Die nördliche
Innenstadt
Diese
funktionalen Gruppen ordnen sich deutlich um die zentrale Achse der
Stadtmitte, die Schwanenstraße mit ihrer Fortsetzung Kuh- und
Königstraße. Nördlich dieser Achse ist nur am Bahnhof ein gemischtes
Geschäftsviertel entwickelt, das durch das Kalderoni-Hochhaus, das
Mercator- und das Nord-Südhaus repräsentiert wird. Auch gibt es noch das
eine oder andere Geschäft, und zwar allgemein in guter Aufmachung, auf
der Nordseite der Königstraße, aber der gesamte nördliche Teil der
Innenstadt wird von den Funktionen der Verwaltung, der Kultur und der
Banken beherrscht, zwischen denen die Wohnfunktion nie ganz aufhört.. Am
deutlichsten wird dies im nördlichen Teil des historischen Duisburg. Die
Zerstörungen durch die Luftangriffe des zweiten Weltkriegs hatten sich
hier besonders stark ausgewirkt; so konnte die Planung des Wieder- bzw.
Neuaufbaus seit der Mitte der fünfziger Jahre dieses Gebiet neu
gestalten.
Die engen Straßen wurden verbreitert, größere Baublöcke ersetzten die
ehemaligen kleinen Wohnhäuser, die Liebfrauenkirche wurde am
Friedrich-Albert-Lange-Platz wieder aufgebaut, so dass vom ehemaligen
Stadtbild nur Rathaus, Salvator- und Minoritenkirche erhalten oder
wieder aufgebaut und erweitert wurden.
Zwei großzügige Schulneubauten, die kaufmännische Berufsschule und die
evangelisch-katholische Gemeinschaftsschule, wurden auf dem Grund des
ehemaligen Diakonenkrankenhauses erbaut.
Das unter Denkmalschutz stehende Dreigiebelhaus macht in der modernen
Umgebung einen etwas vernachlässigten Eindruck. Brüderstraße und
Flachsmarkt werden gesäumt von neuen mehrstöckigen Wohnhäusern, die
diesem Teil der Altstadt den Charakter des Wohnviertels gehobener Art
verleihen; erst am Block der Gutenberg- und Poststraße treten neben dem
Postgebäude einige Geschäfte auf.
Der zweimalige Wochenmarkt auf dem Burgplatz dient nicht nur der
anwohnenden Bevölkerung, sondern wird auch von den Kunden der Geschäfte
ringsum besucht. Neben der Nutzung als Wochenmarkt dient der Burgplatz
noch als Parkplatz, so daß durch diese zweifache Verwendung und trotz
der vorhandenen gärtnerischen Anlagen an der Schwanenstraße ihm nicht
der repräsentative Charakter zugesprochen werden kann wie dem
König-Heinrich-Platz. Vielmehr macht er als historisches Zentrum dank
seiner ruhigen Umgebung einen beinah idyllischen Eindruck; denn auch im
Rathaus sind nur Teile der Verwaltung untergebracht, und hier ist durch
die dem Verkehr mehr oder weniger abgewandte Lage auch für Schulen der
angemessene Standort.
Immerhin handelt
es sich bei diesen Schulen um Anstalten, die ihre Schüler aus einem
umfänglicheren Einzugsgebiet bekommen und damit doch ein
stadtkerngerechtes Element darstellen.
Am stärksten sind
die zentralen Funktionen der Stadt um den König- Heinrich-Platz
gruppiert. Hier liegen die Mercatorhalle, ein moderner Bau als Ersatz
für die zerstörte Tonhalle, der ebenso repräsentative "Duisburger Hof"
als Hotel und Restaurant, das Stadttheater, das Stadthaus mit
zahlreichen Dienststellen der Stadtverwaltung, die neue Liebfrauenkirche
und die Gebäudefronten des Amts- und Landgerichts.
