Region Niederrhein


Eine genaue Abgrenzung des Niederrheins gibt es nicht. Der Niederrhein bildet nämlich weder historisch noch geologisch noch politisch oder kulturell eine Einheit. Er definiert sich überwiegend aus dem, was er n i c h t ist: Er ist nicht holländisch - niederländisch, nicht Westfalen, nicht Bergisches Land und auch nicht Eifel (einschließlich Vorgebirge). Zum Niederrhein im engeren Sinne zählen der Kreis Kleve, der Kreis Wesel, der Oberhausener Stadtteil Sterkrade, die Städte Duisburg und Krefeld sowie der Kreis Viersen gezählt. Darüber hinaus zählen manche Zeitgenossen noch die Städte Düsseldorf und Mönchengladbach sowie Teile des Kreises Mettmann dazu.
Die weiter südlicher gelegenen rechtsrheinischen Städte bis hin zu Teilen von Leverkusen werden nur selten dem Niederrhein zugeordnet. Hier bezeichnen sich die Menschen lieber als Rheinländer. Da eine präzise Südgrenze fehlt, wird gelegentlich die Verbreitung der niederrheinischen Bierspezialität ?Alt zur Abgrenzung herangezogen. Der Niederrhein würde somit bis zu einer Linie Heinsberg, Erkelenz, Grevenbroich, Dormagen, Monheim reichen. Dort wird teilweise bereits Kölsch getrunken. Ab dieser Linie wird in der Regel nicht mehr vom Niederrhein, sondern vom Rheinland gesprochen.
?Chefideologe des Niederrheins war Hanns Dieter Hüsch. Er stammte im Gegensatz zur mehrheitlich katholisch geprägten Region aus dem evangelischen Moers. ?Der Niederrheiner weiß nichts, kann aber alles erklären, war seine Beschreibung der Menschen. ?Das Wesen des Niederrheinischen ist die Kunst der reinen Vermutung, seine sprachliche Form ein hemmungslos assoziierendes Schwadronieren, schrieb der Mönchengladbacher Christof Siemes in der Zeit. Der Satzbau ist wie die Gegend: weit und ungegliedert.
Sprachlich ist der Niederrhein im Süden durch die Benrather Linie begrenzt. Nördlich dieser Linie wird niederrheinisch gesprochen. Es wird zu den niederfränkischen Dialekten gerechnet. Südlich der Benrather Linie folgt das ripuarische Sprachgebiet. Da die Linie nicht den heutigen politischen Grenzen folgt und sowohl Düsseldorf als auch Mönchengladbach durchschneidet, gilt sie als kulturelle Trennungslinie. Wissenschaftlich gesehen ist sie nicht nur ein Sprachgrenze, sondern auch eine Grenze zwischen Bautechniken und zwischen Erbverhalten. Nördlich der Benrather Linie wurden die Häuser von der Giebelseite her aufgeschlossen, südlich von der Traufseite. Südlich der Benrather Linie gab es Realteilung, nördlich erbte nur der älteste Sohn.
In sich ist der Niederrhein wiederum durch die Uerdinger Linie in zwei sprachliche Regionen aufgeteilt. Nördlich dieser Sprachlinie sagt man Ek, südlich davon Ech anstatt Ich. Die Uerdinger Linie verläuft vom belgischen Löwen über das niederländische Roermond und Viersen, überquert bei Uerdingen den Rhein und trifft bei Wuppertal wieder auf die bereits erwähnte Benrather Linie.
 
Niederrheingeschichten und Hintergrundwissen
Im April 1848 verkaufte Justizrat Hieronimus Welthuysen aus Rees ein Grundstück mit Wohnhaus an der Straße nach Wesen an den Ökonom Wilhelm Disch aus Rees mit der Auflage, bis zum Juni 1849 eine Kornwindmühle (diese war schon im Bau) darauf zu errichten. Im Februar 1853 verkaufte Wilhelm Disch das Grundstück mit Wohnhaus und Mühle an seinen Sohn Robert Disch.
1870 erfolgte der Verkauf der Mühle an Johann August Hermanns aus Warbeyen. Von nun an blieb die Mühle bis heute im Familienbesitz. Da über mehrere Generationen nur weibliche Nachkommen geboren wurden, wechselten durch die Eheschließungen auch die Namen der Mühle von Hermanns-Mühle zu Rosenbaum-Mühle und schließlich zu Scholten-Mühle.
Die Scholten-Mühle wurde als Berg- oder Wall-Holländermühle in Ziegelbauweise mit einer Einfahrt für Fuhrwerke errichtet. Sie wurde mit Segelgatterflügel ausgestattet; die Flügelvordrehung erfolgte mittels Steert durch die Hand. Höhe der Mühle bis Haubenspitze: 17 m. Kreuz-Durchmesser: ca. 22 m. Erdgeschoß-Durchmesser: 6,50 m.
1963 musste die Mühle anlässlich des Todes des letzten Müllers, Johannes Scholten, stillgelegt werden. Die Selbstvordrehung wurde in Richtung Westen blockiert und die Flügelwelle über das Kammrad festgelegt.
Nachdem sich 1994 bei einem orkanartigen Sturm zwei Mühlenflügel gelöst hatten und herabgestürzt waren, musste im Zuge einer ersten Sicherungsmaßnahme die Windrose demontiert werden. Das denkmalgeschützte Gebäude hatte sehr gelitten und drohte, ständig weiter zu verfallen.
Gemeinsam mit dem Mühlenbauer Manfred Naatz beschlossen die Eigentümer Alfred Scholten und Rolf Albring als Vorsitzender des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Rees, eine Bestandsaufnahme für eine mögliche Restaurierung der Mühle durchzuführen. Ihr Fazit: ?Die Mühle ist es wert, erhalten zu werden. Die Bausubstanz ist renovierungsfähig. Damit wurde der Beschluß gefasst, die Mühle instand zusetzen und nicht zuletzt auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Die Renovierungsarbeiten wurden mit finanzieller Hilfe der Bezirksregierung, des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Rees, vieler freiwilliger Helfer und Geldgeber sowie der Stadt Rees seitdem an der Mühle durchgeführt. Am Pfingstmontag, dem 4. Juni 2001, setzten sich nach fast 40jähriger Pause die mächtigen Windmühlenflügel wieder in Bewegung, stellt sich die Scholten-Mühle in Rees selbst vor.
Warum ich Ihnen das alles erzähle, fragen Sie? Ganz einfach: Ich besitze selbst eine Mühle. Sie stammt aus dem 19. Jahrhundert; technisch und baulich ist sie in einem einwandfreien Zustand. Auch der Standort ist ideal. Die Mühle steht mitten in der Landschaft; Getreidefelder gibt es, soweit das Auge reicht. Nur das Wäldchen da drüben stört mich. Unsere Gegend ist sehr windig; das Wäldchen verstärkt den Luftzug oft genug.
Doch nun ist Schluss mit der Müllerstätigkeit. Sie lohnt sich nicht mehr. Das Getreide wird heute an große Mühlenbetriebe geliefert und dort kostengünstig weiterverarbeitet. Heute werde ich das letzte Mehl ausliefern. Und dann werde ich zu neuen Ufern aufbrechen.
Ich habe auch schon eine Idee, was ich in Zukunft machen werde. Die Gegend ist hier, wie schon gesagt, sehr windreich. Das kleine Wäldchen da drüben verstärkt oft selbst ein laues Lüftchen zu einem ordentlichen Luftzug. Auch das habe ich ja schon gesagt.
Ich werde meine Mühle jetzt umfunktionieren. Ich werde nicht mehr Getreide zu Mehl weiterverarbeiten.Ich werde jetzt zwar nicht Wind säen, dafür aber ernten und in Energie umwandeln. Meine Kammühle wird also zu einer Energieproduktionsanlage werden. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist dies eine sinnvolle Alternative.
So, ich bin jetzt an das Stromnetz angeschlossen. Der Einbau der technischen Anlagen ging problemlos vonstatten. Die Leute arbeiteten sehr professionell. Nur der örtliche Stromanbieter machte anfangs Probleme.
?Sehr geehrter Herr Graf Schniedelwitz,
leider können wir Ihrem Wunsch, Ihren selbstproduzierten Strom in unser Netz einzuspeisen, nicht entsprechen. Die technische Anlage, die Sie benutzen, ist veraltet und wenig effektiv. Ihr Wirkungsgrad ist zu gering. Und Windenergie, nein, die wird nicht ökologisch genug hergestellt. Der Lärm, der an die Umgebung abgegeben wird, übersteigt das gesetzlich Erlaubte. Außerdem produziert das Drehen der Flügel wiederum so viel Wind, dass sich ein Sturm potentiell verstärken würde. Eine Energieproduktionsanlage in Form einer Windmühle ist also unter meteorologischen und physikalischen Gesichtspunkten gefährlich,� heißt es in dem Brief. ?Willst du dir das bieten lassen, fragte meine Frau. Nein, ich ließ es mir nicht bieten. Ich suchte mir einen Anbieter für die Technik, verwandelte meine Wohnung vorübergehend in eine Baustelle und harre nun der Dinge, die da kommen.

