Katja Link (Hrsg.): Stadtführer Duisburg; Link Media Verlag Witten 2007; 96 Seiten; ISBN: 978-3-940154-37-8
Ausflugsziele, Sport, Kunst & Kultur, Wissenschaft und Lehre, Unterhaltung & Service, Einkaufen und Gastronomie - sie allen kommen hier vor in dieser Hochglanzbroschüre, die die Stadt am westlichen Rand des Ruhrgebiets vorstellt. Sehr modern und vor allem optisch sehr bunt ist das Heft gestaltet; als Leser kann man schnell den Eindruck gewinnen, das Buch würde sich eher an jüngere Menschen denn an Senioren wenden.
Wer zumindest einen ersten, hübschen Eindruck von Duisburg erhalten möchte, sollte durchaus zu diesem Heft greifen. Der Leser sollte allerdings berücksichtigen, dass die Publikation an einigen Stellen nicht mehr aktuell ist. Das Atlantis-Kindermuseum gibt es heute genauso wenig mehr wie die "Comödie", um die die augenfälligsten Veränderungen zu benennen.

Joseph Milz: Neue Erkenntnisse zur Geschichte Duisburgs
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Mercator - Verlag Duisburg 2008; 138 Seiten; ISBN: 978-3-87463-439-7

"Der in diesem Band vorgelegte Text ist keine neue Stadtgeschichte, aber er stellte Funde und Befunde vor und enthält Überlegungen und Interpretationen, die in ihrem Ergebnis weit über das hinausgehen, was bisher zur früheren Geschichte Duisburgs bekannt war. Spätere Bearbeiter der Geschichte Duisburgs werden darauf zurückgreifen können und müssen," betont die Inhaltsangabe.
Und womit beschäftigt sich das Buch denn nun ganz konkret? Es geht um die Römer in Duisburg, Duisburg in der fränkischen Zeit, die Geschichte des Königshofs, die Niederlassung der friesischen Kaufleute, die Königspfalz, die Stadtbefestigung, die Baugeschichte der Marienkirche sowie Handel und Schifffahrt bis zum Ende des 14. Jahrhunderts.
Milz war früher Leiter des Stadtarchivs. Dies ist den Ausführungen auch anzumerken. Sie sind nüchtern und sachlich, ja fast schon wissenschaftlich gehalten. Milz geht sogar (formal nur inhaltlich) auf die Streitigkeiten innerhalb der Duisburger Stadtarchäologie (insbesondere zwischen Günter Krause und Tilmann Bechert) ein.
Man muss sich schon sehr für Duisburger Stadtgeschichte interessieren, um zu diesem Buch zu greifen. So gut fundiert es auch geschrieben sein mag, so fachspezifisch ist es für den Laien sein.

Agatha Christie: Tod auf dem Nil; 3 CDs 196 Minuten Gesamtspielzeit; Produktion und Veröffentlichung: Der Hörverlag 2003; Regie: Caroline Neven Du Mont; Sprecher: Thomas M. Meinhardt; ISBN: 3-89940-334-7
"Ein Meisterdetektiv ist immer im Einsatz - so auch Hercule Poirot, der sich auf dem Nildampfer erholen wollte. Wäre da nicht die bildschöne Millionenerbin Linnet Ridgeway, deren Hochzeitsreise auf dem Schiff mit dem Tod endet. Als der belgische Meisterdetektiv die Ermittlungen aufnimmt, sticht er damit in ein Wespennest, denn nahezu jeder der Mitreisenden hat ein Tatmotiv," berichtet die Inhaltsangabe.
Auf den Inhalt brauche ich wohl nicht besonders einzugehen, oder? Spätestens seit der Verfilmung mit Sir Peter Ustinov ist die Geschichte ja hinlänglich bekannt.
Die Geschichte hätte durchaus das Potential zu einem Hörspiel. Hier wird sie leider nur als Lesung umgesetzt. Hinzu kommt: Hier liegt eine gekürzte Lesefassung vor. Nicht etwa, dass diese Lesefassung schlecht wäre. Mitnichten. Es geht eher darum, dass Lesungen langweilig sind. Der Hörer hört ein und dieselbe Geschichte über längere Zeit. Zumindest ich schalte dann schon nach kurzer Zeit ab. Hier wird die gute Chance vertan, gute Unterhaltung angemessen zu präsentieren.

