Duisburg, 24.
Mai 2023 - Die palästinensisch-britische Künstlerin Mona
Hatoum reflektiert in ihren Arbeiten die Instabilität und
Unsicherheit der heutigen politischen Landschaft. In der
Reihe „Sculpture 21st“ zeigt sie erstmals in Deutschland die
Rauminstallation „Map (clear)“. Tausende von Glasmurmeln
bilden eine trügerische, instabile und unbeständige
Weltkarte. Der Museumsboden verwandelt sich in eine
verführerisch schimmernde und doch fragile Oberfläche. Ein
winziger Anstoß genügt und das vertraute Bild der Welt gerät
in Aufruhr. „Wie keiner anderen Künstlerin gelingt es Mona
Hatoum, Alltagsobjekte in ihrer ganzen Schönheit so
einzusetzen, dass die Verwundbarkeit unseres Lebensraums
spürbar wird“, so Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla.
Für ihre Arbeiten nutzt Mona Hatoum eine Vielzahl von
Medien, darunter Installationen, Skulpturen, Video,
Fotografie und Arbeiten auf Papier. Sie reflektiert Themen,
die sich aus aktuellen globalen Bedingungen ergeben, wie
Systeme des Eingesperrtseins, Überwachungsarchitekturen oder
Konflikte und Vertreibung. Sie nutzt die poetische Aufladung
und metaphorische Kraft einer Reihe von Materialien, von
Stahl, Ziegeln und Beton bis hin zu Schutt, Glas und
menschlichem Haar, um die elementaren Formen des Rasters
und, in neuerer Zeit, der Kugel zu erkunden. Dabei beruft
sie sich sowohl auf die strenge Geometrie der
minimalistischen Skulptur als auch auf die Möglichkeiten
ihres formalen Zusammenbruchs.
Hatoum wurde Mitte der 1980-er Jahre durch eine Reihe von
Performances und Videoarbeiten bekannt, die sich intensiv
mit dem Körper auseinandersetzten. Sie machte sich selbst
zum Subjekt und Werkzeug und verortete den Körper so als
Schlachtfeld, als Dreh- und Angelpunkt politischer, sozialer
und geschlechtsspezifischer Konflikte.
In
den 1990-ern wandte sich Hatoum großformatigen
Installationen und Skulpturen zu, die darauf abzielen, in
den Betrachter:innen widersprüchliche Gefühle zwischen
Begehren und Abscheu, Furcht und Faszination zu wecken.
Hatoum hat eine Sprache entwickelt, in der sich vertraute
häusliche Alltagsgegenstände oft in fremdartige, bedrohliche
und gefährliche Objekte verwandeln.
„Ich versuche, in etwas, das normalerweise harmlos aussieht,
den Unterton von Feindseligkeit zu enthüllen. Es ist ein
Weg, die Menschen dazu zu bringen, alles um sich herum
infrage zu stellen.“
Hatoum wurde 1952 als Tochter einer palästinensischen
Familie in Beirut, Libanon, geboren. Während eines kurzen
Besuchs in London 1975 verhinderte der Ausbruch des
libanesischen Bürgerkriegs ihre Rückkehr. Seitdem lebt sie
in London.
Hatoums Werke befassen sich mit Motiven existenzieller
Unsicherheit und bringen uns dazu, unsere Beziehung zu einer
Welt voller Konflikte und Widersprüche zu hinterfragen.
Themen wie Vertreibung, eingeschränkte Bewegungsfreiheit und
staatliche Kontrolle untersucht sie vor dem Hintergrund
ihrer eigenen biografischen Reise, die durch ein „Gefühl der
Zerrissenheit“ geprägt ist. Die Präsentation von Mona Hatoum
im Rahmen von „Sculpture 21st” wird gefördert durch die
Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West.
Sculpture 21st
Unter dem Titel „Sculpture 21st” präsentiert das Lehmbruck
Museum seit 2014, dem 50. Geburtstag des Museums, wechselnde
Positionen zur Skulptur des 21. Jahrhunderts. Einige der
wichtigsten Bildhauer:innen der Gegenwart, unter ihnen Tino
Sehgal, Jeppe Hein, Eija-Liisa Ahtila, Xu Bing, Julian Opie
und zuletzt Rineke Dijkstra, präsentierten in der
ikonischen Glashalle des Museums ihre Werke und unternehmen
damit eine Positionsbestimmung zur Skulptur des 21.