Du, Edelbert, komm doch mal ans Fenster.

Ja, Samantha, was ist denn?

Sieh" doch, wie windig es ist. Die Bäume biegen sich schon.

Wundert dich das? Die Wettervorhersage sprach doch von Sturmböen und heftigen Winden.

Ja, das mag ja alles sein. Aber sieh" doch mal, wie schnell sich die Flügel unserer Windmühle drehen.

Oh! Oh! Ein Ventilator ist langsam im Vergleich dazu. Was ist das für ein Rumpeln? Fällt die Windmühle jetzt auseinander? Huch, guck mal, Samantha: Die Bilder vor unseren Fenstern bewegen sich.

Quatsch! Die Flügel drehen sich so schnell, dass sie wie ein Rotor wirken. Die Windmühle wirkt wie ein Hubschrauber: Sie hat vom Boden abgehoben und fliegt gerade durch die Luft.

(Deutscher Nachrichten- Dienst)

Edelbert ist Landwirt und Bauer. Luft- und Energiebauer, um genau zu sein. Edelbert wurde bei dem Sturm gestern zu einem Pionier der Fluggeschichte. Edelbert gelang es als erstem Flugpionier überhaupt, ein ganzes Gebäude durch die Luft fliegen und auch wieder landen zu lassen. ?Wir waren schon sehr überrascht, als wir plötzlich in den Wolken schwebten. Ich wußte gar nicht, dass Fliegen so schön sein kann,� berichtet Samantha, Edelberts Frau.


Schloss Hueth

?1361 gab Graf Johann von Kleve dem Ritter Rutger van Hekeren die Erlaubnis, im Huether Bruch eine Burg zu errichten. Vorher wird schon 1346 der Rittersitz Haus Bruch Hueth urkundlich genannt, der etwa 1 km nordöstlich des Schlosses Hueth lag und zu diesem gehörte. Er brannte seinerzeit ab und wurde dem Erdboden gleichgemacht. Rutger van Hekeren baute die Burg Hueth an den damaligen Rhein-Deich, der noch heute den Namen ?Holländer Deich� trägt. Bei Deichbrüchen und Überschwemmungen fanden die Bewohner der Umgegend mit ihrem Vieh in der höher gelegenen Burg Hueth Zuflucht. 1365 übergab Rutger die Burg dem Erzbischof Engelbert III von Köln als Lehen und Schutzkastei, weil die Territorialherrschaft zwischen Köln und Kleve umstritten war. 1378 wurde Rutger van Hekeren vom Graf von Kleve zum Amtmann in der Hetter ernannt.

Die Hetter liegt in dem fränkischen Gau der Hattuarier und hat von diesen ihren Namen erhalten. Die Hattuarier oder Chattuarier haben sich in der Völkerwanderung von Hessen kommend am unteren Niederrhein angesiedelt. Der klevische Amtsbezirk der Hetter umfaßte nur einen Teil des alten Hattuarier � Gaus, nämlich das Gebiet zwischen Rees und Emmerich.
Am 23. September 1394 wurde Adolf von Wylich vom Grafen Adolf von Kleve zum Amtmann in der Hetter ernannt. Anscheinend hat der Graf ihn auch mit der Burg Hueth belehnt, denn er ist der erste Besitzer von Hueth aus der Familie von Wylich. In einer Erbteilungsurkunde vom 9. Februar 1428 vermacht Adolf von Wylich die Burg Hueth seinem Sohn Godert, der mit Jutta von Byland verheiratet war. An diese Heirat erinnert in Hueth noch ein Gedenkstein mit der Inschrift ?Wylich Byland Anno 1410. In den folgenden Jahrhunderten sind die Huether Wylichs mit wenigen Unterbrechungen Amtmänner in der Hetter gewesen. Die Burg Hueth wurde der Amtssitz der Hetter. 1608 erhielt Johann Christopf von Wylich wegen der von seinem Vater erworbenen Herrschaft Lottum an der Maas den Titel ?Freiherr von Lottum. Seitdem nannten sich die Huether ?Freiherren von Wylich- Lottum�.

Der bedeutendste Wylich-Lottum war Philipp Karl (1650 - 1719). Er war preußischer Generalfeldmarschall und gilt als Sieger der Schlachten von Qudenaarde und Malplaquet. Außerdem war er Oberpräsident der klevisch-märkischen Regierung, Gouverneur von Wesel, Kurator der Universität Duisburg, und Drost der Ämter Hetter, Rees und Iserlohn. Am 17. Januar 1701, dem Tage der Stiftung, erhielt er den Schwarzen Adler-Orden und wurde im selben Jahr in den Grafenstand erhoben. 1712 gründete er die evangelisch- reformierte Kirchengemeinde Hueth als Patronatsgemeinde und richtete in der rechten Vorburg einen Betsaal und eine Wohnung für den Pfarrer ein. Sein Sohn, der preußische Generalmajor Christoph Graf von Wylich- Lottum, heiratete am 26. Juli 1714 Hermine Alexandrine Freiin von Wittenhorst � Sonsfest. Die Hochzeit fand in Hueth in Anwesenheit des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I statt. 1736 erwarb der preußischen Finanz- und Kriegsminister Friedrich Wilhelm von Borcke die klevische Unterherrschaft Hueth aus dem Wylich- Lottum`schen Konkurs für 40.110 Reichstaler. Sein Sohn Adrian Heinrich war preußischer Gesandter und bevollmächtigter Minister an den skandinavischen Höfen und in Dresden. Er wurde 1790 in den Grafenstand erhoben. Dessen Sohn, Friedrich Heinrich Graf von Borcke, studierte in Halle an der Sale. Er war von universalem Wissensdrang und Mitglied zahlreicher gelehrter Naturkundlicher Gesellschaften. Im Schloss Hueth richtete er eine Sternwarte und ein Naturalienkabinett ein. In Emmerich gründete er eine Zeichenschule für Handwerker, die erste Berufsschule in dieser Gegen. Er war Meister vom Stuhl der Emmericher Freimaurerloge, der auch der spätere Feldmarschall von Blücher angehörte. Dieser soll seinen Freund Borcke eines Morgens geweckt haben, indem er mit seinem Pferd in Truppe zum 1. Stock des Huether Schlosses hinaufgeritten ist.

