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GRAMMATIKOFF Teil I:
Vom bezuschussten zum mittelständigen Betrieb
Teil II:
Ohne Stadtknete zum mittelständischen Betrieb
Teil II:
"Sachstand HundertMeister" |
(ehemaliges
Hundertmeister) Dellplatz 16 A 47051 Duisburg
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GRAMMATIKOFF
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Terminverschiebungen |
Aufgrund der aktuellen Corona-Lage
müssen folgende Veranstaltungen in Duisburg verschoben
werden:
Jan van Weyde im
Grammatikoff, Neuer Termin: 11.9.2020
(vorher: 21.3.2020)
Markus Barth im
Grammatikoff, Neuer Termin: 22.10.2020
(vorher: 26.3.2020) Miss Allie im
Grammatikoff, Neuer Termin: 5.9.2020 (vorher:
27.3.2020)
Uncle D im
Grammatikoff, Neuer Termin wird noch bekanntgegeben
(vorher: 25.3.2020)
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2020 |
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Grammatikoff-Geschichte Teil I - Teil III |
Vom
bezuschussten zum mittelständigen Betrieb Teil I.
1998 war es. Die Verantwortlichen der Stadt Duisburg und unter ihnen
der verstorbene Kulturdezernent Gerd Bildau jubelten. Warum? Das
"Esch - Haus" war aus Gründen, die hier nicht zu untersuchen sind,
1987 geschlossen worden. "Das Thema Jugendkulturzentrum oder
Soziokulturelles Zentrum" wurde seitdem in der Szene vielfach als
Sehnsucht konserviert und ebenso von Politik sowie Verwaltung
weiterverfolgt - wenn auch mit durchaus unterschiedlichen
Prägungserlebnissen durch das "Esch - Haus"".
Das Jugendkulturbüro beklagte erstens das Fehlen dieser Einrichtung
auf das heftigste und warnte vor der Abwanderungsbewegung des
Klientel. Der Beirat dieses Büros erarbeitete zweitens ein Konzept
"zur Etablierung Jugendkulturzentrums" nach Möglichkeit auf dem
Gelände der alten Feuerwache in Hochfeld. Dies jedoch ließ sich
nicht realisieren, da dort Wohnbebauung geplant war.
Nach internen wie öffentlichen Diskussionen kam letztendlich das
Jugenddezernat auf die Idee, den Dellplatz ins Spiel zu bringen. Nun
hatte sich am Dellplatz ein Treffpunkt für junge, heranwachsende und
auch ältere Menschen gebildet. Neben Gastronomiebetrieben hatte sich
auch z.B. die Säule, der Spielkorb und das Filmforum - um nur einige
zu nennen - angesiedelt. Das ehemalige Kultur- und Freizeit Zentrum
schien wie geschaffen für die gestellte Aufgabe, zumal auch
verkehrstechnisch keine Einwände zu erwarten waren.
Also plante man im EG einen gastronomischen Betrieb mit Lager,
kleiner Küche und Ausgang zum Hof (warum auch immer der benötigt
wurde bleibt im Nebel der Geschichte verborgen). Die schon zitierte
Drucksache 2493 führt bis ins kleinste Detail die baulichen
Maßnahmen auf.
Nun stand die Frage der Finanzierung an. Die GeBAG, zu 100 % Tochter
der Stadt Duisburg, kam ins Spiel. Sie errechnet die Summe von ca. 4
Mio. DM für Um- und Neubauten, für die Inneneinrichtung werden 670
000 DM veranschlagt. Dazu gehören auch Licht-, Ton- und
Bühnentechnik.
"Es ist vorgesehen, dass die GeBAG im Wege des Investorenmodells die
Um- und Neubauarbeiten durchführt. Das Grundstück wird auf die GeBAG
übertragen - hierzu erfolgt eine gesonderte Vorlage."
Die Kosten für die Inneneinrichtung sollten kostenneutral durch
Umschichtungen im Jugendhaushalt erbracht werden. Es sah also so
aus, als verfügte die Stadt Duisburg zu der Zeit noch über Geld.
Nun muss man sich über die laufenden Kosten einig werden. Die schon
mehrfach zitierte Vorlage (2493) gibt auch hier ausführlich Antwort.
