Duisburg, 5. Februar 2023 -
Eigentlich hat Richard Wagner die Vorlage für das
Fernseh-Format „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS)
geliefert. Mit seiner einzigen, 1868 in München
uraufgeführten, komischen Oper „Die Meistersinger von
Nürnberg“ hat er quasi die Blaupause für den Chef-Juroren
Dieter Bohlen bei dem Sängerwettstreit auf RTL geschaffen.
Nur, dass als Hauptpreis damals eben nicht ein
Plattenvertrag oder eine Hauptrolle in dem Musical „Tarzan“
für den Gewinner winkten, sondern die zu vermählende Tochter
eines Meisters aus dem mittelalterlichen Nürnberg.
Hans-Günter Papirnik aus Essen-Überruhr hat dieses Singspiel
in seinem Papiertheater bearbeitet, die Bühne und die
Spielfiguren hat er aus feinsten Laubsägearbeiten mit
aufgeklebten Papiervorlagen kreiert. „So hat man zur Zeit
des Biedermeiers zuhause große Opern nachgespielt“, erklärt
Papirnik. Den Plot hat er quasi als Hörspiel mit
verschiedenen Stimmen und Musikbeispielen, sowie Arien aus
Wagners Werk aufgenommen. Hier wirkt der Nürnberger
Kirchvorplatz mit seinen romanischen Bögen wunderschön
dreidimensional, in dem seine tanzenden und singenden
Holzfiguren bei der Aufführung im Friemersheimer Museum St.
Laurentius nun eintauchen können. „Es ist sehr schwer, das
Format der Oper im Original mit mehr als vier Stunden auf
eine Spielzeit von 40 Minuten herunterzubrechen“, sagt
Papirnik.
Doch bei dieser komprimierten Darstellung
starren die 15 Zuschauer um so gebannter auf die kleine
Bühne, sehen wie der Ritter Walther von Stolzing um die
Tochter des Nürnberger Goldschmieds Veit Pogner wirbt. Doch
Eva ist nicht so einfach zu haben, sie soll auf Drängen
ihres Vaters an den Sieger eines Sängerwettstreits vergeben
werden, der am Johannistag auf der Festwiese der Stadt
ausgetragen wird. Doch Walther von Stolzing, der schon das
Herz Evas erobert hat, kann nicht singen, und muss sich nun
der harten Gesangsausbildung, Atemtechnik und Intonation,
bei dem Nürnberger Meistersänger Hans Sachs unterziehen.
Behaupten muss er sich gegen den garstigen Konkurrenten,
Stadtschreiber Sixtus Beckmesser, der ebenfalls ein Auge auf
die junge Eva geworfen hat und sich schon als Sieger
wahrnimmt. Denn Walther von Stolzing wird beim Probesingen
vor den Augen der Nürnberger Juroren geradezu verrissen. Nur
durch eine List des besten Sängers und Chef-Juroren, Hans
Sachs, gelingt es dem Ritter von Stolzing den Sängercontest
zu gewinnen. Und alle stimmen am Ende in den abgeänderten
Choral mit ein: „Ehret Eure Meister“. Dazu Papirnik: „Das
'Deutsche' habe ich besser weggelassen in meiner freien
Bearbeitung.“ „ Man muss nicht unbedingt fünf Stunden in der
Oper ertragen, wenn die Geschichte auch knapp erzählt werden
kann“, sagte eine Zuschauerin bewegt.
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