Duisburg, 01. Juli 2019 - Eine erfolgreiche, aber
auch spannende und nicht immer einfache Saison liegt
hinter den Hamborner Löwen. Das selbst gesteckte
Ziel, der direkte Wiederaufstieg in die Landesliga,
wurde nach einem Herzschlagfinale am Ende mehr als
verdient erreicht.
Nachdem die Freude über
den Aufstieg in die Landesliga und die ein oder
andere Spätfolge der Feierlichkeiten abgeklungen
ist, erscheint die Zeit gekommen für einen
nüchternen Rückblick mit dem gebotenen Abstand auf
die abgelaufene Spielzeit und einen Ausblick auf die
kommende Landesliga-Saison.
Ausgangspunkt ist
der unglückliche und nach Auffassung Vieler auch
unnötige Abstieg aus der Landesliga im letzten Jahr.
Trotz eines miserablen Starts, dem unrühmlichen
Abgang Dietmar Schachts und einem wenig
erquicklichen Saisonverlauf, wäre am Ende der
direkte Klassenerhalt für den Aufsteiger Hamborn 07
doch noch möglich gewesen. Umso größer die
Enttäuschung im Holtkamp, dass das Team von Michael
Pomp nach einer beeindruckenden Aufholjagd durch
einen unglücklichen Verlauf des letzten Spieltages (Kray
vergibt Sieg in Hö-Nie) in die Relegation musste.
Aber auch hier wäre der Klassenerhalt noch
durchaus machbar gewesen. Gegen den GSV Moers
verschliefen die Löwen jedoch im heimischen Holtkamp
das Hinspiel und verloren 0:1. Das Rückspiel sah
endlich eine bissigere und taktisch besser
aufgestellte Hamborner Mannschaft, die bis zur 70.
Minute eine 2:0 Führung herausspielen konnte, die
Partie aber aus unerklärlichen Gründen aus der Hand
gab und sich in buchstäblich letzter Minute mit
einem 2:2 begnügen musste, das den Abstieg in die
Bezirksliga besiegelte.
Mit einem Kader, der
im Prinzip für die Landesliga aufgestellt war, ging
es in die neue Saison in der Bezirksliga.
Entsprechend hoch war die Erwartungshaltung bei
Verantwortlichen und Spielern der Sportfreunde
Hamborn 07.
Coach Michael Pomp hatte bereits
im Vorfeld gemahnt, die dortigen Aufgaben nicht auf
die leichte Schulter zu nehmen. „Alle werden gegen
uns 120 geben. Wir werden uns jedes Spiel neu
erkämpfen müssen“, so der 07-Coach kurz vor dem
damaligen Saisonstart. Er sollte recht behalten,
schlimmer noch: Mit Blau-Weiß Dingden gab es ein
Team in der Gruppe mit der Konstanz und der Qualität
eines Spitzenreiters, dass den den Löwen von Beginn
an den Titel streitig machte und sich lange Zeit an
der Tabellenspitze behaupten konnten.
Für
Hamborn 07 begann die Pflichtspielsaison mit drei
negativen Paukenschlägen, die für die erste
Ernüchterung sorgten.
Zunächst machte
Mittelfeldspieler Ali Basarsn einen Rückzieher und
kehrte noch vor dem ersten Pflichtspiel zum FSV
Duisburg zurück. Es folgte das denkwürdige
Pokalspiel gegen den Oberligisten SV Baumberg in der
ersten Runde des Niederrheinpokals, bei dem die
Hamborner 70 Minuten eine wahnsinnige Partie
spielten und 4:1 führten. In Überzahl gerieten die
Löwen gegen scheinbar übermächtige Monheimer ins
Straucheln, fingen sich innerhalb einer
Viertelstunde fünf Treffer ein und mussten sich aus
dem Pokalwettbewerb verabschieden.
Als dann
noch der Liga-Auftakt mit 2:4 bei der
Spielvereinigung Sterkrade 06/07 vergeigt wurde,
kamen erste Bedenken auf. „Wir haben einen
bescheidenen Start hingelegt, und gerade im ersten
Drittel der Saison Ergebnisse hingelegt, die uns
auch bis zum Ende der Spielzeit noch auf Trab
gehalten haben“, räumt Löwen-Coach Michael Pomp mit
Blick auf den Saisonstart ein, zollt seiner
Mannschaft aber unter dem Strich großen Respekt.
