Städtetour West    Haus Kemnade    Ruhruni: Orientalist und Amerikalist - Das Deutsche Bergbau-Museum - Zeche Hannover   Besuch 2009


Bochum
Das Haus Kemnade ist eine Wasserburg an der Ruhr in Hattingen. Die Burg wurde erstmals im Jahre 1111 erwähnt. Sie gehörte den Familien von Romberg, von der Recke und von Syberg.
Seit einem Hochwasser im Jahre 1486 war Haus Kemnade von der Ortschaft Bochum - Stiepel etwas abgeschnitten. Der Lauf der Ruhr hatte sich nämlich auf die westliche Seite verlegt. Nach einem Brand 1589 wurde das Schloß von 1602 bis 1704 an der gleichen Stelle wieder aufgebaut.
Johann Georg von Syberg übernahm 1637 das Drostenamt. Er wohnte 10 Jahre lang auf der Burg Blankenstein. Die Wasserburg bezog er im Jahre 1647. im Jahre 1662 erteilte der Kurfürst Friedrich Wilhelm der Familie Syberg die Erlaubnis, auch Steine der Burg Blankenstein für den Ausbau zu verwenden. Sein zweiter Sohn Friedrich Matthias von Syberg vollendet den Ausbau. Eine Inschrift aus dem Jahre 1704 belegt dies.
Die Stadt Bochum kaufte die Anlage dann im Jahre 1921. Heute sind dort die Musikinstrumentensammlung Grumbt und Gastronomie untergebracht. In einem direkt hinter dem Schloß gelegenen Fachwerkhaus befindet sich seit 1961 ein Bauernhausmuseum. Dort kann der Besucher die Lebensgewohnheiten des 18. und 19. Jahrhunderts erleben.
Der Kemnader See, die Stiepeler Dorfkirche und die Burg Blankenstein liegen in unmittelbarer Nähe. Hinter der Kreuzung Steinenhaus beginnt ein Weg durch das Naturschutzgebiet Katzenstein.
Es ist nebelig an diesem Samstagmorgen im Februar. Von den Sonne ist an diesem Tag nichts zu sehen. Die letzten Reste des Schnees liegen auf den Wiesen des Ruhrtals. Rege ist der Autoverkehr auf der Hauptverkehrsader zwischen Hattingen und dem Bochumer Stadtteil Stiepel. Enten schnattern auf einer größeren Wiese. Friedlich liegt Haus Kemnade auf der anderen Straßenseite. Würden nicht einige Autos auf dem nahegelegenen Parkplatz stehen, könnte man als zufälliger Passant den Eindruck gewinnen, Haus Kemnade wäre ein privat genutztes Gebäude aus längst vergangenen Tagen.
Das Fachwerkhaus mit dem Bauernhausmuseum ist an diesem Tag geschlossen. Wer sich zufällig hierhin verirrt, wird also vor verschlossenen Türen stehen. Ist die Brücke zur Burg überquert und der Burghof erst einmal betreten, ist das Museum schnell gefunden. Na ja, eigentlich sind es zwei Museen. Die Musikinstrumentensammlung zeit historische Instrumente: Geigen sind hier genauso vertreten wie Blas- und Tasteninstrumente.
Wirken diese Räume noch irgendwie glanzlos, soll sich das Bild im zweiten Teil des Museums schon grundlegend ändern. Dort zeigt die örtliche Sparkasse verschiedene Sparkosen. Wert hier eintritt, bleibt erst einmal stehen, um sich an dem ungewohnten Glanz zu gewöhnen. Nicht etwa die umfunktionierte Schnapsflasche oder das Keramik - Sparschwein mit Blümchen - Muster gibt es sehen; hübsch sind die hier ausgestellten Exponate anzusehen.
Die Sparkasse Bochum ist seit mehr als 150 Jahren in die finanzielle Versorgung der Bochumer Bürger eingebunden. Seit wann die Menschheit Geld jeglicher Art benutzt und wer es erfand, kann heute niemand mehr sagen. Da sich Tauschgeschäfte als kompliziert und teilweise langwierig erwiesen, einigten sich die Menschen auf die sonderbarsten Dinge als Zahlungsmittel. Teeziegel, Muschelketten, Salzblöcke, große Bronzetrommeln, Kanonenrohre und sogar Speere und andere Waffen sind in der Schatzkammer zu sehen.
