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				Unterschutzstellung Die Unterschutzstellung im Sinne von § 2, Abs. 1 DSchG NRW: 
				„Denkmäler sind Sachen, Mehrheiten von Sachen und Teile von 
				Sachen, an deren Erhaltung und Nutzung ein öffentliches 
				Interesse besteht. Ein öffentliches Interesse besteht, wenn die 
				Sachen bedeutend für die Geschichte des Menschen, für Städte und 
				Siedlungen oder für die Entwicklung der Arbeits- und 
				Produktionsverhältnisse sind und für die Erhaltung und Nutzung 
				künstlerische, wissenschaftliche, volkskundliche oder 
				städtebauliche Gründe vorliegen.“
 Das Büro — und Geschäftshaus, das sogenannte Mercatorhaus, ist 
				bedeutend für Städte und Siedlungen. Seine Erhaltung und Nutzung 
				liegt aus wissenschaftlichen, insbesonders architektur- und 
				stadthistorischen Gründen im öffentlichen Interesse.
 Im Jahr 2007 führte die Eigentümerin des sogenannten 
				Mercatorhauses, das als repräsentatives Geschäftsgebäude den 
				Ausgang der Duisburger Königstraße markiert, eine Sanierung er 
				Jugendstilfassade durch. In Abstimmung mit der Unteren 
				Denkmalbehörde erhielt die Erdgeschosszone nach Entfernung der 
				nachträglich vorgeblendeten Natursteinplatten erfreulicherweise 
				wieder ihre historische Prägung zurück.
 
  Geschichte und Lage
 Das fünfgeschossige Büro- und Geschäftshaus füllt auf zuvor 
				unbebautem Grundstück einen Gebäudeblock an der Ecke Königstraße 
				und Averdunkplatz, ehemals Marienstraße, und bildete zu seiner 
				Entstehungszeit mit der egenüberliegenden großbürgerlichen 
				Bauten das Eingangstor zur Innenstadt vom Bahnhof und der 
				Mercatorstraße bzw. von Mülheim her kommend. Historische Fotos 
				zeigen, dass die Gebäudeflucht entlang der Königstraße gegenüber 
				dem östlich angrenzenden, älteren Bestand zurückversetzt wurde, 
				was auf das Ziel einer Verbreiterung der Königstraße als 
				Prachtallee hindeutet. Westlich öffnete sich seit jeher ein 
				Platz, der heutige Averdunkplatz. Das Geschäfts- und Bürogebäude 
				mit zwei Straßenfronten wurde im Eigenauftrag von Johann Brocker 
				errichtet, Inhaber eines Baugeschäftes mit Ringofenziegelei an 
				der Düsseldorfer Straße. Die Planung besorgte sein Sohn, 
				Regierungsbaumeister Carl Brocker. Der Bauantrag wurde am 18. 
				April 1911 gestellt mit Ergänzung vom 27. Mai. Die 
				Baugenehmigung folgte am 3. Juni des Jahres, Schlussabnahme am 
				28. März 1913.
 Mit Datum vom 24. April 1911 wurde beantragt, die das Portal 
				rahmenden Pfeiler mit ihrer künstlerischen Gestaltung vor die 
				Bauflucht vortreten zu lassen, wofür 20 cm gestattet wurden. Mit 
				der Ausführung der Portalskulpturen wurde ein “erstklassiger 
				Künstler“ beauftragt, so die Baubeschreibung, der allerdings 
				namentlich nicht nachweisbar ist. Seine Figuren des Columbus und 
				Mercator verweisen auf weltumspannenden Handel, der hier 
				angesiedelt werden sollte, und gaben dem Haus seinen Namen 
				“Mercatorhaus“. Die projektierte äußere Ansicht ist neben 
				Planzeichnungen durch eine fotografische Aufnahme des Modells 
				belegt. Einer der ersten Mieter war die private 
				Handelsiehranstalt Naumann, ein anderer die Handelsvertretung 
				der Bahlsen Keks-Fabrik Hannover. Seit dem Tod Johann Brockers 
				sind als Eigentümer Carl Brocker und Miterben verzeichnet.
