Duisburg, 31. Januar 2008 - "Wie kann ich sicher sein, dass ich
Christ bin," fragt Jörg am dritten Mittwochabend des Alpha-Kurses
der Christus - Gemeinde (Mülheimer Verband) in Neudorf. "Der
Korinther - Brief sagt: Wer Christ ist, ist ein neuer Mensch. Das
alte Leben ist beendet; ein neues Leben beginnt. Leute, die im
Glauben wiedergeboren sind, fühlen sich frisch und erfrischt.
Christen sind die Nachfolger Christi, was früher ein Schimpfwort
ist. Christ ist, wer in einem christlichen Land geboren wurde. Wird
man zu einem BigMäc, wenn man bei McDonalds geboren wurde? Christ
ist, wer an Gott glaubt. Ich gebe zu bedenken, dass auch Dämonen
einen Glauben an einen Gott haben.
Meine These lautet: Christ ist, wer eine Beziehung zu Gott hat.
Manche Leute wissen den genauen Tag ihrer Bekehrung; bei manchen
Leuten ist dies eine lange Reise.
"Allen aber, die ihn aufnehmen, gab er die Macht, Kinder Gottes zu
werden," heißt es in Johannes 1,12. Wer glaubt, gehört also zur
Familie Gottes. Christen haben das ewige Leben. Ich bin nicht
Christ, weil mir wohlig ums Herz wird, wenn ich christliche Lieder
höre. Gefühle sind wechselhaft, schwankend und launisch. Die Bibel
ist eine solide Basis für meinen Glauben. Die Verheißungen Gottes
sind eine Gewissheit.
Jesus drängt sich nicht auf; wenn wir ihn brauchen und ihn rufen,
kommt er. Jesus sagt: Ich bin immer bei euch. Wer an ihn glaubt, dem
gibt Gott das ewige Leben.
Doch was sind die Folgen der Auferstehung Jesu'? In der
Vergangenheit hat Jesus gewonnen und die Sünde besiegt. In der
Gegenwart ist Gottes Kraft gegenwärtig. In der Zukunft gibt es die
Gewissheit, dass es ein ewiges Leben gibt. Jesus wird einen neuen
Himmel und eine neue Erde schaffen, in der es keine Sünde und keine
Trennung von Gott mehr gibt.
Glaube hat nichts mit Gefühlen, sondern etwas mit Fakten zu tun.
Gottes Geschenk ist das ewige Leben. Das Geschenk ist umsonst. Einen
Haken wie bei weltlichen Gewinnspielen gibt es nicht. Jesus
rechtfertigte uns vor Gott. Diese Rechtfertigung ermöglicht es uns,
eine Beziehung zu Gott aufzubauen. Was gehört zu dieser Beziehung?
Es ist die Umkehr: Wir sollen zugeben, dass uns etwas fehlte. Umkehr
meint den Sinneswandel, das Abwenden von der Vergangenheit. Gott
will uns nicht den Spaß rauben, sondern uns vor den Sachen bewahren,
die uns Schaden zufügen. Glauben wir, setzen wir unser Vertrauen auf
Gott. Dieser Glauben soll uns tragen. Jesus ist vertrauenswürdig.
Der Heilige Geist verwandelt uns von innen heraus. Unsere Beziehung
zu Gott beruht auch auf Erfahrung. Fröhlich und glücklich sind die
Menschen, die das Evangelium verstanden haben. Christen führen kein
freudloses Leben. Gott kümmert sich um die Menschen, die an ihn
glauben."
"Ich bin das Brot, das Leben schenkt," sagt Jesus in Johannes 6,48.
Dementsprechend beginnen die Alpha - Veranstaltungen mit einer
warmen Mahlzeit; geistige Nahrung in Form von Vortrag und
anschließender Diskussion folgen. Ich überlasse es dem Leser, sich
ein eigenes Urteil über die theologischen Inhalte dieser
pfingstlerischen Freikirche zu bilden. Der kleine, ungezwungene
Rahmen hinterlässt - zumindest bei mir - einen angenehmen Eindruck.
Glaubt man der Internetenzyklopädie Wikipedia, ist der Mülheimer
Verband auf einer "evangelika - charismatischen Frömmigkeit"
aufgebaut. Zumindest der Begriff "evangelikal" soll hier kurz
beschrieben werden.
"Der Evangelikalismus (vom englischen evangelicalism) ist eine
theologische Richtung innerhalb des Protestantismus, die sich auf
die Irrtumsfreiheit der Bibel als zentrale Grundlage christlichen
Glaubens beruft. Evangelikale Christen sind hauptsächlich in
Freikirchen, in Deutschland aber auch in den evangelischen
Landeskirchen bzw. den Gliedkirchen der EKD organisiert und können
verschiedenen protestantischen Konfessionen angehören, sie können
etwa z.B. reformiert, lutherisch, baptistisch, methodistisch oder
anglikanisch sein. Evangelikale sind der Überzeugung, dass zum
Christentum eine klare persönliche Willensentscheidung (Bekehrung)
und eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus gehören.
