BZ-Home  BZ-Sitemap   Wetter und Klima Redaktion Harald Jeschke

Kapriolen, Unwetter und Rekorde

Archiv: Juli - Dez  Jan - Juni 2023   2022 04-12   2022 01 - 03   2021  2020   2019 Elbe 2002


 

Reicht uns das Wasser jetzt? So reagiert das Grundwasser auf die nasse Phase

 Große regionale Unterschiede beim Grundwasser
 
Grundwasser reagiert unterschiedlich schnell auf Niederschlag, oft erst im folgenden Frühjahr
Langsame Normalisierung der Grundwasserstände im Nordwesten Deutschlands
Weiterhin angespannte Situation in vielen Bundesländern im Osten und Süden

Durch den nassen Herbst sind die Böden aktuell in den obersten Schichten gesättigt. Das Grundwasser reagiert jedoch je nach Region langsamer auf den Niederschlag. Quelle: Shutterstock

Bonn/Duisburg, 7. Dezember 2023 - Die letzten Monate brachten viel Regen: Der Herbst war sogar der nasseste seit 20 Jahren. Doch hat das ausgereicht, um die Grundwasserstände nach den Dürrejahren wieder auf Normalniveau zu bringen? Wir betrachten die Situation für verschiedene Regionen.
 

Das Jahr 2023 wird insgesamt als nassestes Jahr seit langem in die Wettergeschichte eingehen. Besonders nass waren die vergangenen Herbstmonate. So fiel im November deutschlandweit etwa doppelt so viel Niederschlag wie üblich. Entsprechend sind die Böden bundesweit gesättigt, zumindest in der obersten Schicht bis etwa 30 Zentimeter. Doch durch die trockenen Jahre 2018 bis 2020 und 2022 fehlen in der Niederschlagsbilanz immer noch fast 600 Liter Niederschlag pro Quadratmeter.

 

So schnell reagiert das Grundwasser

Ob und wie schnell das Grundwasser auf die gefallenen Niederschläge reagiert, hängt von der Tiefe des sogenannten Grundwasserleiters ab. So wird ein Gesteinskörper mit Hohlräumen bezeichnet, der das Grundwasser ableiten kann. Oberflächennahe Leiter in etwa 10 Meter Tiefe reagieren schneller als tiefere in etwa 100 Meter.

 

Daneben spielt die Durchlässigkeit des Gesteins eine Rolle.

Laut Bernd Kirschbaum vom Umweltbundesamt füllt sich das Grundwasser in den durchlässigen Lockergesteinen des Norddeutschen Tieflands oder im Karstgestein auf der Schwäbischen Alb durch Niederschlag schneller wieder auf. In kleinporigen Festgesteinen, wie zum Beispiel im Sandgestein des Thüringer Waldes, kommt das Wasser dagegen nur wenige Meter pro Tag voran, wenn überhaupt. Hohe Niederschlagsmengen kommen wegen des hohen Oberflächenabflusses nur zu einem geringen Teil dem Grundwasser zugute. Oft macht sich der Niederschlag erst im nächsten Frühjahr oder noch später bemerkbar. Von Region zu Region ist dies also unterschiedlich.

 

Hier steigt das Grundwasser 

Für Niedersachsen teilt der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz mit, dass im Vergleich zu den Vorjahren für den Monat November viele Grundwassermessstellen normale bis sehr hohe Grundwasserstände aufweisen. Für diese erste Auswertung wurden jedoch nicht alle Grundwassermessstellen herangezogen.

Auch in Nordrhein-Westfalen ist der Anteil der Messstellen mit einem niedrigen Grundwasserstand nach Auskunft des Landesamtes rückläufig. Allerdings weist noch immer rund ein Viertel der Messstellen einen niedrigen bis sehr niedrigen Grundwasserstand auf.  


Vielerorts noch keine Entwarnung

In Rheinland-Pfalz liegen die Wasserstände an fast allen Messstellen nach Aussage des dortigen Ministeriums noch unter den üblichen Werten. 

Auch weiter südlich wie zum Beispiel in Bayern steigen die Stände zwar wieder an, eine Entwarnung kann aber noch nicht gegeben werden. So schreibt das Bayerische Landesamt auf Anfrage: „Bei den oberflächennahen Grundwasserstockwerken, die vergleichsweise schnell reagieren, weisen nach den jüngsten Niederschlägen aktuell nur noch rund 15 Prozent der Messstationen einen niedrigen oder sehr niedrigen Stand auf. In den tieferen Grundwasserstockwerken erfolgt eine Reaktion auf die Witterungsverhältnisse erst mit Verzögerung. Hier sind es gegenwärtig 54 Prozent.“ 


Kaum Anstieg in Ostdeutschland

Kaum Veränderungen zeigen sich an vielen Messstellen im Osten des Landes. Auch hier sind zwar die oberen Bodenschichten bis etwa 20 Zentimeter Tiefe ausreichend mit Wasser versorgt und auch dort reagieren Messstellen in den Tälern auf den Regen. Doch an der Mehrzahl der Grundwassermessstellen gibt es keine signifikanten Veränderungen. 

Das Landesamt für Umwelt in Brandenburg rechnet damit, dass es vermutlich noch längere Zeit dauert, möglicherweise mehrere Jahre, bis im gesamten Land Brandenburg der Grundwasserstand wieder dauerhaft innerhalb des langjährigen Mittels gemessen wird.



Durch einzelne regenreiche Monate kann das große Defizit der vergangenen Dürrejahre also nicht ausgeglichen werden. Experten gehen davon aus, dass es mindestens zwei regenreiche Winterhalbjahre (November bis April) benötigt. Von einer flächendeckenden Entwarnung kann also keine Rede sein, auch wenn sich die Situation regional verbessert.


Fakten: 
- Große regionale Unterschiede beim Grundwasser
- Grundwasser reagiert unterschiedlich schnell auf Niederschlag, oft erst im folgenden Frühjahr
- Langsame Normalisierung der Grundwasserstände im Nordwesten Deutschlands
- Weiterhin angespannte Situation in vielen Bundesländern im Osten und Süden

 

Quellen: 

Umweltbundesamt

Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen, Hydrologischer Status

https://www.lanuv.nrw.de/umwelt/wasser/hydrologische-berichte/hydrologischer-status-nrw-31-oktober-2023

Landesamt für Umwelt Brandenburg

Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz

Bayerisches Landesamt für Umwelt

Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz

 


Schnee in Bayern: Wetter oder Klimawandel? - Eine meteorologische Einordung

50 Zentimeter Neuschnee: Dezemberrekord für München Ursachen des Extremereignisses
Schneefall in Zeiten der Klimaerwärmung - ein Widerspruch? Einfluss des Klimawandels

München Hauptbahnhof: Nichts geht mehr. Eine Wetterlage wie am vergangenen Wochenende hat es in der Vergangenheit immer wieder gegeben und wird es auch in Zukunft geben. Quelle: WetterOnline



Bonn/Duisburg, 5. Dezember 2023 -
Anhaltende, starke Schneefälle zum Start ins vergangene Wochenende haben in Bayern für Chaos gesorgt. Ein halber Meter Neuschnee rund um München - so viel wie noch nie seit Messbeginn in einem Dezember, tagelanges Verkehrschaos und Schulausfälle. Der diesjährige Winteranfang bricht Rekorde. Doch was hat der Klimawandel damit zu tun? 




Gleich zu Beginn des ersten Wintermonats bricht der diesjährige Frühwinter Rekorde. Seit Beginn der Messungen hat es rund um München noch nie so viel Schnee in einem Dezember gegeben. Gut 50 Zentimeter Schnee sorgten für Schulausfälle und ein Verkehrschaos. Der Flugverkehr kam zum Erliegen, der öffentliche Nahverkehr stand weitgehend still. 

Angesichts dieses extremen Wetterereignisses stellt sich für viele die Frage, welchen Einfluss der zweifellos allgegenwärtige Klimawandel auf solche Schneeereignisse hat. Denn Schnee und Kälte passen doch eigentlich nicht zu dem, was man von dem Begriff „Klimaerwärmung“ erwartet, oder etwa dennoch? 




Björn Goldhausen, Meteorologe und Pressesprecher von WetterOnline: „Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass es sich bei diesem Extremereignis, das wir in den letzten Tagen im Süden des Landes erlebt haben, um Wetter und nicht um Klima handelt. Es wäre grundfalsch, den Klimawandel allein für solche Wetterlagen verantwortlich zu machen. Wir dürfen aber nicht die Augen davor verschließen, dass der Klimawandel bei fast allen Wetterereignissen seine Finger im Spiel hat“. 

Eine Wetterlage wie am vergangenen Wochenende hat es in der Vergangenheit immer wieder gegeben und wird es auch in Zukunft geben. Vieles von dem, was wir gesehen haben, ist zunächst schlichtweg Wetter.  


 

Diese meteorologischen Faktoren führten zu den Schneefällen:  

Eine Luftmassengrenze lag zu Beginn des vergangenen Wochenendes über weiten Teilen Mitteleuropas. Sie trennte polare Kaltluft im Norden von warmer Mittelmeerluft im Süden. 

Im Übergangsbereich beider Luftmassen kam es zu anhaltenden und ergiebigen Schneefällen. So weit, so normal.  

 

Klimawandel erhöht das Feuchteangebot

Doch es gibt ein Aber: Bedenkt man nun, dass sich die warme Luft aus dem Süden über dem zum Teil deutlich überdurchschnittlich warmen Mittelmeer mit Feuchtigkeit vollsaugen konnte, so wird klar, dass überdurchschnittlich viel Wasser zur Verfügung stand. Entsprechend fielen die Niederschläge im Bereich der Luftmassengrenze kräftiger aus als im Mittel solcher Wetterlagen. 



Auch die Luftmasse war mit hoher Wahrscheinlichkeit milder als bei einer vergleichbaren Wetterlage ohne Klimawandel. Ob minus 5 Grad oder minus 2 Grad - solange es kalt genug ist, fällt auch Schnee - im Fall des vergangenen Wetterereignisses in Bayern allerdings vor allem zu Beginn extrem nasser Schnee.  

 

 

„Durch den Klimawandel und das damit verbundene überdurchschnittliche Feuchteangebot sind vielleicht ein paar Zentimeter mehr Schnee vom Himmel gefallen als ohne Klimawandel. Am Ende des Tages ist es aber egal, ob der Klimawandel nun für ein paar Zentimeter mehr Schnee gesorgt hat - Chaos hätte diese Wetterlage auch vor 30 Jahren gebracht“, erklärt der Meteorologe.  


Fazit

Als Fazit bleibt festzuhalten: In Zukunft wird es wegen des Klimawandels seltener schneien, dafür werden die Neuschneemengen wahrscheinlich zunehmen. Aus diesem Grund passen Klimawandel und kalte Witterungsabschnitte mit viel Schnee sehr gut ins Bild. 



An die Schaufel, fertig, los! - Mit einfachen Tipps richtig Schneeschippen

Richtige Technik und Werkzeug zum Schneeschaufeln Räumpflicht für Grundstückseigentümer Räum- und Streupflicht gilt auch für Privatwege Das darf gestreut werden


Bei Schneefall ist die Schneeräumung notwendig, damit niemand auf den Wegen ausrutscht und zu Schaden kommt. Grundstückseigentümer sind von den Gemeinden verpflichtet, ihre Grundstücke und die angrenzenden Wege schnee- und eisfrei zu halten. Quelle: Shutterstock

 


Bonn/Duisburg, 4. Dezember 2023 - Des einen Freud, des anderen Leid: Es ist seit langem wieder flächendeckend Schnee gefallen und fast im ganzen Land ist Schneeschippen angesagt. Letzteres ist ein notwendiges Übel und meist mit wenig Freude verbunden. Doch mit ein paar Tricks und Kniffen schiebt die Schaufel den Schnee fast wie von selbst beiseite. 



Liegt Schnee, muss er weggeräumt werden. Damit niemand auf den Wegen ausrutscht und zu Schaden kommt, ist der Griff zur Schneeschaufel unumgänglich.  Das kann zur schweißtreibenden Arbeit werden, vor allem, wenn man weder Werkzeug noch Technik hat. 



Mit dem richtigen Werkzeug stets „diagonal zur Fuge“ schippen 

Doch wie lassen sich Gehwege, Einfahrten und Straßen am besten vom Schnee befreien? Wer große Flächen räumen muss, sollte über die Anschaffung einer Schneefräse nachdenken. Ansonsten genügt als Räumgerät eine einfache Schneeschaufel. Diese gibt es im Handel aus verschiedenen Materialien wie Holz, Aluminium oder Kunststoff.  



Wichtig ist jedoch, dass der Stiel lang genug, die Schaufel ergonomisch geformt und leicht ist. Denn wenn die Schaufel nicht zum Körperbau passt, kann das Schneeschippen zu einer großen Belastung für den Rücken werden und zu Verletzungen führen. Der weiße Wintertraum kann mit der falschen Haltung beim Schneeräumen schnell zur Qual werden. Um dem vorzubeugen, sollten einige einfache Regeln beachtet werden: Der Schnee sollte locker und ohne Druck weggeschoben werden. 



Bei Gehwegplatten empfiehlt es sich zudem, diagonal zur Fuge zu schieben, um ein abruptes Stoppen an der Fuge zu vermeiden. Außerdem sollte der Schaufelstiel mit etwas Abstand von den Händen gefasst werden, um die Hebelwirkung voll ausnutzen zu können.  

Ideal ist auch die Schrittstellung mit leicht gebeugten Knien, sodass die Bewegung aus den Beinen heraus erfolgt. Auch eine gerade Rückenhaltung beugt Schmerzen beim Schippen vor. 



Wer ist für den Winterdienst zuständig? 

Grundstückseigentümer sind von den Gemeinden verpflichtet, ihre Grundstücke und die angrenzenden Wege schnee- und eisfrei zu halten. Diese Pflicht kann auch an eventuelle Mieter oder einen gewerblichen Dienst übertragen werden, muss aber vertraglich geregelt sein.  

Die Räum- und Streupflicht gilt auch für Privatwege. Auch ein Schild mit der Aufschrift „Betreten auf eigene Gefahr“ entbindet den Eigentümer nicht von der Verkehrssicherungspflicht.  




Wer ein Grundstück besitzt, sollte auch auf Dachlawinen achten, damit diese keine Passanten oder Autos beschädigen oder verletzen. Übrigens: Auftaumittel wie Streusalz sind auf Treppen, Rampen oder Hängen nur in Ausnahmefällen erlaubt, weil sie die Umwelt zu stark belasten. Zum Streuen können abstumpfende Mittel wie Splitt, Sand oder Lavagranulat verwendet werden.

 

Wie entsteht Glätte? - Warum Straßen im Winter zur Rutschbahn werden

In Süddeutschland besteht Glättegefahr Das sind die Ursachen von Glätte
Diese Arten von Glätte unterscheidet die Meteorologie

Plötzliche Glatteisbildung kann durch Regen auf kaltem Untergrund oder durch schlagartiges Gefrieren einer nassen Oberfläche entstehen. Dieses sogenannte „Blitzeis“ kann so manchen Verkehrsteilnehmer kalt erwischen. Quelle: Shutterstock

Bonn/Duisburg, 30. November 2023 -
Schlittschuhlaufen in der Eishalle oder auf dem zugefrorenen See ist beliebt. Doch manchmal verwandeln sich auch normale Gehwege oder Straßen plötzlich in spiegelglatte Eisflächen. Das kann aktuell vor allem in Süddeutschland der Fall sein. Auch wenn für den, der ausrutscht, glatt einfach gleich glatt ist, unterscheidet die Meteorologie verschiedene Arten und Ursachen von Glätte.  


Glatteis: Wenn Wasser am Boden gefriert 

Wenn sich flüssiges Wasser auf gefrorenem Boden absetzt, bildet sich oft eine geschlossene Eisschicht. Gefährliche Straßenglätte ist die Folge. Björn Goldhausen, Pressesprecher und Meteorologe von WetterOnline, erklärt: „Glatteis entsteht vor allem dann, wenn eisige Luft aus Nordosten auf laue Südwestwinde trifft.“  

Leichte Warmluft mit Temperaturen über dem Gefrierpunkt schiebt sich dann über die schwere Kaltluftschicht in Bodennähe. Fällt Schnee in die Warmluftschicht, taut er und fällt als Regen. Dieser gefriert dann sofort auf dem noch gefrorenen Boden, die Folge ist Glatteis. Diese besonders tückische Form von Glätte kann bis Freitag in Süddeutschland im Bereich einer Luftmassengrenze auftreten.  

Plötzliche Glatteisbildung kann durch Regen auf kaltem Untergrund oder durch schlagartiges Gefrieren einer nassen Oberfläche entstehen. Dieses umgangssprachlich oft verwendete „Blitzeis“ kann so manchen Verkehrsteilnehmer kalt erwischen.

 

Glatteis, Eisglätte, Reifglätte und Schneeglätte 

Meteorologen unterscheiden grundsätzlich zwischen Glatteis und Eisglätte. Beide Namen klingen ähnlich und haben die gleiche Wirkung.  

Im Gegensatz zu Glatteis ist für Eisglätte jedoch kein unmittelbarer Niederschlag erforderlich. Eisglätte entsteht, wenn bereits am Boden befindliches Wasser gefriert. Das kann Schmelzwasser, Schneematsch oder einfach Regennässe sein. Eisglätte tritt häufig nachts auf, wenn es tagsüber geregnet hat oder der Schnee geschmolzen ist und es abends frostig wird.  

Neben diesen beiden Phänomenen gibt es auch Reifglätte. Dabei gefriert Wasserdampf aus der Luft direkt auf Straßen und Wegen. Auch Schneeglätte ist möglich. Sie entsteht, wenn Schnee mit Druck - zum Beispiel durch fahrende Autos - zusammengepresst wird.

Zweitwärmster und sehr nasser Herbst in Deutschland

Offenbach, 29. November 2023 – Der Herbst 2023 ist nach Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Deutschland der Zweitwärmste seit Messbeginn 1881. Auch der Zeitraum Januar bis November 2023 liegt mit einem Mittel von 11,2 °C hierzulande auf dem zweiten Platz. Uwe Kirsche, Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD): „Wir müssen den Dezember noch abwarten, aber auch 2023 dürfte wieder eines der wärmsten Jahre in Deutschland werden.“


Zum Vergleich: 2023 wird weltweit nach Einschätzung des EU-Klimawandeldienstes Copernicus das wärmste je gemessene Jahr. Wider Erwarten konnte trotz des Niederschlagsreichtums noch ein gutes Sonnenplus in der Herbstbilanz verbucht werden. Das meldet der DWD nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.


Temperaturplus von 2,7 Grad
Das Temperaturmittel lag im zweitwärmsten Herbst mit 11,5 Grad Celsius (°C) um 2,7 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 (8,8 °C) - der 13. zu warme Herbst in Folge. Wärmer war nur der Herbst 2006 mit 12,0 °C. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Periode 1991 bis 2020 (9,3 °C) betrug die Abweichung +2,2 Grad. In Süddeutschland war es sogar der wärmste Herbst seit Messbeginn.


Die höchste Temperatur im Herbst wurde in Waghäusel-Kirrlach am 12.9. mit 33,3 °C gemessen. Auch danach blieb es mild und selbst der Temperatursturz Mitte Oktober sowie der Kälteeinbruch in der letzten Novemberdekade konnten die positive Temperaturanomalie nicht entscheidend dämpfen. Strenge Fröste mit -10 °C in den östlichen Mittelgebirgen formten das winterliche Herbstfinale.



Niederschlagsreichster Herbst seit 2002 mit ungewöhnlich nassem November
Im Herbst fielen mit rund 257 Litern pro Quadratmeter (l/m²) etwa 40 Prozent mehr Niederschlag als in der Referenzperiode 1961 bis 1990 (183 l/m²). Im Vergleich zu 1991 bis 2020 (190 l/m²) erreichte das Plus rund 35 Prozent des Solls. Der September eröffnete die Jahreszeit als erstaunlich trockener Monat, jedoch mit regionalem Starkregen im Westen. Dabei wurde in Beckum-Vellern, südöstliches Münsterland, am 12.9. mit 102,6 l/m² der höchste Tagesniederschlag für den Herbst 2023 erfasst.


Der Oktober und allen voran der extrem nasse November sorgten dann landesweit für Niederschlag im Überfluss. Besonders betroffen waren der Westen/Nordwesten sowie die Staulagen. Bis zum Herbstfinale registrierte der DWD in diesen Regionen über 300 l/m² Flächenniederschlag. Schwarzwald und Alpen meldeten teilweise über 600 l/m². Eine Ausnahme war das Thüringer Becken mit etwa 150 l/m².


Reichlich Sonnenschein
Mit 392 Stunden überragte die Sonnenscheindauer im Herbst ihr Soll von 311 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um gut ein Viertel. Im Vergleich zu 1991 bis 2020 (319 Stunden) betrug die positive Abweichung rund 22 Prozent. Besonders sonnenverwöhnt war der Osten und Süden mit Werten, die die 500-Stunden-Marke in Ober- und Niederbayern knackten. Hingegen mussten sich die Mittelgebirge und der Nordwesten Deutschlands mit bescheideneren 300 Sonnenstunden begnügen.

Die größtenteils zu milde Herbstwitterung 2023 ij NRW, angeführt vom wärmsten September und viertwärmsten Oktober, ließ das Temperaturmittel dort auf 12,4 °C (9,5 °C) steigen. NRW war im Herbst 2023 damit das wärmste Bundesland. Der Niederschlag summierte sich in den drei Monaten auf ungewöhnlich nasse 325 l/m² (208 l/m²). Beckum-Vellern, südöstliches Münsterland, meldete am 12.9. mit 102,6 l/m² den höchsten Tagesniederschlag. Trotz der reichlichen Niederschläge zeigte sich die Sonne 360 Stunden (294 Stunden), was vor allem dem zweitsonnigsten September zu verdanken war.

 

- Deutscher Wetterdienst liefert Datenanalyse zum Klimawandel in Deutschland
- Katalanische Regierung ruft Vor-Notstandssituation aus

Offenbach, 28. November 2023 – Das Umweltbundesamt gibt heute den Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) heraus. Diese zweite Fortschreibung des Berichts bietet einen umfassenden Überblick über die beobachtete Klimaentwicklung in Deutschland und deren Folgen. Dies spielt eine entscheidende Rolle in der Anpassungspolitik des Bundes sowie für die strategische Ausrichtung der Klimaanpassung in den Bundesländern.

