Duisburg, 8. März 2021 - Im vergangenen Jahr ist die
Kriminalität in Nordrhein-Westfalen noch einmal
zurückgegangen. Die Zahl aller registrierten Straftaten
in der Polizeilichen Kriminalstatistik ist 2020 um 12.166
auf insgesamt 1.215.763 Fälle gesunken.
Das ist ein Minus von einem Prozent im Vergleich zum
Vorjahr. Bereits in den zurückliegenden fünf Jahren nahm
die Kriminalität kontinuierlich ab. Im vergangenen Jahr
konnte das Innenministerium den niedrigsten Wert seit 30
Jahren vermelden.
2020 hat die Polizei 641.901 Taten aufgeklärt; eine
Aufklärungsquote von 52,8 Prozent.
Corona-Effekt Innenminister Herbert Reul: „Die
Pandemie wirkt sich deutlich auf die Statistik aus und wir
sehen, dass sich die Kriminalität ins Netz verlagert hat.
Gleichzeitig freue ich mich, dass wir den Tiefstand halten
konnten. Das beweist, dass die Polizei auch in der Krise
hervorragende Arbeit leistet.“
Minister Reul weiter:
„Die Polizeiliche Kriminalstatistik ist eine
CoronaStatistik. Da gibt es eine
Kriminalitäts-Verschiebung“.
Während Wohnungseinbrüche um 2.077 Fälle (-
7,7 Prozent) und
Straßenkriminalität um 6.818 Fälle (- 2,3
Prozent) zurückgegangen sind,
hat die Polizei 2.071 mehr Fälle von Häuslicher
Gewalt (+ 7,7 Prozent),
1.828 mehr Fälle von Taschendiebstahl (+
5,9 Prozent) und
4.176 mehr Fälle von Computerkriminalität (+
20,8 Prozent) verzeichnet.
Bei der
Computerkriminalität sind insgesamt 24.294 Fälle registriert
worden, 2019 waren es 20.118 Fälle. Reul: „Hier zeigt
sich deutlich der Corona-Effekt auf die Kriminalstatistik.
Aufgrund der Pandemie findet das Leben jetzt online statt
und das Verbrechen kommt hinterher.“
Gestiegen ist
unter anderem der Warenbetrug im Internet:
So haben Fälscher die große Nachfrage nach
Gesundheitsartikeln ausgenutzt und in OnlineShops gefälschte
Desinfektionsmittel, Masken, Tests, Testbescheinigungen und
schließlich gefälschte Impfstoffe angeboten.
Häusliche Gewalt Zum ersten Mal wurde
die Polizeiliche Kriminalstatistik für NordrheinWestfalen im
Hinblick auf Häusliche Gewalt analysiert. Darunter fallen
Straftaten, bei denen Opfer und Tatverdächtige im
gemeinsamen Haushalt leben. Das Landeskriminalamt hat diese
erstmals gesondert für das Jahr 2020 und rückblickend auch
für 2019 ausgewertet. Grund dafür war unter anderem die
Vermutung, dass durch Corona die Gewalt im häuslichen Umfeld
angestiegen sein könnte. Laut Polizeilicher
Kriminalstatistik gab es im Jahr 2020 insgesamt 29.155
Fälle; ein Plus zu 2019 von 7,7 Prozent. Dabei wurden 32.705
Opfer Häuslicher Gewalt erfasst. 22.905 Opfer (70 Prozent)
waren Frauen und 9.800 Opfer (30 Prozent) Männer. „Das
Dunkelfeld bei Häuslicher Gewalt ist groß. Das müssen wir
weiter aufhellen, um die Straftaten noch besser aufklären zu
können. Bei diesen Delikten handelt es sich ganz überwiegend
um Gewalt gegen Frauen. Sie müssen wir noch besser
schützen“, so Reul. Dass die Zahl bei diesem Delikt während
der Corona-Pandemie angestiegen ist, war lange vermutet
worden und ist nun mit validen Daten belegt.
Wohnungseinbruch Positiv hat sich die
Pandemie auf die Zahlen des Wohnungseinbruchdiebstahls
ausgewirkt. 2020 sind diese Fälle von 26.857 auf 24.780
gesunken (- 7,7 Prozent). In Nordrhein-Westfalen ist die
Zahl des Wohnungseinbruchdiebstahls seit 2017 um 52,9
Prozent zurückgegangen.