 Der Zweite Weltkrieg verursachte an diesem Gebäude lediglich 
				geringe Schäden an der oberen, östlichen Brandwand, da die 
				Nachbarhäuser im Oktober 1944 total zerstört wurden, wie 
				zeitgenössische Fotos belegen. Sie zeigen auch das Podest der 
				Fliegerabwehrkanone auf dem Flachdach des Gebäudes.1953 erfolgte 
				im EG ein Umbau des “Caf Ernst“, das auf die andere Seite der 
				Königstraße umzog, für ein Lokal der Königbrauerei. 1960 bezog 
				der Versandhandel Quelle in der Front Averdunkplatz EG und 
				Keller, dort wo zuvor das Möbelhaus Kalderoni seine 
				Geschäftsräume hatte, Auftraggeber des benachbarten, 1961 
				fertiggestellten “Kalderoni-Hochhauses“.
 
 Ein schon 1960 
				geplanter Umbau des gesamten EG mit Öffnung des Arkadenganges 
				erfolgte dann 1963 nach Plänen des Architekten Heinrich Stöwer, 
				wobei beide Straßenfronten im EG eine Verkleidung in hellem 
				Marmor erhielten, die Seite Averdunkplatz zusätzlich ein Vordach 
				als Sonnenschutz. Zwischen die Arkadenöffnungen wurden 1964 
				freistehende Glasvitrinen eingestellt. Weitere Baumaßnahmen 
				griffen nicht wesentlich in den Bestand ein: 1968 wurde der 
				Paternoster durch einen Personenaufzug ersetzt und 1983 die 
				Hofentwässerung erneuert. Nachdem der U-Bahnbau unter der 
				Königstraße zu Senkungen geführt hatte, weil die Fundamente wie 
				zu der Bauzeit üblich als Punktgründung nicht tief genug 
				ausgeführt waren, wurde 1985 im Zuge der Neubaumaßnahme 
				Averdunkcenter der Innenhof auf Kellerniveau abgesenkt und mit 
				einem Durchbruch auf der Nordseite an die Zufahrt der 
				Averdunkgarage angeschlossen, dabei die bisherige Zufahrt vom 
				Averdunkplatz aus geschlossen und an dieser Stelle ein 
				Treppenabgang in den Hof angelegt. Die Fassaden im Innenhof 
				erhielten 1993 eine wärmedämmende Verkleidung. Eine sukzessive 
				Sanierung und Modernisierung des Foyers und der Flure innen 
				erfolgte ab 2001.
 
 Beschreibung
 Der blockhafte, insgesamt sechsgeschossige, flach gedeckte 
				Baukörper mit vierseitig umbautem Innenhof ist in kombinierter 
				Bauweise aus Eisenbeton und Mauerwerk erstellt. Er bildet eine 
				Straßen- bzw. Platzecke und ist an beiden Fronten seitlich 
				eingebaut.
 
 Äußeres
 Beide Außenfassaden sind im Wesentlichen gleichgewichtig 
				gestaltet und deutlich gegliedert im Wechsel von hellen 
				Bauteilen und dunkelrotem Ziegel. Über dem Sockel mit den 
				Geschäften und ihren großflächigen Schaufenstern, die im 
				heutigen Zustand hinter der Arkade zurücktreten, folgen drei 
				durch eine Kolossalordnung zusammengefasste Obergeschosse, 
				darauf in gleicher Mauerflucht das Attikageschoss als 4. OG. Die 
				Plandarstellung von 1911 gibt für das 1 .OG eine Höhe von 3,95 m 
				an und für das 2.-4. OG jeweils 3,60 m bei gleicher 
				Fenstergruppierung.
 Über dem Traufsims, das durch eine kräftige 
				Girlande betont ist, ist das mit 3,30 m niedrigere 
				Staffelgeschoss angesetzt. Es ist flach gedeckt, nur an den 
				Hauptfronten umlaufend und weist nur einfache, geteilte 
				Rechteckfenster ohne Bauzier auf. Diese Anordnung gab 
				gelegentlich zu der Vermutung einer nachträglichen Aufstockung 
				Anlass, die jedoch durch das Quellenmaterial widerlegt werden 
				kann. Das Attikageschoss ist glatt verputzt, das Staffelgeschoss 
				mit Platten verkleidet.
 Die Vertikalgliederung in Fensterachsen übernehmen in 
				Ziegelmauerwerk vorgeblendete Lisenen. Die Fenster mit Oberlicht 
				stehen jeweils in Dreiergruppen übereinander, vertikal getrennt 
				durch schmale Betonstege, die im 3. OG unter einem 
				durchlaufenden Ziegelband in Konsolen münden, dazwischen eine 
				vorgewölbte Platte als Fensterverdachung. Entsprechend treten 
				jeweils die Brüstungsfelder zwischen den Geschossen leicht vor, 
				von seitlichen Kehlen eingefasst.
