Kirchen, Gemeinden und Bürger Duisburgs 

Christian Science

Christian Science (Christliche Wissenschaft) ist der Name der von Mary Baker Edda (1821 – 1910) nach 1866 entwickelten Lehre, die sie in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ formulierte und 1875 erstmals formulierte. Kirche Christi, Wissenschaftler ist der Name für die von Mary Baker Eddy begründete weltweite Freikirche, die sich als Sprachrohr für Christian Science sieht. Die Mutterkirche, ist  The First Church of Christ, Scientist (Die Erste Kirch Christi, Wissenschaftler) in Boston. Häufig wird auch allgemein von der Christian – Science – Kirche gesprochen.

Zur Gesamtzahl der Mitglieder liegt heute keine offizielle Eigenangabe vor. Verschiedene Schätzungen gehen von 400.000 Mitgliedern aus. Rund 100.000 davon sind aktiv. Die Kirche wird von der Mutterkirche und deren etwa 2.000 Zweiggemeinden in 80 Ländern gebildet. In Deutschland gibt es 72 Zweigkirchen, Vereinigungen und Hochschulvereine mit etwa 2.000 Mitgliedern (Stand: Juli 2005), in der Schweiz 22 und in Österreich 2. Weltweit zählt die Christian Science 1.443 offiziell eingetragene Christian – Science – Praktiker, davon 55 in Deutschland, 10 in der Schweiz und 4 in Österreich.

Nach Mary Eddy ist Christian Science das Gesetz des Guten, die Wissenschaft des Christus, das auf die Lehren der Bibel zurückgehende christliche System des geistigen Heilens. Es gibt drei grundlegende Idee. Gott ist göttliche Liebe, höchster Vater – Mutter. Die wahre Natur jedes Individuums als Kind Gottes ist geistig. Gottes unendliche Güte, verwirklicht im Gebet, heilt.

Als Ausgangspunkt für die – wie Eddy es nennt – Entdeckung von Christian Science wird die spontane Heilung von den schweren Folgen eines Unfalls im Jahre 1866 angesehen. Eddy führte ihre unerwartete Gesundung auf eine Inspiration beim Lesen der in der Bibel dargestellten Heilung des Gelähmten (Matthäus 9) zurück. Kirchenvertreter erklären, daß der Gedanke, daß die Kraft hinter dem biblischen Heilungsgeschehen und dem Wirken Jesu Christi nicht auf biblische Zeiten beschränkt sei, der Antrieb für Eddys mehrjähriges Studium der Bibel gewesen sei, das zu der Publikation von Eddys Hauptwerk „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ führte. Der 1879 definierte Zweck der Christian Science Kirche besteht laut einer zentralen Leitungsschrift darin, „die Worte und Werke Jesu Christi in Erinnerung zu bringen und dadurch das ursprüngliche Christentum und sein verlorengegangenes Element des Heilens wiedereinzuführen (Kirchenhandbuch, Seite 17).

Mary Eddy beschrieb die Überlegenheit der geistigen Kraft über die physische Kraft als die zentrale Tatsache der Bibel und ebenso als den Kernpunkt von Christian Science. Aus ihrer Sicht müsse diese „große Tatsache“ durch das Heilen der Kranken bewiesen werden.

Christian Science sieht Gott, Geist und Gemüt als einzige Ursache und Prinzip des Universums an. Der Mensch gilt ihr gemäß dem ersten Schöpfungstext der Genesis als Bild und Gleichnis Gottes. Folglich sei er geistig. Materie und das Böse gelten als – vor Gott, Geist – unwirklich und zeitlich. Gott wird in der Christlichen Wissenschaft mit sieben Synonymen erklärt: Gemüt, Geist, Seele, Prinzip, Leben, Wahrheit und Liebe. „Gott ist Liebe“, ein Zitat aus den Johannesbriefen, steht an der Stirnwand vieler Christian Science – Kirchen.

