| Neue Studie des WSI Duisburg, 
							22. Dezember 2022 - Im Job, wenn andere feiern: 
							Zwischen 8 und 20 Prozent aller Erwerbstätigen 
							müssen an den Festtagen arbeiten Sie kümmern sich um 
							Menschen in Not, sie machen Weihnachtseinkäufe in 
							letzter Minute möglich oder bringen dringend 
							benötigte Güter von A nach B: Ein Teil der 
							Erwerbstätigen in Deutschland muss arbeiten, während 
							und damit die Mehrheit der Bevölkerung Weihnachten 
							und den Jahreswechsel feiern kann.
 
 
							 Wer an den kommenden Festtagen „im Dienst“ ist, hat 
							das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche 
							Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung 
							untersucht.* Zentrale Befunde der neuen Studie: Je 
							nach Tag und Uhrzeit arbeiten zwischen 8 und 20 
							Prozent aller Erwerbstätigen. Besonders hoch sind 
							die Anteile im Gastgewerbe, dem Handel, in Verkehr 
							und Logistik sowie im Gesundheits- und Sozialwesen 
							(siehe auch die Tabellen 1 und 2 in der pdf-Version 
							dieser PM; Link unten).
 Männer sind über die Festtage etwas häufiger als Frauen im bezahlten Job 
							aktiv. Besonders stark sind Menschen mit geringeren 
							Einkommen betroffen. Die Untersuchung zeigt auch, 
							dass viele Tarifverträge den 24. Dezember und 
							Silvester für Beschäftigte in tarifgebundenen 
							Betrieben grundsätzlich zu freien Tagen machen – 
							obwohl sie keine gesetzlichen Feiertage sind.
 
 Fast 4200 Erwerbstätige haben in einer Befragung der 
							Hans-Böckler-Stiftung von November darüber Auskunft 
							gegeben, ob und wann sie an Weihnachten oder zum 
							Jahreswechsel arbeiten. Die WSI-Forscher Dr. Eric 
							Seils und Dr. Helge Emmler können auf Basis der 
							Daten ein detailliertes Bild zeichnen. Am Vormittag 
							des 24. Dezember müssen noch 20 Prozent aller 
							Erwerbstätigen arbeiten. Dabei dürfte die Quote 2022 
							etwas niedriger sein als in anderen Jahren, weil der 
							24. auf einen Samstag fällt. Im Handel und im 
							Verkehrsgewerbe sind sogar 45 bzw. 33 Prozent der 
							Erwerbstätigen noch im Erwerbsjob aktiv.
 
 Nach 14 Uhr, wenn das Ladenschlussgesetz den 
							Heiligen Abend einläutet, sinkt der Anteil der 
							Menschen, die schaffen müssen, auf den tiefsten 
							Stand an den Festtagen, was die Bedeutung dieses 
							Abends illustriert. Dennoch müssen 8 Prozent aller 
							befragten Erwerbstätigen arbeiten, wenn die 
							Bescherung naht. Im Gesundheits- und Sozialwesen 
							liegt die Quote sogar bei 22 Prozent – und bleibt 
							über die Feiertage auf diesem Niveau.
 
 Beschäftigte mit Tarifvertrag sind dabei auch an 
							Heiligabend vielfach im Vorteil: Sie haben nicht nur 
							weitaus häufiger Weihnachtsgeld bekommen, sondern 
							auf tariflicher Basis oft einen ganzen oder halben 
							Tag frei, zeigt das WSI in der Auswertung anhand von 
							Beispielen aus verschiedenen Branchen und 
							Unternehmen. Ohne solche tariflichen Regelungen wird 
							Beschäftigten am 24. Urlaub abgezogen – ebenso wie 
							am Silvestertag.
 
 An den beiden Weihnachtstagen steigen die 
							allgemeinen Werte der Beschäftigung gegenüber 
							Heiligabend nach 14 Uhr kaum an. Eine wichtige 
							Ausnahme ist das Gastgewerbe, wo rund ein Drittel 
							der Erwerbstätigen im Job gefragt ist. Am Vormittag 
							des Silvestertages müssen 19 Prozent aller 
							Erwerbstätigen arbeiten. Nach 14 Uhr sinkt der 
							Anteil auf 10 Prozent. Deutlich überdurchschnittlich 
							ist die Quote dann erneut im Gastgewerbe, im 
							Gesundheits- und Sozialwesen, in der Logistik sowie 
							im Handel.
 
 An Neujahr ist es 9 Prozent der Erwerbstätigen nicht 
							vergönnt, auszuschlafen. Bemerkenswert ist, dass 
							Erwerbstätige aus Haushalten mit einem niedrigen 
							bedarfsgewichteten Haushaltseinkommen häufiger an 
							den Festtagen arbeiten müssen als solche mit einem 
							hohen Haushaltseinkommen.
 
 Besonders auffällig ist das Muster am Vormittag des 
							Heiligen Abends, an dem 29 Prozent der 
							Erwerbstätigen mit einem bedarfsgewichteten 
							Haushaltseinkommen von unter 1.500 Euro zur Arbeit 
							gehen müssen, während der Anteil bei höheren 
							Haushaltseinkommen nur noch bei 15 bis 17 Prozent 
							liegt. Ähnlich ist die Situation am 
							Silvestervormittag. An den übrigen Zeitpunkten ist 
							das Muster weniger deutlich, verschwindet jedoch 
							nicht. Schließlich müssen Männer tendenziell etwas 
							häufiger als Frauen an den Festtagen im Erwerbsjob 
							arbeiten. Dies zeigt sich am ehesten am Vormittag 
							des Heiligen Abends und am Silvesternachmittag.
 
 
  
 
  
 QUELLE Seils, Eric; Emmler, Helge; WSI-Tarifarchiv: 
							Wer arbeitet an den Festtagen 2022 / 2023? Analysen 
							zur Tarifpolitik
 
 
 
 
 
 
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