Solche Zahlungsmittel waren schwer zu transportieren. Sie sind unhandlich. Das Geld wurde erst im 7. Jahrhundert vor Christus leichter. Lydien ist eine Region in der heutigen Türkei. Dort brachte König Krösus der Sage nach erste Münzen in Umlauf. Das königliche Siegel wurde in kleine Klümpchen aus Elektron, eine natürliche Mischung aus Gold und Silber, gepresst. Der Wert wurde durch den Metallgehalt festgesetzt.
Jetzt besaß die Menschheit das Geld. Doch wo sollte man all die Münzen verstauen? Von zierlich bestickten Portemonnaies bis zu massiven mittelalterlichen Geldtruhen zeigt die Schatzkammer viele Möglichkeiten, Geld aufzubewahren. Selbst alte Sparstrümpfe sind hier zu finden.
Eine der größten Spardosensammlungen Deutschlands steht im Mittelpunkt der Schatzkammer. Hier finden sich vom Thesauros, einem griechischen Schatztempel nachgebildeten Sparhaus, bis zum ältesten deutschen Sparschwein aus dem 13. Jahrhundert, von der venezianischen Ballusterdose aus edlem Porzellan bis zur amerikanischen, mechanischen Gußspardose alle denkbaren Sparbehälter.
Bedeutende Firmen wie die Porzellanmanufakturen Hummel und Goebel oder auch WMF, die man heute eher als Bestecklieferanten kennt, sind mit kunstgewerblich bedeutenden Spardosen auf Kemnade zu finden. Ob Holz oder Metall, Porzellan bis hin zum modernen Kunststoff gibt es kein Material, aus dem nicht Spargefäße gefertigt worden sind. ?Besonderen Wert stellen die filigranen Goldschmiedearbeiten dar, berichtet das Museum. Alles in allem ist das Museum schon einen Besuch wert.
Genau 26 Minuten braucht der Bus vom Bochumer Hauptbahnhof, um zum Haus Kemnade zu gelangen. Es ist also kein Ort, an den man ?mal eben so fährt. Besuche werden hier also geplant sein. insbesondere das Naturschutzgebiet lädt zu Spaziergängen ein. Gerade im Sommer ist dies natürlich eine ideale Ausflugsregion für Familien.
Die Burgen - als es noch keine Computer gab, waren sie ein beliebtes Spielzeug von Kindern. Ritterrüstungen sind hier nicht zu sehen. Das macht auch nichts. Es wäre eher eine spannende Frage für Lokalhistoriker, ob es die im Ruhrgebiet überhaupt gab. Oder war die Zeit der Industrialisierung ab dem 19. Jahrhundert die spannendste Zeit, die die Region an Rhein und Ruhr erlebte?
Fast schon ländlichen Charakter besitzt das Ruhrgebiet hier. Viel Grün ist hier bestimmt im Sommer zu sehen. Ob die Weltgeschichte das Ruhrgebiet wohl genau hier gestreift hat?

Das Deutsche Bergbau-Museum zählt jährlich rund 400.000 Besucher. Es vermittelt einen umfassenden Einblick in den weltweiten Bergbau auf alle Bodenschätze von vorgeschichtlicher Zeit bis heute. ?Mit einer Ausstellungsfläche von rund 12.000 Quadratmetern und dem 2,5 Kilometer langen Streckennetz im Anschauungsbergwerk ist das im Jahre 1930 gegründete Museum heute das bedeutendste Bergbaumuseum der Welt, mit das Museum für sich.
?Das Deutsche Bergbau - Museum bildet mit seinen Sammlungsbeständen, die in ihrer Vielfalt als einmalig auf der Welt bezeichnet werden können, ein Zentrum der Montangeschichtsforschung.
Ziel des Museums ist es, dem Laien wie dem Fachmann die Entwicklung des Bergbaus im wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Umfeld anschaulich darzustellen. Originalmaschinen, und Originalgeräte sowie zahlreiche funktionsfähige Modelle, die von den Besuchern selbst in Gang gesetzt werden können, erschließen die weithin unbekannte Welt des Bergbaus.