„Umso höher ist es zu bewerten, dass wir am Ende
doch noch Meister geworden sind, wobei wir
Zwischenzeit 8 Punkte Rückstand und es mit einem
Gegner zu tun hatten, der bis dahin noch
ungeschlagen durch die Liga gegangen ist.“
Zunächst einmal folgte aber ein langer Weg der
Selbstfindung und des Zusammenwachsens. In der Folge
machten die Löwen ihre Hausaufgaben, fuhren fünf
Siege und ein Unentschieden ein, ohne dabei jedoch
als Team zu überzeugen oder spielerische Akzente zu
setzen.
Ausgerechnet gegen Dingden bot das
Team von Michael Pomp dann seine bis dahin beste
Leistung, musste sich aber dem damaligen Liga-Primus
zu Hause mit 0:2 geschlagen geben. Nach einem kurzen
Zwischenhoch standen die Hamborner Ende Oktober 2018
dann am Scheideweg; der Traum vom Wiederaufstieg
schien in weite Ferne zu rücken, als eine desaströse
spielerische und mannschaftliche Leistung mit einer
1:4 Klatsche beim Aufsteiger Dinslaken 09 abgestraft
wurde. Zudem müssten sich die Löwen kurz darauf im
Kreispokal der TuS Mündelheim mit 0:2 geschlagen
geben. Der Tiefpunkt war erreicht. Auch der direkt
folgende 19:0 Kantersieg gegen RWS Lohberg konnte
nicht darüber hinwegtäuschen, dass irgendwie Sand im
Hamborner Getriebe war. Bei Blau-Weiß Oberhausen
setzte es eine Woche später nach erneut dürftiger
Leistung eine 1:2 Schlappe. Der Abstand auf Dingden,
das bis dahin ungeschlagen an der Tabellenspitze
rangierte, wuchs und wuchs. Aber die Oberhausener
Pleite schien im Hamborner Lager irgendwie den
Schalter umgelegt zu haben.
Nach einem 5:1
gegen den VfB Bottrop legten die „07“ eine Serie von
sechs Siegen in Folge hin, darunter ein 5:1 gegen
den Geheimfavoriten SC Oberhausen und ein 4:1 bei
Viktoria Buchholz im letzten Spiel vor der
Winterpause.
Zu diesem Zeitpunkt hatten die
Löwen als Tabellenzweiter sechs Punkte Vorsprung auf
Verfolger Buchholz und fünf Punkte Rückstand auf
Liga-Primus Blau-Weiß Dingden - bis dahin in der
Meisterschaft weiterhin ungeschlagen!
In der
Winterpause gab es dann personellen Aderlass im
Holtkamp. Emre Camdali, Bora Karadag und Burak Öktem,
erst zu Saisonbeginn vom DSV 1900 an die
Westerwaldstraße gekommen, verließen den Verein auf
eigenen Wunsch, um sich einem höherklassigen Verein
anzuschließen. Letztendlich landeten die drei beim
Bezirksligisten Mülheimer FC 97. Marvin Hitzek
wechselte zum Landesligisten SV
Hönnepel-Niedermörmter, David Gehle zum
Landesliga-Aufsteiger GSV Moers und Ilkan Orüc zum
Liga-Konkurrenten VfB Bottrop.
Die Luft wurde
dünner im Kader, nicht zuletzt auch durch
verletzungsbedingte Ausfälle . „Mit Blick auf die
Abgänge und den Rückstand auf Dingden war es im
Winter nicht einfach zu erreichen, in dieser Saison
noch aufzusteigen. Das muss man der Mannschaft
unfassbar hoch anrechnen“, blickt Michael Pomp auf
diese kritische Phase zurück. Vielleicht hat dieser
Aderlass dem Team gut getan, es enger
zusammengeschweißt. Auch die Tatsache, dass Lücken
schnell, unkompliziert und kompetent durch den
Jugendbereich aufgefüllt werden konnten, mag zu
einer gewissen Stabilität beigetragen haben.
Gerade dem Nachwuchs gilt der besondere Dank des
Trainers: „ In der Rückrunde sind wir personell auf
dem Zahnfleisch gelaufen. In dieser Phase hatten wir
eine tolle Unterstützung durch Jugendabteilung. Die
haben ihre Bedürfnisse ganz weit hinten angestellt
und uns ausgeholfen, wo es nur ging. Darauf bin ich
sehr stolz. Wir haben uns unsererseits bemüht, hier
auch etwas zurückzugeben. Die A-Jugendlichen haben
ihre Einsatzzeiten bekommen. Einige von Ihnen sollen
das nächste Kapitel der Hamborner Erfolgsgeschichte
schreiben.“
Mit Batuhan Dikyol, David
Alexander Forbeck, Burak Saglan und Julian Bode
finden sich denn auch gleich vier Nachwuchstalente
im Kader für die neue Landesliga-Saison. Daneben
wird Marc Lacroix als U19 Jungjahrgangspieler an der
Vorbereitung der Ersten Mannschaft teilnehmen.
