Duisburg, 25. November 2019
Ratsfrau Angelika Röder (BL) , HSV-Fraktion, zum
Haushalt, Stadt Duisburg und Personalmangel
Wie auch im letzten Jahr, werden wir uns Anträge zum
Haushalt 2020 sparen, denn bereits jetzt kann man der
Presse entnehmen, dass SPD und CDU dem vom Kämmerer
präsentierten Haushalt zustimmen werden. Da die GROKO
Duisburgs bekanntlich auch nicht bereit ist, guten
Ansätzen anderer Fraktionen zuzustimmen, sondern diese
dann lieber Monate später als eigene Idee präsentiert,
können wir mit dem gesparten Druck unserer Anträge nicht
nur dem Haushalt sondern auch der Umwelt einen Dienst
erweisen.
Hier nur einige wichtige Punkte zum
Haushalt: Stadtkämmerer Martin Murrack versteht sein
Handwerk. Wie bei seiner Vorgängerin wird ein Haushalt
präsentiert, der mit einer schwarzen Null abschließt. Aber
das nicht nur für 2020, sondern auch für 2021 durch einen
Doppelhaushalt. Doch nach wie vor belasten die Altschulden
Duisburg, und ohne den heiß ersehnten Altschuldenschnitt
durch Bund und Land sind die Spielräume für eigenes
Handeln minimal. Da wundert es, dass auf der
Einnahmenseite aktuell ein Problem wieder aufpoppt,
welches als längst gelöst galt. Die Abrechnung von
Rettungsdienstfahrten ist erneut im Rückstand, diesmal mit
17 Mio Euro. Grund ist eine mal wieder unterbesetzte
Abrechnungsstelle, symptomatisch für viele Bereiche in der
Verwaltung. Und was ändert sich? Nichts!
Seit 2012 geistert das „Aufgabenkritische
Verfahren“ des Hauptamtes durch die Stadtverwaltung. Seit
sieben Jahre wartet man auf Ergebnisse des Verfahrens,
welches Handlungsnotwendigkeiten und
personalwirtschaftliche Konsequenzen liefern sollte. Die
gewünschte proaktive politische Beteiligung beschränkte
sich auf zwei Anfragen, die sich verzweifelt nach einem
Sachstandbericht erkundigten.
Verzweiflung macht
sich auch breit, wenn das Immobilien Miss Management
Duisburg, kurz IMMD, nicht in der Lage ist, kaputte und
mit Latten vernagelte Fenster an der Rolandschule in
Duisburg Hamborn in endlichen Zeiten zu sanieren. Im
Januar 2017 beschloss dieser Rat Maßnahmen zur Sanierung
der Schulen im Rahmen des Förderprogrammes „Gute Schule
2020“ von in Summe über 86 Mio. Euro, und das ohne
Eigenanteil der Kommune. Das Jahr 2020 steht vor der Tür
und fünf Minuten vor der Angst muss nun für die mehr als
200 Sanierungsvorhaben an Duisburger Schulen, die bis Ende
2022 erledigt sein sollen, eine Schulbaugesellschaft neu
gegründet werden, da das das IMD – oder besser IMMD - seit
fast drei Jahren damit überfordert ist.
Mittlerweile haben sich schon drei Geschäftsführer
vergeblich bemüht die Sache ein den Griff zu kriegen und
nun soll auch Herr Kugelberg gehen. Es bedurfte mal wieder
eines externen Gutachtens in Duisburg, um festzustellen,
dass es in vielen Dingen schlicht aufgrund von
Personalmangel an zuständigen Ansprechpartnern
beim IMD fehlt. Das Geld für die Gutachter hätte man
besser in Neueinstellungen investiert, denn alleine ein
Blick in den Stellenplan des IMD hätte offenbart, dass 97
Stellen im Jahr 2019 unbesetzt waren. Der Krankenstand ist
hierbei noch nicht einmal berücksichtigt.
Ein
Blick in den Stellenplan 20/21 der Stadt Duisburg zeigt
ein ähnliches Bild. Im Durchschnitt sind 10% der Stellen
nicht besetzt. Verheerende Zustände zeigen sich
insbesondere in konfliktträchtigen Bereichen: Im Jobcenter
Duisburg sind bei den tariflich Beschäftigten mehr als 19%
der Stellen nicht besetzt, im Beamtenbereich fehlen gar
40%. Das Neueinstellungsprogramm der Stadt
Duisburg ist ein Silberstreif am Horizont, der aber in
Anbetracht der kommenden Altersfluktuation schnell wieder
verblasst.
