Loveparade Duisburg 2010: Offene Fragen — Erste Antworten
Tagung und Runder Tisch im Beratungszentrum „Der Kleine Prinz“

Von Harald Jeschke

Duisburg, 5. Februar 2011 - Die Loveparade am 24. Juli 2010 in Duisburg endete furchtbar. Die Angehörigen der 21 Toten, hunderte Schwerverletzte und dauerhaft Traumatisierte, aber auch die Bürger Duisburgs sind bis heute ohne Antwort auf die brennende Frage geblieben, wie es zu dieser Katastrophe kommen konnte.
Zum Runden Tisch und einer Tagung mit Betroffenen, Angehörigen und Experten aus ganz Deutschland lud der im Dezember 2010 gegründete Verein Massenpanik-Selbsthilfe e.V. und in Kooperation das Nachrichtenportal DocuNews.org.
Thema:
„Offene Fragen und erste Antworten zur Loveparade“ nach 6 Monaten des Ereignisses.

"Bei der Loveparade wurde das falsche Gesetz zugrunde gelegt", sagte Professor Müller, Strafrechtsexperte aus Regensburg." Und: "Bei der Loveparade durfte nicht die Versammlungsstättenverordnung angewandt werden, da diese nicht für Großveranstaltungen angewandt werden darf, Da diese Verordnung also nicht praktikabel war, weil auch großflächig Räume mit Zäunen versperrt werden sollten, musste eine Lösung mit praktikablem Hintergrund gefunden werden. Dies wurde anhand der Unterlagen der Stadt der Abteilungen 62 und 32 ersichtlich, die dazu erstmals am 1. März 2010 ein Meeting abhielt. Normalerweise finden solche Besprechungen ein Jahr vor einer Großveranstaltung statt. Eine Woche nach dem ersten Meeting sollte über eine Fläche entschieden werden, die nach Forderung von Veranstalter Lovapent für 400 000 Besucher geeignet wäre. Mit einer solchen Zahl rechnete man, da die Kapazität der Bahnen der anreisenden Raver dann auf jeden Fall längst erschöpft sein würde. Es ging also um 400 000 Besucher, die aber nur in eine Richtung gelenkt werden sollten.  Es wurden dafür aber keinen Rettungswege eingeplant und es wurde bei der Fläche auch nur ein Eingang vorgesehen, aber keine Rettungswege. " Was für die Staatsanwaltschaft zählen sollte ist Anwendung der Sonderbauverordnung. Ein weiterer Rechts- und Veranstaltungsexperte (Schadenersatz), der die Dortmunder Loveparade beobachtete brachte es auf den Punkt: "Es ist so, dass hier das Beispiel aus der Seeschifffahrt dies verdeutlichen hilft. Es ist bei der Loveparade Duisburg so einzuschätzen, als wenn einem Schiff nur für ein Drittel der Passagierkapazität Rettungsboote zur Verfügung gestellt werden."

Die Veranstalter bzw. die Betroffen klagen an:
"Entscheidende Fakten und Details zur Loveparade werden von den Verantwortlichen weiterhin unter Verschluss gehalten. Dies gilt insbesondere für die lückenhafte Aufarbeitung seitens der Stadtverwaltung Duisburg sowie die Auslassungen und Fälschungen in der Dokumentation des Loveparade Veranstalters Lopavent. Es gilt auch für die auf Wunsch der Staatsanwaltschaft Duisburg verschlossenen Dokumente zum polizeilichen Handeln. Dabei droht die Wahrheit auf der Strecke zu bleiben.
Auch deshalb heute dieser Tag der Wahrheitssuche, des Erfahrungsaustausches und der Vernetzung. Gemeinsam wollen wir Fakten benennen, Erkenntnisse zusammentragen sowie noch offene Fragen zur Loveparade 2010 formulieren. Dabei geht es uns nicht um Schuldzuweisungen sondern uni Aufklärung. Polizei und Staatsanwaltschaft müssen individuelle, persönliche Schuld ermitteln, Gerichte darüber urteilen. Unser Erkenntnisinteresse geht über die strafrechtliche Perspektive hinaus. Wir wollen über institutionelle und strukturelle Verantwortung reden und Konsequenzen formulieren.
Unsere Veranstaltung steht allen Interessierten offen. Wir planen für die Betroffenen, für eine interessierte Öffentlichkeit und nicht zuletzt für die Bürger Duisburgs. Wir wollen diesem Anliegen auch methodisch entgegenkommen."