 Die Front Königstraße mit 27 Meter Länge ist in sieben Achsen 
				geteilt, die Front Averdunkplatz mit 35 Metern in neun, beide 
				sind durch stärkere und in das Attikageschoss hochgezogene 
				Mauerpfeiler in Dreiergruppen rythmisiert. Diese Hauptpfeiler, 
				die an den Gebäudekanten Eckpfeiler bilden, enden oben in 
				freistehenden, von Girlanden bekränzten Blockkapitellen in 
				hellem Haustein, wobei der letzte nördliche Pfeiler der 
				Seitenfront lediglich abgefasst ist. Zwischen den Pfeilerköpfen 
				vor den Fenstern des Attikageschosses liefen ursprünglich 
				Balkongitter durch, die heute durch Absturzsicherungsstangen 
				innerhalb der Fensterlaibungen ersetzt sind.
 Auch der 
				Haupteingang, der ursprünglich mittig in der Front Königstraße 
				lag, wurde von zwei dieser Pfeiler flankiert, davor waren in 
				Höhe des Geschossbandes die Standfiguren des Kolumbus und 
				Mercator montiert. Gleichzeitig mit der Öffnung des 
				Arkadenganges wurden sie 1963. Seither fehlt hier das 
				horizontale Ziegelband, das die drei Obergeschosse vom 
				Gebäudesockel absetzte und quasi die Grundlinie für das 
				Aufgehende bildete. Dadurch ist der Eindruck geschlossener 
				Fassadenfelder heute nicht mehr gegeben. Im Zuge dieser 
				Veränderung wurden auch das Reliefbild über dem früheren 
				Haupteingang und Ornamentfelder an den Eckpfosten der Fassade 
				entfernt. In der dritten nördlichen Achse Averdunkplatz befand 
				sich ursprünglich ein Nebeneingang mit Durchfahrt zum Hof für 
				die Anlieferung, daneben eine Hausmeisterwohnung.
 Innenhof
 Der Innenhof bildet wie der Gesamtgrundriss ein unregelmäßiges 
				Viereck, in das in der nordöstlichen und südwestlichen Ecke die 
				Rundungen der Treppenaufgänge vorspringen. Da ursprünglich die 
				Keller als voll nutzbare und beheizte Nebenräume für die 
				Geschäfte vorgesehen waren, wurden zur besseren Belichtung 
				entlang der Nord- wie der Ostseite Lichtgräben angelegt, 
				zusätzlich gab es über Kopf verglaste Lichtschächte an den 
				Straßenfronten. Bei der Absenkung des Hofes wurden die 
				Kellerräume mit neuen Fenstern zum Hof versehen, das frühere 
				Bodenniveau ist noch an einem Versprung in der 
				Fassadenverkleidung ablesbar.
 Der Hof war im Kellerniveau nicht 
				überbaut bis auf WCs an der Westseite, diese wurden entfernt. 
				Die viergeteilten Hoffenster in den Etagen sind bauzeitlich 
				erhalten, ebenso möglicherweise z.T. die weißen Fliesen der 
				ursprünglichen Mauerverblendung unter der heutigen Wärmedämmung. 
				An der Nordseite ist die neue abgesenkte und mit Stahlunterzügen 
				gesicherte Durchfahrt zur Anlieferung angeordnet.
 Innenausbau
 Im Erdgeschoss haben alle Geschäfte getrennte Zugänge von der 
				Straße bzw. der heutigen Arkade aus. Der um eine Achse nach 
				Westen verlegte Haupteingang erfolgt heute in der dritten Achse 
				von Westen, das Vestibül, das ursprünglich zwei Achsen breit 
				war, wurde geteilt und der östliche Teil dem Geschäft in der 
				vierten Achse zugeschlagen. Die Anordnung  der Aufzüge 
				blieb erhalten, ebenso der Treppenaufgang.
 Im Zuge der jüngsten 
				Modernisierung wurden die Wände im Vestibül wie auch auf den 
				einzelnen Büroetagen mit opaken Glasscheiben neu verkleidet. Im 
				rückwärtigen Teil des Vestibüls in Richtung Kellerabgang ist ein 
				Stück bauzeitlichen Steinfußbodens erhalten in diagonal 
				ausgerichtetem, schwarzem Karomuster mit roten 
				Kreuzungsquadraten auf hellem Grund. Als Schmuck hängt im 
				Vestibül eine Tafel, die auf Bauherrn und Architekt verweist und 
				als Baudatum 1912 verzeichnet, was allerdings nicht der 
				Baufertigstellung entspricht.
