Die Ruhr ist ein rechter Nebenfluss des Rheins in NRW. Sie entspringt am
Ruhrkopf im Sauerland und mündet bei Duisburg-Ruhrort in den Rhein. Mit
ihren Nebenflüssen bildet sie die Grundlage der Wasserversorgung für das
Ruhrgebiet. Der Name Ruhr soll seine Entsprechung im althochdeutschen (h)ruora
= ?heftige, eilige Bewegung haben; wahrscheinlich ist laut Duden jedoch
die Ableitung von dem indogermanischen Wort reu- / ru- = aufreißen,
graben. Doch gesichert scheinen beide Versionen nicht zu sein. Doch nur
Wasserversorger ist die Ruhr; hier finden sich auch viele touristische
Attraktionen.
Eine Station ist Oberhausen. Zum CentrO, das 1996 eröffnet wurde ,
gehören das 70.000 qm große Einkaufszentrum mit 200 nationalen und
internationalen Einzelhandelsgeschäften, ein Freizeit- und
Vergnügungspark, eine 400 Meter lange Gastronomie-Promenade sowie ein
Multiplex-Kino. Für den schnellen Hunger zwischendurch gibt es einen
riesigen Fast-Food-Bereich, die sogenannte Coca-Cola- Oase.
Der 1928/29 für die Eisenhütte Oberhausen zur Speicherung des
Hochofengases gebaute und 1988 außer Betrieb genommene 117 Meter hohe
Gasometer am Rhein- Herne- Kanal ist heute das Oberhausener Symbol für
den Strukturwandel. Nach seinem Umbau zur Ausstellungshalle und zum
markanten Aussichtspunkt im Rahmen der Internationalen Bauausstellung
Emscher Park wurde er im Mai 1994 mit der Ausstellung Feuer und Flamme.
200 Jahre Ruhrgebiet eröffnet.
Das am Rhein-Herne- Kanal gelegene Schloss Oberhausen mit seiner
klassizistischen Architektur gab dem 1846 in der Nähe errichteten
Bahnhof und damit der späteren Stadt seinen Namen. Es wurde in den
Jahren 1804 bis 1818 nach den Plänen des Architekten August Reinking für
Maximilian Graf von Westerholt- Gysenberg erbaut und 1912 von der Stadt
erworben. Nach einem Umbau im Jahre 1998 ist das Gebäude heute Sitz der
Ludwig Galerie Schloß Oberhausen und der städtischen Gedenkhalle für die
Opfer des Nationalsozialismus.
Die Baumeister- Mühle in Oberhausen-Buschhausen wurde 1858 errichtet.
Sie heute nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten wieder voll
funktionstüchtig. So können sich Besucher einen Einblick verschaffen,
wieder Müller mit Windkraft das Korn zu Mehl verarbeitet.
Wie lange es die Burg Vondern - ein bedeutender spätgotischer Profanbau
in NRW - schon gibt, ist nicht bekannt. Vermutlich stand hier schon vor
mehr als tausend Jahren eine Zufluchtsstätte mit Wall und Palisadenzaun.
Die heutigen restaurierten Bauten stammen aus verschiedenen Epochen,
wahrscheinlich ab dem 13. Jahrhundert. Das Torgebäude und die südliche
Wehrmauer entstanden spätestens im 15. Jahrhundert und zeigen mit
starken Mauern und Schießstarten sowohl den wehrhaften Zweck wie auch
spätgotische Zierformen in Gesimsen, Fenstern und Gewölben. Das
Haupthaus wurde zur Barockzeit im späten 17. Jahrhundert gebaut.
Das Kastell Holten aus dem Jahre 1307 war eine typische Grenzwehranlage.
Die Grafen von der Mark waren im Grenzstreit um den Ort Sieger geblieben
gegen die Grafschaft Kleve. Sie bauten das Kastell und stationierten
dort Grenzwachen. Der noch erhaltene Ostflügel stammen von der im 16.
Jahrhundert erneuerten Ostburg.
Ein wenig versteckt am Rande von Oberhausen- Osterfeld liegt ein
Fachwerkgebaute, das sich malerisch im Teich des Elpenbachs spiegelt.
Schwerindustrie vermutet der Besucher hier nicht, und dennoch steht er
vor dem einzig erhaltenen baulichen Zeugnis der St. Antony-Hütte, der
ersten Eisenhütte im Ruhrgebiet, der ?Wiege der Ruhrindustrie. Seit 1758
wurde auf der St. Antony-Hütte nicht nur Roheisen erzeugt.
In der Walzhalle der 1981 stillgelegten Zinkfabrik Altenberg präsentiert
das Rheinische Industriemuseum die Geschichte der Eisen- und
Stahlindustrie an Rhein und Ruhr. Die Zeugen der 150 Jahren Eisen- und
Stahlgeschichte, die das Arbeiten und Leben vieler tausend Menschen
wesentlich prägten, liegen dem Besucher hier buchstäblich zu Füßen, denn
ein eiserner Steg spannt sich in luftiger Höhe über die 3.500 qm große
Ausstellungsfläche.
In den Gebäuden des ehemaligen Bauernhofs Haus Ripshorst ist seit 1999
das Informationszentrum für den Emscher Landschaftspark untergebracht.
In einer Ausstellung präsentiert sich dem Besucher die Vielschichtigkeit
des Emscher Landschaftspark mit seiner eigenwilligen Industrienatur, den
gigantischen Landmarken und vielen neuen Parks.