Das Deutsche Bergbau - Museum vermittelt insbesondere durch sein Anschauungsbergberg Eindrücke, wie sie in ihrer Vielfalt bei einer Grubenfahrt in einem ?echten Bergwerk kaum gewonnen werden können. Durch das Anschauungsbergwerk finden Führungen statt. Nach der Grubenfahrt bietet eine Fahrt auf die Aussichtsplattform des Fördergerüsts an. In rund 60 Meter Höhe hat man von diesem Technischen Denkmal einen Ausblick auf Bochum
Das Deutsche Bergbau - Museum zeigt nicht nur technische, sondern auch umfangreiche mineralogische und (kunst-)historische Sammlungsgegenstände. Es wird getragen von der DMT - Gesellschaft für Lehre und Bildung mbH und der Stadt Bochum. Der Bund und das Land Nordrhein - Westfalen finanzieren die Aufwendungen für die am Museum betriebene wissenschaftliche Forschung.
So wirbt das Museum für sich.
Es ist ein sonniger und warmer Dienstagvormittag Mitte Mai. Beste Zeit also, auf der Schulbank zu sitzen und dem Unterricht zu folgen. Oder? Na ja, fast. Diverse Schulklassen, bevorzugt der Mittelstufe, tummeln sich in den Räumlichkeiten des Museums. Die Schüler nutzen die Zeit auf ihre Art, die Welt des Bergbaus kennenzulernen. Schreiend rennen sie durch die Ausstellungshallen, schauen, suchen und benehmen sich genauso ungezwungen, wie es viele Schülergenerationen vor ihnen taten.
Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Was einen Schüler begeistern kann, wirkt auf die Erwachsenen schon eher langweilig. Eine umfangreiche Sammlung von Modellen, ein Maschinenpark und wirklich sehenswertes Kunsthandwerk in Vitrinen wirkt museumspädagogisch nicht immer geschickt. Aber egal. Es soll ja niemandem der Spaß am Besuch des Museums genommen werden. Wer sich für die Themen Bergbau und lokaler Ruhrgebietsgeschichte interessiert, wird hier sicher auf seine Kosten kommen. Die Ausstellung ist umfangreich genug, um sich hier längere Zeit aufhalten zu können.
Haus Kemnade
Haus Kemnade wurde im Laufe des 17. Jahrhunderts auf einem Vorgängerbau im Stil der Renaissnce errichtet und war über viele Jahrhunderte Sitz der Gerichts- und Patronatsherren von Stiepel. Zu den wichtigsten kunsthistorischen Werken zählen die Renaissancekamine, der Treppenaufgang, die Deckenornamente, die gotische Kapelle und das Syberger Epitaph. Die Stadt Bochum kaufte 1921 das Haus mit rund 500 Morgen Land von Ludwig von Berswordt-Wallrabe.
Hinter Haus Kemnade liegt das rund 250 Jahre alte Vierständer-Fachwerkhaus, der ehemalige Meierhof Schulte zu Oven. Dieser Hof stand ursprünglich in Bochum-Stiepel zwischen der Kemnader und Düsterstraße. 1970 wurde er an seinem alten Standort vollständig zerlegt und hinter Haus Kemnade wieder aufgebaut. Heute dient er als Bauernhausmuseum der Stadt Bochum.

Seit wann die Menschheit Geld jeglicher Art benutzt und wer es erfunden hat, kann heute niemand mehr genau sagen. Da sich Tauschgeschäfte als kompliziert und mitunter langwierig erwiesen hatten, einigten sich die Menschen auf die sonderbarsten Dinge als Zahlungsmittel. Teeziegel, Muschelketten, Salzblöcke, große Bronzetrommeln, Kanonenrohre und sogar Speere und andere Waffen, sie sind in der Schatzkammer zu bestaunen. Solche Zahlungsmittel waren schwer zu transportieren und unhandlich. Leichter wurde es im 7. Jahrhundert vor Christus. In Lydien, einer Region in der heutigen Türkei, brachte der König Krösus der Sage nach erste Münzen in Umlauf. In kleine Klümpchen aus Elektron, eine natürliche Mischung aus Gold und Silber, wurde das königliche Siegel gepresst. Der Wert war durch den Metallgehalt festgesetzt. Die Entwicklung des Münzwesens wird anschaulich in der Museumsburg dargestellt. Jetzt hatte die Menschheit das Geld, doch wo sollte man all die Münzen verstauen? Von zierlich bestickten Portemonnaies bis zu massiven mittelalterlichen Geldtruhen zeigt die Schatzkammer viele Möglichkeiten der Geldaufbewahrung. Selbst alte Sparstrümpfe sind zu finden, womit wir beim Thema Sparen, dem Schwerpunkt der Kollektion sind.