Der Begriff ?evangelikal
Das relativ junge Wort evangelikal ist heute ein feststehender
Ausdruck für ein in seinem Selbstverständnis auf besondere Weise
bibeltreues protestantisches Christentum geworden, das sich von
Liberalismus, Säkularismus, aber meist auch von liturgisch
orientierten nichtprotestantischen Kirchen abgrenzt. Die Bezeichnung
evangelical wurde in den Vereinigten Staaten im 20. Jahrhundert
zunehmend verwendet, um Christen zu bezeichnen, die in der Tradition
der bibeltreuen Erweckungsbewegungen stehen. Nur in wenigen Fällen
identifizieren sie sich selbst mit dem Begriff des christlichen
Fundamentalismus; von anderen werden sie jedoch öfter so bezeichnet.
Im deutschen Sprachraum konnte die wörtliche Rück-Übersetzung
evangelisch für den gleichen Begriff nicht verwendet werden, da der
Begriff bereits seit der Reformation im 16. Jahrhundert besetzt ist
(und beispielsweise in Österreich die Evangelische Kirche beinahe
ein Rechtsmonopol auf die Bezeichnung beansprucht). Daher kam es zur
Wortschöpfung evangelikal, vor allem nach dem Missionskongress in
Berlin 1966. Evangelikale Christen sehen sich in der Regel auch als
evangelisch (im Sinne von ?sich auf das Evangelium berufend), da
aber aufgrund der geistlichen Liberalität des größten Teils der
Menschen in den Landeskirchen ?evangelisch eher in der Ausnahme auch
gleichzeitig ?bibeltreu meint, wird ?evangelikal als Abgrenzung zu
nichtbibeltreuen Richtungen benutzt.
Dieser Begriff hat sich gegenüber ähnlichen Begriffen wie bibeltreu
oder pietistisch durchgesetzt, da er vom Wort her die Verbindung
sowohl zum Evangelium als auch zu einer internationalen Bewegung
stark bibelorientierter Protestanten herstellt, wie sie bspw. in der
Evangelischen Allianz weltweit organisiert sind.
Im Englischen hat evangelical hingegen zwei Bedeutungen: Zum einen
wird es mit ?evangelikal übersetzt, zum anderen (seltener) einfach
mit ?evangelisch, wie beispielsweise in der ?Evangelical Lutheran
Church in America (ELCA), der evangelisch-lutherischen Kirche der
USA, die keineswegs ?evangelikal ist. Zur Beschreibung des deutschen
?evangelisch wird im Englischen eher ?protestant verwendet.
Verbreitung der Evangelikalen
Weltweit
Zahlenangaben über evangelikale Christen sind immer etwas ungenau
(da genaue Befragungen aller Mitglieder bestimmter Konfessionen viel
zu aufwändig wären) und bleiben deshalb umstritten. Diese
statistische Ungenauigkeit ist auch darauf zurückzuführen, dass
Mitglieder von Pfingstkirchen oder von charismatischen Gemeinden
manchmal zu den Evangelikalen gerechnet werden, manchmal nicht. Der
evangelische Theologieprofessor Werner Ustorf, selbst kein
Evangelikaler, sondern einem liberalen Protestantismus verpflichtet,
schätzt die Evangelikalen einschließlich der pfingstlerischen und
charismatischen Kirchen auf ?27,7 per cent of organised global
Christianity. Auch der Zeitgeschichtler Martin Greschat hält diese
Zahlen für zutreffend. In Asien, Afrika, Südamerika und den
Vereinigten Staaten ist die Bewegung im Wachstum begriffen,
teilweise auf Kosten liberaler und traditioneller Kirchen.
International haben sich viele Evangelikale in der Evangelischen
Allianz zusammengeschlossen. Bei der Evangelischen Allianz können
Kirchen, diakonische und missionarische Werke und einzelne Christen
Mitglieder sein. Die weltweite Evangelische Allianz gibt an, 420
Millionen Christen zu vertreten.
Angelsächsischer Sprachraum
In den USA gibt es laut Barna 20 Millionen Evangelikale, das sind 9
% der Bevölkerung (2006). Das Hartford Institute of Religion gibt
für die USA 17 % Evangelikale an, bezogen auf die evangelikale
Lehre, und 26 % bezogen auf die Mitgliedschaft in einer Kirche in
evangelikaler Tradition. Evangelikale finden sich sowohl in
theologisch konservativen Kirchen wie z.B. der Southern Baptist
Convention, den Gemeinden Christi, den meisten Megachurches und
vielen Pfingstgemeinden als auch in Mainline-Kirchen, wo sie zwar
weniger in der Geistlichkeit und an den Universitäten vertreten
sind, sich aber an der Basis in den letzten Jahren mehr und mehr im
neo-evangelikalen Confessing Movement organisieren.