Die südliche Nachbarstadt heißt Mülheim. Ihr Name bezieht sich auf alte
Wassermühlen (der Duden kann die sprachgeschichtliche Entwicklung vom
spätlateinischen molina = Wassermühle über das althochdeutsche /
angelsächsische mulin bis zum heutigen Mülheim nachweisen), die wohl
früher hier existiert haben müssen. Wasser ist auch das Thema das
Aquarius Wassermuseums.
Wasser ist Leben. Wir brauchen es als unser wichtigstes Lebensmittel,
als Trinkwasser, jeden Tag, rund um die Uhr. Aber auch zum Duschen,
Waschen, Spülen, Gießen und Plantschen ist es selbstverständlich für
uns. Die Kulisse für das Abenteuer Wasser ist atemberaubend. Ein über
100 Jahre alter Wasserturm wurde im Auftrag der RWW - Rheinisch -
Westfälische Wasserwerksgesellschaft in Mülheim - zu einem
städtebaulichen Wahrzeichen umgebaut. Das denkmalgeschützte Gebäude mit
seiner bemerkenswerten Architektur ist vom Wasserspeicher zum
Wissensspeicher umgebaut geworden. Denn die Versorgung mit Trinkwasser,
kühl, klar und zuverlässig in bester Qualität, setzt Aufklärungsarbeit
und Umweltschutz voraus.
Gläserne Fahrstühle bringen den Besucher auf die oberen Ebenen des
Wassermuseums. Die Fahrt führt durch den noch teilweise gefüllten
Wasserbehälter hinauf zum Panoramakreuz. Von hier, wo einst 500.000
Liter Wasser lagerten, hat man einen einzigartigen Blick über die
Flusslandschaft an der Ruhr. Auf 14 Ebenen und in 21 Themenbereichen
erschließt sich dem Besucher die Vielfalt des Wasserwissens.
In der Aquasphäre berichtet eine Raum füllende Multivision von der
Entstehung der Erde, von der sinnlichen Kraft des Wassers, aber auch von
alltäglichen Eindrücken. Ein sprechender Globus erzählt über
Wasserereignisse in der ganzen Welt. Durch nachgestellte chemische und
physikalische Experimente kann der Besucher das Element Wasser und seine
Bedeutung für die Natur entdecken. In einer weiteren Ebene trifft er auf
die Quelle und die Welt der Sagen, Mythen und Künste. In Brunnen- und
Badeszenen wird verdeutlicht, wieviel Freude und Lust Wasser bereiten
kann, aber auch, welche Bedeutung es für Gesundheit und Hygiene genießt.
Ein Computerspiel ermöglicht es den Besuchern, selbst eine Region mit
Kanälen, Schleusen, Trinkwasserleitungen und Wasserkraftwerken zu
erschließen. In der sich anschließenden Schaltzentrale einer Talsperre
kann jeder erfahren, wie die riesigen Wasserspeicher funktionieren.
Elektronisch simuliert reguliert der Besuch selbst den Wasserlauf,
reagiert auf erhöhte Niederschläge im Einzugsgebiet der Talsperre und
auf Hochwasser an der Ruhr. Dass das Thema Wasser nicht erledigt ist,
wenn wir in der Toilette die Spülung betätigen, zeigt die Station
Gebrauchtes Wasser. Hier wird gezeigt, was passiert, wenn der Mensch
bedenkenlos Öl und andere belastende Stoffe entsorgt.
Auf dem Weg nach Osten ist Essen die nächste Station. Was das Wort Essen
bedeutet? ?Ort, wo Schmelzöfen stehen. Nebenbei bemerkt: Das
althochdeutsche Wort Essa bedeutet Herd des Metallarbeiters.
Alle Richtungs weisenden Kunstepochen von der Romantik bis zur heutigen
Avantgarde sind im Museum Folkwang durch hervorragende Exponate
repräsentiert: Gemälde, Grafiken und Skulpturen aus dem 19. und 20.
Jahrhundert, eine Sammlung zur Geschichte der Fotographie, antike
Keramiken und eine Exemplare fernöstlicher und afrikanischer Kunst.
Breiten Raum nehmen die Moderne und ihre Wegbereiter ein. Namen wie
Renoir, Monet, van Gogh, Gauguin, Nolde, Kandinsky und Kirchner stehen
für die wohl aufregendste und schöpferischste Phase neuerer
Kunstgeschichte. Doch das Museum pflegt nicht nur beste Traditionen,
sondern es widmet sich auch der zeitgenössischen Kunst.
Geologie, Archäologie, Geschichte und Fotographie sind die Schwerpunkte
des Ruhrlandmuseums, das - in unmittelbarer Nachbarschaft zum Museum
Folkwang - mit seinen Dauer- und Wechselausstellungen Beiträge zur
Belebung der Museumsszene im Ruhrgebiet leistet. Die Dauerpräsentation
zur Geologie widmet sich vorwiegend der Naturgeschichte. Dabei steht das
Karbon - das Erdzeitalter, in dem die Kohle entstand - im Mittelpunkt.
Die Archäologische Sammlung bietet einen Rundgang durch die antiken
Kulturen von der Prähistorie (600.000 v. Chr.) bis ins Mittelalter.