Prof. Dr. Götz Adriani: Gerhard Richter Bilder aus privaten Sammlungen; Selbstverlag 2008; 184 Seiten; ISBN: 978-3-7757-2136-3
Hier liegt der Ausstellungskatalog zu der derzeit laufenden Ausstellung im MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst (in Duisburg) vor. Wie in solchen Katalogen üblich, wird hier die ausgestellte Kunst fotographisch festgehalten und präsentiert. Adriani stellt in einer längeren Einleitung Person und Geisteshaltung Richters vor. Dieter Schwarz steuert einen Beitrag über die Richter`sche Kunst bei. So entsteht ein hochwertiges Werk, das dem Kunstkenner viel Bekanntes und dem Laien einen Zugang zu der Kunst bietet.

Hans Dieter Baroth: Streuselkuchen und Muckefuck Unsere Kindheit im Ruhrgebiet; Klartext Verlag Essen 2003; 80 Seiten; ISBN: 3-89861-232-X
"Kindheit im Revier am Mitte des vergangenen Jahrhunderts war: Die Seltersbude als Mittelpunkt des Lebens, das Kino rangierte vor dem Fernsehen, Familiefeiern endeten im Streit. Deputatkohlen wurden mit dem Pferdewagen geliefert. In den 1960er Jahren verschwanden die Zossen aus dem Stadtbild. Auch die Haustiere wurden abgeschafft. Der Betrieb organisierte die ersten Urlaubsfahrten. Die Siedlungen hießen Kolonie, das Lebensmittelgeschäft Kolonialwarenladen. Kinder nannte man Blagen.
Wer über 30 Jahre alt ist, erkennt Facetten seiner eigenen Kindheit und Jugend. Bis zu 40 Jahre alte Fotos aus dem Ruhrgebiet bereichern den Band," berichtet die Inhaltsangabe.
Hamborn, Hochfeld und Bruckhausen kommen hier genauso vor wie Oberhausen, Gelsenkirchen und Essen. Die Texte geben wohl eher die Familienverhältnisse des Autoren wieder. Meine Kindheitserinnerungen sind eher ganz andere und haben mit Sozialromantik wenig zu tun. Aber egal. Es ist ein nettes Buch, von dem ich zwar nicht weiß, wie schnell man es beiseitelegt, das aber zum Kramen in den eigenen Erinnerungen einlädt.

Bettina Lehnert / Gerhard Verk: Die Reihe Archivbilder Übertage - Untertage Bergbau in Oer - Erkenschwick; Sutton - Verlag Erfurt 2003; 128 Seiten; ISBN: 3-89702-523-X

"Im Mai 2003 feiert die Stadt Oer-Erkenschwick ihr 50jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass erinnert dieser Bildband an ihren Ursprung, den Bergbau. Die Geschichte dieses Industriezweiges begann hier im Jahre 1899 mit dem Abteufen des ersten Schachtes des späteren Bergwerks Ewald - Fortsetzung und dauerte rund 100 Jahre.
Der Bergbau ließ Oer-Erkenschwick entstehen und prägte den Alltag der Stadt. Von den ehemaligen Bergwerken Ewald - Fortsetzung / Haard werden nach den Abrissarbeiten im Jahre 2003 nur noch fünf Bergwerke auf dem ehemaligen Werksgelände übrigbleiben. Darüber hinaus erinnern lediglich die ehemaligen Bergarbeitersiedlungen an den "Pütt" und seine Kumpel," berichtet die Inhaltsangabe.
Bettina Lehnert und Gerhard Verk arbeiten im Stadtarchiv von Oer-Erkenschwick. Sie zeigen rund 210 bisher noch nicht veröffentlichte Fotos. Hinsichtlich Aufbau und Gestaltung folgt das Buch dem bewährten Schema. Zuerst gibt es eine Einleitung mit historischen Informationen. Dann folgt der umfangreiche Bildteil; jedem Schwarzweißfoto ist ein kleiner, ergänzender Text zugeordnet.
Das Buch hält, was der Titel verspricht. Das Buch lässt den Bergbau und seine Geschichte in der Ruhrgebietsstadt lebendig werden. Gezeigt werden die Arbeitsbedingungen der Kumpel über und unter Tage. Ihre Lebensbedingungen werden weitestgehend ausgeblendet. Das könnte ja vielleicht das Thema eines anderen Bandes sein.

