Pro-Sauerland-Kommentare schlimmer als Ketchup
Duisburg, 11. November 2010
- Vor vier Tagen waren Duisburg und die
„Loveparade-Katastrophe“ durch eine Reportage auf RTL2
zumindest deutschlandweit wieder in aller Munde, seit
gestern gehen Bilder eines ketchupverschmierten Herrn
Sauerland um die Welt.
Bei der
Ansprache zur Einweihung des umgebauten Marktplatzes in
Rheinhausen stürmte der in Duisburg alles andere als
unbekannte Rolf Karling nach vorne und bespritze den
Verwaltungschef Sauerland mit Ketchup. Sauerland wischte
sich den Ketchup notdürftig aus dem Gesicht, blieb aber noch
mehrere Minuten lang mit Ketchup auf Gesicht und Jacke auf
der Bühne stehen.
Das Bild eines Opfers.
Falsch!
Auch wenn die BZ
derartige Angriffe nicht gut heißen kann, so fordert Herr
Sauerland diese selber heraus.
Er war und ist immer noch der Verwaltungschef der Stadt
Duisburg, der Verwaltung, die Fehler bei der Genehmigung der
Loveparade gemacht hat. Und er drückt sich seit 111 Tagen
davor, dafür die moralische und politische Verantwortung zu
übernehmen!
Herr Karling wollte ihn, nach eigenen Aussagen, nicht
körperlich sondern psychisch verletzen.
So wie viele Betroffenen der „Loveparade-Tragödie“
in ihren Gefühlen verletzt wurden, auch heute noch verletzt
sind, täglich weiter verletzt werden, weil sich ein Herr
Sauerland vor seiner Verantwortung drückt!
Unter diesen Gesichtspunkten sind einige Kommentare der
CDU/Sauerland-Anhänger im Internet nur als pervers zu
bezeichnen.
Aussagen wie „Eine primitive und menschenverachtende Attacke
…“ oder „… was Herr Sauerland an Demütigungen und
Anfeindungen ertragen muss, ist unglaublich …“ stellen doch
die Tatsachen auf den Kopf!
Primitiv und betroffenenverachtend kann man den Versuch des
Herrn Sauerland bezeichnen, 111 Tage nach der
„Loveparade-Katastrophe“ Normalität vorzugaukeln.
Solange Herr Sauerland in seinem Amt verharrt, solange die
Verantwortlichen und Schuldigen für 21 Tote und über 500 an
Leib und Seele verletzten nicht zur Rechenschaft gezogen
wurden, solange wird es in Duisburg keine Normalität geben!
Zum Abschluss zum zigsten Mal die Erklärung für die
anscheinend lernresistenten „Sauerland-Anhänger“:
Herr Sauerland ist als Verwaltungschef verantwortlich für
seine Fehler und die seiner Verwaltung! Die Schuldfrage muss
die Justiz klären. Jochem Knörzer
. |
Bärbel Bas zur "Ketchup-Attacke" auf Sauerland |
Zur so
genannten "Ketchup-Attacke" auf Adolf Sauerland erklärt die
stellvertretende Vorsitzende der Duisburger SPD, Bärbel Bas,
MdB:
"Die Ketchup-Attacke auf Herrn Sauerland ist selbstverständlich
völlig inakzeptabel. Friedlicher Protest ist das eine, aber
solche aggressiven Attacken sind nicht zu entschuldigen. Das
steht völlig außer Frage.
Herrn Sauerland muss aber auch klar sein: Mehr als 110 Tage nach
der Loveparade-Tragödie ist der Zorn und die Trauer bei vielen
Menschen in Duisburg immer noch riesig, auch bei mir. Herr
Sauerland kann sich nicht einfach zur Normalität zurück
schleichen. Ein Oberbürgermeister muss alle öffentlichen Termine
in seiner Stadt wahrnehmen. Wenn er das nicht kann, muss er den
Weg freimachen für Neuwahlen." . |
"Das Leben muss weitergehen!"