 Das Haupttreppenhaus selbst ist unverändert aus der Bauzeit 
				erhalten in seiner schlichten, zweckmäßigen, aber sehr 
				sorgfältig gestalteten Ausstattung. Die Treppenstufen sind aus 
				Gründen des Feuerschutzes bis in die oberste Etage in Granit 
				ausgeführt, ebenso der Belag der Zwischenabsätze, während die 
				Flure, soweit nicht verändert, Terrazzoböden in Felderteilung 
				aufweisen. Die Seitenwände wurden mit dunkelrot glasierten 
				Fliesen belegt, die in den oberen Etagen auch die Stützpfeiler 
				umkleiden und sich als schulterhohe Wandspiegel mit wulstiger 
				Randleiste auf der Tür- wie auf der Fensterseite in die Flure 
				hineinziehen, nur z.T. erhalten.
 Das Treppengeländer in 
				Gusseisen besteht aus einem dichten Gitter glatter, senkrechter 
				Stäbe, die zwischen eine Fußleiste und eine obere Leiste 
				eingespannt sind. Wo der Anlaufstab frei steht, sind dreiseitig 
				Stützen angefügt. Als Handlauf ist eine gedrechselte Holzleiste 
				aufgelegt, die auf dem raumgreifend auswärts gedrehten Anlauf im 
				Vestibül eine kleine Schnecke bildet. Dieses Motiv kehrt auf den 
				Etagen jeweils an den Endpunkten gleichartiger Gitter wieder, 
				die zwischen die Stützpfeiler als Abtrennung eingefügt sind, 
				dazu betonen kugelförmige Abstandhalter seitlich oder unter 
				einer Treppenschräge die Unterscheidung zwischen konstruktivem 
				Bauteil und Beifügung.
 Die Treppenrundung in Richtung Innenhof weist eine großflächige 
				Bleiverglasung in Grisaille auf, geteilt in Rechteckfelder mit 
				Windhaspen, wobei der Aufwand der Ausgestaltung nach oben 
				abnimmt. Auf dem Absatz zwischen EG und 1. OG zeigt das 
				Milieubild als stehendes Achteck in Farbglas einen Bergmann 
				unter Tage in einer Kartusche mit neobarocker Ornamentik in 
				Gelbtönen, dem entsprechen seitlich geschosshohe Bordüren in 
				friesartigem Rapport. Das Milieubild auf dem nächst höheren 
				Absatz zeigt einen Schmied, wobei die Rahmung etwas variiert und 
				die seitlichen Bordüren nur ornamental geführte Stege, aber kein 
				Farbglas aufweisen.
 Auf dem dritten Absatz treten die seitlichen 
				Schmuckbänder als verkleinertes Rechteckraster auf, während das 
				hier kleinere, rechteckige Milieubild in jüngerer Zeit durch ein 
				Wappen der Stadt Duisburg ersetzt wurde. Das Fensterfeld darüber 
				zeigt in der Mitte eine Rosette und keine Randleisten. Auf dem 
				Absatz zwischen 4. und 5. OG ist die Glasfläche verkleinert und 
				schmucklos, im Staffelgeschoss folgt ein einfaches Fenster.
 Die Büroetagen sind einhüftig angelegt mit wechselnd an der Hof- 
				bzw. Außenseite durchlaufenden Fluren. Alle Räume weisen 
				betonierte sogenannte Stahlkappendecken auf Stahlunterzügen auf. 
				Sie bilden über den Zwischenwänden Kehlen und umfassen jeweils 
				Raumkompartimente von 16 bis 18 Quadratmetern. Die Tragfähigkeit 
				ist für 350 kg/qm ausgelegt, hinreichend zur Aufstellung von 
				Tresoren, so die Baubeschreibung, und bis heute der Norm für 
				Büros entsprechend.