Eine der größten Spardosensammlungen Deutschlands steht im Mittelpunkt der Schatzkammer. Hier finden sich vom Thesauros, einem griechischen Schatztempel nachgebildeten Sparhaus, bis zum ältesten deutschen Sparschwein aus dem 13. Jahrhundert, von der venezianischen Ballusterdose aus edlem Porzellan bis zur amerikanischen Guss - Spardose, alle denkbaren Sparbehälter.

Bedeutende Firmen wie die Porzellanmanufakturen Hummel und Goebel oder auch WMF, die man heute eher als Bestecklieferanten kennt, sind mit kunstgewerblich bedeutenden Spardosen auf Kemnade zu finden. Ob Holz oder Metall, Porzellan bis hin zum modernen Kunststoff gibt es kein Material, aus dem nicht Spargefäße gefertigt wären. Besonderen Wert stellen die zahlreichen filigranen Silder- und Goldschmiedearbeiten dar.

Ein Sammelgebiet mit lokalhistorischem Bezug bilden die Not- und Inflationsgeldscheine in Millionenwerten aus Bochum und Umgebung. Kleine und große Unternehmen brachten 1923 eigene Geldscheine heraus und dokumentierten so ein Stück Stadtgeschichte.

Soweit zur Theorie, wie ich sie in Faltblättern gefunden habe. Doch wie sieht die Praxis aus?

Haus Kemnade liegt etwas außerhalb des Bochumer Stadtteils Stiepel in direkter Nachbarschaft zum Kemnader See. Im Sommer eignet sich die Gegend als Ausflugsziel für Spaziergänger. Da die Bushaltestelle "Haus Kemnade" direkt vor der Haustüre liegt, ist Haus Kemnade auch gut mit Bus und Bahn zu erreichen.
Doch auch Haus Kemnade selbst ist einen Ausflug wert. Wer Bochumer Kunstverein zeigt hier seine Ausstellung. Eine Musikinstrumentenausstellung kommt hinzu. In der Zeit vom 25.11.2007 bis zum 30.3.2008 ist dort auch die Ausstellung "Jäger und Sammler" zu sehen. Nein, nein, nicht um Neandertaler und andere vorgeschichtliche Menschen geht es hier. Man sagt uns Männern ja nach, dass wir auch als Erwachsene in unserem Herzen Kinder wären. So kann es durchaus vorkommen, dass wir auch in vorgerücktem Alter noch unseren Sammeltrieb ausleben. Franz Mittag sammelt Kinder- und Reisegrammophone, Herbert Waschkewitz Rasierapparate, Werner H. Rukowski Rechengeräte, Hans - Henning Otto Zinnfiguren, um nur einige Beispiele zu nennen. Dies ist zwar keine großartige Ausstellung, die lange in Erinnerung bleiben wird. Die Ausstellung lebt eher aus ihrem historischen Charme heraus. Hier werden Erinnerungen, vielleicht sogar an selbst erlebte Geschichten, wach. Kleine Schautafeln berichten, wie die Sammler zu ihrem Hobby gekommen sind. An dieser Stelle gewinnt die Ausstellung sogar einen persönlichen Bezug. Einen Besuch ist die Ausstellung sogar wert.
Ich besuche Haus Kemnade Mitte Februar 2008. Sonnig aber eiskalt ist es an diesem Samstagvormittag. Auf einen Besuch in der umliegenden Landschaft verzichte ich daher. An einem warmen Sommertag würde sich ein solcher Spaziergang sicher lohnen. So aber mache ich mich ganz schnell wieder auf den Weg nach Hause.

Die "Geldgeschichtliche Sammlung der Sparkasse Bochum", die Schatzkammer von Haus Kemnade, ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Auch hier ist der Eintritt kostenlos. Doch hier geht es nicht nur um den schönen Schein und die vielen funkelnden, hübschen und oft auch prächtigen Sparschweine. Wer kennt das nicht: am Weltspartag mit dem prall gefüllten Sparschwein zur nächstgelegenen Sparkasse zu gehen und das viele Geld (für Kinderverhältnisse) auf eigene Sparbuch einzuzahlen?
