Städtetour West - Willich - Wasserburg Schloss Neersen


Willich ist jung. Die Stadt wurde 1970 aus den bis dahin selbständigen Gemeinden Willich, Anrath, Schiefbahn und Neersen gebildet. Die Stadt Willich ist jung. Die Altgemeinden nicht. Ihre Wurzeln reichen sehr weit zurück. Anrath taucht als Anrode (= an der Rodung) schon im 9. Jahrhundert auf. Willich findet man als Wylike erstmals 1137 in den Akten. Schyffbaen ist als Flurname 1430 erstmals vermerkt, woraus sich nach 1500 der heutige Ortsname Schiefbahn entwickelte, der soviel wie Scheibenschießstadt bedeutet. Und Schloss Neersen schließlich ist Mittelpunkt des kleinsten Ortsteils Neersen, der seinen Namen dem Fluß Niers verdankt. Um 1200 entstand die Burg auf einer kleinen, von Wasser umgebenen Anhöhe.
Arbeit muss sein. Dass es in Willich genug davon gibt, dafür sorgt unter anderem das landesweit einzigartige Gewerbegebiet Münchheide. 1980 begann man im Willicher Norden quasi auf der grünen Wiese mit der Ansiedlung von Firmen. Was anfangs noch milde belächelt wurde, wuchs unter der Expansionspolitik der städtischen Grundstücksgesellschaft GSG. Es entstand kein molochartiges Klotz-an-Klotz-Areal, sondern ein infrastrukturell intaktes Gebiet mit mehr als 300 Firmen und rund 6.000 Arbeitsplätzen: ?Es ist ein gelungener, internationaler Branchenmix aus Handwerk und High-Tech. Vor allem für Firmen aus Fernost in Münchheide zu einem gern gewählten Standort geworden. Rund 40 Firmen aus Japan, Korea, Taiwan und Hongkong sind inzwischen in Willich zu Hause, ist von der Stadtverwaltung zu hören.

Wasserburg Schloss Neersen

Zwischen 1661 und 1669 wurde die in der Niersniederung liegende ehemalige Wasserburg Schloss Neersen in eine dreiflügelige Schlossanlage verwandelt. In ihrer Entstehung ist das Schloss also vergleichbar mit Schloss Wickrath in Mönchengladbach, Burg Linn in Krefeld oder Schloss Dyck in Jüchen. Der Schlossbau wurde im Verlauf der Jahrhunderte immer wieder umgebaut. Die Stadt Willich kaufte Schloss Neersen 1970. Seitdem ist das Schloss der Verwaltungssitz der Stadt. Außerdem beherbergt es Ateliers und Verwaltungsräume.
Der Park entstand vermutlich um das Jahr 1800, zunächst als Barockgarten. Es ist nicht bekannt, wer ihn dann in einen Landschaftsgarten umwandelte. Aus der Park, wie der Park angelegt ist, schließen Historiker aber wohl, dass Maximilian Friedrich Weyhe seine gestaltende Hand im Spiel hatte. ?Neben schönen heimischen Bäumen sind die besonderen, exotischen Exemplare aus Asien und Übersee für den Hobbybotaniker eine kleine Entdeckungsreise wert, behauptet die Werbung.
Bis zu ihrer Umlegung speiste die Niers den Wassergraben, der das Schloss und auch den Park umfloß. Im Zuge der Landesgartenschau 2002 wurde der Park überarbeitet sowie der Wassergraben freigelegt und entschlammt. Die Cloer, ein Nebenfluß der Niers, wurde durch das Gelände geleitet. So sollte der Graben mit Wasser versorgt werden.
Einen Besuch ist Schloss Neersen auf keinen Fall wert. Wie schon gesagt: Das Schlossgebäude wird heute von der Stadt Willich als Verwaltungsgebäude genutzt. Ausstellungen sind hier also nicht zu sehen. Über den Park sollte man hier lieber schweigen. Büsche und Sträucher sind nicht geschnitten, Blumenbeete nicht angelegt. Die Dezentrale Landesgartenschau aus dem Jahre 2002 hinterließ hier also keine bleibenden Spuren.
Es ist Anfang August 2006, als ich das Schloss besuche. Sonnig, aber leicht bewölkt und trotzdem angenehm warm ist es an diesem ersten Samstag im Monat. Also das ideale Wette zum Spazierengehen. So richtig überfüllt ist der Park aber trotzdem nicht. Natürlich sind hier Spaziergänger zu sehen. Ich scheine aber der einzige auswärtige Besucher an diesem Nachmittag zu sein. Lange halte ich mich nicht im Schlosspark auf, nur etwa 45 Minuten. Das reicht mir aber auch völlig. Ich frage mich schon, warum sich die Stadt nicht mehr um dieses Repräsentationsobjekt kümmert. ?
Hat die Stadt etwa nicht genügend Geld für gärtnerische Arbeiten? Gerade die (Wasser-) Schlösser am Niederrhein könnten oft besser genutzt werden.
Nur so ein Gedanken: Warum die Parks nicht aufwerten und touristisch vermarkten? Gerade der grenznahe Raum bietet doch die Möglichkeit, auch Besucher aus den benachbarten Niederlanden anzulocken und ihnen die schönen Seiten des Niederrheins zu zeigen. Meine Erfahrung ist: Die Städte schauen dabei viel zu sehr auf ihre eigenen kommunalen Haushalte und vergessen dabei das bürgerschaftliche Engagement. Ich glaube schon, daß es genügend Idealisten, die sich für den Niederrhein einsetzen würden, wenn man sie nur lässt.