Duisburg, 03. Mai 2019 – Der Welttag
steht in diesem Jahr unter dem Motto „Medien für
Demokratie: Journalismus und Wahlen in Zeiten der
Desinformation“. In über 50 Veranstaltungen setzen
sich Expertinnen und Experten weltweit für das Recht auf
Meinungsfreiheit und den Zugang zu Informationen ein. Auf
der zentralen Veranstaltung in Addis Abeba, Äthiopien, wird
der UNESCO/Guillermo Cano-Preis für Pressefreiheit an die
inhaftierten Journalisten Kyaw Soe Oo und Wa Lone aus
Myanmar verliehen.
Prof. Dr. Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen
UNESCO-Kommission betont anlässlich des Welttags:
„Journalistische Berichterstattung spielt eine zentrale
Rolle bei der politischen Meinungsbildung, insbesondere im
Vorfeld von Wahlen.“ Sie solle neutral die Vielfalt der
Positionen vermitteln, um Bürgerinnen und Bürgern
informierte Entscheidungen zu ermöglichen.
„Weltweit, auch in Europa und Deutschland, beobachten wir
einen erschreckenden Anstieg von Desinformationskampagnen,
besonders über soziale Medien. Das ist eine gefährliche
Entwicklung für die Demokratie. Unabhängiger und
professioneller Journalismus ist hier mehr denn je
gefordert, um Meinungen Fakten gegenüberzustellen und
Transparenz zu schaffen“, so Böhmer weiter.
Aufgrund ihres Einsatzes für die Presse- und
Meinungsfreiheit und eine transparente Berichterstattung
erhalten in diesem Jahr Kyaw Soe Oo und Wa Lone aus Myanmar
den UNESCO/Guillermo Cano-Preis für Pressefreiheit. Die
beiden Journalisten wurden nach ihrer Festnahme in Yangon am
12. Dezember 2017 zu einer siebenjährigen Haftstrafe
verurteilt, nachdem sie für die Nachrichtenagentur Reuters
über mutmaßliche Menschenrechtsverletzungen in Myanmars
Teilstaat Rakhine berichtet hatten.
Thema ihrer Dokumentation waren Verbrechen an den Rohingya.
Der Preis wird am 2. Mai in Addis Abeba verliehen. Der
Guillermo Cano-Preis für Pressefreiheit wird seit 1997
jährlich von der UNESCO vergeben. Er zeichnet Personen oder
Organisationen aus, die oft unter hohem Risiko einen
herausragenden Beitrag zur Verteidigung oder Förderung der
Pressefreiheit geleistet haben. Der Preis ist nach dem
kolumbianischen Journalisten Guillermo Cano Isaza benannt,
der 1986 vor dem Redaktionsgebäude seiner Zeitung in Bogotá
hingerichtet wurde.
Die UNESCO hat als einzige Sonderorganisation der Vereinten
Nationen das Mandat, die Meinungs- und Pressefreiheit zu
schützen. Sie unterstützt den Aufbau unabhängiger und
pluralistischer Medien. Besonders in Krisen- und
Konfliktregionen hilft die UNESCO freien und unabhängigen
Medien dabei, Prozesse der Konfliktlösung, der
Demokratisierung und der Friedenssicherung voranzutreiben
und zu gestalten.
Mit zahlreichen regionalen Projekten fördert sie die Aus-
und Fortbildung von Journalisten. Auch die Sicherheit von
Journalisten ist ein Aspekt der Meinungs- und
Pressefreiheit: Die UNESCO prangert die Ermordung von
Journalisten an und fordert verstärkte Maßnahmen zur
Aufklärung von Verbrechen an Journalisten.
Pressefreiheit verteidigen und Demokratie stärken
Kulturstaatsministerin Grütters fördert Leipziger Zentrum
für Presse- und Medienfreiheit
Am heutigen internationalen Tag der Pressefreiheit erklärte
die Staatsministerin für Kultur und Medien (BKM), Monika
Grütters:
„Die Freiheit der Presse und damit ein unabhängiger
Journalismus sind Voraussetzung einer informierten
Öffentlichkeit und grundlegend für unsere Demokratie. Die
Vielfalt unserer Medienlandschaft erlaubt es den Menschen,
sich eine eigene Meinung zu bilden - hiervon profitieren wir
alle. Jede autoritäre Herrschaft beginnt damit,
Intellektuelle, Kreative und Künstler buchstäblich mundtot
zu machen. Mit Sorge sehe ich, wie vielerorts, vor allem
aber in der Türkei viele Journalistinnen und Journalisten
derzeit inhaftiert werden. Pressefreiheit muss immer wieder
neu errungen und verteidigt werden - in Deutschland aber
auch in vielen anderen Teilen der Welt wie aktuell in
Österreich. Ein transnationales Zentrum, das die
Pressefreiheit pflegt, ist dringend notwendig.“
Aus diesem Grund wird die BKM das Europäische Zentrum für
Presse- und Medienfreiheit (EZPMF) mit insgesamt 100.000
Euro aus dem Kulturetat fördern. Das Leipziger Zentrum
versteht sich als eine offene Plattform zum Thema
Medienfreiheit. Es sammelt Daten zu Angriffen auf
Medienschaffende weltweit und gibt ihnen die Möglichkeit,
sich international zu vernetzen.
Für Journalistinnen und Journalisten, die in ihrem
Heimatland verfolgt werden, ist das Leipziger Zentrum auch
ein Refugium: Über das „Journalists in Residence“-Programm
können sie temporär in Deutschland Zuflucht finden.
Monika Grütters weiter: „Auch die Arbeit der Deutschen Welle
ist angesichts der Bedrohung der Pressefreiheit weltweit
notwendiger denn je. Ihr Angebot ist oftmals die einzige
Alternative zu gezielter Desinformation und staatlicher
Propaganda. Die Deutsche Welle steht für Pressefreiheit und
objektive Berichterstattung weltweit. Deshalb wollen wir sie
weiter stärken.“
Das Leipziger EZPMF besteht seit 2015 und wurde von
Medienschaffenden, Verlagen, Medienrechtsexperten und
Gewerkschaften aus insgesamt 16 europäischen Nationen in der
Rechtsform einer europäischen Genossenschaft gegründet
(SCE). Es erhält neben der Förderung durch die
Kulturstaatsministerin auch Fördermittel vom Freistaat
Sachsen sowie der Europäischen Kommission, der Stadt Leipzig
und der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig. Das Zentrum
ist politisch unabhängig.
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