 Die Räume sind nach Fensterachsen flexibel 
				teilbar und jeweils mit Heizkörpern und Wasseranschlüssen 
				versehen, ehem. auch zentraler Warmwasserversorgung. Während in 
				den meisten Räumen die Decken abgehängt wurden, sind sie im 1 .OG 
				sowie im Staffelgeschoss teilweise noch sichtbar, dort ebenso im 
				Flur, dessen Wände eine Felderteilung aufweisen bedingt durch 
				die vor die Wand vortretenden vertikalen Dachträger. Die 
				Flurtüren mit glatten, breitflächigen, durch schmale Stege 
				eingefassten Laibungen sind hier alle erhalten, in den unteren 
				Etagen teilweise, Türblätter mit neuen Beschlägen oder ganz 
				erneuert. Das Besprechungszimmer der Hausverwaltung im 
				Staffelgeschoss zeigt mit Parkett und Heizkörper die 
				bauzeitliche Ausstattung.
 
 Umfang des Denkmals
 Das Denkmal Königstraße 61 umfasst den baulichen Bestand der 
				ersten Bauzeit in seiner das äußere Erscheinungsbild sowie die 
				innere Disposition des Gebäudes prägenden Substanz. Besondere 
				Bedeutung kommt der Ausgestaltung der Straßenfassaden zu, der 
				wandfesten Ausstattung sowie dem Haupttreppenhaus in seinem 
				gesamten Umfang wie beschrieben.
 Begründung des Denkmalwertes
 Das Büro- und Geschäftshaus Königstraße 61, gen. “Mercatorhaus“, 
				ist bedeutend für Städte und Siedlungen, hier Duisburg 
				Innenstadt, denn es markiert an einer stadträumlich wichtigen 
				Stelle die Entscheidung für eine großstädtische, repräsentative 
				und zugleich zweckorientierte Bebauung. Es steht städtebaulich 
				im Kontext der östlichen Stadterweiterung in Richtung Bahnhof 
				seit den 1890er Jahren und gab zur Bauzeit dem eher 
				vorstädtischen Umfeld ein neues Gesicht. Seinem ursprünglichen 
				Zweck entsprechend befindet sich das Gebäude in kontinuierlicher 
				Nutzung und genügt damals wie heute voll und ganz den 
				Anforderungen.
 Für seine Erhaltung und angemessene Nutzung liegen 
				wissenschaftliche, hier architektur- und stadthistorische Gründe 
				vor. Die Konzeption als Geschäfts- und Bürogebäude mit flexibler 
				Teilbarkeit in einzeln vermietbare Einheiten kam einem 
				steigenden Bedarf an gewerblichen Räumen in einer aufstrebenden 
				Stadt des Handels und der Industrie entgegen. Damit 
				repräsentiert das Gebäude einen Typus, der sich erst gegen Ende 
				des 19. Jahrhunderts auszuprägen begann und bislang 
				bauhistorisch noch wenig Beachtung fand. Diese Zweckbestimmung 
				prägt einerseits die bauliche, insbesondere konstruktive 
				Ausformung, betrifft jedoch ebenso das wirtschaftliche Handeln 
				des Auftraggebers, der hier ein Verfahren aus dem Wohnungsbau — 
				Typus Wohnblock oder Mietskaserne — auf den neuen Gewerbesektor 
				übertrug.
 
 Hierfür wurde die zur Verfügung stehende Baufläche in optimaler 
				Weise ausgenutzt. Die Baukonstruktion beruht auf einer letztlich 
				aus dem Holzbau abgeleiteten Pfosten-Riegel-Bauweise aus mit 
				Beton ummantelten Stahlstützen und —trägern und betonierten 
				Deckenpiatten, wie sie seit dem 19.Jh. in Frankreich durch die 
				Pionierleistungen von Monier (1. Patent 1867) und Hennebique 
				(Betonbauunternehmen ab 1892) bekannt sind. In Deutschland, wo 
				es Betonbauversuche ab ca. 1875 z.B. in Verbindung mit der 
				Baugewerkschule Holzminden durch Bernhard Liebold gab, war das 
				Bauunternehmen Wayss & Freytag Vorreiter des Betonbaus. Der 
				Leiter der dortigen Forschungsabteilung Emil Mörsch publizierte 
				1902 “Der Betoneisenbau, seine Anwendung und seine Theorie“, als 
				Standardwerk fortgeschrieben in “Der Eisenbeton“.
 1904 mit 
				Ergänzungen 1909 wurden dann durch den Verband Deutscher 
				Architekten- und Ingenieurvereine und den Deutschen 
				Betonbauverein die ersten “Leitsätze für die Vorbereitung, 
				Ausführung und Prüfung von Eisenbetonbauten“ herausgegeben, 
				Vorläufer späterer Bauvorschriften. Der Betonbau erlaubt 
				großflächige, nur durch Stützen unterteilte Geschossebenen mit 
				hoher Festigkeit und Brandsicherheit und erlaubt die 
				Vorfertigung von Bauteilen, was sich im Industriebau z.B. für 
				mehrgeschossige Speicher bewährte.