Deutscher Sprachraum
Freikirchen
Viele Freikirchen im deutschen Sprachraum sind unter den
konservativen oder gemäßigten Evangelikalen einzuordnen, Georg
Schmid zählt dazu z. B. traditionelle Freikirchen wie die Mennoniten,
die Baptisten, die Evangelisch-methodistische Kirche, die
Siebenten-Tags-Adventisten, die Gemeinde Christi, die
Brüderbewegung, die Kirche des Nazareners oder die Heilsarmee. Die
meisten Pfingstgemeinden und neopfingstlichen Kirchen wie ICF
Movement, Anskar-Kirche oder Vineyard werden ebenfalls zum
evangelikalen Spektrum gezählt.
Landeskirchen der EKD
Auch in den evangelischen Landeskirchen gibt es Evangelikale, die
nach Klöcker/Tworuschka zu den treuesten Gottesdienstbesuchern
zählen. In der evangelikalen Bewegung sind die landeskirchlichen
Evangelikalen gegenüber den Freikirchen in der Mehrheit. Viele
evangelikale Christen innerhalb der Landeskirche sind in Form von
sogenannten ?landeskirchlichen Gemeinschaften organisiert, manchmal
auch in eigenständigen Parallelstrukturen zur örtlichen
Kirchengemeinde, da sie in den meisten landeskirchlichen Strukturen
für ihre Haltungen keine Mehrheit finden. Diese eigenständigen
Gemeinden innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
gehören oft den regional unterschiedlichen Verbänden der
Gemeinschaftsbewegung an, die großteils unter dem Dachverband
Gnadauer Gemeinschaftsverband zusammengeschlossen sind.
In der Württembergischen Landeskirche, wo die Synodalen von der
Basis gewählt werden, gehören 40 von 90 gewählten Synodalen dem
Gesprächskreis "Lebendige Gemeinde" an, der das
konservativ-evangelikale und pietistische Spektrum vertritt (Stand
Herbst 2007).
Schätzungen der Evangelischen Allianz
Nach Schätzungen machen Evangelikale in Deutschland ca. 1-3 % der
Bevölkerung aus. Die Deutsche Evangelische Allianz vertritt nach
eigenen Angaben rund 1,3 Millionen Evangelikale.
Lateinamerika
Durch intensive Mission, insbesondere aus den USA, ist ein
zunehmender Anteil der lateinamerikanischen Bevölkerung, die ehemals
traditionell römisch-katholisch war oder indigenen Religionen
angehörte, zu einer evangelikal geprägten Form des Protestantismus
übergetreten. Mittlerweile gehören in Lateinamerika nach
evangelikalen Angaben ca. 11 % der Bevölkerung einer
protestantischen Kirche an. Diese Größenordnung wird auch aus
katholischen Quellen bestätigt.
Gemeinsamkeiten von Evangelikalen [Bearbeiten]
Wer als ?evangelikal gilt und wer nicht, ist auch unter
Evangelikalen umstritten. Daher sind folgende Gemeinsamkeiten eher
als Tendenzen und Indikatoren zu verstehen und nicht als notwendige
Bestandteile einer Definition. Individuelle Abweichungen oder
Abweichungen von einzelnen Gruppen in einzelnen Punkten kommen
häufig vor, wenn auch die Mehrzahl der Individuen und Gruppen in der
Mehrzahl dieser Merkmale übereinstimmen.
Eine erste Aufstellung einer evangelikalen Glaubensbasis ist die
Glaubensbasis der Evangelischen Allianz von 1864.
Ein Ansatzpunkt für eine Schnittmenge der Gemeinsamkeiten der
heutigen weltweiten evangelikalen Bewegung sind die
Veröffentlichungen der Lausanner Bewegung. Der erste Lausanner
Kongress für Weltevangelisation 1979 gilt unter Evangelikalen als
ein wichtiger Meilenstein der evangelikalen Bewegung. Die
Verpflichtung von Lausanne wird bis heute von vielen Gruppierungen
der evangelikalen Bewegung als Glaubensbasis aufgeführt.
Eine Zusammenfassung der evangelikalen Theologie findet sich auch
bei John Stott.