Hinter dieser lapidar anmutenden Forderung steckt mehr, als
mancher für Duisburg im Moment vermuten möchte. "Wir schämen uns
für Duisburg und was hier passiert ist. Dafür, dass unsere
jungen Gäste hier den Tod fanden!" Diese Aussage steht im Moment
für fast alle Duisburger. Ohne Zweifel. Gesagt werden muss: "Wir hatten
vor den Herren Sauerland, Rabe und Schaller hervorragende
Menschen, die diese Stadt geführt oder ihr gute Veranstaltungen
gebracht haben, die die Menschen aus dem Umland gern besuchten.
Wir in Duisburg haben das unsägliche, Investitionen hemmende
"Schimanski-Image" ganz langsam abbauen können und haben die
enorme Belastung des totalen Strukturwandels mit dem negativen
Höhepunkt Schließung des Kruppwerkes in Rheinhausen oder jüngst
noch der Zeche in Walsum überwinden müssen.
Dann kamen die Mafiamorde und Bandidos, die die Stadt wieder
negativ in die Schlagzeilen rückte. Nun diese Tragödie. Das
liegt wie Mehltau über der Stadt. Duisburgs Bürger schlafen
derzeit schlechter, sind eher depressiv und gehen gesenkten
Hauptes durch die Stadt.
Wir müssen diese Trauer gemeinsam verarbeiten und dann einen
Trauerbereich schaffen, der der Tragödie auch Rechnung trägt,
der den Hinterbliebenen eine Möglichkeit bietet, ihre Trauer auch
eine Zuordnung geben zu können. Und dann geht es um Versöhnung.
Die jungen Menschen kamen aus der Freude am Leben nach Duisburg
um gemeinsam zu feiern. Wir dürfen anderen jungen Menschen diese
Lebensfreude in Duisburg nicht vorenthalten, gleichwohl den
mahnenden Charakter nicht ausschalten.
Wir lassen uns aber nicht in die Sippenhaft nehmen. Die Älteren
sind dazu verpflichtet, den Boden für die jungen Menschen so zu
bestellen, dass sie später übernehmen können. Das geht - wie die
Nachkriegsgeneration leidvoll erfahren musste - nicht von heute
auf morgen. Wir Deutsche haben eigentlich erst ab der
Fußballweltmeisterschaft 2006 gelernt, uns über andere Dingen
des Lebens mit anderen Nationen auch mit Nationalstolz freuen
und feiern zu können. Dabei merkten wir erstaunt, dass dies
nicht übel genommen wurde sondern anerkannt wurde.
Das depressive "Mäntelchen" muss weg, ohne dabei das Geschehen
zu vergessen. Diese Stadt hat mehr verdient. Vor allem bessere
Führer, die zu ihren gemachten Absichten stehen - so oder so.
Wir müssen der Jugend anschaulich Führungspersonen bieten, an
denen sie sich orientieren können. Da sind Herren wie Sauerland
und Rabe nicht mehr gefragt, sollten - um an ihre Familien zu
denken - ins "Zeugenschutzprogramm" aufgenommen werden.. Für den
Neuanfang müssen alle in Duisburg an einem Strang ziehen:
Bürger, Politiker, Händler und Verwaltungsmenschen.
Harald Jeschke in der Eigenschaft als Vorsitzender von
bürgerschaftlichen Vereinigungen
|
Sehr geehrter
Herr Sauerland,
als Duisburger, der bisher immer sehr gerne in Duisburg gelebt
hat, bitte ich Sie nun endlich zurückzutreten.
Jede Sekunde, die Sie an Ihrem Stuhl kleben, schadet dem Image
Duisburgs. Sie wollten sich ein Denkmal setzen mit der
Loveparade - das haben Sie ja nun auch irgendwie geschafft,
allerdings in negativer Hinsicht. Jetzt wird es Zeit die
Konsequenzen zu ziehen.