Deutschland im Klimawandel



Quelle Deutscher Wettrdienst DWD

Wichtige Basis für den Monitoringbericht:
 Die Datenanalyse des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zur Klimaentwicklung in Deutschland. Für die Auswertung der mittleren klimatischen Verhältnisse in Deutschland wurden von Klimaforschenden des DWD die für Temperatur und Niederschlag seit 1881 vorliegenden Daten analysiert und interpretiert. Aussagen zur zukünftigen Entwicklung bis 2100 wurden auf Basis von Klimaprojektionen getroffen.


Aktuelle Entwicklungen im Klimawandel:
Temperaturanstiege Tobias Fuchs, Vorstand Klima und Umwelt beim DWD, betont die Bedeutung des Berichts: "Der DAS Monitoringbericht ist ein unverzichtbares Instrument, um die Herausforderungen des Klimawandels in Deutschland zu verstehen und gezielte Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln. Die Ergebnisse zeigen, dass wir uns auf weitere Temperaturanstiege einstellen müssen und verdeutlichen die Notwendigkeit von effektiven Klimaschutzmaßnahmen." Im aktuellen DAS Monitoringbericht wird zum ersten Mal vom DWD, neben einer Beschreibung des beobachteten Klimawandels, auch ein Blick in mögliche Klimazukünfte gegeben.


Die Projektionen deuten auf einen Anstieg der Temperaturen in Deutschland im Vergleich zum frühindustriellen Bezugszeitraum (1881- 1910) hin. So beträgt für den kurzfristigen Planungshorizont (2031–2060) der Anstieg etwa 1,6 bis 2,3 °C im Klimaschutz-Szenario und 2,3 bis 3,1 °C in einem Hochemissions-Szenario mit ungebremsten Treibhausgasemissionen. Bis zum Ende des Jahrhunderts wird beim Klimaschutz-Szenario ein Anstieg der Temperaturen um 1,7 bis 2,4 °C erwartet. Im Gegensatz dazu würde die Erwärmung unter den Bedingungen des Hochemissions-Szenarios etwa 3,8 bis 5,5 °C betragen.


Dies geht einher mit einer deutlichen Abnahme von extremen kältebedingten Ereignissen, während gleichzeitig extreme Wärmeereignisse stark zunehmen. Konsequenzen für Deutschland: Niederschlagsveränderungen und ihre Auswirkungen Besorgniserregend sind auch die Auswirkungen des Klimawandels in Deutschland auf den Niederschlag. Der Bericht zeigt eine Zunahme von Trockentagen im Sommer, verstärkte Starkregenereignisse insbesondere im Winter sowie eine Umverteilung von Niederschlägen im Jahresverlauf. Insbesondere das Hochemissions-Szenario zeichnet hier bis zum Ende des Jahrhunderts ein pessimistisches Bild.

Die vorliegenden Daten unterstrichen, so Fuchs. die Dringlichkeit von Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Anpassung an die unvermeidbaren Veränderungen. Die Ergebnisse des Monitoringberichts sind nicht nur für die Politik, sondern auch für die Gesellschaft von großer Relevanz, um gemeinsam den Herausforderungen des Klimawandels in Deutschland entgegenzutreten. Der vollständige Monitoringbericht steht auf der Website des Umweltbundesamts zum Download zur Verfügung. https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/monitoringbericht-2023

 

Katalanische Regierung ruft Vor-Notstandssituation aus

Pressekonferenz des Ministers für Klimaschutz, Ernährung und ländliche Agenda, David Mascort, und der Regierungssprecherin Patricia Plaja am 21.11.2023


Katalanien, 28. November 2023 - Aufgrund der anhaltenden Trockenheit hat die Regierung für 14 (inklusive der Städte Barcelona und Girona) von insgesamt 43 Landkreisen Kataloniens die Vor-Notstandssituation ausgerufen und die Kampagne zum Wassersparen "Das Wasser fällt nicht vom Himmel" gestartet. Von den damit verbundenen Maßnahmen werden rund sechs Millionen Einwohnerinnen und Einwohner in 202 Gemeinden betroffen sein, die am Wasserversorgungssystem der beiden Flüsse Ter und Llobregat hängen.


In 34 der 40 Monate seit Juli 2020 ist der Niederschlag teilweise dramatisch unter den Mittelwert gefallen. Das bedeutet die längste Trockenperiode seit Beginn der meteorologischen Aufzeichnungen in Katalonien. Ein solcher Vor-Notstand ist nicht im "Dürre-Sonderplan" von 2020 vorgesehen, so dass die darin enthaltenen Maßnahmen erst nach Zustimmung durch den Verwaltungsrat der Katalanischen Wasserbehörde ACA und Veröffentlichung im Gesetzesblatt der katalanischen Regierung am 28.11.2023 anwendbar werden.

Die wichtigsten Maßnahmen, um den Wasserverbrauch einzuschränken:
- Senkung des täglichen Wasserverbrauchs pro Person in den Gemeinden von 230 auf 210 Liter, Industrie und Landwirtschaft eingeschlossen;
- Bewässerungsverbot für alle öffentlichen und privaten Grünflächen und Gärten; davon ausgenommen sind Vereinssportplätze, wo eine Senkung der Bewässerungsmenge pro Hektar angeordnet wird;
- Füllverbot für private Schwimmbecken;
- Verbot von ästhetischer Nutzung von Wasser (Zierbrunnen, künstliche Seen, etc.);
- Kfz-Wäsche nur in gewerblichen Einrichtungen, die über ein Wasserzirkulationssystem verfügen;
- Reduzierung der landwirtschaftlichen Bewässerung um 40 % oder Ersatz durch regeneriertes Wasser;
- Reduzierung des Verbrauchs in Industrieeinrichtungen um 15 %;
- Reduzierung des Verbrauchs in Freizeitnutzungen.

Die Maßnahmen und die Kampagne, welche die gesamte Bevölkerung zum Wassersparen aufruft, haben das Ziel, die tatsächliche Erklärung des Notfalls zu vermeiden. Denn aktuell ist schon mehr als die Hälfte des verbrauchten Wassers in Katalonien nicht mehr Regenwasser, sondern aus Wiederverwertungs- und Entsalzungsanlagen. Links Pre-emergency scenario

 

 

Alle Jahre wieder…die Weihnachts-Wetterfrage - Der Mythos von der weißen Weihnacht

Wetterprognose für Weihnachten   Wochen im Voraus unmöglich
Ausnahmefall weiße Weihnachten in Deutschland Ursache Weihnachtstauwetter
Seit 1990er Jahren Trend zu milderen Wintern und weniger Schnee


Bonn/Duisburg, 27. November 2023 -
Im Flachland sind die ersten Flocken gefallen und auch in den nächsten Tagen lässt der Winter nicht locker. Knapp einen Monat vor Heiligabend stellt sich deshalb unwillkürlich die Wetterfrage aller Wetterfragen: Gibt es dieses Jahr endlich wieder weiße Weihnachten?  

Kaum sind die ersten Schneeflöckchen in Aussicht und der Advent naht, kommt sie so sicher wie der Budenzauber der Weihnachtsmärkte, die Wetterfrage aller Wetterfragen: „Gibt es dieses Jahr weiße Weihnachten?“ Bei der Erörterung folgt dann in der Regel prompt der Abstieg ins Reich der Mythen und Weissagungen. Hier und da sind sogleich genaue Weihnachtsprognosen zu lesen, obwohl derart frühzeitige Vorhersagen absolut unseriös sind.


Oftmals knüpft sich an die Frage nach weißen Weihnachten dann die enttäuschte Feststellung: „Früher gab es viel öfter weiße Weihnachten“.  Björn Goldhausen, Meteorologe bei WetterOnline, erklärt: „Diese Aussage ist jedoch falsch. Der Mythos der weißen Weihnacht hält sich länger als Schneeflocken im Dezember. Und selbst wenn der eine oder andere schon einmal weiße Weihnachten erlebt haben mag, heißt das nicht, dass zu Weihnachten immer Schnee liegen muss. Weiße Weihnachten sind schlicht ein idyllisches Idealbild. Ein weißes Fest war in Deutschland schon immer die Ausnahme. In der Regel war und ist es bei uns eher grün-grau. Ursache dafür ist das sogenannte Weihnachtstauwetter, das oft für mildes Regenwetter an den Feiertagen sorgt.“  



Weihnachtstauwetter verhindert weiße Pracht
 

Das Weihnachtstauwetter gehört zu den bedeutendsten Witterungsregelfällen. Mit bis zu 60 Prozent Eintreffwahrscheinlichkeit tritt es bemerkenswert häufig nach dem 20. Dezember auf, meist zwischen dem 24. und 29. Dezember. Bis in die Hochlagen der Mittelgebirge taut dann der Schnee, sofern zuvor welcher gefallen ist. In den meisten Regionen liegen die Chancen auf ein weißes Fest rein statistisch betrachtet lediglich zwischen 10 und 30 Prozent. Und da - frei nach Karl Valentin - früher sogar die Zukunft besser war, wird in Zukunft Schnee zum Fest noch seltener – der Klimawandel lässt grüßen. 



Früher waren die Winter viel kälter als heute
 

Ein weiterer Mythos, der immer wieder auftaucht, ist die Behauptung, dass die Winter früher immer viel kälter waren als heute. Auch das stimmt nur bedingt, denn selbst zu Großmutters Zeiten gab es neben eisigen auch viele milde und fast schneelose Winter. 

Aber es ist richtig, dass es seit den 1990er Jahren weniger Schnee und Eis gab als zuvor. Dieser Trend wird sich aufgrund des Klimawandels wohl auch in den nächsten Jahrzehnten fortsetzen.

 

Auch in diesem Jahr ist noch alles möglich - sogar Flocken zu Weihnachten. Rund zwei Wochen vor dem Fest sind zumindest erste Tendenzen erkennbar und rücken dann langsam in den Bereich seriöser Vorhersagbarkeit.


Realität statt Wunschvorstellung: Meist lässt das jährlich einsetzende Weihnachtstauwetter Schnee in tieferen Lagen schmelzen. Quelle: Shutterstock





 Schneeflocken zum Wochenende - Erste Vorzeichen des Winters in Sicht

Ein zarter Hauch von Winter weht heran Ab Freitag wird es kälter Regional Schnee möglich Achtung: Frost und Glätte am Wochenende

Pünktlich zur Eröffnung der meisten Weihnachtsmärkte an diesem Wochenende bahnt sich ein Hauch winterlicher Luft an. Quelle: Shutterstock

Bonn/Duisburg, 21. November 2023 - Pünktlich zur Eröffnung der ersten Weihnachtsmärkte an diesem Wochenende kündigt sich ein Hauch von Winter an. Sogar ein wenig Weiß könnte das nasse Grau in Grau der letzten Wochen regional auflockern.  


Regen, Regen und wieder Regen: Der 17. Oktober 2023 war der letzte völlig trockene Tag in Deutschland. Wer also den Eindruck hatte, es hätte einen Monat lang nur geregnet, hat sich nicht getäuscht. 

Jetzt kommt Bewegung in die Sache, auch wenn das für viele nicht unbedingt der willkommene Wetterumschwung ist: Ein gewaltiges Tief, angereichert mit kalter Luft, zieht im Laufe der Woche nach Süden und erreicht ab Freitag auch Deutschland. Neben erneuten, aber kälteren Regenfällen müssen wir jetzt auch über Schnee sprechen. 



Die winterlichen Aussichten bleiben aber begrenzt.  Wer jetzt schon an Schneeromantik, Schlittenfahren und Schneeballschlachten denkt, wird leider enttäuscht, denn so richtig winterlich wird es in tieferen Lagen vorerst nicht - abgesehen von der Temperatur, die deutlich unter der des ersten Glühweins auf dem Weihnachtsmarkt liegen wird. 



So stellt sich die Wetterlage um

Entscheidend für die Wetterumstellung ist, dass das derzeitige Hoch seinen Schwerpunkt über dem Ostatlantik in Richtung Island verlagert. Dadurch wird der Weg für die Kaltluft frei und sie kann ungehindert nach Süden strömen. 

Niklas Weise, Meteorologe bei WetterOnline: „Die Luft strömt dabei über das derzeit noch 10 bis 12 Grad warme Nordseewasser und erwärmt sich dadurch mit jedem Kilometer Richtung Süden. Niederschläge in Form von Schneeflocken haben daher wenig Chancen, auch als solche unten anzukommen.“ 


Im Laufe des Freitags erreicht die sogenannte maritime Polarluft dann Deutschland und grob lässt sich sagen: Je weiter weg von der Nordsee und je höher gelegen, desto größer sind in diesen Regionen die Chancen auf Schnee. Vor allem im Süden und Osten geht der Regen in der Nacht zum Sonntag zunehmend in Schnee über. 

In weiten Teilen des Flachlandes dürfte, wenn überhaupt und nur kurzfristig, sehr wenig Schnee liegen bleiben. Vor allem in den Mittelgebirgen sowie am Alpenrand wird der Frühwinter in den nächsten Tagen aber Einzug halten. 



Der Frühwinter zeigt uns am Wochenende die kalte Schulter

Aber auch dort, wo es nicht schneit, werden Frost und Glätte am Wochenende zum Thema. Abgesehen von der unmittelbaren Nordseeküste rutschen die Temperaturen am Samstagmorgen verbreitet in den Frostbereich. Auch tagsüber werden kaum 5 Grad erreicht, milder wird es im Westen, die höchsten Werte werden vom Emsland bis zum Niederrhein erwartet. 

Am Sonntag bleibt die Temperaturverteilung ähnlich, in höheren Mittelgebirgslagen und am Alpenrand stellt sich leichter Dauerfrost ein.  

Wie sich das Wetter dann zum meteorologischen Winteranfang Anfang Dezember entwickelt, ist noch nicht in trockenen Tüchern. Möglicherweise bleibt uns die Kaltluft noch etwas länger erhalten.



Prognose für den Winter 2023/2024 im Kontext von "Klimadienstleistungen für die Energiewende" vorgestellt

Offenbach/Duisburg, 21. November 2023 – Heute findet die jährliche Klimatagung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach statt. Unter dem Leitthema "Klimadienstleistungen für die Energiewende" versammeln sich Expertinnen und Experten, um verschiedene Aspekte im Zusammenhang mit der Energieentwicklung zu diskutieren. Im Rahmen dieser Tagung wird auch eine Prognose für den bevorstehenden Winter 2023/2024 präsentiert, die auf saisonalen Klimavorhersagen basiert.


Diese Tagung legt ihren Fokus auf bedeutende Themen wie den Stand und Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland, Klimasimulationen, Versorgungssicherheit unter meteorologischen Gesichtspunkten und die Herausforderungen im Netzbetrieb. Die Prognose für den Winter 2023/2024 ist in diesem Kontext von besonderem Interesse, da die Wintermonate die Zeit sind, in der der Bedarf an Heizenergie deutlich ansteigt. Daten deuten auf normalen bis wärmeren Winter hin Der diesjährige meteorologische Winter beginnt am 1. Dezember 2023 und endet am 29. Februar 2024.

Für diesen Zeitraum zeigt die aktuelle DWD-Temperaturvorhersage für Deutschland eine moderate Wahrscheinlichkeit für einen normalen bis wärmeren Winter im Vergleich zum selben 3-Monatsmittel im Zeitraum 1991-2020. Das entspricht einem 3-Monatsmittel mit Temperaturen im Durchschnitt höher als 0,9 °C. Für den Spätwinter (Januar bis März 2024) deutet sich ebenfalls die Tendenz „normal bis wärmer“ im Vergleich zum selben Zeitraum 1991-2020 an. Hier rechnen die Klimaexperten vom DWD damit, dass die Temperaturen im Durchschnitt höher als 2,0 °C liegen werden.


Die Vorhersagequalität der saisonalen Klimavorhersage ist für diese beiden Zeiträume relativ gut. Dabei wird der Winterstart als eher mild vorhergesagt und zum Ende des Winters steigt die Möglichkeit für Kaltlufteinbrüche. Der Einfluss von Wetter- und Klimaverhältnissen auf den Energieverbrauch Tobias Fuchs, Vorstand Klima und Umwelt beim DWD, kommentiert die Prognose: "Die Aussicht auf einen vergleichsweise milden Winter hat zwei Seiten. Einerseits ist ein milder Winter ein weiteres Indiz für den fortschreitenden Klimawandel auch in Deutschland. Auf der anderen Seite ist es eine positive Nachricht für alle Energieverbraucher. Wenn sich die Prognose bewahrheitet, könnten wir dadurch Heizenergie einsparen."

Der Energieverbrauch wird maßgeblich durch Wetter- und Klimaverhältnisse beeinflusst. Insbesondere zur Abschätzung des Heiz- und Gasbedarfs waren im zurückliegenden Winter saisonale Temperaturvorhersagen von großem Interesse. Für den sicheren Betrieb des Energiesystems sind zuverlässige Wettervorhersagen von entscheidender Bedeutung. Der Energiesektor benötigt Informationen über verschiedene Zeiträume sowohl für Wetter- als auch Klimadienstleistungen.

Der Deutsche Wetterdienst kann daher die Energiewende mit vielfältigen Leistungen unterstützen und arbeitet dazu bereits mit vielen Akteuren erfolgreich zusammen. Der aktuelle Stand der Energiewende und die Rolle von Klimadienstleistungen werden auf der 16. Klimatagung des Deutschen Wetterdienstes diskutiert.

 

Saisonale Klimavorhersagen nicht so genau wie Wettervorhersagen
Die Prognose für den Winter 2023/2024 basiert auf saisonalen Klimavorhersagen des DWD, die in Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg und dem Max-Planck-Institut für Meteorologie entwickelt wurden. Diese Prognosen berücksichtigen komplexe Wechselwirkungen zwischen der Atmosphäre und trägeren Bestandteilen des Klimasystems wie dem Ozean, dem Meereis und der Landoberfläche. Es ist wichtig zu beachten, dass die saisonalen Klimavorhersagen für größere Zeiträume und größere geografische Gebiete gelten und nicht die Genauigkeit einer Wettervorhersage aufweisen.

"Saisonale Klimavorhersagen geben uns einen Überblick über klimatische Tendenzen über längere Zeiträume, im Gegensatz zu spezifischen Wettervorhersagen für einen bestimmten Ort zu einem bestimmten Zeitpunkt", so Fuchs. Wenn für drei Monate bestimmte klimatische Bedingungen vorhergesagt werden, können einzelne Tage oder Wochen dennoch anders ausfallen. Auswirkungen von El Niño Zusätzlich zur Temperaturprognose werden großräumige klimatische Bedingungen berücksichtigt.

Die saisonalen Vorhersagen berechnen ein Maximum der El-Niño-Aktivität im Winter mit abschwächender Tendenz zum Frühling hin, was jedoch nach heutigem Wissen keine direkten Auswirkungen auf die Temperaturen in Deutschland hat. Indirekt geht mit El Niño im frühen Winter typischerweise ein stabiler polarer Wirbel einher, welcher zu Westwindlagen und einem milden Winterbeginn führen kann. Dies wird aktuell von mehreren internationalen Modellen vorhergesagt. Im späten Winter sind Störungen des polaren Wirbels und Kaltlufteinbrüche möglich.


Letztere können allerdings nur wenige Wochen im Voraus konkret vorhergesagt werden. Entsprechend zeigen sich aktuell noch Unterschiede zwischen den Klimavorhersagen der verschiedenen Modelle. Die aktuellen Informationen zu klimatischen Bedingungen sowie zu El Niño und anderen Variablen werden kontinuierlich beobachtet und in die laufenden Klimavorhersagen integriert.

Für weitere Informationen verweisen wir auf das Erklärvideo zur Vorhersagequalität des DWD: https://www.dwd.de/DWD/klima/beratung/klimavorhersagen/Tutorial_Ampel_final_070622.mp4 Die aktuellen Klimavorhersagen des DWD können auf der Website www.dwd.de/klimavorhersagen eingesehen werden.

 Herbst überraschend mild und sonnig – Goldener Oktober fiel ins Wasser

Herbstwetter mit zwei Gesichtern Umstellung Mitte Oktober   Wenige Frosttage
 Insgesamt außergewöhnlich mild und sonnig

Der Herbst zeigte in diesem Jahr zwei verschiedene Gesichter. Quelle: Shutterstock


Bonn/Duisburg, 15 November 2023 - Der Herbst hatte in diesem Jahr zwei Gesichter: Während sich die erste Hälfte spätsommerlich und warm zeigte, entglitten dem Herbst in der zweiten Hälfte die Gesichtszüge. Dabei blieb es aber stets überdurchschnittlich mild. 

Erst langer Spätsommer, dann nicht enden wollendes Regenwetter: Nach einem sommerlichen September hielt das trübe Herbstwetter ab Mitte Oktober Einzug. Besonders die Temperaturen stechen in einer ersten Bilanz hervor, denn mit rund 12 Grad im Mittel wird dieser Herbst am Ende außergewöhnlich mild ausfallen. Nur 2006 war es zuvor ähnlich warm. 



„Nass, trüb und kühl – diesen Eindruck haben aktuell viele vom Herbst. Für die letzten Wochen trifft das auch zu, aber die Gesamtbilanz sieht für den Herbst bei weitem nicht so schlecht aus“, relativiert Niklas Weise, Meteorologe von WetterOnline. Bei der Temperatur könnte am Ende sogar ein Plus von 2 Grad gegenüber den letzten 30 Jahren stehen, auch bei der Sonnenscheindauer läuft es auf ein Plus von etwa 20 Prozent hinaus. 



Gleiche Wetterlage, andere Temperaturen

Eine wechselhafte und häufig nasse Wetterlage ist durchaus typisch für November. Allerdings liegen die Temperaturen in diesem Herbst dauerhaft 2 bis 3 Grad über dem Durchschnitt. Ursache ist das ungewöhnlich hohe Temperaturniveau, das derzeit auf der gesamten Nordhalbkugel herrscht. Ein richtiger Kaltlufteinbruch mit flächendeckendem Frost blieb bisher demnach auch in Deutschland aus. 



Vom Ruhrgebiet bis zur Nordsee muss weiterhin auf den ersten Frost gewartet werden. Aber auch in mittleren Lagen, wie beispielsweise in Stötten im Ostallgäu, gab es auf über 700 Höhenmetern noch keinen Frost. So spät war das bisher nur 2014 und 2015 der Fall – den spätesten ersten Frost seit Aufzeichnungsbeginn gab es in Stötten am 28. November 2014. 