Ruhrfestspiele Recklinghausen GmbH (Hrsg.): 50 Jahre Ruhrfestspiele Recklinghausen; Verlag Peter Pomp Essen 1996; 608 Seiten; ISBN: 3-89355-126-3

"Ein Spaziergang durch 50 Jahre Theatergeschichte: Stars und Jubel, Applaus und Tränen, Spuren auf und hinter der Bühne, dazu eine vollständige Dokumentation von Aufführungen, Gastspielen und Mitwirkenden. Ein unterhaltsames "Bilderbuch" und zugleich in kulturhistorisches Nachschlagewerk," verspricht die Inhaltsangabe.
Chronologisch geordnet wird die Geschichte der Ruhrfestspiele geschildert. Zuerst gibt es eine Übersicht über die Aufführungen des jeweiligen Jahres. Dann folgt der Fototeil. Doch das Buch ist mehr als eine reine Chronik. Autoren wie Winfried Fechner versuchen eine Standortbestimmung sowie einen Ausblick in die Zukunft.

 

Donna Leon: Lasset die Kinder zu mir kommen Commissario Brunettis sechzehnter Fall; 8 CDs 589 Minuten Gesamtspielzeit (ungekürzte Lesung); Produktion und Veröffentlichung: Diogenes Verlag Zürich 2008; Technik: Klaus Jedelsky; Regie: Günther Krusemark; Sprecher: Jochen Striebeck; ISBN: 978-3-257-80186-6
"Was ist geschehen, wenn schwerbewaffnete Carabinieri die Wohnung eines Kinderarztes stürmen und ihm sein 18 Monate altes Baby entreißen? Brunetti gibt keine Ruhe, bis er die Hintergründe kennt: Geldsegen und Vergeltung, Kindersegen und unerfüllter Babywunsch," berichtet die Inhaltsangabe und verspricht: "Der Familienmensch Brunetti wird vor eine harte Zerreißprobe gestellt."
Wer Donna Leon und ihre Kriminalromane kennt, weiß, daß sie eigentlich gute Literatur abliefert. Die Schwächen dieser Produktion liegen woanders. Als ungekürzte Lesung ist die Produktion zu lang. Außerdem liegt hier eine reine Lesung vor. Verschiedene Stimmen, Musik und Hintergrundgeräusche fehlen hier also völlig. Allein schon der Einsatz von verschiedenen Sprecherstimmen und (zumindest an den dramatischen Stellen) der Einsatz von Hintergrundgeräuschen hätten die Handlung spannender gestaltet, sie somit besser hörbar gemacht und damit qualitativ aufgewertet.

Wer meien Rezensionen kennt, weiß, dass ich ein Fan von Hörbüchern bin. Bei der vorliegenden Produktion wird schnell klar, warum das so ist. Schon die erste CD ist eine Herausforderung. Die Stimme von Jochen Striebeck ist für mich nicht so einprägsam, als ich ihr lange lauschen möchte. Schon sehr früh höre ich weg. Daher gestehe ich gerne, dass die das Hörbuch nicht komplett gehört habe. Es gibt ganz andere, wirkliche (hörakustische) Glücksmomente.

Auch das beigefügte Textheft ist eine Enttäuschung. Es liefert die altbekannten biographischen Daten über Leon und Striebeck. Ansonsten liefert es keine relevanten Daten. Es gibt durchaus aufwendiger gestaltete Texthefte, die beispielsweise Hintergrundinformationen über die CD, ihre Entstehung, die Geschichte oder die literarische Einordnung des Romans enthalten; sie sind wesentlich informativer.

Erwin Kohl: Willenlos; Gmeiner - Verlag Meßkirch 2008; 317 Seiten; ISBN: 978-3-89977-760-4

"Ein Düsseldorfer Polizist wurde brutal ermordet. Schon wenige Stunden später gelingt es der Mordkommission, den Hauptverdächtigen festzunehmen. Obwohl die Beweislast erdrückend ist, bestreitet Udo Hornbach die Tat. Am Tatort hinterlassene Fingerabdrücke, DNA - Spuren und ein Zeuge sprechen für sich. Es gibt allerdings keinerlei Verbindung zwischen Täter und Opfer, geschweige denn ein Tatmotiv. Der LKA-Ermittler Joshua Trampe wird eingeschaltet. Doch auch für ihn bleibt der Fall ebenso eindeutig wie rätselhaft," berichtet die Inhaltsangabe.
Vordergründig spannend und zum Ende hin dramatisch, werden die Schwächen des Buches schnell deutlich.
Erwin Kohl ist Jahrgang 1961. Er lebt im niederrheinischen Wesel und arbeitet dort seit 2002 als freiberuflicher Schriftsteller - er verfaßt Kriminalromane und Kriminalgeschichten. So, wie die Handlung angelegt ist, könnte sie überall spielen - in Düsseldorf genauso gut wie in Frankfurt am Main wie in Frankfurt an der Oder.
Es gibt Handlungsstränge, dei mit der Haupthandlung nichts zu tun haben und letztendlich bedeutungslos sind. Personen tauchen auf, werden aus der Handlung herausgeschrieben, obwohl sie eigentlich wichtig sind und fallen so der Vergessenheit anheim. Doch auch die Hauptpersonen bleiben irgendwie schwach und blaß. Ihre Bedeutung für die Handlung schwankt. Es wirkt so, als würde es keinen wirklichen roten Faden in der Geschichte geben. Handlung und Erzählweise sind nicht wirklich stringent gegliedert.