Wir fordern daher eine massive
Umstrukturierung des Haushaltes, um das
Neueinstellungsprogramm in 20/21 fortzuführen und werden
allein vor diesem Hintergrund dem Haushalt nicht
zustimmen.
Ratsfrau Marion Stöbbe,
HSV-Fraktion, zum Haushalt, Stadt Duisburg und Ghettos
Auch in diesem Jahr muss ich das Augenmerk des gesamten
Rates unter anderem auf den Stadtteil Duisburg Marxloh
lenken. Denn nur zu gerne wird hier weggesehen oder der
Zustand bei Ortsbegehungen und politischen
Bürgergesprächen schön geredet. Nun soll ein Planungsbüro
mit den Anwohnern ein Konzept entwickeln, um Marxloh
fußgängerfreundlich zu machen. Ein Witz in Anbetracht der
wahren Probleme vor Ort. Müll und Dreck zieren die Straßen
und trotz höchster Reinigungsklasse, werden die
Wirtschaftsbetriebe nicht Herr der Lage.
Für die
Anwohner ist die geplante Erhöhung der
Straßenreinigungsgebühren der blanke Hohn, denn sie zahlen
höchste Gebühren ohne eine Leistung zu erhalten und die
Verursacher werden nicht belangt. Das Sicherheitsgefühl
der Bürgerinnen und Bürger in Marxloh ist so niedrig wie
noch nie. Das neuerdings Glasmurmeln mit Fletschen
auf Anwohner und auf Fenster geschossen werden,
und die Polizei dabei machtlos ist, ist für die meisten
Alteingesessenen zu viel.
Ich zitiere eine alte
Anwohnerin, die ihren Zorn in einem Brief von der Seele
geredet hat: „Ich sage es ganz offen, hätte ich das Haus
nicht, würde ich keine Stunde länger hier bleiben. Aber
aufgrund der aktuellen Situation kann man hier kein Haus
mehr zu einem adäquaten Preis verkaufen. Wir sind
rechtlos und somit verloren. Es ist zum
Verzweifeln.“
Nach wie vor denkt man nicht im
Entferntesten über eine Unterstützung der betroffenen
Eigentümer nach. Wenn Marxloh eine Perspektive haben soll,
brauchen wir nicht nur eine Förderung der Neuankömmlinge
in Marxloh, sondern auch eine Förderung derjenigen, die
dort wohnen bleiben. Zusätzlich müssen gerade die jungen
Neuankömmlinge von der Straße abgeholt und soziokulturell
integriert werden. Das bei der Neugestaltung der Offenen
Kinder- und Jugendarbeit für den Stadtteil Hamborn einen
deutliche Unterversorgung erkannt wurde und hier die
Förderung erhöht wird ist daher begrüßenswert. Wie man
allerdings eine Überversorgung an Angeboten der Offenen
Kinder- und Jugendarbeit für einen Stadtteil wie
Homberg/Ruhrort/Baerl messen kann, ist ein Rätsel.
Auf der einen Seite wird gefordert, dass die
Angebotsstruktur den Anspruch hat, eine große Vielfalt an
Angeboten bereitzustellen, auf der anderen Seite wird die
Einrichtung Haus 45 aus der Förderung herausgenommen.
Alleine die Definition Überversorgung dürfte es in der
Kinder- und Jugendarbeit nicht geben, insbesondere dann
nicht, wenn eine Einrichtung eindrucksvoll in Anspruch
genommen wird. Hier darf uns kein Cent zu schade sein.
Die HSV-Fraktion kann Einsparungen im Kinder-
und Jugendbereich nicht hinnehmen, wenn auf der anderen
Seite Millionen für Planungskatastrophen wie „The Curve“
zur Verfügung gestellt werde.
Wo ist die
Prioritätensetzung, wenn man für ein Gutachten zur
Neuausrichtung des IMD mehr als eine halbe Millionen Euro
ausgegeben kann, aber bei der Kinder- und Jugendarbeit um
45.000 € schachert?
Unter diesen
Bedingungen werden wir dem Duisburger Haushalt für 2019
nicht zustimmen.
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