Immer weniger Sonne im Herbstverlauf

Die Tage werden kürzer, womit die mögliche Sonnenscheindauer im Herbst zwangsläufig abnimmt. In diesem Jahr schoben sich mit fortschreitender Jahreszeit zusätzlich immer mehr Wolken vor die Sonne. „Der September war sogar sonniger als der Juli und August. Das ist der Grund für die erstaunlich positive Sonnenscheinbilanz des Herbstes.


Im Oktober gab es schon deutlich weniger Sonne und die Halbzeitbilanz des Novembers fällt richtig mau beziehungsweise grau aus“, resümiert Weise. Vielerorts kamen in der ersten Monatshälfte nicht einmal 10 Sonnenstunden zusammen, grauester Ort ist derzeit Schleswig mit gerade einmal 5 Sonnenstunden.


 Polarlichter leuchten in ganz Europa – Sonnenzyklus steuert auf Höhepunkt zu

Polarlichter in ganz Europa sichtbar Aktiver Sonnenzyklus vor Höhepunkt
Chance auf Polarlichter am Wochenende wieder erhöht So entstehen Polarlichter
Strahlung kann für Technik zur Gefahr werden


Intensive Polarlichter so wie hier im Westerwald waren am vergangenen Sonntagabend in vielen Regionen Europas zu beobachten. Quelle: WetterOnline

Bonn/Duisburg, 10. November 2023 - Ungewöhnlich helle Polarlichter überzogen am vergangenen Sonntag den Nordhimmel in Deutschland. Selbst in Griechenland waren sie noch zu sehen. Grund dafür ist eine starke Sonnenaktivität, die sogar noch zunimmt und Polarlichter in den kommenden Wochen und Monaten möglich macht. Auch an diesem Wochenende ist dies wieder möglich.



Ein Himmelsschauspiel der Extraklasse hat sich am Sonntagabend von Skandinavien bis in den Süden Europas ereignet: Am nördlichen Firmament zeigten sich Polarlichter. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich dies in den nächsten Monaten wiederholt, ist hoch, da die Sonne weiterhin sehr aktiv bleibt. Bereits an diesem Wochenende ist die Wahrscheinlichkeit für Polarlichter in der Nacht vom Samstag auf Sonntag wieder erhöht. 



Björn Goldhausen, Pressesprecher von WetterOnline: „Der aktuelle Sonnenzyklus ist bislang aktiver als erwartet. Er wird im Juli 2025 wohl seinen Höhepunkt erreichen. Es können also noch stärkere Eruptionen folgen, deren Strahlung im Extremfall auch GPS-Satelliten und das Handynetz beeinträchtigen können. Eine genaue Vorhersage solcher Ereignisse ist aber nicht möglich. Erst wenige Stunden im Voraus lässt sich genau abschätzen, wie stark ein Sonnensturm die Erde trifft.“ 



So entstehen die Polarlichter

Verantwortlich für die Polarlichter ist die Sonne, die bei Eruptionen Plasma ins All schleudert. Dieses Plasma besteht aus geladenen Teilchen, die als Sonnenwind durch das Weltall in Richtung Erde wehen. Dort treffen sie auf das Magnetfeld unseres Planeten und verformen dieses je nach Stärke des Teilchensturms massiv. Ein sogenannter geomagnetischer Sturm wird entfacht. 

Das durch den Sonnenwind deformierte Magnetfeld lenkt die geladenen Teilchen entlang der sogenannten Feldlinien in Richtung Nord- und Südpol ab.


Dort treten sie in die Erdatmosphäre ein. Kollidieren sie in der oberen Atmosphäre mit Luftmolekülen, geben sie einen Teil ihrer Energie ab. Dabei werden vor allem Sauerstoff- und Stickstoffmoleküle ionisiert und so zum Leuchten angeregt. 

In unseren Breiten leuchten die Sauerstoffatome in rund 200 Kilometer Höhe dann orange bis rot, in nördlicheren Breiten in 100 Kilometer Höhe eher grünlich. Blau bis Violett entsteht durch die Anregung von Stickstoffatomen. Hierfür ist aber sehr viel Energie nötig und deshalb erscheinen blaue Polarlichter selten. 



So können Polarlichter beobachtet werden

In Wirklichkeit sind die Polarlichter häufig nicht ganz so intensiv, wie sie auf den Bildern erscheinen. Zum einen ist die Belichtungszeit bei Fotos länger als ein Augenblick, zum anderen können unsere Augen in der Dunkelheit kaum Farben erkennen. Erst wenn sich die Augen vollständig an die Dunkelheit gewöhnt haben, ist ein helles Leuchten wahrnehmbar.




Blackout: Strahlung für Technik gefährlich

Keine Panik: Für uns Menschen bereitet die Strahlung der Sonnenwinde direkt keine Probleme. „Unser Schutzschild, das Magnetfeld, ist auf Zack und spannt sich wie ein Wächter im All um die Erde“, beruhigt Goldhausen. Problematischer sieht es für Astronauten und Piloten aus, denn diese sind teils massiver Strahlung ausgesetzt. Wie groß die Auswirkungen auf technische Systeme wie GPS oder den Radioempfang in den kommenden Monaten sein werden, bleibt abzuwarten.


„Sehr schwere Ausbrüche sind durchaus in der Lage für großflächige und langanhaltende Stromausfälle zu sorgen – im Extremfall weltweit“, sagt Goldhausen. Zuletzt kam das 1989 vor, als ein starker Sonnensturm zu Stromausfällen führte. 

 


 Sankt Martin fällt ins Wasser - Vielerorts wird das nächste Wochenende nass

Martinstag und Karnevalsauftakt mit Wind und Regen
Regenfeste und wärmende Kleidung angesagt
Das ist der Martinisommer  Bräuche und ihr Ursprung zum Martinstag

Am 11. November ist nicht nur Karnevalsauftakt, sondern auch der Martinstag. Um dieses Datum herum finden in den Straßen traditionelle Laternenumzüge statt. Foto Adobe Stock



Bonn/Duisburg, 07. November 2023 - Rund um den 11. November wird in Deutschland der Martinstag gefeiert - vor allem draußen auf den Straßen. Die Wetteraussichten für Kinder mit Laternen, Ross und Reiter, Bettler und Spielmannszug sind in diesem Jahr leider schlecht.  


Keine guten Nachrichten vom Meteorologen: „Tiefs rücken uns auch am Wochenende mit Wind und Regen auf die Pelle. Zum Sankt Martinstag am Samstag, an dem auch der Karnevalsauftakt gefeiert wird, sind im ganzen Land Schauer oder auch mal längerer Regen möglich“, weiß Niklas Weise von WetterOnline.  



Martinisommer: Fehlanzeige

Dabei hätte es so schön werden können, denn der Martinslegende nach ereignete sich beim Tod des heiligen Martin erstmals ein Wetterphänomen, das heute als Martinisommer oder Martinssommer bezeichnet wird. Bei dieser sogenannten meteorologischen Singularität führen stabile Hochdruckgebiete mit einer südlichen Strömung Anfang November häufig ungewöhnlich milde Luft von bis zu 20 Grad nach Deutschland. 

Wasserfeste Ausstattung für Mensch und Laterne erforderlich

Familien und Kinder, die mit ihren Laternen an den traditionellen Martinsumzügen teilnehmen wollen, sollten mit Regenbekleidung ausgestattet sein. Ein übergestülpter, durchsichtiger Sack für die Laterne kann so manchen Nervenzusammenbruch beim Anblick sich auflösender Kunstwerke verhindern - hat man doch zuvor tagelang an seiner Laterne gebastelt, gewerkelt und geklebt.  



Im Norden Deutschlands, wo es beim Martinssingen von Haus zu Haus noch einen zusätzlichen Spaß gibt, ist eine wasserdichte Tüte für die gesammelten Süßigkeiten eine sichere Möglichkeit, die ersungenen Belohnungen auch mit nach Hause zu nehmen. 



Übrigens: Wer Süßigkeiten oder Obst verweigert, muss mit einem Klingelstreich rechnen. Wer vor der Tür wiederum nicht singt, geht leer aus. Aber auch für einen anderen Brauch ist der 11.11. von Bedeutung, denn mit ihm beginnt der Karneval. Den „Jecken“ sei vorsichtshalber angeraten, wasserfeste Kostüme zu wählen oder einfach drinnen im Trockenen zu feiern. 

Darüber hinaus ist auch wärmende Kleidung angesagt, denn nasskalte 5 bis 9 Grad fühlen sich mit Wind sogar noch kälter an.  


Ursprung des Martinstages

Der Martinstag wird in ganz Deutschland, der Schweiz, Österreich, den Niederlanden und Schweden gefeiert. Er ist der Gedenktag des Heiligen Martin von Tours. Der Legende nach teilte der römische Soldat Martin seinen Mantel mit einem frierenden Bettler. In der Nacht erschien ihm der Bettler im Traum und gab sich als Christus zu erkennen. Martin wurde Bischof von Tours. 



Warum findet ein Laternenumzug statt?

Am 11. November 397 wurde Martin von Tours zu Grabe getragen - begleitet von einem Lichterzug. An dieses Ereignis erinnert heute der Laternenumzug zum Martinstag, nur dass die modernen Martinsumzüge von einem lebendigen Reiter angeführt werden, der als römischer Soldat Martin verkleidet ist. Während des gesamten Umzugs werden Martinslieder gesungen. 



Eine andere Theorie besagt, dass der Laternenumzug seinen Ursprung in einem Erntedankbrauch hat. Dabei zogen Kinder mit Fackeln von Tür zu Tür und baten um Früchte und Gebäck. Dieser sogenannte Haschebrauch ist heute noch in den nördlichen Landesteilen als Sankt Martinssingen oder Martinisingen üblich.

Am Ziel des Zuges wird ein großes Martinsfeuer entzündet, um das sich die Menschen versammeln. Es ist ein symbolisches Freudenfeuer für die gute Tat Martins. Hier ist eine Verbindung zu den Erntefeuern der Antike unverkennbar. 

Wie kommt Sankt Martin zum Weckmann?

Der Weckmann, Stutenkerl, Piefekopp, Buckmann, Maddinsmändel oder Grittibänz, wie er in der Schweiz genannt wird, ist eine Gebäckfigur aus Hefeteig, die regional an Stankt Martin an die Kinder verschenkt wird. Trotz der vielen Namen sieht der Hefemann fast überall gleich aus. Ursprünglich stellt das Gebäck einen Bischof dar, sowohl den heiligen Martin als auch den heiligen Nikolaus. 

Die charakteristische große Pfeife, die das leckere Kerlchen ziert, ist wohl auf den Einfluss der Reformation zurückzuführen. Das katholische Symbol des Bischofsstabes wurde ganz pragmatisch zur Pfeife "verweltlicht". 



Ein typisches Festessen um den Martinstag ist die Martinsgans. Früher wurden aus Kostengründen einige Gänse vor dem Winter geschlachtet, um sie nicht füttern zu müssen. Der Martinslegende nach aber verrieten die Gänse Martin, als dieser sich vor seiner Bischofsweihe im Stall versteckte. Er ließ sie deshalb braten.

 



Das Gruselwetter zu Halloween - Mehr „Saures“ als „Süßes“ aus der Wetterhexenküche

Halloween-Wetter: Schaurig-nass und regional winselnd-windig
Daher stammt die Tradition vor Allerheiligen Halloween-Kürbis hat irische Wurzeln
Der gute Grund für "trick or treat"


Bonn/Duisburg, 30. Oktober 2023 - Gruselig verkleidet ziehen Kinder und Jugendliche am 31. Oktober durch die Straßen und jagen uns einen kalten Schauer über den Rücken. Ein Spruch gegen bösen Wetterzauber ist an diesem Dienstag gefragt, damit die gute Wetterhexe die eine oder andere Wolkenlücke hexen kann. 


Die Aussichten für den Abend vor Allerheiligen sind wirklich gruselig und zum Heulen. Das Hexen-Wettergebrodel enthält in diesem Jahr viele Zutaten aus dem atlantischen Wetterrezept der letzten Tage. Bei 12 bis 17 Grad füllt sich der Hexenkessel mit Regen. Im Süden des Kessels wird ein wenig Sonne in die überwiegend wässrige Wettersuppe gestreut, im Nordosten kommt noch eine Prise Brise dazu und fertig ist das Halloween-Gericht.  


In der Nacht vor Allerheiligen sollten die Gespenster daher regenfest gekleidet sein – oder zumindest einen Regenschirm dabeihaben, um nach Lust und Laune rasselnd, jämmerlich heulend sowie um Süßigkeiten bettelnd durch die Straßen zu schweben. 


Der Ursprung von Halloween 

Halloween hat seinen Ursprung im keltischen "Samhain". Dieses wurde im fünften Jahrhundert vor Christus am keltischen Neujahrstag, dem Vorabend unseres heutigen Allerheiligen, gefeiert. Das Wort Halloween entstand aus "All Hallows Eve" (Allerheiligenabend). Die Kelten glaubten, dass am Vorabend von Allerheiligen die Toten in die Welt der Lebenden kommen, um sich eine Seele zu holen.


Mit gruseligen Fratzen und Kostümen versuchte man, diese Jäger zu erschrecken und zu vertreiben. Irische Auswanderer brachten den Brauch im 19. Jahrhundert in die USA. Dort wurde er zur Tradition und entwickelte seinen heutigen Charakter. Seit den 1990er Jahren wird Halloween auch bei uns gefeiert. 



Die Bedeutung der Kürbislaterne
 

Der geschnitzte und beleuchtete Kürbis erinnert an die irische Geschichte von Jack O'Lantern. Dieser wurde zur Strafe dazu verdammt, nach seinem Tod ewig zwischen Himmel und Hölle hin und her zu wandern.
Auf seinem Weg hielt er eine Laterne aus einer hohlen Rübe in der Hand. 

Shutterstock-Foto



Herkunft des Spruches „Süßes oder Saures“
 

Das Betteln um Süßigkeiten an den Haustüren geht auf eine christliche Tradition aus dem 11. Jahrhundert zurück. Die Iren verteilten am Allerseelentag kleine Brote ("soul cakes", Seelenkuchen) an die Bettler, die für die Verstorbenen beteten. Der etwas erpresserische Bettelspruch "trick or treat" ("Süßes oder Saures") geht auf den Brauch zurück, das Seelenheil des Gebenden durch das Gebet des Nehmenden zu retten. Diese Bedeutung ist verloren gegangen und hat sich zu einem reinen Kinderspaß entwickelt.



In Deutschland regenreichster Oktober seit 2002

Offenbach, 30. Oktober 2023 - Statt herkömmlichem Herbstwetter brachte der Oktober 2023 sehr viel Regen und eine äußerst milde Witterung mit sommerlichen Nuancen. Die Vegetation kleidete sich nur zögerlich herbstlich. Der Temperatursturz zur Monatsmitte mit leichten Frösten fiel dabei kaum ins Gewicht. Prägend waren die ungewöhnlichen Niederschlagsmengen im Nordwesten und im äußersten Norden sowie die extreme Sturmflut an der Ostsee.


Im Süden strahlte hingegen lange die Sonne. Das teilt der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen mit. Überwiegend deutlich zu milde Witterung mit kurzem „Kälteschock“ Das Temperaturmittel lag im Oktober 2023 mit 11,9 Grad Celsius (°C) um 2,9 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung +2,5 Grad. Der Monat gehört damit zu den fünf wärmsten Oktober seit 1881.


Die erste Monatshälfte verlief noch weitgehend spätsommerlich. Die höchsten Werte meldeten am Freitag den 13. Rheinfelden und Müllheim im Oberrheingraben mit 30,1 °C. In den Nächten vom 11. bis 13. gab es im Westen und in der Mitte mit Tiefsttemperaturen von 15 bis 18 °C Werte, die nicht nur örtlich neue Rekorde markierten, sondern sonst nur im Sommerhalbjahr zu beobachten sind. Der anschließende Temperatursturz von im Mittel etwa 15 Grad brachte leichte Nachtfröste, die am 18. in Oberharz am Brocken-Stiege bei -4,9 °C ihren bundesweiten Tiefpunkt fanden.


Im Zustrom milder Atlantikluft wurde es dann wieder überdurchschnittlich mild. Im Norden und Nordwesten sogar rekordverdächtig feucht Im Oktober fielen mit rund 100 Litern pro Quadratmeter (l/m²) knapp 80 Prozent mehr Niederschlag als in der Referenzperiode 1961 bis 1990 (56 l/m²). Im Vergleich zu 1991 bis 2020 erreichte die Menge ein Plus von fast 60 Prozent des Solls (63 l/m²). Zunächst wurde der Norden und Nordwesten von häufigeren und stärkeren Niederschlägen heimgesucht.

 

Im Nordseeumfeld traten an fast allen Oktobertagen Niederschläge auf. Mit Monatsmengen von örtlich über 200 l/m² war es dort sogar rekordverdächtig nass. Dornum, Ostfriesland, meldete am 11. mit 50,7 l/m² die höchste Tagessumme. Ab der Monatsmitte griffen Niederschläge auch vermehrt auf die mittleren und südlichen Regionen aus. Davon ausgespart blieben meist Nieder- und Oberbayern mit Mengen um 40 l/m².


Grauer Norden, sonniger Süden - leicht unterdurchschnittliche Sonnenscheinausbeute
Mit etwa 100 Stunden blieb die Sonnenscheindauer im Oktober leicht unter dem Sollwert von 109 Stunden (Periode 1961 bis 1990). Im Vergleich zu 1991 bis 2020 war die negative Abweichung vergleichbar. Im verregneten Norden, allen voran an den Küsten, ermittelte der DWD nur etwa 60 Stunden. Das Wetter in den Bundesländern im Oktober 2023 (In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)


NRW war im Oktober 2023 mit einem Temperaturmittel von 12,8 °C (9,8 °C) das wärmstes Bundesland. Im DWD-Klimaarchiv finden sich dort nur drei wärmere Oktobermonate. Am 11. und 13. wurden Tiefsttemperaturen von über 17 °C gemessen, bisher einmalige Messwerte in einem Oktober. Beeindruckend war auch die Niederschlagsausbeute von 120 l/m², die den Klimawert von 62 l/m² um das Doppelte übertraf. Die Sonne schien nur 92 Stunden (107 Stunden).



Amazonas – Niedrigster Pegel seit 120 Jahren – Dürre in Südamerika eine Folge von El Niño

Amazonas aufgrund von Dürre auf dem tiefsten Stand seit über 100 Jahren
Weniger Regen im Amazonasbecken durch Klimaphänomene El Niño und Atlantik Niño
Eingeschränkte Schifffahrt sorgt für Trinkwasserknappheit
Hohe Wassertemperaturen stellen Problem für Fische und Delfine dar
Niedriger Wasserstand am Titicacasee lässt Quinoa-Ernte um 90 Prozent einbrechen


Der Amazonas ist derzeit auf dem niedrigsten Stand seit mehr als 100 Jahren. Ursache ist eine langanhaltende Dürre, die weite Teile Südamerikas betrifft.  Quelle Shutterstock


Bonn/Duisburg, 26. Oktober 2023 - Blanke Sandbänke statt Wasser – der Pegelstand des Amazonas ist auf ein Rekordtief gesunken. Ursache dafür ist eine ausgeprägte Trockenzeit im Amazonasbecken, die wiederum auf verschiedene Klimaphänomene zurückzuführen ist. Eine halbe Million Menschen haben dadurch nur noch eingeschränkten Zugang zu Trinkwasser und Nahrungsmitteln.  

Der wasserreichste Fluss der Erde ist mit einem Pegelstand von weniger als 13 Metern bei Manaus auf den niedrigsten Stand seit Beginn der kontinuierlichen Aufzeichnungen im Jahr 1902 gesunken. Damit wurde der vorherige Rekord von 13,63 Metern aus dem Jahr 2010 unterboten. Normalerweise steht das Wasser dort zu dieser Jahreszeit rund 4 Meter höher. Erst vor zwei Jahren wurde im Juni dort der Rekordhöchststand von knapp über 30 Metern verzeichnet.  



„Der Amazonas ist mit nahezu 20 Prozent des Gesamtabflusses aller Flüsse weltweit das mit Abstand größte Flusssystem der Erde und daher von enormer Wichtigkeit für das dortige Leben“, fügt Frédéric Boutelant, Projektleiter im Wasserbau in Berlin, hinzu. Laut der Einschätzung des Bauingenieurs zur hydrologischen Situation ist der Tiefststand des Amazonas nun erreicht und mit der einsetzenden Regenzeit im Äquatorialbereich ist bald mit einem Ansteigen des Pegels zu rechnen.

Ein Pegelstand entspricht übrigens generell nicht der absoluten Wassertiefe ­– diese variiert je nach Messpunkt deutlich stärker. Beim Errichten der Messstelle wird der Pegelstand in der Regel als willkürliches Maß festgelegt. 

El Niño und dessen „kleiner Bruder“ im Atlantik sind „schuld“

Als Ursache für die anhaltende Dürre nennen Forschende die Warmwasseranomalien im Ostpazifik sowie im tropischen Atlantik. „El Niño“ im Ostpazifik tritt aktuell zusammen mit dem sogenannten „Atlantik Niño“ auf, welcher im Vergleich etwas schwächer ausgeprägt ist. Beide Klimaphänomene zusammen führen aufgrund komplexer Strömungsveränderungen dazu, dass die Regenfälle im Amazonasbecken abnehmen. Da ein Andauern von El Niño bis zum Frühling des kommenden Jahres derzeit wahrscheinlich ist, könnte es im Amazonasgebiet weiterhin weniger regnen als im Durchschnitt. 

Trinkwasserknappheit und verendete Tiere

Der Amazonas ist eine wichtige Wasserstraße für den Güter- und Personentransport. Die Dürre beeinträchtigt jedoch die Schifffahrt auf dem Amazonas und seiner Nebenflüsse stark. Durch den niedrigen Wasserstand ist somit auch der Zugang zu Nahrungsmitteln und Trinkwasser für viele Menschen bereits stark eingeschränkt. Betroffen sind fast eine halbe Million Menschen, in 50 Städten entlang des Flusses gilt bereits der Ausnahmezustand.



Zusätzlich zur langen Trockenphase hat die andauernde Hitze in den vergangenen Wochen für ein Ansteigen der Wassertemperatur gesorgt. Aufgrund des niedrigeren Sauerstoffgehalts ist das unter anderem auch für die Flussdelfine und viele Fische tödlich. Im Lago de Tefé, einem großen See südlich des Amazonas starben Ende September in nur einer Woche mehr als 150 Delfine – rund 10 Prozent der gesamten Population. Die Wassertemperaturen lagen dort mit über 38 Grad mehr als 7 Grad über dem Durchschnitt.  