Eddy war bereits von der Niederlegung ihrer Gedanken beeinflußt durch eine Auseinandersetzung mit dem Mesmerismus des Phineas Parkhurst Quimby und die Beobachtung der Homöopathie, der Auffassung, daß Krankheit mentalen Ursprungs sei. Eddys Auffassung unterschied sich allerdings deutlich von der Suggestionstherapie Quimbys durch ihre christliche Einstellung, die Gott im Zentrum sieht und nicht eine manipulative Kraft des Menschen. Eddy folgerte, daß der Mensch als Gottes Bild und Gleichnis geistig vollkommen sein müsse und daher Sünde, Krankheit und Tod allein durch die Zuwendung zu dem göttlichen Ursprung wirklich überwunden (geheilt) werden könnten und müßten. Den Begriff „Wissenschaft“ legt Baker – Eddy für sich neu aus. Philosophisch steht Baker – Eddy in der idealistischen Tradition von Plato und Hegel. Die Frage nach einer christlichen wissenschaftlichen Erklärung des Seins beantwortet Baker – Eddy wie folgt: „Es ist kein Leben, keine Wahrheit, keine Intelligenz und keine Substanz in der Materie. Alles ist unendliches Gemüt und seine unendliche Manifestation, denn Gott ist Alles – in – Allem. Geist ist unsterbliche Wahrheit; Materie ist sterblicher Irrtum. Geist ist das Wirkliche und Ewige; Materie ist das Unwirkliche und Zeitliche. Geist ist Gott und der Mensch ist Sein Bild und Gleichnis. Folglich ist der Mensch nicht materiell; er ist geistig.“

Eine Richtschnur für Beweggründe und Handlungen gibt sie wie folgt: „Weder Feindseligkeit noch rein persönliche Zuneigung sollte der Antrieb zu den Beweggründen und Handlungen der Mitglieder der Mutterkirche sein. In der Wissenschaft regiert allein die göttliche Liebe den Menschen und ein Christlicher Wissenschaftler spiegelt die holde Anmut der Liebe wieder in der Zurechtweisung der Sünde, in wahrer Brüderlichkeit, Barmherzigkeit und Versöhnlichkeit. Die Mitglieder dieser Kirche sollen täglich wachen und beten, um von allem Übel erlöst zu werden, von irrigen Prophezeiungen, Richten, Verurteilen, Ratgeben, Beeinflussen oder Beeinflußtwerden. Es ist kein Leben, keine Wahrheit, keine Intelligenz und keine Substanz in der Materie. Alles ist unendliches Gemüt und seine unendliche Manifestation, denn Gott ist Alles – in – Allem. Geist ist unsterbliche Wahrheit; Materie ist sterblicher Irrtum. Geist ist das Wirkliche und Ewige; Materie ist das Unwirkliche und Zeitliche. Geist ist Gott und der Mensch ist Sein Bild und Gleichnis. Folglich ist der Mensch nicht materiell. Er ist geistig.“

Im Kirchenhandbuch gibt Mary Baker Eddy sechs Glaubenssätze, die von allen unterzeichnet werden müssen, die der Church of Christ, Scientist, Boston beitreten wollen. Diese Glaubenssätze wenden sich gegen eine wörtlich – historische Auslegung der Bibel und gegen die Trinität. Vergebung wird definiert als das geistige Verständnis, daß das Böse unwirklich ist. Erlösung geschehe durch Christus, durch Wahrheit, Leben und Liebe und der Sinn der Kreuzigung und Auferstehung der Jesu sei „den Glauben zum Verständnis des ewigen Lebens zu erheben, zur Allheit der Seele, des Geistes und zum Nichtsein der Materie“.

Mary Baker – Eddy betonte, daß Christliche Wissenschaftler kein religiöses Glaubensbekenntnis haben, wenn mit diesem Ausdruck doktrinäre Glaubenslehren gemeint sind. Sie gab aber als Darlegung der wichtigen Punkte die folgenden Grundsätze. Der erste Glaubenssatz bezieht Stellung gegen eine Bibelauslegung nach dem nackten Wortsinn: „1. Als Anhänger der Wahrheit nehmen wir das inspirierte Wort der Bibel als unseren ausreichenden Führer zum ewigen Leben.“

