Krefeld/Duisburg, 22. Februar 2024 - Jahrzehntelang
hing das Kunstwerk „Straßenvernetzungen“ des Krefelder
Künstlers Herbert Zangs am einstigen Dienstsitz des
Landesstraßenbauamts (später Rheinisches Autobahnamt) an der
Grenzstraße 140/Ecke Crousstraße – und dann war es plötzlich
weg.
„Ich kam dort regelmäßig vorbei, und wunderte mich. Hier
fehlte doch etwas“, berichtet Gabriele König. Vor allem der
ehemaligen Kulturbeauftragten der Stadt Krefeld ist es zu
verdanken, dass die „Straßenvernetzungen“ nach einer kleinen
Odyssee jetzt am Neubau der Autobahn-Niederlassung Rheinland
montiert werden konnten.
Endstation Keller?
Was war geschehen? Das Gebäude, aus dem die
Straßenbauer*innen im Oktober 1995 ausgezogen waren und in
dem zuletzt die Deutschen Rentenversicherungsanstalt
Rheinland ihren Sitz hatte, wechselte 2019 den Besitzer.
Alsbald begann der Umbau zum Mehrfamilienhaus. Im Zuge der
Baumaßnahme musste das Kunstwerk wegen der Installation
einer vorgeschriebenen Dämmung abgehängt werden. „Als dann
an der bisherigen Stelle Fenster auftauchten, war mir klar,
dass es nicht mehr zurückkehren wird“, so König,
mittlerweile im Dienst der Stadt Darmstadt. Sie konnte nach
einigen Gesprächen ermitteln, dass die Plastik, die Zangs
1957 geschaffen hatte, in einem Keller lagerte und der
Investor keine weitere Verwendung sah. König ließ die Drähte
glühen und konnte nicht nur den Projektträger des Neubaus,
die BOB AG, sondern auch den künftigen Mieter, die Autobahn
GmbH, davon überzeugen, das Kunstwerk am neuen Gebäude zu
montieren.
Aufwändige Restaurierung beginnt
Der Startschuss einer weiteren Etappe. Denn in den
Jahrzehnten hatte die Plastik nicht nur unter Wind und
Wetter „gelitten“. Es darf zudem vermutet werden, dass nicht
nur einmal zum Pinsel gegriffen wurde. Schlichtweg: Die
Plastik befand sich nicht mehr in einem guten Zustand.
Vermutlich hatte auch jemand selbst um Pinsel gegriffen. Die
Drahtplastik wurde zunächst in einem mikroanalytischen
Institut auf die Farbschichten untersucht. Eine
Metallrestauratorin stellte anschließend die ursprüngliche
Farbigkeit fest, ehe eine Metallbau-Firma diese
wiederanbrachte. Die Aufhängung des Reliefs erfolgte
schließlich im September 2023.
Zangs is coming home!
„Zangs is coming home!“, sagte Oberbürgermeister Frank
Meyer bei der offiziellen Präsentation am Willy-Brandt-Platz
2. „Zangs war einer der bedeutendsten Krefelder Künstler.
Dieses Kunstwerk schlägt eine wunderbare Brücke zwischen
Vergangenheit und Gegenwart und empfängt ab sofort jeden,
der vom Hauptbahnhof in die Südstadt unterwegs ist.“ Auch
Thomas Ganz freut sich: „Ich danke der Stadt, dass sie sich
in dieser Sache so engagiert eingebracht und auch die Kosten
für die Restaurierung übernommen hat, und der BOB AG, dass
sie so unbürokratisch diesem Vorhaben zugestimmt hat.“
Die Drahtplastik stammt vom Krefelder
Künstler Herbert Zangs. Er hat sie im Auftrag des
Landschaftsverbandes Rheinland geschaffen. Die
vertikal-linare, abstrahiert dargestellte figurative
Ausformungen, einhergehend mit dezenten farblichen
Akzentuierungen in Weiß und Blautönen, sollen das Ein- und
Ausfädeln von Autos und LKW auf den Autobahnen
signalisieren.
„Wo ich bin, ist vorne“, mit diesem Selbstverständnis
trat der Krefelder Künstler Herbert Zangs
(1924-2003) gerne in der Kunstszene auf. Er galt als
grenzenlos unbekümmert und neugierig, von überschäumender
Vitalität und experimentierte in alle Richtungen. Neben
Heinrich Campendonk, Helmuth Macke, Heinrich Nauen, Joseph
Beuys, Adolf Luther gehört der Maler und Objektkünstler
Zangs zu den bedeutendsten Künstlern Krefelds. Das
Kaiser-Wilhelm-Museum präsentierte mehrere
Zangs-Ausstellungen, 1952 erhält Zangs den Krefelder
Kunstpreis – einige Jahrzehnte später (1994) die
Stadtehrenplakette von Krefeld.
Seine Heimatstadt ehrt ihn seit Mitte der 1990er-Jahre zudem
auf eine besondere Weise: Arbeiten von ihm hängen
neben einigen Werken von Adolf Luther im Foyer des
Historischen Ratssaals im Krefelder Rathaus, so dass jeder
Gast dort an seinen Arbeiten vorbeigeht. Sein Geburtstag
jährt sich am 27. März zum 100-mal.
Zangs erste Arbeiten der gegenständlichen Malerei mit
niederrheinischen Motiven wurden noch stark von seiner Zeit
an der Kunstakademie Düsseldorf Ende der 1940er-Jahre
geprägt. In den 1950er-Jahren folgt ein radikaler Bruch
seiner Kunst. Zangs verwendet häufig nur noch eine Farbe:
Weiß. Im eigentlichen Sinne schafft Zangs mit seinen
„Verweißungen“ keine Bilder mehr, sondern Reliefs, die ihre
Wirkung durch ein Licht- und Schattenspiel erzielen.
|