Titicacasee ebenfalls auf historischem Tiefststand 

Große Hitze und sehr wenig Niederschlag in den vergangenen Monaten haben auch den Titicacasee an der Grenze zwischen Peru und Bolivien auf einen historischen Tiefstand sinken lassen. Seit April ist der Pegel des Sees im peruanischen Puno um mehr als einen halben Meter auf 3808,05 Meter über der Meeresoberfläche gesunken.

Der Wassermangel durch den niedrigen Pegelstand führte in der Region in jüngster Zeit zu erheblichen Ernteverlusten. So brach die Quinoa-Ernte um 90 Prozent ein. Auch die Fischerei, die Jagd und der Tourismus sind betroffen. Der Titicacasee ist mit einer Fläche von rund 8400 Quadratkilometern der größte Süßwassersee Südamerikas.



Als Trinkwasserreservoir ist der Titicacasee für rund 2 Millionen Menschen in der Region von großer Bedeutung. Doch weil die Abwässer der umliegenden Städte und Bergwerke größtenteils ungeklärt in den See fließen, nimmt seine Wasserqualität immer weiter ab.



Quellen: Amazon River Levels Hit Historic Low Amid Rapidly Worsening Brazil Drought https://earth.org/amazon-river-levels-hit-historic-low-amid-rapidly-worsening-brazil-drought/

Nível do Rio Negro (Pegelstand des Rio Negro an der Mündung zum Amazonas) https://www.portodemanaus.com.br/?pagina=niveis-maximo-minimo-do-rio-negro

Severe Drought Causes Negro, Solimões, Amazonas, and Madeira Rivers to Reach Historic Lows  https://www1.folha.uol.com.br/internacional/en/scienceandhealth/2023/10/severe-drought-causes-negro-solimoes-amazonas-and-madeira-rivers-to-reach-historic-lows.shtml    



 Nebel: Schön und gefährlich - So entsteht die Wolke am Boden

Nebelsaison hat begonnen So entsteht Nebel •  Schwere Verkehrsunfälle
Oktober bis Dezember oft nebelbedingt •  Auf dem Land mehr Nebel
Faszinierendes Naturschauspiel Nebel

Am häufigsten tritt Nebel bei uns in der dunklen und kühlen Jahreshälfte auf. Die Sichtweite beträgt dann unter einem Kilometer. Auto- und Radfahrer sollten entsprechend vorsichtig fahren. Foto Shutterstock



Bonn/Duisburg, 25. Oktober 2023 - Typisch für den Oktober ist das Wechselspiel von Sonne und Nebel. In der kühleren Jahreshälfte legt sich morgens oft Nebel über Wiesen und Bergtäler – aber auch über die Straßen. Die Sichtweite liegt dann häufig unter einem Kilometer, Auto- und Radfahrer sollten entsprechend vorsichtig fahren. Nebel kann aber auch faszinieren. 



Die Nebelsaison hat begonnen. Regional hält sich der graue Schleier bereits hartnäckig. Am häufigsten tritt Nebel bei uns in der dunklen und kühlen Jahreshälfte von Oktober bis Februar auf. Dann kann die Sonneneinstrahlung die Luft tagsüber zwar erwärmen, in den Nächten kühlt sie aber in Bodennähe wieder ab. Kalte Luft kann weniger Wasserdampf speichern und die relative Luftfeuchtigkeit steigt an.  



Nebel bildet sich, wenn die Luft bis zum sogenannten Taupunkt abkühlt. Genau dann beträgt die relative Luftfeuchtigkeit 100 Prozent und der in der Luft enthaltene Wasserdampf kondensiert zu winzigen Nebeltröpfchen. Die Tröpfchen bilden sich um Kondensationskerne. Das sind zum Beispiel winzige Ruß- oder Staubteilchen, die zu Tausenden in unserer Luft schweben. Viele dieser Tröpfchen bilden den Nebel, der nichts anderes ist als eine Wolke am Boden. Die Sichtweite beträgt dann weniger als einen Kilometer. 



Gefahr im Straßenverkehr

Durch die eingeschränkte Sicht wird Nebel vor allem im Straßenverkehr schnell zur Gefahr für Autofahrer und Fußgänger. Schwere Verkehrsunfälle, bei denen Nebel eine Unfallursache war, ereignen sich am häufigsten im letzten Quartal des Jahres. Rund 60 Prozent der schweren Nebelunfälle der Jahre 2014 bis 2018 ereigneten sich in den Monaten Oktober bis Dezember. Nebel war in Deutschland im Jahr 2022 die Ursache für rund 300 Straßenverkehrsunfälle.­ 




Auf dem Land gibt es mehr Nebel

Grundsätzlich kann sich überall dort Nebel bilden, wo sich die Luft abkühlt. Auf dem Land gibt es jedoch mehr Nebel als in der Stadt. Zwar enthält die Stadtluft wegen der höheren Luftverschmutzung eine drei- bis fünfmal höhere Konzentration an Kondensationskernen, aber dafür ist sie nachts wärmer. Beton und Asphalt speichern die Wärme des Tages und geben sie nachts wieder ab. Dadurch ist der Temperaturunterschied zwischen den Tageszeiten in der Stadt geringer als auf dem Land und es bildet sich seltener Nebel. 




Eindrucksvolles Naturschauspiel 

In kalten, windstillen Nächten bildet sich in den Gebirgstälern ein oft schier endloses Nebelmeer.  Die begrenzenden Berge sorgen dafür, dass sich dort die kalte Luft sammelt und somit der Nebel nicht abfließen kann. Wenn man das Glück hat, in der Morgendämmerung über dem Nebel in den Bergen zu sein, hat man einen beeindruckenden Blick auf dieses Naturschauspiel.  

Durch die großen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht kann Nebel sogar in der Wüste entstehen. In Namibia bildet er sich häufig morgens an der Küste und im Inneren der Namib-Wüste. Manchmal hüllt der Wüstennebel sogar die Millionenmetropole Dubai ein.

 


 Ozonloch über Antarktis mit Rekordgröße - Ist Vulkanausbruch mitschuldig?

 Ozonloch über der Antarktis im September 2023 so groß wie selten 
 2023: Früher Beginn und rapide Zunahme des Ozonabbaus bis August 
•  FCKW, Lachgas und andere Gase zerstören Ozonschicht
•  Polarwirbel als Ursache des Ozonabbaus
•  Ausbruch des Tonga-Vulkans im Südpazifik im Jahr 2022 als weitere Triebkraft

Das Ozonloch über der Antarktis hat im September eine der größten Ausdehnungen seit Beginn der Aufzeichnungen erreicht. Es übertraf sogar die Landfläche der gesamten Antarktis (rund 14 Millionen Quadratkilometer) deutlich. Größer war es bisher nur im Jahr 2006.  Quelle: ESA



Bonn/Duisburg, 23. Oktober 2023 - Das Ozonloch über der Antarktis hat im September 2023 unerwartet gewaltige Ausmaße angenommen. Noch nie wurde zu dieser Jahreszeit eine so große Ausdehnung gemessen. Die genaue Ursache ist noch unklar, aber es gibt eine Theorie. 

Das Ozonloch über der Antarktis hat im September dieses Jahres eine der größten Ausdehnungen seit Beginn der Aufzeichnungen erreicht. Dabei erstreckte es sich über eine Fläche von rund 26 Millionen Quadratkilometern, das entspricht etwa der 72-fachen Fläche Deutschlands. 

Es übertraf sogar die Landfläche der gesamten Antarktis (rund 14 Millionen Quadratkilometer) deutlich. Größer war es bisher nur im Jahr 2006 mit 29,6 Millionen Quadratkilometern. 




Ozonschicht bildet sich nur langsam

Die Größe des Ozonlochs schwankt in regelmäßigen Abständen. Von August bis Oktober nimmt der Ozonabbau in der Stratosphäre zu und erreicht zwischen Mitte September und Mitte Oktober sein Maximum. 

In der Antarktis hat der Frühling begonnen und mit zunehmender Sonneneinstrahlung am Polartag ändern sich normalerweise die Druck- und Windverhältnisse so, dass sich das Ozonloch spätestens Anfang November wieder fast vollständig schließt. 

In diesem Jahr begann der Ozonabbau jedoch schon sehr früh und nahm bis August rapide zu. Warum das Loch in diesem Jahr so große Ausmaße angenommen hat, ist noch unklar. 



FCKW und andere Gase zerstören Ozonschicht

Das Montrealer Protokoll von 1987 regelt eigentlich den Verzicht auf Stoffe, die die Ozonschicht schädigen. Dazu gehören auch chlor- und fluorhaltige Chemikalien (FCKW). Laut einer im Fachmagazin "Nature Geoscience" veröffentlichten Studie ist die Konzentration einiger Stoffe aus dieser Gruppe jedoch weiter angestiegen. 



Problematisch ist auch Lachgas (Distickstoffmonoxid), das in den letzten Jahrzehnten das Ozon-Gleichgewicht in der Stratosphäre empfindlich gestört hat. Es entsteht vor allem in der industriellen Landwirtschaft sowie durch Verbrennung von Biomasse und von fossilen Energieträgern. Wie die FCKW wirkt es als Katalysator bei der Reaktion von Ozon (O3) zu gewöhnlichem Sauerstoff (O2). 




Gründe für den starken Ozonabbau

Der Polarwirbel, ein kreisförmiges Windband rund um die Antarktis, kann einer der Ursachen für den starken Ozonabbau sein. Auf der Südhalbkugel ist er ungewöhnlich stark ausgebildet. Er verhindert einen Luftmassenaustausch zwischen den Polargebieten und den mittleren Breiten. 

Dadurch bleiben die Temperaturen in der oberen Atmosphäre sehr niedrig. Vor allem die in FCKW enthaltenen Chlorverbindungen halten sich in der kalten Atmosphäre viel länger und verstärken so den Ozonabbau. 




Vulkanausbruch ebenfalls mitverantwortlich?

Experten spekulieren, ob der heftige Ausbruch des Tonga-Vulkans im Südpazifik im Jahr 2022 für das Ozonloch in diesem Jahr mitverantwortlich sein könnte. Bei der Eruption wurde viel Wasserdampf in die Stratosphäre geschleudert, der erst gegen Ende des vergangenen Jahres die Südpolarregionen erreichte. 

Normalerweise gibt es in der Stratosphäre keine Wolken, da sie zu trocken ist. Bei den besonders niedrigen Temperaturen in der Polarnacht können jedoch Reste von Wasserdampf mit Salpetersäure gefrieren. 




Durch den Vulkanausbruch in der Südsee konnten sich über der Antarktis vermehrt sogenannte polare Stratosphärenwolken in einer Höhe von 20 bis 30 Kilometern bilden. In den Stratosphärenwolken werden nach und nach Chlormoleküle aus Fluorchlorkohlenwasserstoffen und anderen Substanzen freigesetzt. Zur Einordnung: Ein einziges Chloratom in der Stratosphäre kann mehr als 100.000 Ozonmoleküle zerstören. 



Der vom Tonga-Vulkan freigesetzte Wasserdampf könnte zudem den Polarwirbel über der Antarktis verstärkt haben. Ein starker Polarwirbel hält ozonschädigende Stoffe wie FCKW wegen des fehlenden Luftmassenaustausches zurück. Aufgrund fehlender Erfahrungen mit vergleichbaren Ereignissen kann diese Theorie jedoch noch nicht abschließend bestätigt werden. 

Diese Pressemeldung beruht unter anderem auf folgenden Veröffentlichungen:




Ozone hole goes large again

https://www.esa.int/Applications/Observing_the_Earth/Copernicus/Sentinel-5P/Ozone_hole_goes_large_again

Global increase of ozone-depleting chlorofluorocarbons from 2010 to 2020

https://www.nature.com/articles/s41561-023-01147-w.epdf

 



Höhepunkt der Orioniden am Wochenende - So stehen die Chancen für Sternengucker

Höhepunkt der Orioniden in der Nacht vom Samstag auf Sonntag
Beste Beobachtungszeit nach Mitternacht Samstagfrüh wegen Nebels
Glück erforderlich Sonntagfrüh günstiger Erhöhte Standorte aufsuchen

Die Orioniden-Sternschnuppen scheinen von einem Punkt links oberhalb des Sternbildes Orion auszugehen. Von dort strahlen sie in alle Himmelsrichtungen aus. Foto Shutterstock


Bonn/Duisburg, 20. Oktober 2023 - In der Nacht vom 21. auf den 22. Oktober erreicht der Sternschnuppenschauer der Orioniden seinen Höhepunkt. In den kommenden Nächten lohnt sich deshalb ein Blick in den Himmel. Mit etwas Glück bekommen aufmerksame Beobachter die eine oder andere Sternschnuppe zu sehen.
  

Zurzeit sind die Orioniden unterwegs. Sie gehören mit zu den aktivsten Meteorströmen des Jahres und bringen um ihr Maximum rund 20 bis 30 Sternschnuppen pro Stunde hervor. 

Der Höhepunkt der Orioniden wird am Wochenende in der Nacht vom Samstag auf Sonntag erreicht. Aber auch in den Nächten davor und danach huschen mehr Schnuppen über den Himmel als sonst. 



Beste Beobachtungszeit erst nach Mitternacht

Allerdings sind die besonders schnell dahinflitzenden Orioniden erst ab etwa Mitternacht gut zu sehen. Denn erst dann erhebt sich die Himmelsregion nahe dem Sternbild Orion, aus dem die Meteore auszustrahlen scheinen, über den Horizont. 

In der Nacht zum Samstag brauchen Himmelsbeobachter schon ein wenig Glück, um ein paar Schnuppen zu erhaschen. Denn trotz vorübergehender Aufklarungen trüben vielerorts dichtere Wolkenfelder den Himmel und wo es tatsächlich mal klar wird, könnte sich in der feuchten Luft rasch wieder Nebel bilden. 



Das WetterRadar von WetterOnline zeigt die zu erwartende Wolkenverteilung in den Nächten zum Samstag und zum Sonntag jeweils für die Frühstunden von Mitternacht bis zum Sonnenaufgang. 

In der Nacht zum Sonntag, zum Höhepunkt des Sternschnuppenschwarms, stehen die Chancen vom Wetter her insgesamt besser. Lediglich vom Erzgebirge bis zu den Alpen ist es noch und ganz im Westen schon wieder dichter bewölkt. 



Nebelrisiko in Tallagen am größten

Aber in den meisten anderen Landesteilen sind nur wenige Wolken am Himmel. Allerdings können erneut regionale Nebelfelder die Beobachtungsfreuden trüben oder sogar ganz verderben. Wer kann, sollte daher möglichst erhöhte Standorte abseits der Täler, die als erste einnebeln, aufsuchen. 

Die beste Zeit für Sternschnuppenjäger sind die frühen Morgenstunden. Dann steht das Sternbild Orion hoch über dem südlichen Horizont. Auch der zunehmende Halbmond ist dann längst im Westen untergegangen, sodass sein Licht nicht mehr stört.



Schweres Sturmhochwasser an der Ostsee – An der Küste drohen Überschwemmungen

 An der Ostsee droht ein schweres Sturmhochwasser
 Überschwemmungen unter anderem in Flensburg, Kiel und Lübeck
 Uferbereiche, tiefer liegende Straßen und Keller betroffen  Höhepunkt in der Nacht zum Samstag

Die Wasserstände der Ostsee steigen in den kommenden Tagen deutlich an. Wie hier an der Kieler Förde ist mit einem Sturmhochwasser zu rechnen. Quelle: Shutterstock


Bonn/Duisburg, 19. Oktober 2023 -
Überflutete Strandpromenaden und Straßen sowie vollgelaufene Keller – das erwartet die Ostseeküste am Freitag und Samstag. Grund ist der kräftige Ostwind, der sich zum Sturm entwickelt und dabei viel Wasser in die Buchten drückt. An der Nordsee sorgen deutlich niedrigere Wasserstände hingegen zu Einschränkungen im Fährverkehr. Auf den Alpengipfeln bläst der Föhn zur gleichen Zeit in Orkanstärke. 



Das Tief VIKTOR sorgt in der zweiten Wochenhälfte für Wetterturbulenzen in Deutschland. Dabei steht vor allem der Wind im Fokus. Zwischen einem Skandinavienhoch und dem Tief über den BeNeLux-Staaten beträgt der Luftdruckunterschied rund 50 Hectopascal. Je größer dieser Unterschied ist, desto stärker weht der Wind. 




„An der Ostseeküste gibt es dadurch ab Freitagfrüh einen regelrechten Oststurm. Das Besondere dabei ist die Dauer, rund 24 Stunden lang weht der Wind mit Böen von über 100 Stundenkilometern. Das Wasser wird dabei Richtung Küste gedrückt und staut sich in den Buchten immer weiter auf und es gibt ein Sturmhochwasser“, erklärt Niklas Weise, Meteorologe von WetterOnline. So wird eine Sturmflut an der Ostsee bezeichnet, da diese als Binnenmeer fast vollständig von den Gezeiten abgeschnitten ist. Ursache für Hoch- und Niedrigwasser ist also allein der Wind.




An der Nordseeküste gibt es den gegenteiligen Effekt: Das Wasser zieht sich weiter von der Küste zurück und es kommt zu einer Sturmebbe. Durch den lang anhaltenden Wind wird das Wasser auf die offene Nordsee gedrückt. Eine Folge sind erhebliche Einschränkungen im Fährverkehr von Donnerstag bis Samstag.  



Überflutungen wahrscheinlich

Die höchsten Wasserstände mit mehr als 1,50 Meter über dem mittleren Wasserstand könnten in der Flensburger Förde sowie der Kieler und Lübecker Bucht im Laufe des Freitags erreicht werden, der Höchststand in der Nacht zum Samstag. Selbst Wasserstände um 2 Meter über Normal sind nicht ausgeschlossen. Dann spricht man von einem sehr schweren Sturmhochwasser. Neben überschwemmten Uferpromenaden können in Kiel, Lübeck und Flensburg tiefer liegende Straßen und Keller in Küstennähe überflutet werden. An den Stränden kann es zu Strand- und Dünenabbrüchen kommen. 




Seltenes Ereignis 

Im Vergleich zu Sturmfluten an der Nordseeküste kommen Sturmhochwasser an der Ostsee seltener vor, da die Hauptwindrichtung in Norddeutschland West bis Südwest ist. Das letzte Sturmhochwasser ereignete sich im Jahr 2020. Damals waren Teile der Stadt Lübeck bei einem Wasserstand von 1,40 Meter über Normalnull überflutet worden.


I
m Jahr 2017 wurden beim schwersten Ostseehochwasser seit 15 Jahren besonders Rügen und Usedom getroffen. Mit Wasserständen von rund 1,80 Meter über Normal wurden größere Stücke der Steilküste sowie des Strandes weggeschwemmt. Das höchste je verzeichnete Sturmhochwasser hatte sich im Jahr 1872 mit Scheitelwasserständen von mehr als 3 Metern über Normal ereignet. 




Föhnorkan auf den Alpengipfeln

Vor allem am Freitag sorgt dasselbe Tief VIKTOR im Alpenraum für einen starken Föhnwind. Dabei strömt feucht-warme Luft gegen die Südseite der Alpen und sorgt besonders im westlichen Alpenraum für intensive Stauniederschläge. Beim Überströmen der Alpen sind auf den Gipfeln Orkanböen von 120 bis über 150 Stundenkilometern möglich. Das Alpenvorland erreicht dann die trockenere und wärmere Luft, sodass die Höchstwerte am Freitagnachmittag im südlichen Bayern auf 18 bis 23 Grad ansteigen. In Niederösterreich könnte durch den Föhn sogar die 25-Grad-Marke überschritten werden. 



Erster Wintergruß in Sicht – Vom Spätsommer direkt in den Frühwinter

 Erste Schneeflocken entlang Luftmassengrenze
 
Ende dieser Woche Regional weiße Überraschungen und winterliche Straßenverhältnisse
  Vom Spätsommer in den Frühwinter: Temperatursturz um 30 Grad
  Zweite Wochenhälfte: Zunehmend stürmischer Ostwind in der Nordhälfte

Im Laufe der zweiten Wochenhälfte könnten gebietsweise die ersten nassen Schneeflocken bis in tiefe Lagen fallen. Foto Shutterstock


Bonn/Duisburg, 16. Oktober 2023 - Was für ein Wettersturz! Noch am Freitag gab es am Oberrhein 30 Grad und schon am Sonntag fielen auf dem Fichtelberg im Erzgebirge die ersten Schneeflocken. Gegen Ende der Woche könnte es selbst bis in tiefe Lagen eine weiße Überraschung geben. An den Küsten droht sogar ein seltener Oststurm.  



Jetzt will es der Herbst wissen: Am Montagfrüh lagen die Tiefstwerte in der Südhälfte bei bis zu minus 4 Grad. Gegenüber den Höchstwerten am vergangenen Freitag stellte das zum Beispiel in Nürnberg sowie rund um München einen Temperatursturz um etwa 30 Grad dar. So große Schwankungen in kurzer Zeit kommen in Deutschland eher selten vor. Der nächste Schwall polarer Kaltluft kündigt sich mit einem auflebenden Ostwind schon im Laufe der Woche an. In einem Streifen des Landes sind dann winterliche Verhältnisse durch Schneefall und glatte Straßen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt zu erwarten. 



„Es ist das große Gerangel zwischen Warm und Kalt, dass in dieser Woche in die nächste Runde geht“, beschreibt Niklas Weise, Meteorologe von WetterOnline, die Großwetterlage. „Polare Kaltluft erreicht in der zweiten Wochenhälfte die Nordosthälfte Deutschlands, von Südwesten hält ein Tief mit milder und feuchter Luft dagegen. Im Übergangsbereich könnte sogar der erste Schnee bis ins Flachland fallen.“ Welche Regionen davon betroffen sein werden, ist zum derzeitigen Stand allerdings noch unsicher.



Kalter Ostwind im Norden 

Zwischen den beiden Hauptakteuren der Wetterlage, einem Tief über Frankreich und einem Skandinavienhoch, nehmen im Laufe der Woche die Luftdruckunterschiede immer weiter zu. Der Ausgleich findet in Form von einem kräftigen Ostwind statt, der besonders nördlich der Mittelgebirge ab Donnerstag deutlich spürbar sein wird. „Viel kälter kann es zu dieser Jahreszeit nicht werden: Die dünne Übergangsjacke für den Herbst wird da nicht mehr ausreichen. Bei Höchstwerten deutlich unter 10 Grad und gefühlten Temperaturen im Frostbereich muss hier schonmal die Winterjacke herausgekramt werden“, fügt Weise hinzu. 



