Stephans Kult-pur Der Kult-Attaché
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silk-O-phonics in der Friemersheimer Dorfkirche
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 22. Januar 2023 - Beim Wettbewerb „Der beste Chor im Westen“ hätten die silk-O-phonics 2018 fast das Finale im WDR-Fernsehen erreicht. Verschiedene Musikprogramme hat das TV-erfahrene Acappella-Ensemble aus Krefeld in petto. Jetzt sind die 18 Sängerinnen und Sänger des Chores unter dem Motto „That's Christmas“ in der Friemersheimer Dorkirche aufgetreten, mit dabei Beat-Boxer Jan.

Sie überraschten die etwa 80 Gäste im herunter gedimmtem Kirchenschiff mit bekannten Weihnachtsliedern, die sie im völlig neuen Stil interpretierten. Eben weil Beat-Boxer Jan prägend das Rhythmus-Fundament mit seinem Mund formte, dabei treibende Snare- und Bass-Drum-Kapriolen schlug und mit geschnalzter Zunge noch die Hi-Hat bediente. So ein pushender Klangteppich schreit natürlich nach Jazz- und Pop-Akkorden, die der Chor dann reihenweise in den vielfach traditionellen Liedern anschlug. Die glänzenden Silberkugeln des weihnachtlichen Baumes spiegelten sich im glasklaren Ausdruck der Stimmen der silk-O-phonics wider, bei Stücken wie „O du Fröhliche“ oder „O Tannenbaum“, die auch rhythmisch oder in der Tonart verschoben waren. Der Klassiker „Maria durch ein Dornwald ging“ beeindruckte durch Intonation und Ausdruck der Singenden mit schnell angezogenem Fortissimo, das sie im „Kyrie eleison“ des Liedes herauf ziehen ließen. Dazu lasen einzelne Mitglieder des Chores besinnliche Weihnachtstexte, in denen die Frage aufkam, ob man Weihnachten nicht „frei von überhöhtem Kitsch“ belassen soll.

„Frei von überhöhtem Kitsch“ jedenfalls ließen sich die Sänger auf ihre Interpretationen der Lieder ein: So wähnte man sich manchmal in einem swingenden Orchester mit Crooner- Gesang, wenn die basslastigen Solisten hervortraten und der Rest des Chores posaunenhaft den Rhythmus dazu blies. Genauso brillierten Altistinnen und Sopranistinnen in Stücken wie „Silent Night“ oder „Es kommt ein Schiff geladen“, wenn sie mit ausdrucksstarkem Timbre ihre Solopassagen meisterten, die Herren des Chores dazu die Kontrabasse und Violoncellos stampften. Die Lebendigkeit des Krefelder Ensembles verleitete auch die Dirigentin und Leiterin Antje Wald bei ihrem Taktschlag mit zu tänzeln – oder umgekehrt, war es das empathische Dirigat, was den Chor in den Hüften swingen ließ. Besonders schön war das im Türksprech gerappte Lied  „Gummibaum“ mit der Zeile „Ich backe Kekse braun, und schmücke Gummibaum“, das als kritische Anmerkung aus der Sicht eines Muslimen im Kirchenraum stand, welchen Kult die Deutschen um das Weihnachtsfest betreiben – ohne sich dessen ursprünglicher Bedeutung noch bewusst zu sein. Das Lied „Es ist ein Ros' entsprungen“, das die silk-O-phonics mysthisch wie einen gregorianischen Choral nur mit Teelichtern in der Hand in der völligen Dunkelheit chorisch atmend summten, verzückte die Anwesenden vollends als Zugabe des Konzerts.