Filmbesprechungen  
Gehört... CD-Besprechungen  Filme: Alfred Hitchcock

 

Filme der Landeszentrale für politische Bildung NRW

Novembertage - Stimmen und Wege
Dokumentarfilm Deutschland / Großbritannien 1990; 140 Minuten, Farbe; Buch und Regie: Marcel Ophüls; Kamera: Pete Boultwood; Schnitt: Sophie Brunet; Ton: Michael Busch

Ausgangspunkt für den Film sind die Ereignisse am 9. November 1989, so wie die BBC sie festhielt. Regisseur Marcel Ophüls suchte mittels Zeitungsanzeigen die Leute, die auf diesen Bildern sah und die ihn interessierten. Er befragte sie nach ihren Erlebnissen. Ophüls suchte ihren Blick auf die Geschichte der DDR. Wie sehen ihre Hoffnungen, wie ihre Erwartungen aus? Ähnlich verfuhr er mit den Fernsehaufzeichnungen der letzten großen Kundgebung der SED im November 1989. Er besuchte aber auch jene Persönlichkeiten, die für die Endzeit der DDR prägend waren: hohe Funktionäre der untergehenden DDR wie Egon Krenz oder Günter Schabowski, Beobachter, dazu Regimefreunde wie die Schriftsteller Stephan Hermlin und Heiner Müller oder die Schauspielerin Barbara Brecht � Schall. Aber auch Oppositionelle wie die Malerin Bärbel Bohley und der Dirigent Kurt Masur kommen zu Wort. Ein Grenzbeamter, ein Sanatoriumsleiter und der Pfarrer, der Honecker Asyl bot, sind Zufallsbekanntschaften, die ebenfalls in den Film einfließen.
Ein Dokumentarfilm soll dieser Film sein. Richtig zufrieden stellt er mich nicht. Der Film stellt nicht die Ereignisse dar, die zum Untergang der DDR führten. Es fehlen schlichtweg die Informationen, was ab dem Oktober 1989 in der DDR und dann in Bonn und anderen westeuropäischen Hauptstädten geschah. Die zeitgeschichtliche Einbindung des Filmes fehlt also völlig.
Dieser Film stammt aus dem Jahre 1990; er kann also nichts von den Schwierigkeiten der Vereinigung berichten. Wie gestaltete sich in den 1990er Jahren das deutsche Zusammenwachsen - politisch, sozial, wirtschaftlich und kulturell? Welche Schwierigkeiten waren zu bewältigen? Welche Erfolge und Misserfolge kann die ehemalige DDR zu Beginn des 21. Jahrhunderts vorweisen? Diese Fragen können hier nicht beantwortet werden. Dies sind aber die Fragen, die wesentlich wichtiger sind als die Fragen, die in dem Film gestellt werden. In seiner vorliegenden Form bleibt der Film oberflächlich und nichtssagend. Er treibt keine Ursachenforschung, fragt also nicht, woran die DDR letztendlich scheiterte. Gleichzeitig eröffnet er keine Perspektiven für die Zukunft. So bleibt selbst die Zustandsbeschreibung des Jahres 1990 zusammenhangslos - und im Grunde genommen auch belanglos. Was eigentlich schade ist. Aus dem Film- und Interviewmaterial hätte ein lebendigeres Bild der Wendezeit gezeichnet werden können.
Es ist sehr deutlich spürbar, dass Marcel Ophüls nicht aus Deutschland stammt. Ihm fehlt jeder Sinn und jedes Gefühl für das Leben in den (damals noch) beiden deutschen Staaten. Einmal davon abgesehen, dass der Film einseitig auf das Leben in der DDR ausgerichtet ist und Westdeutsche gar nicht zu Wort kommen, fehlt Ophüls jeglicher Zugang zu dem (freudigen?) Ereignis Wiedervereinigung. Der unangenehme Effekt: Bei den DDR � Politikern, den ehemaligen Machthabern werden keine kritische Fragen gestellt. Weder Markus Wolf noch Günter Schabowski oder Egon Krenz werden hart an der Sache befragt. Sie erhalten hier eine unkritische Plattform zur Selbstdarstellung. Eine ernstzunehmende Dokumentation hätte hier mehr leisen müssen. In dieser Hinsicht ist der Film deutlich misslungen.

Späte Opfer - Deutsche in polnischen Lagern 1945 - 1950

Dokumentation 1998; 37 Minuten; Buch und Regie: Wolfgang Bergmann und Helga Hirsch; Kamera: Fritz Poppenberg; Schnitt: Wolfgang Bergmann; Ton: Yves Dujardin

Die Vertreibung der Deutschen aus den ehemaligen Ostgebieten war eine Kollektivstrafe für die Verbrechen der Nationalsozialisten. Aber auch Angehörige der deutschen Minderheit in Polen mussten nach 1945 büßen. Sie waren polnische Staatsbürger. Sie lebten schon vor 1939 in Polen. Und trotzdem wurden sie enteignet, zur Zwangsarbeit verpflichtet und in den Arbeits- und Konzentrationslagern aus der NS-Zeit interniert. Wo bis zum Januar 1945 Polen unter den Deutschen leiden mussten, wurden nun Deutsche von Polen unterdrückt und misshandelt. Mindestens 20.000 Inhaftierte starben an Misshandlungen, Hunger und Epidemien.
Ein sehr persönlicher Film liegt hier vor. Neben historischen Filmaufnahmen, Fotos und Karten gibt es verschiedene Geschichten Deutscher, die ihre eigene Leidensgeschichte erzählen. Sie erzählen eindringlicher und eindrucksvoller von dem Leben im neuen polnischen Staat als objektive Fakten es könnten. Es bleibt nur eine Frage: Warum war es für lange Zeit verpönt, über die Geschichte der Deutschen in Polen zu berichten? Warum schätzen wir unsere eigene Geschichte nur so gering? Warum wird so nachhaltig über das Leid, das der Zweite Weltkrieg über die Menschen brachte, geschwiegen?


Der Morgenthau- Plan

Dokumentation Deutschland 1995; 29 Minuten; Buch und Regie: Hans � Rüdiger Minow; Kamera: Jörg Adams; Schnitt: Birgit Schaack

Der Morgenthau-Plan sah vor, die deutsche Großindustrie abzurüsten und das gesamte politisch-militärische Establishment in Deutschland komplett abzulösen. Er wurde in den Jahren 1942 - 1944 von einem Arbeitsstab unter dem amerikanischen Finanzminister Henry Morgenthau jr. Ausgearbeitet. Morgenthau hielt die Verflechtung zwischen Großindustrie und Nationalsozialismus für die wesentliche Ursache des 2. Weltkriegs. Nur wenn die Machtzusammenballung der deutschen Schwerindustrie aufgelöst würde, ließ sich seiner Meinung nach ein dritter Weltkrieg Deutschlands vermeiden. Die alten Eliten halfen schließlich beim Wiederaufbau im Zeichen des Kalten Krieges.
Ein mäßig informativer und sachlich gehaltener Film liegt hier vor; deutsche und amerikanische Historiker kommen hier zu Wort, historische Bilder sind zu sehen. Doch hier fangen meine Irritationen schon an. Warum werden nur Bilder aus Deutschland gezeigt - warum nicht aus Washington? Ein Finanzminister und sein übergeordneter Präsident müssen doch irgendwann in der Öffentlichkeit aufgetreten sein! Und wer war dieser Henry Morgenthau jr. und sein politisch-familiärer Hintergrund, dass er sich solche Gedanken um Deutschland macht? Hier weist der Film für mich leichte formale Mängel auf.
Auch inhaltlich sehe ich Mängel. Der Morgenthau-Plan wird mir zu oberflächlich erklärt. Wie hätte Deutschland nach dem 2. Weltkrieg politisch regiert werden sollen - demokratisch? Was sollte aus den Nazis werden? Welche Vorstellung hatte Morgenthau von der zukünftigen Industrie Deutschlands? Es ist nur schwer vorstellbar, dass Deutschland nur Bekleidung, Fernsehen, Traktoren und Schreibmaschinen - beispielsweise - herstellt. An dieser Stelle hätte der Film schon tiefgründiger sein dürfen.
Den Film enttäuschend zu nennen wäre sicherlich verfehlt. Die Ungenauigkeit stört allerdings. Wer sich für (deutsche) Geschichte interessiert, möchte sie auch erklärt bekommen. Und zwar so gründlich, dass die Inhalte haften bleiben.