Ebenfalls positiv
beeinflusst hat die Pandemie die Straßenkriminalität.
Dazu gehören beispielsweise Raubüberfälle und
Kfz-Diebstähle. Hier hat die Polizei 290.870 Fälle
registriert. Das waren 6.818 Fälle weniger als 2019 (- 2,3
Prozent).
Betrug und Trickbetrug
Gestiegen sind im vergangenen Jahr Betrugsstraftaten zum
Nachteil älterer Menschen. Dabei versuchen Kriminelle durch
Ablenkung oder Täuschung an das Vermögen der Senioren zu
kommen. Im Jahr 2020 gab es insgesamt 2.621
Betrugsstraftaten zum Nachteil älterer Menschen. Das ist ein
Plus von 718 Fällen oder 37,7 Prozent im Vergleich zum
Vorjahr. „Betrüger geben sich längst nicht mehr nur als
Familienangehörige aus. Wir hatten es während Corona auch
verstärkt mit falschen Ärzten oder falschen
Ordnungsamtsmitarbeitern zu tun“, so der Minister. 2020 sind
13,2 Prozent aller Straftaten zum Nachteil älterer Menschen
auf den sogenannten Enkeltrick entfallen. 608 Fälle oder
23,2 Prozent sind unter dem Phänomen „falsche Amtsträger“
registriert worden. Die Schadenssumme beläuft sich auf rund
25,3 Millionen Euro (+ 31,8 Prozent). „Nicht messbar ist
der seelische Schmerz, den diese Straftaten bei älteren
Mitbürgern verursachen. Die Menschen schämen sich, sind
gedemütigt und haben teilweise alles verloren - ihr Geld und
ihren Glauben an die Gesellschaft“, urteilt Minister Reul.
Mord und Totschlag Bei den
klassischen Straftaten spiegelt sich das Engagement der
Polizei Nordrhein-Westfalen wider: So hat es im vergangenen
Jahr 372 Mord und Totschlagsfälle gegeben; ein Minus von 40
Fällen. Hier ist es in 274 Fällen beim Versuch geblieben.
Der Minister sieht dies als eine tolle Entwicklung, die die
gute Arbeit der Polizei unterstreicht. Es seien zehn Prozent
weniger Menschen, die ihr Leben verloren haben. In Bezug
auf Mord und Totschlag verweist Reul auf die beständig gute
Aufklärungsquote von 93,8 Prozent.
Körperverletzung Zurückgegangen ist auch die
Gewaltkriminalität, zu der etwa Fälle von gefährlicher und
schwerer Körperverletzung zählen, und zwar auf 43.257
Delikte. Ein Minus von 944 Fällen. Bei der
Gewaltkriminalität hat die Polizei 76,5 Prozent aller Fälle
aufklären können. Das sind rund 33.000 Delikte.
Kinderpornografie und Kindesmissbrauch
Insbesondere in den Bereichen Kinderpornografie (4.776
Fälle, + 102,5 Prozent) und Kindesmissbrauch (3.553 Fälle, +
19,5 Prozent) ist der Zuwachs der aufgedeckten Fälle auf die
Arbeit der Ermittler zurückzuführen. Nach den
Missbrauchsfällen in Lügde hat das Innenministerium die
Anstrengungen im Kampf gegen sexuellen Missbrauch von
Kindern intensiviert: Vervierfachung des Personals, mehr als
30 Millionen Euro für Technik und ein eigenes Referat im
Ministerium. „Die Fälle sind nicht mehr geworden, wir
sehen sie nur endlich. Der Anstieg ist ein trauriges
Arbeitszeugnis unserer Anstrengungen. Weil wir hinsehen und
konsequent verfolgen, finden wir mehr. Wir hellen das
Dunkelfeld auf. Dass Kindesmissbrauch überall passiert, muss
uns als Gesellschaft noch bewusster werden“, erklärt Reul.
Bei Kinderpornografie haben die Ermittler
89,8 Prozent der Fälle aufgeklärt,
bei Kindesmissbrauch 81,3 Prozent.
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