Duisburg, 28. September 2017:
Etatrede von
Oberbürgermeister Sören Link
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
am vergangenen Sonntag haben mich die
Duisburgerinnen und Duisburger in meinem Amt als
Oberbürgermeister bestätigt. Eine große Mehrheit der
Bürgerinnen und Bürger hat sich von meiner Arbeit der
letzten fünf Jahre überzeugen lassen und entschieden,
meinen Weg für ein lebens- und liebenswertes Duisburg
weiterhin mitzugehen.
Darüber freue ich mich sehr, bin stolz
und dankbar. Dieses Wahlergebnis bedeutet für mich eine
riesige Verantwortung, ist aber auch ein großartiger
Vertrauensbeweis.
Meine Wiederwahl bestärkt mich, auch in
den nächsten acht Jahren mutig, zuversichtlich und
entschlossen an der guten Zukunft Duisburgs zu arbeiten.
Auch der Haushaltsplan 2018, den ich Ihnen heute vorlege,
spiegelt dies wider.
Duisburg ist eine Stadt mit vielen
Facetten. Sie ist Universitätsstadt und
Wissenschaftsstandort, internationale Logistikstadt mit
dem größten Binnenhafen der Welt und größter Stahlstandort
Europas. Wir haben den Landschaftspark Nord, Tiger &
Turtle, den Zoo und die Sechs-Seen-Platte. Duisburg ist
Sportstadt, Kulturstadt und bietet großartige
Freizeitmöglichkeiten.
Duisburg ist attraktiv, auch die stetig
steigenden Tourismuszahlen belegen dies. Auf dem
Arbeitsmarkt liegen zwar noch große Aufgaben vor uns, aber
die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze
ist in den letzten Jahren bereits deutlich gestiegen.
Duisburg hat attraktive Wohnquartiere und Gewerbeflächen,
mit denen wir Menschen und Unternehmen für Duisburg
gewinnen.
Duisburg hat viele Stärken und wir
haben allen Grund, auf diese Stadt stolz zu sein. Ich habe
in den Gesprächen der letzten Wochen mit den Menschen
immer wieder gespürt, dass die Duisburgerinnen und
Duisburger gerne hier leben. Und mit dem negativen Bild,
das von Duisburg auch im Wahlkampf zuweilen gezeichnet
wurde, nicht einverstanden sind. Selbstverständlich haben
wir auch Probleme, und wir ducken uns da auch nicht weg.
Die müssen und werden wir lösen.
Was jetzt gefragt ist, ist die
kontinuierliche Weiterentwicklung des Weges der letzten
fünf Jahre. Ich will Duisburgs Stärken in den nächsten
acht Jahren noch weiter herausarbeiten und darüber hinaus
neue Akzente setzen. Der Etat 2018 bietet uns Gelegenheit,
sofort damit zu beginnen. Denn: Er nutzt die
Möglichkeiten, Duisburgs Weg selbstbestimmt und aktiv zu
gestalten.
Er steht für Kontinuität, Seriosität
und zielgerichtete Investitionen. So wie in den
vergangenen fünf Jahren. Und er hilft uns dabei, die
Weichen Richtung Zukunft zu stellen.
Grundvoraussetzung hierzu ist zunächst
einmal die schwarze Null,
•
die wir in 2015 und 2016 erreicht haben
•
und die wir auch 2017 erreichen werden.
Dadurch schreiben wir auch im Bereich
unserer Finanzen eine Erfolgsgeschichte.
Erreicht haben wir dies
durch das Wiedererstarken kommunaler
Töchter wie eine voll handlungsfähige GEBAG oder die
Stadtwerke, die jüngst phantastische Zahlen vorgelegt
haben.
durch neue Hotels mit Gästen, die ihr
Geld in Duisburg ausgeben
durch neue und attraktive Wohngebiete,
die Menschen und Steuerkraft nach Duisburg bringen.
durch neue Gewerbeflächen, den Ausbau
des Logistikstandortes und die Stärkung des
Wirtschaftsstandortes. Duisburg wird von Investoren wieder
wahrgenommen
Auch der Haushalt 2018 orientiert sich
daran, was Duisburg zukunftsfähig macht. Und er ist dabei
zugleich und ohne wenn und aber daran ausgerichtet, den
Haushaltsausgleich zu schaffen.
Denn nur der ermöglicht es uns,
selbstbestimmt zu agieren. Er verschafft uns die
Spielräume, die ich zur Fortentwicklung unserer Stadt
nutzen will und werde.