* Die Bibel: Evangelikale sehen die Bibel als Gottes Wort, von
Menschen aufgeschrieben, aber von Gottes Geist inspiriert. Über das
genaue Verständnis der Inspiration besteht keine Einigkeit. Nicht
alle Evangelikalen glauben beispielsweise an die Irrtumslosigkeit
der Bibel und die Verbalinspiration. Die Bibel sei der verbindliche
Maßstab des Glaubens und der Lebensführung, an dem sich alles andere
messen müsse. Evangelikale sind sich bewusst, dass die Bibel
ausgelegt werden muss, sind aber der Überzeugung, dass auch
Nichttheologen die Bibel richtig verstehen können. Wörterbücher,
Konkordanzen und Kommentare werden oft verwendet, und bestimmte
Kommentare sind für manche evangelikale Richtungen recht maßgeblich,
zum Beispiel der der Scofield-Bibel für Teile des
Dispensationalismus. Den Methoden der nicht-evangelikalen Theologie,
insbesondere der historisch-kritischen Methode, stehen sie ablehnend
gegenüber.
* Sündhaftigkeit und Schuld setzen den Menschen Gottes Zorn und
Verdammnis aus. Die Erlösung hieraus könne nur durch einen Gnadenakt
Gottes erfolgen und setze den Glauben an Jesus Christus, seinen
stellvertretenden Opfertod und seine Auferstehung sowie die
Bekehrung und Wiedergeburt durch den Heiligen Geist voraus.
* Die persönliche Glaubensentscheidung: Christentum basiert für
Evangelikale auf einer persönlichen, bewussten Entscheidung für den
christlichen Glauben und einer persönlichen Beziehung zu Jesus
Christus, die auch im Alltag Auswirkungen auf das persönliche
Handeln haben muss. Kirchenmitgliedschaft allein genüge nicht, es
bedürfe einer persönlichen Abkehr vom alten Leben und einer
Hinwendung zu Jesus Christus (Bekehrung). Diese bewusste
Entscheidung wird in Form eines persönlichen Gebets vollzogen, das
als Lebensübergabe bezeichnet wird. Aufgrund der Vorstellung einer
persönlichen Beziehung zu Gott rechnen Evangelikale mit dem direkten
Eingreifen Gottes in ihr Leben. Wunder halten sie für möglich oder
zumindest nicht ausgeschlossen, entdecken aber Gottes Wirken auch in
alltäglichen Begebenheiten. Die Erwachsenentaufe wird in manchen
Bewegungen als symbolische Bestätigung der Hinwendung zum "Reich
Gottes" praktiziert.
* Das allgemeine Priestertum der Laien spielt bei Evangelikalen eine
wesentliche Rolle. Jeder Einzelne soll persönlich mit der Bibel
umgehen, sie privat und in Kleingruppen studieren, auslegen und auf
sich wirken lassen. Daher finden sich unter Evangelikalen viele
Laien mit beträchtlicher Bibelkenntnis. Für Leitungs- und
Schulungsaufgaben ist eine formelle theologische Ausbildung nicht
unbedingt erforderlich. Die mit dem allgemeinen Priestertum
verknüpfte Frage, inwieweit Frauen an Leitungsaufgaben und
geistlichen Ämtern innerhalb der Gemeinde beteiligt werden sollen,
wird unter Evangelikalen sehr unterschiedlich beantwortet.
* Kirche und Konfession sind oft von untergeordneter Bedeutung. Die
meisten Evangelikalen sehen sich als Teil der weltweiten
Christenheit und fühlen sich ungeachtet ihrer Kirchen- oder
Gemeindezugehörigkeit mit anderen Evangelikalen verbunden. Jedoch
gibt es auch Richtungen, die die Ökumene ablehnen. Besonders
katholische und orthodoxe Kirchen, aber auch der liberale
Protestantismus werden von diesen als irrend abgelehnt.
Nicht-evangelikale Christen werden von manchen Strömungen abwertend
als "Namenschristen" bezeichnet, die neu evangelisiert werden
müssten.
* Absolutheitsanspruch: Mit Ausnahme des Judentums, das bei manchen
Evangelikalen einen Sonderstatus genießt, werden andere Religionen
(z. B. Islam, Buddhismus) als Irrwege abgelehnt. Ein Dialog der
Religionen findet meist nur unter missionarischem Gesichtspunkt
statt.
* Mission: Evangelikale sehen es als wichtig an, ihren Glauben
gegenüber allen Nicht-Christen in ihrem Sinne zu bezeugen und die
biblische Erlösungsbotschaft zu verbreiten. Evangelikale und
Pfingstkirchen beteiligten sich 2007 erstmals an einer Konsultation
über Bekehrung im Rahmen des gemeinsamen Studienprozesses von
Vatikan und Ökumenischem Rat der Kirchen. Die Konsultation in
Toulouse vollzog damit einen weiteren Schritt hin zu dem Ziel eines
gemeinsamen Verhaltenskodex für Bemühungen, Menschen zum Christentum
zu bekehren.