Der Kampf ums Dasein - Ein Missverständnis und seine Folgen

Dokumentation Deutschland 2002; Buch und Regie: Ulrich Baringhorst; Kamera: Udo Alberts; Schnitt: Sabine Hoffmann; Ton Till Butenschön

Menschen haben unterschiedliche Hautfarben. Ein Afrikaner ist schwarz und sieht daher anders aus als ein Europäer. Vor 150 Jahren begann man in Europa, diese Unterschiede rassistisch zu deuten. Die Menschheit wurde in hoch- und minderwertige Rassen unterteilt. Die Nationalsozialisten griffen dann diese Theorien später auf. Sie behaupteten, dass sich die deutsche "Herrenrasse" im Kampf gegen andere durchgesetzt habe. Sie beriefen sich dabei auf Charles Darwin Vererbungslehre und ein ?Recht des Stärkeren. Doch sie verstanden Darwin damit völlig falsch. Seine Idee vom ?Kampf ums Dasein beschreibt nicht den Sieg des Stärkeren, sondern einen Prozess, in dem etwas ganz anderes wichtig ist: Anpassungsfähigkeit. Die Natur zeigt nämlich, dass nur diejenigen Mitglieder einer Art überleben, die sich am besten der Umwelt anpassen können. Doch die Nationalsozialisten ignorierten solche Erkenntnisse. Sie liessen sich auch nicht davon irritieren, dass die Existenz einer ?deutschen Rasse schon damals nicht wissenschaftlich nachweisbar war.
Eher nüchtern und sachlich beschreibt der Film die Darwin`sche Theorie und ihre rassistische Umdeutung. Philosophen kommen hier genauso zu Wort wie Pädagogen und Naturwissenschaftler. Der Film ist dabei in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil beschäftigt sich mit Darwin und seiner Theorie. Dabei geht Regisseur Ulrich Baringhorst auch auf die Anfänge der Anthropologie ein. Wie können Daten über Menschen gewonnen werden? Die Forschungen beweisen schnell, dass die Theorien der Nazis jeglicher naturwissenschaftlicher Basis entbehren.
Der zweite Teil des Films beschreibt die Fehldeutungen der Nationalsozialisten, macht aber auch klar, welche Bedeutung diese Fehldeutungen haben. Die Fehldeutungen des Sozialdarwinismus sind nicht originell, sondern schon in der Öffentlichkeit vorhanden. Hitler macht sich den Sozialdarwinismus zu eigen und zur Basis seines Macht- und Expansionsdranges. So ganz am Rande gefragt: War Hitler eigentlich der einzige rassistische Autor und Politiker? Oder gibt es noch andere?
Historische Aufnahmen wechseln mit heutigen Bildern. Da der Film so sachlich - neutral geraten ist, wirkt er sehr informativ. Eine Sache wundert mich dann allerdings doch. Es ist eigentlich offensichtlich, dass die Rassentheorien der Nationalsozialisten völliger Quatsch sind. Warum das noch einmal mit einem eigenen Film bestätigen?


Der KZ-Kommandant - Die ungewöhnliche Geschichte des Erwin Dold

Dokumentarfilm Deutschland 1991; 30 Minuten; Buch, Regie, Kamera und Produktion: Manfred Bannenberg; Schnitt: Annemarie Schütte; Ton: Horst Faahs

Das KZ Dautmergen liegt auf der Schwäbischen Alb. Es ist ein Zweigstelle der grossen Todesfabrik Natzweiler. Spät und hastig wurde es eingerichtet, um von Häftlingen Ölschiefer abbauen zu lassen. 3.000 Menschen ohne ausreichende Verpflegung, Kleidung, ärztliche Versorgung leben hier. ?Vernichtung durch Arbeit lautet das Motto. Die meisten überleben die ?Hölle von Dautmegen nicht.
Ende 1944 ereignete sich dort das, was späte pathetisch das ?Wunder von Dautmergen genannt wurde. Der Luftwaffenfeldwebel Erwin Dold ist nach einem Abschuss an der Ostfront dienstuntauglich. Er wird in das Lager Dautmergen abkommandiert. Nach kurzer Einweisung wird er Lagerführer. Die Zustände im Lager werden für den damals 25jährigen zum Trauma. Er sieht, wie auf hochrädrigen Wagen die Toten aus dem Lager geschafft werden. Ihm begegnen hungernde, kranke und total geschwächte Häftlinge. Die Folge: Er hilft den Häftlingen. So wird Dold im Rastatter Kriegsverbrecherprozess als einziger Angeklagter freigesprochen.
Sehr persönlich, sehr menschlich geht der Film das Thema an. Erwin Dold erhält hier die Gelegenheit, seine eigene Geschichte als Lagerkommandant zu erzählen. Historische Filmaufnahmen fehlen hier völlig; der Film zeigt lediglich Fotos aus dem Lager. Auch Zeugen, die vor der Kamera über das Wirken Dolds berichten, gibt es keine.
So wirkt der Film doch sehr einseitig. Und zwar einseitig auf die Person Erwin Dold ausgerichtet. Ich schaue mir den Film an. Und komme hinterher ins Grübeln. Die Person Erwin Dold und ihr Handeln wird gut und glaubwürdig dargestellt. Alles andere wurde aber ausgeblendet. Das KZ Dautmergen ist in der breiten Öffentlichkeit weitestgehend unbekannt. Manfred Bannenberg verpasst als Regisseur und Buchautor die Gelegenheit, das KZ vorzustellen. Wer wurde dort eingewiesen? Seit wann gab es da KZ? Wer � ausser Dold � arbeitete dort noch? Was wurde aus Dold nach dem 2. Weltkrieg? Wie war das KZ an das Umland angebunden? Wie nationalsozialistisch war Baden � Württemberg damals eingestellt? Es sind einfach zu viele Fragen, die hier nicht beantwortet werden. Ein paar Informationen mehr hätten dem Film sicherlich genützt. Da wäre der Film zwar möglicherweise 15 Minuten länger geworden, hätte aber qualitativ dazu gewonnen.

?Dem Volke dienen - Warum Menschen Politiker werden

Fernseh-Essay Deutschland 1992; 43 Minuten; Regie und Buch Christian Berg und Cordt Schnibben; Kamera: Ingolf Müller; Ton Hermann Oberender, Lucia Dixon; Produktion: Süddeutscher Rundfunk, Stuttgart
?Das Volk braucht Volksvertreter - auch wenn es sie verachtet. Oder? Jeder zweite scheint politikverdrossen zu sein. Das Wort ?Politiker scheint daher ein Schimpfwort zu sein. Wie kann man in einer solchen Situation noch Menschen motivieren, sich politisch zu engagieren? Christian Berg und Cordt Schnibben befragen beispielsweise Joschka Fischer von den Grünen und Birgit Homburger von den Liberalen. Warum wurden sie Volksvertreter? Wie wappnen sie sich gegen die Gefahr, süchtig nach der Droge Macht zu werden?
enttäuschend ist der Film. Einmal davon abgesehen, dass sich der Film in der Tagespolitik ergeht (Barschel-Affäre, deutsche Wiedervereinigung), wirkt er doch auch zu bemüht. Es kommen zu viele Politiker zu Wort. So wirkt der Film sehr unpersönlich. Muss man wirklich die Ochsentour von der Kommunalpolitik über die Landespolitik zur Bundespolitik durchziehen, um erfolgreich mitreden zu können? Gab es in 1950er Jahren andere Gründe, Politiker zu werden, als in den 1920er oder 1990er Jahren? Besitzen Faktoren wie die regionale Herkunft, das Geschlecht, die soziale Herkunft, der eigene Beruf oder die eigene Familie einen Einfluss auf die politische Karriere? Wie erfolgreich können heute Quereinsteiger sein? Fragen wie diese werden gar nicht erst gestellt, geschweige denn beantwortet. Der Film bleibt also viel zu oberflächlich. Vielleicht wäre es ja sinnvoll gewesen, - aber Vorsicht halt! Es ist viel zu einfach, hier ungebetene Verbesserungsvorschläge zu machen. Eine Patentlösung, wie ein Film über Politikverdrossenheit und die Gründe, warum jemand Politiker werden sollte, aussehen könnte, habe ich auch nicht. Ich weiß aber, dass mir der vorliegende Film überhaupt nicht gefällt. Wie schon gesagt: Er wirft mehr Fragen auf als dass er Fragen beantwortet. Und das ist bestimmt nicht Sinn eines Essays.

Sonntag, 13. August 1961 - Fernsehen der DDR 

Dokumentation DDR 1961 / 1964 - Zusammenstellung Deutschland 1998; 49 Minuten

Es ist ein Sonntag, als die DDR am 13. August 1961 die Berliner Mauer baut. Die Mauer überrascht die Menschen damals; sie erregt aber auch die Gemüter in Ost und West. Die Führung der DDR sorgt umgehend dafür, dass der Mauerbau propagandistisch ausgeschlachtet wird.
Am 27. August 1961 sendet das Fernsehen der DDR den Beitrag ?Wie der Frieden gerettet wurde�. In dem Beitrag wird geschildert, wie die Westler vor dem Bau der Mauer Meißener Porzellan und die hochwertigen Musikinstrumente aus volkseigener Produktion in rauhen Mengen aufkauften und das für billiges Ostgeld. Doch damit sei nun Schluss. 1964 wird in der Fernsehdokumentation ?Drei Jahre danach� erneut ein positives Fazit gezogen.
Wie funktioniert Propaganda? Der Film zeigt es deutlich. Die eigene Meinung, das eigene Produkt wird in den Himmel gehoben, die Konkurrenz verteufelt. Auf diese subtile Weise zeichnet der Film ein Gefahrenszenario, das das eigene Land bedroht; die eigene Heimat ist das Paradies auf Erden. So gesehen ist der Film ein interessanter historischre Rückblick, wie er im Fernsehen normalerweise nicht gezeigt wird.
Heute wissen wir ja, welchen Erfolg die Berliner Mauer hatte. Die DDR gibt es nicht mehr. der Film ist daher auch so etwas wie eine Mahnung. Doch wie erklären, worum es in dieser Mahnung geht? Vielleicht hat es ja mal ein anglikanischer Geistlicher auf  den Punkt gebracht, dessen Predigt ich vor einigen Jahren hörte. Er ermahnte die Christenmenschen, das Gerede von Politikern nicht unkritisch zu übernehmen, sondern sich eine eigene Meinung zu bilden. Die Bibel war dabei sein Maßstab. Ganz egal, ob man an eine Religion glaubt oder nicht: Ich merke sehr deutlich, dass der Mann recht hatte. Nichts ist so gut, wie es in der Reklame und / oder Propaganda geschildert wird. Gerade was das eigene, wirkliche und tägliche Leben angeht, wird sich jeder schon eine eigene Meinung bilden können. Man braucht da nur mit offenen Augen durch die Welt zu laufen.


