Duisburg, 10. Dezember 2019 - Weil der
aggressive Umgangston im Netz immer stärker um sich greift,
wollen die kirchlichen Akademien mit dem gemeinsamen Projekt
"#anstanddigital" die Spielregeln
für ein zivilisiertes Miteinander im digitalen Raum
ausloten. Zum Auftakt der Initiative im Futurium Berlin
erklärte Kulturstaatsministerin Grütters: "Worte können
aufbauen, aber sie können auch zerstören. Und gerade
letzteres findet im Internet inzwischen viel zu oft statt.
Deshalb brauchen wir einen Verständigungsprozess, wie wir im
digitalen Raum miteinander umgehen wollen."
Allzu oft
sind die politischen Debatten im Internet geprägt von
Empörungseifer, Hass und Hetze. Unanständige Kommentare und
ein aggressiver Sprachgebrauch sind an der Tagesordnung.
Viele Nutzer kommentieren ganz bewusst entlang der Grenze
zur Beleidigung, überschreiten sie regelmäßig, zumeist
versteckt hinter der Anonymität des Netzes.
Doch wo
bleibt bei alldem die "gute Kinderstube" aus der analogen
Welt, die einen Regelkompass für das vernünftige Miteinander
vermittelt? Wie lassen sich diese Regeln auf die Sprach- und
Debattenkultur im Netz übertragen? Und wie kann eine
Verständigung über diese Regeln in der Öffentlichkeit
aussehen? Diesen Fragen widmet sich das gemeinsame Projekt "#anstanddigital"
der Katholischen Akademie in Berlin in Zusammenarbeit mit
dem Kulturbüro der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Verändertes Verhältnis zur Gesellschaft
Darin bringen sie
Akteure und Experten aus allen gesellschaftlichen
Bereichen zusammen, um eine breite öffentliche Diskussion
über Anstand und den respektvollen Umgang im digitalen Raum
in Gang zu setzen. Kulturstaatsministerin Monika Grütters
wies in ihrer Rede zum Projektstart darauf hin, dass die
verrohte Art und Weise in der digitalen Kommunikation, das
Miteinander unserer Gesellschaft zunehmend zerrüttet. Die
Härte der Auseinandersetzung in den Sozialen Medien führe zu
Enthemmung und gesellschaftlicher Polarisierung, so die
Staatsministerin.
Diese Entwicklung nach dem Prinzip
"Je provokanter die Kommentare, desto höher die
Aufmerksamkeit" führt nach einer aktuellen Studie der
Konrad-Adenauer-Stiftung dazu, dass Betroffene sich vermehrt
aus dem öffentlichen Diskurs zurückziehen. "Und das ist
fatal für die demokratische Debattenkultur, die ja ganz
wesentlich von einem zivilisierten Umgangston lebt, auch im
Netz", stellte Grütters fest.
Digitale Tugenden formulieren Damit die
Kommunikation im Netz den Diskurs stärker fördert anstatt
die Spaltung der Gesellschaft zu vertiefen, setzt "#anstanddigital"
nicht erst bei Beleidigungen und aggressiven Angriffen an.
Hier müsse über eine Verschärfung von Recht und Kontrolle
nachgedacht werden, räumen die Initiatoren ein. Ihnen geht
es aber vielmehr um Fragen der individuellen geistigen
Haltung, mit der sich Menschen im Netz begegnen. "Denn es geht immer auch um die Verantwortung aller, denen an der Freiheit des Netzes
gelegen ist", heißt es auf ihrer Projekthomepage.
Ausdrücklich rufen die Initiatoren dort zu Kommentaren von Bürgerinnen und
Bürgern auf. Dafür gibt es auf der Webseite einen
digitalen Briefkasten. Auch auf Twitter können sich
Interessierte an der Diskussion beteiligen. Gefragt sind Meinungen dazu, worauf
in der digitalen Kommunikation zu achten ist und was es zu vermeiden gilt. Zum
Abschluss der Initiative soll es eine Sammlung digitaler Tugenden geben, die
Anregungen für ein verantwortungsvolles Miteinander im Internet bietet.
Bund fördert Verständigungsprozess
Kulturstaatsministerin Grütters fördert "#anstanddigital"
mit 100.000 Euro im Rahmen ihrer Digitalisierungsoffensive
im Bereich Kultur und Medien. Dieses Programm richtet sich
an Projekte und Initiativen, die mithilfe digitaler
Technologien einen Mehrwert für Kulturinteressierte
schaffen, neue Zielgruppen erreichen oder gesellschaftliche
Debatten anstoßen. Im Fokus der Förderung stehen damit
Aspekte der Vermittlung, Verständigung und Vernetzung über
Kultursparten, Einrichtungen und Landesgrenzen hinweg.
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