Der Platz selbst ist gärtnerisch attraktiv gestaltet, mit Gartenbänken
ausgestattet, so daß diesem Teil der Innenstadt die eindeutige Funktion
großstädtischer Repräsentation zuerkannt werden kann, wie sie in dieser
Anhäufung und
Zusammensetzung nirgendwo im gesamten Stadtgebiet wieder angetroffen
wird. Das gleiche läßt sich von der Akkumulation der verschiedenen
Geldinstitute an der Nordseite der Königstraße bis zum Kuhlenwall
feststellen. Hier findet der Bsucher in zwei Gebäudeblöcken die
Hauptstellen sämtlicher Banken und der Stadtsparkasse. Auch die
Gestaltung dieser Gebäude, hier besonders die der Sparkasse, hat
repräsentativen Charakter.
Die 'Lage des Frau-Rat-Goethe-Gymnasiums am Rande des Banken- und
Repräsentationszentrums kennzeichnet den Übergang vom eigentlichen
Stadtkern zum nördlich anschließenden reinen Wohngebiet des
Wasserviertels. Hier beginnt unmittelbar im Anschluß an das im
wesentlichen aus Kultur- und Verwaltungsbauten bestehende Zentrum ein
schon lange vor dem Krieg großzügig angelegtes Wohnviertel mit
baumbestandenen Straßen und Innenhöfen, das von einer sozial recht
gemischten Bevölkerung bewohnt wird.
Die Ostgrenze des Wasserviertels und des eigentlichen Stadtkerns bildet
ein Schulzentrum, das sich aus Gymnasium, Realschule und
Knabenberufsschule zusammensetzt.
Weniger einheitlich strukturiert ist der Teil der nördlichen Innenstadt
zwischen Kuhlenwall, Stapeltor, Pulverweg und Köhnenstraße, ebenso die
Südseite der Köhnenstraße. Abgesehen von den sehr zahlreichen Frei- bzw.
Trümmerflächen läßt sich eine gleichmäßige Durchmischung von Wohn- und
Verwaltungsfunktion mit Geschäften aller Art feststellen. Kuh1.enwall
und Obermauerstraße enthalten teilweise noch echte Reste der ehemaligen
Stadt- mauer und den Schäferturm, jedoch fehlt dem rekonstruierten
Mauerstück neben der Patina auch die Atmosphäre des wirklich Alten.
Die südliche
Innenstadt
Die Südseite der
Königstraße und ihre Fortsetzung nach Westen ist eine reine
Geschäftsstraße. Obwohl die Fronten der Südseite zum Teil nocl1 nicl1t
- zumindest nicl1t in den oberen Gescl1ossen - so modernisiert sind wie
die der Nordseite, pulsiert hier das Gescl1äf1:sleben. Wie scl1on vor
dem Krieg befindet sich auch heute das Hauptgeschäftsviertel in der
Altstadt zwischen Schwanenstraße im Norden, Kasinostraße im Süden und
der Steinschen Gasse im Osten. Innerhalb dieser Grenzen läßt sich eine
Wohnfunktion physiognomisch fast nicht mehr feststellen.
Hier sind Waren- und Kaufhäuser, Möbelgeschäfte und Geschäfte des
mittleren Bedarfs, Lebensmittelgeschäfte massiert, dazwischen finden
sich zahlreiche Gaststätten, die meist auch Speisen verabreichen.
Obwohl die Planung des Wiederaufbaus gerade in diesem Teil der
Innenstadt die Straßenzüge sehr verbreitert hat, schiebt sich während
der Hauptgeschäftszeiten eine dichtgedrängte Menschenmenge, teils zu
Fuß, teils im Auto durch Münz- und Beekstraße.
Aber nur eine Straße weiter um den Karl-Strack-Platz mit seiner modernen
Volksschule ist man schon wieder in einem ruhigen Wohnviertel
mehrgeschossiger Häuser; hier blieb noch ein geringer Rest des alten
Duisburg in den Straßen Unteröderich, Unterstraße, Quergasse und in der
alten Rheinstraße erhalten. Zahlreiche Kneipen, in größerer Zahl als
sonst allgemein üblich, zeigen die Nähe des Hafens an; zum Teil sind es
auch Vergnügungslokale, die den Angehörigen der see- und flußfahrenden
Berufe ihren Freizeitausgleich in jeder erwünschten Vielfalt bieten
können.