In der evangelikalen Theologie sind England und Amerika führend.
Bekannte evangelikale Theologen sind John Stott, Reuben Archer
Torrey, Cornelius van Til, Bruce Metzger, Thomas C. Oden, Craig
Blomberg, William Lane Craig, Alister McGrath, Ben Witherington,
Francis Schaeffer und N.T. Wright − siehe auch unten
Literatur.
Geschichtliche Entwicklung
Nach Meic Pearse gibt es eine allgemeine Übereinstimmung darüber,
dass das Great Awakening und der Anfang des Methodismus im 18.
Jahrhundert die Geburt der modernen evangelikalen Bewegung sind. Er
weist dabei auf die gemeinsamen Charakteristiken Bekehrung, aktives
Christentum, Bibelstudium und Kreuzbezogenheit hin.
Die evangelikale Bewegung im eigentlichen Sinn und der
protestantische Fundamentalismus entwickelten sich in den
Vereinigten Staaten über verschiedene Phasen gemeinsam und trennten
sich erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Derek Tidball
beschreibt die Entwicklung in drei Phasen:
Erste Phase: Konservative Theologie und Erweckungsbewegung
Im 19. Jahrhundert gab es verschiedene Bewegungen, die sich nahtlos
in der evangelikalen Bewegung fortsetzten.
Überkonfessionelle protestantische Bewegungen
Im 19. Jahrhundert entstand eine Vielzahl konservativer,
überkonfessioneller protestantischer Bewegungen wie
* Erweckungsbewegung
* Dispensationalismus
* Keswick-Bewegung
* Glaubensmission
* Interdenominational Foreign Missions Association
* Evangelische Allianz
Durch Erweckungsreisen im angelsächsischen Raum schufen sie die
Basis für ein einendes Band. Grundlagen waren konservative
Theologie, Supranaturalismus, individuelle Bekehrung, persönliches
Gebetsleben, sowie eine wörtliche Bibelauslegung.
Konservative Theologie
Ebenfalls im 19. Jahrhundert kam es zu einer konservativen
theologischen Bewegung in führenden amerikanischen Universitäten,
die sich von der liberalen Theologie abgrenzte. Führend war dabei
die renommierte presbyterianische Universität von Princeton, mit
Charles Hodge, Archibald Alexander Hodge und Benjamin B. Warfield,
die biblischen und dogmatischen Grundlagen der evangelikalen
Theologie als Reaktion auf die von Europa herüberschwappende
liberale Theologie.
Cyrus I. Scofield gab 1909 die Scofield-Bibel heraus, eine auf dem
Dispensationalismus basierende Studienbibel mit Kettenreferenzen.
Ab 1910 erschien, finanziert von den beiden kalifornischen
Ölmillionären Lyman und Milton Stewart, die Buchreihe ?The
Fundamentals. A Testimony to the Truth, eine zwölfbändige Sammlung
von Arbeiten, in der konservative Theologen aus vielen Konfessionen
und aus dem gesamten englischen Sprachraum die konservative
Theologie gegen die historisch-kritische Exegese verteidigten. Unter
den 64 Kontributoren waren theologische Schwergewichte wie B. B.
Warfield, James Orr, und Reuben Archer Torrey.
Aufgrund dieses Namens kam es zur Bezeichnung Fundamentalisten für
die Kontributoren, die jedoch nicht dem heutigen Verständnis des
Ausdrucks entspricht heute würden diese Theologen als evangelikal
bezeichnet.
Innerkonfessionelle Bewegungen
Unabhängig davon fiel in diese Zeit auch das rasche Wachstum der
Heiligungs- und Pfingstgemeinden, die insbesondere unter den
nicht-intellektuellen Einwanderern und den Afroamerikanern Zulauf
fanden.
Parallel dazu entwickelten sich auch in der ?Basis der größeren
Kirchen Bewegungen, die innerhalb ihrer jeweiligen Konfession gegen
die liberalen oder modernistischen Strömungen protestierten, da
diese die Grundlagen des Christentums zugunsten von agnostischen
Prinzipien verlassen hätten. Die ?Liberalen hätten eine säkulare,
humanistische und skeptische Religion gegründet, basierend nicht
mehr auf dem Christentum, sondern auf der zunehmend pluralistischen
europäischen Kultur, die aus der Aufklärung entstanden sei.
Diese Bewegung bekam einen zusätzlichen Impetus von den jährlich
stattfindenden Niagara Bible Conferences im letzten Viertel des 19.