Sie als Oberbürgermeister sind verantwortlich für die
Verwaltung, da gab es riesengroße Fehler - unabhängig von den
jetzt zu klärenden Details. Seien Sie endlich ein Mann und
übernehmen Sie Verantwortung. Das wird nicht zuletzt auch gut
für die Duisburger CDU sein, die sich dann unbelasteter neu
aufstellen kann.
Auch Ihr Image in der Öffentlichkeit wird nicht weiter verlieren
- es ist eh (und zurecht) am Boden und sinkt immer mehr, je
länger Sie an diesem Stuhl kleben - das Spiel ist aus und das
sollten Sie endlich begreifen.
Verharren an Ihrem Stuhl bestätigt allerdings das schon länger
negative Bild von Ihnen - machtgeil, Party-OB, rücksichtslos,
auf die eigene Karriere bedacht - und Duisburger sind Ihnen eh
egal. Hauptsache sie erreichen Ihre Ziele - das ist ein Bild mit
dem man eigentlich nicht schlafen kann. Schlafen können sollten
Sie aber eh nicht mehr,
mit 19 Toten und 511 Verletzten auf dem gewissen und einem
ruinierten Duisburger Image!
Vielen Dank im Voraus für Ihren Rücktritt
Erik Becker
Weiter so
König Adolf
Lieber König Adolf einige Deiner Wähler verehren Dich. Wie Sie
es schaffen immer wieder die Duisburger Presse ( zugegeben eine
nicht sehr kritische ) an der Nase herum zu führen ist einfach
wundervoll und zeichnet Sie als christlich demokratisch
orientierten Menschen und Vollblutpolitiker aus.
Auf die Frage eines Journalisten in der gestrigen
Pressekonferenz im Rat(losen)haus am 25.07.2010 ob sie in die
Sicherheitsvorbereitungen zur Love-Parade involviert waren,
antworteten sie mit einem super gut aufgelegten unschuldigen
Dackelblick mit Nein .
Der oberste Sicherheits-und Verwaltungschef war nicht mit den
Vorbereitungen der größten in „ seiner „ Stadt anstehenden
Veranstaltung am Sicherheitskonzept beteiligt ?
Sie wissen aber doch schon, dass Sie Oberbürgermeister der Stadt
Duisburg sind, gleichzeitig als solcher auch den Vorsitz der SW
Duisburg im Aufsichtsrat innehaben ? Dazu kommen weitere Posten,
z.B. Vorsitz der Trägergesellschaft der ARGE etc.
Lassen Sie sich bitte die monatlichen Überweisungen auf Ihrem
Konto von Ihrer Gattin erklären, sie kann sicherlich die
einzelnen Einnahmen erläutern. Wie sonst können Sie erfahren, wo
Sie überall zumindest auf Papier Verantwortung tragen ,dazu
eignen sich die Abrechnungen hervorragend, schließlich gibt es
überall reichlich Salär dafür.
Ihre Parteikollegen und einzelne Ratsmitglieder haben es
scheinbar versäumt es Ihnen mitzuteilen.
Oder gehen Sie nach dem Motto vor: Ein fauler Apfel im Korb
infiziert auch die anderen Äpfel.
Dann wird die Zeit in Ihrer Partei und im Stadtrat für Sie
arbeiten. Ein Rücktritt, der ohnehin nur für einen aufrechten
Politiker in Frage kommen würde, ist dann nicht vonnöten.
Der Tübinger Strafrechtler Jörg Kinzig ist der Auffassung, dass
allenfalls eine Bewährungsstrafe für den Straftatbestand
fahrlässige Tötung in Betracht kommt.
Also können Sie und Ihre fähigen Verwaltungs-und
Parteimitglieder aufatmen.
Zur nächsten Kommunalwahl und ein Jahr später OB-Wahl hat der
einfach denkende Wahlbürger den Vorfall vergessen.
Das Ansehen und das Image der Stadt Duisburg jedoch wird auf
lange Zeit beschädigt sein, aber dann sind Sie vielleicht nicht
mehr König Adolf.