Ich erinnere mich noch genau an mein eigenes Sparschwein. Es war aus Keramik, hatte oben einen Schlitz, unten ein Schlos, war weiß mit aufgemalten Blümchen und sah tatsächlich aus wie ein Schweinchen. Irgendwann ist es dann zerbrochen und war nicht mehr zu retten. Der beste Kleber half nichts - zusammengeklebt sah das Sparschwein nur noch hässlich aus. Folglich landete es kurze Zeit später im Abfalleimer. Eine Kundenbindung erreichte die Duisburger Sparkasse damit übrigens nicht. Andere Banken bieten die Möglichkeit, überall in Deutschland auf das eigene Geld zugreifen zu können. Also wechselte ich schon vor langer Zeit.
Orientalist und Amerikalist
"Die Karawane zieht weiter, der Sultan hat Durst." So hieß es vor einigen Jahren in einem populären Schlager zur Karnevalszeit. Kamel, die Wüste, Saladin, der sagenhafte arabische Herrscher und die Märchen aus 1001 Nacht kommen uns in den Sinn, wenn wir an den Orient denken. "Der Orient ist natürlich mehr als ein paar Klischees," meint Dr. Florian Schwarz. An der Bochumer - Ruhruniversität ist er Studienberater für das Fach Orientalistik.
Die neuere Philologie beschäftigt sich mit den lebenden Fremdsprachen: literaturwissenschaftlich mit Gehalt, Struktur und Wirkungsweise literarischer Texte, sprachwissenschaftlich mit Lautlehre, Morphologie, Syntax, Semantik und Pragmatik. Während bei den Dolmetscher- und Übersetzerstudiengängen die Beherrschung der Fremdsprache als Verständigungsmittel im Vordergrund steht, ist beim Philologen der Fremdsprachenerwerb zwar wichtige Voraussetzung, nicht aber eigentlicher Zweck des Studiums. Über den Spracherwerb hinaus lernt der Student auch die älteren Sprachformen kennen und beschäftigt sich intensiv mit sprach- und literaturwissenschaftlichen, aber auch mit kulturellen und historischen Elementen seiner jeweiligen Philologie sowie mit Geschichte und Politik, Wirtschaft und Geographie, den sozialen und kulturellen Verhältnissen des betreffenden Landes (Landeskunde). Die Gewichtung zwischen Sprache und diesen sogenannten Realien variiert von Fach zu Fach und von Hochschule zu Hochschule. Mindestens zwei Semester des Studiums sollten im Zielsprachenland studiert werden, am besten in der Mitte des Studiums.
Wichtige Hilfs- und Nebenfächer sind die Geschichtswissenschaft, Geographie, Sprach- und Literaturwissenschaft, Übersetzungswesen, bei einzelnen Philologien auch Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. An einigen Hochschulen gibt es alternative Studiengänge, die Fremdsprachen und Philologien mit Sachfächern zu einer sogenannten berufsbezogenen Fremdsprachenausbildung verbinden.

So beschreibt das Buch "Studien- und Berufswahl", das von der Bundesagentur für Arbeit herausgegeben wird, den Studiengang "Neue Philologie", um beim Bereich Orientalistik fortzufahren: Die größte Gruppe der außereuropäischen Philologien bilden jene Fächer, die unter dem Begriff Orientalistik zusammengefasst sind. Die eigentlich zu den Altertumswissenschaften zählenden Sprachen und Kulturen es alten Orients wie Ägyptologie, Assyrologie und Hethitologie zählen dazu. Die Indische Philologie (Indologie), die sich mit den Sprachen und Kulturen des indischen Subkontinents befasst, sowohl historisch als auch mit Gegenwartsfragen bezogen kommt hinzu. Dazu gehört auch Sanskrit, besonders wichtig für die indogermanische und vergleichende Sprachwissenschaft. Hinzu kommt die Islamwissenschaft, die den gesamten vom Islam geprägten Kulturraum von Nordafrika über den Nahen und Mittleren Osten bis Indonesien umfasst. Hauptsprachen sind Arabisch, Persisch und Türkisch.
Eng benachbart und teilweise überdeckend mit der Islamwissenschaft sind Semitistik bzw. Arabistik, die sich mit den semitischen Sprachen und Kulturen beschäftigen. Dies sind die akkadischen, kanaanäischen (einschließlich Hebräisch), aramäischen (einschließlich Syrisch), äthiopischen und arabischen Sprachfamilien. Bei der Judaistik liegt das Schwergewicht auf der jüdischen Geschichte und Kultur.