Jahrhunderts, wo sich baptistische und presbyterianische Theologen,
aber auch Vertreter der Kongregationalisten, Methodisten, Lutheraner
und Anglikaner zusammenfanden als Gegenbewegung gegen den
theologischen Modernismus. An den Niagara Bible Conferences nahmen
zahlreiche renommierte Theologen wie C.I. Scofield, und Hudson
Taylor teil. An verschiedenen dieser Konferenzen wurden
überkonfessionelle unverzichtbare Grundlagen des christlichen
Glaubens definiert.
Zweite Phase: Vereinigung der drei Bewegungen
Der Beginn der zweiten Periode lässt sich auf die Gründung der
Worlds Christian Fundamentals Association 1919 datieren, in der sich
die voneinander unabhängigen konservativen Bewegungen auf der Basis
von fünf traditionellen Grundwahrheiten des Christentums
zusammenfanden:
* die Irrtumslosigkeit der Bibel
* die Gottheit Jesu Christi und seine Geburt von der Jungfrau Maria
* seine stellvertretende Sühne
* seine leibliche Auferstehung
* die zweite Wiederkunft Christi bei der leiblichen Auferstehung der
Toten
Die ersten beiden Punkte gehörten seit der Alten Kirche zu den
grundlegenden Lehren des Christentums, der dritte ist in der
westlichen (katholischen und protestantischen) konservativen
Theologie seit dem Mittelalter unbestritten.
Die beiden letzten Punkte wurden zwar in der konservativen Theologie
nie abgelehnt, aber auch nie besonders betont. Hier wurden sie
bewusst aufgeführt, um sich einerseits gegen die
historisch-kritische Exegese und andererseits gegen die Ablehnung
der Realität von Wundern abzugrenzen.
Die resultierende Bewegung wurde als Fundamentalismus bezeichnet,
umfasste aber neben den eigentlichen Fundamentalisten auch die
wesentlich größere Gruppe der heutigen Evangelikalen. Im
Fundamentalismus gab es einerseits immer noch theologische
Kapazitäten wie Gresham Machen und Cornelius Van Til - anderseits
aber auch Leute wie Jay Frank Norris von den Southern Baptists oder
Billy Sunday, ein ehemaliger Baseballspieler als Evangelist, die
sich bestens für eine Karikatur eigneten.
In dieser Periode wurde auch die Kampagne gegen den Unterricht der
Evolutionslehre an den Schulen gestartet. Weltbekannt wurde der
Affenprozess 1925 gegen den Lehrer John Scopes. Ziel der Kampagne
war die Verteidigung biblischer Aussagen gegen die moderne
Wissenschaft.
In vielen großen Konfessionen kam es zu Streitigkeiten und zu
Abspaltungen der konservativen Gruppen. Dabei entstanden z. B. aus
den American Baptists die General Association of Regular Baptist
Churches und aus der Northern Presbyterian Church die Orthodox
Presbyterian Church.
Ein interkonfessionelles Netzwerk entstand unter Beteiligung von
* Bibelschulen
* Evangelisationsorganisationen
* Missionswerken
* Sommer-Bibelkonferenzen
* Verlagshäusern.
Dritte Phase: Trennung von Evangelikalen und Fundamentalisten
Das evangelikale Schisma wurde eingeleitet durch einen Prozess des
Sich-Einlassens vieler Konfessionen auf die Moderne, mit dem Ziel,
diese zu evangelisieren. Diese gründeten 1943 die National
Association of Evangelicals.
1957 kam es zur Trennung zwischen Evangelikalen und
Fundamentalisten, als der Erweckungsprediger Billy Graham sich die
Kritik von den Fundamentalisten zuzog, die seine Mitarbeit im
Ökumenischen Rat der Kirchen als Kompromiss mit den verderblichen
Kräften des Modernismus deuteten. Bob Jones beschuldigte ihn der
?Aufgabe der Religion und des ?Opfers des Evangeliums auf dem Altar
zeitgemäßer Opportunität. Graham hielt am Sich-Einlassen fest. Das
endgültige Schisma zwischen Evangelikalen und Fundamentalisten
erfolgte 1957, nachdem die Fundamentalisten die finanzielle
Unterstützung für den New York City Crusade abgelehnt hatten.
Seitdem bezeichnet der Begriff strenggenommen nur mehr den
verbliebenen Teil der Fundamentalisten, wenn er auch in weiterem
Sinne auf die Protestantische Rechte der USA angewandt wird.
Post-Evangelikalismus
Innerhalb der evangelikalen Bewegung gibt es inzwischen viele Leute,
die dem klassischen Evangelikalismus nicht mehr ganz zustimmen
wollen. Etliche dieser Leute leben ihren Glauben im Privaten aus,
finden aber für sich keinen Platz in den evangelikalen Kreisen.