Auch das Ende ist ungewöhnlich. Die Täter und ihr Hintermann sind bekannt. Dennoch endet der Fall letztendlich mit einer Niederlage für dei ermittelnden Kriminalisten. Für den außenstehenden Leser ist auch am Ende unklar, wer juristisch für welche Tat bestraft wird und überhaupt bestraft werden kann. Ich müsste mal einen befreundeten Juristen fragen, wie er die Handlung unter juristischen Gesichtspunkten bewertet. Viele klassische Krimis sind an dieser Stelle eindeutiger. Dort steht fest, daß der namentlich bekannte Täter eindeutig für seine Verbrechen bestraft werden kann. Wer möchte, kann gerne zu diesem Krimi greifen.

Zwei Krimis - Autor Andreas Rüdig
Bedingt durch die günstige Verkehrslage an Rhein und Hellweg gründen die Franken um 800 auf dem Duisburger Burgplatz eine Königspfalz als Verwaltungszentrum. Die Kapelle, die zu der Pfalz gehört, ist Vorgängerin der Salvatorkirche. Um 900 wird sie im Heberegister der Abtei Prüm in der Eifel urkundlich erwähnt. Um 1000 ersetzt man sie durch einen romanischen Steinbau.
1254 übernimmt der Deutschritterorden das Patronat über die Kirche. Die Ritter reißen sie ab. Unter Einbeziehung des romanischen Grundrisses erbauen sie eine dreischiffige gotische Pfeilerbasilika. Im Laufe von vielen Jahren wird das Gotteshaus ausgeschmückt, unter anderem mit einem Chorgestühl, der Salvatorstatue, elf Apostelfiguren, einem Taufstein und den Sakramentshäuschen. Taufstein und Sakramentshäuschen befinden sich heute noch in der Kirche.
Am Palmsonntag 1478 brennt der Kirchturm ab. Im gleichen Jahr erfolgt die Grundsteinlegung für einen neuen Turm, der im Jahre 1493 wieder aufgebaut ist. Er hat die gewaltige Höhe von 106 Metern und dient der Stadt als Wachturm.
Das Gedankengut der Reformation breitet sich auch in Duisburg aus. 1555 entfernen Bilderstürmer die Salvatorstatue aus der Kirche und beschäftigen den Taufstein. Vorboten der Ökumene erreichen die Kirche, denn die Sprache der Predigt ist deutsch und der Gottesdienst erfolgt abwechselnd nach katholischen und evangelischen Riten. 1571 wird die Kirche evangelisch.

1610 tagt unter der Schutzherrschaft Brandenburgs die 1. Generalsynode der reformierten Gemeinden der Herzogtümer Jülich, Kleve und Berg in der Salvatorkirche. Es wird eine Kirchenverfassung erarbeitet, die zum Teil noch heute gültig ist. Gewählte Presbyter vertreten die Gemeinde und haben ein Mitspracherecht bei der Wahl des Pastors. 1613 zerstört ein Blitzschlag den Kirchturm, der erst nach dem 30jährigen Krieg wieder aufgebaut wird. 1682 erhält der Kirchturm, der nach 69 Jahren wieder aufgebaut ist, eine Barockhaube mit einem Engel als Wetterfahne.
Während der Reinlandbesetzung durch die Franzosen wird die Kirche als Kornspeicher und Pferdestall zweckentfremdet. 180 ermöglicht eine großzügige Schenkung des Deutschen Kaisers den Beginn einer umfangreichen Kirchensanierung. 1891 gründet Oberbürgermeister Lehr einen Bauverein zu einer weiteren Sanierung der Kirche. Unter anderem wird die Barockhaube des Turms entfernt und durch einen achteckigen Aufsatz (Oktagon) und einen kegelförmigen Turmhelm ersetzt.
1904 erfolgt die feierliche Einweihung der renovierten Kirche. Es ist das letzte große Fest, das die Salvatorkirche als Stadtkirche feiert, denn durch die Eingemeindung von vielen Ortschaften (z. B. Ruhrort, Meiderich) wird Duisburg zur Großstadt und die Salvatorkirche eine ihrer zahlreichen Kirchen.

