Eishockey-Nationalteam 2006/07 - Skoda-Cup/Basel (9. - 11. Februar 2007)

 

Sieg zum Abschluss gegen die Slowakei
Basel, 11. Februar 2007 - Mit einem 3:2-Sieg nach Penaltyschießen gegen die Slowakei hat die deutsche Nationalmannschaft für einen versöhnlichen Abschluss des Skoda-Cups in Basel gesorgt. "Im letzten Spiel haben wir endlich so gespielt, wie wir es von Beginn an wollten", bilanzierte Bundestrainer Uwe Krupp, dessen Mannschaft nach dem 1:3 gegen die Schweiz, dem 4:6 gegen Österreich und dem Erfolg gegen den WM-Vorrundengegner mit zwei Punkten den letzten Platz belegte: "Um auf diesem Niveau konkurrenzfähig zu sein, müssen wir so diszipliniert und kompakt auftreten." Nach den enttäuschenden Auftritten zuvor machte Krupp Fortschritte aus: "Man hat gesehen, dass die Spieler aus ihren Fehlern gelernt haben."
Gewinner des Turniers war im DEB-Team Torhüter Oliver Jonas, der erstmals seit der WM 2005 wieder zwischen den Pfosten stand. "Er hat sich eindeutig als neue Nummer eins empfohlen", sagte Krupp über den Kölner, der bei den Haien meist nur auf der Bank sitzt. Der 27-Jährige hat damit die besten Karten für die WM in Russland (27. April bis 13. Mai). Denn noch ist ungewiss, ob Stammgoalie Robert Müller, dem im November ein bösartiger Hirntumor teilentfernt worden war, bis zur Weltmeisterschaft wieder ganz gesund sein wird. "Das müssen wir erstmal abwarten", sagte Krupp. Jonas war gegen den Ex-Weltmeister Slowakei neben dem Iserlohner Michael Wolf, der den entscheidenden Penalty verwandelte, der Matchwinner. "Das war eindeutig die stärkste Torwartleistung der letzten Zeit", lobte Krupp. Der Nürnberger Anton Bader (24.) und der Hamburger Alexander Barta (54.) glichen vor 485 Zuschauern in der St.-Jakob-Arena die Führung der Slowaken durch Robert Petrovicky (21.) und Radovan Somik (42.) zweimal aus.
Bei den Niederlagen gegen die Schweiz und Österreich hatte das DEB-Team noch enorme Schwächen offenbart. "Es fehlen halt doch zu viele", stellte DEB-Generalsekretär Franz Reindl fest. Und Krupp analysierte: "Wir haben nur eine Handvoll Führungsspieler, die die anderen auf dem Eis mitziehen. Wenn davon die Hälfte fehlt, dann brennt's. Vom Kern, um den ich die Mannschaft baue, sind viele verletzt. Dann habe ich nicht mehr so viele Optionen." Internationale Klasse hätten, so der einzige deutsche Stanley-Cup-Sieger, ohnehin nur die NHL-Profis Marco Sturm, Jochen Hecht und Christian Ehrhoff.

Bemerkbar machte sich in den ersten Spielen vor allem das Fehlen der Verteidiger Sascha Goc (Hannover Scorpions) und Alexander Sulzer (DEG Metro Stars), im Sturm wurden unter anderem die Routiniers Sven Felski (Eisbären Berlin) und Tino Boos (Kölner Haie) sowie der Frankfurter Mittelstürmer Michael Hackert schmerzlich vermisst. Die zweite Garde war der Aufgabe meist noch nicht gewachsen. "Die Unerfahrenheit ist keine Entschuldigung", sagte Krupp zwar, gab dann aber doch zu, dass den Nachrückern die internationale Reife fehle: "Wir machen in den wichtigen Phasen Fehler. Wir müssen anfangen, daraus zu lernen, und nicht Entschuldigungen suchen. Das hat nichts mit Talent zu tun, sondern mit Cleverness." (TL)