In der napoleonischen Zeit war Friedrich Heinrich zunächst Leiter des Schulwesens im Großherzogtum Berg, dann Provinzialrat in Dillenburg und schließlich Präfekt des Rhein � Departments. Als solcher residierte er im Palais Nesselrode in Düsseldorf, wo er 1811 mit Napoleon zusammentraf. 1812 wurde er in den französischen Staatsrat berufen und zum Mitglied der Ehrenlegion ernannt. 1815 trat er in preußische Dienste und wurde Landrat des Kreises Emmerich. Friedrich Heinrich hatte einen Sohn, der 1872 ohne Nachkommen starb. Von diesem erbte seine Schwester Bernhardine Gräfin von Borcke das Schloss Hueth. Sie war in 1. und 2. Ehe jeweils mit einem Freiherrn von Wittenhorst - Sonsfeld verheiratet, wodurch Hueth nach ihrem Tode 1886 in den Besitz der Freiherren von Wittenhorst - Sonsfeld gelangte.

Die Haupt- und die Vorburg von Hueth waren ursprünglich durch einen Wassergraben getrennt und durch Zugbrücken gesichert. Die Vorburg bestand aus einer Wehrmauer mit Wehrgängen und Schießscharten. Die drei Rundtürme an den Ecken der Vorburg und an der Hauptburg sind erste Anfang des 16. Jahrhunderts angebaut worden. In der Hälfte des 17. Jahrhunderts haben die Wylichs die wehrhafte Wasserburg Hueth in ein repräsentatives Schloss umgewandelt. Der Graben zwischen Haupt- und Vorburg wurde zugeschüttet und die Zugbrücke der Vorburg durch eine feste Brücke ersetzt. An Stelle des Torgebäudes wurden 1687 zwei Brückenpfeiler errichtet, die Wehrmauer beiderseits der Brücke wurden abgerissen und durch eiserne Gitter ersetzt. An den Seiten de Vorburg wurden auf der Wehrmauer langgestreckte Gebäude errichtet und mit den Randtürmen verbunden. Auf den Brückenpfeilern und zwei Podesten auf der anderen Seite des Wassergrabens haben die Borckes im 18. Jahrhundert vier französische Sandsteinfiguren aufgestellt, welche die vier Jahreszeiten darstellen. Die Hauptburg ist von den Borckes im 18. Jahrhundert barock umgestaltet und mit einem gebrochenen Dach versehen worden.

1598 konnten die Spanier unter Mendoza die Wasserburg Hueth nicht einnehmen. Sie haben nur einen Turm und die Wirtschaftsgebäude zerstört. Einige Kanonenkugeln, mit denen die Spanier Hueth beschossen haben, sind noch vorhanden. Den Fliegerbombe, Spreng- und Phosphorgranaten des letzten Krieges waren die dicken Mauen des Schlosses aber nicht gewachsen. Bei den schweren Kämpfen am 26. und 27. März 1945 wurde Schloss Hueth, das als Festung ausgebaut war und vom Volkssturm verteidigt werden sollte, von zahlreichen Bomben und Granaten getroffen und weitgehend zerstört. Die ausgebrannte Ruine der Hauptburg ist nach dem Kriege abgerissen worden. Nur ein Rundturm blieb stehen.

Die linke Vorburg wurde als neue Wohnung des heutigen Besitzers Friedrich Freiherr von Wittenhorst- Sonsfeld instandgesetzt und ausgebaut, während die stärker zerstörte rechte Vorburg noch eine Ruine ist, stellt sich Schloss Hueth heute vor.

Schlösser und Burgen sind eine wunderbare Einrichtung. Sie sind große und großartige Wohnungen. Für Adelige bieten sie oft genug auch die wirtschaftliche Existenzgrundlage; der Großgrundbesitz, der mit Schlössern und Burgen in der Regel verbunden ist, garantiert Forst- und Landwirtschaft. Ich besitze ein eigenes Schloss. Es liegt am Niederrhein, landschaftlich sehr reizvoll in der Nähe von Gochersdorf. Es ist von einem schützenden Wassergraben umgeben. Ein paar Krüppelweiden und viele Weideflächen liegen drumherum.

Warum ich Ihnen das alles erzähle? Ganz einfach. Ich liebe mein Schloss. Meine Frau und ich richteten uns hier wohnlich und heimisch ein. Unser Schloss ist nicht sehr groß. Im vorderen Teil des Schlosses liegt der Ausstellungsbereich. In den vier Räumen gibt es Gemälde, Ritterrüstungen, historische Möbel und andere Gegenstände. Dann kommen die Privatgemächer. Eine Küche, ein Wohnzimmer, ein Arbeitszimmer, ein Kinderzimmer, ein Esszimmer und ein Schlafzimmer gehören zu unserer Privatwohnung. So schön unsere Wohnung auch sein mag, so vermisse ich doch eine Sache. Wir haben hier kein Schlossgespenst. Es gibt keine knarrenden Dielen und keine plötzlich zuknallenden Türen. Niemand verschwindet plötzlich hinter unseren Fenstervorhängen und niemand macht plötzlich das Licht aus. Ich fühle mich vernachlässigt!

Hast du das gehört, mein Sohn?

Ja, Mama. Warum fragst du?

Die Menschen haben keinen Respekt mehr vor uns. Sie nehmen uns nicht mehr wahr. Wir müssen was dagegen unternehmen.

Aber was?

Laß uns mal überlegen. Vielleicht fällt uns ja was ein.

Oh Gott, wäre ich doch nicht so vorlaut gewesen! Da habe ich meinem Nachwuchs vollmundig versprochen, wie wir die Menschen erschrecken können. Und mir fällt jetzt überhaupt nichts ein. Ich werde jetzt erst mal zum Sicherungskasten gehen. Vielleicht fallen mir ja ein paar brauchbare Lichteffekte ein. Was ist das da für ein Knopf? Eine Sicherung ...? Aua. Nein, der Knopf hat eine andere Funktion. Eine schlagende Funktion, um genau zu sein. Er hat mir eine gewischt ... Und was ist damit...? Au ... aua ... au

(Deutscher Nachrichten Dienst)

Ein ganz besonderes Ereignis gab es gestern beim Grafen Gochersdorf zu bewundern. Zuerst erstrahlte das Schloss abwechseln in verschiedenen Farben, weiß, lindgrün, hellrosa. Dann ging die Deckenbeleuchtung abwechseln in verschiedenen Räumlichkeiten an und aus. Es sah so aus, als würde jemand mit den Lichtschaltern Klavier spielen. Als die ersten Böller in den Himmel stiegen, fand der Graf die Ursache für dieses Spektakel. Das örtliche Schlossgespenst hatte sich im Sicherungskasten verfangen. Da das Schlossgespenst grünlich fluoreszierte, musste der Graf den Notarzt holen. Mit akuter Stromvergiftung liegt es nun im nahegelegenen Krankenhaus.