Der zweite Glaubenssatz ist monotheistisch ausgelegt, klärt die Rolle von Christus, dem Menschen und den Tröster oder der Christlichen Wissenschaft: „2.. Wir bekennen und verehren einen allerhabenen und unendlichen Gott. Wir bekennen uns zu Seinem Sohn, einem Christus; zum Heiligen Geist oder göttlichen Tröster, und zum Menschen als Bild Gottes und Gleichnis.“ Der dritte bis fünfte Glaubenssatz erläutern Sünde, Vergebung und Versöhnung im Sinne der Christlichen Wissenschaft. „3. Wir bekennen uns zu Gottes Vergebung der Sünde in der Zerstörung der Sünde und in dem geistigen Verständnis, das das Böse als unwirklich austreibt. Doch der Glaube an Sünde wird so lange bestraft, wie der Glaube besteht. 4. Wir bekennen uns zu Jesu Versöhnung als Beweis der göttlichen, wirksamen Liebe, die die Einheit des Menschen mit Gott durch Christus Jesus, dem Wegweiser, entfaltet; und wir bekennen, daß der Mensch durch Christus, durch Wahrheit, Leben und Liebe erlöst wird, wie es der galiläische Prophet im Heilen der Kranken und im Überwinden von Sünde und Tod demonstrierte.  5. Wir bekennen, daß die Kreuzigung Jesu und seine Auferstehung dazu dienten, den Glauben zum Verständnis des ewigen Lebens zu erheben, zur Allheit der Seele, des Geistes und zum Nichtsein der Materie.“

Der sechste Glaubenssatz ist das Gelöbnis der Nachfolge Jesu: „6. Und wir geloben feierlich, zu wachen und zu beten, daß das Gemüt in uns sei, das auch in Christus Jesus war; anderen zu tun, wie wir wollen, daß sie uns tun sollen; und barmherzig, gerecht und rein zu sein.“

Die Kirche hat keine ordinierten Geistlichen; die Bibel, zusammen mit „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ bildet den Pastor der Christian Science Kirche. Die Gottesdienste am Sonntag bestehen aus Gesang, Gebet und Lesungen von Zitaten dieser beiden Bücher, die von zwei Lesern vorgetragen werden. Die Lesung aus Bibel und „Wissenschaft und Gesundheit“ umfassen die Predigt. Die Anhänge studieren die Woche über die Lesungen des Sonntags. Auch auf den Mittwochabendversammlungen gibt es eine kurze Lesung aus beiden Büchern, während der andere Teil der Versammlung durch Beiträge und Zeugnisse von Heilungen eingenommen wird. Zweimal jährlich wird in den Zweigkirchen ein Sakramentgottesdienst abgehalten, bei dem die Gemeinde kniend „die geistige Kommunion“ feiert. Eine Taufe mit Wasser oder Abendmahl mit Wein und Brot findet nicht statt.

Die Idee des praktischen Christentums findet eine ihrer Formen auch in der Tätigkeit der Christian Science Praktiker, die anderen durch Gebet, im Sinne des Heilungsauftrages Jesu, helfen, Heilung zu finden. Diese sich auf den Heilungsauftrag Jesu berufende meist vollzeitliche religiöse Ausübung findet normalerweise ihre Form in dem, was in der Christian Science – Theologie „Christian Science Behandlung“ genannt wird und eine systematisierte Form des Gebetes umfaßt. Dazu gehört die Affirmation der geistigen Tatsachen des Seins, der Vollkommenheit Gottes und des Menschen, der in Christian Science und in Anlehnung an den ersten Schöpfungsbericht der Bibel als Wiederspiegelung der Gottheit verstanden wird. Die ideelle Basis für diese Form der religiösen Praxis finden sich für den Christlichen Wissenschaftler in der Bibel und in dem Buch von Baker – Eddy.

Der Christian Science Praktiker ist kein Kirchenamtstitel und ist kein Geistlicher. Christian Science Praktiker sind aber in der Regel in dem offiziellen Organ der Christian Science Mutterkirche, dem Christian Science Journal, sowie für Deutschland in dem „Der Christian Science Herold“ offiziell gelistet und bekunden damit ihre Verfügbarkeit für Hilfesuchende. Eine der Voraussetzungen für diese Eintragung ist der Abschluß eines „Klassenunterrichts“ genannten 12tägigen Unterrichts bei einem „Christian Science Lehrer“.

Lehrer der Christlichen Wissenschaft müssen entweder ein Diplom besitzen, von Mary Baker – Eddy unterwiesen worden sein oder an der Lehranstalt für Metaphysik in Massachusetts oder im Unterrichtsrat der Mutterkirche in Boston an einem Kursus teilgenommen haben. Heutzutage sind alle Lehrer in Kursen des Unterrichtsrates ausgebildet worden. Sie führen den Titel „C. S. B.“ (Christian Science Bachelor). Vor dem Beginn der Lehrerausbildung sollten sie drei Jahre als Praktiker Erfahrungen gesammelt haben. Die Lehrer dürfen jährlich nur eine Klasse von maximal 30 Schülern unterrichten. Das Honorar für den Unterricht beträgt pro Schüler maximal 100 Euro (Stand März 2006). Unterrichtsstoff ist das Kapitel „Zusammenfassung“ aus dem „Lehrbuch der Religion, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“.