Wir werden daher
wo wir selbst Einfluss
besitzen, weiter Verantwortung übernehmen und eigene
Beiträge leisten.
Wir werden nicht nachlassen, eine volle
Kostenerstattung einzufordern, wo Bund und Land uns
Aufgaben übertragen.
Auch die diesjährige
Fortschreibung unseres HSP hat uns bei der
Personalkostenreduzierung vor große Herausforderungen
gestellt. Denn unterm Strich bauen wir unter größten
Schwierigkeiten in einem Bereich Stellen ab, um sie
ohne auskömmliche Finanzierung durch den Verursacher
anderswo neu einzurichten.
Diese Entwicklung zwingt uns in
Duisburg zu einem regelrechten Spagat zwischen
Haushaltsausgleich und berechtigten Mitarbeiterinteressen.
Noch bekommen wir den hin, denn die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung ziehen
trotz hoher bis höchster Belastung mit. Weil sie wissen,
dass wir nicht aus Selbstzweck sparen. Sondern
verantwortungsbewusst für die Zukunftsfähigkeit unserer
Stadt agieren.
Die Kolleginnen und Kollegen sehen und
erkennen an, dass wir den zusätzlichen Belastungen vieles
entgegensetzen und in gemeinsamer Kraftanstrengung und im
Dialog manches kompensieren.
Mit den Möglichkeiten, die uns die
Digitalisierung der Verwaltung bietet. Mit AKV. Und mit
Personalentwicklungsmaßnahmen, die es so in Duisburg seit
Ewigkeiten nicht gegeben hat.
Aber Erfolge werden uns von Bund und
Land nicht gerade erleichtert. Vieles wird konterkariert,
manches zunichte gemacht.
Um es ganz deutlich zu sagen: Wir
erwarten keine Almosen. Wir machen in Duisburg die Arbeit
– und wir wollen dafür den vollständigen Ersatz unserer
Aufwendungen!
Und um auch das ganz deutlich zu
sagen: Auch Einsparungen beim Personal sind endlich, liebe
Kolleginnen und Kollegen. Wir brauchen mehr
Handlungsspielräume – auch und gerade im Personalbereich.
Und auch darum werde ich mich verstärkt kümmern.
Und wenn ich schon bei Bund und Land
bin, dann will ich auch auf Signale zu sprechen kommen,
die uns seit Amtsantritt der neuen Landesregierung aus
Düsseldorf erreichen.
Stichwort Krankenhausumlage:
Hier plant das Land, Wahlgeschenke auf
Kosten der Städte und Gemeinden zu verteilen. Mit rund 2,7
Millionen Euro wäre Duisburg zu beteiligen. Für 2017
konnten wir das noch abwenden, für 2018 drohen uns diese
Belastungen allerdings. Wir werden das nicht einfach so
hinnehmen.
Stichwort
Kommunalinvestitionsfördergesetz:
Während uns das Land für den ersten
Teil unseres KIDU-Programms 73 Millionen Euro aus den
Bundesmitteln hat zukommen lassen, soll für den zweiten
Teil der Verteilschlüssel geändert werden. Mit der Folge,
dass wir nun 17 Millionen weniger für die
Schulinfrastruktur erhalten.
Mit solchen Entscheidungen führt die
Landesregierung den Gedanken des Stärkungspaktes als Hilfe
zur Selbsthilfe ad absurdum und erschwert uns unsere
Arbeit nochmals.
Wenn ich zudem bedenke, bei wie vielen
Maßnahmen wir in den letzten Jahren um Fördermittel
gekämpft und schließlich von der Unterstützung des Landes
profitiert haben (Karl-Lehr-Brückenzug, Mercatorviertel,
Wedau-Entwicklung, Problemimmobilien), stellt sich schon
ein wenig Sorge ein bezüglich Maßnahmen wie der Querspange
Walsum, dem A40 Zubringer oder der Umgehungsstraße
Meiderich.
Und was sich auf der Bundesebene
verändern wird, ist heute erst recht nicht abzusehen.
Wir in Duisburg halten weiterhin an der
richtigen und erfolgreichen Haushaltspolitik der
Vergangenheit fest, denn gerade angesichts solch
unsicherer Entwicklungen will ich, dass Duisburgs Haushalt
im Jahre 2025 auf strukturell deutlich stabileren Füßen
steht.
Ich will deshalb daran festhalten
1)
Wohnraumflächen zu entwickeln, mit
denen wir einkommensstarke Einwohner gewinnen, aber ebenso
bezahlbaren Wohnraum vorzuhalten, um soziale Aspekte zu
berücksichtigen.