 Im Mercatorhaus ermöglicht 
				diese Bauweise nicht nur die flexible Teilbarkeit, sondern 
				verleiht auch dem Treppenhaus, das statt von massiven Wänden 
				lediglich von Vierkantstützen gefasst ist, trotz seiner 
				bescheidenen Abmessungen einen großzügigen, luftigen Charakter. 
				Auch hier galt die Maxime, den Anteil an Verkehrsfläche im 
				Gebäude so gering wie möglich zu bemessen und dennoch einen 
				gehobenen Standard für gute Mieterträge zu gewährleisten.
 Stilistisch fügt sich das Denkmal Mercatorhaus ein in eine 
				Entwicklungsreihe seit den nordenglischen Stahl-Glas-Bauten des 
				früheren 19. Jahrhunderts. Vorreiter war hier Glasgow, wo 
				insbesondere durch Alexander Thomson mehrgeschossige 
				Geschäftsbauten in Eisenskelettbauweise entstanden, denen 
				antikisierende, auf dem Motiv der Kolossalordnung aufbauende 
				Fassaden vorgeblendet wurden, weshalb Thomson auch der Name 
				“Greek“ beigegeben wurde und im Englischen das oberste, meist 
				niedrigere Geschoss unter dem Dachansatz als “attic“, entspr. 
				“Attika“ bezeichnet wird.
 Spätere Nachfahren dieser Bauweise 
				waren die zum Hochhaus gesteigerten Entwürfe der Chicago School. 
				In Deutschland steht am Beginn der nicht ausgeführte Entwurf 
				Schinkels für ein mehrgeschossiges Kaufhaus und seine 
				Bauakademie als Prototyp des konstruktiv durchrationalisierten 
				Bauens. Der Architekt Carl Brocker dürfte sie als Student an der 
				Technischen Hochschule Charlottenburg kennen gelernt haben, 
				einer der renommiertesten im damaligen Deutschland, wo er 1903 
				das 1. und 1908 das 2. Staatsexamen ablegte. Für das 
				Mercatorhaus minimiert er das klassizistische Repertoir, 
				bereichert es durch bewegte Elemente wie Kurvaturen und 
				Girlanden, sodass trotz der strengen Linearität ein plastisch 
				differenziertes Bild entsteht, und lässt aber, ganz im Sinne des 
				späten, geometrischen Jugendstil die Rasterfassade als zu Grunde 
				liegendes Motiv durchscheinen. Dem antworten innen die Rigidität 
				der Vierkantstützen, die nackten, undekorierten Wände und 
				Decken, die ihre Konstruktionsweise erkennen lassen, und, 
				sozusagen als Essenz, das strenge Gitterwerk des 
				Treppengeländers.
 Carl Brocker war aus Duisburg gebürtig, wo er das 
				Steinbart-Realgymnasium besuchte, studierte an den Hochschulen 
				Karlsruhe und Charlottenburg und ließ sich, nach kurzem 
				Staatsdienst als Regierungsbaumeister, 1910 in Düsseldorf als 
				selbstständiger Architekt nieder. Ein früher Entwurf galt 1912 
				dem Pfarrhaus der Liebfrauenkirche Ottostraße in 
				Duisburg-Homberg. Nach dem 1. Weltkrieg folgten Siedlungsbauten 
				für die Phoenix AG in Düsseldorf, das Hotel Duisburger Hof mit 
				Fertigstellung 1927 sowie ab den späten 1920er Jahren vorwiegend 
				Krankenhäuser u.a. 1926-28 St. Johannis-Hospital 
				Duisburg-Hamborn. 1930 ist er als Mitglied des Architekten- und 
				Ingenieurvereins Berlin registriert und Konsul der Republik 
				Bolivien. Er verstirbt 1959 in Bad Honnef.
 Quellen
 Werner Burghoff: Bauten des Historismus in Duisburg. in: 
				Duisburger Forschungen 31 1982
				S. 229f (dort z.T. unrichtige Angaben)
 Uta Hassler: Häuser aus Beton. Tübingen und Berlin 2004, bes. S. 
				47-57u. 26 1-264 Dr. 
				Claudia Euskirchen, Untere Denkmalbehörde Duisburg
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