Sensationeller
2:1-Sieg gegen die USA! Welch ein WM-Auftakt für Deutschlands
Eishockey-Nationalteam!
77 803 (Hallen-Weltrekord) Fans waren auf Schalke über
Schwarz-Gelb völlig aus dem Häuschen.
USA -
Deutschland 1:2 ( (0:0, 0:1, 1:0, 0:1) n.V.
Gelsenkirchen/Duisburg, 7. Mai 2010 - Dieser Tag wird in die
Geschichte des deutschen Eishockeys eingehen. Soviel ist sicher.
Das einmal ein Team in Schwarz-Gelb in Schalke - nein auf
Schalke - frenetisch gefeiert wird, das hätte sich kein Schalker
auch nur andeutungsweise vorstellen können. In den ungewohnten
Farben war das deutsche Team, von Beginn an mit Herz und vollem
Körpereinsatz bei der Sache, machte die Räume eng wenn nötig,
war aber sehr gut auch in der Vorwärtsbewegung. Da wurde die
neutrale Zone ohne viel Federlesen überbrückt und der direkte
Weg zum Tor gesucht oder die Scheibe tief gespielt, auf jeden
Fall arbeiteten die Stürmer gut nach hinten hin mit und gingen
dort wo es wehr tut - im Slot - auch richtig rein. Das kam an.
Die 77 803 Fans waren ein enormer Rückhalt und mit
zunehmender Spieldauer war deutlich zu erkennen, da den US-Boys
das beherzte Auftreten des jungen deutschen Teams nicht so ganz
schmeckte.
Als dann auch noch der Gastgeber ein torloses Remis in die erste
Drittelpause rettete,
kam Unmut auf bei den USA. Es kam aber
noch dicker. Gelang dem Krupp-Team sogar die 1:0-Führung, was
einen Riesenjubel auslöste und das der eigentliche WM-Start für
die fantastisch mitgehenden Fans war. Das war die
Initialzündung, so wie es vor neun Jahren beim Spiel
Deutschlands in der Kölner-Arena gelang, als man die Schweiz mit
3:1 bezwang und den Grundstein für eine unglaubliche WM gelegt
wurde, die den Einzug ins Viertelfinale brachte.
So wie damals Marco Sturm, Jan Benda, Daniel Kreutzer und Co
fighteten, so machten es auch Marcel Goc und Kameraden. Der
1:1-Ausgleich der USA war so ein Ding der Marke "Krümeltor". Als
alle Welt glaubte, jetzt geht den Deutschen die Puste endgültig
aus, wuchs das Team über sich hinaus, nahm den restlichen Kampf
auf. Es gab zwar so etwas wie den Belagerungszustand vor dem von
Dennis Endras hervorragend gehüteten deutschen Gehäuse, ein
weiterer Treffer gelang dem Favoriten aber nicht.
Also ab in die Verlängerung. Vier gegen vier hieß das Spiel nun
um den Extrapunkt. Und dann gab es das Wunder von Schalke: Nach
21 Sekunden schoss Braun, von Felix Schütz prallte die Scheibe
ins US-Tor. Jubel aller Deutschen, aber auch schnell
Ernüchterung. Die Amis protestierten und es gab den Videobeweis.
Der aber fiele
zugunsten Deutschlands aus, da Schütz den Puck
nicht unkorrekt ins gegnerische Tor bugsierte. 2:1! Aus und die
Jubelorgie der dampfenden Schwarz-Gelben nahm nur durch das
Abspielen der Nationalhymne ein vorläufiges Ende. Nach exakt 17
Jahren - damals 6:3 gegen ein US-College-Team - wieder ein WM-Sieg gegen die USA. 1993 war es in
Dortmund, nun in Gelsenkirchen und zudem in Schwarz-Gelb vor
Weltrekordkulisse. Was für eine Geschichte.
Deutschland erkämpfte sich also den Zusatzpunkt. Der aber ist
erst richtig was wert, wenn der eigentliche Gegner auf Augenhöhe
Dänemark bezwungen werden kann. Dann wird es richtig spaßig.
Erst einmal warten die Finnen in Köln auf das Krupp-Team. Die
hatten 2001 Deutschland in Köln im Viertelfinale mit 4:1
bezwungen. heißt aber noch gar nichts. haje
Tore: 1:0 (25:20)
Michael Wolf (Marcel Müller, Christoph Ullmann), 1:1 (48:28)
Ryan Carter, 2:1 (60:21) Felix Schütz. Strafen: Deutschland 8,
USA 8. Zuschauer: 77.803.