An den Küsten kann der Ostwind am Freitag und Samstag sogar Sturmstärke erreichen. Das kommt im Vergleich zu Stürmen mit westlichen Winden deutlich seltener vor. An der Nordseeküste hat das Niedrigwasserstände zur Folge, an der Ostseeküste könnte ein Sturmhochwasser auftreten. 



Winterliches Intermezzo am Wochenende?

Im Grenzbereich der warmen und kalten Luft können sich am Samstag winterliche Verhältnisse einstellen: Die Wettermodelle berechnen übereinstimmend einen Streifen mit nassen Schneefällen und Temperaturen um den Gefrierpunkt. Auch gefrierender Regen mit gefährlicher Straßenglätte ist eine mögliche Variante. 



Wo genau die sogenannte Luftmassengrenze verlaufen wird, ist jedoch noch unsicher. Derzeit schwanken die Modelle - grob gesprochen - zwischen der Norddeutschen Tiefebene und dem Mittelgebirgsraum. Von langer Dauer wird der Schnee aber nicht sein, denn bereits an den Folgetagen wird es wieder milder.


 

Schürt Vulkanausbruch die Erderwärmung? - Klimawandel im Turbomodus

 Klimafolgen der Honga-Hunga Ha'apai Explosion
 Gewaltiger Wasserdampfeintrag durch Tonga-Eruption
 Wasserdampf ist wichtigstes Treibhausgas
 Zusammenhang mit derzeitigen Wärmespitzen Auswirkung auf den Polarwirbel?
 Weitere Faktoren, die zur Erwärmung führen

Beim gewaltigen Ausbruch eines Vulkans im Inselstaat Tonga im Südpazifik stieg im Januar 2022 die Aschesäule rekordverdächtig hoch in die Atmosphäre auf. Fast 150 Millionen Tonnen Wasserdampf wurden bis in die Stratosphäre katapultiert. Foto Tonga Geological Services


Bonn/Duisburg, 11. Oktober 2023 - Am 15. Januar 2022 ist der Unterseevulkan Honga-Hunga Ha'apai explodiert. Er schleuderte gigantische Mengen an Wasserdampf in die Atmosphäre. Forscher vermuten Folgen für unser Klima. Die stärkste Vulkaneruption der jüngeren Geschichte hat beim Ausbruch des Tonga-Vulkans Anfang letzten Jahres fast 150 Millionen Tonnen Wasserdampf bis in die Stratosphäre katapultiert.  




Wasserdampf als potentes Treibhausgas

Der Wasserdampfeintrag durch den Ausbruch entspricht mehr als 10 Prozent des „normalen“ Wasserdampfgehaltes dieser in rund 20 bis 50 Kilometern Höhe gelegenen Atmosphärenschicht. Normalerweise ist die Stratosphäre ein austauscharmer und sehr trockener Ort, dem nur über sehr hochreichende Gewitter regelmäßig etwas Wasserdampf zugeführt wird. 

Nach dem gigantischen Wasserdampfeintrag durch die Tonga-Eruption dürfte es daher Jahre dauern, bis sich der Wasserdampfgehalt dort wieder normalisiert. 




Wasserdampf ist das mit Abstand wichtigste Treibhausgas der Erde, noch vor dem zwar wirksameren, aber in wesentlich geringerer Konzentration beteiligten CO2. Forscher haben daher bereits im Sommer letzten Jahres darauf hingewiesen, dass infolge der Eruption möglicherweise ein Anstieg der globalen Temperaturen zu erwarten sei. 

Denn anders als bei „normalen“ Eruptionen sind bei diesem Ausbruch kaum kühlende Aerosole wie etwa Schwefeldioxid (SO2) in die Atmosphäre gelangt, die das einfallende Sonnenlicht dämpfen könnten. Stattdessen bewirkt der Eintrag von Wasserdampfgas den gegenteiligen Effekt: Die Temperaturen steigen an. 




Beeinflusst Erwärmung auch den Polarwirbel?

Mittlerweile hat sich dieser Wasserdampf weiter bis in die Polarregionen der Erde verteilt, wo seine Erwärmungseffekte womöglich sogar Einfluss auf den Polarwirbel nehmen könnten. Ob und wie sich das auf die Witterungsentwicklung im Winter auswirken wird, ist wegen der Einmaligkeit des Ereignisses jedoch noch völlig offen.  Auch lässt sich bislang nicht beziffern, wie groß der Anteil des Wasserdampfs der Tonga-Eruption an der seit diesem Jahr weltweit zu beobachtenden Beschleunigung und Verstärkung der globalen Erwärmung ist.


Die Besonderheiten dieser Eruption sind schlicht noch wissenschaftliches Neuland, es fehlt an Erfahrungswerten. Immerhin kommen Wissenschaftler der University of Oxford in einer Anfang des Jahres in der Fachzeitschrift "Nature Climate Change" veröffentlichten Studie zu dem Schluss, dass sich durch die Eruption die Wahrscheinlichkeit einer Überschreitung der 1,5-Grad-Marke bei der Klimaerwärmung um sieben Prozent erhöht habe. 



Erderwärmung im Turbogang

So werden seit Monaten nahezu weltweit immer wieder Rekordtemperaturen gemessen, die oft weit über den zuvor registrierten Spitzenwerten liegen. Davon betroffen waren Regionen aller Kontinente, ohne dass Gebiete mit wechselhafterem und kühlerem Wetter diesen „Wärmeüberschuss“ unterm Strich hätten ausgleichen können. 

Dabei treiben die über immer längere Zeiträume hinweg beobachteten und teils extremen Wärmespitzen nicht nur die mittlere Lufttemperatur, sondern auch die Oberflächentemperaturen vieler Meeresgebiete auf zuvor noch nie gemessene Werte. Forschende haben dieses Phänomen auf den Namen „Blob“ getauft und sprechen aufgrund der außergewöhnlichen Messdaten sogar von „marinen Hitzewellen“. 



El Niño mischt bei der Erwärmung mit

Es liegt allerdings nahe, dass auch das derzeit wieder etablierte Wetterphänomen El Niño einen deutlichen Anteil an der so ungewöhnlichen Entwicklung hat.  

Das alle zwei bis sieben Jahre wiederkehrende Wetterphänomen kehrt Meeresströmungen und Windsysteme im tropischen Pazifik um, wodurch regionale Hitzewellen und verheerende Dürreperioden, aber auch Stürme, katastrophale Regenfälle und Überflutungen ausgelöst werden. Weniger ausgeprägt sind die Auswirkungen von El Niño abseits der Pazifik-Region. 



Wechselwirkungen zwischen El Niño und dem aktuell zu beobachtenden Klimawandel gelten als wahrscheinlich, sind jedoch noch Gegenstand der Forschung.  

Ein weiterer Aspekt für das unerwartete Temperatur-Plus könnte sich aber auch hinter besonders staubarmer Luft über den äquatorialen Meeresregionen verbergen. So ist in diesem Jahr wegen schwacher Passatwinde deutlich weniger Saharastaub in die Atmosphäre gelangt als im Mittel der Jahre. Daher ist die Luft klarer und für Sonnenstrahlung durchlässiger geworden. 



Zusammenspiel vieler Faktoren

Hinzu kommen besonders stabile und ortsfeste Hochdruckgebiete, die in den vergangenen Monaten ungewöhnlich lang andauernde Hitzewellen zur Folge hatten und so auch über weiten Meeresflächen zu einem deutlichen Einstrahlungsplus führten. 

Letztlich ist es wohl das zufällige, aber perfekte Zusammenspiel solcher stabilen Hochs, verminderter Wüstenstaubtrübung, El Niños, der Tonga-Eruption und womöglich weiterer, bisher unterschätzter Faktoren, welche die so dramatische Beschleunigung der Erderwärmung bewirken. 

Die Wärmekurven all dieser Phänomene überlagern und addieren sich gegenseitig und schalten den Klimawandel so vorübergehend in den Turbo-Gang. 



Tonga-Eruption bisher beispiellos

El Niño wird wieder abflauen und die Wasserdampfinjektion des Vulkanausbruchs in der Stratosphäre wird sich nach und nach verflüchtigen. Auch die stabilen Hochdruckgebiete werden ihre Positionen verschieben und Wind wieder mehr Wüstenstaub in die Atmosphäre wirbeln als zuletzt. 

Damit fallen diese klimarelevanten Faktoren zumindest in absehbarer Zeit wieder weg und die Karten werden neu gemischt. So wird sich im Nachgang wenigstens annähernd bestimmen lassen, wie groß der Anteil der einzelnen Faktoren an der gegenwärtigen Fieberkurve unseres Planeten tatsächlich war. 



Was bleibt, ist der weiter fortschreitende Klimawandel, wenn auch wieder auf etwas moderaterem Niveau als zurzeit. Und auch die Ungewissheit bleibt, wann und wie sich der nächste große Ausbruch eines Vulkans in das Klimageschehen einmischt und ob und wie wir uns darauf vorbereiten können.

Dieser Bericht beruht unter anderem auf folgenden Veröffentlichungen:


Jenkins, S., Smith, C., Allen, M. et al. Tonga eruption increases chance of temporary surface temperature anomaly above 1.5 °C. Nat. Clim. Chang. 13, 127–129 (2023). https://doi.org/10.1038/s41558-022-01568-2
Martin Jucker, Chris Lucas, Deepashree Dutta. Long-term surface impact of Hunga Tonga-Hunga Ha'apai-like stratospheric water vapor injection. August 04, 2023. https://www.researchgate.net/publication/372889143_Long-term_surface_impact_of_Hunga_Tonga-Hunga_Ha%27apai-like_stratospheric_water_vapor_injection

 

 

Das ist der „goldene Oktober“- Eine Frage der Beleuchtung

 Darum heißt es "goldener Oktober" Phänologischer Vollherbst um eine Woche verschoben
Warum sind noch viele Blätter grün? Deshalb verfärben sich die Blätter
Besonderes Licht durch Sonnenstand im Herbst

Goldenes Herbstlicht: Die Natur leuchtet prunkvoll. Foto Shutterstock

Bonn/Duisburg, 9. Oktober 2023 - Das Sonnenlicht wirkt auf uns im Herbst oft besonders weich und warm. Seit Jahrhunderten haben in Deutschland die Bezeichnungen „goldener Oktober“ oder „goldener Herbst“ Tradition. Aber warum sieht man den Herbstmonat in einem so besonderen Licht? 



Als „goldener Oktober“ wird eine sonnige und milde Witterungsperiode im zweiten Monatsdrittel bezeichnet. „Golden“ wird diese Zeit genannt, weil sie als angenehm und schön empfunden wird, was nicht zuletzt an ihrem prächtigen Erscheinungsbild liegt. 



Majestätisch, reich und golden zeigt sich die Natur noch einmal vor dem Winter, bevor sie verglüht: In warmem Licht tauchen die Farben der Blätter die Landschaft in ein Meer aus Gelb- und Rottönen. Dazu strahlt die Sonne in edlem Gelbgold und sanftem Rot. 

 

Blattgold könnte knapp werden

Witterungsbedingt gibt es bisher aber kaum Anzeichen für einen goldenen Herbst und der phänologische Vollherbst hinkt in diesem Jahr rund eine Woche hinterher. 

Neben der abnehmenden Tageslänge und dem sinkenden Sonnenstand sind es eher die kalten Nächte und die Frühnebelfelder, die das Fortschreiten der Jahreszeit anzeigen - und das trockene Laub am Boden vieler Wälder. Die Blätter an den Bäumen sind sogar oft noch grün. 



Prof. Dr. Andreas Roloff, Forstwissenschaftler an der TU Dresden, erklärt uns auf Nachfrage: "Die abgefallenen und verfärbten Blätter waren die Blätter vom Frühjahrsaustrieb, welche die langen Trockenstresszeiten im Sommer erlebt haben." 

Der regional sehr nasse August hat laut Roloff bei sehr vielen Gehölzen zu einem zweiten, inzwischen oft sogar dritten Austrieb geführt, daher stammen auch die noch grünen Blätter.   



Buntes Laub verstärkt den Goldton

Im Laufe des Oktobers beginnt sich das Laub der Bäume und Pflanzen zu verfärben. Mit dem ersten Nachtfrost endet auch die grüne Phase der jungen Blätter. Damit wird die Fotosynthese (Zuckerproduktion) der Pflanze beendet.  

Beim Abbau des Chlorophylls treten andere Blattfarbstoffe wie das gelbe Karotin oder das rote Anthocyan in den Vordergrund - die bunte Färbung entsteht. 



Scheint die im Vergleich zum Sommer tiefer stehende Sonne auf die bunte Blätterpracht, entfaltet sich das "goldene" Naturschauspiel in seiner ganzen Pracht. Gelb und rot gefärbte Wälder reflektieren das Licht und intensivieren so den Farbeindruck. 

Roloff vermutet, dass die Laubfärbung der Bäume in diesem Jahr "nicht ganz spektakulär wird, falls sie vom Frost überrascht werden, ohne vorher schon die Vorbereitungen für die Ruhephase begonnen zu haben." 



Goldenes Licht durch den Sonnenstand 

Für die „Vergoldung“ des Lichts ist der Sonnenstand entscheidend. Im Herbst steht die Sonne tiefer am Himmel und das Licht trifft in einem flacheren Winkel auf die Erde als im Sommer. Dadurch ändert sich auch die Lichtbrechung. 

Vor allem bei Sonnenauf- und -untergang erscheint der Himmel dann in einem besonders satten Gold- oder Rotton.  

Bevor wir das Licht zu diesen Tageszeiten wahrnehmen, hat es bereits einen langen Weg durch die Atmosphäre zurückgelegt. Dabei trifft es auf viele Staub- und Wasserteilchen, an denen es sich bricht.  


Das langwellige rote und orange Licht wird dabei weniger gestreut als das kurzwellige blaue Licht der Sonnenstrahlen. Am Ende des Weges eines Sonnenstrahls, also im Auge des Betrachters, werden die „kalten“ Lichtanteile daher weitgehend herausgefiltert. Übrig bleiben die warmen Rottöne. Sie lassen die herbstliche Landschaft so warm und golden erscheinen.  

Durch die Brechung an Staub- und Wasserteilchen verliert das Sonnenlicht zudem an Intensität. Es wird diffuser und erzeugt so den für den Herbst typischen zauberhaften Weichzeichnereffekt.

 


Luftmassengrenze entsteht über Deutschland – Spätsommer gegen Herbst

 Luftmassengrenze am Wochenende  Deutliche Abkühlung in weiten Teilen Deutschlands
 Warme Luft hält sich im Südwesten   Kommende Woche wieder wärmer

Am Sonntagnachmittag liegt die Luftmassengrenze quer über Deutschland. Dabei markieren die blauen Zacken die Kaltfront und die roten Beulen die Warmfront. Wenn keine der beiden Luftmassen in eine Richtung vorstößt, erhält die Front beide Symbole und wird als Luftmassengrenze charakterisiert. Foto WetterOnline

Bonn/Duisburg, 6. Oktober 2023 - Im Laufe des Wochenendes verschärfen sich die Temperatur- und Wetterkontraste zwischen dem Nordosten und Südwesten Deutschlands und eine sogenannte Luftmassengrenze entsteht. Am Oberrhein hält sich noch spätsommerliche Luft mit maximal 25 Grad. Dabei arbeitet sich zur gleichen Zeit kühle Luft mit Höchstwerten zwischen 12 und 15 Grad am Sonntag weiter landeinwärts vor.

In der kommenden Woche kontert die warme Luft jedoch kräftig.

In den nächsten Tagen rangeln eine warme Luftmasse aus dem Süden und eine kühle aus dem Norden um die Vorherrschaft über Deutschland. Eine Luftmassengrenze ist eine Übergangszone, in der zwei Luftmassen unterschiedlicher Temperatur oder Feuchte aufeinandertreffen. Luftmassengrenzen können zwischen 20 und 200 Kilometer breit sein. 


Lange blieb die kühle Luft auf Distanz, nun schaut sie am Wochenende auf einen Kurzbesuch bei uns vorbei. Niklas Weise, Meteorologe von WetterOnline: „Die Küstenbewohner spüren die Ankunft der herbstlichen Luft, die von Wind und Regen begleitet wird, am Samstag als erstes. Am Sonntag dreht dann der Wind in großen Teilen Deutschlands auf nördliche Richtungen und es wird noch etwas kühler. Viel Regen gibt es aber nicht. Ganz im Südwesten hält die warme, spätsommerliche Luft dagegen. Wo genau die Grenze verläuft ist noch offen, vermutlich aber etwa vom Oberrhein bis zum Alpenvorland.“ 



Absturz auf ein „normales“ Niveau

Anfang der Woche war es mit verbreitet 25 bis knapp 30 Grad außergewöhnlich warm. An vielen Orten wurden sogar neue Rekorde für Oktober gemessen. Der Rückgang der Temperaturen auf für Anfang Oktober übliche Werte wird daher deutlich zu spüren sein. Die Nacht zum Montag wird vorerst am kältesten mit Tiefstwerten von 3 und 9 Grad, wobei es im Westen am mildesten bleibt. Im Osten, sowie in höher gelegenen Mittelgebirgstälern ist Bodenfrost möglich. 



Warme Luft kehrt wohl zurück
Schon in der kommenden Woche könnte sich die Grenze allerdings wieder Richtung Nordosten verschieben. Dabei verschärfen sich die Kontraste weiter: Im Südwesten rund um Freiburg sind Höchstwerte bis 28 Grad möglich, während entlang der Ostseeküste bei Regen kaum mehr als 10 Grad erreicht werden.

Solche Unterschiede kommen im Herbst nicht selten vor. Dabei gelangt je nach Wetterlage die noch sehr warme Luft aus dem Mittelmeerraum zu uns oder eben die bereits abgekühlte Luft aus nördlicheren Breiten. Wer auf lange Sicht die Oberhand behält, bleibt abzuwarten. Ein nächster Vorstoß der kalten Luft könnte sich aber bereits zur Monatsmitte andeuten.

 

 


Was ist ein Kipppunkt? - Das Wechselspiel zwischen dem Klima und der Erde

 Kippelement und Kipppunkt erklärt
 
Auswirkungen der Eisschmelze auf Grönland und in der Antarktis
 
Veränderungen der Zirkulation im Nordatlantik  Positive Kippelemente

Das Abschmelzen der Eisschilde in der Antarktis und auf Gröndland gilt als einer der wichtigsten Kippelemente im Erdsystem. Foto Shutterstock

Bonn/Duisburg, 4. Oktober 2023 - In der Diskussion um den Klimawandel ist immer häufiger von sogenannten Kipppunkten oder Kippelementen die Rede. Dabei handelt es sich um Prozesse auf der Erde, die bei einem bestimmten Temperaturanstieg – und demnach ab einem Zeitpunkt – „kippen“ und unumkehrbar von selbst weiterlaufen. Wir erklären, welche Kippelemente besonders wichtig sind und wie sie unser Klima verändern können. 

 

Schiebt man eine Kaffeetasse immer weiter an den Rand des Tisches, geht das eine Weile gut, bis die Tasse einen kritischen Punkt erreicht, und vom Tisch fällt. Ähnlich verhalten sich die Kippelemente im Erdsystem: Lange Zeit reagieren sie nur wenig auf klimatische Veränderungen, bis sie sich ab einem Punkt verselbständigen und langfristig in einen neuen Zustand verfallen. Selbst bei einer Abkühlung des Klimas bleiben die Prozesse dann unumkehrbar oder der Zustand erhalten.  



Welche Elemente im Erdsystem wann kippen könnten, wird von der Wissenschaft heiß diskutiert. Da sich die verschiedenen Elemente aber auch gegenseitig beeinflussen können, ist eine genaue Prognose sehr schwierig. Dennoch deuten Studien darauf hin, dass bereits bei einer Erderwärmung zwischen 1,5 und 2 Grad mit hoher Wahrscheinlichkeit erste Kipppunkte erreicht werden. Aktuell stehen wir bei einer Erwärmung von 1,1 Grad.



Eisschmelze auf Grönland und in der Antarktis

Zu den wichtigsten Kippelementen mit globalen Folgen zählt der Verlust des Grönländischen sowie des Westantarktischen Eisschilds. Bereits ab einer Erwärmung um 1,5 Grad könnte sich der Schmelzprozess mit hoher Sicherheit selbst verstärken und somit ein Kipppunkt erreicht werden. Auf Grönland liegt das unter anderem daran, dass der aktuell noch bis zu 3 Kilometer starke Eisschild immer mehr an Höhe verliert und somit immer höheren Temperaturen ausgesetzt ist.

In tieferen Schichten der Atmosphäre ist die Dichte der Luft größer und die Luft erwärmt sich dadurch stärker. Das verstärkt die Eisschmelze zusätzlich und wird auch als positive Rückkopplung bezeichnet. Der Westantarktische Eisschild kann bei zu warmem Ozeanwasser instabil werden. Dann setzt ebenfalls ein selbstverstärkender Prozess ein, der dazu führt, dass der Eisverlust sich immer weiter beschleunigt.  


Das komplette Abschmelzen der Grönländischen und Westanarktischen Eisschilde hätte einen weltweiten Meeresspiegelanstieg von 10 Metern zur Folge. Wie schnell das Eis schmilzt, hängt dennoch von der weiteren Temperaturentwicklung ab. Der komplette Verlust des Eises wird erst in mehreren Tausenden Jahren erwartet. 



Zirkulation im Labrador- und Irminger-Meer 

Besonders relevant für Europa ist ein Kipppunkt, den die Wissenschaft im Nordatlantik ausfindig machen konnte. Die Zirkulation im Labrador- und Irminger-Meer südlich von Grönland könnte demnach bereits in den nächsten Jahrzehnten zusammenbrechen. Normalerweise sinkt dort das salzhaltige und kalte Wasser aufgrund seiner hohen Dichte in die Tiefe ab. Der zusätzliche Eintrag von Süßwasser durch die Gletscherschmelze auf Grönland verdünnt das Wasser allerdings und die Zirkulation gerät ins Stocken.

Diese Zirkulation wird auch subpolarer Wirbel genannt und gilt als Motor der atlantischen Umwälzzirkulation, zu der auch der Golfstrom und der Nordatlantikstrom gehören. Durch ein Versiegen der Zirkulation südlich von Grönland würde es sich im Nordatlantik regional um 2 bis 3 Grad und global um circa 0,5 Grad abkühlen. Eine mögliche Folge ist die Verschiebung des Jetstreams in Richtung Norden, wodurch sich die Wetterlagen in Europa ändern und mehr Extreme auftreten können. 