Noch sind an der Marientorstraße nimmt alle Trümmerflächen beseitigt,
ein deutliches Zeichen dafür, daß es sich hier um den äußersten
Randbezirk nicht nur des historischen, sondern auch des heutigen
Stadtkerns handelt. Während auch der westliche Teil der Untermauerstraße
bis zum Friedrim- Wilhelm- Platz von Trümmerflächen gesäumt und im
östlichen Abschnitt teilweise aus den Resten der alten Mauer und den
Einfahrten oder Rückfronten der Geschäfte des Sonnenwalls gebildet wird,
hat sind dieser zur Geschäftsstraße für alle Berufsgruppen und
Bedarfsansprüche entwickelt.
Zwar ist das äußere Bild der Straße noch sehr uneinheitlich: neben
ebenerdigen Geschäftsräumen stehen Alt- oder Neubauten, die über den
Geschäften Wohnungen und Büros beherbergen, außerdem auch einige
Gaststätten. Aber die Enge der Straße gibt ihr eine gewisse Intimität,
die zum Verweilen an den Schaufensterfronten und damit zum Einkauf
anreizt. Es kann nur begrüßt werden, daß sie in eine reine
Fußgängerstraße, eine »Basarstraße", verwandelt wurde. Obwohl
Untermauerstraße und Sonnenwall wie die nördlich anschließende
Obermauerstraße und der Kuhlenwall die Umgrenzung des alten Duisburg
bildeten, sind sie heute funktional grundverschieden: südlich des
Kuhtors engbebaute Geschäftsstraßen, deren historische Reste im Gewirr
der Häuser verschwinden und die sich zum Marientorplatz hin in
Trümmerflächen oder Parkplätze auflösen, nördlich des Kuhtors breit
angelegte repräsentative Straßen mit besonders restaurierten
historischen Resten.
In der jüngeren Innenstadt hat sich zwischen Sonnenwall und
Mercatorstraße und zwischen König- und Friedrich-Wilhelm-Straße das
neuere Geschäftsviertel ausgebildet. Die Zusammensetzung dieses Viertels
ist nicht so einheitlich wie die des Geschäftsviertels im alten
Duisburg; obwohl es eng mit ihm zusammenhängt, beginnt es erst in der
Poststraße. Neben Geschäften aller Art, auch Warenhäusern - hier das
Kaufhaus Horten mit seinem Parkhaus tritt die Wohnfunktion wieder hervor
im Bild der Gebäude und dazu ein ebenso deutlich erkennbarer Anteil von
Büros und Praxen. Zu dieser Durchmischung der verschiedenen Funktionen
kommt die Mischung in der Höhe der Gebäude hinzu.
Der Gegensatz zwischen modernem Hochhaus bzw. Parkhaus, neueren
mehrstöckigen Geschäftshäusern und alten zweistöckigen Wohnhäusern an
der Einmündung der Heuserstraße in den Salvatorweg ist geradezu
frappierend. Man glaubt beim Anblick der Ecke Salvatorweg-Heuserstraße
wieder im historischen Duisburg zu sein, obwohl zwischen dem östlichen
Salvatorweg und der Börsenstraße und Königstraße in östlicher Richtung
ein Geschäftsviertel beginnt, das sich durch den höheren Anteil von
Spezialgeschäften besonders auf der Südseite der Königstraße
auszeichnet. Beherrschend ist der Baublock des Warenhauses Karstadt, der
auch noch die rückwärtigen Straßenfronten beeinflußt.
Zwischen Friedrich-Wilhelm-, Tonhallen-, König- und Mercatorstraße liegt
ein Geschäftsviertel mit zahlreichen Gaststätten und Hotels, aber auch
zahlreichen Geschäften aller Bedarfsklassen. Die dem Bahnhof zugewandte
Seite der Mercatorstraße weiter südlich stellt eine Fortsetzung dar
durch den stärkeren Anteil von Betrieben des Gaststättengewerbes. Obwohl
auch dieses Viertel im Hinblick auf Ausstattung der Geschäfte und Umfang
'des Angebots dem Besucher sehr viel bietet, ist dennoch ein gewisser
Anteil von Wohnungen immer wieder zu erkennen.