Die Bürger dieser Stadt werden sich später höchstens daran
zurück erinnern einen OB gehabt zu haben, der seiner eigenen
Karriere zuliebe Menschenleben geopfert hat und aufgrund seines
miesen Charakters – so die Meinung einiger befragter Personen –
aus eigenen Stücken nicht zurückgetreten ist.
Schade, dass Sie bisher die Chance verpasst haben freiwillig aus
dem Amt zu scheiden. Nun müssen die Duisburger noch länger einen
OB ertragen, der nicht in der Lage ist auch nur halbwegs
verantwortungsbewusst sein Amt auszuüben.
Es bleibt abzuwarten worauf demnächst Ihre Unterschrift zu sehen
ist, ohne dass Sie wissen wofür Sie sie gegeben haben.
Armes Duisburg, das hast du wirklich nicht verdient.
KlaRi
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24. Juli 2010 - Höher, weiter, noch mehr Besucher!
Ob es das Guiness-Buch der Rekorde ist, ein möglicher
Imagegewinn für diesen oder jenen oder gar Profitdenken - immer
da wo Menschenleben in Gefahr geraten kann muss ein
Schlussstrich gezogen werden.
Die Stadt Bochum sagte die Ausrichtung der Loveparade ab, da es
den Stadtvätern nicht möglich erschien, für runde eine Million
zu erwartenden Menschen oder gar mehr die Sicherheit zu
garantieren. Nach den 15 Toten von Duisburg werden Bochums
Stadträte sich bestätigt fühlen. Aber was ist mit Duisburg? Von
einem nicht mit Geld zu bezahlenden Imagegewinn für die Stadt
war aus dem Lager des Oberbürgermeisters und dem Chef von
Duisburg-Marketing Uwe Gerster gern und oft zu hören, als die
Stadt wegen der desaströsen Haushaltslage diese Parade gar nicht
ausrichten sollte. Der OB setzte alles daran, dass das "Muss"
Loveparade nach Duisburg kam und der Stadt nach seinen Angaben
kein Geld kosten würde, mit Ausnahme der Beamten, die man ja
ohnehin zu bezahlen hätte. Nun haben jungen Menschen den Besuch
der Loveparade 2010 in Duisburg mit ihrem Leben bezahlt. Das
wird auf immer und ewig mit der Loveparade 2010 von Duisburg in
Verbindung gebracht werden. Jedem in
Neudorf wohnenden Menschen war der Haupteingang zum
Veranstaltungsgelände durch den "gelben Bogen" suspekt. Jedem
Ortskundigen war klar, die müssen doch einen weiteren Zugang von
der Nordseite einplanen bei der nicht ausreichenden Größe des
Geländes für eine Million Besucher und dem offenkundigen
Nadelöhr "gelber Bogen". Oder wird doch die Düsseldorfer Straße
oder die A59 für die Floats genutzt? Als die Sperrungen bekannt
wurden und nichts dergleichen zu erkennen war, fragten sich die
Insider, wie das gehen soll. Und diese Fragen haben sich
Verwaltung, Organisator, Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte
sowie die Bahn nicht gestellt? Fakt war, dass im bereich der
nicht gesicherten Treppe im Bereich des Tunnels die
Schwachstelle gab, die letztendlich durch den Druck der Menge
überrannt wurde und zur Todesfalle wurde. Wer nun
vielleicht fahrlässig gehandelt hat, die Sicherheitslage falsch
eingeschätzt oder im völlig falschen Moment die falsche
Entscheidung traf wird sich noch herausstellen, muss nach den
ersten Versorgungsmaßnahmen am Ort mit Besonnenheit angegangen
werden. Harald Jeschke
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14. Juli 2010 - Im Jahr der Kulturhauptstadt Ruhr
2010 beginnt die Stadt Duisburg mit dem Abriss eines in seiner
historischen Bedeutung herausragenden Stadtteils im Duisburger
Norden. Am 12. Juli soll mit dem Abriss von 15 Häusern begonnen
werden. Wir fordern Sie hiermit auf, gegen diesen Akt des
hoheitlichen, städtebaulichen Vandalismus offiziell zu
protestieren.