Veränderungen in der Biosphäre

Das Ausbreiten oder Absterben von Wäldern kann ebenfalls einen Kipppunkt darstellen. Der Regenwald speichert beispielsweise rund ein Viertel des gesamten terrestrischen Kohlenstoffs und damit auch das gebundene Kohlendioxid. Daher besitzt er eine Schlüsselrolle für das Weltklima und die Artenvielfalt. 20 Prozent der ursprünglichen Fläche des Regenwaldes sind bereits Abholzung und Dürren zum Opfer gefallen. Bei 25 Prozent ­– so die Einschätzung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern – könnte ein Kipppunkt erreicht werden, von dem an sich das Ökosystem nicht mehr regenerieren kann. 



Es gibt auch positive Kipppunkte 

Zu den positiven Kippelementen zählt unter anderem das Ausdehnen der nördlichen Nadelwälder und ein mögliches Ergrünen von Teilen der Sahara, wie es zuletzt vor etwa 12000 Jahren der Fall war. Hierbei handelt es sich um regionale Kippelemente, die für das globale Klima eher von geringer Bedeutung sind.

Im übertragenen Sinne können auch Kipppunkte in der menschlichen Gesellschaft erreicht werden. Bei der Energiewende zum Beispiel könnte aufgrund der immer weiter sinkenden Kosten der erneuerbaren Energien ein positiver Kipppunkt erreicht sein. Weltweit werden mittlerweile mehr als 80 Prozent in die Erneuerbaren investiert und deren Anteil an der Gesamtstromerzeugung wächst gegenüber Kohle rasant. Bereits zu Beginn des Jahres 2025 könnte laut einem Bericht der internationalen Energieagentur der Strom mehrheitlich aus Erneuerbaren Energiequellen generiert werden. 


•  Kippelemente reagieren auf die Klimaerwärmung ab einem Kipppunkt „von allein“
•  Erreichen von ersten Kipppunkten schon bei 1,5 bis 2 Grad Erwärmung wahrscheinlich
• 
Auswirkungen sind vielfältig, reichen von regionaler bis auf die globale Ebene
•  Beispiel positiver Kipppunkt: Anteil Erneuerbarer Energien wächst rasant


Quellen:

Exceeding 1.5°C global warming could trigger multiple climate tipping points 

https://www.science.org/doi/10.1126/science.abn7950

Kippelemente – Großrisiken im Erdsystem

https://www.pik-potsdam.de/de/produkte/infothek/kippelemente/kippelemente

Integovernmental Panel on Climate Change – Synthesis Report

https://www.ipcc.ch/report/ar6/syr/downloads/report/IPCC_AR6_SYR_SPM.pdf

Amazon tipping point ­– Where are we?

https://www.maaproject.org/2022/amazon-tipping-point/

Renewable power’s growth is being turbocharged as countries seek to strengthen energy security

https://www.iea.org/news/renewable-power-s-growth-is-being-turbocharged-as-countries-seek-to-strengthen-energy-security

 


Herbst: Balzzeit der Fledermäuse - Liebeslieder per Ultraschall vor einer weiten Reise

Herbst: Zeit der Nachwuchsplanung bei Fledermäusen Brautwerbung per Ultraschall
Ab in den Süden! Fledermaus-Zug in die Winterquartiere
Zug findet bei den meisten Individuen zur selben Zeit statt, jedoch nicht in mit Vögeln vergleichbar großen Schwärmen.
•  Teilweise 2000 Kilometer zwischen dem Sommer- und Winterquartier
•  Durchschnittlich 30-50 Kilometer pro Nacht

Auf dem Weg ins Liebesglück, eine Fransenfledermaus im Herbst. Foto Shutterstock

Bonn/Duisburg, 2. Oktober 2023 - Der Herbst ist für Fledermäuse eine besondere Zeit: Sie planen ihren Nachwuchs und bereiten sich auf ihre Winterquartiere vor. Manchmal reisen sie dafür sehr weit. Die winzigen Säugetiere haben unglaubliche Fähigkeiten, zeigen kuriose Verhaltensweisen und haben fast „Supermannqualitäten“. 


Jetzt im Oktober sind sie noch zu beobachten: Fledermäuse jagen bei Dämmerung und in der Nacht durch die Luft.  Geschäftig flattern die neben den Flughunden einzigen flugfähigen Säugetiere der Welt umher und futtern, was die Luft an Insekten bietet, um sich später möglichst gesund und rund durch den Winter schlafen zu können.  


Die kleinen Flattertiere haben eine Menge Erstaunliches auf Lager. Dass die Tiere Echolot zum Orten ihrer Nahrung nutzen, ist vielen bekannt. Aber auch die Brautwerbung geschieht per Ultraschall und das nicht etwa im Frühling, sondern im Herbst. Und die sehr kleinen Säuger – unsere größte heimische Fledermaus ist gerade mal 8,5 Zentimeter lang – treten im Herbst eine weite Reise Richtung Süden an. Aber das ist längst nicht alles. 


Gesänge locken Weibchen zum Balzquartier
Während die meisten Säugetiere und Vögel ihren Nachwuchs im Frühling zeugen und gebären, packen die Fledermaus erst im Herbst starke Gefühle für das andere Geschlecht. Nachdem die Jungtiere im September die Wochenstuben verlassen haben, wird in sogenannten Balzquartieren die nächste Generation produziert.   


Die Fledermausmännchen warten ab Mitte September in Baumhöhlen auf vorüberziehende Weibchen. Diese werden nun mit Gesängen angelockt. Die Balzrufe sind für uns nicht hörbar, weil sie im Ultraschallbereich ertönen. Für eine Fledermausdame hingegen ist der Gesang des Männchens so betörend, dass sie zum Balzquartier fliegt. Dort kommt es zur Paarung.  Die Familienplanung des Weibchens steht dann schonmal: Aber bis zur Geburt wird es noch lange dauern, denn das Weibchen verwahrt die Spermien noch bis zum nächsten Frühling in seinem Geschlechtstrakt.  


Neben der Liebe ist eines wichtig: Winterspeck muss her!
Flattern, Fressen und Futtern – das sind neben der Paarung die wichtigsten Tätigkeiten der Fledermaus im Herbst. Um den langen Winterschlaf zu überstehen, ist es erforderlich, dass sich die Säuger einen dicken Speckmantel anfressen. Sie müssen im Herbst 20 bis 30 Prozent an Gewicht zulegen. Im Spätherbst suchen sie dann ihre Winterquartiere auf.  


Langstreckenflüge ins Winterquartier
Einige unserer 25 heimischen Fledermausarten bevorzugen sehr weit entfernte Winterquartiere. Im Herbst beginnt daher nicht nur der Zug der Vögel in den Süden, sondern auch der der Fledermäuse.   Durch Beringungen der Tiere können Biologen ihre Wanderungen verfolgen. So haben sie entdeckt, dass die nur 5 Zentimeter kleinen und 6 bis 15 Gramm schweren Rauhautfledermäuse sogar knapp 2000 Kilometer zwischen dem Sommer- und Winterquartier zurücklegen.  


Wie die Tiere auf der langen Reise navigieren, ist noch nicht aufgeklärt worden. Denkbar ist eine Orientierung am Magnetfeld der Erde oder aber an Landmarken. Thalia Jentke von der Fledermaus Beringungszentrale Bonn am Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig (ZFMK) erklärt uns auf Nachfrage: „Die Wanderrichtung in den größten Teilen Europas ist in der Regel im Herbst immer Richtung Südwesten. Während des Zugs ziehen die Tiere durchschnittlich 30 bis 50 Kilometer pro Nacht. Der Zug findet bei den meisten Individuen zur selben Zeit statt, jedoch nicht in mit Vögeln vergleichbar großen Schwärmen.“  


Der Winter kann kommen
Die Familienplanung steht, der Bauch ist voll, das Winterquartier ist bezogen – jetzt kann der Winterschlaf beginnen. Im Winterquartier hängen sich die Fledermäuse dicht aneinander gekuschelt kopfüber in ihre kühlen, aber frostfreien Schlafplätze. Sie senken ihre Körpertemperatur auf bis zu 3 Grad ab und verlangsamen die Atmung und den Herzschlag bis auf rund ein Dutzend Schläge pro Minute.  

Der Frühling ist die Zeit zum Trächtigwerden
Wenn die Fledermäuse im Frühling aufwachen, fliegen sie in ihre Sommerquartiere zurück. Diese sind im Gegensatz zu den Winterquartieren nach Geschlechtern getrennt.  In ihrem Quartier werden die Weibchen in Abwesenheit der Männchen trächtig, weil sie deren Spermien im vergangenen Herbst eingelagert hatten. Nach 50 Tagen Tragzeit ziehen sie ihr Fledermausbaby in einer Wochenstubengesellschaft groß, die sie mit den anderen Weibchen bilden. 


Ein stilles und langes Leben im Verborgenen
Fledermäuse können ein Alter von über 20 Jahren erreichen und somit sehr alt werden. In Anbetracht ihrer geringen Körpergröße ist das eine absolute Besonderheit, denn kleine Säuger leben eigentlich nur sehr kurz.  Unsere heimischen Fledermäuse sind außer für Insekten völlig ungefährlich. Fledermäuse leben vielmehr so still und verborgen, dass sie auch der Wissenschaft noch viele Rätsel aufgeben.



Schweizer Gletscher schmelzen rapide - 2023: Eisverlust von 4 Prozent

Gletscherschmelze in der Schweiz enorm Walliser Alpen und Ostalpen besonders betroffen
Abnahme des Eises um 3,5 Meter in 3200 Metern Verlust von Süßwasserreserven
•  Ursachen der Gletscherschmelze

Beim Rhonegletscher hat sich in den vergangenen Jahren ein großer Gletschersee gebildet, wo einst meterdickes Eis war. Foto Dr. David Volken, WetterOnline

Bonn/Duisburg, 29. September 2023 - Die Schweizer Gletscher schmelzen immer schneller. Sie haben den für ihre Existenz zweitschlechtesten Sommer seit Messbeginn erlebt. In den vergangenen zwei Jahren verschwanden in den Schweizer Alpen 10 Prozent des Eisvolumens. In Zukunft wird sich die Schmelze sogar noch beschleunigen.  Ein weiteres Jahr der Extreme zehrt an den Gletschern. So sind in den letzten 12 Monaten in den Schweizer Alpen rund 4 Prozent des Eisvolumens abgeschmolzen.
Am stärksten war die Schmelze in den südlichen Walliser Alpen und in den Ostalpen.


Dr. David Volken, Meteorologe und Klimaexperte von WetterOnline: „Die Gletscherschmelze nimmt insgesamt immer weiter zu, aber die Beschleunigung der Schmelze in den Alpen ist enorm. Wenn die Schmelze in diesem Ausmaß weitergeht, dann sind die Gletscher weg, bevor wir Stauseen gebaut haben. Der Verlust von Süßwasser, das sonst im Eis der Gletscher gespeichert ist, wäre somit unaufhaltsam.  


Beim Allalingletscher oberhalb von Saas-Fee im Wallis war die Gletscherschmelze fast so gravierend wie im Rekordjahr 2022. Selbst auf einer Höhe von 3200 Metern nahm das Gletschereis in der Dicke um 3,5 Meter ab. Auf dieser Höhe sollte eigentlich im September noch Schnee vom letzten Winter liegen.“ 

Bis zu 3 Meter Eisdickenverlust am Griesgletscher 
Der Allalingletscher steht mit diesen großen Verlusten aber nicht alleine da. Auch beim Griesgletscher im Nufenengebiet, am Ghiacciaio del Basodino im hinteren Maggiatal und am Vadret Pers im Engadin maßen die Forschenden der ETH Zürich mittlere Verluste der Eisdicke von bis zu 3 Metern. Der Griesgletscher war bereits im Juli komplett schneefrei und somit schutzlos der Sonne ausgesetzt. 

Etwas weniger dramatisch ist die Situation zwischen dem Berner Oberland und dem Wallis, da dort im Winter etwas mehr Schnee lag. Dennoch ist der Verlust mit über 2 Metern an mittlerer Eisdicke am Großen Aletschgletscher und am Glacier de la Plaine Morte oberhalb von Montana sehr hoch.


Ursachen der Gletscherschmelze 
Für den erneut starken Rückgang der Schweizer Gletscher gibt es mehrere Ursachen. Zum einen fielen im vergangenen Winter stark unterdurchschnittliche Schneemengen. Der sehr warme Juni ließ den Schnee auf den Gletscher sehr rasch schmelzen. Die Hitzewellen Ende August und Anfang September mit einer Nullgradgrenze von teils über 5000 Metern führten zu sehr hohen Schmelzraten.  Zudem werden die Gletscheroberflächen von Jahr zu Jahr immer schmutziger.


Die dunklere Oberfläche reflektiert die einfallende Sonnenstrahlung schlechter. Somit steht mehr Energie für die Eisschmelze zur Verfügung. Da gemäß den Klimamodellen die Sommer immer wärmer werden und die Schneefallgrenze immer weiter ansteigt, beschleunigt sich die Gletscherschmelze in den kommenden Jahren immer mehr. Bis Mitte des Jahrhunderts werden viele Gletscher ganz verschwinden und selbst große Eisströme wie der Rhone- oder Morteratschgletscher werden kaum wiederzuerkennen sein.


Rekord-Monat: Wärmster und zweitsonnigster September seit Messbeginn
NRW: Wärmster September aller Aufzeichnungen mit 7 heißen Tagen am Niederhein

Offenbach, 29. September 2023 – Eine Omega-Wetterlage brachte im September enorme meteorologische Anomalien in Deutschland. So stieg die Temperatur unter ständigem Hochdruckeinfluss auf einen bisher in den Annalen der Wetteraufzeichnungen unerreichten Wert. Auch die Sonne schien unermüdlich, während es gleichzeitig erheblich zu trocken war, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen meldete.


Sommerfortsetzung statt Herbstbeginn - September 2023 fast 4 Grad zu warm
Das Temperaturmittel lag im September 2023 mit 17,2 Grad Celsius (°C) um 3,9 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung 3,4 Grad. Damit wurden die bisherigen Rekorde aus den Septembermonaten 2006 und 2016 (jeweils 16,9 °C) deutlich übertroffen. "Die außergewöhnlichen Temperaturen im diesjährigen Rekord-September in Deutschland sind ein weiterer Beleg dafür, dass wir uns mitten im Klimawandel befinden," so Tobias Fuchs, Leiter des Geschäftsbereichs Klima und Umwelt beim DWD.


Ausschlaggebend für den Rekord waren viele Sommertage (≥ 25 °C) und vor allem im Norddeutschen Tiefland auch eine bemerkenswert hohe Anzahl von heißen Tagen (≥ 30 °C). Am Nordrand der Mittelgebirge, wie in Barsinghausen-Hohenbostel (20 km südwestlich von Hannover) und in Huy-Pabstorf (ca. 45 km westlich von Magdeburg) wurde erstmals an sieben Tagen die 30-Grad-Marke gerissen.

Der Oberrheingraben wartete, wie in Waghäusel-Kirrlach, sogar mit zehn heißen Tagen auf. Dort wurde es am 12. mit 33,3 °C auch am heißesten. Als erfrischendes Kontrastprogramm markierten am 25. Deutschneudorf-Brüderwiese (Erzgebirge) und Oberstdorf (Allgäu) mit jeweils 0,9 °C die bundesweiten Tiefpunkte. Außergewöhnlich trockener September mit regional schweren Unwettern Im September fielen mit rund 32 Litern pro Quadratmeter (l/m²) nur etwas mehr als die Hälfte des Niederschlags der Referenzperiode 1961 bis 1990 (61 l/m²).


Im Vergleich zu 1991 bis 2020 erreichte die Menge ebenfalls knapp die Hälfte des Solls von 65 l/m². Die stärksten Niederschläge wurden im Westen und entlang der Alpen beobachtet, wobei in einigen Gebieten sogar mehr als 100 l/m² verzeichnet wurden. Diese heftigen Niederschläge gingen teilweise mit Unwettern einher. Beckum-Vellern, südöstliches Münsterland, meldete am 12. mit 102,6 l/m² den höchsten Tagesniederschlag.


Rekordverdächtiger Septembersonnenschein – nur 1959 war sonniger
Mit rund 246 Stunden übertraf der Sonnenschein im September sein Soll von 150 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um fast 65 Prozent. Im Vergleich zu 1991 bis 2020 (157 Stunden) betrug das Plus etwa 57 Prozent. Es war nach 1959 (264 Stunden) der zweitsonnigste September. Bereits zur Monatsmitte meldeten zahlreiche Stationen das Erreichen des Klimasolls.


Astronomisch bedingt gab es im Süden mit knapp 280 Stunden die größte und im äußersten Norden mit örtlich unter 200 Stunden die vergleichsweise geringste Sonnenscheindauer. Dafür wurden vor allem über der Nordhälfte in der Nacht zum 25. imposante Polarlichter beobachtet.

In NRW wird sich der September 2023 mit 17,8 °C (13,6 °C) als Wärmster in den Büchern verewigen. Dieser Rekord wurde auch durch die hohe Anzahl an heißen Tagen (≥ 30 °C) erreicht. Am Niederrhein gab es davon sogar sieben. I

n der Fläche fielen 64 l/m² (67 l/m²). Damit war NRW das Bundesland mit dem höchsten Niederschlagsaufkommen. Beckum-Vellern, im südöstlichen Münsterland, registrierte am 12. mit 102,6 l/m² den höchsten Tagesniederschlag. Die Sonne zeigte sich im letzten Monat rund 230 Stunden, was ein Plus von 70 Prozent gegenüber dem Soll (135 Stunden) und den zweithöchsten Septemberwert bedeutet.

 

13. ExtremWetterKongress: extreme Wetterereignisse 2023 sind eine Wendemarke

Hamburg/Duisburg, 27. September 2023 - Wissenschaftler:innen und Expert:innen sehen in ihrer Bestandsaufnahme auf dem 13. ExtremWetterKongress die Chance als verpasst an, mit relativ wenig Aufwand das Klimasystem zu stabilisieren.

Der Klimawandel wird aus Sicht der Konferenzteilnehmer:innen nun in großen Teilen ungebremst erfolgen, womit nicht mehr abwendbare massive Veränderungen auf unserem Planeten zu erwarten sind. 2023 stellt nach Ansicht der Experten das Jahr dar, in dem die Entwicklung der extremen Wetterereignisse ein Maß erreicht hat, in dem es keine Möglichkeit mehr der Leugnung des Klimawandels und der menschlichen Ursachen gibt. Neben der dringenden Mahnung zum entschlossenen Klimaschutz mahnen die Wissenschaftler:innen auch zum entschlossenen Handeln im Bereich der Anpassung und den nicht umkehrbaren Folgen einer weiteren globalen Erwärmung.


Vor dem Hintergrund rapide schmelzender Gletscher, brennender Wälder, dramatischer Überschwemmungen und extremer Hitzewellen wird heute in Hamburg der 13. ExtremWetterKongress eröffnet. Wissenschaftler:innen ordnen in den kommenden Tagen die aktuellen Ereignisse ein, stellen neueste Ergebnisse ihrer Forschungen einer breiten Öffentlichkeit vor und gehen mit dieser in einen direkten und interaktiven Dialog. Im Rahmen des Kongresses stellt der Deutsche Wetterdienst als wissenschaftlicher Partner des ExtremWetterKongresses das neue Faktenpapier „Was wir 2023 über das Extremwetter in Deutschland wissen“ vor.


2023 ist für die Klimaentwicklung auf unserem Planeten eine Wendemarke. Nie zuvor waren die globalen Luft- und Wassertemperaturen so hoch, wie in diesem Jahr. Nie zuvor haben Hitzerekorde und Waldbrände ein solches Ausmaß erreicht wie 2023. Die um 5 bis 6 Grad höheren Wassertemperaturen im Mittelmeerraum haben für Rekordwerte bei der Verdunstung und den nachfolgenden Niederschlägen in Europa und Nordafrika gesorgt. Durch die Zufälligkeiten im chaotischen System der Atmosphäre kam es in Deutschland nicht zu den extremen Hitze- und Dürrephasen, wie wir sie in Südeuropa erlebt haben. Es wäre möglich gewesen.


Neben den dringend notwendigen Maßnahmen zum Stopp eines weiteren Anstiegs der Kohlenstoffdioxidkonzentration in der Atmosphäre sehen die Expert:innen auf dem Kongress die ebenso dringende Notwendigkeit verstärkter Anstrengungen in der Anpassung an die nicht mehr abwendbaren Folgen der massiven globalen Erwärmung. Die Wissenschafter:innen auf dem Extremwetterkongress nehmen die Entwicklungen daher mit größter Sorge wahr. Erstmals halten saisonale Klimamodelle für die Jahre 2024 und 2025 das Überschreiten der 1,5-Grad-Grenze bei den globalen Temperaturen für möglich.


DWD: Jede weitere Erderwärmung führt zu einer raschen Zunahme wetterbedingter Naturgefahren Tobias Fuchs, Vorstandsmitglied und Leiter des Geschäftsbereichs Klima und Umwelt des Deutschen Wetterdienstes: „Die schrecklichen Bilder der Unwetterkatastrophen in Griechenland, Bulgarien, der Türkei und in Libyen haben wir alle noch vor Augen. Die internationale Klimaforschung ist sich einig: Jede weitere Erderwärmung führt zu einer raschen Zunahme wetterbedingter Naturgefahren wie zum Beispiel Hitzewellen, extreme Trockenheit, Starkregen oder Stürme und erhöht damit die Risiken für Mensch und Natur.


Wir müssen uns deshalb besser auf die katastrophalen Folgen von Extremwetter wie Dürren, Waldbrände, Überflutungen vorbereiten. Wir müssen aber auch deren indirekte Wirkung auf Ernährungssicherheit, Trinkwasserverfügbarkeit und Artenvielfalt im Blick haben. Der Klimawandel hat – und das ist quantitativ belegbar – bei Extremwetter seine Finger im Spiel. Das zeigt unser neuer Bericht „Was wir 2023 über das Extremwetter in Deutschland wissen“.


In Deutschland ist die Jahresmitteltemperatur seit 1881 um etwa 1,7 Grad angestiegen. Seit 1960 war hierzulande jede Dekade wärmer als die vorherige. Im Gesamtzeitraum 1881-2022 wurde es jedes Jahrzehnt 0,12 Grad wärmer, für den Zeitraum 1971-2022 lag die Erwärmungsrate schon bei 0,38 Grad Celsius pro Dekade. Hier kann man mit Messungen zahlenmäßig belegen, wie die Erderwärmung Fahrt aufnimmt.