Wir sind hier auf dem richtigen Weg,
nicht nur dank der GEBAG,
sondern auch dank des Engagements und
der Investitionen Dritter (St. Barbara Areal in Neumühl)
Und ich will 2)
Unternehmen in Duisburg halten oder
nach Duisburg holen, die hier investieren und
Arbeitsplätze schaffen. Denn genau das brauchen wir in
Duisburg.
Ein Beispiel ist die Entwicklung
rund um den Hauptbahnhof. Das Intercity-Hotel hat
eröffnet, auf der LANUV-Baustelle war Grundsteinlegung.
Mit Mercator One erhalten wir ein städtebauliches Juwel.
Oder nehmen wir das Logistikzentrum der
Daimler AG auf der Mercatorinsel in Ruhrort, wo neben
Arbeitsplätzen auch ein neuer Steiger für
Kreuzfahrtschiffe und ein Park entstehen wird.
Gerade an diesem Punkt will ich hier
und heute nochmals ein klares Bekenntnis zum Wirtschafts-
und Industriestandort Duisburg ablegen. Wir werden weitere
Gewerbeflächen ausweisen – auch wenn es dafür nicht immer
und von allen Seiten Applaus gibt.
Ich werde den von mir bereits
eingeschlagenen und von den Bürgerinnen und Bürgern
bestätigten Weg noch mutiger gehen als bisher. Und ich
appelliere an den Rat, diesen Weg weiterhin mitzugehen.
Ich brauche Ihre Unterstützung, liebe
Kolleginnen und Kollegen, für Duisburgs Weg bis ins Jahr
2025. Denn ich habe viel vor:
Das gilt für die Intensivierung unserer
China-Kontakte, die inzwischen weit über
städtepartnerschaftliche Beziehungen zu Wuhan hinausgehen
– insbesondere im wirtschaftlichen Bereich. Diese
entwickeln sich stetig weiter – herzlichen Dank dafür an
Hans Pflug.
Duisburg hat das Zeug, China-Stadt Nr.
1 in Deutschland zu werden.
Ich will mich dem Thema Digitalisierung
widmen. Wenn wir Unternehmen in unsere Stadt holen wollen,
dann müssen wir bei der bestmöglichen digitalen
Infrastruktur konkurrenzfähig sein.
Und ich will die Stadtverwaltung in
diesem Bereich so positionieren, dass Mitarbeiter und
Bürger gleichermaßen profitieren. Im Bereich
KITA-Anmeldung ist inzwischen bereits ein Online-Verfahren
in Betrieb, das beide Seiten entlastet. Das will ich
forcieren – mit Blick auf den Service für die Duisburger
und die Entlastung der städtischen Mitarbeiter von
zeitaufwändigen Routinearbeiten.
Ich will den Tourismus stärken. Die
Übernachtungszahlen in Duisburg steigen, in diesem Bereich
liegen große Möglichkeiten. Deshalb arbeite ich weiter am
Image unserer Stadt und werde den Leitbildprozess
fortsetzen.
Und ich werde auch die Themen
Sicherheit und Sauberkeit in Duisburg nicht aus den Augen
verlieren. Im Gegenteil. Für Sonderaußendienst, Taskforce
oder 48-Stunden-Dreck-Weg-Service werden auch in Zukunft
die nötigen Mittel vorhalten. Diese Themen sind den
Menschen wichtig – und damit auch von großer Bedeutung für
die Stadt.
Ein großes und bedeutendes Vorhaben für
unsere Stadt, das DOC, ist hingegen seit letztem Sonntag
Geschichte. Ich habe dieses Projekt stets als Chance für
Duisburg bewertet, doch eine knappe Mehrheit der
Bürgerinnen und Bürger war anderer Auffassung.
Ich bedauere das sehr, doch wie
versprochen respektiere ich dieses Votum
selbstverständlich. Nun gilt es, in Gesprächen mit dem
Eigentümer Klarheit über dessen Pläne zu gewinnen und
auszuloten, wie es auf seiner Fläche weitergehen kann. Wir
alle wissen, dass dies nicht in unserer Hand liegt.
Sehr wohl in unserer Hand aber liegt
die Innenstadtentwicklung – und ich appelliere
an den Einzelhandelsverband, die Einzelhändler, die
IHK und die Immobilienbesitzer, nun auch in dieser
Hinsicht aktiv zu werden. Mit dem DOC dürfte schließlich
auch das stets betonte Investitionshemmnis vom Tisch sein
- und ich bin sehr gespannt, ob den
Ankündigungen nun auch Taten folgen.