Das als „Problemstadtteil“ geltende Bruckhausen ist absichtsvoll
jahrelangem Verfall preisgegeben worden, nun soll der dem
ThyssenKrupp Stahlwerk zugewandte erste Block des Stadtteils mit
rund 200 Häusern dem Erdboden gleichgemacht werden, um einem mit
dem Euphemismus „Grüngürtel“ bezeichneten, bisher nur unklar
geplanten, so genannten „Landschaftsbauwerk“ zu weichen, das den
Abstand zwischen städtischer Bebauung und Stahlwerk vergrößern
soll. Nur ein paar wenige der historischen Gebäude sollen wie in
einem Stahlstadt-Disneyland im Park neben einer Gestaltung, die
hauptsächlich aus modischen rostigen Stahlwänden besteht, stehen
bleiben.
Bruckhausen ist ein deutscher Erinnerungsort, der die
Geschichten gleich mehrerer Epochen im Kleid einer zu sehr
großen Teilen erhaltenen gründerzeitlichen Stahlstadt
bürgerlicher Prägung erzählt. Das Stahlwerk und die auf das Werk
ausgerichtete und planvoll angelegte Stadt bilden das inzwischen
beinahe einzigartige Ensemble einer typischen Ruhrgebietsstadt
der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts.
Die Stadtwerdung Bruckhausens vollzog sich in rasanter
Geschwindigkeit gewissermaßen aus dem Nichts in den 1890er bis
1910er Jahren, beginnend mit der „Gewerkschaft Hamborn“ später
„Gewerkschaft Deutscher Kaiser“. Zunächst nur Zeche lässt August
Thyssen ab 1890/91 auf Bruckhausener Gebiet ein Hütten- und
Stahlwerk sowie eine Kokerei bauen. Diese Werke brauchen
Menschen, viele Menschen und sie müssen in unmittelbarer Nähe
wohnen, Arbeiter wie leitende Angestellte. Es gibt wunderbare
Fotos aus dieser Zeit: Eine Stadt, die direkt vor der
Industriekulisse wächst, mit Mietskasernen, Bürgerhäusern und
Geschäften, „klassische“ Ruhrgebietsansichten, wie es sie heute,
wo die Industrie stirbt oder sich zumindest von den Wohnvierteln
zurückzieht, kaum noch gibt. Aus nicht wenigen dieser Bilder
spricht Euphorie; Pioniergeist, das Bewusstsein, ein gewaltiges
Werk zu schaffen. Zeitungstexte ziehen Vergleiche mit Amerika,
neue Technik schafft neue Städte, eine neue Gesellschaft
entsteht, Menschen kommen von überall her, sprechen die
unterschiedlichsten Sprachen. Diese neuen Städte sind Symbole
des Fortschritts. Der Stolz der Bürger drückt sich in den
Fassaden der Häuser aus, die mit viel Aufwand geplant werden.
Bruckhausen ist Erinnerungsort der Gründung der modernen
Industriegesellschaft.
Im zweiten Weltkrieg wurde das direkt am Werk liegende
Bruckhausen nur wenig zerstört und konnte einen großen Teil des
gründerzeitlichen Stadtbildes bis in die Gegenwart retten auch
wenn oder sogar weil es in der Folgezeit zu einem
vernachlässigten Stadtteil wurde.
In den 70er Jahren erlebte Bruckhausen einen starken Zuzug von
„Gastarbeitern“ vor allem türkischer Herkunft, für viele
Migranten war es die erste Heimat in Deutschland und ist es bis
heute. Die Heimat von Menschen, die aus fernen Ländern zu uns
gekommen sind und Teil unserer Geschichte wurden. Es ist
Erinnerungsort für die Geschichte der Migration in Deutschland.