Die Verfassung der Kirche ist das Kirchenhandbuch von Mary Baker Eddy. Die Kirche wird von einem fünfköpfigen Vorstand geleitet. Der Vorstand wählt die Nachfolger bei freiwerdenden Plätzen im Vorstand. Die Kirche wird von einem jährlich vom Vorstand gewählten Präsidenten der Mutterkirche nach außen vertreten. Faktisch liegt aber alle Macht beim fünfköpfigen Vorstand. Die Zweigkirchen regeln ihre Angelegenheiten unabhängig und demokratisch selbst. Sie kennen auch unterschiedliche Bedingungen für die Aufnahme von Mitgliedern in den einzelnen Zweigkirchen.

Die Mitgliedschaft kann man sowohl in einer Zweigkirche als auch in der Mutterkirche erwerben. Bestimmte Funktionen in den Zweigkirchen, wie das Leseramt, dürfen nur von Mitgliedern ausgeübt, die auch der Mutterkirche angehören. Um der Mutterkirche beizutreten, müssen sämtliche Verbindungen zu andere Konfessionen gelöst werden.

Die erste Gemeinde wurde 1879 im amerikanischen Boston gegründet. 1887 ließ sich Mary Baker – Eddy zur Pastorin ihrer Kirche ordinieren. 1892 entstand aus der zwischenzeitlich aufgelösten Gemeinde die Mutterkirche in Boston. 1895 wurde das Originalgebäude der Mutterkirche geweiht. 1906 wurde das Erweiterungsgebäude eröffnet.

1896 gab es die Christliche Wissenschaft in Dresden, 1899 in Berlin. „Der Herold der Christlichen Wissenschaft“ (heute der „Christian Science Herold“) erscheint 1903. Dies ist die erste nichtenglische Christian Science – Zeitschrift überhaupt. 1912 gab es anerkannte Kirchen in Berlin, Dresden, Frankfurt am Main, Hannover und Stuttgart.

1937 begann die nationalsozialistische Regierung, die freie Betätigung der Christlichen Wissenschaft zu behindern. Seit Ende Mai 1937 gibt es eine strenge Durchführung dieses Verbots durch die Gestapo mit teilweise gerichtlichen Strafverfahren, Verhören und schließlich Verbot. Zahlreiche Mitglieder und Ausüber der Christlichen Wissenschaft werden verhaftet und auch in Konzentrationslager verschleppt. Nach dem Krieg kommt es zu einem regen kirchlichen Wiederaufbau. 1951 wurde die Christliche Wissenschaft in der damaligen sowjetischen Besatzungszone verboten. Am 3. November 1989 – also sechs Tage vor dem Fall der Mauer – wurde die Christliche Wissenschaft von der DDR – Regierung wieder zugelassen. In zahlreichen Bundesländern hat die Christian Science den Status der Körperschaft des Öffentlichen Rechts.

Nach anfangs starken Zuwächsen kämpft die Bewegung seit etwa 1955 mit stetigem Mitgliederschwund. So ist anzunehmen, daß es 2006 weniger als 1000 Praktiker und Lehrer in den USA aktiv sind. Mit der Eröffnung der „Mary Baker – Eddy Library for the Betterment of Humanity“ hat die Kirche ihre Archive der Öffentlichkeit geöffnet sowie mit anderen Aktivitäten versucht, Bedeutung zurückzuerlangen. Neue Kirchen entstehen vor allem in Schwarzafrika. Im Jahre 2004 öffnete die erste Christian Science Gemeinde in der Ukraine ihre Pforten.

Publikationen sind die nichtreligiöse, in den USA auch außerhalb der Kirche verbreitete Tageszeitung „The Christian Science Monitor“ und die religiösen Publikationen „Der Christian Science Herold“, „The Christian Science Journal“, „The Christian Science Sentinel“.