Geographisch umfassen die Objekte das alte Ägypten, Mesopotamien,
Griechenland, Rom, Mittel- und Nordeuropa. Außerdem werden Funde der
Stadtarchäologie gezeigt. Die kulturgeschichtliche Dauerausstellung
zeigt die Lebensumstände von Arbeiterfamilien in der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts. Authentische Möbel, Werkzeuge, Kleidungsstücke,
Alltagsgegenstände und Fotographien vermitteln einen Eindruck von den
damaligen Wohnverhältnissen und Arbeitsbedingungen.
Rund 120.000 plakative Grafiken bewahrt das Deutsche Plakat Museum in
seinen Archiven. Klassiker künstlerischer Plakatgestaltung wie
Toulouse-Lautrec, Thorn-Prikker oder Behrens sind hier ebenso finden wie
Vertreter neuester Stilrichtungen. Jahrhundertwende- und
Nachkriegsplakate bilden zeitliche, Plakate aus deutschsprachigen
Ländern, aus Osteuropa und den USA räumliche Schwerpunkte des Bestandes.
Auf eine Dauerpräsentation wird zugunsten themen- und personenbezogener
Wechselausstellungen verzichtet.
In der Villa Hügel zeigt die Kulturstiftung Ruhr regelmäßig
kulturhistorische Ausstellungen. Präsentationen wie Barock in Dresden,
Prag um 1600, Das alte China, ?Breughel-Brueghel und Korea Die alten
Königreiche machen das Gründerzeitpalais zum Ziel in- und ausländischer
Kunstliebhaber. Nach Plänen von Alfred Krupp um 1873 errichtet., war die
Villa Hügel über Jahrzehnte Wohnsitz der Unternehmerdynastie. 2
Dauerausstellungen im Kleinen Haus informieren über die aktuelle
Produkt- und Dienstleistungspalette des Unternehmens sowie über die
Familien- und Firmengeschichte der Krupps.
Bei ihrer Inbetriebnahme 1932 galt die als Gesamtensemble im
Bauhausstil errichtete Anlage Zollverein an ?schönste Zeche der Welt.
Zollverein XII war der oft kopierte Idealtypus moderner
Industriearchitektur und ?Wunderwerk der Industrialisierung: 12.000
Tonnen Kohle wurden hier pro Tag gefördert - mehr als das Vierfache
einer durchschnittlichen Zechenleistung. 1986 als letzte Essener Zeche
geschlossen, hat sich die denkmalgeschützte und EU geförderte
Schachtanlage zum kreativen Zentrum und Veranstaltungsort entwickelt.
Zollverein XII beherbergt heute Ateliers, Büros, Werkstätten und
Proberäume. Internationale Symposien und Kongresse, Ausstellungen,
Theater- und Konzerausstellungen finden hier statt. Im ehemaligen
Kesselraum hat das Design Zentrum NRW seinen Sitz.
Eine weitere Station heißt Bochum. Laut Duden enthält das Wort Bochum -
das Grundwort -heim = Wohnort und die Baumbezeichnung ?Buche. Auch hier
sollen einige Attraktionen besucht werden.
Rathäuser sind ein Aushängeschild der Stadt - eine Art Visitenkarte. Sie
sind Zentren aktuellen Geschehens und der Kommunalpolitik sowie Orte, an
denen sich Stadtgeschichte wieder spiegelt. Das heutige Bochumer Rathaus
beruht auf einem Entwurf von Roth, der sich mit Rathausbauten in
Dresden, Kassel und Barmen einen Namen gemacht hatte. Die Bauarbeiten
begannen 1926.
Im Jahre 1924 erfolgte die Grundsteinlegung. Nach gut vierjähriger
Bauzeit fand am 20. Mai 1931 die Eröffnung des Rathauses statt. Im
wesentlichen kam es Roth auf einen streng symmetrischen Grundriss an
sowie auf die Betonung eines großen Innenhofes abseits des
Straßenverkehrs. In der Symmetrieachse des Ratshofes, also in der
Hofmitte, schiebt sich der Saalbau vor, so dass zu seinen beiden Seiten
Nebenhöfen entstanden. Der Charakter des Baus entspricht den
städtebaulichen Erfordernissen und Wünschen, die sich aus der Wahl des
Standortes ergaben: zentral an zwei belebten Straßen. Die Außenseite ist
schlicht. Der Innenhof ist dekorativ gestaltet. Für das solide Gebäude
wurde wertvolles, widerstandsfähiges Material verwendet. Der Sockel
besteht aus hartem Granitstein. Für die Fassade wurde Muschelkalk
verarbeitet, für das Steildach Schiefer, in den Fluren und
Repräsentationsräumen Marmor, Kupfer und Bronze.
In den Innenhof, der 40 Meter breit und 46 Meter tief ist, ragt zunächst
der große Ratssaalbau hinein. Hier stehen der Glockenturm sowie die aus
Travertin und Bronze bestehender Brunnen: Brunnen der Schönheit linker
Hand und Brunnen des Glücks rechter Hand. Die kleinen vergoldeten
Figuren des Fortuna gewidmeten Brunnens symbolisieren Eheglück (Putte
mit Ehering und Pantoffel), Fruchtbarkeit (Putte mit Apfel), den
Optimisten, der sagt, daß Geld allein nicht glücklich macht (Putte mit
leeren Portemonnaie) und die Illusion (Putte mit Seifenblasen). Die
Brunnen sind Arbeiten von Professor Vogel aus Berlin.