Am 13. Mai 1943 sucht ein verheerender Bombenangriff auf die Stadt Duisburg auch die Salvatorkirche heim. Der brennende Kirchturm stürzt auf das Langhaus. Die Kirche brennt völlig aus.

Die Kirche hat folgende Maße: Länge = 58 Meter, Breite = 21,5 Meter, Innenhöhe = 17,5 Meter., Turmhöhe = 62 Meter. Die Außenmauern bestehen aus Backstein und sind zum Teil mit Tuffstein (Brohltal) verkleidet. Außerdem verarbeitete man Trachyt und Sandstein.
In der Innenstadtgemeinde wurde stets konfessionelle und religiöse Toleranz gepflegt. Ein Beispiel dafür geben die Glasfenster, die nach dem Krieg ersetzt wurden. Die Entwürfe stammen von evangelischen, katholischen und jüdischen Künstlern (Karl Hellwig, Claus Pohl, Berthold Janke und Naftali Bezern). Die steinernen und hölzernen Gedächtnistafeln aus dem 16. bis 18. Jahrhundert erinnern an Wissenschaftler, Professoren, Bürger und Soldaten, die in oder neben der Kirche beigesetzt wurden.
Tauf-, Ewigkeits-, Altar-, Apostel- und Fürbittenleuchter schmücken den Innenraum. Der letztere, dessen Form an einen Globus erinnert, dient der persönlichen Andacht der Besucher. Die Kanzel überliefertes Entstehungsjahr 1644 mußte nach Kriegsbeschädigungen restauriert werden. Seit dem Jahre 2002 verfügt die Kirche über die gegenwärtige Orgel. Sie ist für Musik aus dem Barock, der Romantik und für zeitgenössische Musik geeignet, stellt Erika Köppen die Geschichte der Salvatorkirche vor.

Duisburg ist eine schone Stadt. Eine sehr schöne Stadt sogar. Insbesondere der neu gestaltete Innenhafen hat es mir angetan. Die Promenade zwischen Steiger Schwanentor und Museum Küppersmühle ist hübsch gestaltet. Selbst im Sommer, wenn es warm und sonnig ist, verirrt sich werktags kaum ein Spaziergänger hierhin. Gerade einmal am Wochenende ist hier viel los.

Warum ich Ihnen das alles erzähle? Ganz einfach: Ich bin Kirchenmusiker und Kantor. Und die evangelische Salvatorkirche kann eine hervorragende Kantorei vorweisen. Dort habe ich mich als Kantor beworben. Jetzt, da der alte Kantor Franz-Xaver Unkeneder in den Ruhestand getreten ist, ist dort nämlich eine Stelle frei. Zusammen mit vier anderen Kandidaten bin ich in die engere Wahl für die Stelle gekommen.

Ich würde die Stelle schon gerne haben. Die Bezahlung ist gut. Die Kantorei verfügt über hervorragende Sänger; die Kantorei hat schon mehrere CDs aufgenommen, die sich auch gut verkaufen. Ich wäre der beste Kantor für diese Kantorei.

Der Innenhafen hätte für mich einen großen Vorteil Ich habe da ein neues Programm auf meinem Rechner. Es ist ein Kompositionsprogramm. Mit ihm kann ich (auch für mehrere Instrumente) auch größere Musikstücke erstellen. Wenn ich einen Kopfhörer in den Rechner stecke und die Taste F1 drücke, kann ich mir noch während des Komponierens mein Musikstück anhören.

Die Orgel an der Salvatorkirche ist die beste, der derzeit auf dem Markt erhältlich ist. Ich habe mir vorgenommen, in jedem Gottesdienst mit einer neuen Komposition zu glänzen. Außerdem möchte ich an den kirchlichen Festtagen (Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Konfirmation) mit der Kantorei auftreten, und zwar mit selbst komponierten Stücken.
Sie merken: Ich möchte hoch hinaus. Die Salvatorkirche soll ein Sprungbrett für meine kirchenmusikalische Karriere sein. Ich brauche diese Stelle unbedingt. Doch wie es anstellen? Genau: Ich werde meine Konkurrenten beseitigen.
Ich weiß auch schon, wie ich es anstellen werde. In den kommenden fünf Wochen sollen wir Konkurrenten quasi als Ersatz für das Vorstellungsgespräch während des Gottesdienstes vorspielen. Wer zu dem Gottesdienst in sechs Wochen eingeladen wird, der kriegt die Stelle.