Ich jedenfalls lade alle Akteure schon
heute ein, über Wege zur Stärkung des
Einzelhandelsstandortes Duisburg zu sprechen, um gemeinsam
nach Lösungen zu suchen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, mir ist
abschließend wichtig: Wir können unsere Stadt gemeinsam
und selbstbestimmt entwickeln und gestalten. Duisburg hat
das Potential und die Kraft, sich zukunftsfähig
aufzustellen. Lassen Sie uns daher auch weiterhin
gemeinsam an der guten Zukunft Duisburgs arbeiten.
Der Haushaltsplanentwurf 2018 bietet
ausgezeichnete Grundlage dazu – vielen Dank dafür an
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung
(Fachämter, Dezernate, vor allem Kämmerei)
Und Ihnen, liebe Kolleginnen und
Kollegen, wünsche ich gute Beratungen!
Glückauf!
Einbringung des
Haushaltsentwurfs 2018 in den Rat der
Stadt Duisburg am 28. September 2017 |
Etatrede von
Stadtkämmerin Prof. Dr. Dörte Diemert
Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister,
meine sehr geehrten
Damen und Herren,
Einleitung
Ich freue mich, Ihnen
am heutigen Tage den Haushaltsentwurf für das Jahr
2018 vorstellen zu können. Die wichtigste
Botschaft vorweg: Es ist es uns auch in diesem
Jahr gelungen, einen ausgeglichenen Haushalt
aufzustellen – und das trotz des sukzessiven
Wegfalls der Konsolidierungshilfe und trotz eines
finanzpolitisch unsicheren Umfelds.
Unsicher vor allem
deshalb, weil der Haushaltsentwurf, so wie er
Ihnen derzeit vorliegt, im Wesentlichen Anfang
Juni zusammengetragen und abgestimmt wurde – d.h.
zu einem Zeitpunkt, wo uns weder das Ergebnis der
Bundestagswahl bekannt war, noch der Ausgang der
Koalitionsverhandlungen in NRW.
Zentrale
finanzpolitische Rahmenbedingungen waren uns bei
der Aufstellung daher noch weitgehend unbekannt.
Zum Teil sind sie es auch heute noch. So liegt uns
beispielsweise bis heute noch keine offizielle
Modellrechnung des Landes zum
Gemeindefinanzierungsgesetz vor und auch bei
anderen bedeutenden Haushaltspositionen gibt es
teilweise erheblichen Klärungsbedarf.
Aus diesem Grund
enthält auch die erste Veränderungsnachweisung des
Oberbürgermeisters, die ich Ihnen heute zeitgleich
mit dem Haushaltsentwurf vorlege, noch keine
grundlegende Neukalkulation der Haushaltsansätze.
Gleichwohl ist die frühzeitige Erstellung dieser
ersten Veränderungsnachweisung notwendig, damit
für die darin enthaltenen Investitionsmaßnahmen
des Projekts „Gute Schule 2020“ der ordentliche
Gremienweg unter Einbindung der
Bezirksvertretungen eingehalten werden kann.
Doch kommen wir
zunächst zu den zentralen Eckpunkten des
Haushaltsentwurfs 2018:
Zentrale Eckpunkte
und wichtige Inhalte des HH 2018
Das Haushaltsjahr 2018
schließt entsprechend unserer Planungen und wie
vom Stärkungspaktgesetz gefordert mit einem
Überschuss von rd. 1,0 Mio. EUR ab. Damit bewegt
sich das Jahresergebnis weitgehend auf dem Niveau,
das auch für 2017 veranschlagt war. Auch in den
Folgejahren kalkulieren wir Überschüsse in der
Größenordnung zwischen 0,8 Mio. EUR im Jahr 2019
und 1,6 Mio. EUR im Jahr 2021.
Mit der Aufstellung des
Etatentwurfs 2018 rückt endlich auch das Jahr 2021
in die mittelfristige Finanzplanung vor und damit
„Zieljahr“ des Stärkungspaktes – das Jahr, in dem
die Stadt Duisburg – erstmals seit dann fast 30
Jahren – ganz ohne fremde Hilfe einen
ausgeglichenen Etat ausweisen wird.