Folgender Konstrukt wird gewählt. Es wird eine
betriebwirtschaftliche Kalkulation des Jugendkulturzentrums
vorgelegt. "Es ist beabsichtigt, dass nach Fertigstellung des
Gebäudes, die Einrichtung durch die GeBAG an einen freien Träger
vermietet wird. Die Mietkosten in Höhe von 15.000 DM monatlich
werden dem freien Träger durch die Stadt Duisburg erstattet." Und
weiter heißt es ..."soll darüber hinaus dem freien Träger ein
jährlicher Betriebskostenzuschuss in Höhe von 230.000 DM gewährt
werden"
Es folgt eine Aufstellung der Initiativen, die beabsichtigen, einer
gGmbH beizutreten. Ob es dazu kommt, gibt das Papier nicht her. Auf
sechs Seiten wird die Baumaßnahme zeichnerisch dargestellt. Die
Vorlage schließt mit einer Gewinn und Verlust Rechnung vom
19.12.1995.
Endlich! Ein Heim, eine Bleibe für die freie Szene. In
Selbstverwaltung. Mit Allem ausgestattet, was man so benötigt. Das
Feinste und Beste war gerade gut genug. Dazu kam eine Gastronomie im
Parterre und ein toller Biergarten für die Sommertage. Pacht wurde
nicht erhoben, die wurde verrechnet und als Spende gegen Quittung
verbucht. Dazu kam ein erheblicher Zuschuss seitens der Stadt, siehe
dazu den betreffenden Ratsbeschluss.
Das Ganze errichtet von der GeBAG, die für so manches
Prestige-Projekt der Politiker herhalten musste. Das konnte, das
musste was werden! Keine Pacht, dicker Zuschuss, Saalgeschäft,
Innen- und Außengastronomie - eine Gelddruckmaschine?
Erster Geschäftsführer wurde Jebaby, der sein Amt nach 3 Jahren
niederlegte und Leiter des Festival-Büros der Stadt Duisburg wurde.
Den Namen HundertMeister erklärte er wie folgt: Jeder Künstler ist
ein Meister seines Fachs. Und davon gibt es hundert in Duisburg.
Also HundertMeister. deJo
Quellen:
(1) Drucksache 2493 vom 30.05.1996
(2) siehe dort Seite 5
(3) siehe dort Seite 7
(4) siehe dort Seite 7 und 8
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Teil II
Ohne Stadtknete zum mittelständischen Betrieb |
Die neue Führung unter der Leitung des
in Duisburg vom Namen sehr bekannten Christoph Reifenberg übernahm
den HundertMeister 2006. Zur finanziellen Lage sagte Thomas Dahl,
ein Mitglied des dreiköpfigen Vorstandes: "Als wir 2006 übernommen
haben, lag der Jahresumsatz bei
einer Million Euro, davon waren ein
Drittel Schulden."
Wie man bei einem Jahresumsatz von 1 Mio. Euro ein Drittel, also
über 300 000 Euro Schulden machen kann, bleibt erklärungsbedürftig.
Von Schulden ist dem Vorgängerverein allerdings nichts bekannt.
Aber der Reihe nach. Jahre war es
ruhig um den HundertMeister geworden. Man machte sein Ding, es gab
keine Diskussion um und über den HundertMeister und die Kneipe war
fast jeden Tag gut besucht. Anfang 2011 fing der Ärger an. Die
Regierungspräsidentin, Frau Lütkes (Grüne) verlangte, dass alle
freiwilligen Leistungen der Stadt Duisburg auf den Prüfstand
gehören. Unter Anderem auch die Finanzierung des HundertMeister.
Mittlerweile war durchgesickert, dass der Betrieb in
Zahlungsschwierigkeiten geraten war. Auch wurde von schleppenden
Gehaltzahlungen berichtet. Die GeBAG kündigte den Mietvertrag zum
31.05.2011. Nun musste die Verwaltung reagieren! Das tat sie mit der
D.S. 11-0068 vom 17.01.2011 und kündigte darin eine Beschlussvorlage
für den Rat zur Sitzung am 28.03.011 an. Nun geht es Schlag auf
Schlag.
Neben der rechtlichen Prüfung wird eine weitere Prüfung vom
Rechnungsprüfungsamt vorgenommen. Diese liegt dem Kulturausschuss am
25.03.2011 zur Beratung vor. Leider ist diese Vorlage nicht
öffentlich, also hier nicht zitierfähig. Verraten darf man hier
aber sicherlich, dass diese Vorlage 12 Seiten umfasst und dem
Kulturausschuss, dem Rechnungsprüfungs- Ausschuss und dem Rat der
Stadt zur Beratung vorlag. Natürlich sind die Ergebnisse dieser
Beratungen auch nicht öffentlich, also hier wiederum nicht
zitierfähig.
