Städtetour West   Kloster Knechtsteden

Das Kloster Knechtsteden liegt westlich von Dormagen. Es wird von Spiritaner (katholischen Mönchen) bewohnt. Das Kloster liegt in einem Naherholungs- und Naturschutzgebiet.
Die 25 Spiritaner beschränken sich auf das Hauptgebäude. In den Ausbildungswerkstätten, dem Gymnasium, Postulat, Noviziat und der Theologisch - Philosophisch Ordenshochschule bilden sie ihre zukünftigen Missionare aus.
Im ZAV - Fortbildungszentrum werden fachspezifische Seminare für Augenoptiker angeboten. Außerdem werden hier Augenoptiker berufsbegleitend auf ihre Meisterprüfung vorbereitet. Das Libermann - Haus wird inzwischen als Internat für die Augenoptiker genutzt.

"Veranlasst durch den Kölner Erzbischof Friedrich I. stiftete der Domdekan Graf Hugo von Sponheim 1130 dem Prämonstratenser-Orden um seinen Gründer Norbert von Xanten den Frohnhof Knechtsteden. Wenige Jahre später wurde mit dem Bau des Stiftes neben dem Frohnhof begonnen. Die Basilika wurde in zwei Bauabschnitten zwischen 1138 und 1181 im romanischen Stil errichtet. Durch kriegerische Auseinandersetzungen wie der Schlacht von Worringen 1288 und der Neusser Fehde mit der Belagerung von Neuss durch den burgundischen Herzog Karl den Kühnen 1474 kam es jeweils zu Zerstörungen an den Gebäuden des Klosters und an der Basilika. Besonders die Ostapsis wurde so stark beschädigt, dass Abt Ludger sie 1477 in gotischem Stil erneuern ließ. Da das Kloster Anfang des 18. Jh. finanziell gut ausgestattet war, wurden in dieser Zeit die meisten Gebäude im barocken Stil neu errichtet, darunter auch 1723 das Torhaus.

Als Napoleon 1795 die linksrheinischen Gebiete besetzte und diese 1797 gesetzlich mit dem französischen Staatsgebiet verband, flohen die Mitglieder des Klosters Knechtsteden und das Kloster wurde von den Bewohnern der umliegenden Orte geplündert. Durch den Reichsdeputationshauptschluss wurden nach dem Willen Napoleons alle geistlichen Reichsstände und damit auch die Klöster und Stifte aufgelöst. Auch das Kloster Knechtsteden fiel dieser Säkularisation zum Opfer und wechselte mehrmals den Besitzer. Schließlich erwarb die Kölner Armenverwaltung den gesamten Komplex, um dort eine Heilsstätte für Nervenkranke einzurichten. Ein verheerender Brand vernichtete allerdings 1869 die gesamte Anlage. 1895 wurde die Ruine schließlich mit Hilfe des Kölner Erzbischofs Krementz, der Erlaubnis der preußischen Regierung und finanzieller Unterstützung durch den Afrikaverein von Pater Amandus Acker für den Orden der Spiritaner erworben und nach der Basilika wurden auch die anderen Gebäude des Klosters bis 1908 wieder aufgebaut. 1896 errichtete Acker dort eine Missionsschule, 1898 ein Brüdernoviziat und 1905 ein Priesterseminar.

In der nationalsozialistischen Diktatur wurde das Kloster 1941 beschlagnahmt und enteignet, die Ordensmitglieder wurden teils zwangsdienstverpflichtet, teils vertrieben bzw. zum Militär eingezogen.

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird das Kloster wieder durch Spiritaner genutzt.

Architektur

Die Abtei liegt auf einer sanften Anhöhe über der Senke eines ehemaligen Rheinarmes.

Die dreischiffige Gewölbebasilika hat im Osten ein Querschiff und einen achtseitigen Vierungsturm und durch diese Betonung der Ostanlage ist von außen kaum zu ahnen, dass es sich um eine Doppelchoranlage handelt. Der Westbau ist nur durch eine Apsis hervorgehoben.

Der Blick nach Osten zeigt an den vergleichsweise hohen Spitzbogenfenstern, dass dieser hell beleuchtete Ostchor gotisch erneuert worden ist. Romanische Chöre sehen anders aus. Das lässt sich hier im selben Bauwerk demonstrieren.

Der Westchor ist in seiner originalen Gestalt von 1150/60 erhalten. Die Malerei stammt auch aus dieser Zeit und macht die Kirche besonders wertvoll. Hier wurde in der unteren Zone ein Vorhang aufgemalt. In noch früheren Zeiten hing an solchen Stellen tatsächlich ein Vorhang.