Die Löwen starteten mit einem Erfolgserlebnis der
besonderen Art und neue Jahr: Das Team von Michael
Pomp bot bei der renommierten Duisburger
Hallenmeisterschaft eine solide Vorstellung und
holte sich in einem dramatischen Finale gegen den SV
Genc Osman nach Neunmeterschießen den Stadtpokal.
Auch in der Liga gab es einen einen guten und
hoffnungsvollen Auftakt: Während die Löwen das erste
Meisterschaftsspiel im neuen Jahr mit 3:2 gegen
Fortuna Bottrop für sich entscheiden konnte, musste
Dingden eine Woche vorher im Nachholspiel bei der SV
08/29 Friedrichsfeld mit 2:3 geschlagen geben und
die erste Niederlage überhaupt einstecken. Es folgte
ein 1:2 bei Blau-Weiß Oberhausen. Der Vorsprung der
Hamminkelner dampfte auf zwei Zähler ein, die
Meisterschaft wurde wieder spannend.
Allein
„07“ machte es sich unnütz schwer. Die Löwen hätten
am darauf folgenden Spieltag mit einem Sieg beim SV
Adler Osterfeld die Tabellenführung erkämpfen
können, da Dingden zu Hause nicht über ein 1:1 gegen
den VfB Bottrop hinaus kam. Am Ende stand jedoch ein
1:2 beim Angstgegner: Vorteil Dingden! Es lief also
auf eine Vorentscheidung im direkten
Aufeinandertreffen beider Konkurrenten hinaus, denn
sowohl Dingden als auch Hamborn lösten im Nachgang
ihre Aufgaben gleichermaßen erfolgreich.
Am 31. März war es dann soweit. Im Spitzenspiel
setzten sich die Löwen vor 600 Zuschauern in Dingden
mit einer beeindruckenden Leistung mit 4:1 durch und
setzten ein mehr als dickes Ausrufezeichen. Ein
gutes Scouting sowie eine fantastische Unterstützung
durch zahlreich mitgereiste Fans hatten ihre Wirkung
nicht verfehlt.
Es spricht aber für die Qualität der Dingdener, sich
nach dieser Pleite wieder aufgerappelt und bis zum
Saisonende nicht locker gelassen zu haben. Beide
Teams gaben in der Folge jeweils nur einmal noch
Punkte ab (Hamborn mit einem 0:0 gegen Blau-Weiß
Oberhausen, Dingden mit einem 1:1 beim SV Adler
Oberhausen), alle anderen Partien wurden gewonnen.
Hamborn 07 war nach dem 1:2 in Osterfeld in 13
Partien ungeschlagen, zwölf Mal ging man als Sieger
vom Platz.
In der Endabrechnung hatten die
Löwen Dank des besseren Torverhältnisses die Nase
vorn und stiegen direkt auf. Dingden löste die
Fahrkarte zur Landesliga verdientermaßen und
souverän über die Relegation. Am Ende damit ein
guter und gerechter Ausgang der Saison, denn unter
dem Strich hätten es keine der beiden Mannschaften
verdient gehabt, den Aufstieg nicht zu schaffen.
Löwen-Coach Michael Pomp bleibt trotz des
Erfolges und der zwischenzeitlichen Euphorie mit
beiden Beinen auf dem Boden: „ Wir haben am Ende
insgesamt eine überragende Bilanz nach hinten heraus
aufzuweisen. Mit Blick auf die Analyse werden wir
uns hierdurch aber nicht täuschen lassen“, so der
Übungsleiter, der von Studium her etwas vorbelastet
ist mit dem Thema Analyse und folglich etwas
sachlicher mit diesem Thema umgeht. „Der Aderlass im
Winter hat uns viel Kraft gekostet, aber auch in
vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet.“
Mit
Blick auf die kommende Spielzeit heißt das für ihn:
„Für die Landesliga ist eine Weiterentwicklung der
Mannschaft notwendig. Insbesondere an der Athletik
müssen wir arbeiten. Die Spieler müssen aber auch
die Möglichkeit erhalten, sich weiterzuentwickeln.“
Damit dies gelingen kann, hat sich die
„Mannschaft hinter der Mannschaft“ personell neu
aufgestellt. Der bisherige Co-Trainer Sascha Wiesner
wird zusammen mit Patrick Schneider, der zum
Saisonende seine Karriere beendet hat, die
sportliche Leitung übernehmen. Physiotherapeut Marc
Laufkötter wird sich stärker in den Trainingsbetrieb
einbinden und insbesondere den Part Athletik
bespielen. Zusammen mit Chefcoach Michael Pomp und
Torwart-Trainer Philipp Peitgen wird er das
Trainerteam bilden, das die Aufgaben von Sascha
Wiesner erst einmal unter sich aufteilen wird, bis
ein geeigneter Ersatz gefunden ist.