Mehr Hitzeextreme und Hitzewellen in Deutschland
Die Zahl heißer Tage mit einer Maximaltemperatur von mindestens 30 °C ist seit den 1950er Jahren von etwa 3 Tagen im Jahr auf heute im Mittel 9 Tage gestiegen, das heißt auf das 3fache. Am 20. Juli 2022 wurde während einer intensiven Hitzewelle in Hamburg-Neuwiedenthal eine Tageshöchsttemperatur von 40,1 °C gemessen. Noch nie wurden in Mitteleuropa so nördlich Temperaturen über 40 °C gemessen.


Die höheren Temperaturen im Sommerhalbjahr bei gleichzeitig abnehmenden Niederschlägen führen dazu, dass die Pflanzen zum einen früher mit der Verdunstung beginnen und zum anderen auch mehr verdunsten können. Das hat in der Summe zur Konsequenz, dass die Böden im Frühjahr schneller und im Sommer stärker austrocknen. Insgesamt beobachteten unsere Agrarmeteorolog:innen in den vergangenen 10-15 Jahren eine Zunahme trockener Frühjahre und Sommer. Gleichzeitig stellen wir eine Zunahme der Winterniederschläge seit 1881 um 27 Prozent fest.


Wärmere Sommer und längere Trockenphasen verstärken auch in Deutschland das Risiko von Waldbränden. Deutschlandweit gemittelt gab es im Zeitraum 1961 bis 1990 rund 5 Tage im Jahr. Im Zeitraum 1991 bis 2020 waren es schon rund 10 Tage. 4 der letzten 5 Jahre waren von erhöhtem Waldbrandrisiko betroffen. Der Sommer 2023 verlief hierzulande bei uns vergleichsweise glimpflich. Dieser Blick auf einige Aspekte des Klimas in Deutschland zeigt: Wir leben mitten in einem menschengemachten Klimawandel mit Auswirkungen auf unser tägliches Leben.


Es ist an uns, das wahrzunehmen und zu handeln – sowohl mit Klimaanpassung als auch mit Klimaschutz.“ EWK-Faktenpapier https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/aktuelle_meldungen/230927/Faktenpapier-Extremwetterkongress_download.html Pariser Rahmenabkommen faktisch gescheitert Prof. Dr. Jochem Marotzke, Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie und Koordinierender Leitautor des Kapitels "Future global climate: scenario-based projections and near-term information" im Sechsten Sachstandsbericht des IPCC sowie Mitherausgeber des Hamburg Climate Futures Outlook: „Die Veränderungen in Deutschland sind Folge des globalen Temperaturanstiegs. Wir müssen uns damit abfinden, dass die 1,5-Grad-Grenze überschritten werden wird. Damit ist das Pariser Rahmenabkommen in diesem Punkt faktisch gescheitert.


Das bedeutet auch, dass es nur noch mit enormer Anstrengung möglich sein wird, die Erwärmung unter der 2-Grad-Grenze zu halten. Wir sind aktuell eher auf dem Weg in eine 3-Grad-Welt bis zum Ende des Jahrhunderts. Am Beispiel des Ozonlochs sahen wir, dass ein wirksames internationales Abkommen erst nach 20 Jahren eine Wirkung im atmosphärischen System zeigte. Wir müssen verstehen, dass die Ereignisse von heute vor 20 Jahren im Klimasystem angelegt worden sind. Unser selbst entschlossenes Handeln heute wird also erst in 20 Jahren im Klimasystem Wirkung zeigen.


Wir kommen damit in den kommenden 20 Jahren in Bereiche, in denen sich die Prozesse beschleunigen, sowohl was den Anstieg der Temperaturen angeht als auch die Entwicklungen bei extremen Wetterereignissen und beim Anstieg des Meeresspiegels. Um gerade auch die regionalen Folgen dieser Entwicklung präziser abschätzen zu können, brauchen wir noch leistungsfähigere Computer.“


Der aktuelle Kurs führt zwingend zu einer Verschlechterung der Lage Diplom-Meteorologe und Wettermoderator Sven Plöger: „Wir erleben einen gesellschaftlichen Zustand, der nicht dafür geeignet erscheint, die Probleme zu lösen, die wir auf diesem Planeten verursacht haben. Wir verdrängen, verharmlosen und beschönigen nach wie vor die aktuelle Lage auf der einen Seite, während wir die Lösungen auf der anderen Seite zerreden.


Sich die Welt schönzureden und gleichzeitig möglichen Maßnahmen zur Stabilisierung des Klimasystems von vornherein eine Absage zu erteilen, ist keine Lösung, sondern Teil der Ursache des Problems, in dem wir stecken. Wenn auch unabsichtlich, haben wir das Klimasystem in die eine Richtung gesteuert, also haben auch wir das Steuerrad in der Hand, wieder in die andere zu lenken. Das Problem: Die Zeit ist begrenzt. Wir müssen schnell und entschlossen sein. Wenn eine kleine Zahl von Idealisten ihren Lebensstil ändert, ist das wunderbar, aber es wird nicht reichen. Es braucht also Ideen, um alle zum Mitmachen zu bewegen – um es klar zu sagen: Der Klimaschutz muss ein Jahrhundertgeschäft in einer auf dem sozialen und ökologischen Auge ertüchtigten Marktwirtschaft ohne Hyperkonsum werden. Hier ist die Politik aufgefordert, die dafür nach wie vor fehlenden Leitplanken endlich zu schaffen.“


Die Politik ist gefordert, ihrer Aufgabe zur Gestaltung der Leitplanken nachzukommen Der Vorsitzende der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft (DMG) und Veranstalter des ExtremWetterKongresses, Frank Böttcher, unterstreicht die Notwendigkeit einer unideologischen Betrachtung der reinen Faktenlage: Böttcher: „Beenden wir die Illusion, wir hätten in den letzten 30 Jahren einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz geleistet. Viele haben viel getan. Wir sind aber sehr weit von einem Rückgang der Kohlenstoffdioxidkonzentration in der Atmosphäre entfernt.


Weiterhin steigen alle Konzentrationen von Treibhausgasen in der Atmosphäre an und mit ihnen erleben wir einen nie dagewesenen schnellen Anstieg der globalen Luft- und Wassertemperaturen, einen Anstieg extremer Niederschlagsereignisse und einen massiven Rückgang der Eisflächen auf unserem Planeten. Die Erkenntnisse und Beobachtungen erfordern mehr Mut zur Realität. Das Pariser Rahmenabkommen ist faktisch gescheitert, weil immer weniger Länder daran glauben, dass immer mehr Länder die nötigen Maßnahmen wirklich ergreifen.“

Böttcher verweist auf den Anstieg des globalen Kohlenstoffdioxids um 3 ppm auf 424 ppm binnen eines Jahres: „Wir machen uns die Dimensionen des Klimawandels immer noch nicht klar. Allein in den letzten 12 Monaten haben wir einen zusätzlichen Meeressspielanstieg von rund 25 Zentimetern in Gang gesetzt. Eine globale Erwärmung von 1,5 Grad – wir sind jetzt bei 1,1 Grad – würde den Meeresspiegel um etwa 11 Meter ansteigen lassen. Das passiert nicht bis zum Ende des Jahrhunderts. Es ist aber nicht eine Frage des ob, sondern nur eine Frage des wann.“


Bei einer Erwärmung um 3 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts erreichen wir das Klimaniveau des Pliozäns vor 3 bis 5 Millionen Jahren. Wir wissen aus dieser Zeit, dass der Meeresspiegel stabil war bei etwa 20 Metern über dem jetzigen Niveau.“ Die Lösung sieht Böttcher in veränderten Leitplanken für unsere Konsumentenentscheidungen: „Im Moment sind die Produkte besonders günstig, die unsere Lebensgrundlagen zerstören. Wenn wir als Gesellschaft die schlimmsten Folgen des Klimawandels noch aufhalten und gleichzeitig eine freie Marktwirtschaft erhalten wollen, dann sehe ich in den Weg dorthin eher in einer sozialverträglich an die Emissionen von Treibhausgasen und den Ressourcenverbrauch gekoppelten Besteuerung und Förderung von Produkten und Dienstleistungen.


Der Auftrag dafür liegt bei der Politik: Die Wissenschaft hatte die Aufgabe, die Erkenntnisse zu schaffen. Das hat sie getan. Jetzt muss die Politik ihrer Aufgabe nachkommen und die Leitplanken für unser Verhalten so gestalten, dass wir durch unser Verhalten unsere existentiellen Grundlagen auch erhalten.“

 

Wärmster September seit Aufzeichnungsbeginn - Spätsommer geht in die Verlängerung

Rekord: Wärmster September seit Aufzeichnungsbeginn Zahlreiche Sommer- und Hitzetage
Im September mehr Sonne als im Juli oder August Wochenausblick: Weiterhin warm und trocken

Der September ist in diesem Jahr außergewöhnlich warm und sonnig. Quelle: Shutterstock


Bonn/Duisburg, 26. September 2023 - Mit erstmals mehr als 17 Grad im Mittel stellt der September einen neuen Temperaturrekord auf. Bereits fünf Tage vor Monatsende ist sicher, dass der bisherige Monatsrekord von 16,9 Grad aus dem Jahr 2006 übertroffen wird. Zudem ist es der zweitsonnigste September der Wettergeschichte. Selbst mit dem Beginn des Oktobers weicht das spätsommerliche Wetter in diesem Jahr noch nicht zurück.



Der September ist mit etwa 3,5 Grad über dem Durchschnitt der letzten 30 Jahre der wärmste seit Beginn der regelmäßigen Aufzeichnungen 1881. Der bisherige Rekord aus dem Jahr 2006 wird voraussichtlich um etwa ein halbes Grad übertroffen. Mit deutlich über 200 Sonnenstunden ist es außerdem der zweitsonnigste September. Noch mehr Sonne gab es nur im Jahr 1959.



Niklas Weise, Meteorologe von WetterOnline: „Normalerweise kühlt es sich im September generell schon ab und wir erleben häufig Anfang des Monats die letzten warmen Tage. Doch in diesem Jahr war es umgekehrt: Es blieb durchweg spätsommerlich und die kühlen Tage waren eine Ausnahme. So ist auch bis in den Oktober hinein eine durchgreifende Abkühlung nicht in Sicht.“ 



Zahlreiche Sommer- und sogar Hitzetage

Verbreitet gab es im September noch einmal viele sommerliche Tage mit mehr als 25 Grad. Vor allem im Raum Berlin sowie am Oberrhein war das an mehr als der Hälfte der Tage der Fall. Im ersten Monatsdrittel reihten sich sogar heiße Tage mit mehr als 30 Grad aneinander und formten zum Beispiel im Ruhrgebiet eine späte Hitzewelle. 


Grund dafür war eine blockierende Hochdruckwetterlage über Mitteleuropa, die die Tiefdruckgebiete unter anderem ins Mittelmeer ablenkte. In weiten Teilen Brandenburgs und Bayerns gab es nicht einmal 10 Liter Regen auf den Quadratmeter. Die Regenmenge fiel aber deutschlandweit sehr unterschiedlich aus, denn in Nordrhein-Westfalen sorgte gebietsweise Starkregen für eine Monatssumme von über 100 Litern pro Quadratmeter.



„Echtes“ Herbstwetter vorerst nicht in Sicht

Der September endet so, wie er begann: Sehr warm. Bis Freitag setzt sich das freundliche und trockene Altweibersommerwetter fort und die Höchstwerte erreichen täglich 23 bis 27 Grad. Lediglich im Nordwesten bleibt es unter zeitweise dichteren Wolken etwas kühler. Zum Wochenende deutet sich besonders im Norden und Osten eine leichte Abkühlung an, bevor es zum Oktoberstart schon wieder wärmer wird. In vielen Regionen könnte die Woche außerdem komplett trocken vonstattengehen. Zum Tag der Deutschen Einheit könnte eine Kaltfront eine Abkühlung und Regen bringen. Diese Entwicklung ist aber noch unsicher. 


 

 

Kalendarischer Herbstanfang - Jahreszeiten am Grenzpunkt: Tag-und-Nacht-Gleiche

Am Samstag ist kalendarischer Herbstbeginn Weltweite Tag-und-Nacht-Gleiche
Wetter zwischen Altweibersommer und Frühherbst Kühlere Nächte und Nebel

Berlin/Duisburg, 19. September 2023 - Am Samstag beginnt kalendarisch der Herbst 2023. Das Wetter pendelt in den kommenden Tagen zunächst noch zwischen Altweibersommer und Frühherbst. Ab dem kalendarischen Herbstanfang könnte sich die Wetterlage allerdings mit einem sich ausweitenden Hoch wieder stabilisieren.



Am 23. September um 8:49 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit beginnt der Herbst 2023. Tag und Nacht sind dann astronomisch gesehen überall auf der Welt gleich lang. Deshalb wird dieser Zeitpunkt als „Tag-und-Nacht-Gleiche“ bezeichnet. Niklas Weise, Meteorologe von WetterOnline: „Das Wetter kann sich noch nicht so recht entscheiden: Nach einem sehr warmen Mittwoch und Donnerstag verdrängt eine Kaltfront die Spätsommerluft und es herbstelt pünktlich zum kalendarischen Herbstanfang. Wind, Regen und ein Temperatursturz um 10 Grad stehen am Freitag und Samstag auf dem Programm. Allerdings ist das nur ein Herbstintermezzo, denn ab Sonntag bessert sich das Wetter wieder.“



Anfang der kommenden Woche baut sich nämlich ein stabiles Hoch über Mitteleuropa auf. In Deutschland sorgt es für ein paar Tage klassischen Altweibersommer, dabei ist es am Nachmittag noch über 20 Grad warm. Der sinkende Sonnenstand und die immer länger werdenden Nächten ‚zehren‘ allerdings am Temperaturniveau. Die Tiefstwerte liegen dann häufig um 10 Grad und Frühnebel gehört zur Tagesordnung.



Neigung der Erdachse bestimmt Tagesdauer

Meteorologisch hat der Herbst bereits am 1. September begonnen. Das hängt jedoch nicht vom Wetter ab. Die Meteorologie teilt die zwölf Monate des Jahres in exakt vier Zeiten, womit die neue Jahreszeit jeweils am ersten Tag des dritten Quartalsmonats beginnt. Der kalendarische beziehungsweise astronomische Herbst- und Frühlingsanfang wird durch die Tag-und-Nacht-Gleiche definiert. 



Die jahreszeitlichen Unterschiede bei der Dauer von Tag und Nacht hängen mit der Neigung der Erdachse zusammen. Weise: „Im (Nord)-Sommer wendet die Erde der Sonne die Nordhalbkugel zu, im (Nord)-Winter dann die Südhalbkugel. Dadurch schwankt die Tageslänge in Mitteleuropa zwischen etwa 8 Stunden im Dezember und bis zu 17 Stunden im Juni. Auf der Südhalbkugel ist es genau umgekehrt.


Zum Herbstanfang und zum Frühlingsbeginn werden beide Erdhalbkugeln dagegen gleichermaßen von der Sonne erreicht, Tag und Nacht dauern nun überall etwa 12 Stunden.“ Ab der Tag-und-Nacht-Gleiche werden die Tage auf der Nordhalbkugel um bis zu fünf Minuten pro Tag kürzer. Auf der Südhalbkugel aber werden die Tage im Gegenzug länger, dort beginnt der Frühling. 



Warme Herbsttage ausnutzen

Aber nicht nur die Tageslänge ändert sich, wenn sich die nördliche Erdhalbkugel immer mehr von der Sonne abwendet. Die Strahlen der Sonne treffen dann zunehmend flacher auf die Erde und wärmen nicht mehr so stark. Die Temperaturen sinken zwar stetig, aber gerade zu Herbstbeginn ist es trotzdem oftmals noch angenehm warm. Als reizvollen Nebeneffekt taucht der niedrige Sonnenstand kunterbunte Blätter in ein leuchtendes Farbenmeer. 



Meteorologischer Sommer fiel ins Wasser

Wetterbilanz von Emschergenossenschaft und Lippeverband weist auf eine Zunahme von extremen Starkregenereignissen hin

Niederrhein/Metropole Ruhr, 15. September 2023 -  Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) haben eine Regen-Auswertung der meteorologischen Sommermonate Juni, Juli und August vorgenommen. Das Fazit: Auf den trockensten Sommer seit 1931 im Jahr 2022 folgte 2023 ein außergewöhnlich nasser Sommer mit mehreren extremen Starkregenereignissen im Emscher-Lippe-Gebiet.


Alle drei Monate waren sowohl an der Emscher als auch an der Lippe deutlich nasser als im langjährigen Mittel. Die Aufzeichnungen von EGLV zeigen, dass es im Durchschnitt seit 1940 in der Region fünf Starkregenereignisse pro Jahr gab – im Jahr 2023 gab es jedoch allein in den Monaten Juni, Juli und August an fünf Tagen Starkniederschlagsereignisse mit einer Wiederkehrzeit von „seltener als 100 Jahre“. Insgesamt verzeichneten EGLV in diesem Jahr bereits acht Starkregenereignisse! Mit dem Klimawandel ist zu erwarten, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird.



„Wir als Emschergenossenschaft und Lippeverband reagieren auf diese Entwicklung und haben Lösungsansätze entwickelt, wie der bereits gute Hochwasserschutz an Emscher und Lippe weiter optimiert und verbessert werden kann. Auch arbeiten wir gemeinsam mit unseren Partnerkommunen z.B. in der Zukunftsinitiative Klima.Werk an weitergehenden Maßnahmen, um im Rahmen der Starkregenvorsorge vor allem das Regenwasser von den Kanalisationen fernzuhalten und es schadlos vor Ort versickern zu lassen bzw. in nahe gelegene Gewässer abzuleiten.


Auf Dauer müssen wir in unserer Region die sogenannte „Schwammstadt“ umsetzen. Das bedeutet: Wir benötigen Notpolderflächen und Notwasserwege, um die Wassermassen anderweitig auffangen zu können – und um Gefahren für Leib und Leben sowie für Hab und Gut bestmöglich zu vermeiden“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender von EGLV.


Juni 2023
Im Juni 2023 wurde eine mittlere Niederschlagssumme von 81 mm (EG / Emschergenossenschaft) und 91 mm (LV / Lippeverband) erfasst. Zur Info: Die Millimeter-Angabe ist gleichzusetzen mit „Liter pro Quadratmeter“. Damit fällt der Monat im langjährigen Vergleich (130-jähriges Mittel: EG 74 mm, LV 71 mm) leicht überdurchschnittlich aus.

Zu beachten ist hierbei allerdings, dass nahezu der gesamte Monatsniederschlag während des Starkregenereignisses am 22./23. Juni fiel. Der höchste Tagesniederschlag im Juni wurde ebenfalls am 22. Juni erfasst. Im EG-Gebiet fielen an der Station Pumpwerk Duisburg-Schmidthorst innerhalb eines Tages 97,3 mm. Im LV-Gebiet wurde der größte Tagesniederschlag mit 100,5 mm an der Station Kläranlage Soest erfasst.

Zusammengefasst: Innerhalb eines Tages fiel an diesen Stationen mehr Niederschlag als im langjährigen Monatsmittel des Emscher-bzw. Lippe-Gebietes. Juli 2023 Im Juli fielen im EG-Gebiet im Mittel 142 mm Niederschlag (130-jähriges Mittel: 83 mm) und im LV-Gebiet 115 mm (130-jähriges Mittel: 81 mm). Damit liegt der Juli 2023 im EG-Gebiet unter den zehn nassesten Julimonaten und im LV-Gebiet unter den zwanzig nassesten Julimonaten seit 1931! Der höchste Tagesniederschlag fiel im Juli im EG-Gebiet am 9. Juli an der Station Pumpwerk Essen-Hesselbruch mit 36,8 mm.


Im LV-Gebiet fiel der höchste Tagesniederschlag am 31. Juli an der Station Hünxe Schacht Lohberg mit 34,6 mm. August 2023 Auch der August fiel deutlich überdurchschnittlich aus: Im EG-Gebiet fielen im Mittel 130 mm (130-jähriges Mittel: 78 mm) und im LV-Gebiet 120 mm (130-jähriges Mittel: 76 mm). Damit reiht sich auch der August unter die zehn nassesten Monate seit 1931 ein (im LV- und EG-Gebiet).

Der höchste Tagesniederschlag fiel im EG-Gebiet am 16. August an der Station Pumpwerk Gelsenkirchen-Altstadt mit 80,8 mm (entspricht etwa dem langjährigen Monatsniederschlag im EG-Gebiet) und im LV-Gebiet am 6. August an der Station Pumpwerk Hamm-Caldenhofer Weg mit 94,2 mm (etwa 18 mm über dem langjährigen Monatsmittel des LV-Gebiets).


Der meteorologische Sommer liegt im EG-Gebiet damit fast gleichauf mit dem bisher (seit 1931) nassesten Sommer 1954. Im EG-Gebiet fielen 354 mm und damit nur 1 mm weniger als im Jahr 1954. Im LV-Gebiet liegt der meteorologische Sommer mit 327 mm auf Platz 6 der nassesten Sommer seit 1931. Spitzenreiter ist auch im LV-Gebiet der Sommer 1954 mit 363 mm. Die mittlere Niederschlagssumme für das immer von November bis Oktober dauernde sogenannte Wasserwirtschaftsjahr (EG: 800 mm und LV: 765 mm) wurde bereits im August (EG: 856 mm und LV: 812 mm) erreicht bzw. sogar überschritten.
Damit fällt das WWJ 2023 erstmals seit 2016 wieder überdurchschnittlich nass aus.

Starkregenereignisse
Nach der Starkregenserie im Jahr 2021, mit dem bekannten Höhepunkt am 14. Juli 2021, traten im Jahr 2023 – also innerhalb von nur zwei Jahren – erneut mehrere extreme Starkniederschlagsereignisse im Emscher-/Lippe-Gebiet auf, darunter erneut ein Ereignis (22./23. Juni 2023), welches flächenhaft durch hohe Intensitäten geprägt war. Außergewöhnlich waren in diesem Sommer die hohen Ereignissummen.


Gleich bei drei Ereignissen fiel lokal der mittlere Monatsniederschlag binnen weniger Stunden (22./23. Juni, 6. August, 16./17. August). 22./23. Juni 2023 Den Auftakt der Starkniederschlagsserie bildete das Ereignis am 22./23. Juni. Nach etwa vier Wochen mit noch außergewöhnlich anhaltender Trockenheit zog am 22./23. Juni das Tiefdruckgebiet „Lambert“ über Deutschland hinweg und es bildete sich eine Schwergewitterlage über den Verbandsgebieten von Emschergenossenschaft und Lippeverband aus.