Das Glockenspiel im Rathausturm stellte eine Besonderheit dar. Es
besteht aus 28 Gussstahlglocken mit einem Gesamtgewicht von 2.300
Kilogramm, wobei die schwerste Glocke 375 und die leichteste vier
Kilogramm wiegt. Es ist das erste aus Gussstahl hergestellte
Glockenspiel der Welt. An den Weltruhm Bochumer Gussstahlglocken
erinnert übrigens auch die auf dem Rathausvorplatz aufgestellte Glocke,
die 1867 als größte von vier Glocken eine Sensation auf der
Weltausstellung in Paris war. Unter ihrem Geläut hatte man die
Weltausstellung eröffnet. Gegossen hatte die Glocke der Bochumer Verein
für Bergbau und Gußstahlfabrikation, den später die Friedrich Krupp
Hüttenwerke übernahmen. Nach der Pariser Ausstellung kehrte die
Riesenglocke nach Bochum zurück, wo sie bis 1979 als Denkmal im
Werksgelände aufgestellt war.
Am Rande des Bochumer Stadtparks befindet sich das 1964 erbaute
Planetarium, das sich um Besuchermagneten der Region entwickelte. Das
Zeiss Planetarium wurde im Jahre 2000 grundlegend modernisiert.
Kernstück der Erneuerung ist der Planetar. Das Zeiss � Gerät
Universarium IX; der Prototyp, ging zum Jahreswechsel 1999 / 2000 im New
Yorker Haydn Planetarium in Betrieb. Das erste Super- Gerät dieser Art
in Europa kam ab April 2000 zum Einsatz.
Das Planetarium ist Himmels -Simulator und Zeitmaschine in einem. Im
Kuppelraum mit 20 Meter Durchmesser finden 300 Besucher Platz. Im Rahmen
einer Multi � Media � Show werden astronomische Themen
allgemeinverständlich dargestellt. Über den Köpfen der Zuschauer
erstrahlt der Sternenhimmel. Langsam bewegen sich die Gestirne.
Hinzu kommt das Eisenbahn � Museum Dahlhausen. Alles im Maßstab 1 : 1
und natürlich zum Anfassen. Zahlreiche historische Dampf- und
Dieselloks, Waggons sowie Stellwerks- und Signalanlagen geben einen
großartigen Einblick in die deutsche Eisenbahngeschichte. Aber auch ein
Abteilwagen des legendären Orient-Expreß ruft Erinnerungen an die große
Zeit der Dampfrösser wach. Wer selbst gerne einmal eine Fahrt in einem
alten Abteilwagen erleben möchte, dem bietet das Museumspersonal während
der Sommermonate, an jedem ersten Sonntag im Monat (April bis Oktober)
eine Fahrt mit dem Museumszug an.
Die Geschichte der Eisenbahn im mittleren Ruhrgebiet beginnt mit der
Inbetriebnahme einer Zweigbahn von Steele nach Dahlhausen durch die
Bergisch � Märkische Eisenbahn im September 1863. Von der Streckführung
sollten insbesondere die in Dahlhausen gelegenen Kohlenzechen
Hasenwinkel und Ver. General & Erbstollen profitieren, deren
Kohlevertrieb bis zu diesem Zeitpunkt ausschließlich auf die
umständliche Ruhrverschiffung angewiesen war. Neben den Zechen erkannten
bald auch anderen Industrieunternehmen die Vorteile des Güterversands
mit der Eisenbahn und siedelten sich - wie zum Beispiel die Dr. C.-Otto
und Companie GmbH - in Dahlhausen an.
Das Eisenbahnnetz für den Personenverkehr kam gegenüber dem
Gütertransport nur schleppend in Gang. Erst mit der Erweiterung des
Streckennetzes bis Laer und Hattingen und später bis Altendorf,
Blankenstein und Überruhr gewann er weiter an Bedeutung. Durch die
Verstaatlichung des privaten Eisenbahnwesens in Preußen wurde 1895 der
Bereich der mittleren Ruhrtalbahn der neugegründeten Königlichen
Eisenbahndirektion Essen unterstellt. Dahlhausen entwickelte sich nun
schnell zu einem wichtigen Knotenpunkt des Güter- und Personenverkehrs
im Ruhrtal, so dass man 1920 die Strecke Dahlhausen- Steele zweigleisig
ausbaute..
Letzte Station ist Recklinghausen. Hier lohnt sich ein Besuch im
Umspannwerk, das sich mit dem Strom beschäftigt. Ein Leben ohne Strom?
Heute kaum vorstellbar. Dabei ist die Energie, die aus der Steckdose
kommt, eine ziemlich neue Errungenschaft. Das Museum Strom und Leben
nimmt seine Besucher mit auf eine Zeitreise durch die Geschichte der
Elektrizität. Auf 2.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche wird die
Kultur-, Sozial- und Technikgeschichte der Elektrizität dargestellt.
Beispiele aus Industrie, Gewerbe, Landwirtschaft und Haushalt zeigen,
wie der Strom Alltag und Arbeitswelt grundlegend veränderte.
