18 Festnahmen sowie Durchsuchungen in über 50 Objekten in
NRW und
Erfurt Update
3. Mai 2023,
14:31
Uhr -
Einsatzkräfte der
Polizei NRW und der Staatsanwaltschaft
Düsseldorf durchsuchten am Morgen des 3. Mai 2023 über 50
Objekte (Häuser, Wohnungen, Büros und Geschäftsobjekte) in
Nordrhein-Westfalen sowie vier Objekte
in Erfurt (Thüringen) und vollstreckten 18 Haftbefehle.
Hintergrund des
Einsatzes ist ein Verfahren der bei der Staatsanwaltschaft
Düsseldorf
angesiedelten Zentral- und Ansprechstelle für die Verfolgung
Organisierter
Straftaten in Nordrhein-Westfalen (ZeOS NRW), das sich gegen
mutmaßliche
Verantwortliche, Mitglieder und Unterstützer einer deutschen
sowie einer
ausländischen kriminellen Vereinigung ('Ndrangheta) richtet.
Der Schwerpunkt der
Maßnahmen lag in den Städten Bedburg, Bergisch-Gladbach,
Siegen und Wuppertal.
Den rund 35 Beschuldigten wird - in unterschiedlichem Umfang
- neben der Mitgliedschaft oder Unterstützung einer
kriminellen (ausländischen) Vereinigung
unter anderem bandenmäßiges Handeltreiben mit
Betäubungsmitteln in nicht
geringer Menge sowie gewerbs- und bandenmäßige Geldwäsche
vorgeworfen.
Ausgangspunkt der seit Juli 2020 andauernden Ermittlungen
waren Hinweise der italienischen Strafverfolgungsbehörden zu
Straftaten im Zusammenhang mit der
italienischen Mafia-Organisation 'Ndrangheta u.a. in
Nordrhein-Westfalen.
Einem Zusammenschluss von sieben Beschuldigten wird
vorgeworfen, auf Geheiß eines hochrangigen Mitglieds der
'Ndrangheta aus San Luca in Kalabrien ein
Eiscafé in Siegen betrieben zu haben. Bei diesem handelt es
sich nach
Erkenntnissen der italienischen Strafverfolgungsbehörden um
einen führenden
Verantwortlichen im internationalen Kokainhandel, welcher
mutmaßlich einen Teil
des Erlöses aus den Betäubungsmittelgeschäften, ca. 400.000
Euro, in eine
Eisdiele investiert haben soll. Diese diente zum einen der
Wäsche der illegalen
Betäubungsmittelgewinne, zum anderen auch als
Logistikstützpunkt für die
'Ndrangheta in Nordrhein-Westfalen. Um die inkriminierte
Herkunft des Geldes und
den wahren Geldgeber zu verschleiern, gründete der 36 Jahre
alte, italienische
Beschuldigte offiziell eine GmbH und betrieb das Eiscafé
gemeinsam mit seinem 38
Jahre alten Bruder. Dort stellten sie unter anderem Kuriere
und Strohleute mit
italienischer Staatsbürgerschaft an und zahlten einen Teil
der Einnahmen aus dem
Tagesgeschäft auf bislang nicht bekanntem Weg an die im
Hintergrund agierenden
Mitglieder der 'Ndrangheta.
Im Fokus des Verfahrens steht weiterhin der 62 Jahre alte
Hauptbeschuldigte aus dem Raum Hattingen. Dieser ist
dringend verdächtig, als führender Kopf ein
professionell agierendes internationales
Betäubungsmittel-Netzwerk betrieben und
insbesondere Kokain für hochrangige Mitglieder der
'Ndrangheta geschmuggelt zu
haben. Nach dem Ergebnis der Ermittlungen bezog die
Tätergruppierung die
Betäubungsmittel aus den Niederlanden sowie Belgien und
transportierte dieses
mittels umgebauter Fahrzeuge, die jeweils über ein
spezielles Versteck
verfügten, nach Italien. Auf diese Art und Weise sollen die
Beschuldigten in
wechselnder Besetzung durch mindestens 58 Schmuggelfahrten
alleine im Zeitraum
Februar 2018 bis November 2022 circa 900 Kilogramm Kokain
nach Italien
transportiert haben. Aufgabe des Hauptbeschuldigten war es
hierbei, über die
Eingliederung von Personen in das Netzwerk zu entscheiden,
den Kontakt zu den
internationalen Auftraggebern zu halten, die Geldflüsse des
Netzwerkes zu
koordinieren und den reibungslosen Ablauf der einzelnen
Schmuggelfahrten zu
gewährleisten. Dem Netzwerk werden derzeit 17 Beschuldigte
zugerechnet.
Der 62-jährige Hauptbeschuldigte steht überdies im Verdacht,
bereits in den Jahren 2008/2009 mindestens eine Tonne Kokain
nach dem oben genannten Modus
Operandi nach Italien transportiert zu haben. Darüber hinaus
sind mehrere
Beschuldigte des Netzwerkes sowie aus dessen unmittelbaren
Umfeld verdächtig,
mit Marihuana und Amphetamin im Kilobereich Handel getrieben
zu haben.
Die Durchsuchungen in NRW fanden in Bedburg,
Bergisch-Gladbach, Bergkamen, Breckerfeld, Castrop-Rauxel,
Datteln, Dortmund, Essen, Fröndenberg, Hagen,
Hattingen, Netphen, Neuss, Siegen, Velbert und Wuppertal,
statt. Weitere Durchsuchungen fanden in Erfurt (Thüringen)
statt. Insgesamt waren rund 500
Einsatzkräfte beteiligt, darunter die Einsatzhundertschaft,
das
Spezialeinsatzkommando und Diensthundeführer.
