Duisburg, 21. Juli 2017 - Viele
nutzen die Ferien, um wieder aktiver zu werden, ob in
Wanderschuhen, auf dem Beachvolleyballfeld oder mit dem Rad.
Im Eifer des Gefechts kann dann schon mal die eine oder
andere Blessur zurückbleiben.
Was
aber hilft wirklich bei kleineren Schürfwunden oder Blasen?
Wundtherapeutin
Kader Erdogan gibt Tipps und klärt Irrtümer auf.
Sie
hält sich hartnäckig, die Ansicht, dass kleine Wunden wie
Schnitte oder Kratzer am besten „an der Luft“ heilen
sollten. „Ein Irrtum, der den ganzen Prozess eher
verzögert“, erklärt Kader Erdogan, zertifizierte
Wundtherapeutin am Helios Klinikum Duisburg. Im dortigen
Wundzentrum versorgt sie täglich Patienten, deren Haut und
Gewebe nicht mehr heilen will.
„Ohne Abdeckung
können Mikroorganismen in die Wunde eindringen, es bildet
sich Schorf auf der Wunde, unter dem sich Bakterien
ansiedeln können.“ Besser ist es also, die Stelle mit
einem atmungsaktiven Pflaster oder Verband zu versorgen,
damit das Wundsekret aufgesogen wird, alles sauber bleibt
und sich keine Infektionsherde bilden. Das alles fördert
auch die Neubildung der Zellen. „Ist die Wunde aber nach
einiger Zeit verschlossen, kann man ruhig auf Pflaster und
Co. verzichten“, so Erdogan.
Ein weiterer Mythos ist: „Was weh tut, wirkt“. Doch auch
das ist falsch. Denn wer offene Stellen etwa mit Alkohol
desinfiziert, kann die Wundränder zusätzlich beschädigen.
Besser ein alkoholfreies Wundspray mit in den Urlaub nehmen,
das wirkt keimtötend und brennt nicht. Auch auf
„Hausmittel“, wie etwa Mehl, Öl, Honig oder Puder auf jeden
Fall verzichten.
Nach der Wanderung in den neuen
Schuhen bereiten sie bei jedem Schritt Schmerzen: Blasen an
den Füßen sind eine echte Qual. Wie aber werde ich sie am
schnellsten wieder los? „Um die Heilung zu beschleunigen,
sollte die Blasenhaut immer als Schutzbarriere über der
empfindlichen Unterhaut verbleiben“, rät die
Wundtherapeutin. Das heißt, eine prall gefüllte Blase kann
man ruhig mit einer desinfizierten Nadel anpieksen und
auslaufen lassen, die leere Hülle sollte dann aber nicht
entfernt werden, sonst trocknet der Blasengrund aus. Ist
die Blase schon von selbst eingerissen, einfach die Haut
wieder an die verletzte Stelle ziehen. Im Anschluss die
Blase immer mit einem Pflaster abdecken. Schneller kann es
gehen, wenn man eines mit der sogenannten
Hydrokolloid-Technik nutzt, der sogenannten feuchten
Wundversorgung. Sie verhindert, dass die Wunde austrocknet
und sich Bakterien einnisten.
Übrigens, der Mythos
„Was juckt, das heilt“, stimmt weitestgehend. Denn während
des Heilungsprozesses tauschen die beteiligten Zellen
vermehrt Botenstoffe aus, um die Verletzung schnellstmöglich
zu reparieren. Da die Wunde aber noch sehr empfindlich ist,
kann sich diese Aktivität als Juckreiz bemerkbar machen.
Kommen allerdings Rötungen, Schwellungen und heiße
Stellen hinzu, sollten die Alarmglocken schrillen und ein
Arzt hinzugezogen werden. Diese Symptome deuten nämlich
meist auf eine Entzündung hin.
Auch bei größere
Wunden ist oftmals medizinische Hilfe notwendig. Am besten
die betroffene Stelle dann erstmal nicht selbst behandeln,
sondern umgehend mit einer sterilen Kompresse oder einem
Verbandpäckchen abdecken. Bei starker Blutung, kann ein
Druckverband helfen. Steckt ein Fremdkörper in der Wunde,
diesen nicht selbst entfernen, da das Herausziehen die
Blutung verstärken kann. Kleine Splitter hingegen können
natürlich selbst herausgezogen werden. Wichtig noch zu
wissen: Bei Wunden, egal ob groß oder klein, sollte der
Tetanusschutz im Impfausweis überprüft werden. Ist er nicht
mehr aktuell, am besten einen Arzt aufsuchen.
Zusätzliche
Tipps für die Reiseapotheke.
Diese Dinge sollten im Urlaub dabei
sein: - gute Pflaster und Verbände – sowohl
für kleine Abschürfungen als auch für Blasen -
Desinfektionsmittel für Wunden -
Sonnencreme sowie „After Sun“-Lotion - Sonnenbrand-Gel
- ein verlässliches Schmerzmittel - ein
loperamidhaltiges Mittel gegen Durchfallerkrankungen -
Medikament gegen Reiseübelkeit aus der Apotheke -
Halsschmerztabletten und Hustenmittel - Gel mit
Antihistaminikum zur Behandlung von Mückenstichen -
Ohrenstöpsel für einen erholsamen Schlaf -
Kein Sonnenbad bei Antibiotika-Einnahme , da die Wirkstoffe
im Blut auch direkt unter der Hautoberfläche kreisen und
ggfls. mit Ausschlag oder ähnlichem auf die Sonnenstrahlung
reagieren können. - Medikamente, Sprays und
Verhütungsmittel immer möglichst kühl lagern, am besten
unter 25 Grad. Für den Transport gibt es kleine Taschen mit
Kühlakkus. - Medikamente gegen chronische
Leiden ins Handgepäck, damit sie bei Bedarf schnell
verfügbar sind und nicht etwa mit dem Koffer verloren gehen.
- Bei (Feuer)Quallenalarm: Vorsorglich eine
kleine Flasche/Dose Essig oder Rasierschaum mit zum Strand
nehmen und bei Kontakt über die betroffene Stelle geben.
Vorher versuchen, die Quallenreste mit Hilfe von Meerwasser
oder Sand vorsichtig etwa mit einer Plastikkarte
abzuschaben, damit evtl. noch vorhandene Nesselkapseln nicht
aufplatzen. Auf keinen Fall Süßwasser oder Alkohol benutzen.
Bei Atemnot, Schwindel, etc. sofort einen Arzt aufsuchen.
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