Duisburg, 1. Juni 2023 - 3047
Patientinnen und Patienten in Deutschland konnte im Jahr
2022 durch eine Organspende ein neues Leben ermöglicht
werden. Auf der anderen Seite warten derzeit bundesweit rund
8.500 schwer erkrankte Menschen auf ein geeignetes
Spenderorgan, die meisten von ihnen auf eine Niere.
Und dass, obwohl laut einer repräsentativen Umfrage im
Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
(BZgA) die große Mehrheit (84%) der deutschen Bevölkerung
die Organspende befürwortet. Zumindest in der Theorie.
Dr. Deniz Özcan, Organspendebeauftragter des Evangelischen
Klinikum Niederrhein, erlebt in seiner täglichen Praxis ein
anderes Bild: „Leider haben die wenigsten Patientinnen und
Patienten einen Organspendeausweis. Ich würde sagen:
Deutlich unter 10 Prozent. Wenn es um eine Organspende geht,
suchen wir dann das Gespräch mit den Angehörigen – und die
müssen trotz ihrer Trauer eine unglaublich schwere
Entscheidung treffen.“
Das EVKLN führt selber
keine Transplantationen durch. Aber Dr. Özcan wird über das
Programm TransplantCheck sofort informiert, wenn bei einem
Patienten des Verbundes möglicherweise ein irreversibler
Hirnfunktionsausfall (so der Fachbegriff) vorliegt und
dieser als Organspender in Frage kommen könnte. Der
Anästhesist und Intensivmediziner und ein weiterer besonders
qualifizierter Arzt führen dann unabhängig voneinander die
sogenannte Hirntoddiagnostik durch, die mehrere Stunden oder
sogar Tage in Anspruch nehmen kann. Bereits während dieser
Zeit nimmt Dr. Deniz Özcan Kontakt mit der Familie auf: „Das
sind keine Gespräche, die man am Telefon führt. So etwas
geht nur persönlich. Die Angehörigen sind natürlich in ihrer
Trauer gefangen und man erfährt viel, auch über den gerade
Verstorbenen. Für mich als Arzt und auch für die Angehörigen
sind diese Gespräche oft ein Gewinn, eine Form der
Trauerbewältigung. Aber die Entscheidung für oder gegen eine
Organspende kann ich ihnen nicht abnehmen.“
Wenn
kein Organspendeausweis vorliegt, wird der Wille der
Angehörigen selbstverständlich bedingungslos akzeptiert.
„Viele sehen es so, dass die Organspende dem Tod ihres
Verwandten einen Sinn gibt. Oder dass er so in irgendeiner
Form weiterlebt.“, sagt Dr. Özcan, „Aber es gibt natürlich
auch die, die ablehnend reagieren. Das respektieren wir. Und
wir würden auch nie versuchen, jemanden zu solch einem
großen Schritt zu überreden.“
Zum Tag der Organspende
am 3. Juni hat der Transplantationsbeauftragte des EVKLN
deshalb vor allem einen Wunsch: „Füllen Sie einen
Organspendeausweis aus und tragen Sie ihn bei sich – auch
wenn Sie eine Organspende ablehnen, denn auch das können Sie
auf dem Ausweis dokumentieren. Wir als Ärzte, vor allem aber
Ihre Angehörigen, haben dann die Sicherheit, das zu tun, was
Ihrer Überzeugung entspricht. Und das erspart gerade denen,
die Ihnen am nächsten stehen, viel Leid.“
Organspendeausweise liegen in vielen Krankenhäusern,
Arztpraxen und Apotheken zur Mitnahme aus. Sie können auch
u.a. bei der BZgA unter
www.organspende-info.de heruntergeladen oder als
kostenlose Plastikkarte im Scheckkartenformat bestellt
werden.
Der Tag der Organspende wird in jedem Jahr
am ersten Samstag im Juni in einer anderen deutschen Stadt
begangen, in diesem Jahr in Düsseldorf. Auf dem Programm
stehen Informationsveranstaltungen, Mitmach-Aktionen und
Diskussionen, unter anderem mit Bundesgesundheitsminister
Karl Lauterbach und dem Minister für Arbeit, Gesundheit und
Soziales des Landes NRW Karl-Josef Laumann. Nähere Infos
unter
www.tagderorganspende.de.
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