Torschüsse: USA 32 - Deutschland 20 - Schiedsrichter: Larking/Savage
(SWE/CAN)
USA
Clemmensen – Johnson, Jandle, A. Greene, M. Greene, Hillen,
Lundin, Chorney, Gilroy – Dubinsky, Okposo, Foligno, Galiardi,
Moss, Oshie, Kennedy, Potulny, Nystrom, Kreider, Hanson, Carter
Deutschland
Endras – Holzer, Dietrich, Krüger, Sulzer, Butenschön, N. Goc,
Braun – Schütz, M. Goc, Gogulla, Wolf, Müller, Ullmann, Hospelt,
Rankel, Hager, Felski, Tripp, Barta
Bundestrainer Uwe
Krupp: „Ich denke das Eröffnungsspiel war ein sehr aufregendes
und inspirierendes Match auf hohem Niveau. Die Spieler haben
sich als richtiges Team präsentiert und hielten den Erwartungen
stand. Neben einer überragenden Torhüterleistung hatten wir auch
das nötige Glück auf unserer Seite. Unsere Verteidigung war
heute sehr gut und wir haben eine Mannschaft zusammengestellt,
die schlittschuhläuferisch auf höchstem Niveau mithalten kann.
Die Atmosphäre war unglaublich, die Fans haben uns im Spiel
gehalten. Wir haben in den letzten Wochen hart gearbeitet, um
dieses Team zusammen zu stellen. Jeder im Team glaubt fest daran
und wir alle haben auch schon vorher daran geglaubt, dass dieses
Team gewinnen kann. Wir denken immer optimistisch.“
Marcel Goc: „Alle waren heiß und wir haben uns als
eingeschweißte Truppe präsentiert. Uns war es auch wichtig, Spaß
zu haben und nicht verkrampft an die Sache heranzugehen. Wir
waren von Anfang an voll konzentriert, jeder war für den Anderen
da und hat Verantwortung übernommen. Unser Torhüter Dennis
Endras war einfach überragend.“
Stürmer Sven Felski: „Ich haben schon vor dem Spiel gesagt, dass
wir mit 3:2 gewinnen. Jetzt ist es ein 2:1 geworden. Es war zu
sehen, dass jeder von uns wollte. So müssen wir weitermachen.
Wir dürfen auch stolz darauf sein, aber es war nur ein Spiel.“
Torhüter Dennis Endras: „So nervös war ich gar nicht. Ich hatte
natürlich gehofft, dass ich spielen dürfte. Es war ein
Riesenstück Arbeit. Viele vergessen, dass auch wir Torleute viel
Schlittschuh laufen müssen. Mir tun auch ehrlich gesagt die
Beine weh, während ich hier vor den vielen Journalisten stehe
und die Fragen beantworte (lächelt). Das Gegentor war natürlich
ärgerlich. Die Scheibe ist so klein, die kann bei so einem
Getümmel vor dem Tor schon mal reinrutschen.“
Stürmer Philip Gogulla: „Das war einfach nur fantastisch. Wir
waren nicht ganz auf Augenhöhe (überlegt) – nein, wir waren doch
auf Augenhöhe. Das war kein Sieg, den wir nicht verdient gehabt
hätten. Von so einem Spiel vor so einer Kulisse träumst du. Das
ist wohl ein einmaliges Erlebnis. Dennoch müssen wir cool
bleiben. Das war der erste Schritt zum Klassenerhalt. Natürlich
war der Sieg sehr wichtig, wenn wir die Zwischenrunde erreichen
sollten, denn die Punkte gegen die USA nehmen wir mit, da sie ja
auch die nächste Runde schaffen werden. Und ich muss sagen: Das
hier in Gelsenkirchen war noch im Vergleich zu den Winter
Classics (Anm. d. Red.: Die Open-Air-Spiele der NHL vor
ebenfalls großen Zuschauerzahlen) noch eine Schüppe besser. Die
Leute waren hier noch näher dran. Und die Stimmung war riesig.“
US-Stürmer Brandon Dubinsky: „Das hat viel Spaß gemacht. Solch
leidenschaftliche Fans wie hier in Deutschland sind
bemerkenswert. Natürlich war der Ausgang nicht so, wie wir uns
das vorgestellt hatten. Das Eis war zwar rau, aber das kann doch
keine Entschuldigung sein. Die Deutschen haben auf dem gleichen
Eis gespielt, auch wenn es manchmal schwierig war, den Puck zu
kontrollieren. Aber es war schon cool, bei dem Weltrekordspiel
dabei gewesen zu sein.“
|
Nation |
Sp |
S |
SOT |
NOT |
N |
T |
Pte |
1 |
Deutschland |
1 |
0 |
1 |
0 |
0 |
2:1 |
2 |
2 |
USA |
1 |
0 |
0 |
1 |
0 |
1:2 |
1 |
3 |
Finnland |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0:0 |
0 |
3 |
Dänemark |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0:0 |
0 |
Overtime
|
60.21 |
GK out |
GER |
44. ENDRAS,
Dennis |
|
60.21 |
GK out |
USA |
30.