Gut Loveparade-Betroffene (Vordergurnd), Bürger und zahlreiche Medienvertreter waren am Samstagmorgen in den "Kleinen Prinzen" gekommen

Gerhart Baum, ehemaliger Bundesminister und Rechtsanwalt aus Düsseldorf (Dritter von links), der die Interessen einer halben Hundertschaft von Loveparade-Betroffenen berät

Medienvertreter wie der Westdeutsche Rundfunk waren mit Kamera dabei

Experten
Folgende Experten waren dabei:
Abrell. Kai. Meister für \‘eranstaltungstechnik. Remscheid:
Baum, Gerhart, lt. Bundesminister a.D., Rechtsanwalt. baum— reiter &collegen,
Düsseldorf;
Eikmeier. Dr. Frank. Rechtsanwalt, Witten
Evers. Lothar. DocuNews.org. Köln,
Hablowetz. Martin. Wir leisten Hilfe eV.. Düsseldorf
Hagemann. Jürgen. Vorsitzender Massenpanik Selbsthilfe, eV., Duisburg
Jatzko. Sybille. Traumatherapeutin, Krickenbach
KahI, Walter. Wir leisten Hilfe e.V., Düsseldorf
Müller. Dr. Henning Ernst, Professor, Juristische Fakultät Universität Regensburg / Experte beck-blog
Reiter, Dr. Julius F., Rechtsanwalt. baum - reiter &collegen. Düsseldorf;
Riotte. Wolfgang. Ombudsmann der Landesregierung NRW
Teßmer, Marc Florian. Janssen - Maluga Legal. Düsseldorf
Unruh. Jutta, Religionspädagogin, Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland
Weber, Ursula. baum - reiter & collegen, Düsseldorf
Wendt, Anke. Soforthilfe „Love Parade“ Unfallkasse Nordrhein Westfalen
Teilnehmerlnnen des Jugendprojektes “Szenisches Konzert im Gedenken an die Opfer
der Duisburger Loveparade (Diese Expertenliste wird kontinuierlich ergänzt).

Methode
Die zwei Themenbereiche „P1anung und „Veranstaltungstag“ beginnen mit einem Faktencheck. Dieser wird im Internet vorbereitet. Nachdem die Fakten ermittelt sind, können diese gemeinsam von Experten, Betroffenen und Fragenden diskutiert werden. Um dabei den „Roten Faden“ nicht zu verlieren, ist die Tagung nicht als Abfolge von Referaten und Podiumsdiskussionen organisiert. Stattdessen nutzen wir die Diskussionsstrategie „Fishbowl“, Wikipedia beschreibt deren Vorzüge:
Der Hauptvorteil (gegenüber einer Plenumsdiskussion) besteht darin, dass die Diskussionsrunde überschaubare, ist, da immer nur eine kleine Anzahl von Teilnehmern gleichzeitig diskutieren kann. Themen werden dadurch fokussiert und verdichtet. Mitglieder; die sonst nicht zu Wort kommen, können in den Innenkreis wechseln und kommen dort schnell an die Reihe, ihre Meinung zu äußern. Ein Teilnehme, der keine Lust mehr hat, kann einfach aussteigen und zuhören.


Finanzielle Unterstützung
Konto: Massenpanik Selbsthilfe
Volksbank Rhein-Ruhr
Kontonummerr: 4235170002
BLZ: 35060386
MassenPanik Selbsthilfe e.V. ist der Zusammenschluss der Betroffenen der Loveparade 2010. Hier können sie sich in einem geschützten Bereich austauschen, über ihre Erfahrungen und Leiden sprechen und sieh persönlich kennen lernen. Gleichzeitig verstehen wir uns als Interessenvertretung und Sprachrohr in der Öffentlichkeit.
http// massenpanik-selbsthilfe.de