NRW. Ein Steifzug durch die Geschichte


Dokumentation Deutschland 1995; 34 Minuten; Buch und Regie: Christian Feyerabend; Kamera: Manfred Scheer; Schnitt: Mana Wolf


Im April 1945 ist der Krieg in Nordrhein � Westfalen zu Ende. Überall schwenken die Menschen weiße Fahnen und ergeben sich den ?Amis� und ?Tommis�. Das Land Nordrhein � Westfalen wird am 2. Oktober 1946 unter britischer Aufsicht gegründet.
Als 1949 die Demontage eingestellt wird, beginnen die Schornsteine an Rhein und Ruhr wieder zu rauchen. Mit ihren beiden Standbeinen Kohle und Stahl sorgt die Montanindustrie für den wirtschaftlichen Aufschwung. Die Öffnung nach Europa und neue Mitbestimmungsmöglichkeiten kommen hinzu.
Szenewechsel: Die `80er und `90er Jahre werden vom Strukturwandel geprägt. Investitionen in die Bereiche Ökologie, Forschung und Medien formen das bevölkerungsreiche Land.
Offizielle Politik und Freizeitvergnügen, Wirtschaft und Kultur sind die Themen, um die es hier geht. Der Film lebt von seinen historischen Filmaufnahmen. Der Film dauert etwas mehr als eine halbe Stunde; er kann daher nur Schlaglichter aufzeigen. Der Film ist ein Rückblick, kein mutiger Blick in die Zukunft. Der Film ist aber auch an vielen Stellen ungenau. Die `70er, `80er und `90er Jahre kommen faktisch im Film nicht vor. Ich bedauere dies sehr. Wer einen Streifzug durch die Geschichte zeigen möchte, muss auch auf diese Zeit eingehen. Oder ist die Zeit ab 1970 so uninteressant, dass sich ein Bericht darüber nicht lohnt? Oder soll nicht darauf eingegangen werden, dass der Strukturwandel noch nicht abgeschlossen ist, noch andauert und auch nicht abzusehen ist, wie er weitergehen wird. So ist der Film nichts weiter als ein nichtssagender Rückblick, der einen kurzen Eindruck von der Gründung des Landes bietet � und weiter nichts. Schade. Ein paar genauere und umfangreichere Infos hätten den Film durchaus verbessert.


Todesspiel

Dokumentarische Filmerzählung Deutschland 1996; Buch und Regie: Heinrich Breloer; Kamera: Hans � Günter Bücking; Schnitt: Monika Bednarz � Rauschenbach; Ton: Philip Ulikowski

Deutschland ist in Aufruhr, als 1977 der Herbst anbricht. Harte Polizeikontrollen und neue Gesetze sollen dazu beitragen, dass Terroristen und deren ?Sympathisanten� gefasst werden. in Politik und Kultur sind gegenseitige Verdächtigungen und Beschuldigungen an der Tagesordnung.
Dafür gibt es aber auch einen handfesten Grund. Die RAF, die ?Rote Armee Fraktion�, entführt im September den Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer in Köln. Ein palästinensisches Kommando entführt die Lufthansa � Maschine ?Landshut� nach Mogadischu. Es möchte die im April 1977 zu lebenslanger Haft verurteilten RAF � Mitglieder freipressen. Die Aktionen enden tragisch. Nach der erfolgreichen Stürmung der ?Landshut� wird Schleyer ermordet. Die inhaftierten RAF � Mitglieder begehen Selbstmord und werden tot in ihren Zellen aufgefunden. Die Ereignisse von damals werden in einer Filmerzählung beschrieben.
Der Film ist dabei eine Mischung aus Spielfilm, Interviewpassagen und Originalaufnahmen. So entsteht ein atmosphärisch dichte Film, der Ereignisse lebendig werden lässt, die eigentlich zeitlich, politisch und in der Erinnerung weit zurück liegen. Die Frage ist allerdings: Woher kommt die Faszination gerade am ?Deutschen Herbst�? Ist es nur das filmische Interesse � lässt sich ein solches Ereignis sehr leicht in einem Film umwandeln? So gut der Film auch gemacht ist, so unverständlich ist für mich die Motivation für den Film. Vielleicht mache ich mir aber auch zu viele Gedanken. Vielleicht sollte ich eher mit einer gewissen Blauäugigkeit und Naivität herangehen. Vielleicht sollte ich ja sagen: So kann Zeitgeschichte spannend vermittelt werden. ich bin schon gespannt, ob irgendwann andere Ereignisse der politischen Nachkriegsgeschichte verfilmt werden. Stoff würde es ja genug geben...


Die okkulte Geschichte des 3. Reiches Das Rätsel des Hakenkreuzes

Dokumentation Großbritannien 1991 50 Minuten; Buch und Regie: Dave Flitton; Deutsche Übersetzung: Andreas Gronau; Archivkamera: Neil McLauchlan, Schnitt: Justin McCarthy, Neil McLauchlan, John Hagg; Musik: Andrew Redman

33.000 Hakenkreuze waren auf dem Höhepunkt der Nürnberger Parteitage der NSDAP zu sehen. Zusammen mit anderem Zierat sollen sie eine pseudo � religiöse Aura voller Prunk und Mystizismus verbreiten. Das Hakenkreuz ist das Zeichen der NSDAP und gleichzeitig ein Zeichen des Terrors.
Ursprünglich stammt das Symbol aus der asiatischen Mythologie. Dort gibt es unterschiedliche Formen davon. Es ist das Zeichen für die Schöpfung, die Sonne, das Feuer, aber auch immer das Glück. Die russische Abenteuerin Helene Blavatsky entdeckte das Hakenkreuz bei Studien in Tibet und deutete es als Symbol der Macht. Die europäischen Okkultisten übernahmen das Hakenkreuz auch als Symbol der Macht � so der Germanenforscher Guido von List.
?Die okkulten Theorien eines von List fielen bei denen, die durch die Umwälzungen der industriellen Revolution ihre Orientierung und ihre Werte verloren hatten, auf fruchtbaren Boden. So auch bei Adolf Hitler, der das Hakenkreuz zum Parteisymbol erhob,� berichtet der Film.
Informativ ist der Film durchaus. Der Zuschauer erfährt diverse Einzelheiten, die in der öffentlichen Diskussion durchaus übergangen werden. Dass der Film Schwächen enthält, wird bei genauerem Hinsehen schnell deutlich. Dass die bereits erwähnte Madame Blavatsky die Begründerin der Theosophie ist und zeitweilig auch im US � amerikanischen New York lebte, wird hier verschwiegen. Wieso ließen sich die Massen von der nationalsozialistischen Propaganda so verblenden? Was sagten die Kirchen dazu, dass ihr Einfluss so schnell und so effizient zurückgedrängt wurde? Wie kam es, dass die obskuren Ideen eines Guido von List auf einen so fruchtbaren Boden fielen � das Interesse an den alten Germanen hat doch bestimmt einen Grund. Die Begründung ?Viele Menschen werden entwurzelt durch den Übergang vom feudalen Agrarstaat zur Industriegesellschaft� reicht mir persönlich nicht. Ich stelle mir die Frage: Könnte Hitler auch heute noch Erfolg haben? Könnte er den Menschen heute auch noch diesen esoterischen Quatsch vermitteln? Ich glaube nicht. Wieso waren die Menschen damals so empfänglich dafür? Ganz egal, was die Begründung ist: Allein diese Frage wird mir nicht deutlich genug beantwortet. Ansonsten ist der Film durchaus sehenswert.


Mythos, Kult und Symbolik im Dritten Reich

Dokumentation Deutschland 1997 35 Minuten; Buch, Regie, Schnitt: Rüdiger Sünner; Kamera: Michael Berte; Musik Manolis Vlitakis

Der Nationalsozialismus beeindruckt durch seine Inszenierungen und Monumentalbauten. Die Nazis verstanden sich dabei als das ?arische Licht� und wollten auf diese Weise gegen die ?jüdisch � bolschewistische Finsternis� antreten. Sie bedienten sich dabei vorchristlicher Symbole, vor allem germanischer Runen und keltischer Kultorte wie den Externsteinen. So sollte eine mystische Legitimation für die beanspruchte Führungsrolle geschaffen werden.
Vordergründig ist dies ein informativer Film, führt er doch in die unsinnige Verbindung aus Esoterik, Mythologie und Rassismus ein, die das Denken der NS � Ideologen bestimmte. Größenwahn und Leugnung wissenschaftlicher Fakten waren Bestandteil des Wahns.
Der Film weist aber auch erhebliche inhaltliche Mängel auf. Wie war das Verhältnis zwischen Kirche und NS � Ideologie? Wer entwickelte die NS � Ideologie? Auf welche geistigen und (religions-= geschichtlichen Grundlagen baut die NS � Ideologie auf? Diese Fragen werden erst gar nicht gestellt und daher auch nicht beantwortet. Von daher wirkt der Film sehr unvollständig. Ein paar Propagandabilder weniger, dafür ein paar Fakten mehr � und der Film hätte an Kontur gewonnen.


