Duisburg, 20. Mai 2010 –Eine
Mischung aus bekannten Stücken der Kölner Kultband „Die Höhner“,
gemischt mit meisterlicher Manegenkunst, bildete das rund
dreistündige Programm am Eröffnungsabend.
Die vier Elemente Erde, Feuer, Wasser, Luft standen im
Mittelpunkt der Handlung. Doch wie sollte es auch bei der
Kombination der Akteure anders sein? Es kamen noch zwei weitere
Elemente hinzu - die Musik und den Circus…
Die „Höhner Rockin’ Roncalli Show“, eine Erfolgsmischung aus
bester kölscher Popmusik und feinster circensischer Kunst zeigte
dem Publikum stimmungsvoll die glamouröse Welt des „fahrenden
Volkes“.
Fünf Jahre haben die Kölner auf die neue Musik-und-Manegen-Show
gewartet. Nach „(Rhein-) Land des Lächelns“, „Minsche, Fiere,
Emotionen“ und „SingSalaBim“ drehten die experimentierfreudigen
Höhner und der musikbegeisterte Circusdirektor Bernhard Paul nun
für die Besucher einen „Salto Globale“.
Alle Sinne wurden bei der neuen Inszenierung im Übermaß
beeinflusst. Traumhafte Luftelfen, kraftvolle Körperkünstler,
waghalsige Himmelsstürmer und geheimnisvolle Feuer-Jongleure
entfalten ihre Kunst zu den Klängen der Höhner. Melodien und
Manegenkunst, Akkorde und Akrobaten verschmolzen zu einer
einzigartigen Symbiose.
Alleine durch die zahllosen Fantasie Figuren der Gruppe „Anima
Planet“ wurden Fantasien frei, Gedanken und Traumbilder nahmen
Gestalt an. Faune, Fabelwesen und Fantasiegeschöpfe nahmen Form
an. Sie hauchten den 4 Elementen Leben ein. Da war Rakuku, die
faunartige Fabelfigur, oder Solaris, das Wesen aus den Weiten
jenseits des Monds und Aquarius aus der Wasserwelt. Entworfen
und bis zur letzten Faser selbst gefertigt wurden diese Figuren
von der Bildhauerin Lucyna Lippert. Der Animationskünstler Tomek
Reise mit seinen Künstlerkollegen verkörperte sie im wahren Sinn
des Wortes und verlieh ihnen Sprungkraft und
Einfühlungsvermögen.
Den Anfang machte Aurélie. So viel Harmonie zwischen Mensch und
Tier sieht man selten. Wie eine Elfe aus dem Märchenwald tanzte
die französische Künstlerin mit ihrer schneeweißen Taube Celeste
auf der Bühne und überzeugte nicht nur mit ihrer hervorragenden,
kraftvollen Handstandequilibristik. Die Beziehung zu ihrer Taube
und die Verständigung zwischen Tier und Mensch wurde hier
tiefgründig gezeigt.
Es folgte „Mr. Lo“, Lorenzo Torres, der nicht nur die klassische
Kunst des Papierreißens formvollendet beherrschte. Dynamisch und
perfekt gestaltete er in unglaublicher Geschwindigkeit immer
wieder neue, bunte, andersartige Papierobjekte. Und auch das
Kostüm war aus Zeitungen hergestellt. Alles in allem beste
Unterhaltung für die Zuschauer.
Die junge Tänzerin Lara Jacobs drang in eine Männerdomäne ein.
Sie zauberte mit Ihrem Derwischtanz eine fantastische Bilderwelt
auf die Bühne. Tanz und Musik wurden zu einer Einheit. Eine
Reise in die faszinierende Dimension von Schwingung, Drehung und
Spektakel – magisch, poetisch, atemberaubend, grandios!
Jigalov war ein Dauerbrenner im gesamten Programm des Abends.
Man kann ihn als Kontrapunkt zu den klassischen Clowns
bezeichnen. Schminke hat er nicht nötig. Mit sparsamen wie
gleichermaßen originellen Gesten gelang es ihm, Präsenz im
Rampenlicht zu zeigen. Dabei war seine pantomimische Qualität
von besonderer Güte. Vom kleinen Fiesling bis zum Rock 'n'
Roller. Man nahm ihm alle Rollen prompt ab. Das handwerkliche
Rüstzeug für seine bemerkenswerte Karriere erhielt Jigalov an
der Zirkusschule in Moskau. Er war der Taktgeber für die
Lachmuskulatur der Zuschauer, die dieses mit Applaus
honorierten.