Zwei größere Gebäude nehmen im östlichen Teil der Geschäftsstadt eine
Sonderstellung ein: das schon erwähnte Warenhaus Karstadt und das
Kaufhaus Horten. Beide Kaufhäuser haben die Lage im jüngeren Teil der
südlichen Innenstadt gemeinsam. Alle anderen Kaufhausbetriebe
konzentrieren sich in der Altstadt. Die Lage an der Königstraße ist
ungewöhnlich günstig. Bei einem in der Zukunft zu erwartenden stärkeren
Ausbau des Geschäftsviertels, d. h. einem Verschwinden der Wohnfunktion
auch in diesem Straßenteil, ist dieses Geschäftsviertel gewissermaßen
ein Vorposten. Das andere Gebäude, dem Karstadt-Haus unmittelbar
benachbart, ist das Spaeter-Haus, das Bürohaus der Firma für Hütten- und
Walzwerkerzeugnisse. Neben dem AEG- Haus, das aber noch den Betrieb
enthält und das bereits am Rande der Innenstadt, am westlichen Ende des
Sonnenwalls liegt, stellt das Spaeter-Haus eine Firmenvertretung großen
Stils in der Innenstadt dar.
Andere große Firmen, Duisburgs haben ihre Verwaltungen nicht hier
lokalisiert, sondern teilweise bei den Betrieben selbst, teilweise in
Düsseldorf.
Trotz ihres breiten Ausbaus und zahlreicher Parkmöglichkeiten bildet die
Friedrich- Wilhelm-Straße mehr den südlichen Zugang zum Geschäftsviertel
und liegt selbst schon fast am Rande des Stadtzentrums. Dieser Eindruck
wird nicht nur durch die unbebauten Grundstücke an der Ecke
Mercatorstraße hervorgerufen, sondern auch durch die weitläufige Anlage
des Immanuel-Kant-Parks mit dem Lehmbruck-Museum und der Stadtbücherei.
Als kulturelle Einrichtung besonderer Art gehört das Lehmbruck-Museum zu
den Elementen der städtischen Repräsentation, zu denen der Park am Rande
der Innenstadt auch noch gehören könnte; aber hier wird eben die Grenze
des Stadtzentrums erreicht. Trotz dieser Randlage hatte das Museum 1963
immerhin noch 8 000 Besuchter.
Der Park dient den Bewohnern der Umgebung zur Erholung. Reine
Wohnviertel schließen sich an, deren Bevölkerung ebenso wie im
Wasserviertel allen Sozial- und Berufsgruppen angehört, aber im
Unterschied zum Wasserviertel werden die Innenräume der einzelnen
Wohnblöcke hier stärker gewerblich genutzt, vor allem südlich des
Dellplatzes. Am Rande der Stadtmitte liegt in der Papendelle das
St.-Vincenz-Krankenhaus mit der St.-Josephs-Kirche, die gemäße Lage der
Institutionen, die der Ruhe bedürfen.
Von der Friedridt-Wilhell11-Straße schiebt sich mit dem Mittelpunkt der
Vom-Rath-Straße noch ein dreiseitig begrenzter Baublock ein, der seiner
Struktur nach mehr den Wohnvierteln zugehört, aber noch einen größeren
Anteil an Verwaltungs- und Geschäftsfunktionen aufweist, ein Mischgebiet
also, wie es zwischen Kuhlenwall und Bankenviertel ebenso auftritt.
Nur wenige der zentralen Funktionen sind außerhalb der bisher
dargestellten Innenstadt lokalisiert, wie etwa das Polizeipräsidium im
Dellviertel oder die Gebäude der Staatlichen Ingenieurschule, der
Versuchsanstalt für Binnenschifffahrtsbau und der Schweißtechnischen
Lehr- und Versuchsanstalt, die östlich der Bahnlinie in Neudorf liegen.