In der gemeinsamen Sitzung des
Kulturausschusses mit der Bezirksvertretung Innenstadt am 25.03.2011
schlagen die Wellen hoch. Zu Beginn der Sitzung bestätigte der
Kulturdezernent Janssen, dass der Verein HundertMeister Insolvenz
angemeldet habe. Als Begründung dafür habe er die Kündigung zum
31.05.2011 genannt. Aus dem Beratungsergebnis dieser Sitzung ging
hervor, dass an sich alle politischen Parteien SPD, Bündnis 90/Die
Grünen, CDU und auch die SDP und FDP stark mit dem Thema befassten.
Wenn man das Protokoll dieser Sitzung aufmerksam liest, gewinnt man
den Eindruck, dass alle Vertreter den HunderMeister retten wollten,
dabei aber offen ließen, wie diese angegangen werden müsste. Fazit:
O-Ton Beigeordneter Janssen: "Wenn die Stadt die Miete zahle sei die
GeBAG bereit, die Kündigung zurückzunehmen. Hierzu fänden noch
rechtliche Prüfungen statt."
In einer Anfrage der SPD-Fraktion beschäftigt sich der
Kulturausschuss mit der Zukunft des Objektes. Dies obwohl der
kulturpolitische Sprecher an den Verhandlungen mit dem
Insolvenzverwalter teilnimmt, also informiert sein müsste. Darauf
antwortet Janssen, "ob dies auch ein kommerzieller Anbieter sein
könne. Städtische Zuschüsse werde es dann nicht geben, da es sich
um eine neue freiwillige Leistung handeln würde."
Protokoll der Sitzung 25.03.2011
Kulturausschuss T.O. Punkt 2 Seite 9
Protokoll der Sitzung Kulturausschuss
vom 12.05. DS Nummer 11-0855
Ende Teil II - wird fortgesetzt.
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Teil III
"Sachstand HundertMeister"
Nun kommt der Geschäftsführer der GeBAG Dietmar Cremer ins
Spiel. Dies in der Sitzung des Kulturausschusses vom 16.
Juni 2011 zum "Sachstand HundertMeister" (9)
Ob die Kündigung, beispielsweise durch eine Räumungsklage
durchgesetzt werden würde, erkundigte sich der
Ausschuss-Vorsitzende Frank Albrecht (FDP). Dies verneinte
Cremer. Die Kündigungsfrist laufe noch und man versuche,
innerhalb dieser Frist zu einer Lösung zu kommen. Udo Vohl
(SPD) zeigte sich über diese Aussage verwundert, da doch die
Kündigung zum 31.5.2011 ausgesprochen wurde und die Frist
somit abgelaufen sei. Cremer konnte nicht mehr dazu sagen,
da interne vertragliche Beziehungen zum Mieter berührt
würden." (10)
Nun wird der Rat (am 11.07.2011) und der Kulturausschuss (am
22.09.2011) über die "Beendigung der übertragenden Aufgabe
Kulturzentrale HundertMeister" in der Drucksache 11-1168
informiert. Der entscheidende Satz lautet: "Die Übertragung
der Aufgabe an den Verein HundertMeister wird mit Wirkung
zum 30.06.2011 beendet. Die im Ratsbeschluss festgelegten
Betriebskostenzahlungen werden eingestellt. Die Verwaltung
hat die dazu notwendigen Maßnahmen zu ergreifen."
Auf Seite 3 dieser Vorlage unter "Weitergehende
Verpflichtungen":
Zwischen der Stadt Duisburg und der GeBAG besteht ein
Erbpachtvertrag, in dem geregelt wurde, dass das bestehende
Gebäude für den Betrieb soziokultureller Zentren zu
verwenden sei. Die GeBAG ist aufzufordern, bei einer
zukünftigen Vergabe die politischen Gremien mit
einzubeziehen." Das heißt doch, dass ein neuer Pächter zu
suchen ist, der das Konzept weiterführt - jedoch ohne die
städtischen Zuschüsse. Das wird sicher nicht einfach sein.
Man sagt, dass einige Interessenten den Hut in den Ring
geworfen haben.
Nun wird bekannt, dass der Vorstand des insolventen
HundertMeister sich den Namen hat schützen lassen. Man sagt,
auf Anraten des Insolventverwalters, um aus dem Verkauf des
Namens Kapital zu schlagen. Kann es wirklich möglich sein,
dass man einen Namen, den man von seinem Vorgänger
übernommen hat, schützen lässt? Tatsächlich scheint es
möglich zu sein.