Zum Glück ist die Salvatorkirche jeden Tag geöffnet. Ich werde morgen in die Kirche gehen, so tun, als sei ich ein zufälliger Besucher und mir die Orgel mal genauer anschauen. Ob wohl die Orgel mir helfen kann, meine Konkurrenten zu beseitigen?

(zwei Tage später)
Die Salvatorkirche gefällt mir immer besser. Jetzt bin ich mir auch sicher, daß mir die Orgel helfen wird.
?Die Töne sind verklungen heißt es in einem Lied von Peter Maffay. ?Der letzte Ton dauert ewig heißt es bei meinem Konkurrenten Peer Schmidt. Als das Nachspiel, mit dem die Gottesdienstbesucher verabschiedet werden, fast zu Ende gespielt ist, gibt es eine plötzlich Dissonanz, mit der das Orgelnachspiel endet. Erschreckt fährt die Gemeinde hoch. Als der Küster die Orgel erreicht, sieht er Peer Schmidt quer über die Orgeltasten liegen. Er ist total verkrampft. ?Die Orgel steht ja völlig unter Strom, staunt der Küster. Er muß die Sicherung herausdrehen, damit sicher Notarzt überhaupt mit der Leiche beschäftigen kann.
Währenddessen krabbelt der Küster in die Orgel und entdeckt den Fehler schnell: ein durchgeschmortes Kabel...

(nächster Sonntag)

500 g Mehl Typ 1050 mit 2 Päckchen Trockenhefe / 40 g Frischhefe und 100 g Zucker in einer Schüssel vermischen. 1 Ei, 100 g weiche Margarine und 200 ml Milch dazugeben und dann erst mit dem Handrührgerät, dann mit der Hand durchkneten. Den Hefeteig zugedeckt auf das doppelte Volumen aufgehen lassen. Das dauert etwa 30 bis 60 Minuten. 100 bis 150 g Sultaninen leicht mit etwas Mehl vermischen und von Hand unter den Teig kneten. Dann in 12 Stücke teilen, je zu 35 cm langen, dünnen Stangen rollen, zu Brezeln formen, auf ein backpapierbelegtes Bachblech legen und nochmals aufgehen lassen. Mit Dosenmilch bestreichen und mit Hagelzucker bestreuen. Mit der mittleren Schiene bei 180°C (E-Herd) / Stufe 2 (Gasherd) 15 Minuten backen.

Die Salvatorgemeinde hat eine Angewohnheit, die mir sehr entgegenkommt: Nach dem Gottesdienst setzt sie sich zusammen, redet über die Predigt und andere Banalitäten, trinkt Kaffee und vertilgt Plätzchen und Kekse. Ob mir die Salvator Krekelinge helfen können, einen weiteren Konkurrenten loszuwerden?

Quasselnd setzt sich die verbliebene Gemeinde an den gedeckten Tisch im hinteren Seitenschiff nahe der Wendeltreppe zur Orgel. Geert Schmitt kommt von der Orgel herunter; er ist ein guter Organist und mein schärfster Konkurrent. ?Kommen Sie, Herr Schmitt, setzen Sie sich zu uns, fordert ihn eine ältere Dame auf. ?Aber gerne doch, strahlt Schmitt sie siegessicher an. ?Ah, ich sehe, es gibt selbstgemachte Brezeln. Da greife ich doch gerne zu. Spricht`s, greift zu und beißt mit Wonne hinein. Es soll das letzte sein, was er in seinem Leben tut. Kaum ist die Brezel mit etwas Kaffee hinuntergespült, vergrößern sich seine Augen und ein Röcheln entströmt seinem Mund. Dann fällt er mit flottem Schwung vornüber auf den Tisch. ?Oh Gott, was habe ich gemacht, fragt die ältere Dame. ?Von wem sind übrigens die Brezeln?

Anfang März 1445 brachte der Erzbischof von Köln seine Soldaten mit Schiffen rheinabwärts. Am 10. März hatte er seinen festen Stützpunkt, Kaiserswerth, verlassen und segelte bei Nacht und in aller Heimlichkeit stromab nach Duisburg. Beim Ankerwerfen entdeckten ihn Wanheimer Fischer, die unheilsahnend jemanden in die Stadt schickten, um den Magistrat zu warnen. So konnten die Duisburger Bürger in gemeinsamer Anstrengung den Sturm auf die Stadt abwehren.
Zur Erinnerung an die glückliche Befreiung aus Kriegsnot beschenkten sie noch manches Jahr am 12. März, dem Gregoriustag, die Kinder mit Kuchen und Brezeln, die man damals ?Krekelinge nannte. Deshalb nannte man dieses Fest auch später ?Krekelendag.