Ganz normale Soldaten

Dokumentarfilm Deutschland 1995; Buch und Regie: Manfred Bannenberg; Kamera: Leo Ganz; Ton: Horst C. Faahs; Schnitt: Annemarie Bremer

Wilhelm von Schmeling und Friedrich Hassenstein waren ?ganz normale Soldaten� im 2. Weltkrieg. Auch wenn sie nicht der SS angehörten und damit nicht für die Konzentrationslager und die Verfolgung politischer und rassischer Gegner in den besetzten Gebieten verantwortlich waren, befehligte von Schmeling ein Exekutionskommando, während Hassenstein Zeuge von Massenerschießungen  wurde. Angst vor dem Vorgesetzten, Angst vor dem Kriegsgericht, Angst, über die eigenen Gefühle von Ekel und Abscheu zu sprechen, und auch die Angst, von den eigenen Leuten umgebracht zu werden � dies sind die Mechanismen, die den Soldaten antrainiert wurden und die die Verbrechen des Krieges erst ermöglichten.
Von Schmeling und Hassenstein gehören zu einer seltenen Spezies: Sie gehören zu den Wehrmachtssoldaten, die heute offen über ihre Kriegserlebnisse sprechen. Fast schon intellektuell beschäftigen sich diese beiden alten Männer mit sich selbst. Auf mich persönlich wirken ihre Augenzeugenberichte glaubwürdig. Alles in allem ist dies ein gelungener Film. Auf den ersten Blick sind weder offene Fragen noch offensichtliche Ungereimtheiten zu sehen. Wer sich mit dem 2. Weltkrieg beschäftigen möchte, sollte sich (auch) diesen Film ansehen, um einen ausgewogeneren Blick auf die historischen Ereignisse zu bekommen. Schließlich fällt es uns Nachgeborenen heute leicht, den Stab über andere Menschen zu brechen. Doch die Frage, ob wir selbst zu Helden werden würden, wird dabei völlig ausgeblendet. Aber egal � ich schweife ab. Dies ist einer der wenigen Filme zur Nazizeit, die mir bislang gefallen haben.


Glatzen, Marken und Tatoos

Dokumentarfilm Deutschland 2002; Regie und Buch Ulrich Leinweber; Kamera: Kai Brandstätter; Schnitt: Hans Jürgen Bauer; Ton: Michael Siedler

Neonazis tragen Bomberjacken, Springerstiefel und Glatzen. Oder? Na ja, fast. Die Wirklichkeit ist vielfältiger. Es gibt auch andere, viel unauffälligere Kleidungsstücke, die die Zugehörigkeit zur rechten Szene zeigen. Das T � Shirt von Fred Perry, die Jacke von Lonsdale oder die Schuhe von Dr. Martens können solche Symbole sein. Lonsdale und Fred Perry sind eigentlich etablierte Marken. Sie haben nichts mit dem Neonazismus zu tun. Sie setzen sich sogar dagegen zur Wehr, von der rechten Szene vereinnahmt zu werden. Die Firmen beliefern die einschlägigen nicht mehr. Aber die rechte Szene besorgt sich die gewünschte Ware über verschiedene Wege. Schließlich gelten diese Marken als Erkennungszeichen.
Masterrace (?Herrenrasse�), Troublemaker und Walhalla sind Marken, die als eigene Marken von den Rechten geschaffen wurden. Es gibt auch eigene Marken für die Frauen. Tops von ?Pit Bull� sind ein Beispiel hierfür.
Wann ist Bekleidung Mode, wann Symbol für eine bestimmte Jugendkultur oder gar eine politische Aussage? Der Film versucht eine Aussage am Beispiel des Neonazismus. Ein rechter Textilien � Einzelhändler kommt hier genauso zu Wort wie ein Sozialarbeiter und Vertreter der betroffenen Firmen. Für mich, der sich vorher nie damit beschäftigte, ist dies schon ein interessanter Film. Viele Details waren mir vorher unbekannt.
Inhaltlich ist der Film sicherlich rund. Eine Frage stelle ich mir dann doch: Gibt es etwas Vergleichbares auch für die linke Szene? Die Landeszentrale sollte hier schon eine gewisse Neutralität zeigen. So sinnvoll und notwendig es ist, über den Neonazismus zu berichten, so sinnvoll und erforderlich ist es auch, über den Linksextremismus zu informieren. So entsteht viel zu leicht der Eindruck, dass nur der Rechtsextremismus gefährlich, unmenschlich und undemokratisch ist. Ausgewogenheit ist also einzufordern, um politisch glaubwürdig zu bleiben.


Nazis von gestern im Netz von heute

Dokumentation Deutschland 1999; Regie und Buch: Ulrich Leinweber; Kamera: Wilfried Kaute; Schnitt: Hans � Jürgen Bauer

?Schon `Mein KampfŽ online gelesen? Wie wär`s mit einem Adolf � Hitler � Bildschirmschoner? Oder ein paar Nazi � Clips?� So fragt der Film. ?Kein Problem. Wozu gibt es das Internet? So wie alle profitieren auch die Altnazis und Neofaschisten vom Netz der Netze. Ihre Texte, Thesen und Symbole sind via Internet so leicht erreichbar wie nie zuvor.�
Der Film ist misslungen. Er ist zu oberflächlich und unstrukturiert. Das zeigen schon die journalistischen W � Fragen. Wer veröffentlicht im Netz? Glaubt man dem Film, sind es die Nationalzeitung, Einzeltäter und Ausländer. Stimmt das aber so? Sind die rechten Parteien und deren Umfeld nicht im Netz? Ich habe keine Ahnung. Was wird wie veröffentlicht? Sind es nur Texte, Symbole und Fotos? Oder auch Musik, Reden und Filme, die heruntergeladen und abgespielt werden können? Werden Naziprodukte im Netz gehandelt? Allein diese Fragen würden für einen Film reichen.
Auch journalistisch hätte der Film besser aufbereitet werden müssen. Es fehlt der ausgewiesene Experte, der stringent erklären kann, was im Netz vorhanden ist und wer es nutzt. In der vorliegenden Form wirkt der Film konfus. In dem Film kommen auch Neonazis zu Wort, ohne dass für mich ersichtlich ist, wie der Zusammenhang zum Internet aussieht. Es drängt sich also der Verdacht der Flickschusterei auf. So mancher Fernsehbericht, der sich um gelanglosere Themen kümmert, ist besser gestaltet. Die Landeszentrale hätte all diese Sachen berücksichtigen sollen, bevor sie den Film veröffentlichte.


Zuflucht im Zirkus � Die Artistin und ihr Retter

Dokumentarfilm Deutschland 1995; Regie: Micha Terjung; Kamera: Gerald Schlaffke; Schnitt: Christoph Tetzner; Ton: Michael Henseler;  Dauer: 31 Minuten

Der Zirkus ist eine große Manege. Bunte Lichter, Musik, Tiere und Clowns, spannende Dressuren und artistische Höchstleistungen sind hier zu sehen. Die Zuschauer haben ihren Spaß. Die Kunstreiterin Irene Bento hört in diese Welt. Den Nationalsozialisten war Irene Bento allerdings unerwünscht. Sie blieb trotzdem in Deutschland. Und schwebte ständig in großer Gefahr. Sie musste zusehen, wie ihre Großmutter nach Auschwitz abtransportiert wurde. Sie entging dem Konzentrationslager nur, weil der Zirkuspatriarch Adolf Althoff sie zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester bei sich aufnahm und versteckte. Althoff wurde für seine Rettungsaktion in Yad � Vashem �Zentrum in Jerusalem ausgezeichnet.
Der Film zeigt ein sehr persönliches Stück deutscher Zirkus- und Zeitgeschichte. Hier geht es nicht um richtig oder falsch, komplett oder unvollständig, hässlich oder schön, spannend oder langweilig. Auf ansprechende  und menschlich anrührende Weise wird hier Geschichte erzählt. Lediglich das Ende kommt mir persönlich zu abrupt. Es wird nicht ganz klar, wie es mit Irene Bento nach dem Weltkrieg persönlich und beruflich weiterging. Gründete sie eine Familie? Arbeitete sie weiter (erfolgreich) im Zirkus? Dies sind die einzigen Kritikpunkte, die mir einfallen.
Ansonsten ist dieser Film wirklich sehenswert. Gäbe es mehr solcher Filme, wäre auch klar, dass es nicht nur brutale, grausame und überzeugte Nationalsozialisten gibt, sondern auch viele mutige Menschen, für die es selbstverständlich war, Juden zu verstecken, ihnen zu helfen und damit vor dem sicheren Tode zu bewahren. Sie sind die stillen Helden, die es heute zu ehren gilt.


Einmal Nazi � immer Nazi?

Dokumentation Deutschland 1997; Dauer: 28 Minuten;  Regie und Buch: Ulrich Leinweber; Kamera: Wilfried Kaute; Schnitt: Boris Breithaupt

Wir werden alle mal älter. Was für den normalen Durchschnittsbürger gilt, gilt auch für junge Neonazis. Sind sie immer noch aktiv, radikal und brutal, wenn sie über 30 sind? Ulrich Leineweber macht seit über 30 Jahren Filme mit und über Rechtsradikale. Er suchte einige seiner Interviewpartner aus den früheren Filmen wieder auf. ?Etwas älter sind sie geworden, ruhiger und weniger auffällig verhalten sie sich. Sie haben Kinder bekommen. Aber bei manchen hat sich nur die Fassade geändert. Sie glauben nach wie vor an die `AuschwitzlügeŽ und an den Führer, wagen es aber nicht mehr, mit diesen unpopulären Meinungen nach außen zu gehen. Andere haben sich abgewendet, da sie als Väter Verantwortung tragen und nun anders über Gewalt und Politik denken,� berichtet der Film.
Der Film überrascht mich unangenehm. Ich hatte einen Film über hartgesottene, überzeugte Neonazis erwartet. statt dessen bekomme ich spätpubertierende Jugendliche zu sehen, die weitgehend unpolitisch und aus der Öffentlichkeit verschwunden sind. Diese Jugendlichen sind gutbürgerliche Familienväter, gehen einer Arbeit nach und möchten sich in der Öffentlichkeit nicht (wiedererkennbar) äußern. Ich frage mich, was der Film überhaupt zeigt. Geht der Film nicht an der Realität vorbei? Interessant sind für mich nicht die ?Jugendsünden� (wenn man es so nennen kann) einiger Jugendliche. Interessant sind für mich die Überzeugungstäter unter den Jugendlichen, die auch in ihrem späteren Leben öffentlich zu ihren Ansichten stehen. Sie kommen hier nicht vor. Was trieb jemanden wie Michael Kühnen dazu, ein Neonazi zu werden und in der Szene Karriere zu machen � um nur ein Beispiel zu bringen?
Zu den formalen Fehlen kommen handwerkliche Unsauberkeiten hinzu. Wo spielt die Handlung? Die Fußballfanclubs geben zwar Hinweise; eine letztendliche Gewissheit gibt es aber nicht. Auch Name wie ?Karl � Heinz Y� sollten nicht vorkommen. Also entweder nur ?Karl � Heinz� oder mit vollem Namen (Karl � Heinz  Müller � Meier) � oder gar nicht. Es berührt mich auch unangenehm,  dass einige Interviewpartner nicht mir ihren Gesichtern zu sehen sind. Entweder gebe ich ein Interview und stehe dann mit meinem Namen und Gesicht dazu. Oder ich lasse es sein. dann muss dieser Unwille, zu der eigenen Meinung zu stehen, aber auch kenntlich gemacht werden.
Handwerklich ist der Film unterstes journalistische Niveau. Wer also den Werdegang von Neonazis kennenlernen möchte, sollte sich handwerklich und formal seriösere Quellen anschauen.