Schloss Bellinghoven

?Bellinghoven entstand als Erdhügelburg, die von einem Wassergraben umschlossen war. In Aspel gab es ein ?Meer, in Bellinghoven musste ein Wassergraben ausgeschachtet werden. Den Erdaushub nutzte man für den Burghügel, auf dem ein Wehrturm errichtet wurde. Wahrscheinlich war der Hof Bellinghoven eine Absplitterung des Oberhofes in Mehr, den Liutgard, die Tochter Kaiser Ottos I., vor 947 dem Xantener Stift geschenkt hatte. Nach und nach wurden Erdhügelburg und Turm durch feste Wohngebäude erweitert. Es entstand `Burg Bellinghoven", eine Wehranlage, zum Schutz des umliegenden Landes, das ursprünglich Xantener Besitz gewesen war.
Erste urkundliche Erwähnung ist wohl die des Gerardo de Bellenchove im Jahre 1206. Er wird als einer der `anwesenden ehrenwerten Männer" genannt, die dem Dekan und Gerichtsvorsitzenden Bernhard von Xanten in einem Streit zwischen Kloster Kamp und den Pfarrgenossen von Hönnepel wegen einer Weide beistehen. Im Jahre 1325 vollendete ein Diedrich von Bellinghoven den Bau des Schlosses. In einer Urkunde vom 20. Dezember 1325 übertrug er dann das von ihm erbaute Haus Bellinghoven dem Grafen von Kleve als Offenhaus -  es stand für ihn offen, wann immer er es benötigte. Der Herr von Bellinghoven hatte sich damit der Lehnsherrschaft und des Lehnsschutzes des Klever Grafen versichert und des seine Freiheit als eigener kleiner Territorialherr aufgegeben. Die Urkunde Diedrichs befindet sich im Düsseldorfer Staatsarchiv. Das Siegel zeigt drei Maueranker. Das eigentliche Wappen der Familie, das offenbar aus späterer Zeit stammt, zeigt drei Schellen, wie sie die Fuhrmannspferde an ihren Geschirren tragen. Diedrich muss etwa um 1350 gestorben sein.
In den folgenden Jahren wurde ein `Johannes Ritter von Bellingschaven" in mehreren Urkunden genannt. 1341 wurde `Jordan von Bellingschaven" erwähnt. Am 10. Juli 1348 verkaufte Johannes von Bellingschaven Land in Haffenslo im Gericht Rhenen. Am 14. April 1385 bot Johan van Bellingschaven mit seiner Frau den `Hof zu Mehr", der Heinrich von Galen gehört hatte, dem Grafen Adolf von Kleve zum Erbkauf an.
Wegen Verschuldung verkaufte die Familie Bellinghoven den alten Hof 1481 an Wilhelm von Bernsau. 1492 ging auch die Burg mit allen anderen Rechten in die Hand von Bernsaus über und wurde vom Xantener Probst Johann Mont zur Herrschaft Bellinghoven ernannt. In dem Kaufvertrag von 1481 wird auch die dazugehörige Windmühle im Kirchspiel Mehr genannt. Die Verkäufer, Johann von Bellinghoven und seine Frau Agnes, wurden in der Stiftskirche zu Rees begraben.
1598 eroberten die Spanier Xanten, Büderich, Dinslaken, Holten und Rees. Konrad von Bernsau hatte in Bellinghoven eine unerschrockene Mannschaft. Als die Spanier von Diersfordt her anrückten, setzte sich die Besatzung von Bellinghoven zur Wehr. Sie vertraute auf die breiten Wassergräben und die dicken Mauern der Burg. Beim dritten Ansturm auf die Burg gelang es den Spaniern jedoch, einzudringen; sie raubten und plünderten und töteten alle Menschen, die sich in der Burg befanden. Ein Teil der Gebäude ging in Flammen auf. Nach dem Abzug der Spanier hat Konrad die nötigsten Teile der Burg aus den Ruinen wieder aufgebaut. Es entstand Schloss Bellinghoven, dessen wesentliche Bauelemente noch heute enthalten sind: zweistöckiger Dreiflügelbau, im Mittelpunkt herausragend ein schwerer vierstöckiger Turm mit barock geschwungener Haube. 1607 starb Konrad von Bernsau. Sein Nachfolger wurde Wyrich von Bernsau. Er war Amtmann im Amte Bislich-Mehr-Haffen, Mitglied der Klevischen Regierung und Direktor der Klevischen Ritterschaft. Der Schlossbau wurde durch Zubauten und kleine Änderungen ergänzt.
Im August 1629 überraschten holländische Truppen die spanische Besatzung von Wesel und erstürmten die Stadt. Wyrich von Bernsau hielt als Kalvinist mit den Holländern; als Mitglied der Landesregierung musste er ihnen jedoch entgegentreten. Dies führte zu viel Aufregung auf Bellinghoven. 1649 erhielt er die Jurisdiktion über das Amt Haffen - Mehr. Er starb im April 1656.
Der Nachfolger Wyrichs, sein Sohn Wilhelm, hielt sich überwiegend in Holland, dem Erbe seiner Mutter, auf. 1672 kam es zum Krieg zwischen Holland und Frankreich und die französischen Garnisonen konnten Wesel völlig einschließen. Bis nach Rees hatten sie sich den Vormarsch gesichert; Bislich, Haffen und Meer waren besonders mitgenommen. Die adeligen Häuser Bellinghoven und Sonsfeld wurden geplündert und die katholische Kirche in Haldern ging in Flammen auf. Wilhelm von Bernsau, selbst Anhänger des reformierten Glaubens, ließ viele Jahrzehnte den reformierten Gottesdienst auf Bellinghoven halten und wollte die Reformierten dieses Recht gern für die Zukunft erhalten. Als er 1681 starb, hatte seine einzige Tochter Margareta Gertrud Mariajedoch wider seinen Willen den katholischen Grafen Schellhardt geheiratet, der nun den Besitz übernahm. Die reformierte Gemeinde wurde ab sofort obdachlos.
Diese Ehe war kinderlos geblieben, und als Ergebnis der zweiten Ehe von Margareta blieben nur zwei Töchter zurück. Also kam ein neuer Name nach Bellinghoven, der Name des Mannes, den sich die älteste Tochter Henriette Victoria als Ehegatten und zukünftigen Besitzer von Bellinghoven auswählte: Wilhelm Adrian Marquis von und zu Hoensbruch. Somit blieb Haus Bellinghoven nur bis zum Jahre 1702, dem Todesjahr von Margarete, im Eigentum der Familie von Bernsau.
Der letzte Hoensbruch auf Bellinghoven verkaufte das Schloss am 1. Juli 1788 an einen reformierten Prediger namens Johann Gottlieb von Manger. Dieser ging kurze Zeit später für etwa 10 Jahre nach Ceylon, wo er holländisch reformierte Gemeinden betreute. Als er mit einer holländischen Frau nach Bellinghoven zurückkehrte, versah er sonntags sein Pfarramt in Rees weiter und baute Bellinghoven in der Form um, in der es heute noch steht. Das Rittergut umfasste seinerzeit 214 Morgen, 297 Ruten, der Morgen zu 600 Ruten. Manger wurde auch mit der Gerichtsbarkeit von Haffen und Mehr beauftragt. Unter erneuter französischer Besatzung wurde er "Maire" (Bürgermeister) und hat als solcher viel für die Bevölkerung getan. Er starb 1823 und wurde neben seiner Gattin an der katholischen Kirche zu Haffen begraben. Die Kinder deckten das Grab mit einem Stein, der noch heute an der Außenwand der Kirche zu sehen ist.
Mit der `Verwaltungsreform" Napoleons waren die historischen Zeiten Bellinghovens vorbei. Wer fortan Bellinghoven und sein Land besaß, war nur mehr Eigentümer, nicht mehr verteidigungsbereiter Herr einer Wehrburg, Herr einer Herrlichkeit oder eines Gerichtsbezirks. Die Eigentümer wechselten auf Grund von Kaufverträgen, bis schließlich nach Ende des 2. Weltkrieges eine Bergwerksgesellschaft Bellinghoven mit seinem Grundbesitz übernahm.
Auf dem Land wurden Bauernhöfe angesiedelt, deren Besitzer ihre Heimathöfe der Industrie hatten opfern müssen. Schloss Bellinghoven selbst wurde mit ein paar Morgen Land dem Katholischen Jugendwerk in Duisburg-Hamborn übergeben. Von ihm erfolgte eine kostenlose Weitergabe des Schlosses an `Die Brücke", ein eingetragener Verein, der die Hilfe für gefährdete Jugendliche zu seiner Aufgabe gemacht hat. Das Schloss mit Burgenvergangenheit wurde hiermit zum Heim für diese jungen Menschen.
Für diese Aufgabe wurde das alte Burghaus in den Jahren 1974, 1975 und 1976 durch umfangreiche Renovierungs- und Ausbaumaßnahmen vorbereitet. Die wesentliche Finanzierung hat der Landschaftsverband Rheinland übernommen. Bei der Ausschachtung des Hofes fand man Scherben von Tongefäßen, die wahrscheinlich im Mittelalter geformt wurden. Auch `Essensreste" gab die aufgegrabene Erde frei: Kinnladen von Wildschweinen und Knochen der Jagdbeute, die vielleicht im Burghof am offenen Feuer gebraten wurde.
Seit 1983 werden hier vom Caritasverband für die Stadt Oberhausen seelisch Behinderte und von seelischer Behinderung bedrohte junge Erwachsene im Alter von 17 bis 28 Jahren heilpädagogisch betreut. Drei gemischt geführte Wohngruppen mit insgesamt 30 Plätzen stehen zur Verfügung,� stellt sich Schloss Bellinghoven selbst vor.