Die Brücke am Marientor, wo die 2 feindlichen Heerhaufen aufeinanderstießen, nannte man nun im Volksmund ?Verlörkes Brück. Sie befand sich dort, wo noch vor wenigen Jahren das Gebäude der Bauunternehmung Kiefer war, etwa 150 Meter schräg vor der Marienkirche.

Der Düsseldorfer Maler Professor Claus Meyer malte im Jahre 1901 diesen Kampf an der ?Verlörkes Brück. Das Bild wurde 1902 zur Einweihung des Rathauses an der rechten Längswand des großen Sitzungssaales angebracht.

Dieser Text ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Er stammt aus der Feder von Wolfgang Hoppe. Ich habe den Text nicht nur in seinem Buch ?Duisburger Balladen gefunden. Der Text befindet sich auch auf einer Bildtafel, die (neuerdings???) in der Salvatorkirche hängt. Ob mir der lockere Nagel wohl helfen kann...?

Naßgeschwitzt vor Anstrengung kommt Fridolin Königs Brand von der Orgel herunter. ?Drehen wir noch eine Runde durch die Kirche, bevor wir uns der Meute stellen, frage ich den Konkurrenten mit dem komischen Namen. ?In Ordnung, antwortet Königs Brand erschöpft. Unter dem besagten Textbild bleibe ich stehen. Schon nach wenigen Sekunden trommele ich scheinbar nervös an der Wand. Wann...? Als ich einen Lufthauch spüre und einen Kracher höre, blicke ich auf. Königs Brand liegt mitsamt Bildtafel auf dem Boden. ?Was ist denn das für ein komisches Teil, wundert sich der Pfarrer. ?Das habe ich ja noch nie hier gesehen...

Gerhard Mercator ist eine historische Figur. Er entwarf Atlanten und Stadtkarten. Sein Leichnam liegt in der Salvatorkirche begraben. Also gehe ich in das Archiv der Gemeinde. Und ich habe wieder Glück. Ich entdeckte eine alte Innenansicht der Kirche, in der das Grab Mercators verzeichnet ist. Ob mir wohl (s)ein Geist helfen kann?

Als die Gottesdienstbesucher in die Kirche strömen, beachtet niemand die Erhöhung auf dem Fußboden. Erst nach dem Gottesdienst fällt sie dem Küster auf. ?Haben Sie da was abgestellt, fragt er den Pfarrer. ?Nein, habe ich nicht, antwortet mein zukünftiger Arbeitgeber erstaunt. Gemeinsam gehen sie hin, gefolgt von meinem überneugierigen Konkurrenten. Gemeinsam heben sie die Steinattrappe hoch. Als die wie Mercator aussehende Puppe hochschnellt, trifft sie meinen Konkurrenten genau am Kinn. Zu dumm, daß er mit dem Kopf genau auf die Kirchenbank schlägt...

Am nächsten Tag schellt die Polizei an meiner Haustür. ?Guten Tag, ich heiße Müller, Wachtmeister Müller, um genau zu sein. Jetzt bin ich geliefert. ?Ich habe da mal eine Frage. Ja, schon gut, ich gestehe alles. ?Es geht um Ihren Wagen. Sind Sie sicher, daß er nicht schon längst über den TÜV gemußt hätte?

Was steht da in der Zeitung? ?Küster unter Mordverdacht festgenommen...

Im Karneval gibt es ganz viele Piraten. Dann verkleiden sich nämlich Kinder. Sie befestigen eine Klappe über einem Auge. Mit schwarzer Kohle fabrizieren sie den Schatten eines Bartes ins Gesicht. Ein Ring im Ohr, eine verwegene Mütze auf dem Kopf, ein buntes Hemd und eine Plusterhose und schon ist der Karnevalspirat fertig.

Mit moderner Piraterie hat das natürlich nichts zu tun. Die modernen Piraten benutzen keine unbeweglichen Segelschiffe mit schwarzer Totenkopfflagge mehr. Die modernen Piraten nutzen schnelle Motorboote und gefährliche Waffen. Nähern sich zwei Motorboote mit schneller Fahrt einem Lastschiff, ist Gefahr angesagt. Dann sind nämlich Piraten unterwegs. Konnten die Piraten erst einmal den Lastkahn betreten, übernahmen sie augenblicklich die Brücke und dirigieren das Schiff dann in das benachbarte Ausland, um von dort aus Lösegeld zu erpressen.