Furia, eine begnadete Trapezkünstlerin hat Feuer. Und dieses
nicht nur ob ihrer feuerroten Haare, die den Namen
rechtfertigen, nein auch bei ihren Darbietungen. Mit
unglaublichem Temperament und heißblütigem Charme mischte die
energiegeladene Russin den (Circus) Himmel mächtig auf. Bei
ihrer Darbietung am Solotrapez raubte sie mit unglaublichen
Abfallern und riskanten Pirouettensprüngen von höchstem
Schwierigkeitsgrad den Menschen im Circusrund schier den Atem.
Die erste Zugabe wurde bei der Aufführung der Artistentruppe "The
White Crow" fällig. Die Gruppe besteht aus einer Kanadierin,
einem Schweizer und einem Russen, die auf Weltniveau kühnste
Sprünge auf dem so genannten Russischen Barren zelebrieren.
Carole Demers, die stets ganz in Weiß gewandete Frontfrau des
Trios, zeigte erstmals drei verschiedene Dreifach-Saltos an
diesen ungewöhnlichen Turngerät. Die außergewöhnlichen Voltigen,
die sie mit Unterstützung ihrer Partner Johnny Gasser und Yuri
Kreer Nummer so anmutig und scheinbar federleicht vollführt,
wurden mehrfach hoch dekoriert. Beim Weltfestival „Cirque de
Demain“ in Paris gab es die Goldmedaille, ein Jahr später folgte
in Monte Carlo der Silberne Clown, der in Fachkreisen als
Circus-Oscar firmiert.
Nach der Pause ging es weiter mit „Sasha - the frog“ Da stellte
sich so mancher der Anwesenden die Frage - Brauchen Menschen
Knochen, haben Frösche welche? Der Künstler präsentiert hier die
Kunst der Kontorsion auf höchstem Niveau. Dabei zeigte sich der
Schlangenmensch im Gewand eines Frosches von seiner komischsten
Seite und beeindruckt mit unglaublicher Flexibilität. Mit einem
Lächeln und großer Leichtigkeit konnte „The Frog“ seinen Körper
in Positionen bringen, die eigentlich das Vorhandensein von
Knochen und Gelenken ausschließen müssten.
Man muss sagen, dass kein weiterer Höhepunkt an diesem Abend
folgte, denn alle Künstler verdienen diesen Anspruch, weil jeder
Act einen solchen bildete.
Doch erstmals kamen vier Künstler
hinzu, die zum Tierreich gehören: „The Duss Family“ mit ihren
Seelöwen!
„Gut gebrüllt, Löwe!“ kann man da nur sagen. Petra und Roland
Duss präsentierten mit ihren Seelöwen zahme possierliche
Meeresbewohner, die eh alles zum Brüllen fanden, denn es gab
immer ein Stück Fisch für jeden ihrer „Gesangsvorträge“, für
blitzschnelle Jonglagen und akrobatische Bewegungen.
Und die
Zuschauer fanden es zum Brüllen komisch, was die mächtigen
glänzend-schwarzen Tiere an Kunststückchen parat hatten. Und
auch sie erhielten bereits den Preis für die kreativste und
artgerechteste Tierdarbietung.
Mädir Eugster, Begründer und Leiter der Schweizer
Tanztheater-Formation Rigolo thematisierte die Balance in neuen
Dimensionen. Die Magie der Stille! Er zeigte fantastische
Objekte, die in genialer Einfachheit die tiefe Symbolik des
Gleichgewichts darstellen. Mädir Eugsters Soloperformance, eine
eigens kreierte Mischung aus circensischer Kunst und archaisch
–rituellem Tempeltanz, brachte die Besucher zum Staunen.
In
seiner Nummer „Sanddornbalance“, legte der Künstler, einem
modernen Schamanen gleich, 13 Palmäste zu einer schwebend
leichten Skulptur zusammen.
Mit dem Leitsong „I’m a part of it“ – ich bin ein Teil dieser
Welt – wurde den Zuschauern abschließend die Botschaft der
Höhner weitergegeben, die vier Elemente erlebbar zu machen und
das Bewusstsein für einen verantwortungsbewussten Umgang mit den
natürlichen Ressourcen zu schärfen. Und nicht nur ein Feuerwerk
alter und neuer Hits sowie eigens für die Show komponierter
Melodien sondern auch der Umstand, das die sechs Vollblutmusiker
wieder ein Teil der circensischen Inszenierung wurden, machten
den Abend zu einem bleibenden Erlebnis.
Noch bis zum 30. Mai gastiert der Circus Roncalli an der
Stresemannstraße in Duissern am Innenhafen. Ein Besuch sollte
für jeden Circus Begeisterten eine Pflichtveranstaltung sein.
Die Kasse ist täglich von 14 – 20 Uhr geöffnet! (Pfingstmontag
und Dienstag geschlossen!) HaMo, Manfred
Schneider (Foto) |