Nettetal/Duisburg, 17. Dezember 2019 – Die
Schülerin Pia Mevissen aus Nettetal schreibt über die
Erfahrungen beim Treffen mit THW-Präsident Broemme auf der
Young leaders Akademie und bei THW-Übungseinsätzen.
„Für alle, die Spaß an Technik und Helfen haben, ist das THW
ein großer Spielplatz“, erklärt Marcel Richter am
Samstagmorgen, einer von 80.000 ehrenamtlichen Helferinnen
und Helfern des Technischen Hilfswerkes. An diesem Morgen
beginnt für die junge Nettetalerin Pia Mevissen der
Großübungseinsatz im Trainingsbergwerk Recklinghausen mit
dem THW Ortsverband (OV) Duisburg.
Bei diesem müssen Kinder, die zuvor dort versteckt wurden,
aus Bergstollen von den Einsatzkräften des THW „gerettet“
werden.
Ende Oktober hat Pia an der 66. young leaders Akademie in
Berlin teilgenommen, wo sie eine Woche lang mit knapp 120
Jugendlichen und jungen Erwachsen aus ganz Deutschland über
Politik, Religion und Ethik diskutiert hat. Dort ist ihr die
Aufgabe eines Journalistenwettbewerbes gestellt geworden,
bei dem sie Artikel mit dem Hauptthema „Technisches
Hilfswerk“ verfassen soll.
Um einen möglichst detaillierten und realitätsnahen Einblick
in das THW, das für Pia und auch für viele andere
Bürgerinnen und Bürger „unbekanntes Terrain“ ist, zu
erhalten, hat sie den Großübungseinsatz des THW OV Duisburg
im Trainingsbergwerk Recklinghausen begleitet. Einen Tag
später hat sie dann auch noch den Volkstrauertag zusammen
mit dem THW OV Nettetal verbracht.
An einem dieser knapp sieben Tagen während der Akademie hat
auch der 169. Jugend Presse Kongress, ein Medienworkshop,
stattgefunden. Dazu eingeladen waren unter anderem der
THW-Präsident Albrecht Broemme und die Geschäftsführerin der
Stiftung THW Dr. Cornelia Lawrentz (2. v. l.). Seinen
Kurzvortrag zu Beginn des Kongresses startete der THW-Präsident
unter dem Leitsatz“#kompetent #professionell
#freiwillig - nur so geht Katastrophenschutz“.
Dass in diesen drei Worten so viel Wahres steckt, erkennt
Pia, als sie am Wochenende mit vielen Einsatzkräften des
THWs spricht.
„Neunundvierzig brauchten wir einen Zivilschutz in
Deutschland. Deshalb sind wir hier!“, so Übungsleiter Sven
Wagner des THW OV Duisburg über die Verantwortung des THWs
in der Gesellschaft. Auch das hat sich bis heute nicht
geändert, im Gegenteil: „Neu ist das verstärkte Vorkommen
von extremen Wetterphänomenen, wozu der Mensch leider einen
erheblichen Beitrag geleistet hat. ( … ) Für das THW
bedeutet das häufigere und längere Einsätze.“, so fügt dem
THW-Präsident auf der young leaders Akademie zu.
Stellt sich da nicht die Frage, was die 80.000
Helferinnen und Helfer des THWs antreibt und motiviert?
„Beim THW findet man lebende, echte Freunde - Kameraden, die
einander helfen.“
So erklärt THW-Präsident Albrecht Broemme (links) die
Motivation. Aber nicht nur auf Ortsverbandebene, sondern
bundesweit ist man eine „Großfamilie“. Walter Delbos vom THW
OV Nettetal erklärt: „Wir hier beim THW sind vernetzt über
ganz Deutschland. Beim Umzug ist das THW der Einstieg ins
Dorf. Man findet sofort einen gemeinsamen Bezugspunkt.“
Aber die Helfer sehen nicht nur die Gemeinschaft, sondern
wollen in Katastrophen einfach nur helfen. Sylvia
Kleinrensing, Pressesprecherin des OV Duisburg erklärt: „Wir
aus dem ,Blaulichtmilieu’ haben alle das Helfersyndrom“.
Auch eine Hierarchie findet man beim THW nicht vor, obwohl
die Ämter zwischen Haupt- und Ehrenamt klar getrennt sind.
Dies spiegelt sich unter anderem auch in der Meinung über
den Präsidenten wider: „Der Broemme ist ein vielfältiger und
vielschichtiger Typ! Beim TÜV hat er einmal eine Parkscheibe
mitgenommen, worauf ihn sein Chauffeur gefragt hat, was dies
denn solle? Er habe doch schon eine Parkscheibe. Doch
Broemme antwortete nur: , Für meine Katze. Damit nicht alle
meinen, dass sie noch nicht gefüttert wurde und sie deshalb
zu dick wird. Dafür stelle ich die Uhrzeit ein, wann ich sie
zuletzt gefüttert habe und lege die Scheibe dann zum
Fressnapf.“
Gewalt auch gegen THW-Helfer
Dennoch: Dass sie nicht auf dem Ponyhof sind, merken die
„blauen Heinzelmännchen“ stets aufs Neue: „Wir kriegen auch
dumme Sprüche. Das ist einfach so.“, merkt Sylvia
Kleinrensing an und bemängelt weiter: „Gewalt und Kritik an
Hilfskräften nimmt zu. Viele Leute zeigen keinen Respekt.
Bei Rosenmontagszügen nehmen wir die Namensschilder von der
Jacke.“
Ehrenamt
Im Laufe der Tage beim THW und bei der young leaders
Akademie hat die Nettetalerin Pia Eines erfahren:
„Eine Gesellschaft kann nur durch ehrenamtliche Arbeit
funktionieren."
Egal, ob man in der Kirche, in der Politik oder beim THW wie
unzählige 'Blaue Engel' tätig ist: Erst das Ehrenamt
verwandelt eine Gesellschaft, in der nur so viel getan wird,
wie gerade notwendig, in eine Gesellschaft, in der über die
Pflicht hinaus gedacht und gehandelt wird.
Die Gesellschaft erweitert durch Ehrenamt ihren eigenen
Horizont!
Dieses Ehrenamt ist bei den Einsatzkräften des THWs Gang und
Gebe. Im Gegensatz zu vielen anderen Hilfsorganisationen und
Vereinen, die über Mitgliederschwund klagen: „Bei uns", so
Sylvia Kleinrensing, „gibt es für die Jugend Wartelisten,
weil so viel Nachfrage besteht!“
Die Gesellschaft entwickelt das Ehrenamt weiter.
Das Ehrenamt entwickelt die Gesellschaft weiter.
Das THW - ein lebendes Bespiel.
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