Auf dem Kurs dahin,
wurde schon sehr viel bewegt und wir ernten den
Erfolg für den mühsamen Konsolidierungskurs: Nach
vielen, vielen Jahren mit roten Zahlen ist es mit
dem Jahresabschluss 2015 und seitdem in Folge
gelungen, den Haushalt – trotz rückläufiger
Konsolidierungshilfe – ausgeglichen darzustellen.
Und das, obwohl die Hilfe 2017 erstmals um gut 10
Mio. Euro reduziert worden ist und zahlreiche
zusätzliche Aufgaben „on the top“ bewältigt werden
muss. 2018 wird die Hilfe des Landes „nur“ noch
rund 31 Mio. Euro betragen. Sie und ich, wir
wissen: Die Einhaltung der „schwarzen Null“ in den
kommenden Jahren wird daher auch weiterhin eine
enorme Herausforderung für die städtische
Haushaltswirtschaft darstellen.
Das gilt umso mehr,
wenn die kommunale Familie mit kostenträchtigen
Entscheidungen auf Bundes- oder Landesebene
konfrontiert wird, für die es keinen adäquaten
Ausgleich gibt. Nicht ohne Grund entfallen auch in
diesem Jahr wieder die deutlichsten
Zuschusssteigerungen auf die Bereiche „Soziales“
und „Jugend“.
Gegenüber dem Vorjahr,
also unserem Haushaltsplan 2017, erhöht sich unser
Zuschussbedarf im Bereich Soziales von rd. 216
Mio. auf rd. 231 Mio. Euro (Entwurf Haushaltsplan
2018). Das ist nicht nur ein Plus von fast 15 Mio.
Euro, sondern es ist auch eine deutliche größere
Kostensteigerung, als noch Ende letzten Jahres
erwartet und fortgeschrieben. In unserer damaligen
mittelfristigen Ergebnis- und Finanzplanung, über
die sie mit dem Haushalt 2017 abgestimmt haben,
hatten wir vorsichtshalber schon gewisse
Kostensteigerungen vorgesehen. Die aktuellen
Entwicklungen zeigen nun aber, dass wir – darüber
hinaus – weiter nachsteuern müssen. Vergleicht man
die (alten) Zahlen für 2018 (Ansatz aus der
mittelfristigen Ergebnis- und Finanzplanung des
Haushalts 2017 für das Planungsjahr 2018) mit den
jetzt vorgelegten, neuen Zahlen (Haushaltsentwurf
für das Haushaltsjahr 2018), dann bedeutet dies
einen strukturellen Mehraufwand von rd. 11 Mio.
Euro.
Ein ganz ähnliches Bild
ergibt sich auch im Produktbereich „Kinder-,
Jugend- und Familienhilfe“. Hier steigt der
Zuschussbedarf gegenüber dem Vorjahr von rd. 211,0
Mio. EUR (HPL 2017) auf 222,0 Mio. EUR (EHPL 2018)
– ebenfalls ein Zuwachs in der Größenordnung von
rd. 11,0 Mio. EUR. Die erhoffte Dämpfung bei der
Kostendynamik in diesem Bereich ist also bislang
ausgeblieben.
Während die steigenden
Zuschussbedarfe im Jugendamt insbesondere auf
Kostensteigerungen im Kita-Bereich entfallen –
hier spielen neben dem zunehmenden U3-Ausbau auch
die höheren Betriebskostenzahlungen an freie
Träger eine Rolle – sind es im Sozialamt eher die
Erträge, die hinter den Erwartungen zurückbleiben.
Dabei bereitet uns vor allem die unzureichende
Kostenerstattung des Landes für die Unterbringung
der Asylbewerber Schwierigkeiten. Wenn die
Asylverfahren positiv oder negativ abgeschlossen
sind, ändert sich die Kostenerstattung. Bei
abgelehnten, aber geduldeten Asylbewerbern zahlt
das Land lediglich noch drei Monate weiter –
unabhängig davon, ob eine Rückführung in das
Heimatland rechtlich und technisch möglich ist.
Finanzpolitische
Fragen
In diesem Kontext
möchte ich nochmals – so wie schon im Vorjahr - in
aller Deutlichkeit einfordern, dass das Land NRW
endlich – wie in vielen anderen Bundesländern
bereits geschehen – die sogenannte
Integrationspauschale des Bundes an die Kommunen
weiterleiten muss. Schließlich sind es die
Kommunen, die mit ihren Angeboten vor Ort den
größten Teil der Integrationsarbeit leisten.
Trotzdem sehen wir von dieser Pauschale bislang
keinen Cent.