Skoda Cup 2007

Freitag, 9.2.2007
Slowakei – Österreich 6:2 (1:1, 2:1, 3:0)
Schweiz – Deutschland 3:1 (2:0, 1:1, 0:0)

Samstag, 10.2.2007
Deutschland - Österreich 4:6 (1:2, 1:2, 2:2)
Schweiz - Slowakei 3:2 (1:1, 2:0, 0:1)

Sonntag, 11.2.2007
Slowakei – Deutschland 2:3 n.P. (0:0, 1:1, 1:1, 0:0, 0:1)
Österreich – Schweiz 1:3 (0:1, 1:0, 0:2)
 
Tabelle
   Team  Tore  Pte
1. SUI     9:4     9
2. SVK    10:8   4
3. AUT    9:13   3
4. GER    8:11   2
Krupp-Team gegen Schweiz ohne Chance

Basel, 10. Februar 2007 - Wirklich zufrieden war Uwe Krupp nicht. "Im zweiten und letzten Drittel war es ein enges Spiel", sagte der Eishockey-Bundestrainer nach dem 1:3 der deutschen Nationalmannschaft zum Auftakt des Skoda-Cups in Basel gegen Gastgeber Schweiz - und sprach damit indirekt die große Schwäche seines Teams an. Im ersten Drittel war die stark ersatzgeschwächte DEB-Auwahl gegen die erfahrenen und eingespielten Eidgenossen fast in Ehrfurcht erstarrt und hatte sie weitgehend unbehelligt kombinieren lassen. "Wir haben einige Neulinge im Team und einige relativ unerfahrene Spieler, die erst im zweiten und dritten Drittel herausgefunden haben, wie man auf diesem Niveau spielen muss", befand Krupp: "Im ersten Drittel haben wir den Schweizern zu viel Raum gelassen und nur zugeguckt. Da haben wir uns ein Loch gegraben, aus es nicht so einfach ist wieder herauszukommen."

Diesen Raum nutzte das Team von Trainer Ralph Krueger und erspielte sich mühelos eine beruhigende 2:0-Führung. Beim 1:0 durch Steve Hirschi nutzte der Verteidiger die Verwirrung in der deutschen Abwehr (8.), nur 65 Sekunden später nahm Paul DiPietro das Geschenk des Kölners Lasse Kopitz dankend an, der im den Puck vor dem leeren deutschen Tor aufgelegt hatte (9.). An beiden Gegentoren unschuldig war Oliver Jonas. Der Goalie der Kölner Haie, der erstmals seit der WM 2005 wieder im DEB-Tor stand, bot bei seiner Rückkehr eine starke Leistung und verhinderte vor allem zu Beginn des zweiten Drittels einen höheren Rückstand und damit einen zwischenzeitlich durchaus möglichen Schweizer Kantersieg. "Oliver war unser bester Spieler", lobte Krupp den Torwart, der in Köln vorwiegend auf der Bank sitzt: "Er war vor allem stark, als wir in Unterzahl gespielt haben." Als das Krupp-Team zu Beginn des Mittelabschnitts 87 Sekunden mit drei gegen fünf spielen musste, verhinderte Jonas mit mehreren Glanzparaden das wohl entscheidende 0:3. "Er war in dieser Phase unser bester Unterzahlspieler", meinte Krupp.