(Brief eines kirchlichen Spions)

Liebe Brüder im Glauben,
wie ihr wisst, starteten wir vor einigen Wochen das Projekt ?Backfischofen. Ich soll für unsere Gemeinschaft einen passenden Ort dafür finden. Und denkt euch: Ich habe diesen Ort gefunden. Es ist ein kleines Schloss am Niederrhein. Kalkdorf heißt das kleine Dorf, das ganz in der Nähe liegt. Passenderweise gehört es unserer Glaubensrichtung an, so dass es nicht auffällt, wenn sich unser Orden dort einnistet.
Und das Schloss entspricht ganz unseren Bedürfnissen. Es beherbergt kein Museum in seinen Mauern; viel Landwirtschaft (Weideland, Kühe, Pferde, ein paar Erdbeer- und Spargelfelder) und ein kleines Café gibt es hier statt dessen. Für viel Abwechslung und körperliche Ertüchtigung unserer Mitbrüder wird also gesorgt sein.
Die Zimmer entsprechen dem modernen Standard, zumindest was die Einrichtung anbelangt. Es gibt in den Zimmern bequeme Betten, einen Sessel, einen Tisch mit zwei Stühlen und einen Schrank für die Bekleidung. Der Boden ist mit Teppichen ausgelegt. Toiletten, Duschen und Badezimmer gibt es in den Fluren. Fernseher, Computer und Kochgelegenheiten gibt es in den Zimmern keine. Dafür gibt es Gemeinschaftsverpflegung und Aufenthaltsräume mit Radio und Plattenspielern. Die Plattensammlung soll die größte ihrer Art weit und breit sein.
Auch ein oder zwei Unterrichtsräume gibt es hier � so richtig schön mit Tafeln, Kreise, Überkopfprojektoren, also alles, was in der guten alten Schule auch gab. Freut euch, liebe Brüder im Geiste � bei unserem Backfischofenprojekt wird es uns an nichts fehlen.
Euer Mitbruder
Anselm

(Telefonat, eine Woche später)

T: Gero? Hier ist Theobald. Hast du auch den Brief von unserem Mitbruder Anselm erhalten?

G. Ja, natürlich. Er hat ja wirklich erfreuliche Nachrichten für uns. Wir können Schloss Kalkdorf kaufen. Wie teuer wird es sein?

T: Schlappe 100.000 Mark.

G: Haben wir das Geld?

T: Aber natürlich. Die Zentrale in bella Roma beteiligt sich zur Hälfte. Dreißig Prozent sind durch Fundraising zusammengekommen. Den Rest nehmen wir aus der Portokasse.

G (leicht verwirrt): Fundraising? Was verbirgt sich denn dahinter?

T: Na ja, Nummernkonten auf den Bahamas, Erbschaften, Mieteinnahmen, Spenden, Schutzgeld für Gottesdienste...

G (verärgert): Wie bitte: Schutzgeld für Gottesdienste?

T (verlegen): Nein, also es war Eintritt, nein Austritt, oder? Jedenfalls zweckentfremdete Kollekten für Kulturveranstaltungen in Kirchen.

G: Hör auf, Theobald, ich will von deinen krummen Geschäften nichts wissen. Ich verstehe schon: Wir können uns das Schloss leisten.

T: Ja, auf jeden Fall. Ich werde die Kaufverträge morgen unterschreiben.

(Kalkdorfer Lokalnachrichten)

Unser geschichtsträchtiger Kalkdorfer Schloss hat einen neuen Besitzer. Das wurde gestern bekannt. Käufer ist der ?Orden vom reinen Geist. Dies ist ein interkonfessioneller Laienorden, der sich die Heidenmission in Nordafrika und Asien zur Aufgabe gemacht hat. Bei uns in Kalkdorf will er ein internes Bildungszentrum eröffnen. Im Schloss sollen die zukünftigen Missionare auf ihre zukünftige Arbeit vorbereitet werden. Da Landwirtschaft und Café nicht aufgegeben werden, sind die Arbeitsplätze vor Ort auch nicht gefährdet.

(Theobald, in Gedanken)

Hihihi, diese Deppen vom Lande konnte ich ganz leicht über`s Ohr hauen. Das Schloss ist auf jeden Fall mehr als das Doppelte wert. Und ein Bildungszentrum? Ja, das bieten wir hier auch. Wir müssen doch sicherstellen, dass unsere Brüder im Glauben standhaft im Glauben bleiben. Wie heißt es so schön in der Bibel? Seid fruchtbar und vermehret euch. Wir müssen unsere Mitbrüder darin unterrichten, wie man sich unauffällig fortpflanzen kann, ohne dass man seinen Job bei bestimmten Arbeitgebern verliert...

(Kalkdorfer Lokalnachrichten)

?Wir freuen uns auf Sie. Mit diesen Worten eröffnete Bürgermeister Peter Schmitz die neue Niederlassung des ?Ordens vom reinen Geist - gestern. Wie berichtet, soll bei uns in Kalkdorf eine ordensinterne Bildungsstätte entstehen. ?Wir freuen uns, hier sein zu dürfen. Kalkdorf bietet die passende Atmosphäre � prüde, gutbürgerlich. Herzensbildungsbegierig, gut betucht und konservativ-altmodisch. Wir werden uns hier richtig austoben können. Mit diesen Worten durchschnitt Bruder Friedemann Gottlieb das symbolische Band, das die Besucher bis dahin draußen lies.
Nennenswerte Umbauten sind in dem Schloss nicht zu erkennen. ?Das Haus befindet sich in einem guten Zustand. Die Bausubstanz ist in Ordnung, die Raumaufteilung auch. Wir brauchten nur die Schulungsmaterialien anzuschaffen...

(eine Woche später)

Oswald: Hallo Jungens. Wie geht`s? Wie steht`s?