Die zweite Schöpfung

Dokumentationsfilm Deutschland 2000; 43 Minuten; Regie: Tilman Achtnich; Kamera: Wolfgang Breuning; Schnitt: Hildegard Schröder; Ton & Musik: Andreas Wetter

?Aus einem winzigen Stückchen Vorhaut züchten wir menschliche Haut, die ein ganzes Fußballfeld abdeckt;� verkündet die Forschungschefin der amerikanischen Firma Organogenesis. Künstliche lebende Haut ist das erste Ersatzteil für den Menschen, das quasi industriell hergestellt wird. In den Biotechlabors stehen weitere Gewebe vor der Serienreife: Es sind Knorpel, Knochen und Blutgefäße. Die Mikroelektronik macht den Einbau von Steuersystemen in den Körper möglich. Di könnten einen Querschnittsgelähmten wieder zum Gehen verhelfen.
Wann ist ein Mensch ein Mensch? Philosophen und Theologen können sicherlich eine fundierte Antwort darauf geben. Biologen und Mediziner werden bestimmt eine andere Antwort wissen. Schließlich sollen sie Beschwerden lindern und Krankheiten heilen. Auch wenn der menschliche Körper kein Ersatzteillager ist, so bleibt aber auch die Frage, wie viele Schmerzen und Einschränkungen ihm zuzumuten sind. Sind Krankheiten, Fehlbildungen und Amputationen wirklich in Gottes Plan vorgesehen? Eigentlich nicht. Daher ist es moralisch und ethisch nicht verwerflich, wenn Mediziner Kranken ihre Lebensqualität wiedergeben und sich dabei der Gen- und Biotechnologie bedienen. Dass damit auch Geld verdient wird, nehme ich persönlich dabei gerne in Kauf. Der vorliegende Film kann sicherlich eine große Hilfe sein, sich eine eigene Meinung zu bilden. Eine gewisse Unvoreingenommenheit und Interesse an dem Thema sind aber unbedingt erforderlich. Ansonsten werden sich die Diskussionen pro und kontra Biotechnologie immer weiter im Kreise drehen.


Komm ins Land der Leichen Die Droge Tabak und ihre Opfer

Dokumentation Deutschland 1992; 44 Minuten; Regie und Buch: Georg M. Hafer und Kamil Taylan; Kamera: Detlef Dingens; Schnitt: Sigrid Pribyl; Ton: Wolfgang Müller

Wayne McLaren war lange Zeit der Cowboy in der Marlboro � Werbung. Als der Film 1992 gedreht wurde, leidet er an Lungenkrebs im Endstadium. Janet Sackmann war einst ein amerikanisches Star � Modell und ?Lucky � Strike � Girl� des Jahres 1949. Auf Wunsch ihres Auftraggebers gewöhnte sie sich das Rauchen an. Schließlich sollten die Werbemaßnahmen echt aussehen. Im Jahre 1992 litt sie an Kehlkopfkrebs und konnte daher nur noch mühevoll und krächzend sprechen.
Sie sind nur 2 der Opfer, die an der ?Droge� Tabak erkrankten. Auf drastische Weise führt der Film dem Zuschauer die gesundheitlichen Folgen des Rauchens vor Augen. Selbst Bilder von einer Operation einer Raucherlunge sind in dem Film zu sehen. Formal und inhaltlich ist der Film sicherlich in Ordnung. Hier wird über die Gefahren des Rauchens aufgeklärt.
Unter journalistischen Gesichtspunkten scheint mir der Film aber sehr einseitig zu sein. Aus Gründen der Fairness wäre es schon ratsam gewesen, auch die Gegenseite, also die Tabakkonzerne, zu Wort kommen zu lassen. Die Aussage: ?Wir haben uns bemüht. Es war aber niemand zu einem Interview bereit!� wäre mir lieber gewesen als dieses völlige Schweigen. Wer sauber recherchiert, gibt der Gegenseite die Möglichkeit zur Gegenrede. Nur so kann sich der Zuschauer ein ausgewogenes Bild aneignen.


Raver, Rausch und Risiko

Dokumentarfilm Deutschland 1997; 29 Minuten; Buch und Regie: Dietrich von Ruffer; Kamera: Armin Fauster; Schnitt: Salar Ghazi; Ton: Oliver Lumpe

?Was mich nicht umbringt, macht mich härter,� behauptet Tim. Er ist ?voll auf Ecstasy�. Die Droge verspricht Party ohne Ende. Wenn sie Ecstasy nehmen, verspüren die Techno � Fans keine Müdigkeit. So halten sie nächtelang durch.
Eine halbe Millionen Raver nehmen die Droge ein. Sie sind zwischen 14 und 25 Jahren alt. Doch die Droge hat auch ihr Kehrseite. Der Körper kann sich nicht mehr richtig erholen. Wird dann noch eine Ecstasy � Pille mit falschre Zusammensetzung genommen, kann es zum Kollaps kommen. Bleibende Schäden nicht ausgeschlossen.
In Berlin taten sich Raver in der Initiative ?Eve und Rave� zusammen. Sie möchten vor den Gefahren von Ecstasy warnen und zum richtigen Umgang damit einladen. Verhängnisvoll ist vor allem die Kombination von Ecstasy mit Speed, Kokain, LSD und Heroin.
Sozialarbeiter und Ärzte kommen hier genauso zu Wort wie die Raver � Szene. Inhaltlich ist der Film ja in Ordnung. Er vermittelt die Fakten, die für Außenstehende wie mich interessant sind. Die Bilder und Interviews wirken aber oft genug künstlich und gestellt, so als ob der Reporter in seiner formalen und verbalen Ausdrucksform in den 1970er Jahren stehengeblieben wäre. Von daher wirkt der Film doch etwas altertümlich und menschlich nicht wirklich anrührend. Oder bin ich persönlich zu altmodisch für einen solchen Film? Nein, ich glaube nicht. Ich mag zwar kein Techno, aber auch keine Drogen. Dafür ist mir mein Körper zu schade. Dieser Film würde mich überhaupt nicht beeinflussen, wenn ich mich für die eine oder andere Richtung entscheiden müsste.


Politische Morde: Tod in Memphis Der rätselhafte Mord an Martin Luther King

Dokumentarfilm Deutschland 1998; Produktion: Westdeutscher Rundfunk / ConVoi Film; Buch und Regie: Thomas Giefer; Kamera: Michael Hammon; Schnitt: Charly Neumann; Ton: Mark Shoney

Der schwarze amerikanische Bürgerrechtler Martin Luther King wird am 4. April 1968 in Memphis erschossen. Die Folge? Die Ghettos der Schwarzen stehen tagelang in Flammen. Der Traum von der gewaltlosen Überwindung der Rassenschranken ist erst einmal ausgeträumt. ?Ob der für den Mord verurteilte James Earl Ray wirklich die Tat begangen hat, bleibt zweifelhaft. In zahlreichen Interviews mit Zeitzeugen, Freunden und Weggefährten wird anderen möglichen Tätern, die der King � Biograph David Garrow vermutet, nachgeforscht. Anhand zeitgenössischen Dokumentarmaterials entsteht ein Bild des politischen und sozialen Klimas der fünfziger und sechziger Jahre in den USA,� berichtet die Werbung.
Und was zeigt uns der Film? Historische Aufnahmen und moderne Bilder, Interviews und Fakten, Spekulation und Realität sind hier zu sehen. Die Vergangenheit wird noch einmal lebendig, wenn die Bilder Kings zu sehen sind. Wieso Verschwörungstheorien vorgestellt werden, ist mir persönlich ein Rätsel. Sobald berühmte Menschen gewaltsam sterben, wachsen die Verschwörungstheorien wie Pilze ins Kraut. Martin Luther King ist schon sehr lange tot. Praktische ist es heute unmöglich, den Mörder Kings einwandfrei zu identifizieren.
So richtig zufrieden bin ich nicht mit dem Film. Er wirkt irgendwie zu kühl und distanziert, als dass er überzeugen würde. Der Film zeigt nur Kings Lebenswerk. Seine Herkunft und sein Erbe werden nicht erwähnt. Der Film lässt hier viele Fragen offen. Hier könnte der Film wesentlich genauer sein. Den Film lieblos zu nennen, wäre sicherlich übertrieben. Ob es sich allerdings lohnt, sich den Film anzuschauen, wird jeder Zuschauer selbst entscheiden müssen.


