Duisburg/Krefeld, 12. Januar 2017 - "Es ist Zeit zum Luftholen, aber noch
lange nicht, um wirklich aufzuatmen", sagte der Hans Stöcker, Rheinischer
Vorsitzender der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e.V., auf der
heutigen Pressekonferenz.
Das Jahr 2016 war besonders in der ersten Jahreshälfte
durch harte Monate für die Milchwirtschaft geprägt und führte trotz Zunahme der
Anlieferungsmenge bei gleichzeitiger Abschwächung der internationalen Nachfrage
zur Jahresmitte zu ruinösen Auszahlungspreisen. Erst seit dem Herbst zeichnet
sich eine leicht Verbesserung ab, nach der die Auszahlungspreise für
konventionell erzeugte Kuhmilch deutlich angezogen haben.
Insbesondere durch ein erhöhtes Kaufinteresse in China und
den erdölexportierenden Ländern ergebe sich eine
Verbesserung zum Vorjahr. So trägt auch eine nach wie vor
große Beliebtheit von Milchprodukten zu der positiven
Entwicklung bei. Trotz eines moderaten Preisanstiegs im
vierten Quartal 2016 stehen den Verbrauchern im
bevölkerungsreichsten Bundesland qualitativ hochwertige
Produkte zu vergleichsweise günstigen Preisen zur Verfügung.
Anschaulich anhand von Folien erklärte der Leiter der
Presse-und Öffentlichkeitsarbeit sowie stellvertretender
Geschäftsführer Frank Maurer die Situation auf dem
NRW-Milchmarkt. So hat sich nach Informationen des
Statistischen Landesamtes die Anzahl der
Milchkuhhalter laut Novemberzählung 2016 um 9,3 Prozent auf
6.179 reduziert. Die Anzahl der Milchkühe ist um 1,4 Prozent
auf 417.214 leicht gesunken, jedoch ist die
durchschnittliche Kuhzahl je Betrieb in NRW um 8,7 Prozent
auf 68 Kühe deutlich angestiegen. Im Zeitraum Januar bis
Oktober 2016 hat der Auszahlungspreis mit 24,70 Ct./kg (für
konventionell erzeugte Kuhmilch mit 4,0 Prozent Fett und 3,4
Prozent Eiweiß ohne MwSt.) um 4,05 Ct./kg bzw. 14,01
unter dem Preis des Vorjahreszeitraum gelegen. Die 2015
begonnene Talfahrt hat den Markt mit aller Härte reguliert.
Beim pro Kopf Verbrauch von Milchprodukten ist bei
Sahnebutter und Käse eine leichte Steigerung zu beobachten.
Die vielfältigen Produkte der NRW-Molkereien
Zum Thema „Ist die Milchwirtschaft nachhaltig?“, nahm der
Westfälische Vorsitzende der LV Milch NRW, Wilhelm
Brüggemeier, Stellung. „In einer immer noch angespannten
wirtschaftlichen Lage stehen die Landwirte durch eine stete
Ausweitung vermeintlich gesellschaftlicher Ansprüche
zusätzlich unter Druck“, betonte Brüggemeier. Durch die
Forderung des Handels nach mehr Nachhaltigkeit eröffnen sich
mehr neue Perspektiven, die positiv für Umwelt und
Verbraucher sind. In der Milchwirtschaft gibt es bereits
jetzt zahlreiche Initiativen, die neben dem Selbstzweck der
Ressourcen-Effizienz dafür sorgen, dass der Wirtschaftszweig
im internationalen Vergleich nachhaltig ist. So hat
„QM-Milch“ im vergangenen Jahr ein Programm entwickelt, dass
hierfür die Standards festlegt. Bei den NRW-Molkereien ist
ein Nachhaltigkeitsmanagement seit Jahren etabliert. Die
deutsche Landwirtschaft hat hier laut dem Food
Sustainability Index 2016 eine weltweite Vorreiterrolle.
Nachhaltigkeitsmaßnahmen gehen mit einem höheren
Erzeugeraufwand einher und müssen im Rahmen der
Wertschöpfungskette entlohnt werden. Zukunftsfähig ist die
Milchwirtschaft dann, wenn sie alle Marktteilnehmer
mitnimmt. Dabei muss sie gesellschaftlichen Ansprüchen
gerecht sein.
Hier stellt sich die Frage: Ist die Milchwirtschaft
nachhaltig?
Wenn ja, für wen?
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