Soweit zur Theorie. Doch wie sieht denn nun die Praxis aus? Die im Seminar für Orientalistik und Indologie der Ruhr-Universität in Bochum vertretenen Lehr- und Arbeitsgebiete dienen der Erforschung und Vermittlung der Sprachen, Literaturen, Religionen, Geschichte und Gesellschaft einer Region, die von Afrika über den östlichen Mittelmeerraum, den Vorderen Orient und Mittelasien bis zum indischen Subkontinent und zu den islamischen Ländern Südostasiens reicht und ein Drittel der Weltbevölkerung vereint. Diese Disziplinen sind nicht durch Spezialisierung in Sprach-, Literatur-, Geschichts- und Regionalwissenschaften segmentiert, sondern sind integrale Kulturwissenschaften auf philologischer Basis, die zu vielen Spezialdisziplinen Brücken schlagen und mit ihnen gemeinsame Aufgaben angehen können.
Mit den hier gegebenen Lehrangeboten und Forschungsfeldern verbindet die Universität das philologische, historische und sozio-ökonomische Lehrangebot der Fakultäten für Geschichtswissenschaft, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und Ostasienwissenschaften zu einem asienkundlichen Schwerpunkt. Das ebenfalls in Bochum angesiedelte Landesspracheninstitut mit seinem Sprachkursangebot für die Hauptsprachen des Nahen und Fernen Ostens ergänzt dieses Spektrum zusätzlich.
Lehre und Forschung kümmern sich um drei Arbeitsschwerpunkte. Die Kulturwissenschaften arbeiten mit regionalem Schwerpunkt. Mit den Methoden der Philologie erforschen sie die schriftliche Überlieferung (Textüberlieferung und Lehrüberlieferung) der regionalen Kulturen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Als Regionaldisziplinen verbinden die Fächer des Seminars Philologien mit Geschichtswissenschaften, Religionswissenschaft, Geographie und Sozialwissenschaften für die Länder des Vorderen Orients (mit Nordafrika), des Mittleren Ostens sowie Mittel- und Südasiens.
Hinzu kommt die Sprachwissenschaft, Sprachvermittlung und Sprachpraxis (auch in Verbindung mit den Tätigkeitsfeldern der Sprachlehrforschung) für die Sprachen des alten und neuen Indiens (Sanskrit, Pali, Tibetanisch, Hindi, Einbeziehung der Islamsprache Urdu wäre erwünscht), die semitischen Sprachen des Vorderen Orients (besonders Aramäisch, Arabisch) und die Islamsprachen (Arabisch, Persisch, Türkeitürkisch und Osmanisch, Urdu).
Die Literaturwissenschaft ist verantwortlich für die außereuropäischen Literaturen, deren Zusammenhang mit den Literaturen des Mittelmeerraumes sowohl für die Nationalliteraturen als auch für komparatistische Fragestellungen relevant ist. Im Grundstudium steht die Sprachausbildung im Vordergrund. Neben der Vervollkommnung der Sprachkenntnisse tritt im Hauptstudium die Einarbeitung in einzelne Sachgebiete in den Vordergrund: arabische, persische und osmanisch-türkische Literatur, islamische Religion - Philosophie - Recht, islamische Geschichte.
2 Professoren, 1 Wissenschaftlicher Assistent ( = 1 promovierter Wissenschaftler, der sich habilitiert) und 2 Muttersprachler für Arabisch und Persisch stehen etwa 35 neu eingeschriebenen Studenten pro Semester gegenüber. "Für ein kleines Fach ist dies viel," so Schwarz. Ob Orientalistik wohl ein kleines, verschlafenes Fach ist? "Mitnichten," meint Schwarz. "Wir stehen in einer Umbruchphase. Orientalistik ist jetzt auch Bachelor-Studiengang. Der Unterschied zu früher ist, dass Orientalistik heute gleichberechtigt mit einem zweiten (Haupt-)Fach studiert werden kann. Es kommen also viele Zusatzqualifikationen hinzu."
Doch was kann ein Student am Ende seiner Ausbildung mit dem frisch erworbenen Wissen anfragen? Drei Einsatzgebiete nennt Schwarz: Kulturarbeit im Ausland, Entwicklungshilfe und islamischer Religionsunterricht.