Spielerische Experimente zur Stromerzeugung, eine alte Straßenbahn, das
elektrische Klavier, ein Kino und zahlreiche kleine und große Objekte
laden zum Ausprobieren, Staunen und Verweilen ein. An vielen Stationen
im Museum ist das Anfassen erwünscht. Im historischen Teil des 1928
errichteten Umspannwerks wird die Technik der Elektrizitätsverteilung
erläutert. Die Anlage, von der das 110 Kilovolt � Schalthaus, die
Leitwarte und das Wohnhaus erhalten sind, sollte laut Bauantrag ?in
seiner Gesamtwirkung zur Hebung des Stadtbildes� beitragen. Eine im
April 1991 begonnene Modernisierung der Schaltanlagen erlaubte es, im
Innern des Gebäudes einen Teil der alten Technik museal zu erhalten und
den gesamten Gebäudekomplex unter Denkmalschutz zu stellen.
Es ist der erste Sonntagmorgen im November. Es ist kalt und nass vom
nächtlichen Regen. Langsam quält sich die Sonne durch die Wolkendecke.
Herrschte hier früher rege Betriebsamkeit, erwacht der Landschaftspark
Nord in Duisburg heute nur langsam zum Leben.
Kohle und Stahl drückten dem Ruhrgebiet ein Jahrhundert lang ihren
Stempel auf. Die hier entstandene Industrielandschaft mit ihren
monumentalen Zechenanlagen und Hochöfen hat ein unverwechselbares
Gesicht. Zehn Jahre lang, von 1990 bis 1999, hat sich die Internationale
Bauausstellung Emscher Park (IBA) an die städtebauliche und ökologische
Erneuerung der 800 Quadratkilometer großen Emscher- Region zwischen
Duisburg und Dortmund gemacht.
Von der IBA geblieben sind in Duisburg vor allem zwei Großprojekte: der
Landschaftspark Nord und der Dienstleistungspark Duisburg-Innenhafen. Im
Duisburger Norden zwischen Hamborn und Meiderich entstand auf einer rund
200 Hektar großen Industriebrache ein Park völlig neuen Typs: Zentrum
ist das ehemalige Hüttenwerk der Thyssen AG, wo bis 1985 Roheisen
erschmolzen wurde. Nach Plänen des Landschaftsarchitekten Prof. Peter
Latz wurde das Gelände unter Einbeziehung des stillgelegten
Hochofenwerks und der gewachsenen Vegetation behutsam umgestaltet.
Auf einem industriegeschichtlichen Pfad kann man den Park heute
erkunden. Taucher und Alpinisten nutzen die alten Industriedenkmäler für
ihre Zwecke. In den ehemaligen Erzbunkern wurden Klettergärten und
Spielanlagen für Kinder geschaffen. Ein alter Gasometer wurde zum Tauch
� Trainingszentrum umgestaltet. Ein Lehr- und Lernbauernhof gehört
ebenfalls zum Areal.
Im Duisburger Norden gelegen ist der Landschaftspark nicht unbedingt der
touristische Mittelpunkt Duisburgs. Ein Spaziergang am Wochenende, eine
Großveranstaltung � dafür lässt sich der Landschaftspark nutzen. Sind
aber gerade einmal nicht Ferien, ist er einer von vielen Parks, die an
die lokale Geschichte erinnern sollen.
Ein Blick über die Stadtgrenzen hinaus soll zeigen, welche anderen
Ausflugsziele sich mit der Industriegeschichte erinnern sollen.
Zunächst ein Blick nach Bochum. Das Deutsche Bergbau- Museum zählt
jährlich rund 400.000 Besucher und vermittelt einen Einblick in den
weltweiten Bergbau auf alle Bodenschätze von vorgeschichtlicher Zeit bis
zum gegenwärtigen Stand. Mit einer Ausstellungsfläche von rund 12.000
Quadratmeter und dem 2,5 km langen Streckennetz im Anschauungsbergwerk
ist das im Jahre 1930 gegründete Museum nach eigenen Angaben heute das
bedeutendste Bergbaumuseum der Welt.
Das Museum bildet mit seinen Sammlungsbeständen ein Zentrum der
Montangeschichtsforschung. Ziel des Museums ist es, dem Laien wie dem
Fachmann die Entwicklung des Bergbaus im wirtschaftlichen, kulturellen
und sozialen Umfeld anschaulich darzustellen. Originalmaschinen und
-geräte sowie zahlreiche funktionsfähige Modelle, die von den Besuchern
selbst in Gang gesetzt werden können, erschließen die weithin unbekannte
Welt des Bergbaus.
Durch das Anschauungsbergwerk finden Führungen statt. Nach der
Grubenfahrt bietet sich eine Fahrt auf die Aussichtsplattform des
Fördergerüstes an: In rund 60 m Höhe hat man von diesem besonderen
Technischen Denkmal einen herrlichen Ausblick auf des Herz des Reviers.
Das Museum zeigt nicht nur technische, sondern auch umfangreiche
mineralogische und (kultur-) historische Sammlungsgegenstände. Es wird
getragen von der DMT � Gesellschaft für Lehre und Bildung mbH und der
Stadt Bochum; der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen finanzieren die
Aufwendungen für die am Museum betriebene wissenschaftliche Forschung.
Auch das Westfälische Industriemuseum bietet einige interessante
Standorte, die hier kurz vorgestellt werden sollen. Zunächst zum alten
Schiffshebewerk Waltrop. Das Alte Schiffshebewerk Henrichenburg in
Waltrop-Oberwiese ist Teil des Westfälischen Industriemuseums mit acht
Standorten aus den Bereichen Kohlenbergbau, Eisenverhüttung, Textil-,
Ziegel- und Glasindustrie sowie Binnenschiffart und Wasserstraßen. Das
Hebewerk ist das größte und spektakulärste Bauwerk im Verlauf des alten
Dortmund-Ems-Kanals. Vor über 100 Jahren, am 11. August 1899 wurde es
von Kaiser Wilhelm II eingeweiht.