Außergewöhnlich war die flächenhaft hohe Intensität der Niederschläge. Auf die Verbandgebietsflächen bezogen wies das Ereignis im Vergleich zu dem Ereignis vom 14. Juli 2021 eine größere Extremität auf (hinsichtlich der Anzahl an Stationen mit ausgewiesenem Starkregen und der Anzahl an Stationen, an welchen eine Wiederkehrzeit „größer als 100 Jahre“ erreicht wurde).

Im Maximum wurde eine Ereignissumme von 100,4 mm an der Station Kläranlage Soest registriert. Anschließend stellte sich eine anhaltend unbeständige Wetterlage ein, ab dem 9. Juli folgten in kurzen Abständen weitere Starkniederschlagsereignisse.


Insgesamt wurden im meteorologischen Sommer 2023 an fünf Tagen Starkniederschlagsereignisse mit einer Wiederkehrzeit von „seltener als 100 Jahre“ aufgezeichnet. 9. Juli 2023 Am 9. Juli lag der Niederschlagsschwerpunkt im Nordwesten von Essen. Im Einzugsgebiet des Borbecker Mühlenbachs fielen innerhalb von 60 Minuten bis zu 58 mm Niederschlag (Auswertung auf Basis von Radardaten des DWD). Davon fielen rund 40 mm innerhalb von einer halben Stunde (dies entspricht nahezu der Hälfte des mittleren Monatsniederschlags im Emscher-Gebiet).


12. Juli 2023
Bei dem Ereignis am 12. Juli handelte es sich um ein sehr lokales Starkniederschlagsereignis in Hünxe. Innerhalb von 5 Minuten fielen 20 mm Niederschlag (etwa 1/4 des mittleren Monatsniederschlags). 6. August 2023 Das Ereignis am 6. August war ebenfalls lokal ausgeprägt und betraf das Stadtgebiet von Hamm. Innerhalb von 90 Minuten fielen bis zu 74 mm Niederschlag.


16./17. August 2023
Bei dem Ereignis am 16./17. August bildete sich ein von Südwest (Essen) nach Nordost (Castrop-Rauxel) gerichteter Niederschlagsschwerpunkt aus. Die höchsten Niederschlagssummen wurden in Gelsenkirchen und Essen erreicht. An der Station Gelsenkirchen-Bismarck wurden innerhalb von 90 Minuten 75 mm Niederschlag aufgezeichnet. Dies entspricht einer Wiederkehrzeit von über 100 Jahren.

Im Raum Essen zeichnete die Station Essen-Pumpwerk Stoppenberger Bach mit etwa 54 mm Niederschlag die höchste Summe auf. Davon fielen 47 mm innerhalb von nur 45 Minuten. Dies entspricht ebenfalls einer Wiederkehrzeit von über 100 Jahren. Deutlich wird in den Stationsaufzeichnungen zudem die Heterogenität des Ereignisses. So wurden beispielsweise an den Stationen im nördlichen Gemeindegebiet Gelsenkirchens mit etwa 4 mm Niederschlag keine relevanten Summen erfasst.


Emschergenossenschaft und Lippeverband Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) sind öffentlich-rechtliche Wasserwirtschaftsunternehmen, die als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip leben. Die Aufgaben der 1899 gegründeten Emschergenossenschaft sind unter anderem die Unterhaltung der Emscher, die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie der Hochwasserschutz.


Der 1926 gegründete Lippeverband bewirtschaftet das Flusseinzugsgebiet der Lippe im nördlichen Ruhrgebiet und baute unter anderem den Lippe-Zufluss Seseke naturnah um. Gemeinsam haben Emschergenossenschaft und Lippeverband rund 1.700 Beschäftigte und sind Deutschlands größter Abwasserentsorger und Betreiber von Kläranlagen (rund 782 Kilometer Wasserläufe, rund 1533 Kilometer Abwasserkanäle, 546 Pumpwerke und 69 Kläranlagen). www.eglv.de


Vom Spätsommer in den Altweibersommer - Sonniges Wochenende steht bevor

Altweibersommer kommt   Kühle Nächte, warme Tage
  Sonniges Wochenende   Wortherkunft Altweibersommer

Zwischen Mitte September und Anfang Oktober stellt sich bei uns immer mal wieder eine sonnige und warme Wetterlage ein: der Altweibersommer. Die Herkunft des Begriffes ist wahrscheinlich mit den Spinnen verwoben. Quelle: Shutterstock



Bonn/Duisburg, 13. September 2023 -
Der Altweibersommer kommt: Auf kühle Nächte und Nebelschwaden am Morgen folgen warme und sonnige Nachmittage. Obwohl der Begriff des Altweibersommers weit verbreitet ist, gibt es zur Herkunft keine eindeutige Erklärung. 

Nach dem Hoch ist vor dem Hoch: Ab Donnerstag steht die nächste Schönwetterphase an, die mindestens bis Sonntag andauert. Die Höchstwerte erreichen bei viel Sonnenschein häufig um 25 Grad, direkt an den Küsten bleibt es etwas kühler.  


Björn Goldhausen, Meteorologe von WetterOnline: „Eigentlich sind es meteorologische Singularitäten, doch fühlen sich Spätsommer und Altweibersommer häufig ganz anders an. Während wir zuletzt den Spätsommer mit aller Macht gespürt haben, übernimmt nun der Altweibersommer. Besonders in den Nächten merken wir dies an den deutlich frischeren Temperaturen. Keine Singularität, aber wichtig: Jetzt beginnt auch die Zeit des gemeinen Übergangsjäckchens.“



Das ist der Altweibersommer 

Als Altweibersommer bezeichnet man im Allgemeinen eine Periode sonniger und warmer Tage zwischen Mitte September und Anfang Oktober. Als Kriterien gelten Höchsttemperaturen über 20 Grad, mindestens drei sonnige und warme Tage und mindestens 7 bis 8 Sonnenstunden pro Tag. 



Der Begriff Altweibersommer und was Spinnen damit zu tun haben

Sonniges Wetter weckt oft positive Erinnerungen an den vergangenen Sommer. Für Menschen, die Angst vor Spinnen haben, ist der Altweibersommer dagegen eine Herausforderung, denn in dieser Zeit scheint die Zahl der Spinnen und der von ihnen gebauten Netze zuzunehmen. Dem ist aber nicht so. Die Spinnen sind nach dem Sommer ausgewachsen und daher besser zu sehen. 



Da die Nächte nach den relativ warmen Tagen sehr kühl werden, bildet sich Tau. Dieser haftet auch an den Bauten der Spinnen, die dadurch besser sichtbar werden. Das gilt auch für die Gespinste der winzigen, nur wenige Millimeter großen Baldachinspinnen. Im Gegensatz zu anderen Spinnen nutzen sie ihre Fäden auch als erwachsene Tiere, um sich mithilfe von Wind und Thermik durch die Luft treiben zu lassen. Auf ihrem Flug hinterlassen sie überall auffällige Fäden.  



Dieses Phänomen könnte ein Motiv für den Namen „Altweibersommer“ sein. Möglicherweise leitet sich der Wortteil „weiber“ vom althochdeutschen Wort „weibon“ ab, das „umhertreiben“ oder „sich hin und her bewegen“ bedeutet. Vielleicht erinnern die umhertreibenden Fäden an die weißen Haare „alter Weiber“? 



Regional gibt es für den "Altweibersommer" auch Bezeichnungen wie "Witwensommer" oder "Ähndlsommer", was mit "Ahnensommer" oder "Großvatersommer" übersetzt werden kann. Manche Sprachwissenschaftler vermuten hinter dem Begriff den „zweiten Frühling“ älterer Menschen.

Vieles zum Begriff „Altweibersommer“ ist wissenschaftlich nicht eindeutig geklärt. So kann jeder die Erklärung für richtig halten, die ihm am nächsten kommt.

 



September bisher wärmer als Juli und August - Außergewöhnlich lange Spätsommerphase

September bisher ungewöhnlich warm
Lange Serie an Hitzetagen
Ursache stabile Omega-Wetterlage
Wärme kommt nach vorübergehender Abkühlung zurück

Lange Serie von Sommertagen: erste Septemberhälfte außergewöhnlich warm. Quelle Shutterstock

Bonn/Duisburg, 12. September 2023 -
Der September ist in diesem Jahr bisher wärmer als die Hochsommermonate Juli und August. In Bochum beispielsweise gab es mit 7 heißen Tagen über 30 Grad in Folge die längste September-Hitzewelle in ganz Nordrhein-Westfalen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Nach einer vorübergehenden Abkühlung kommt die Wärme zum Wochenende zurück.
   

Mit bisher durchschnittlich 19 Grad ist der September in Deutschland gegenüber dem 30-jährigen-Mittel rund 4 Grad wärmer und damit so sommerlich wie selten. Ähnlich warm war es zuletzt nur 2016. Nach einer Abkühlung zur Wochenmitte wird es zum Wochenende bereits wieder wärmer und der September bleibt auf Rekordkurs. Ob es am Ende für einen neuen Spitzenwert reicht, hängt von der Wetterentwicklung im letzten Monatsdrittel ab. 



„Dass wir uns schon im September befinden, erkennt man derzeit nur am sinkenden Sonnenstand und den länger werdenden Nächten. Ansonsten würde so eine erste Monatshälfte auch eins zu eins in den Hochsommer passen“, fasst Niklas Weise, Meteorologe bei WetterOnline, zusammen.



Regional mehr Hitzetage als im gesamten Sommer

In vielen Regionen wurde in den letzten Tagen die 30-Grad-Marke überschritten. Das ist gerade Anfang September nicht ungewöhnlich und kam auch in den vergangenen Jahren immer wieder vor. Bemerkenswert sind in diesem Jahr aber nicht die absoluten Höchstwerte, sondern die Dauer der späten Hitzewelle: „An einigen Stationen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gab es bis einschließlich Montag bis zu 7 heiße Tage am Stück. Das hat es dort seit Aufzeichnungsbeginn noch nie gegeben. Im Oldenburger Land sowie nördlich von Osnabrück gab es im September außerdem schon mehr Hitzetage als im gesamten Sommer“, so Weise. 


Omega-Wetterlage Ursache für langen Spätsommeratem

Grund für die lange Schönwetterphase mit bereits über 110 Sonnenstunden war eine stabile Omega-Wetterlage. Dabei war ein Hoch mit Zentrum über Mitteleuropa von je einem Tief über der Iberischen Halbinsel und dem Balkan „eingekesselt“. Im Laufe dieser Woche stellt sich die Wetterlage aber vorübergehend um und ein Tiefausläufer sorgt für kräftige Schauer und Gewitter sowie eine Abkühlung. Bereits zum Wochenende verstärkt sich das Hoch aber wieder und die Sonne übernimmt die Regie.



Nächster Warmluftschub in den Startlöchern 

Gleichzeitig gelangt wärmere Luft zu uns, sodass die Höchstwerte am Wochenende vom Süden bis zur Landesmitte erneut auf sommerliche Werte über 25 Grad ansteigen. Stellenweise sind sogar 30 Grad denkbar. Im Norden bleibt es diesmal etwas kühler. Insgesamt werden das Hoch und somit auch die Wärme dieses Mal wohl weniger stabil sein als zuletzt. Nach derzeitigem Stand folgen zum Start in die kommende Woche aus Westen schnell Schauer und eine Abkühlung. 


Nichtsdestotrotz setzt sich der überdurchschnittlich warme September erst einmal fort. Ob am Ende sogar der Rekordwert von 16,9 Grad aus dem September 2006 übertroffen wird, bleibt abzuwarten. Besonders zum Monatsende setzt mit den kürzer werdenden Tagen typischerweise eine Abkühlung ein. 

 

 



Blauer Himmel, Morgentau und sanftes Licht - September zeigt sich von seiner malerischen Seite

Spätsommer bleibt zunächst So entsteht das Himmelsblau
Deshalb gibt es Morgentau Sonnenstand hat Einfluss auf die Lichtstimmung

Blauer Himmel und strahlender Sonnenschein werden auch in den kommenden Tagen kaum von einem Wölkchen getrübt. Quelle: Shutterstock

Bonn/Duisburg, 7. September 2023 -
Sanftes Licht, taubedeckte Wiesen und malerische Nebelschwaden – auch in den kommenden Tagen präsentiert sich der September wunderschön. Es fühlt sich an, als ob der Spätsommer trotz all seiner Pracht den Herbst ganz leise begrüßt. Aber warum ist gerade die erste Septemberhälfte häufig so zauberhaft und berührend?

Malerisch und intensiv ist dieser Spätsommer: Mindestens bis zu Beginn der kommenden Woche erleben wir einen September mit teilweise hochsommerlichen Temperaturen. Der Himmel bleibt tagsüber oft wolkenlos und blau. Doch in den frühen Morgenstunden kündigt sich mit Morgentau und Nebelschwaden bereits der Herbst an. Ohne den emotionalen Aspekt dieses sommerlichen Septemberanfangs trüben zu wollen, hat die Meteorologie sachliche Erklärungen für die aktuellen Wetterphänomene.



Spätsommerhoch hat langen Atem

Björn Goldhausen, Meteorologe von WetterOnline: „Das herrliche Spätsommerwetter geht weiter: Blauer Himmel und strahlender Sonnenschein werden auch in den kommenden Tagen kaum von einem Wölkchen getrübt. Nachts wird es dabei angenehm frisch, nachmittags erwärmt sich die Luft aber verbreitet auf rund 30 Grad. Lediglich weit oben auf den Bergen sowie auf den Inseln bleibt es etwas frischer.


Verantwortlich für das Bilderbuchwetter ist das Hoch PATRICIA über dem Baltikum. An seiner Westseite wird in breitem Strom trockene Warmluft zu uns gelenkt. Das Hoch schwächt sich erst in der kommenden Woche allmählich ab. Die Temperaturen gehen dann landesweit etwas zurück, bleiben aber noch auf angenehmem Niveau.“ 



Darum ist der Himmel blau 

Sonnenlicht sieht weiß aus, besteht aber aus vielen verschiedenen farbigen Strahlen. Sie breiten sich wie Wellen im Raum aus. Die Farbe Rot bewegt sich in langen, langsamen Wellen - die Farbe Blau in kurzen, schnellen Wellen. 



Auf dem Weg zur Erde muss das Sonnenlicht die Atmosphäre durchqueren. Das sind verschiedene Luftschichten, die unseren Planeten umgeben und aus unendlich vielen kleinen Teilchen bestehen. Wenn das Sonnenlicht nun durch die Atmosphäre „reist“, verhalten sich die verschiedenen Farben ganz unterschiedlich. Rotes Licht durchdringt die Atmosphäre problemlos, weil seine langen Wellen kaum auf Teilchen stoßen. Blaues Licht dagegen trifft ständig auf einzelne Teilchen und wird von ihnen abgelenkt. Dadurch verteilt sich das Blau in alle Richtungen. Deshalb erscheint der Himmel tagsüber blau. 



Wie entsteht der morgendliche Tau?
 

Wer morgens mit dem Hund spazieren geht, joggt oder einfach nur draußen ist, kann es auf den Wiesen glitzern sehen, Spinnennetze wirken mit winzigen Wassertröpfchen benetzt wie gläserne Kunstwerke.  

Der morgendliche Tau auf den Wiesen entsteht durch die starke nächtliche Abkühlung der bodennahen Luftschichten. Da die Tageslänge und damit die Sonnenscheindauer Anfang September bereits merklich abnimmt, kann es nachts schon deutlich abkühlen. Damit sich Tau bilden kann, muss die Luft so weit abkühlen, dass der in ihr enthaltene Wasserdampf kondensiert. Die immer länger werdenden Septembernächte begünstigen die Abkühlung dabei enorm.    



Deshalb scheint das Septemberlicht so weich und warm
 

Jetzt im September erscheint das Licht viel weicher und wärmer als im Hochsommer. Das liegt an der flacheren Sonneneinstrahlung. Zur Mittagszeit steht die Sonne Anfang September immer noch etwa 45 Grad hoch am Himmel. Das sind aber schon etwa 20 Grad weniger als Ende Juni, wenn die Sonne am höchsten steht. Durch den flacheren Winkel nimmt der Blauanteil des Lichts ab und wir empfinden das Licht als wärmer und weicher.

 

 

Kollabiert der Golfstrom durch den Klimawandel? - Neue Studie steht in der Kritik

Neue Studie zur Veränderungen des Golfstromsystems
Unterschied zwischen Golfstrom und Golfstromsystem
Auswirkungen des Klimawandels auf die Meeresströmung erklärt
Mögliche Folgen für unser Klima

Das Golfstromsystem wird durch den Klimawandel sehr wahrscheinlich abgeschwächt. Das hat Auswirkungen auf das Klima in Europa. Grafik WetterOnline



Bonn/Duisburg, 5. September 2023 - Der Golfstrom hat mit seinem warmen Nordatlantikstrom einen großen Einfluss auf unser Klima und gilt als Zentralheizung Europas. Doch der globale Klimawandel wirkt sich auch auf die warme Meeresströmung aus. Eine kürzlich veröffentlichte Studie, die einen Zusammenbruch der sogenannten atlantischen Umwälzzirkulation noch in diesem Jahrhundert erwartet, steht in der Kritik.

 

Die Ende Juli veröffentlichte Studie dänischer Wissenschaftler (1), die um die Mitte des Jahrhunderts und spätestens bis 2095 mit einem Kollaps der atlantischen Umwälzzirkulation rechnet, wird in der Wissenschaft kontrovers diskutiert. 



Dr. Levke Caesar, Ozeanforscherin an der Universität Bremen: „Es ist in diesem Zusammenhang wichtig, zwischen dem Golfstrom und der atlantischen Umwälzzirkulation, auch Golfstromsystem genannt, zu unterscheiden. Der Golfstrom ist eine windgetriebene Strömung, die an der Ostküste der USA entlangfließt, sich bei etwa 40 Grad nördlicher Breite von dieser löst und Richtung Atlantikmitte fließt, ab dort wird dann vom Nordatlantikstrom gesprochen.

Das Golfstromsystem beziehungsweise die atlantische Umwälzzirkulation bezeichnet den nordwärts gerichteten Transport von warmen, salzhaltigen Oberflächenströmungen und die südwärts gerichtete Rückströmung in der Tiefe und erstreckt sich über die gesamte Länge des Atlantiks. Golfstrom und Golfstromsystem überschneiden sich zwar, sind aber nicht identisch.“


Dr. Caesar weiter: „Zukunftssimulationen von Klimamodellen zeigen allesamt eine Abschwächung des Golfstromsystems über den Verlauf des 21. Jahrhundert, wobei das Ausmaß der Abschwächung auch von der Menge der zukünftigen Kohlenstoffdioxidemissionen abhängt und bis zum Jahr 2100 bei etwa 30 bis 45 Prozent liegt. Es gibt nur sehr, sehr wenige Modelle, die einen Zusammenbruch des Golfstromsystems vor 2100 simulieren. Deshalb sind wir relativ sicher, dass die Wahrscheinlichkeit dafür gering ist.“



Was wären die Folgen?

Ein Zusammenbruch des Golfstromsystems gilt als einer der Kipppunkte im Klimasystem. Das bedeutet, dass sich dadurch das Klima regional nachhaltig und unumkehrbar ändern würde. Aber bereits eine Abschwächung hätte gewaltige Auswirkungen auf das Klima in Europa. Da das Golfstromsystem allerdings sehr komplex ist, sind auch die Folgen einer Veränderung nicht eindeutig vorherzusehen und noch Gegenstand der Forschung. 



Viele Studien legen nahe, dass sich durch einen schwächeren Nordatlantikstrom die Wetterlagen bei Grönland und auf dem Nordatlantik verändern könnten. Das hätte große Auswirkungen auf unser Klima. Sturmtiefs würden ihre Zugbahn und damit die Verteilung der Niederschläge verändern. Eine mögliche Folge wäre, dass in Mitteleuropa dadurch weniger Regen ankommt. Eine andere Studie (2) geht davon aus, dass ein schwächelnder Nordatlantikstrom Hitzewellen in Europa begünstigen könnte.



Wie wirkt sich der Klimawandel auf den Nordatlantikstrom aus?

Ein Temperaturanstieg setzt eine Kette von Reaktionen in Gang, die letztlich zu einer Abschwächung des Nordatlantikstroms führen. Dabei spielt vor allem der Süßwassereintrag in den Nordatlantik eine Rolle. Zum einen geschieht dies durch das Abschmelzen von Eis und Gletschern auf Grönland. Zum anderen nehmen durch generell wärmeres Meerwasser die Niederschläge zu.

Das salzhaltige Wasser, welches die sogenannte thermohaline Zirkulation antreibt, wird quasi ‚verdünnt‘ und sinkt aufgrund seiner geringeren Dichte nicht mehr so stark ab. Infolgedessen schwächt sich die Zirkulation ab.

Direkte Messungen der nordatlantischen Zirkulation gibt es allerdings erst seit 2004. Um eine gesicherte Aussage zu klimabedingten Veränderungen zu treffen, ist dieser Zeitraum noch zu kurz

Hintergrund: Eine gigantische Wärmepumpe 

Der Golfstrom ist eine der größten und schnellsten Meeresströmungen unseres Planeten: Er transportiert warmes Wasser aus dem Golf von Mexiko entlang der Ostküste der USA und setzt sich mit dem Nordatlantikstrom in Richtung Europa bis in den arktischen Ozean fort.  


Hauptsächlich von den Westwinden auf dem Nordatlantik angetrieben, versorgt dieser mächtige Strom weite Teile Europas mit gigantischen Mengen an Wärmeenergie – mit einer Spitzenleistung von 1,3 Petawatt, also mehr als 1 Billiarde Watt. Das entspricht der Leistung von 1 Million Kraftwerken. Ohne den warmen Nordatlantikstrom wären vor allem die Winter in Europa deutlich kälter und weite Teile der Ostsee würden im Winter zufrieren.


Quellen:
(1) Warning of a forthcoming collapse of the Atlantic meridional overturning circulation: https://www.nature.com/articles/s41467-023-39810-w

(2) Drivers of exceptionally cold North Atlantic Ocean temperatures and their link to the 2015 European heat wave https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/11/7/074004/meta


(3) Sachstandsbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC): https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/downloads/faqs/IPCC_AR6_WGI_FAQ_Chapter_09.pdf