In den 80ger Jahren war Bruckhausen als „Problemstadtteil“ mit
dem „Ortsheriff“ Hans-Raulien („Rauliens Revier“, Agneskircher
1994) und als Wohnort des „Türken Ali“ alias Günther Wallraff
bekannt geworden. Bruckhausen erfuhr nicht nur durch den Titel
des Buches eine Verortung als „Ganz unten“. Auch Schimanskis
Schmuddeltatorte liehen sich gern Bruckhausener Kulissen und
verfestigten das Bild des Stadtteils als „Slum“, als
schmuddeligstem, aber auch typischstem aller Ruhrgebietsviertel.
Bruckhausen ist Kristallisationspunkt des Gedächtnisses,
Erinnerungsort des Mythos vom „hässlichen“ Ruhrgebiet mit seinen
ehrlichen, herzlichen, einfachen Menschen.
In den letzten Jahrzehnten sind viele öffentliche Fördergelder
in den Stadtteil geflossen und haben bewirkt, dass das Leben in
Bruckhausen viel lebenswerter geworden ist. Wer mit offenen
Augen durch die Straßen läuft, sieht die wunderbaren
Gründerzeit- und Jugendstilfassaden, bemerkt das viele Grün, die
vielen Kinder. Slums sehen anders aus.
Aber auch die heruntergekommenen Fassaden sind Teil unserer
Geschichte wie ihre erfolgreiche Wiederbelebung Teil unserer
Geschichte werden könnte. „Wohnen im Schatten der Hochöfen“ wäre
heute bei Beachtung strenger Umweltmaßnahmen nicht mehr
ungesund.
Wir sollten Lehren aus der Vergangenheit ziehen und erkennen,
wie wichtig es ist, Veränderungen sensibel und mit Verstand
vorzunehmen. Noch sind die alten Häuser zu retten. Kreativere
Ansätze als Abriss und Grünflächengestaltung könnten Bruckhausen
zu einem lebendigen Zeugnis einer großen Epoche machen. Während
plötzlich alle Welt „Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt“
singt und die Industriekultur gefeiert wird, wissen wir
tatsächlich wenig über die Epoche der Industrialisierung, ihre
Erforschung beginnt gerade erst. Handeln wir heute nicht, werden
wir eines Tages die Verluste beklagen, wie wir heute den
Wahnsinn der Abrisswut der 60er und 70er Jahre erkennen und die
Wunden sehen, die unseren Städte damals beigebracht wurden.
Neben Bruckhausen sind auch kleinere Teile des Nachbarstadtteile
Marxloh und Beeck durch den „Grüngürtel“ bedroht. Sollte das
„bundesweit einmalige Sanierungsprojekt“ erfolgreich
durchgeführt werden, steht zu befürchten, dass der
Oberbürgermeister der Stadt Duisburg, Adolf Sauerland, recht
behält: „Duisburg ist damit Vorreiter und mögliches Vorbild für
andere Städte.“
Industriekultur darf nicht bedeuten, dass schließlich ein paar
herausragende Ensembles der industriellen Epoche als Museen in
langweiligen, vereinheitlichten Städten stehen, in denen der
Profit den Baustil bestimmt. Retten wir die Stadtbilder des
Ruhrgebiets mit ihrer typischen Ästhetik, sie sind unerlässlich
für die Identität und das Selbstbewusstsein dieser Region.
Lassen Sie nicht zu, dass eine Stadt, die wie kaum eine andere
eine Epoche repräsentiert, vernichtet wird!
Auf den Webseiten der Geschichtswerkstatt Du-Nord (www.geschichtswerkstatt-du-nord.de)
finden Sie unter dem Punkt „Links und Infos“ Informationen über
Bruckhausen und den geplanten „Grüngürtel“. Wir werden die
Seiten in den nächsten Tagen weiter füllen, um Sie möglichst
umfassend zu informieren.
Katrin Susanne Gems M. A. Markus Hellemanns M. A.
Geschichtswerkstatt Du-Nord
c/o Warbruckstr. 41
47169 Duisburg
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