Vor fast einem Jahr –
genauer im November letzten Jahres – hatte sich
die damalige CDU-Landtagsfraktion die Forderung
der Kommunen nach einer 100prozentigen
Weiterleitung dieser Mittel zu Recht (!) zu eigen
gemacht. Kaum im Amt scheinen diese Worte nun aber
leider vergessen zu sein. Damit aber nicht genug:
Man setzt dem Ganzen noch die Krone auf, indem
diese – nie geflossenen Mittel – nun auch noch
zusätzlich im Gemeindefinanzierungsgesetz in Abzug
gebracht werden sollen. Nach bestätigten
Berechnungen des Städtetags wird der Anteil der
Städten und Gemeinden an den sprudelnden
Steuereinnahmen des Landes so künstlich klein
gerechnet. Sage und schreibe 175 Mio. Euro bleiben
an den klebrigen Fingern des Finanzministers
hängen. Wenn man das grob auf Duisburg
herunterbricht, werden uns dadurch im kommenden
Jahr ca. 10 Mio. Euro entgehen, die uns nach
Steuerverteilung im Finanzausgleich eigentlich
zustehen würden. Gelder, die hier vor Ort dringend
gebraucht werden!
Für derartige
Rechenmanöver fehlt mir angesichts der schwierigen
Haushaltslage in Duisburg jedes Verständnis. Auch
andere Punkte kann ich nicht nachvollziehen:
Zwei Beispiele:
Seit jeher kritisieren
Städtetag und Co, dass die kommunale Familie an
der Finanzierung des Stärkungspakts
beteiligt wird. Gerade die Solidarumlage, die von
den steuerstarken Städte wie bspw. Düsseldorf und
Monheim gezahlt ist, ist – wie sie alle wissen –
in der politischen Auseinandersetzung Gegenstand
von viel Kritik gewesen. Mit dem Koalitionsvertrag
hat die neue Landesregierung nun angekündigt,
diese Umlage abzuschaffen. Soweit so gut.
Anscheinend hat man dabei aber vergessen, dass
nicht nur die starken Städte, sondern auch alle
anderen Städte, Gemeinen und Kreise, d.h. auch die
schwachen, herangezogen werden. Anders kann ich
mir nicht erklären, dass die neue Landesregierung
die sog. reichen Städte jetzt zu 100% entlasten
will, während alle anderen Städte, Gemeinden und
Kreise im Ergebnis weiter zahlen sollen. Wir reden
hier keineswegs von Bagatellen: Der Duisburger
Finanzierungsanteil beläuft sich aktuell auf ca.
13 Mio. EUR (Haushaltsjahr 2017).
Dunkle Wolken brauen
sich auch beim Gemeindefinanzierungsgesetz
zusammen. Zur Erinnerung: Es geht hier um einen
der Hauptertragsposten dieser Stadt, in unserem
laufenden Haushalt (2017) sind das
Schlüsselzuweisungen in Höhe von rd. 510 Mio.
Euro.
Dem Koalitionsvertrag
der neuen Landesregierung ist nun zu entnehmen,
dass die neue Landesregierung das hierfür
verantwortliche Verteilungssystem zukünftig auf
den Prüfstand stellen will. Hinter den Kulissen
ist die Rede davon, dass man insbesondere eine
stärkere Verteilung der Finanzmittel in Richtung
des ländlichen Raumes für angezeigt hält.
Auch wenn das sog.
Sofia-Gutachten erst seit Mitte August vorliegt
und noch nicht 2018 umgesetzt werden soll, deutet
sich an, dass die Stadt Duisburg und zahlreiche
andere strukturschwache Städte dadurch ab 2019
sehr nachteilig betroffen sein könnten. Wenn
beispielsweise die Soziallasten – konkret: die
Zahl der SGB-II Bedarfsgemeinschaften – bei der
Verteilung der Mittel zukünftig ein geringeres
Gewicht haben, dann sind negative Folgen für den
Haushalt unserer Stadt fast unvermeidlich. Die
konkrete Größenordnung lässt sich derzeit
allerdings noch nicht abschätzen. Wir reden hier
aber schnell über Zuweisungsverluste in
zweistelliger Millionenhöhe.
In aller Deutlichkeit
kann ich daher nur in Richtung Düsseldorf
formulieren: Wer am Finanzausgleich schraubt, der
muss sich über die Folgen für die städtischen
Haushalte und für die Sanierungsplanungen bewusst
sein.
Es hilft nichts, wenn
Instrumente wohlklingende Namen tragen – wie
beispielsweise die groß angekündigte
„Steuerbremse“ –, faktisch aber genau die
gegenteilige Wirkung droht.