Darüber
hinaus möchte Michael Pomp in der neuen Spielzeit
auch die notwendigen sportlichen Weichen stellen, um
dem Team die nötige Ruhe und Zeit zur Entwicklung zu
geben. „Den Stress der ablaufenden Saison wollen wir
uns und den Fans nach Möglichkeit ersparen.
Insbesondere Spiele wir zuletzt beim 5:4 beim SC
Oberhausen sollen vermieden werden. Zunächst einmal
wollen wir in der Landesliga bleiben, und das so
früh wie möglich. Wir wollen aber auch nicht nach
oben hin angreifen und und auch hier nicht unter
Druck setzen. Kurzum: Wir wollen weder Stress nach
oben oder nach unten, sondern mehr Zeit für
unsere Entwicklung haben.“
Hierbei möchte der
Übungsleiter im Wesentlichen auf die Mannschaft
zurückgreifen, die sich insbesondere in der
Rückrunde sportlich und kameradschaftlich zu einer
starken Einheit geformt hat. „Ich bin sehr stolz auf
diese Mannschaft. Es war uns schnell klar, dass das
Team für die neue Spielzeit kein komplett neues
Gesicht bekommen, sondern durch nur punktuelle
Neuzugänge notwendige Verstärkung erhalten soll.“
Zusammen mit den bereits erwähnten fünf
A-Jugendlichen und Maurice Hörter, der aus der
Zweiten in den Landesliga-Kader stoßen wird, konnten
mit Oguzhan Cuhaci, Maik Goralski, Muhammet Sadiklar,
Marc Gesemann und Can Mikail Nazikkol namhafte und
erfahrene Spieler neu verpflichtet werden, die diese
Verstärkung geben können und auch sicherlich geben
werden.
Besonders erfreulich und wichtig ist
natürlich in diesem Zusammenhang, dass Tim Keinert
dem Löwe-Rudel erhalten bleibt. Der 28 jährige
Stürmer hatte mit seinen 29 Treffern wesentlichen
Anteil am Aufstieg der Löwen und war auch in
spielerischer und kämpferischer Hinsicht ein
wichtiger Aktivposten im Team. Seine
zwischenzeitlich angekündigte Rückkehr zu seinem
früheren Verein VfVB Ruhrort-Laar hätte eine Lücke
hinterlassen, die nur schwerlich hätte gefüllt
werden können. Intensive Gespräche mit dem
bisherigen Sportlichen Leiter Ali Güzel, Co-Coach
Michael Pomp, aber insbesondere auch mit der
Mannschaft, die sich hier ganz stark eingebunden
hat, haben ihn zum Umdenken bewogen. „Die
Entscheidung zum Wechsel war wohl etwas voreilig“,
gestand Tim Keinert vor dem Saisonabschlusstreffen
ein. Der Entschluss zu bleiben, fiel ihm aber auch
nicht ganz leicht, zumal er bei den „Ruhrschen“ im
Wort stand. Eine durchaus unangenehme Situation, die
Fingerspitzengefühl erfordert.
Mit Rücksicht
hierauf und auf Wunsch sowohl des Trainers als auch
des Spielers sind wir von der im Verein zuständigen
Stelle aus das Thema nicht aktiv
öffentlichkeitswirksam angegangen. Die
Entscheidungen sind getroffen. Nun freut sich der 28
Jährige auf neue Herausforderungen mit seinen alten
Mannschaftskameraden in der Landesliga.
Wir
freuen uns mit ihm auf spannende und faire Spiele
und interessante Gegner. Für die Herausforderungen
sehen wir uns gut aufgestellt und hoffen einen
erfolgreichen Saisonverlauf.
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