Politische Morde: Der Tod des Pharao Mord an Anwar el Sadat

Dokumentation Deutschland 1998; Produktion Westdeutscher Rundfunk Köln; Buch und Regie: Wilfried Huismann; Kamera: Hubert Schick; Schnitt: Margot Löhlein; Ton: Markus Pufahl

Die Handlung spielt am 6. Oktober 1981 in der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Bei einer Militärparade stottert plötzlich ein Lastwagen. Dann stoppt er. Drei Männer springen aus den Wagen, schießen um sich und treffen Staatspräsident Anwar el Sadat. ?Der Anschlag gilt der Person, aber auch der Friedenspolitik mit Israel. Islamische Fundamentalisten gelten als die Auftraggeber des Mordanschlags; sie verzeihen Sadat den Friedensschluss mit dem Erzfeind 1977 nie.
Interviews mit Jehan Sadat, Helmut Schmidt, Ezer Weizman und Jimmy Carter zeichnen in dieser Dokumentation sowohl ein Bild des Politikers als auch des Nahost � Konflikts,� berichtet die Werbung für den Film.
Zeitreisen gibt es nur im Fernsehen. Richtig? Ja, fast. Für mich persönlich ist dieser Filme eine interessante Reise in die Vergangenheit. Als Sadat ermordet wurde, war ich 13 Jahre alt. In einem Alter also, in dem man sich in der Regel noch nicht für Politik interessiert. Ich kann mich zwar grob an Sadat und einige israelische Politiker erinnert; die Einzelheiten sind mir aber entfallen, wenn ich sie denn je behalten habe. Natürlich kann man Sadat und seine Ermordung als einen Wimpernschlag der Geschichte bezeichnen. Rückblick rufen aber die Zeitgeschichte in Erinnerung und machen Zusammenhänge noch einmal klar.
Der Film gefällt mir aber auch aus einem anderen Grund. Es ist die Art des Erzählens, die ich mag. Moderne Bilder wechseln mit historischen Aufnahmen, Interviewpartner mit Nachrichtenbilder. Als Zuschauer hatte ich den Eindruck, Sadats Ermordung habe erst gestern stattgefunden. Sehr persönlich, fest schon liebevoll ist der Film. Die Person Sadat wird hier genauso vorgestellt wie seine Politik und die oppositionelle Moslembruderschaft. Der Wunsch, einen anderen Kanal einzuschalten, ist bei mir gar nicht erst aufgekommen. Es hat mir Spaß gemacht, den Film zu sehen. Ich kann ihn nur weiterempfehlen.


Nationale Symbole und Nationale Identität

Dokumentarfilm Deutschland 1989; Produzent: Bayerischer Rundfunk; Gesamtspielzeit: 45 Minuten; Herausgeber: Deutsches Filmzentrum e. V.

?Kein Staat kommt ohne nationale Symbole aus. Symbole werden gebraucht, um auf die Prägung oder die Macht des Staates hinzuweisen. Der Film beschäftigt sich mit der historischen Entwicklung der Hymne, der Flagge und des Bundesadlers,� berichtet das Deutsche Filmzentrum.
Ich entdecke diesen Film in der Duisburger Stadtbücherei und leihe ihn mir aus, um ihn mir zuhause anzuschauen. Dass ich keine optimale Film- und Tonqualität erwarten kann, ist mir ja auch klar. Inhaltlich ist der Film allerdings enttäuschend. Er beschreibt die Geschichte der nationalen deutschen Symbole, ohne auf ihre Bedeutung einzugeben. Der Film bleibt dabei leider sehr, sehr oberflächlich.
Der Film stammt aus der Zeit vor der Wiedervereinigung. Der Autor hätte hier die Gelegenheit gehabt, die nationalen Symbole zweier Staaten vorzustellen. Die Chance, die Symbole der DDR mehr als dürftig vorzustellen, wird hier nicht genutzt. Als ich mir den Film anschaue, frage ich mich daher schon, was mit dem Film überhaupt bezweckt wird. Da der Film vom Bayerischen Rundfunk produziert wurde, könnte man ihm ja Werbung für den Freistaat unterstellen. Eine hinreichende Erklärung für die unbefriedigende Oberflächlichkeit kann dies aber nicht sein � schließlich geht der Film auch auf die staatlichen Symbole Bayerns nicht wirklich ein.
Wie gesagt: Ich werde aus dem Film nicht schlau. Ich komme daher zu dem Schluss, dass der Film schwach, nichtssagend und überflüssig ist. Wer einen solchen Film veröffentlicht, blamiert sich in meinen Augen. Wer nichts zu sagen hat, sollte auch den Mund halten.


Stammtischparolen

Dokumentarfilm Deutschland 2002; Buch und Regie: Ulrich Baringhorst; Kamera: Hans Hausmann; Schnitt: Sabine Hoffmann; Ton: Till Butenschön

Sprüche und Vorurteile gehören zu den Stammtischen. Stammtischparolen sind beliebt. Schließlich sind sie einfach und benennen Schuldige. Sie teilen die Welt in Schwarz und Weiß ein. Sie sind haltlos, rassistisch oder sexistisch. Doch wie soll man mit solchen Sprüchen umgehen? Weghören? Ignorieren? Dagegen argumentieren? ?Die Dokumentation zeigt einen Workshop, in dem Argumentationsstrategien gegen Stammtischparolen eingeübt werden,� berichtet die Landeszentrale.
Auf den ersten Blick mag das Thema interessant erscheinen. Ob die gewählte Vorgehensweise aber wirklich geschickt ist, sei einmal dahingestellt. Als ich den Film sah, langweilte ich mich, ohne sagen zu können, warum. Handwerklich ist der Film in Ordnung. Verschiedene Sprecher und Kameraeinstellungen wechseln mit kurzen Einspielungen von Animationen.
Ich überlege: Wie hätte ich mich dem Thema genähert � filmisch, meine ich? Eine Patentlösung fällt mir auch nicht ein. Mir persönlich würde es leichter fallen, mich literarisch mit den Stammtischparolen auseinanderzusetzen. Ob es vielleicht sinnvoll gewesen wäre, beispielsweise einen Sozialwissenschaftler zu Wort kommen zu lassen? Ja, auf jeden Fall. Damit wäre der formale Rahmen aufgelockert worden. In seiner gegenwärtigen Form kann man den Film auch als einen Bericht über einen Workshop in Duisburg missverstehen. Was eigentlich schade ist. Mit ein wenig Phantasie hätte man (als Filmemacher) mehr daraus machen können.


Angst haben & Angst machen

Dokumentarfilm Deutschland 1998; Buch und Regie: Ulrich Leinweber; Kamera: Holger Schacht; Schnitt: Dirk Lepperhoff

Die Angst vor Gewalttaten nahm in den letzten Jahren deutlich zu. Der alltägliche Überfall � oft nur wegen geringer Summen und aus anderen nichtigen Gründen � ist immer öfter zu beobachten. Die wachsende Armut und die damit einhergehende Spaltung der Gesellschaft ist für viele Menschen eine Ursache dafür. Die Folge? Immer mehr Menschen fühlen sich nicht mehr sicher; Angst in der U � Bahn oder der Einkaufspassage sind oft zu spüren. ?Doch was tun? Ein Patenrezept gibt es nicht. Der Film ist eine Dokumentation über Angst und Gewalt im öffentlichen Raum und über mögliche Gegenstrategien,� berichtet die nordrhein � westfälische Landeszentrale für politische Bildung.
Inhaltlich mag der Film ja in Ordnung sein. formal versagt er völlig. Er vernachlässigt sämtliche journalistische Grundregeln. Allein schon die W � Fragen  werden hier nicht beantwortet. Wo spielt die Handlung? Wer sind die handelnden Personen? Da schon diese Fragen nicht beantwortet werden, erscheint mir die journalistische Vorgehensweise als unseriös. Irgendwie werden bei mir Erinnerungen an die üblen Auswüsche des Sozial � Journalismus, wie ich ihn aus alten Filmen aus den `60er / `70er Jahren kenne, wach. Die Wortwahl, die Art zu sprechen, teilweise die Art der Bilder � sie lösen diese Assoziation aus.
Ob sich die Landeszentrale einen Gefallen mit einem solchen Film tut, weiß ich nicht. Er zieht die eigentlich gute Intention der Landeszentrale in ein zweifelhaftes Licht. Filme wie diesen werde ich � unabhängig von seinem Inhalt � schon alleine aus formalen Gründen nicht weiterempfehlen.



Kommunalwahlen: 16plus!

Dokumentarfilm Deutschland 1999; Regie und Buch: Manfred Bölk; Kamera: Barthold Stromeyer; Schnitt: Ronald Bettac; Ton: Jochen Herzog


Nadine ist Reporterin beim Internetmagazin www.16plus.de . ?Auf ihren Inlinern gleitet sie durch die Städte und Dörfer Nordrhein � Westfalens. Ihre Aufgabe: knallharte Recherche. Ihr Thema: die Kommunalwahl. Denn ab 16 können alle, die in Nordrhein � Westfalen leben und EU � Bürger sind, bei den Kommunalwahlen ihre Kreuze machen. Doch wissen die Wahlberechtigten überhaupt von ihrem Glück? Das versucht Nadine herauszufinden,� berichtet die Landeszentrale ?Ist ihnen ehŽ alles egal � oder machen sie doch mit, wenn es um die Planung von Skaterbahnen, Discos und besseren Busverbindungen geht?�
Ausgehend von der Kommunalwahl im Jahre 1999 und den Verhältnissen im rheinischen Köln sowie dem westfälischen Preußisch Oldenburg geht der Filmautor der Frage nach, wie Kinder und Jugendliche sich in der Kommunalpolitik engagieren können.
Poppig, modern, ausgewogen, zielgruppengerecht und konzentriert ist der Film. Er ist schon eine Einladung, an den kommenden Kommunalwahlen teilzunehmen und sich für das Leben in der eigenen Stadt zu interessieren. Auch wenn ich persönlich schon lange nicht mehr zur Zielgruppe des Films gehöre, gefällt er mir trotzdem. So locker und leicht erzählt wie dieser sind nur wenige Dokumentationen der Landeszentrale erzählt.
Er schreit aber auch ein wenig nach Fortsetzung. Was im Jahre 1999 richtig war, kann im Jahre 2009 schon wieder falsch sein. Für mich als Erwachsenem ist es schon interessant, zu erfahren, welche Erwartungen und Erfahrungen Jugendliche mit der Kommunalpolitik machen und wie sie daran rangeführt werden können. So kann Zeitgeschichte spannend und lebendig dokumentiert werden.