Nach der Stilllegung im Jahre 1970 verfiel das Hebewerk zur Ruine. 1979
beschloss der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, das technische Denkmal
als Standort des Westfälischen Industriemuseums aufzubauen. Nach
Restaurierung und Rekonstruierung ohne Wieherherstellung der
ursprünglichen Funktion ist das Alte Schiffshebewerk mit seinem unteren
Vorhafen (Unterwasser), mit dem oberen Vorwasser und einem Stück echten
Kanal (Wir haben Oberwasser) als Museum eröffnet. Seit 1992 gehören das
Schiffshebewerk mit seinen 5 Schwimmerschächten, der
Stahlfachwerkskonstruktion, dem begehbaren Trog und den Ober- und
Unterhaupttürmen, das ehemalige Kessel- und Maschinenhaus, mit
Maschinen, Modellen und Bildern für jeden Geschmack, das Unterwasser mit
Schiffsanleger und Stegen, das historische Polizei- und Feuerlöschboot
?Cerberus (Baujahr 1930) und das Motorgüterschiff Franz- Christian
(Baujahr 1929) mit der Ausstellung Ein Arbeitsleben an Bord im Laderaum
zum Museum.
?Einen Schiffshebevorgang können wir leider nicht mehr bieten. Den
können Besucher beim benachbarten Neuen Schiffshebevorgang aus dem Jahre
1962 hautnah miterleben. Dafür haben wir das gesamte Schiffshebewerk
begehbar gemacht, das dreißig Jahre trocken gelegene Oberwasser wieder
ausgebaut und mit Wasser gefüllt. Dort ist eine hafenähnliche Szenerie
entstanden, die die Arbeitswelt an und auf den Kanälen vom Ende des 19.
Jahrhunderts bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts widerspiegelt,� erzählt
das Museum.
Weiter geht es zur Zeche Hannover in Bochum. Die Zeche Hannover erhielt
ihren Namen nach dem Wohnsitz ihres Gründers Carl Hostmann im damaligen
Königreich Hannover. Ihr wuchtiger Malakowturm aus dem Jahre 1857 ist
ein typisches Wahrzeichen für die ersten Tiefzechen im mittleren
Ruhrgebiet. Die aufwendige Gestaltung der beiden mächtigen Fördertürme
verlieh der Zeche einen festungsartigen und zugleich repräsentativen
Charakter. Um das Bergwerk herum entwickelten sich auf der grünen Wiese
Werkskolonien und Sielungen mit städtischer Infrastruktur. Sie bildeten
die neue Heimat für die aus Deutschland und Europa zugewanderten
Arbeiter und ihre Familien.
Ein Jahr nach Ankauf der Zeche Hannover errichtete Krupp 1872 im nahe
gelegenen Günnigfeld die Schachtanlage Hannover III. 1899 kaufte er die
Nachbarzeche Hannibal. Mit dem Bau eines Kraftwerks, einer neuen Kokerei
und des neuen Förderschachts V wurde die Zeche Hannover bis 1908 zur
Großzeche ausgebaut. Das Bergwerk erwies sich dabei als
Entwicklungszentrum für Spitzentechnologie. Neben zahlreichen
Innovationen bei Kohlegewinnung und Transport war die Zeche federführend
in der Entwicklung der Fördersysteme. 1877 setzte Bergwerksdirektor
Friedrich Koepe hier erstmals eine Treibscheibe anstelle einer
Seiltrommel ein. Diese bis heute weltweit eingesetzte Koepe � Förderung
entwickelte die Zeche Hannover mit der ersten Turmfördermaschine 1888
und der weltweit ersten Vierseilförderung 1948 ständig weiter.
1954 wurden die Zechen Hannover und Hannibal auf Bestimmung der
Alliierten aus dem Krupp- Konzern herausgelöst. Sie konnten sich aber
weiterhin als moderne Bergwerke ausgebaut. Aus der 1958 einsetzenden
Bergbaukrise ging die Zeche Hannover zunächst als Sieger hervor. 1967
wurde der Schacht II zum zentralen Förderschacht aller Bochumer
Bergwerke ausgebaut. Im Umland der Zeche Hannover fehlte stets
geeigneter Wohnraum für Bergleute. 1864 errichtete die
Bergwerksgesellschaft die Kolonie Hannover. 1872 folgte die Eickeler
Kolonie.
Die Zeche Hannover wurde 1969 in die neu gegründete Ruhrkohle AG
eingebracht. Mit der anhaltenden Bergbaukrise kam jedoch bald das Aus:
1973 wurde die Zeche Hannover als letztes Bergwerk in der ehemaligen
Bergbaustadt Bochum stillgelegt. 1979 erfolgte der Abriß der
Betriebsgebäude. Nur die ältesten - ein Malakowturm mit Maschinenhalle
sowie das Grubenlüftergebäude - blieben als Industriedenkmal erhalten.
1981 übernahm der Landschaftsverband Westfalen- Lippe die Zeche Hannover
in sein Industriemuseum und restaurierte das Gebäude. Seit 1995 ist das
Industriedenkmal mit einem kommentierten Denkmalweg für Besucher
zugänglich.