Noch ist die Verkehrsader von Bahn und Straße trennend, aber die
Mülheimer Straße wird die Linie sein, an der entlang die Innenstadt sich
nach Osten ausdehnen wird.
Die Rolle der
Königstraße und ihrer westlichen Fortsetzung
Die ordnende
Rolle der Königstraße und ihrer westlichen Fortsetzung. Entlang dieser
Achse befindet sich auf der Nordseite das Repräsentationszentrum der
Stadt, in dem sich die Funktionen der Kultur und der Verwaltung um einen
gärtnerisch besonders gestalteten Platz anordnen. Daneben erscheint das
Zentrum der Banken, weiter westlich das Rathaus, das auch noch Teile der
Stadtverwaltung beherbergt, und die Salvatorkirche, also das historische
Stadtzentrum. Die Geschäftsfront der Südseite der Königstraße leitet in
die Geschäftsviertel verschiedenster Zusammensetzung über. Diese
unterschiedlichen Funktionen beider Straßenseiten sind bereits seit dem
Ausbau der Königstraße, d.. h. seit dem Ende des 19.Jahrhunderts
vorhanden. Der Wiederaufbau nach dem letzten Krieg hat diese
Differenzierung noch verstärkt. Dazu kommt die Verkehrsrolle der
Königstraße. In ihrer historischen Entwicklung wurde ihre Richtung durch
den Bau des Bahnhofs bestimmt.
Er liefert mit seinen ca. 190 E-, D-, F- und TEE-Zügen und zahl reichen
Nahschnellverkehrslinien täglich einen Pendlerstrom von mehr als 24000
Personen. Hier ist also die Konzentration des Stadtverkehrs am Bahnhof
und in der Königstraße wichtig für den Abfluß dieses Verkehrsstroms in
die Innenstadt.
In der Mitte der
in beiden Richtungen doppelspurigen Straße verkehrt die Straßenbahn. Der
östliche Straßenabschnitt macht mit seinem Baumbestand und seinen hohen
Gebäudefronten durchaus einen repräsentativen Eindruck. Dieser wird auch
nicht gemildert durch den starken Verkehr, der in westlicher wie in
östlicher Richtung fast mit gleicher Stärke fließt. Zählungen der Pkws
auf der Königstraße1961 ergaben innerhalb von 16 Stunden im westlichen
Abschnitt über 20 000 Fahrzeuge, im östlichen über 23000.
Der König-Heinrich-Platz ist Haltepunkt von 7 Straßenbahn- und 8
Omnibuslinien, die von hier aus in die einzelnen Stadtteile abzweigen.
Zwischen diesem Haltepunkt und der Einmündung der Düsseldorfer Straße
liegt;' der am stärksten begangene Abschnitt der Königstraße, wobei die
Südseite etwa 31/2mal stärkeren Fußgängerverkehr hat als die Nordseite.
Die Königstraße ist also die Hauptschlagader. für Kraftfahrzeug- und
Fußgängerverkehr wie auch für die öffentlichen Verkehrsmittel. Dabei
machen die Zählungen deutlich, daß es sich gerade bei den
Kraftfahrzeugen nicht um Durchgangsverkehr handelt, dieser wird durch
die Nord-Süd-Straße und die neue Trasse der Bundesstraße 60 um die
Innenstadt herumgeführt.
Bedeutung der Innenstadt
Die Bedeutung und
Sonderstellung der Innenstadt, die sich aus Kartierung und Verkehrslage
erschließen läßt, kann auch statistisch belegt werden.
Die Stadtmitte - hier sind allerdings Bezirk 1 und 2 (Altstadt und
Dellviertel) zusammengefaßt - war 1961 der Sitz von 21,3% der
Arbeitsstätten! des gesamten Stadtgebiets in öffentlid1er Verwaltung und
Organisationen ohne Erwerbscharakter; 34,5 % der Beschäftigten des
gesamten Stadtgebiets dieser Arbeitsstätten waren hier beschäftigt. In
Essen lagen 1961 diese Werte bei 14,1% der Arbeitsstätten und 29,8 % der
Beschäftigten.