Jahrhunderts. Sie alle stellen auf sehr unterschiedliche
Weise grundlegende Fragen an das Museum, die Kunst und ihr
Verhältnis zur Gesellschaft.
Die imposante Nordhalle des Lehmbruck Museums mit ihren an
drei Seiten großflächig verglasten Scheibenfronten aus über
sieben Meter hohen Glasscheiben bildet die architektonische
Schnittstelle zwischen Museum und Öffentlichkeit: Wechselnde
monografische Inszenierungen mit Werken international
bedeutender Künstler:innen laden den musealen Raum der
außergewöhnlichen Museumsarchitektur Manfred Lehmbrucks neu
auf und kreieren ein Erfahrungsfeld, das sich in der
Wahrnehmung der Betracher:innen realisiert und diese
physisch einbezieht.
Statements
„Mit der Reihe Sculpture 21st gelingt es dem Lehmbruck
Museum immer wieder, bedeutende Bildhauer:innen zu gewinnen
und die Aufmerksamkeit auf sehr profilierte Positionen der
modernen Bildhauerei zu lenken“, findet Bürgermeisterin
Edeltraud Klabuhn. „Mona Hatoums Weltkarte besteht aus
lauter wunderschönen Murmeln, die sich wie ein schillernder
Teppich über den Boden des Museums ausbreiten. Mit der
Fantasie eines Kindes stellen wir uns vor, wie es sich
anfühlt, diesen Teppich unter unseren Füßen zu spüren.
Unsere Bewegung wird unsicher, wackelig – ganz genauso wie
unsere heutige Weltlage, in der wir immer wieder eine neue
Balance finden müssen.“
„Wir sind sehr glücklich über die erfolgreiche und
partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Lehmbruck Museum.
In der von uns geförderten Reihe Sculpture 21st ist die
Ausstellung Mona Hatoum bereits die fünfte Präsentation mit
spannenden zeitgenössischen Positionen. Mona Hatoum schafft
es mit ihrer Rauminstallation Map (clear) grundlegende
Fragen rund um unseren Lebensraum zu stellen. Damit
möglichst viele Menschen die Arbeit von Mona Hatoum erleben
und ein wunderbares Kunsterlebnis genießen können, planen
wir gemeinsam mit dem Museum für den 13. August 2023 wieder
ein großes Sparda-Sommerfest bei freiem Eintritt“,
sagt Ursula Wißborn, Vorstand der Stiftung der Sparda-Bank
West.
Die Künstlerin Mona Hatoum wurde 1952 in
Beirut als Tochter palästinensischer Eltern geboren. Während
eines Kurzbesuchs in Großbritannien 1975 brach der
Bürgerkrieg im Libanon aus und die Künstlerin ließ sich
daraufhin in London nieder. Dort studierte sie Kunst, von
1975 bis 1979 an der Byam
Shaw School of Art und von 1979 bis 1981 an der Slade
School of Art. Von 1986 bis 1994 lehrte sie am Central
Saint Martins College of Art and Design, London, und von
1992 bis 1997 an der Jan
van Eyck Academie in Maastricht.
1994/1995 war sie Gastprofessorin an
der École
nationale supérieure des beaux-arts, Paris, und 1998 am Chelsea
College of Art and Design und dem Central Saint Martins
College of Art and Design, London. Sie lebt in London und
Berlin.
Hatoum hat an zahlreichen prestigeträchtigen Ausstellungen
teilgenommen, darunter die Biennale von Venedig (1995 und
2005) und die documenta (2002 und 2017). Im Jahr 2004
organisierte die Hamburger Kunsthalle eine große
Übersichtsausstellung, die im Kunstmuseum Bonn und im
Magasin III in Stockholm zu sehen war. Zu den jüngsten
Einzelausstellungen gehört eine große Übersichtsausstellung
(2015), die vom Centre Pompidou, Paris, organisiert wurde,
und die daraufhin in der Tate Modern, London (2016), und im
KIASMA, Helsinki (2016-17), gezeigt wurde.
Im Jahr 2022 wurden in Berlin drei Einzelausstellungen
gleichzeitig eröffnet: Neuer Berliner Kunstverein (n.b.k.),
Georg Kolbe Museum und KINDL-Zentrum für zeitgenössische
Kunst. Mona Hatoum wurde bereits mit diversen
internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter der
Käthe-Kollwitz-Preis (2010), der Joan Miró-Preis (2011) und
der Praemium Imperiale-Preis für Bildhauerei (2019).
|