Gründe dafür können sein, dass diese Leute die erlebte Enge und den
Dogmatismus nicht teilen. In ihrem Denken sind sie stark von der
Postmoderne geprägt. Auch die evangelikale Subkultur (v. a. in den
USA) mit ihren speziellen Gottesdiensten, Kirchenzentren, Musik,
Büchern und anderen teilweise kommerzialisierten Auswüchsen werden
abgelehnt.
Als Bewegung lässt sich der Post-Evangelikalismus nicht konkret
umschreiben. Die Verbindung zwischen post-evangelikal und
evangelikal lässt sich sowohl als Kontinuität, als auch
Diskontinuität beschreiben. Das Verhältnis entspricht der
Entwicklung von der Moderne zur Postmoderne.
Ein hoher Stellenwert nimmt im Verständnis der Bibel und der
Gemeinde die Kultur ein. Die kulturelle Relativität muss sowohl bei
der Bibelauslegung, als auch dem Gemeindebau berücksichtigt werden.
Eng verbunden mit dieser Ausrichtung ist die unter
konservativ-evangelikalen umstrittene Emerging Church, die eben
versucht postmodern Gemeinde und Theologie neu aufzubauen. Vertreter
des Post-Evangelikalismus sind z. B. Dave Tomlinson oder Stanley J.
Grenz.
Richtungen innerhalb der Evangelikalen im deutschen Sprachraum
Trotz der vielen Gemeinsamkeiten sind die Evangelikalen nichts
weniger als eine homogene Gruppe. Im deutschen Sprachraum lassen
sich die Evangelikalen grob in drei theologische Hauptrichtungen
einteilen:
* die Bekenntnis-Evangelikalen, denen die Autorität traditioneller
kirchlicher Bekenntnisse wichtig ist. Sie finden sich in
konservativen Kreisen der Landeskirchen, beispielsweise in der
Bekenntnisbewegung Kein anderes Evangelium und der Konferenz
bekennender Gemeinschaften.
* die charismatischen Evangelikalen, hauptsächlich in
charismatischen Kreisen der Landeskirchen und in den Gemeinden der
Pfingstbewegung;
* die Evangelikalen in pietistischer Tradition, hauptsächlich im
landeskirchlichen Pietismus und in traditionellen Freikirchen.
Seit den 1990er Jahren sind neben diesen Richtungen unabhängige
evangelikale Gruppen entstanden, die zwar eine strenge evangelikale
Lehre vertreten, sich aber keiner dieser Richtungen zugehörig
fühlen. Dazu gehören beispielsweise die russlanddeutschen
mennonitischen Aussiedlergemeinden und die Konferenz für
Gemeindegründung.
Ebenso unterscheiden sich Evangelikale stark bezüglich ihrer
Offenheit gegenüber Andersdenkenden:
* separatistische Evangelikale (Fundamentalisten):
biblisch-konservative Kreise, die sich betont gegen alle
Gruppierungen abgrenzen, die ihre spezifische Sicht des Christentums
nicht teilen. Sie halten streng an der Irrtumslosigkeit der Bibel
fest, haben oft gruppenspezifische Auslegungen oder einen
gruppenspezifischen Lebensstil. Im deutschen Sprachraum sind das
eher kleine Gruppen, beispielsweise der Evangelische Brüderverein,
die Freunde konkordanter Wortverkündigung, Adullam oder der
?geschlossene Flügel der Brüderbewegung.
* konservative Evangelikale: Sie halten an der Irrtumslosigkeit der
Bibel fest, die einige, aber nicht alle, durch die
Chicago-Erklärungen definieren, sind aber offen im Kontakt mit
Andersdenkenden. Diese Richtung wird beispielsweise von den meisten
Bibelschulen, der Freien Theologischen Akademie in Gießen oder auch
der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule in Basel (Schweiz)
vertreten. Unter den Freikirchen sind die Brüdergemeinden und viele
unabhängige freikirchliche Gemeinden hier einzuordnen, Angehörige
dieser Gruppe finden sich aber auch in vielen Freikirchen sowohl
pietistischer als auch baptistischer und charismatischer Richtung,
weniger in den Landeskirchen.
* offene Evangelikale oder Neo-Evangelikale: Diese Gruppe steht der
Bibelkritik distanziert gegenüber, ist aber bereit, bestimmte
Ergebnisse zu übernehmen. Diese Richtung ist insbesondere unter den
Evangelikalen in den Landeskirchen zu finden, in den Freikirchen
insbesondere bei den Mennoniten und in der
Evangelisch-methodistischen Kirche, in der es aber auch
nicht-evangelikale Christen gibt, und im liberaleren Flügel anderer
Freikirchen.