Die Stadtmitte Duisburgs war 1961 der Standort von 15,7 % der
Niederlassungen des Einzelhandels im gesamten Stadtgebiet; 41,6 % der
Beschäftigten des Einzelhandels im gesamten Stadtbereich waren in der
Stadtmitte tätig. Im Großhandel und in der Handelsvermittlung waren 19,8
% der Arbeitsstätten des Gesamtstadtgebiets in der Stadtmitte
lokalisiert, 24,8 % der Beschäftigten des Gesamtstadtbereichs arbeiteten
in der Stadtmitte auf diesem Sektor. Bei den Banken waren 25,9 % der
gesamten Arbeitsstätten des Stadtgebiets in der Stadtmitte ansässig, sie
beschäftigten 60,3 % der in diesem Bereich Arbeitenden aus dem
Gesamtstadtbereich.
Im Bereich der privaten Dienstleistungen waren 19,9 % der Arbeitsstätten
aus diesem Sektor in der Stadtmitte vorhanden, darin waren 28,6 % der
Beschäftigten des Gesamtgebiets tätig.
Die Statistik unterstreich deutlich die Bedeutung der Duisburger
Innenstadt in den Bereichten der Dienstleistungen; die Innenstadt ist
also Standort wesentlicher Funktionen und damit der Arbeitsstätten in
den verschiedenen Bereichen. Die absolute Zahl der in den o. a.
Erwerbszweigen Tätigen übersteigt 30 000, die täglich die Innenstadt,
vor allem das enger begrenzte Gebiet des Stadtkerns aufsuchen müssen.
Dazu kommen die Besuchter der Stadtmitte, die aus den verschiedensten
Gründen, jedoch hauptsächlich zum Einkauf, das Stadtzentrum aufsuchen,
denn stärker als etwa in den USA verbindet sich hierzulande die
Vorstellung von Qualitätswaren noch mit anspruchsvollen Fachgeschäften,
die man aber nicht im Wohnquartier, sondern in den zentral gelegenen
Citystraßen sucht.
Ebenso belebt die Kulturfunktion der Innenstadt das Zentrum, vor allem
während der Abendzeit, wenn die Geschäfte schließen und die Straßen leer
werden. Das Duisburger Stadttheater hatte in der Spielzeit 1963/64
235000 Besucher; das bedeutete 471 Theaterbesuchter pro 1000 Einwohner
(in Essen entfielen in der gleichen Zeit 407 auf 1000 Einwohner).
Die bisher auf der Grundlage der Kartierung ermittelten und durch die
Statistik belegten vielfältigen Funktionen der Stadt als Arbeitsplatz,
als Verwaltungs-, Geschäfts- und Kulturzentrum lassen sie als City oder
als Stadtkern im Sinne ansprechen. Doch trifft für die Duisburger
Innenstadt eines nicht zu, was als charakteristisches Kennzeichen der
City gilt: die Entvölkerung des Stadtkerns. Duisburgs Innenstadt -
hier die beiden o. a. Bezirke - ist die einzige, deren Einwohnerzahl
gegenüber 1939 um 3 % zugenommen hat, während die Zentren aller
benachbarten Großstädte sich weiter entvölkert haben. Man hat den
Duisburger Stadtplanern oft vorgehalten, daß - wie etwa an der
Salvatorkirche, aber auch in der südlichen Altstadt - hochwertiger
innerstädtischer Baugrund für Wohnzwecke bestimmt wurde.
Während sich jedoch in anderen Städten die Stadtplanung neuerdings
Gedanken machen muß, wie eine am Abend tote City wieder zu beleben ist,
wie also die City als Wohnplatz wieder attraktiv gemacht werden kann,
hat Duisburgs Innenstadt, auch der eigentliche Stadtkern, seit dem
Wiederaufbau eine Entwicklung der Wohnfunktion genommen, die für andere
Städte Vorbildcharakter haben könnte. "Eine City wird ihre
wirtschaftlichten und gesellschaftlichen Funktionen nicht voll entfalten
und ein eigenes Stadtklima erzeugen können, wenn Wohnungen und
Wohngebiete aus ihr verbannt sind. |