Der „Christian Science Herold“ (frühere Bezeichnung: „Der Herold der Christlichen Wissenschaft“) erscheint seit 1903 und ist die erste nicht – englischsprachige Christian Science – Abonnements – Zeitschrift überhaupt. Er soll entsprechend der Vorstellung von Mary Baker – Eddy seinen Lesern praktische Beispiele für die Verfügbarkeit und Anwendbarkeit der Gesetze Gotte bringen und enthält Artikel und Heilungsberichte sowie ein Verzeichnis von Christian Science – Kirchen, Praktikern und andere Informationen. Neben dem deutschsprachigen Christian Science Herold (monatlich) werden von der herausgebenden Christian Science Verlagsgesellschaft 12 weitere Sprachen mit Zeitschriften versorgt. Außerdem wird ein Radioprogramm in fünf Sprachen produziert.

 

„Meine Güte, ist dieser Gottesdienst hier langweilig,“ ist mein Eindruck, als ich mich auf den Weg nach Hause mache. Es ist der 3. Advent, also Mitte Dezember 2006, als ich in den Duisburger Stadtteil Duissern fahre und diese kleine christliche Gemeinschaft besuche.

Nahe der evangelischen Kirche und inmitten einer Häuserzeile mit Privatwohnungen liegen die Räumlichkeiten dieser Glaubensgruppe. So unscheinbar ist das Haus von außen, daß man es sehr leicht übersehen kann. Auch innen ist der Gottesdienstsaal sehr schlicht geraten. Die Farben Weiß und Blau herrschen vor. Die Wände sind weiß gestrichen; hellblaue Quadrate gibt es auf der Decke. Stühle und Teppich sind ebenfalls in blau gehalten. Die Orgel ist (zunächst unsichtbar) in einer eigenen Nische untergebracht. Der Rednerpult für 2 Personen wird von Blumen rechts und links eingerahmt. Hinter dem Rednerpult befindet sich ein Vorhang, ebenfalls in blau. Einzigre Schmuck in dem Raum: die Worte „Gott ist Liebe“ in blauer Farbe auf der Wand hinter dem Rednerpult.

Die Glaubensgemeinschaft besitzt ihr eigenes Kirchengesangbuch. Viel wichtiger ist aber noch das Vierteljahresheft mit den wöchentlichen Bibellektionen. In diesem Vierteljahresheft ist der verbindlich festgeschriebene und unveränderliche Gottesdienstablauf enthalten. Was mir persönlich an diesem Gottesdienstablauf auffällt? Es werden genau 3 Lieder gesungen und 1 Gebet gesprochen. Es gibt – wie in anderen Kirchen auch – Abkündigungen. Aber allein schon die Predigt unterscheidet sich fundamental zu denen anderer Kirchen. Sie besteht aus dem Vorlesen zentral vorherbestimmter Bibelzitate sowie Zitate aus Baker – Eddys Buch.

Allein schon dieses monotone Rezitieren ermüdet mich. Eine Beteiligung der Gemeinde ist zu keiner Zeit vorgesehen. Etwa 15 Personen sind an diesem Sonntag gekommen. Außer mir sind noch 2 Männer und sonst alles Frauen. Alle sind lebensälter. Das wundert mich nicht. Jugendliche möchten eine lebendigere Gemeinde erleben. Was mich persönlich abschreckt, sind die Sonderlehren von Baker – Eddy. Natürlich kann und darf sich jeder seine eigenen Gedanken über die Bibel machen. Es ist aber anmaßend, diese Gedanken zur Grundlage für eine eigene Kirche zu machen. Damit stellt man sich eigentlich außerhalb der christlichen Gemeinschaft.

Für mich als theologischen Laien ist es jedenfalls auffällig, daß Jesus Christus und seine Botschaft an diesem Sonntag faktisch keine Rolle spielt. Wer ist dieser Jesus? Was ist seine Botschaft? Wie sind die Worte der Bibel zu verstehen? Was bedeuten sie für mein Leben? Was bedeuten sie für das öffentliche Leben heute? Dies sind Fragen, die einen Christenmenschen bewegen. Ich möchte sie auch im sonntäglichen Gottesdienst behandelt wissen. Mir fehlt an diesem Sonntag die geistige Nahrung, die mir andere Kirchen bieten.

Zu den Christlichen Wissenschaftlern werde ich nicht zurückkehren. Die freundliche Aufnahme konnte die inhaltlichen Defizite nicht ausgleichen. Bedauern tue ich den Gottesdienstbesuch trotzdem nicht. Meine Neugierde ist befriedigt. Ich konnte mir ein eigenes Urteil bilden. Allein dafür hat sich der Ausflug schon gelohnt.