Im
Vorfeld hatte die ZeOS NRW gegen 16 Beschuldigte Haftbefehle
erwirkt. Diese konnten widerstandlos in Bergisch-Gladbach,
Castrop-Rauxel, Hagen, Hattingen,
Siegen, Velbert sowie Wuppertal festgenommen werden und
sollen im Laufe des
Tages dem Haftrichter vorgeführt werden. Zusätzlich
vollstreckten die
Einsatzkräfte im Rahmen der Gemeinsamen Ermittlungsgruppe
zwei europäische
Haftbefehle.
"Die Ermittlungen machen deutlich, dass
wir einen langen Atem und einen langen, internationalen Arm
haben", sagt Ingo Wünsch, Leiter des LKA NRW. "Und dieses
Verfahren zeigt wieder mal, dass Ausdauer, Geduld und
internationales
Zusammenwirken das Erfolgsrezept gegen internationale
Organisierte Kriminalität
ist."
In Bedburg und Siegen wurden zudem Beschuldigten, die
Eiscafés in den Städten betrieben, durch die
Stadtverwaltungen und in Zusammenarbeit mit dem LKA NRW die
Gewerbeerlaubnisse entzogen.
Weiterhin wurden bei dem europaweiten Großeinsatz zeitgleich
durch die zuständigen Sicherheitsbehörden in Belgien,
Frankreich, Italien, Portugal,
Rumänien, Slowenien und Spanien sowie in Bayern,
Rheinland-Pfalz und im Saarland
Maßnahmen umgesetzt.
Schlag gegen die kriminelle Organisation 'Ndrangheta -
Europaweiter Großeinsatz mit Durchsuchungen und Festnahmen
in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem
Saarland und Thüringen Düsseldorf/Duisburg,
3. Mai 2023 -
Mit Durchsuchungen und
Festnahmen sind Kräfte aus Bayern, Nordrhein-Westfalen,
Rheinland-Pfalz und dem Saarland heute (3. Mai 2023) an
einem europaweiten Großeinsatz beteiligt. Hintergrund ist
ein Verfahren mit Bezug zur italienischen organisierten
Kriminalität, das sich gegen Verantwortliche und Mitglieder
der Vereinigung 'Ndrangheta richtet. Den Beschuldigten
wird unter anderem Geldwäsche, bandenmäßige
Steuerhinterziehung, gewerbsmäßiger Bandenbetrug sowie
Rauschgiftschmuggel vorgeworfen.
Das Verfahren
wird durch eine gemeinsame Ermittlungsgruppe geführt, an der
Europol und Eurojust beteiligt sind. Neben den bereits
benannten Beteiligten zählen weitere Sicherheitsbehörden aus
Belgien, Frankreich, Italien, Portugal und Spanien dazu, die
zeitgleich Maßnahmen in ihren Zuständigkeitsbereichen
umsetzen.
In Bayern ermitteln die
Staatsanwaltschaft München I und das Bayerische
Landeskriminalamt gegen acht Personen. Seit heute Morgen
durchsuchen mehr als 130 Einsatzkräfte zehn Objekte, gegen
vier Personen werden EU-Haftbefehle vollstreckt. <
In NRW durchsuchen rund 500 Einsatzkräfte -
darunter die Einsatzhundertschaft, das
Spezialeinsatzkommando und Diensthundeführer - insgesamt 51
Objekte (Häuser, Wohnungen, Büros und Geschäftsobjekte). Des
Weiteren vollstrecken sie 15 Haftbefehle, die im Vorfeld
durch die Ermittler des LKA NRW sowie die bei der
Staatsanwaltschaft Düsseldorf angesiedelten Zentral- und
Ansprechstelle für die Verfolgung Organisierter Straftaten
in Nordrhein-Westfalen (ZeOS NRW) erwirkt wurden.
Ergänzend finden Durchsuchungen in vier Objekten in Erfurt (Thüringen)
statt, wo ein weiterer EU-Haftbefehl vollstreckt wird.
Rund 500 Einsatzkräfte der Polizei
Rheinland-Pfalz vollstrecken unter der Führung des
Landeskriminalamtes insgesamt zehn Haftbefehle und 50
Durchsuchungsbeschlüsse. Unterstützt werden sie dabei von
Spezialeinheiten des Bundes und anderer Länder sowie des
Zolls und der Steuerfahndung. Die Sachleitung liegt bei der
Staatsanwaltschaft Koblenz.
Ermittler des
Dezernats für Organisierte Kriminalität des
Landespolizeipräsidiums Saarland
durchsuchen in Saarbrücken Wohnhaus und Geschäftsräume eines
47-jährigen Mannes sowie von ihm angemietete Räumlichkeiten
in Saarlouis. Der mit Haftbefehl gesuchte Mann selbst wird
dort nicht angetroffen, aber im Rahmen der gemeinsamen
Maßnahmen in Italien festgenommen. Ein weiterer, mit
Haftbefehl gesuchter 25-Jähriger aus dem Saarland, wird
ebenfalls in Italien festgenommen.
An den Maßnahmen
sind rund 90 Einsatzkräfte beteiligt, darunter auch
Spezialeinheiten und die Bereitschaftspolizei.
Die
Durchsuchungen dienen dem Auffinden von Beweismaterial. Die
Ermittlungen, insbesondere die Auswertung der aufgefundenen
Beweismittel, dauern an. Bis zu einer etwaigen
rechtskräftigen Verurteilung gelten die Beschuldigten als
unschuldig.
|