Oder wenn Wahlgeschenke
der Landesregierung, wie die Aufstockung der
Krankenhausfinanzierung, zu einen großen Teil
durch Haushaltssicherungskommunen wie Duisburg
finanziert werden sollen. Bei der
Krankenhausfinanzierung beliefe sich die
zusätzliche – bisher nicht im Haushalt
veranschlagte – Belastung auf 2,7 Mio. Euro
jährlich. Das kann nicht sein. Auch hier muss das
bewährte Prinzip gelten: „Wer bestellt, der muss
das bitteschön auch bezahlen“.
Wir müssen daher die
Diskussionen um eine gerechte kommunale
Finanzausstattung weiterhin kritisch begleiten.
Zusammen mit unseren Amtskollegen im Ruhrgebiet
und im Bergischen Land werden wir unseren
Standpunkt daher auch zukünftig deutlich und
hörbar vertreten.
Ausblick und Schluss
Sie sehen, es gibt noch
eine Reihe von Punkten, die uns umtreiben und die
uns auch in den anstehenden Haushaltsberatungen
begleiten werden.
Rechtzeitig zur
Beratung des Haupt- und Finanzausschusses werden
wir daher eine zweite Veränderungsnachweisung
vorlegen, die den aktuellen Entwicklungen und
Erkenntnissen – soweit möglich – Rechnung trägt.
Ich gehe derzeit (!) davon aus, dass sich dadurch
keine zusätzlichen Konsolidierungsbedarfe ergeben
werden. Spielräume für Entlastungen – das muss
ganz deutlich gesagt werden – sehe ich allerdings
auch nicht.
Nicht alle
Prognoseunsicherheiten werden sich ausräumen
lassen. Das gilt auch für die allgemeine
gesamtwirtschaftliche Entwicklung und das
Zinsumfeld. Auch wenn es derzeit keine Anzeichen
für eine gravierende Zinswende gibt: Bei einem
Kassenkreditbestand von rd. 1,6 Mrd. (oder anders
ausgedrückt rd. 1.600 Mio.) EUR führt jeder
Prozentpunkt mehr bei den Zinssätzen zu einem
Mehraufwand von 16 Mio. EUR. Derart hohe
Altschulden stellen daher nicht nur eine Hypothek
für Duisburgs Zukunft dar, sie gefährden auch
massiv die Einhaltung unseres erfolgreichen
Konsolidierungskurses. Umso wichtiger ist es, dass
die Landesregierung sehr zeitnah ihre Ankündigung
umsetzt, eine Lösung des Altschuldenproblems zu
finden.
Es wäre gut, wenn wir
noch in diesem Jahr mit Bundesregierung und
Landesregierung über entsprechende Lösungsansätze
diskutieren könnten. Wunder sollten wir in einem
föderalen Staat - vor allem auf der Zeitschiene
und angesichts der jetzt in Berlin erstmal
anstehenden schwierigen Koalitionsverhandlungen -
jedoch nicht erwarten.
Bis auf Weiteres werden
wir daher wohl ohne diese Unterstützung über die
Runden kommen müssen. Ich bin davon überzeugt: Der
der Ihnen heute vorgelegte Haushaltsentwurf bietet
dafür eine gute Grundlage.
Mein Dank gilt allen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die dieses
Mammutwerk mal wieder mit großer Sorgfalt erstellt
und abgestimmt haben – allen voran natürlich der
Stadtkämmerei.
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!
Ihnen allen
miteinander:
Gute Beratungen und
Glück auf!
|
Haushaltsausgleich trotz
schwieriger Rahmenbedingungen gelungen |
Haushaltsplanentwurf 2018:
Oberbürgermeister Sören
Link und Stadtkämmerin Prof. Dr. Dörte Diemert
bringen in der Sitzung des Rates der Stadt am
heutigen Donnerstag (28. September) den
Haushaltsplanentwurf für das Jahr 2018 ein. Nach
fast einem Vierteljahrhundert, in dem die Stadt
nur rote Zahlen schrieb, gelingt es der Stadt
erneut – und damit seit dem Jahresabschluss 2015
zum vierten Mal in Folge –, einen ausgeglichenen
Haushalt darzustellen.
„Das ist ein großer
Erfolg“, freut sich Oberbürgermeister Link. „Ich
werde mich auch zukünftig für solide
Haushaltspolitik in dieser Stadt stark machen.