Nach etwa der Hälfte des Spiels vor der enttäuschenden Kulisse von 2921 Zuschauern in der St.-Jakob-Arena legte die deutsche Mannschaft, in der insgesamt zwölf Stammspieler fehlten, endlich ihren übergroßen Respekt vor dem Olympia-Sechsten ab und erarbeitete sich selbst Torchancen. Den besten Angriff seines Teams im gesamten Spiel schloss Michael Wolf mit dem Anschlusstreffer ab: Nach schönem Zuspiel von Yannic Seidenberg überwand der Iserlohner Torwart Daniel Manzato mit einem Rückhand-Lupfer in den Winkel (37.). Doch vom ersten Sieg gegen den Erzrivalen seit April 2004 (3:2 in Landshut) durften die Deutschen nur zwei Minuten lang träumen, dann stellte Patric Della Rossa den alten Abstand wieder her (39.). Am Ende stand das neunte Nachbarduell in Folge ohne Sieg und die Erkenntnis, dass sich eine halbe Mannschaft doch nicht ersetzen lässt. (TL)

Bittere Pleite gegen Österreich

Basel, 9. Februar 2007 - Nach der zweiten Pleite in einem Nachbarschaftsduell innerhalb von 22 Stunden fand Uwe Krupp deutliche Worte. "Für die Art und Weise, wie wir verloren haben, gibt es keine Entschuldigung", sagte der Bundestrainer nach dem 4:6 (1:2, 1:2, 2:2) im zweiten Spiel beim Skoda-Cup in Basel gegen Österreich: "Das hat auch nichts mit Unerfahrenheit zu tun." Einen Tag nach dem 1:3 gegen Gastgeber Schweiz hatte die DEB-Auswahl gegen den Mitaufsteiger mit einer fulminanten Aufholjagd einen 1:4-Rückstand wettgemacht und kurz vor Ende der regulären Spielzeit ausgeglichen. Als die meisten der nur 567 Zuschauer in der St.-Jakob-Arena schon mit einer Verlängerung rechneten, gaben die Deutschen das Spiel doch noch aus der Hand. "Es ist sehr ärgerlich, dass wir kurz vor Schluss den Österreichern noch den Sieg erlaubt haben", meinte Krupp.

Begonnen hatte alles nach Maß: Bereits nach 129 Sekunden nutzte Petr Fical das erste Überzahlspiel zum 1:0, der Nürnberger lenkte einen Schlagschuss seines ehemaligen Klubkollegen Felix Petermann zu seinem elften Länderspieltor ins Netz. Doch danach brachte sich das Krupp-Team durch unnötige Strafzeiten selbst aus dem Rhythmus. Als Daniel Kreutzer und Kapitän Andreas Renz, der sein 150. Länderspiel bestritt, auf der Strafbank saßen, glich Jeremy Rebek aus (7.). Nur 110 Sekunden später traf Thomas Koch zum 2:1 der Österreicher, als Renz gerade aufs Eis zurückgekehrt war, nun aber Moritz Müller draußen saß. Robert Lukas mit einem mustergültigen Konter (24.) und Markus Peintner nach einem Abspielfehler von Björn Barta im eigenen Drittel (35.) erhöhten im zweiten Drittel auf 4:1, und die neunte deutsche Niederlage im 34. Duell der beiden Nachbarn schien besiegelt.

Die stark ersatzgeschwächte DEB-Auswahl bewies ohne zwölf Stammspieler aber Moral und startete nach dem 2:4 durch Björn Barta 17 Sekunden vor der zweiten Pause eine fulminante Aufholjagd. Mit Erfolg: Christoph Ullmann, der einen Schuss seines Mannheimer Kollegen Martin Ancicka abfälschte (47.), und Daniel Kreutzer (58.) sorgten noch für den Ausgleich. Doch nur 31 Sekunden danach passte die DEB-Abwehr nicht auf, Oliver Setzinger lief allein auf Torhüter Dimitrij Kotschnew zu und ließ dem Iserlohner keine Chance. Als Philippe Lakos 55 Sekunden vor Schluss ins leere Tor traf, war die Entscheidung endgültig gefallen. "Immer wieder machen wir in wichtigen Spielen Fehler, durch die wir verlieren", bilanzierte Krupp: "Das hat nichts mit Talent zu tun, sondern mit Cleverness. Wir müssen jetzt anfangen, daraus zu lernen." (TL)