Evangelikale und Politik
Europa
In Europa variiert die politische Orientierung von Evangelikalen,
zwischen rechtskonservativ (z.B. die Eidgenössisch-Demokratische
Union oder die Partei Bibeltreuer Christen) und linkskonservativ
(z.B. die Evangelische Volkspartei). So gut wie alle europäischen
Evangelikalen tendieren zu einer konservativen Haltung in Fragen wie
Abtreibung oder Sterbehilfe; in sozialen oder die Umwelt, Bildung
und Asylgesetzgebung betreffenden Fragen stehen aber viele
europäische Evangelikale eher links. Spätestens seit dem Irak-Krieg
gibt es auch unter den politisch Konservativen eine deutliche
Skepsis gegenüber den USA, die teilweise auch bei 'Evangelisationen'
thematisiert wird, etwa durch Ulrich Parzany; diese Kritik umfasst
auch die Einstellung der amerikanischen Evangelikalen zu
wirtschaftlich-sozialen Verhältnissen.
Dritte Welt
Generell positionieren sich die evangelikalen Führer in der Dritten
Welt in sozialen Fragen eher ?links (soziale Gerechtigkeit,
Armutsbekämpfung usw.); bei Themen wie Bildung, Ehegesetze oder
Homosexualität bleiben sie entschieden konservativ.
Nordamerika
In Nordamerika sind die Evangelikalen gemäß verschiedenen Umfragen
politisch ziemlich einheitlich rechtskonservativ und wählen in der
Regel republikanisch. Die große Mehrheit ist gegen die
Liberalisierung der Abtreibung, gegen pluralistische Lebensstile,
für die Todesstrafe und gegen staatliche Sozialmaßnahmen (soziale
Hilfe wird als Aufgabe der Kirchen gesehen). Ihre Einstellung ist
nicht rassistisch, sondern vorwiegend ethnozentristisch: Einwanderer
bedrohen durch ihre fremden Kulturen die amerikanischen Werte. Vom
Sozialprofil her ist allerdings eine deutliche Parallele zu
rassistischen und antisemitischen Bevölkerungsteilen der USA
festzustellen. Evangelikale Christen haben wie diese einen
unterdurchschnittlichen formalen Bildungsgrad und sind vorwiegend im
Süden der USA in ländlichen Gebieten und kleinen Städten
anzutreffen. Anhänger islamischen Glaubens werden feindlich
betrachtet (verschärft durch die Entwicklung des Irakkrieges und den
Terroranschlag in New York).
Quellenangaben
Die christliche neue Rechte der Vereinigten Staaten, die eine
einflussreiche politische Position einnimmt, besteht mehrheitlich
aus Evangelikalen. Vertreter sind beispielsweise James Dobson,
Franklin Graham, Pat Robertson, Charles Colson oder George W. Bush.
Die besondere Stellung der Linksevangelikalen in den USA
Neben der christlichen Rechten gibt es in den USA auch die so
genannte evangelikale Linke. Sie ist weniger organisiert und
politisch weniger einflussreich.
Als Teil der Christian Left nehmen Linksevangelikale eine
Sonderstellung ein: Christen, die anders als liberale Vertreter der
Christian Left von ihren theologischen Grundüberzeugungen her eher
eine evangelikale als eine liberale Theologie vertreten, teils auch
eher wertkonservativ eingestellt sind, aber bei Themen wie
Sozialpolitik, Friedenspolitik, Menschen- und Bürgerrechte eindeutig
linke Positionen beziehen und sich sehr aktiv für diese Positionen
einsetzen. Einer der prominentesten Linksevangelikalen ist Jim
Wallis, Gründer und Leiter einer Art christlicher Kommune namens
Sojourners, Prediger und Buchautor. Der Titel seines letzten Buchs
zeigt deutlich die Ansicht der Linksevangelikalen, dass eine
christliche Politik nicht mit der traditionellen Einteilung in
"rechts" und "links" funktioniert: "God's Politics: Why the Right
Gets It Wrong and the Left Doesn't Get It". Dass Linksevangelikale
trotz Differenzen zu anderen Vertretern meist zur Christian Left
gezählt werden, und Jim Wallis für einige sogar so etwas wie ein
Aushängeschild der religiösen Linken ist, mag daran liegen, dass ihr
Engagement gegen Armut und für Themen wie Frieden und Gerechtigkeit
im Vordergrund ihrer Aktivitäten steht und Linksevangelikale nicht
selten von der religiösen Rechten heftig kritisiert werden,"
berichtet Wikipedia.
Der Leser kann sich sicherlich eine eigene Meinung bilden, wie er
persönlich zu diesen Positionen steht. Mir persönlich ist wichtig,
darüber zu informieren, was sich hinter einem bestimmten Begriff
verbirgt. Dafür oder dagegen zu reden können andere Leute bestimmt
besser als ich. Andreas Rüdig |