Das bedeutet allerdings nicht, dass wir nur
den Rotstift kreisen lassen. Ganz im Gegenteil:
Mit zielgerichteten Investitionen tragen wir zu
einer nachhaltigen Entlastung der Stadt bei.“
Zeitgleich mit dem
Haushaltsentwurf 2018 wird dem Rat daher eine
Veränderungsnachweisung mit Investitionsmaßnahmen
der Kernverwaltung aus dem Landesprojekt „Gute
Schule 2020“ vorgelegt. Während die Investitionen
in die Gebäudesubstanz an Duisburger Schulen
bereits durch das Immobilien-Management Duisburg
abgewickelt werden, investiert die Kernverwaltung
vor allem in bessere Schulausstattung und den
dringend notwendigen Breitbandausbau.
„In den kommenden Jahren wird
es darauf ankommen, den Konsolidierungskurs weiter
konsequent und zielgerichtet zu verfolgen“, so
Stadtkämmerin Prof. Dr. Diemert. „Die
Rahmenbedingungen werden nicht einfacher. Gerade
im Sozial- und Jugendbereich verzeichnen wir
weiterhin steigende Belastungen. Gleichwohl muss
der Haushaltsausgleich nach den Vorgaben des
Stärkungspakts spätestens ab 2021 ohne Hilfe
gelingen. Während wir 2011 bis 2016 noch 53
Millionen Euro jährlich erhalten haben, reduzieren
sich die Mittel schon in diesem Jahr auf 42
Millionen Euro. In 2018 sind es dann nur noch 31
Millionen Euro.“
Gegenüber dem Vorjahr ergeben
sich im Entwurf für den Haushaltsplan 2018
gleichzeitig Mehrbedarfe im Sozial- und Jugendetat
von rund 26 Millionen Euro. Während die steigenden
Zuschussbedarfe im Jugendbereich insbesondere auf
Kostensteigerungen im Kita-Bereich entfallen, sind
es im Sozialetat vor allem die Erträge, die hinter
den Erwartungen zurückbleiben.
Dabei bereitet den Kommunen
die nach wie vor unzureichende Kostenerstattung
des Landes für die Unterbringung und Integration
der Asylbewerber Schwierigkeiten. Nicht zuletzt
deshalb, weil das Land NRW – anders als viele
andere Bundesländer – der kommunalen Familie die
Integrationspauschale des Bundes weiterhin
vorenthält. Und das, obwohl die Kommunen mit ihren
Angeboten vor Ort den größten Teil der
Integrationsarbeit leisten.
Trotz dieser Entwicklungen
schließt der vorgelegte Haushaltsentwurf 2018 mit
einem Jahresüberschuss von rund 1,0 Millionen Euro
ab. Auch in den Folgejahren sind Überschüsse in
der Größenordnung zwischen 0,8 Millionen Euro im
Jahr 2019 und 1,6 Millionen Euro im Jahr 2021
eingeplant.
„Angesichts des ohnehin hohen
Konsolidierungsdrucks, unter dem die Stadt
Duisburg steht, ist es absolut nicht
nachvollziehbar, dass die neue Landesregierung
jüngst ankündigt hat, Städte und Gemeinden mit
zusätzlichen Beiträgen zur Krankenhausfinanzierung
heranzuziehen,“ so Diemert. „Es kann nicht sein,
dass solche Wahlversprechen auf Kosten von
Haushaltssicherungskommunen wie Duisburg eingelöst
werden.“ Allein in Duisburg beliefe sich die
zusätzliche – noch nicht im Haushaltsentwurf
eingeplante – Belastung auf 2,7 Millionen Euro
jährlich.
„Wir appellieren daher
eindringlich in Richtung Düsseldorf und Berlin,
die hier vor Ort mühsam erreichten Erfolge nicht
durch zusätzliche Aufgaben- oder
Finanzierungslasten zu konterkarieren“,
so Link und Diemert.
Interessierten Bürgerinnen
und Bürgern, die mehr über die Finanzen ihrer
Stadt erfahren möchten, steht der
Haushaltplanentwurf in elektronischer Form ab dem
28. September 2017 auf der Internetseite der Stadt
Duisburg unter
www.duisburg.de zur Verfügung.
Wie in den letzten Jahren
besteht darüber hinaus im Rahmen der
Online-Bürgerbeteiligung die Möglichkeit, den
Haushaltsplanentwurf 2018 aufbereitet im Internet
einzusehen sowie sich zum Haushalt per E-Mail an
„buergerreferat@stadt-duisburg.de“ zu äußern.
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