Nächste Station auf der Reise ist die Henrichtshütte in Hattingen. Die
1854 gegründete Henrichtshütte ist eines der traditionsreichen
Hüttenwerke des Ruhrgebiets. Hier wurden Erz und Kohle gefördert, Koks,
Eisen und Stahl produziert, gegossen, gewalzt, geschmiedet und
bearbeitet - alles unter einem Dach. Über 10.000 Menschen fanden auf der
Hütte Arbeit. Um das Werk wuchs ein neuer Stadtteil aus Arbeiterkolonien
auf der grünen Wiese. Gegen den erbitterten Widerstand der Belegschaft
und der ganzen Region wurden 1987 die Hochöfen ausgeblasen. Die
Stilllegung weiterer Betriebe folgte. Die Henrichtshütte steht für den
Aufstieg, die Blüte und den Niedergang der Eisen- und Stahlindustrie an
der Ruhr.
Dortmund kann gleich mit mehreren Attraktionen aufwarten. Da wäre
zunächst die Zeche Zollern II / IV. Am westlichen Stadtrand von Dortmund
liegt im Stadtteil Bövinghausen die ehemalige Schachtanlage II / IV. Die
kaum modernisierte Musterzeche der Jahrhundertwende ist bis heute
eingebettet in ein weitgehend unverändertes bergbautypisches Umfeld.
Auf einem ehemaligen Bauerngut entstand zwischen 1898 und 1904 das
Prestigeobjekt einer Bergbaugesellschaft, die mit dem Bau dieser
Schachtanlage zum Marktführer aufstieg. Prestigedenken und
Selbstbewusstsein der Gelsenkirchener Bergwerks AG bestimmten die
architektonisch aufwendige und repräsentative Bauweise sowie die
technische Ausstattung auf modernstem Niveau. Man zeigte, wer man war.
Der vordere Teil der Tagesanlagen im Stil des Historismus der
Jahrhundertwende gleicht einer barocken, dreiflügeligen Schlossanlage,
der hintere zeigt mit dem Repräsentationsobjekt Maschinenhalle einen
modernen Industriebau in Stahlskelettbauweise mit großen Glasfenstern
und eindrucksvollen Jugendstilelementen. Mit Aufnahme der Förderung 1902
avancierte Zollern für einige Jahre zur vielbesuchten Musterzeche unter
den deutschen Steinkohlenbergwerken. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges
begann der Niedergang. Ein Rationalisierungsprogramm der neuen
Eigentümerin, der Vereinigten Stahlwerke, sah 1926 den Verschleiß der
wenig rentablen Anlage vor. Kriegsvorbereitungen, Zweiter Weltkrieg und
Nachkriegsära setzten andere Prioritäten. Seit 1955 verblieb dem
Verbundbergwerk zunächst noch die Seilfahrt. 1966 wurde die Zeche
Zollern II / IV endgültig stillgelegt.
Nächste Station ist die Kokerei Hansa. Die Kokerei Hansa entstand in den
Jahren 1927 / 28 im Zuge gewaltiger Rationalisierungsmaßnahmen und
Unternehmenskonzentrationen. Moderne und leistungsfähige Kokerei
ersetzten die veralteten Kleinanlagen auf den Zechen. Als Zentralkokerei
stand Hansa im Mittelpunkt der Verbundwirtschaft der Dortmunder
Montanindustrie. Die Kokerei bezog die Steinkohle von den benachbarten
Zechen, so auch von der angrenzenden Schachtanlage Hansa, und lieferte
den Koks an das Hüttenwerk Dortmunder Union.
1928 ging die Anlage mit zwei Batterien in Betrieb. Die Öfen
produzierten täglich bis zu 2.200 t Koks. Im Laufe der Jahrzehnte wurde
die Kokerei Hansa zweimal erweitert: 1937 - 1942, begünstigt durch die
Autarkie- und Aufrüstungspolitik der Nationalsozialisten, und nochmals
Ende der 60er Jahre. In Spitzenzeiten verließen am Tag über 5.000 t Koks
die Produktionsstätte. Mit der Strukturkrise im Bergbau und der
Stahlkrise verlor die Kokerei ihre zentrale Rolle im Produktionsverbund.
1980 muste die Zeche Hansa ihren Betrieb einstellen. 1986 wurde auf der
Kokerei Hansa zwei Batterien außer Betrieb genommen und die Produktion
gedrosselt. Am 15. Dezember 1992 kam für die Beschäftigten das
endgültige Aus. Auf der Kokerei Hansa hatten einmal bis zu 1.000
Menschen gearbeitet.
Was ist Koks? In einer Kokerei wird Steinkohle unter Luftabschluss auf
hohe Temperaturen erhitzt. Dabei entsteht Koks � das Hauptprodukt einer
Kokerei. Dieser ist aufgrund seines höheren Kohlenstoffgehalts, seiner
Reinheit und Festigkeit ein besserer Brennstoff als Kohle und wird vor
allem für die industrielle Erzeugung von Roheisen im Hochofen gebraucht.
Die Kokerei Hansa ist in verschiedene Produktionsbereiche gegliedert,
die sich entlang zweier Achsen über das rund 32 ha große Gelände
erstrecken. Die östliche Achse, die Schwarze Straße, führt an der rund
550 m langen Flucht der Koksofenbatterien vorbei. Diese sind das
Herzstück der Kokerei. In den Ofenkammern wurde die Steinkohle bei über
1.000° C in einem bis zu 20 Stunden währenden Prozess zu Koks gegart.