Im Apsisgewölbe ist Christus als Pantokrator dargestellt. Pantokrator heißt eigentlich Allherrscher, gilt aber auch für den auferstandenen Christus (nach Offenbarung I,8) und besonders in der byzantinischen Kunst als allgemeine Darstellung des thronenden Christus. Umgeben ist Christus von den vier Evangelistensymbolen und dann links von Paulus als Lehrer der Völker und rechts von Petrus als Fürst der Apostel. In der unteren Zone stehen die zehn übrigen Apostel. 1951-52 wurde dieses Fresko restauriert.

Berühmt sind in Knechtsteden die Kapitelle aus der Zeit um 1150. Hier ist unter dem Einfluss der Denkmalpflege an dieser Stelle die ursprüngliche Farbe wiederhergestellt. Diese schlichteren, strengeren Kapitelle stammen aus dem ottonischen und salischen Formenkreis.

Die Kirche erhielt im Laufe der Jahre eine völlig neue Ausstattung. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts gab es hier eine farbige romanische Dekoration. Sie beschränkte sich auf die Architekturteile des Innern. Zum Rot der Säulen kam das Blau, Goldgelb, Rot und Schwarzblau der Kapitelle, Kämpfer, Gesimse und Gurte, wodurch ein wundervoller Farbklang entstand. Es war eines der frühesten und vollständigsten romanischen Dekorationssysteme am Niederrhein. Leider wurde es beseitigt und durch einen grauen Anstrich ersetzt. 1938, zur 800-Jahrfeier, wurde das Innere auf Grund alter Farbspuren neu gefasst.

Seit 1931 hat die Knechtstedener Basilika ihr fünfstimmiges Geläute mit dem Klangmotiv "Te Deum laudamus". Das Geläute wurde von der Firma Otto in Hemelingen bei Bremen gegossen. Die Töne der Melodie sind B-Des-F-Es-Ges, wobei die Ges-Glocke den Namen "Amandus" trägt.

Das Geläute der Klosterbasilika sollte im 2. Weltkrieg eingeschmolzen werden. Die große Glocke durfte allerdings im Turm bleiben, da sie nicht durch das Loch passte. Nach Beendigung des Krieges fand man die Knechtstedener Glocken unversehrt auf, hängte sie erneut im Turm auf und seitdem rufen sie wieder die Gläubigen zum Gottesdienst," liefert die Internetenzyklopädie Wikipedia noch einige Hintergrundinformationen.

Die Anreise erfolgt über Düsseldorf und Dormagen. Das Kloster ist auch mit Bus und Bahn gut zu erreichen. Die Haltestelle "Knechtsteden" liegt direkt vor der Haustüre und wird von der Linie 883 bedient.

Durch das offensichtlich ungenutzte Torhaus und die anschließende kleine Allee erreicht der Besucher die Basilika St. Andreas. Die Basilika besticht durch ihre Schlichtheit. Das Apsisbild im Ostteil des Gotteshauses, die bunten Glasfenster mit ihren Heiligenbildern und die Säulen mit ihren dekorativen Kapitellen sind noch der größte Schmuck der Hallenkirche. Lediglich die dezente Deckenbeleuchtung scheint hier der Neuzeit zu entstammen; die Kirche hinterläßt einen ruhigen Eindruck (auch wenn immer wieder Besucher kommen)

Ich selbst reise Anfang August 2008 nach Knechtsteden. Zu dieser Zeit läßt sich im Kreuzgang die Ausstellung "Meditationen in der Textilkunst" besichtigen. Die Künstler Heidi Ruetz, Anna Maria Hartmann und Dorothea Grunewald stellen hier einige wenige Exponate aus.

Der Altarbereich der Basilika sieht durchschnittlich aus. Ein frei schwebendes Kreuz mit Jesus - Figut, Blumenschmuck, zwei Lesepult, ein relativ kleiner Altartisch aus Stein und eine Madonnenfigur mit dem Leichnam Jesu - wren da nicht die prächtigen und farbigen Glasfenster, sähe der Altarbereich fast schon trostlos aus.

Die übrigen Gebäude auf dem Klostergelände sind an diesem Samstagmittag nicht frei zugänglich. Ob und inwieweit sie überhaupt genutzt werden, ist für mich persönlich nicht ersichtlich. Auf dem kleinen Friedhof gegenüber der Basilika sind die Ordensbrüder begraben. Dank der ewig gleichen Grabsteine in Kreuzform wirkt dieser Ort schon wie ein Soldatenfriedhof.

Mein persönliches Fazit? Ein Abstecher zum Kloster Knechtsteden lohnt sich auf jeden Fall, auch wenn man nicht unbedingt kirchlich gebunden ist. Allein schon unter künstlerischen und geschichtlichen Gesichtspunkten ist die Reise lohnenswert. Andreas Rüdig