Codename: Linux


Dokumentation Frankreich 2001; Buch und Regie: Hannu Puttonen; Kamera: Arto Kaivanto; Schnitt: Kimmo Kohtamäki; Ton: Pirkko Tiitinen; Produktion: Making Movies Oy, Helsinki / ADR Paris

Man schreibt das Jahr 1991, als der 20jährige finnische Student Linus Torvalds in einer Internet Newsgroup die Frage stellt: ?Wie kann man ein besseres Betriebssystem herstellen?� Er habe da ein Hobbyprojekt, nichts großes...
10 Jahre später ist aus dem Hobbyprojekt ein weltweit genutztes Betriebssystem geworden. Es macht dem Marktführer Microsoft auf dem Server � Markt massive Konkurrenz. Es ist auch auf Behörden- und Privat PCs immer häufiger zu finden. Der fundamentale Unterschied zwischen Linux und anderen Betriebssystemen wie Windows? Es gehört niemandem. Jeder darf es nutzen, ändern und erweitern. Einzige Bedingung: Er stellt es anderen Nutzern kostenlos zur Verfügung.
In den armen Ländern Afrikas und Asiens gilt es als kostenfreies Betriebssystem. In Europa wird es wegen seiner offenen und damit sicheren Architektur geschätzt.
?Ein toller Film,� lautet mein erster Eindruck. Selbst ich, der den Computer lediglich als Anwender nutzt, habe verstanden, wie das Betriebssystem Linux entstanden ist und was so besonders daran ist. Doch dann kommen die ersten Zweifel. Habe ich überhaupt schon mal Linux genutzt? Wie sieht es überhaupt aus? Woran erkenne ich es auf dem Bildschirm? Antworten gibt mir der Film nicht. Sollte ich die Antworten vielleicht schon kennen, wenn ich mir den Film anschaue? Nur: Muss ich mir den Film tatsächlich anschauen, wenn ich Linux von Anfang an kenne? Ich denke, nicht.
Auch journalistisch seien ein paar Fragen erlaubt. Hat Linus Torvald wirklich nur aus Idealismus gehandelt? Oder ist er dank Linux reicht geworden? Was ist mit seinen Mitstreitern � auf den Fernsehbildern sehen sie wie alternative Chaoten aus, denen Geld nicht so wichtig ist. Ihre Rauschebärte scheinen der Beweis dafür zu sein. Doch inwieweit täuscht der Eindruck? Als ich den Film sehe, wird diese Frage � genau wie die anderen � nicht beantwortet. Ich bedauere dies sehr. Zur Erfolgsgeschichte hätte � zumindest für meinen persönlichen Geschmack � auch gehört, dass der berufliche Hintergrund der Linux � Entwickler beleuchtet wird. Dies hätte den Film inhaltlich abgerundet.
Die Idee des Films gefällt mir, nämlich einen erfolgreichen Menschen vorzustellen, der auf seinem Fachgebiet viel geleistet und erreicht hat. Es sollte mehr solcher Filme geben.


Kopftuch, Glaube, Politik

Dokumentation Deutschland 1998; Produktion: Westdeutscher Rundfunk; Länge: 30 Minuten; Buch und Regie: Ulrich Baringhorst & Andreas Achenbach; Kamera: Tom Kaiser; Schnitt: Inge Kamps

?Dortmund, in einer Gesamtschule. Der Anteil der islamischen Schülerinnen und Schüler ist hier besonders hoch. Ein Streit bricht aus, als die 13jährige Nevin nach den Ferien auf einmal mit Kopftuch im Unterricht erscheint. Darf sie das? Eine heftige Diskussion beginnt.
In der Türkei sind Kopftücher ebenfalls umstritten. Werden die Frauen, die mit großen schwarzen Tüchern ihren Kopf fast vollständig verhüllen, zum Tragen des Tuches gezwungen oder demonstrieren sie freiwillig und offen für einen religiös � islamischen Staat? Moderne türkische Frauen, die bewusst auf das Kopftuch verzichten, befürchten jedenfalls bei einem möglichen Siegeszug der islamischen Fundamentalisten einen Verlust ihrer persönlichen Freiheiten,� steht da als Inhaltsangabe auf der Filmkassette. Da es auch in Duisburg viele Zuwanderer gibt, leihe ich mir den Film in der dortigen Stadtbibliothek aus. Zuhause werfe ich den Videorekorder an.
Ist es Frauen wirklich religiös vorgeschrieben, ein Kopftuch zu tragen? Oder wird das Kopftuch religiös � politisch missbraucht? Ist das Kopftuch möglicherweise integrationshemmend? Der Film gibt hier keine eindeutige Antwort. Ich habe eher den Eindruck, dass es eine ganz persönliche, aber auch kulturbedingte Entscheidung ist, ob Frauen ein Kopftuch tragen. Selbst religiöse Würdenträger, die hier zu Wort kommen, geben keine klare Antwort. Eine objektive Antwort scheint es also nicht zu geben.
Mir persönlich fehlt hier der Bezug zu Nordrhein � Westfalen. Wie viele Moslems gibt es in Nordrhein � Westfalen? Wie politisiert und religiös ausgerichtet sind sie? Wie fundamentalistisch und extremistisch sind sie? Diese Frage hätte ich gerne beantwortet. Diese Antworten und nicht allgemeines Geschwafel wäre die Aufgabe der Landeszentrale gewesen.



Der Reichseinsatz

Dokumentarfilm Deutschland 1993; Produktion Lichtfilm Hamburg, Norddeutscher Rundfunk, Westdeutscher Rundfunk, Arte; Länge 90 Minuten;  Buch und Regie: Wolfgang Bergmann; Kamera: Rali Raltschev; Ton: Jifko Marev; Schnitt: Inge Behrens

?Zwangsarbeiter in Deutschland. 17 Jahre alt war Jerzy Borucki, als er in Warschau bei einer Militärrazzia verhaftet, interniert und wenige Tage später in einen Viehwaggon gesteckt wurde. Ein Zug brachte ihn in Hitlers Großdeutsches Reich, wo er 10 Stunden am Tag bei Thyssen Henschel Autos montieren musste. Lohn gab es keinen. Kontakte zur Außenwelt waren strengstens untersagt. An die 8 Millionen Fremd-, Zivil- und Zwangsarbeiter hielten Deutschlands Wirtschaft während des 2. Weltkrieges in Gang. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen dieser Fremdarbeiter zwischen zivilen Lagern und KZ waren menschenunwürdig und kosteten vielen das Leben.�
Diese Inhaltsangabe auf der hinteren Schutzhülle des Videos weckt mein Interesse. Also schaue ich mir den Film, den ich mir in der Duisburger Stadtbücherei ausgeliehen habe, zuhause an.
Sehr informativ und lehrreich ist der Film für mich. Ich hatte mich zuvor nicht mit dem Einsatz ausländischer Arbeitskräfte während des 2. Weltkrieges beschäftigt. Daher sind mir viele Informationen neu. Der Film enthält sowohl historische als auch heutige Filmaufnahmen. Überlebende der Weltkriege berichten über ihre Erlebnisse und Erfahrungen. So wird es auch ein lebendiger Film, weil Geschichte so lebendig und greifbar erzählt wird.
So ernst das Thema auch sein mag, so gelungen ist der Film. Er menschelt, ohne auf die Tränendrüse zu drücken. Er informiert, ohne übertrieben nüchtern oder sachlich zu sein. Wie objektiv der Film ist, kann ich nicht beurteilen. Es ist aber auch egal. Gerade die subjektive Färbung macht den Film sehenswerter als jede sachlich � neutrale Berichterstattung. Der Film gefällt mir. Vom Fernsehen bin ich inzwischen Werbeunterbrechungen und das Umschalten gewöhnt. Beides vermisse ich hier nicht. Ich bin neugierig genug, um den Film komplett zu sehen. Ein schöneres Kompliment kann ich ihm nicht machen.


Eine Woche der Gewalt Rostocker Krawalle � August 1992

Dokumentation Deutschland 1992; Produktion: Spiegel TV (1992); Autoren: Maria Gresz u. a.; Kamera: Christian Sievers u. a.; Schnitt: Stefan Brautlecht u. s.; Ton: Wolfgang Uther

?Bürgerkriegsähnliche Zustände in Rostock Lichtenhagen�, ?Flüchtlingsheime brennen�, ?Es hätte ein Kinderfest werden können, es wurde ein Pogrom�, ?Wenn die Gewalt zur Methode wird� � Schlagzeilen aus dem August 1992. Seit dem ?Rostocker Ereignis� nehmen Gewalttätigkeiten Jugendlicher gegen Ausländer im gesamten Bundesgebiet zu. Gelegenheits- oder Überzeugungstäter? Beide greifen auf rechtsextremistisches Gedankengut zurück. Die Palette der Ursachen ist breit: Fehler in der Sozialpolitik, allgemeine Perspektivlosigkeit.�
So steht es als Inhaltsangabe auf der Schutzhülle des Videos. ?Spiegel TV� hat diese Dokumentation, die von der nordrhein � westfälischen Landeszentrale für politische Bildung veröffentlicht wird, erstellt. Vordergründig berichtet der Film sachlich � neutral über die damaligen Geschehnisse; mir persönlich fehlen jedoch die Hintergrundinformationen. Wie sehen die (damaligen) sozialen und wirtschaftlichen Probleme Rostocks aus? Wie viele Ausländer gab es damals in Rostock und wie sah ihre humanitäre Lage aus? Was hat sich in den folgenden Jahren in Mitteldeutschland politisch, wirtschaftlich und sozial geändert? Fragen wie diese werden nicht beantwortet.
Das Versagen von Bürgerschaft, Polizei und Politik wühlt auch jetzt, über 15 Jahre später, immer noch auf. ?Was für Deutsche leben da drüben in der ehemaligen DDR eigentlich,� frage ich mich. ?Die wollen dieselben Deutschen sein wie ich? Das kann doch nicht wahr sein!� Eben weil der Film unkommentiert Fakten vermittelt, entsteht auch heute noch sehr leicht ein schlechter Eindruck von den neuen Bundesländern...