Woher ich das alles weiß? ?Die Piraterie hat inzwischen Duisburg erreicht, behauptet Matthäus Odewald, Leiter der Duisburger Hafenpolizei. Woher er das alles weiß, frage ich ihn. ?Na ja, ich bin oft mit dem Boot im Hafengebiet unterwegs. Da sehe ich doch selbst, wie hochgerüstet selbst Frachtschiffe inzwischen sind. Es gibt oft einen zusätzlichen Radar, der gezielt feindliche Schnellboote aufspüren soll. Es gibt nicht nur die klassischen Kanonen, sondern auch Panzerfäuste, Schnellfeuerwaffen und sonstige Selbstverteidigungsanlagen. Die Schiffe fahren jetzt nur noch im Verband. So wollen sich die Schiffer selbst schützen. Und woher kommen die Piraten von heute? ?Von den Komoren, Sao Tome und Principe, Mauritius, West-Samoa, Tonga.. Hä? Woher? ?Ja, ja, Sie haben schon richtig gehört. Behauptet der Hafenpolizist. ?Vor 20 Jahren behaupteten die Reedereien, die Personalkosten seien zu hoch. Also entließen sie das deutsche Personal. Sie stellten dafür Leute aus Billiglohnländern ein. Diese Billiglohnländer liegen oft am Rande Afrikas oder in Ozeanien. Die Seefahrer von dort haben also Ahnung vom Fach. Die Leute von dort erhalten Niedriglöhne, die hier in Deutschland fast schon sittenwidrig sind. Eine Sache haben die Reedereien allerdings übersehen. Auf Dauer wollen die Seeleute natürlich nicht nur ihren kargen Lohn erhalten. Sie wollen mehr, immer mehr. Und das funktioniert eben nur mir Piraterie. Und wo bringen die Piraten die gekaperten Schiffe hin? ?Nach Neu-Guernsey. Neu-Guernsey? Was ist das denn? Und wo liegt das? Warum habe ich denn noch nie davon gehört? ?Neu-Guernsey ist eine neu geschaffene, künstliche Insel im Ärmelkanal. Sie hat einen riesigen Hafen. Neu-Guernsey ist auch für Binnenschiffe gut zu erreichen. Ob die Insel zu England oder Frankreich gehöre, möchte ich wissen. ?Momentan weder noch. Das ist noch nicht geklärt. Es ist also auch keine Polizei zuständig. Ob denn schon Piraten gefaßt worden sind? ?Nein. Bis wir überhaupt mitbekommen, daß den Reedereien ein Schiff abhanden gekommen ist, ist das Schiff schon längst in Neu-Guernsey angekommen. Wäre denn Geleitschutz für die Rheinschiffahrt möglich? An dieser Stelle lacht Odenwald schallend. ?Wir sollen wir das denn schaffen? Wir von der Polizei haben weder genügend Personal noch genügend Boote. Meines Wissens nach übernehmen private Sicherheitsdienste den Geleitschutz. Nur: Für Einzelgänger übernehmen die privaten Sicherheitsdienste auch keine Garantie. Lohnt es sich denn, Kontakt zu einer dieser Sicherheitsfirmen aufzunehmen? ?Ja, wenn Sie möchten, werde ich Sie nicht aufhalten.

Mein Pendeldienst auf dem Rhein beginnt in Düsseldorf und endet in Emmerich. Der ?Wachdienst Rheinlust hatte sich bereiterklärt, mich beim Begleitschutz mitzunehmen. Ich möchte doch zu gerne wissen, wie so ein Piratenüberfall abläuft. Zwei Wochen fahren wir nun schon auf dem Fluß, nein Strom hin und her. Und nichts hat sich ereignet. Kein Überfall! Keine Entführung! Allmählich glaube ich, daß die Piratenüberfälle einer überhitzten Phantasie entspringen. Sonst hätte sich schon längst was ereignet. Wahrscheinlich liegt hier ein Fall von Versicherungsbetrug vor. Doch was ist das? Dort drüben ist der Ruhrmund; hier mündet die Ruhr in Duisburg-Ruhrort in den Rhein. Drei Motorboote schießen mit hoher Geschwindigkeit auf unseren Verband zu. ?Los, unter Deck, aber schnell, fordert mich ein Wachmann auf und hält mir eine Pistole an die Brust. Sollte etwa...??

Als ich mit den anderen Seeleuten unter Deck bin, spüren wir auch schon das betäubende Gas. Besinnungslos sinken wir zu Boden.
Als ich wieder zu Bewusstsein komme, bin ich in Neu-Guernsey. Der ganze Schiffsverband, den ich begleitete, ist hier angekommen. Ein schöner Wachdienst ist das, der Schiffe in die Entführung begleitet.