Amadeus: Erstens: Es heißt: Wie steht er? Und zweitens: Bitte keine doppeldeutigen Zweideutigkeiten!

Gunthard: Ach, du immer mit deiner Fleischesabgewandtheit. Was steht heute auf dem Programm?

Oswald: Liebeskunde. (ein schrilles ring � ring ertönt) Ah ja, da kommt unser Lehrer.

Lehrer: Genau. Setzen Sie sich, meine Herren, willkommen zum Liebeskundeunterricht. Ich habe Ihnen auch etwas mitgebracht.

Gunthard: So, was denn?

Amadeus: Ui, ein Poster. Mal sehen, was es zeigt... Hilfe, ich bin blind (fuchtelt wild mit den Händen herum)

Gunthard: Ach, du. Nur weil da ein nacktes Weibchen zu sehen ist? Bei mir wächst da was nach innen...

Oswald: Und bei mir nach außen...

(später am Tag, nach dem Unterricht)

Gunthard: Du, Leberecht, steht in der Bibel wirklich der Spruch, dass wir fruchtbar sein und uns die Erde untertan machen sollen?

Leberecht: Klar.

Gunthard: Wo?

Leberecht: Weiß nicht.

Gunthard: Können wir das auch?

Leberecht: Was?

Gunthard: Fruchtbar sein?

Leberecht: Klar.

Gunthard: So? Wo denn?

Leberecht: In der Samenbank.

Gunthard: Nichts wie hin.

(ein Zimmer weiter)

Amadeus: Schnarch röchel hust (weibliche Stimme im Traum) Oh, du mein armer, lieber, kleiner Amadeus. Was hast du heute schlimmes erleben müssen? Hast du wieder ein nacktes Weibchen zu sehen bekommen? Du armer Junge. Ich wollte dich doch davor beschützen. Warum bist du nur weggelaufen? Wolltest du nicht immer bei Mama bleiben? Bei Mama ist es für kleine Jungen wie dich noch immer am besten. Und wehe, wehe, deine Kinderproduktionsanlage meldet sich noch einmal ... Du weißt, dann kommt das böse Schneiderlein und mach ?Schnipp!
(im nächsten Zimmer)

Oswald: Was habe ich heute gelernt? Frauen sind doch kein Teufelswerk? Sie lenken uns doch nicht von der Liebe zu Gott ab? Was also soll ich tun? Freudenhaus? Schwesternwohnheim? Heuschoberparty? Oh, Herr, warum ist meine Hose jetzt schon naß und feucht?