CLEMMENSEN, Scott |
|
60.21 |
1 - 2 EQ |
GER |
55. SCHUTZ,
Felix |
Game Winning
Goal |
Third
Period |
50.19 |
2 min
|
USA |
18. GALIARDI,
Tj |
Holding |
48.28 |
1 - 1 EQ |
USA |
22. CARTER,
Ryan |
|
43.59 |
2 min
|
GER |
20.
DIETRICH, Robert |
Hooking |
Second
Period |
35.52 |
2 min
|
USA |
41. CHORNEY,
Taylor |
High
Sticking |
26.16 |
2 min
|
GER |
6.
BUTENSCHON, Sven |
Cross-Checking |
25.20 |
0 - 1 EQ |
GER |
16. WOLF,
Michael |
|
|
(25. MULLER,
Marcel) |
|
(47.
ULLMANN, Christoph) |
First
Period |
18.54 |
2 min
|
GER |
50. HAGER,
Patrick |
Roughing |
10.20 |
2 min
|
USA |
17. DUBINSKY,
Brandon |
Tripping |
10.11 |
2 min
|
GER |
11. FELSKI,
Sven |
Tripping |
1.49 |
2 min
|
USA |
74. OSHIE, T
J |
Hooking |
00.00 |
GK in |
GER |
44. ENDRAS,
Dennis |
|
00.00 |
GK in |
USA |
30.
CLEMMENSEN, Scott |
|
|
Pressestimmen aus den USA
Berlin/Duisburg, 8.Mai 2010 - Für die USA Today schilderte
Stürmer Ryan Carter die Erlebnisse in Schalke aus amerikanischer
Sicht. „Das fühlte sich an, als würde die Erde beben“, beschrieb
der Spieler der Anaheim Ducks das Gefühl, als die deutschen Fans
ihr Team anfeuerten. „In der NHL kommen und gehen die Gesänge.
Aber hier hören die Leute nie auf. Die Deutschen haben von den
Zuschauern einen echten Schub bekommen.“
Beim Ausgleich hatte Carter darauf gehofft, dass die US-Boys das
Spiel noch drehen könnten, „aber wir konnten die Fans nicht
still bekommen“. Die USA Today berichtet, dass die University of
Michigan möglicherweise den neuen Weltrekord in einem erneuten
Spiel gegen die Michigan State University (in Schalke wurde der
dort ursprünglich aufgestellte Rekord gebrochen) wieder
brechen will. Ziel sei es, in der kommenden Saison bei einem
Spiel im Michigan Stadium mehr als 100.000 Karten zu verkaufen.
Der National Post sagte US-Kapitän Jack Johnson: „Das ist ein
langes Turnier. Wir können können immer noch mit der
Goldmedaille nach Hause kommen. Und das ist auch unsere
Einstellung. Ich glaube nicht, dass wir schlecht gespielt haben.
Aber der deutsche Torhüter hat wirklich großartig gespielt.“
Gegenüber der Los Angeles Times äußerte sich US-Headcoach Scott
Gordon: „Es war großartig, ein Teil davon gewesen zu sein.
Natürlich sind wir über das Ergebnis enttäuscht, aber ich war
besonders mit der Art und Weise zufrieden, wie wir im letzten
Drittel gespielt haben.
Oilers President of Hockey Operations Kevin Lowe attended the
game with Team Canada GM Mark Messier, and both men were awed by
the event.
Kevin Lowe, President of Hockey Operations der Edmonton Oilers,
erklärte auf der Homepage des NHL-Clubs: „Das war eine
unglaubliche Atmosphäre. „Ich war noch nie in einem Stadion mit
77.000 Leuten. Das Commonwealth Stadium in Edmonton hat 55.000.
Die Deutschen singen die ganze Zeit. Da war es natürlich
besonders gut für sie, als sie in der Verlängerung gewonnen
haben. Das war ein tolles Event, vor allem für das deutsche
Eishockey. Ich bin froh, dass wir dorthin gekommen sind, um das
zu erleben.“ Ex-Oilers-Spieler Mark Messier, der General Manager
von Team Canada, ergänzte: „Europäische Fans machen es aus
Zuschauersicht besonders interessant. Die Sicht war sehr gut,
wenn man bedenkt, wie viel Leute dort waren.“ (the)
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