Städtetour West - Die Internationale Bauausstellung (IBA) Emscher Park

Die Internationale Bauausstellung (IBA) Emscher Park war ein auf einen begrenzten Zeitraum (1989 � 1999) angelegtes Zukunftsprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen, das mit dem Final-Jahr 1999 endete.

Aufgaben
Die Aufgabe dieser Internationalen Bauausstellung war es, mit neuen Ideen und Projekten im städtebaulichen, sozialen, kulturellen und ökologischen Bereich Impulse für den wirtschaftlichen Wandel einer alten Industrieregion im nördlichen Ruhrgebiet, der Emscher-Region, zu setzen. In diesem Prozess des Strukturwandels hat die IBA Emscher Park mit vielen Partnern auf einer breiten Basis gearbeitet: mit den Gemeinden, Unternehmen, Verbänden, Initiativen und Bürgern. 17 Kommunen des Ruhrgebiets waren der Bauausstellung beigetreten: Duisburg, Oberhausen, Mülheim an der Ruhr, Bottrop, Essen, Gladbeck, Bochum, Gelsenkirchen, Recklinghausen, Herne, Herten, Castrop-Rauxel, Waltrop, Lünen, Dortmund, Kamen und Bergkamen.

Projekte
In zehn Jahren IBA Emscher Park sind rd. 120 Projekte in den zentralen Arbeitsbereichen
    * Emscher Landschaftspark
    * Ökologischer Umbau des Emscher-Systems
    * Arbeiten im Park
    * Industriedenkmäler
    * Wohnen und Stadtentwicklung
    * Soziale Initiativen, Beschäftigung und Qualifizierung
entwickelt und realisiert worden.
Insgesamt wurden rd. 2,5 Mrd ? in die IBA-Projekte investiert, rd. 1,5 Mrd ? Mittel der öffentlichen Hand und 1 Mrd ? Privatinvestitionen.
Zu den zentralen Innovationen der IBA Emscher Park gehören:

    * Kreislaufwirtschaft beim Flächenverbrauch und im Gebäudebestand, im Energieverbrauch und in der Wasserwirtschaft,
    * Umbau eines zentralisierten und veralteten Entwässerungssystems (Emscher-System),
    * mit dem Emscher-Landschaftspark in Europas größtem zusammenhängenden Projekt den Wiederaufbau von Landschaft zu gestalten,
    * auf freigewordenen Flächen der Montanindustrie Zukunftsstandorte mit regionaler Ausstrahlung und überragender Standortqualität anzustoßen,
    * beim Neubau und bei der Umnutzung baulicher Substanz immer auf die Qualität des Bauens und auf gute Architektur zu setzen,
    * mit der Projektfamilie "Einfach und selber Bauen" richtungsweisende Impulse für die Versorgung unterer Einkommensschichten mit bezahlbarem Wohnraum zu geben,
    * die Zeugnisse einer in dieser Dimension einmaligen und eigenständigen Epoche der Industriekultur zu erhalten und in ein neues städtebauliches und landschaftliches Umfeld zu setzen und für neue Nutzungen herzurichten.

Die IBA Emscher Park Heute
Noch heute sind die Spuren der IBA Emscher Park sichtbar. Auf der einen Seite stellen die bedeutenden industriekulturellen und landschaftlichen Infrastrukturprojekte bedeutende Orte der Naherhohlung und der Kultur dar, so etwa die Jahrhunderthalle in Bochum, der Gasometer in Oberhausen und der Landschaftspark Nord in Duisburg. Doch auch organisatorisch ist die Trägerorganisation sowie die Idee der IBA weitergetragen worden und findet in der alljährlich stattfindenden Ruhrtriennale eine direkte Fortsetzung. Die erfolgreiche Bewerbung des Ruhrgebiets zur Kulturhauptstadt Europas 2010 wäre ohne die gemachte gemeinsame Erfahrung und insbesondere ohne die entstandenen Orte der Industriekultur kaum denkbar gewesen," stellt die Internetenzyklopädie Wikipedia die IBA Emscher Park vor.

Fast 10 Jahre ist es nun her, dass die IBA endete. Für mich Grund genug, kurz innezuhalten und zu überlegen. Was brachte uns die IBA? Was sind ihre Hinterlassenschaften?
In meiner persönlichen Erinnerung ist - ansatzweise - noch das Abschlussjahr 1999 in Erinnerung. Ich hatte die Gelegenheit, einige der Abschlussveranstaltungen zu sehen. Die Ausstellung "Sonne, Mond und Sterne" in der Zeche Zollverein in Essen sei hier als Beispiel genannt. Auch Christos Ausstellung im Gasometer Oberhausen blieb mir in Erinnerung.
Ob die Kulturhauptstadt 2010 ohne die IBA möglich gewesen wäre, kann ich nicht beurteilen. Für mich ist dies auch eine theoretische Überlegung. Seit der IBA gibt es keine spektakulären Ausstellungen mehr, die die Massen anlocken - weder in der Villa Hügel, dem Landschaftspark Nord, Zeche Zollverein noch sonstwo. Die Ruhrtriennale ist einfach zu spartenspezifisch, um ein Breitenpublikum anzulocken. Ob die IBA der Kultur vor Ort also wirklich entscheidende Impulse gab, sei einmal dahingestellt.

Und wirtschaftlich? Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten setzt die IBA erst recht keine Akzente. Duisburg propagiert seine Logistik und nennt den Logport als Vorzeigeprojekt. Von den Projekten, die die IBA anstoßen wollte, ist hier nichts zu spüren. Biotechnologie, Medizintechnik, Erneuerbare Energieen, Plasmatechnologie, Mikrotechnologie, Luft- und Raumfahrttechnologie - dies sind Branchen, in denen das Ruhrgebiet immensen Nachholbedarf besitzt. Auch in den Bereichen Musik / Video / Videokunst / IT / Hörbuch / Softwareentwicklung / Film sind andere Regionen weiter entwickelt. Ich sehe nicht, dass hier ein Aufholprozeß begonnen hat. Es wäre also zu überlegen, ob die IBA die richten wirtschaftlichen Impulse setzte.

Die IBA Emscher Park ist in der Öffentlichkeit völlig in Vergessenheit geraten. Zu Recht? Das kann jeder Leser selbst beurteilen. Der 10. Jahrestag des Endes der IBA kann und sollte aber dazu genutzt werden, zu überlegen, was gut und richtig an der IBA war und wie diese Ansätze weiterentwickelt werden können.