?Haus Aspel ist ein Beispiel für Burgengeschichte. Aus der Erdhügelburg wurde eine Steinburg, aus derSteinburg ein Schloss, aus dem Schloss ein Kloster und mit dem Kloster kam eine Schule.
Pfalzgraf Richizo, Neffe des Erzbischofs Wichfried von Köln, war der erste nachweisbare Burgherr auf Aspel. 950 erbte er den niederrheinischen Besitz seines Vaters Gottfried und baute sich in Aspel seine Burg. Eine Landzunge im Aspeler Meer wurde durch einen breiten Graben vom Land getrennt. Richizo besaß nun eine `Insel im Meer", einen sicheren Platz zum Wohnen. Um sich verstärkt vor Feinden schützen zu können, ließ er die Insel erhöhen. Mit römischem Ruinenschutt aus Xanten ließ er einen 9 Meter hohen Hügel aufwerfen. Der `Gipfel" dieses Kunstberges war eine flache Plattform mit einem Durchmesser von 30 Metern. Von ihr hatte Richizo einen weiten Blick über das flache Uferland. Und um seinen Blick noch zu weiten, baute der Graf Turm und Haus auf dem Hügel. Dabei interessierten ihn die schönen Aussichten wenige. Wichtiger war zu sehen, wer sich der Burg näherte, Freund und Feind rechtzeitig zu erkennen.
Nach Richizos Tod 973 wohnte und herrschte sein Sohn Godizo in Aspel. Er führte um Aspel und von Aspel aus wiederholt Kampfgefechte mit seinen Truppen. Zwischen rivalisierenden Bischöfen und Grafen konnte er Burg und Land Aspel behaupten. Um das Jahr 1011 starb Godizo. Seine Töchter Irmgard und Irmtrud wurden Erbinnen. Nach Irmgards Tod schenkte Irmtrud Burg und Land Aspel dem Erzbischof von Köln, der nun geistlich als Bischof und rechtlich als Lehnsherr in Aspel etwas zu sagen hatte. Er behielt seine Lehnsherren-Rechte mit einigen Verpfändungs-Unterbrechungen bis zum Jahr 1392. Dann übernahmen die Klever Grafen endgültig die Rolle des Lehnsherrn und ließen sich die Burg Aspel nicht mehr nehmen, bis die Preußen kamen.
Philipp von Heinsberg, Erzbischof von Köln, nahm 1190 in Aspel eine `Altbausanierung" vor. Immerhin war die Burg damals schon 200 Jahre alt, und der Erzbischof war ein ordnungsliebender und baulustiger Mann. Er ließ die Hofgebäude errichten und die Burg selbst von Grund auf erneuern. Das geschah in dem selben Jahr 1190, als ein früherer hoher Gast der Burg Aspel in Kleinasien bei einer gottgefälligen Auslandsreise einen tödlichen Unfall erlitt: Kaiser Friedrich I., der mit dem roten Bart, starb beim Baden im Fluß Saleph � wahrscheinlich an einem Herzschlag. Er war schon ein älterer Herr von 65 Jahren, der offensichtlich die Strapazen des dritten Kreuzzuges und den Klimawechsel unterschätzt hatte. So kam er nicht mehr dazu, das von Saladin eroberte Jerusalem zurückzugewinnen.
Der zweite Burgbau in Aspel wurde nur 48 Jahre alt. Graf Dietrich von Kleve überfiel Aspel im Jahre 1237 / 1238, wobei der Graf von Holland ihn mit Schiffen unterstützte. Der klevische Angriff war nach den damals geltenden Spielregeln für Kleinkriege nicht korrekt, denn er geschah ohne Fehdeansage. dass er erfolgreich war, lag nicht an der mangelnden Wehrhaftigkeit der Burg oder an der Schlagkraft der Angreifer. Verrat war im Spiel, und der Verräter war der Kastellan der Burg Aspel. ?Per traditionem castellani elusdem castri - durch Verrat des Schlosskastellans -, wurde Aspel eingenommen und zerstört.
Der Erzbischof blieb jedoch am Ende der Stärkere. Er besetzte Aspel und vertrieb den Klever Grafen. Die Versöhnung zwischen den Streithähnen aus Köln und Kleve vermittelte Graf Otto II von Geldern. Der Klever Graf musste sich verpflichten, den Burgneubau zu bezahlen. Ein Dritter aber freute sich. Er hieß Lupert von Swasbule, war 1243 Bauleiter und Bauunternehmer für den dritten Neubau in Aspel und finanzierte ihn aus eigener Tasche mit 500 Mark. Dafür gab ihm Erzbischof Konrad die Zollrechte von Neuss solange, bis er seine Auslagen vom Grafen von Kleve zurückerhalten hatte. Außerdem erhielt Lupert von Swansbule zu Lehen `den Turm bei Volmestein und die Insel bei Rees".
Bei den Kölner Erzbischöfen scheint Bargeld oft knapp gewesen zu sein. Der Neubau der Burg auf Pump und die mehrfach Verpfändung des `Landes Aspel" beweisen es. Ob und wann der Herr von Swansbule seine Baukosten für Aspel zurückbekommen hat, ist nicht bekannt. Als lachender Dritter wird Swansbule bei diesem Dreiecksgeschäft Köln-Kleve-Swansbule schon nicht zu kurz gekommen sein.
Von der dritten Burg in Aspel existiert ein Bild, ein Fresko in der Agneskapelle des Kölner Domes. Es wird etwa 300 Jahre nach der Schenkung Aspels an Köln entstanden sein. Der unbekannte Maler war also kein Zeitgenosse der Schwestern Irmgard und Irmtrud von Aspel. Aber schon zu seiner Zeit hatte die Legende drei Frauen zu Heiligen gemacht: Irmgard von Aspel, ihre Schwester Irmtrud und Irmgard von Süchteln, von denen jede für sich eine Persönlichkeit war. Mit den `guten Werken" dreier Frauen wurde eine zur Heiligen gekrönt. dass die Legende dabei die `falsche" erwischte, eben jene Irmgard von Aspel, hat der Burg Aspel Ruhm gebracht. Das Fresko im Kölner Dom zeigt, wie die heilige Irmgard die Burg dem Kölner Erzbischof übergibt. dass in Wirklichkeit Irmtrud die Stifterin war, darauf wurde schon hingewiesen.
Legenden und Heilige darf man nicht mit den Maßstäben der Realität messen. Die heilige Irmgard wurde nicht nur aus einem christlichen Frauen-Triumvirat geboren. Sie steht auch in Sagen-Verwandtschaft zur germanischen Göttin Iduna, der Hüterin der goldenen Äpfel, die den Göttern ewige Jugend verlieh. Auch der heiligen Irmgard werden besondere Äpfel zugeschrieben, die Irmgardenäpfel, die sie in Aspel züchtete.
Die dritte Burg im Aspeler Meer war der letzte mittelalterliche Neubau. Nach dem Pfandrecht von 1392 fühlten sich die Klever sicher im Besitze des Landes Aspel. Zwischen Emmerich und Dinslaken gab es keine Kölner Enklave mehr im rechtsrheinischen Klever Land. Die Wehrburg Aspel war uninteressant geworden. Herzog Adolf von Kleve hätte sie trotzdem nach den Bestimmungen des Pfandvertrages instandhalten müssen. Aber er ließe sie verfallen und 1444 die Befestigungsanlagen abbrechen. Aus einem Ratsprotokoll der Stadt Rees von 1470 wissen wir, dass Herzog Johann von Kleve der Stadt 200"Unkelsteine" von der verfallenen Burg für ihren Mauerbau zur Verfügung stellte.
Wenn nach 1470 von der bewohnten Burg Aspel die Rede ist, so ist die Vorburg gemeint. Aspel war zu einer"Privatburg" geworden. Ihre Residenz- und Wehrzeit war vorbei. Zwischen 1470 und 1570 werden als Bewohner die Herren von Töven, Lychendorf, Hasselt, Dugelen und Schriek genannt..
Dann ging es in Aspel preußisch zu. Die Brandenburger machten die Herren auf Aspel zu Gerichtsherren einer Herrlichkeit. Und schließlich blieb von der Macht in Aspel nur die Architektur einer Schlosspracht übrig. Die Burginsel im Aspeler Meer wurde von der Natur überwuchert und die Vorburg auf dem "Festland" mauserte sich zum Schloss. Überliefert sind uns Baumaßnahmen aus den Jahren 1652 und 1653, zu denen der Zieglermeister Heinrich neun `"fenden" voll `Pfannen", Estriche und `Stein Essgen" lieferte. Das neue Schloss Aspel auf den Grundmauern der alten Vorburg sollte nicht lange bestehen. 1682 wurde es im Spanischen Erbfolgekrieg in Brand geschlossen.
Aspels Vorburg ist nach dem Brand wiederaufgebaut worden. Das mittelalterliche Zentrum der Vorburg war ein Rundturm gewesen, der zwei Flügelbauten verband. Seine mächtigen Grundmauern wurden das Fundament für einen Viereckturm mit gewölbter Durchfahrt. Die zwei Turmstockwerke überdachten eine Zwiebelhaube mit Glockenstuhl. Stuckdecken und kupferne Türschlösser erinnern noch heute an die barocke Renovierung der zum Schloss gewordenen Vorburg. Jedoch scheint es Aspel nach dem Brand von 1682 nur zu einer bescheidenen Schlosspracht gebracht zu haben. Der Kunsthistoriker Paul Clemen schreibt in seinem 1892 erschienenen Buch ?Die Kunstdenkmäler des Kreises Rees: `Die beiden nach 1682errichteten, im stumpfen Winkel an den Thorturm stoßenden zweistöckigen Gebäude entbehren aller architektonischen Bedeutung.`
Ihr bescheidenes Schlossgesicht veränderte die alte Vorburg über zwei Jahrhunderte nicht wesentlich. Nur die Besitzer wechselten. Etwa hundert Jahre gehörte es der Familie von Wittenhorst-Sonsfeld. Sie sind alte Niederrheiner, schon im 12. Jahrhundert urkundlich genannt. Sie waren klevische Amtmänner, preußische Jurisdiktionsherren und französische Unterpräfekten in Aspel. Und um die `Internationalität" in Aspel zu erweitern, erwarb zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine holländische Familie das Schloss. Sie hieß von (oder van den) Broeck.
Nicht nur Schlösser haben internationale Akzente, auch die Liebe kennt keine Grenzen. Sie sorgte dafür, dass Aspel wieder preußisch wurde und einen Abglanz königlichen Regierens bekam. Die Liebe kam von und zu Johanna von Broeck auf Aspel. Ihr Auserwählter hieß Friedrich Heinrich von Bernuth. 1808 heirateten beide und Aspel hatte wieder einen preußischen Schlossherrn.
Mit Herrn von Bernuth bekam aber auch der neue preußische Kreis Rees 1818 seinen ersten richtigen königlichen Landrat. Seine Vorgänger Graf von Borcke auf Hueth und der Regierungsreferendarius Westermann waren nur `Kommissare" gewesen. Herr von Bernuth blieb 41 Jahre Landrat , von 1818 bis 1859. Keiner seiner Nachfolger hat ihn in der landrätlichen Lebensdauer übertroffen. Friedrich von Bernuth starb 1859, 16 Jahre nach dem Tode seiner Frau Johanna. Beide wurden in Haldern begraben. Ihre Gedenksteine blieben erhalten.
Friedrich Heinrich von Bernuth verkaufte Land und Schloss Aspel, verließ seine Amtswohnung in Rees und zog sich schon 1845 mit seinem Landratsamt nach Wesel. Schloss Aspel behielt jene Atmosphäre von Weltläufigkeit, die schon im frühen Mittelalter mit dem Besuch von Kaisern und Päpsten, von Herzögen und Kirchenfürsten begonnen hatte. Zu jener Zeit kamen die ersten Klosterschwestern aus dem Orden `Töchter vom heiligen Kreuz` aus Lüttich / Belgien nach Deutschland. Am 4. Oktober 1850 kaufte der Orden Schloss Aspel. Die erste Niederlassung in Deutschland übernahmen 13 Ordensfrauen am 10. März 1851. Kloster, Noviziat und Oberlyzeum mit einjährigre Frauenschule wurden Ordensaufgaben in Aspel. Sie veränderten Umfang und Architektur der alten Vorburg.
Ein unfreiwilliger Verzicht auf Aspel war dem Orden als Folge des preußischen `Kulturkampfes" aufgezwungen worden. 1875 wurden alle Ordensfrauen ausgewiesen. Im gleichen Jahr mussten Provinzialhaus, Seminar und Schule in Aspel ihre Tätigkeit aufgeben. 1881 wurden Schloss und Park für 55.000 Mark an Heinrich Holland in Goin verkauft. Im Jahre 1887 führten Verhandlungen des Ordens erfolgreich zum Rückkauf des Schlosses und am 21. März 1888 kamen die ersten sechs Schwestern wieder nach Aspel.
Ein `Kulturkampf" des 20. Jahrhunderts vertrieb den Orden ein zweites Mal aus Aspel. Am13. Juli 1941 mussten die Ordensschwestern Kloster und Schule `mit kleinem Handgepäck" verlassen. `Schule und Kloster wurden von der Gestapo aufgehoben und von der NSDAP belegt". Bis 1945 diente Haus Aspel als Kriegslazarett. Am Ende des 2. Weltkrieges wurde Haus Aspel teilweise zerstört. Zerschossen brannte Haus Aspel, als die Alliierten den Rhein überquerten. Kirche, Pensionsflügel, Turm und das erste Stockwerk wurden Ruinen. In das noch bewohnbare Klostergebäude zog das Reeser Krankenhaus. Die Pflege übernahmen die `Töchter vom heiligen Kreuz".
Die Töchter vom heiligen Kreuz sind eine internationale religiöse Gemeinschaft von Frauen, die in Belgien Mitte des letzten Jahrhunderts von Maria Theresia Hase ins Leben gerufen wurde. Die Ordensgründerin hat auf die Probleme ihrer Zeit durch tätige Nächstenliebe geantwortet. Sie folgte Christus, seinem Leben und Handeln nach, in der Erkenntnis, dass Gott durch die Kraft des Kreuzes zur Auferstehung, zum Heil und zu neuem Leben führt.
Heute sind die Töchter vom heiligen Kreuz in neun Ländern vertreten und zählen weltweit etwa 900 Schwestern. Während die Anzahl in Europa stetig abnimmt, steigt sie in den asiatischen Ländern weiter an. Neben den vielfältigen Aufgaben im sozialen Bereich sollen ihre Häuser immer auch Orte der Stille, des Gebetes und der Begegnung sein,� stellt sich das Haus selbst vor.