Diesem von Koks- und Kohlenstaub beherrschten Produktionsabschnitt
verdankt die Schwarze Straße ihren Namen. An der westlichen Achse, der
Weißen Straße, liegen die Gebäude und verschlungenen Anlagen der
Kohlechemie. Bei der Verkohlung wird ein Gasgemisch erzeugt, aus dem die
sogenannten Nebenprodukte (oder Kohlenwertstoffe) gewonnen werden:
Ammoniumsulfate, Schwefelsäure, Rohbenzol und Teer. Die Produkte waren
über viele Jahrzehnte wichtige Grundstoffe für die chemische Industrie.
Das hochwertige Koksgas wurde in das Ferngasnetz der Ruhrgas AG
eingespeist. Die Gaswirtschaft war bis zur Umstellung der
Energieversorger auf Erdgas ein lukratives Geschäft für die
Kokereiindustrie.
Zum Weltkulturerbe wurde die Kokerei Zollverein von der UNESCO erklärt.
Sie darf daher nicht auf der Route fehlen.
Die Kokerei Zollverein in Essen-Katernberg entstand in den Jahren 1957 -
1961 in räumlich- unktionaler Anbindung an den Schacht XII der Zeche
Zollverein. 1964 erreichte die Kokerei erstmals ihre Höchstkapazität und
produziert 5.000 t Koks pro Tag. Anfang der 70er Jahre wurde die damals
modernste Anlage Europas zu einer der weltweit größten Kokereien
ausgebaut. Hier arbeiteten rund 1.000 Menschen. Da die Koksnachfrage
durch die großen Stahlkrisen stetig sank, wurde die Kokerei am 30.6.1993
stillgelegt.
Die Kokerei Zollverein wurde nach Plänen des Industriearchitekten Fritz
Schupp (1896 - 1974) gebaut. Zusammen mit dem Ingenieur Martin Kremmer
(1894 - 1945) hatte er bereits die technisch und gestalterisch markanten
Entwürfen für die Schachtanlage Zollverein XII geliefert.
Charakteristisch für die funktionale Architektur von Schupp sind
kubische Formen und Stahlfachwerkkonstruktionen: nüchtern, imposant,
monumental.
Für die Koksproduktion wird Steinkohle unter Luftabschluss bei über
1.000° C in einem 16 � 18 Stunden dauernden Prozeß zu Koks umgewandelt.
Koks ist ein hochwertiger Brennstoff, der vor allem als Hüttenkoks in
der Stahlindustrie umgewandelt. Bei der Verkokung entsteht ein
Gasgemisch, in dem Nebenprodukte in dampf- und gasförmigen Zustand
enthalten sind: die sogenannten Kohlenwertstoffe Ammoniak, Rohbenzol und
Rohteer. Um sie zu gewinnen, muß das Gas gekühlt und gewaschen werden.
Das gereinigte Gas, sogenanntes Kokereigas, wird zum großen Teil den
Ferngasunternehmen zugeführt. Mit den Kohlenwertstoffen wird die
chemische Industrie beliefert.
In den insgesamt zehn Koksofenbatterien mit 304 Öfen auf der sogenannten
schwarzen Seite - konnten täglich aus rund 10.000 t Kohle 8.600 t Koks
hergestellt werden. Dabei fielen rund 4 Millionen Kubikmeter Kokereigas
an, das an Ort und Stelle auf der ?Weißen Seite - der Kokerei gereinigt
und weiterverarbeitet wurde. Täglich wurden 113 t Rohbenzol, 357 t Teer
und - als weiteres Nebenprodukt - 70 t Schwefelsäure hergestellt. Die
Kokerei verbrauchte hierfür täglich 440.000Kwh Strom und 10.000
Kubikmeter Frischwasser.
Kernstück des Denkmals Kokerei Zollverein ist der nördliche Bereich des
Betriebsgeländes, die Schwarze Seite. Hier befinden sich die
Koksofenbatterien, die sich über eine Länge von 800 m erstrecken, sowie
sechs 60 bzw. 98 m hohe Kamine. Im ersten Arbeitsschritt wurde die in
verschiedenen Qualitäten angelieferte Kohle in der Mischanlage vermengt,
um die für den Verkokungsprozeß optimale Kohlenmischung zu erhalten.
Diese wurde in die Kohletürme transportiert, dort auf Füllwagen geladen
und zu den Koksöfen gebracht. Der frisch gedrückte, glühende Koks wurde
unter Löschtürme gefahren, mit Wasser gelöscht und über die
Koksabwurframpen aus dem Löschwagen gestürzt. Aus Umweltschutz- und
Arbeitshygienegründen war die Koksseite der Batterie mit einer
Entstaubungsanlage versehen. Gebrochen und nach Größen sortiert wurde
der Koks in der Sieberei. In den Schalthäusern 1, 2 und 3 wurde die
Stromversorgung der Kokerei geregelt. Der gesamte Betrieb wurde auf
Zollverein vom Leitstand aus überwacht.
Wie gesagt: Diese Museen beschreiben die Industriegeschichte des
Ruhrgebiets. Für einen sonnigen, warmen Sommer lang bieten sie die
Gelegenheit, die Freizeit zu gestalten. Doch irgendwann werden auch
diese Museen mehr bieten müssen als nur Geschichte, um überleben zu
können. Wir dürfen gespannt sein, welche Ideen sich durchsetzen werden.
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