Soldatenglück


Dokumentation Deutschland 2002; Buch und Regie: Ulrike Franke und Michael Loeken; Kamera: Jörg Adams; Schnitt: Niko Remus; Ton: Csaba Kulcsar; Produktion Westdeutscher Rundfunk / arte; Gesamtspielzeit: 54 Minuten

?Soldaten Glück und Gottes Segen,� wünscht der deutsche Kommandant seinen Soldaten, die Anfang 2002 in einem Auslandseinsatz ausrücken. Was erwartet die Soldaten in den weit entfernten Krisengebieten, in Afghanistan, im Kosovo und anderswo?
?Die Dokumentation zeigt den Alltag deutscher und amerikanischer Einsatztruppen im Kosovo. Gemeinsam mit dem Sänger Gunter Gabriel, der als Truppenbetreuer vor Ort ist, werden die Lager, die Stimmung, die Situation vor Ort erkundet. Schnell wird deutlich: Der Einsatz fern der Heimat ist monoton und anstrengend, erstarrt schnell in Routine. Abwechslung tut not, um die Moral der Truppe zu erhalten. Truppensender hören und Tütensuppen einkaufen reichen da nicht aus. Ein Konzert mit Gunter Gabriel gehört deshalb zu den Höhepunkten,� berichtet die Inhaltsangabe.
Für mich als überzeugten (ehemaligen) Zivildienstleistenden ist dieser Film schon interessant. Ich hatte bislang keine Vorstellung davon, wie das Leben in der Truppe aussieht. Was machen die Soldaten in der Freizeit? Wie sieht die Truppenbetreuung aus? (Mir war schon nicht bekannt, dass Gabriel dort tätig ist.) Auch ohne dass der Film zu sehr aus dem Nähkästchen plaudert � deutsche Truppen sind hier nicht im Einsatz zu sehen-, bekomme ich doch eine gewisse Vorstellung davon.
Außerdem bekomme ich eine gewisse Vorstellung davon, wie der Einsatz der deutschen Truppe im Kosovo aussieht. Natürlich kommen hier auch britische und amerikanische Soldaten zu Wort. Einige andere Faktoren werden aber nicht erwähnt. Wie sieht die kirchliche Betreuung der Soldaten aus? Warum beteiligen sich deutsche Soldaten überhaupt an der Friedenssicherung im Kosovo? Was ist ihre genaue Aufgabenstellung? Sind die Soldaten freiwillig dort? Allein dieses Hintergrundwissen wer für mich schon wichtig gewesen, um die Aussagen im Film richtig einzuordnen. Mir persönlich ist der Film zu oberflächlich und eigentlich auch nichtssagend, um wirklich zu informieren.


Wirtschaftsfaktor Untermensch

Dokumentation Deutschland 1999; Regie: Dagmar Christmann; Kamera: Helmut Handschel und Frank Schwarz; Schnitt: Michael Nieberg; Produktion: WDR / HR /Arte; Gesamtspielzeit: 29 Minuten

?Juden wurden in der NS � Zeit systematisch beraubt. Nicht nur von den Nazis; auch alteingesessene Banken und Wirtschaftsunternehmen beteiligten sich an der Ausplünderung der deutschen Juden. Die Unternehmen richteten sich nach den gültigen, von den Nationalsozialisten erlassenen Gesetzen, handelten also wenig spektakulär und `nach VorschriftŽ. Und deshalb hielt sich auch nach 1945 der Eindruck, dass sich die Unternehmen korrekt verhalten hätten,� erzählt die Inhaltsangabe auf der hinteren Schutzhülle.
Viele historische und moderne Bilder, Informationen und Emotionen, Zeitzeugen und wenige Nachgeborene gibt es hier zu sehen.
Eigentlich müsste ich sagen: Dies ist ein guter Film. Doch ein wenig unbefriedigend ist dieser Film. ?Welche Gesetze ermöglichten die Arisierung von jüdischen Firmen,� frage ich mich. ?Warum kommen die beschuldigten Banken nicht zu Wort? Die journalistische Fairness schreibt das doch vor!� Unter diesem Gesichtspunkt ist dieser Film eindeutig opferbezogen. Hinzu kommt der fade Beigeschmack, dass amerikanische Rechtsanwälte sehr gut an der Entschädigung jüdischer Nazi � Opfer verdienten. ?Haben die nicht ein stärkeres Interesse an den Verfahren gegen die deutschen Banken als die Opfer? Und warum wird erst jetzt, 50 Jahre nach Kriegsende, darüber gesprochen,� frage ich mich. Auch diesen Fragen hätte nachgegangen werden müssen. So bleibt der Film doch sehr viele Frage offen.


Neue Arbeit

Dokumentation Deutschland 2001; Gesamtspielzeit: 17 Minuten; Produktion: Tricast Wuppertal; Konzept und Schnitt: Kirsten Ankermann; Kamera: Fridhelm Büchele; Musik: Michael Römer

?Herkömmliche Arbeit? Mangelware! Die Technologisierung und der Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft vernichten immer mehr Arbeitsplätze. Der Sozialphilosoph Frithjof Bergmann meint: Die übliche Jobarbeit hat ausgedient. Die bezahlte Ganztagsstelle wird es in Zukunft immer seltener geben. Anstatt jedoch immer mehr Leute zu entlassen, so Bermanns Vorschlag, sollten alle Beschäftigten ihre Jobarbeit reduzieren und die freie Zeit mit neuen Arbeitsformen füllen. Zum einen mit selbstbestimmter, an den eigenen Wünschen ansetzender Arbeit, die die Leute `wirklich wirklichŽ  wollen. Diese Arbeit soll sich selber refinanzieren oder gesellschaftlich bezuschusst werden.
Zum zweiten mit `High � Tech � Selfproviding`, also mit Eigenarbeit auf hohem Niveau � das in vier Monaten in einem beispielhaften Projekt in Eigenleistung selbstgebaute Haus erspart etwa Mietzahlungen für 10 Jahre,� lautet die Inhaltsangabe auf der hinteren Schutzhülle.
Ich bin mir etwas ratlos. Ich habe nun schon viele Ideen und Vorschläge gehört, wie Arbeit effektiver, menschengerechter und die Kreativität anregend gestaltet werden kann. Alternative Wirtschaftsideen gibt es viele. Durchsetzen konnte sich bislang keine. Im Zweifelsfall waren die Interessen der Anteilseigner wichtige als die Interessen der Belegschaft. Daher weiß ich nicht, ob mir der Film wirklich etwas Neues bietet. Im Grunde ist dies einer der belanglosen und mäßig interessanten Filme, die man sich ansieht und dann ganz schnell beiseite legt.


Tugenden Soziale Schlüsselqualifikationen im Beruf

Dokumentation Deutschland 2001; Gesamtspieldauer 30 Minuten; Buch und Regie: Ulrich Leinweber; Kamera: Stefan Schmidt � Herzberg und Holger Schacht; Schnitt: Hans � Jürgen Bauer

?Maik ist Lehrling in einem Autohaus. Er soll eine Gummidichtung austauschen. Ihr Wert: 2.- DM. Aber er hat sich nicht die Hände gewaschen. Die Türverkleidung wird schmutzig. Sie muss komplett ausgetauscht werden. Die Kosten dafür betragen 150.- DM.
Maik lernt daraus: Sauberkeit, Ordnung und Disziplin sind Tugenden, die immer noch gefragt sind � besonders, wenn das Fehlen dieser Tugenden teure Folgen hat. Nicht nur im Autohaus, auch in der Fabrik, in der modernen Softwarefirma, bei der Bundeswehr. Alle schätzen die klassischen Tugenden, zu denen auch Höflichkeit, Pünktlichkeit und Fleiß zählen. Alle fordern sie auch ein,� steht da in der Inhaltsangabe.
Ich leihe mir den Film in der Duisburger Stadtbibliothek aus und schaue ihn mir zuhause an. Ich schaue ihn mir an einem Sonntag Nachmittag an. Und bin eigentlich sehr verwundert. Eigentlich müsste der Film äußerst langweilig und wenig informativ sein. Schließlich geht es hier um Alltäglichkeiten. Höflichkeit, Sauberkeit, Disziplin und Ordnung sind doch Selbstverständlichkeiten. Oder? Eigentlich schon. Schließlich sind dies die Eigenschaften, die das Leben ausmachen. Oder? Eigentlich schon.
Gibt es Eigenschaften, die von einem Vorgesetzten und Firmeninhaber verlangt werden können? Inwieweit kann ich auch von einem Firmeninhaber verlangen, eine soziale Verantwortung für den Mitarbeiter zu übernehmen, grundsolide, kontinuierlich und gewinnbringend, damit arbeitsplatzsichern zu wirtschaften und für eine angenehme Arbeitssituation in der Firma zu sorgen? Der Film schreit gewissermaßen nach einer Fortsetzung, die sich ganz diesem Gesichtspunkt widmet.