Für Käsekuchen braucht man Quark, wenn man ihn backen möchte. Richtig? Na ja, fast. Das wahre Käsekuchenrezept möchte ich hier vorstellen.

Man nehme 25 g Hefe, 1 l Milch, 1 Nudelrolle, 375 g Gouda, 250 Leerdamer, 125 g Holländer, 123 g Mehl, 2 Eier, 378 g Zucker, 1 Päcken Backpulver, 1 Messerspitze Vanillepulver und 76,5 g Butter, ersatzweise 73,75 g Margarine und 1 Becher Joghurt.

Hefe. Milch, Backpulver, Eier und Zucker vermengen und zusammen mit der Butter bzw. Margarine zu einem Teig kneten. Dann Backpulver und Vanillepulver hinzufügen und weiterkneten. Den Teig ausrollen und auf ein rundes Backblech legen.
Dann den Käse raspeln. Die Käseraspeln müssen bei 96 ° C geschmolzen werden, bis sie zähflüssig sind. Den zähflüssigen Käse vermengen. Den Joghurt hinzufügen. Alles verrührenund den Teig damit auffüllen. Bei 181 ° C exakt 17 Minuten backen.

Woher ich dieses Rezept kenne, fragen Sie? ?Wirtschaftsspionage,� sage ich da nur.

Holland ist unser westliches Nachbarland. Schon seit Menschengedenken sind Holland und der Niederrhein Freunde. Wir beziehen Tulpen und Käse von dort und exportieren Prinzen und Prinzessinnen (ja, ja, die Niederland sind klammheimlich eine Provinz des Niederrheins und werden von hier aus regiert; zum Glück merken es die Holländer nur nicht).

Wieso Käsekuchen mit Quark hergestellt wird, ist mir schon immer ein Rätsel gewesen. Doch ich möchte ihn nun mit wirklichem Käse backen. Die holländischen Bäcker um Rat zu fragen, war für mich nur naheliegend. ?Nein, keine Ahnung,� bekam ich aber überall zu hören. Nur eine Bäckerei in Venlo verweigerte die Antwort. ?Wir verraten doch nicht unser bestes Betriebsgeheimnis,� bedeutete mir der Betriebsinhaber.

Von da an hatte ich ein Problem. Wie sollte ich nur an das Rezept kommen?

Ob mir wohl mein Schlößchen am Niederrhein helfen kann...? Ja, vermutlich schon. Es liegt nahe an der Grenze, nur wenige Kilometer von Venlo, ist gut ausgebaut und daher angenehm bewohnbar.

?Veronika!??Ja, Papa! ?Hier hast du 20 Gulden. Nimm das Geld, fahre damit nach Venlo, geh in die Bäckerei van Mulde und kaufe 2 Käsekuchen.� � ?Ja, Papa, mache ich.

2 Stunden später war Veronika wieder da. Ich ließ sie beide Kuchen essen. Das einzige Ergebnis: Veronika musste sich übergeben. Die Zutaten konnte sie aber nicht herausschmecken.

?Karl � Eduard, was machst du mit mir? Meine Frau reagierte zunächst sehr empört, als ich sie bat, bei van Mulde in der Backstube zu stehen. Doch Irmtrud ist einfach verwöhnt. Sie bildet sich ein, der Beruf der Hausfrau würde sie komplett ausfüllen. Die Hände schmutzig machen? Nein, das würde für sie nie in Frage kommen; dafür ist ihr Mann viel zu reich. Und jetzt das, diese empörende, unverschämte Aufforderung. ?Hier hast du deine Schürze und jetzt mach dich auf den Weg, sagte ich nur, drückte ihr die Schürze in die Hand und bugsierte sie dann sanft aus dem Haus.

In der Backstube steht meine Frau nicht. Dafür ist sie viel zu ungeschickt. Mit einer Rüschenschürze ausstaffiert steht meine Frau dafür im Verkaufsraum und bedient die Gäste. Seitdem sie merkt, wie süß der Geschmack des Geldes ist, will sie mehr davon. Ich sehe sie kaum noch .. und das Rezept erfuhr ich auch nicht durch sie...

Ich habe mich letztendlich in einen Bäckereilieferwagen gesetzt. Auf der hinteren Ladefläche hatte ich eine Abhöranlage installiert, mit Tonband, Richtmikrofon und Kopfhörer. In Venlo angekommen, stellt ich den Wagen in Position, ganz in der Nähe der Bäckerei und begann mit meiner Abhöraktion. Da es mitten in der Nacht war, hörte ich anfangs nur Liebesgeflüster. Als der Morgen graute, ging das Ehepaar van Mulde endlich in die Backstube. Ich musste bei den Rezepten aufpassen, um nicht auch die Zutaten für Sachertorten, Kirschstreusel und Marzipanhörnchen aufzuschreiben. ?Ey, gib mal das Mehl. ?Wo ist der Zucker? ?Pass doch auf, du Trottel. Das waren meine Zehen. So ging es die ganze Zeit. Nach drei Stunden hatte ich aber alles beisammen, was ich wissen wollte. Wieder zuhause, brauchte ich dann nur noch die Misch- und Mengenverhältnisse austarieren.

So, liebe Leser, jetzt wissen Sie, warum der Käsekuchen Käsekuchen heißt. Ich würde schon gerne wissen, wie der neue Käsekuchen schmeckt. Vielleicht kann ihn ja jemand zubereiten?