Nun ist es doch aber so, dass der Vorstand, aus welchen
Gründen auch immer, den Laden vor die Wand gefahren hat. Und
dieser Vorstand besitzt nun die Frechheit den Namen, den die
Herren ja mitgepachtet haben, veräußern zu wollen.
Nun soll neu verpachtet werden. Man hört, dass die Räume der
Gastronomie in einem fürchterlichen Zustand vorgefunden
werden. Die Toiletten müssen generalüberholt werden. Die
Theke ist unbrauchbar. Die Lebensmittelkontrolle hätte den
"Laden" ohnehin geschlossen - erfährt man hinter
vorgehaltener Hand - wäre es nicht zur Insolvenz gekommen.
Unzählige (Bewerbungs-) Gespräche mit der GeBAG folgen.
Bekannt ist uns sogar ein Kaufangebot.
Ein Rückblick: Niemand kann sagen, wie hoch die Gehälter der
dre Geschäftsführer des Vereins waren. Die Rheinische Post
berichtet von acht hauptamtlichen Angestellten, sechs
Kündigungen wurden bekannt. Zwei weitere verfügen über lange
Verträge, die aus der Insolvenzmasse beglichen werden.
30 (!) weitere Kräfte, die hauptsächlich in der Gastronomie
beschäftigt waren, hätten auf Honorarbasis gearbeitet" (11)
Es fällt sehr schwer, das zu glauben. Ein
Selbstbedienungsladen für den Vorstand? Eine
Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Vettern? Es bleibt zu
erklären warum zwei Kräfte für das Booking zuständig waren.
Nachfrage in der Szene ergaben. dass man das auch mit einem
Kalender erledigen kann.
Das bisherige Ende der zahlreichen Beschluss- und
Mitteilungsvorlagen ist die Drucksache 11-1599 vom
14.09.2011, behandelt in der Kulturausschuss Sitzung am
22.09.2011 mit dem Thema: "Weitere Nutzung des Gebäudes
Goldstrasse 15 ( HunderMeister)". Das Zuschusszahlung an den
Verein HundertMeister beendet wurde ( am 30.06.2011) haben
wir schon erfahren. Weiter erfahren wir, dass geregelt ist,
"In dem bestehenden Erbvertrag zwischen der Stadt Duisburg
und der GeBAG ist geregelt, dass das Gebäude für den Betrieb
soziokultureller Zentren zu nutzen ist" (12).
Von einem Zuschuss ist nun keine Rede mehr. Jedoch schreibt
der Verfasser der Drucksache "nunmehr hat sich ein
kompetenter Bewerber herauskristallisiert, der den Betrieb
kurzfristig wieder aufnehmen möchte und somit die Gewähr für
eine adäquate Nutzung bietet" (13) Durchgesickert war schon,
dass es sich um den Geschäftsführer des Steinbruchs, Rolf
Stanietzki, handelt. Dass er einen solches Geschäft
erfolgreich betreiben kann, hat er mit seinem Partner
jahrelang im Steinbruch bewiesen. Die Pacht, die die GeBAG
aufruft, ist eine Unverschämtheit und wird natürlich
abgelehnt.
Die Verhandlungen sind lang und zäh, letztendlich einigt man
sich auf eine Staffelpacht. Es liegt uns ein Schriftstück
der GeBAG "Verpachtung des Kultur- und Gastronomiestandortes
Goldstrasse 15 / Dellplatz 18 in 47051 Duisburg" vor. (14)
Dieses wichtige Papier ist öffentlich und gehört als Anlage
zur Drucksache 11-1599 vom 14.09.2011.
Wie brisant dies Papier ist, soll und kann hier nicht
bewertet werden. In wichtigen Teilen soll es doch öffentlich
gemacht werden. Es umfasst 2 Seiten mit einer
Programmvorschau für den Monat November 2011.
(9) Protokoll der Sitzung, Seite 32
(10) Siehe dort.
(11) RP Online
(12) Mitteilungsortklage 11-1599 vom 14.09.2011
(13) siehe dort
(14) Schreiben der GEBAG, ohne Datum an den Kulturausschuss
der Stakt Duisburg,
Verpachtung des Kultur- und Gastronomiestandortes
Goldstrasse 16 in 47051 Duisburg.
Handschriftlicher Eintrag: Anlage zu DS 111 - 1599.
Ende Teil III. |
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