Wer in der Kulturarbeit tätig sein möchte, sollte zusätzlich Romanistik / Anglistik oder Sprachlehrforschung studieren. "Sprachlehrforschung hat nichts mit Linguistik zu tun. Bei Sprachlehrforschung geht es um die Didaktik für Sprachen," erklärt Schwarz. Mögliche Arbeitgeber sind der DAAD, Goethe - Institute und Institute wie die Friedrich-Ebert-Stiftung. "Wir möchten die interkulturelle Kompetenz vermitteln. Wer Sprache und Kultur kennt, kann sehr leicht im Ausland eingesetzt werden."
Schwarz: "Hier an der Uni gibt es ein Graduiertenkolleg. Wer über ein abgeschlossenes Studium verfügt, kann sich hier für ein Promotiionsstipendium bewerben. Die Studenten werden hier intensiv betreut. Die Leute forschen oft im Ausland und promovieren dann hier. So lernen die Studenten die lokalen Strukturen im Ausland und bringen vielfältige Erfahrungen mit." Potentielle Arbeitgeber in diesem Bereich sind der DED, die Kreditanstalt für Wiederaufbau und die GTZ. Ein zweites Fach aus diesem Bereich der Sozialwissenschaften ist hier schon sinnvoll
Im Land Nordrhein - Westfalen laufe derzeit ein Modellversuch, bei dem es um die Einführung islamischen Religionsunterricht geht, wie Schwarz berichtet. "Von unsere Verfassung her sind wir verpflichtet, auch islamischen Religionsunterricht anzubieten. Darin sind sich die Juristen inzwischen einig. Welche Institution dafür Ansprechpartner ist, ist eigentlich irrelevant. Staatliche, kurrikulare Kontrolle muss allerdings sein. Es ist im Interesse unserer Gesellschaft, den Islam aus dem Schattendasein herauszuholen. Wer seinen Magister macht und Pädagogik studiert, hat gute Chancen, vom Land übernommen zu werden."
Nach Auffassung von Schwarz hat eine Universität nicht unbedingt den Auftrag, Berufsausbildung zu betreiben. "Wer Jura oder Medizin studiert, weiß natürlich, wo er letztendlich arbeiten wird. In den Geisteswissenschaften geht es nicht darum, ein Berufsbild zu bedienen. Wir vermitteln eine breite Grundbildung oder vertiefen eine bestimmte Fachrichtung. Die Schlüsselqualifikationen, die wir vermitteln: Sprachen, interkulturelle Kompetenz und Auslandserfahrung. Alleine die Auslandserfahrung macht unsere Studenten für die freie Wirtschaft interessant."
Das Ruhrgebiet einschließlich Düsseldorf gehört zum Einzugsgebiet der Ruhr-Universität. Viele muslimische Studenten sind in diesem Fachbereich eingeschrieben, darunter auch viele Frauen. Ein Teil von ihnen sind auch deutsche Staatsbürger. "Der Rest studiert aus Interesse: Neugierde an etwas anderem spielt hier eine Rolle. Die Leute lösten sich vom eurozentrierten Weltbild."


Europa - das Zentrum der Welt? Kein Thema für Dr. Dieter Wessels. "Komisch, dass da überhaupt noch jemand fragt. Nach 9 Jahren Englisch an der Schule dachte ich, es ist eigentlich klar, was Anglistik ist," wundert sich der Studienberater für Amerikanistik. Nur soviel: Die Anglistik befasst sich mit Literatur und Sprache der englischsprachigen Welt. Im Vordergrund stehen dabei Großbritannien (Anglistik im engeren Sinne) und Nordamerika (Amerikanistik, vereinzelt auch Kanadistik). Soweit die berufskundliche Beschreibung.
Ein Kurzprofil des Studienfachs in Bochum gefällig? Aber gerne. Lehrpersonal: 30 Lehrkräfte, davon 7 Professoren. Lehrgebiete  sind Literatur (Großbritannien mit den besonderen Schwerpunkten Elisabethanische Zeit, Roman des 18. Jahrhunderts, Lyrik der Romantik im 19. Jahrhundert, 20: Jahrhundert: alle Gattungen; USA mit dem Schwerpunkt 19. und 20. Jahrhundert, Irland, Commonwealth), Linguistik und Mediävistik (mit den besonderen Schwerpunkten: Sprache und Sprachentwicklung, Semiotik), Landeskunde (Großbritannien, Irland, USA), Sprachpraxis (insbesondere mündliche und schriftliche Kompetenz, Grammatik, Übersetzung), Didaktik (v. a. Didaktik der Literatur) und Fachsprachen (insbesondere Wirtschaftsenglisch).
War die Amerikanistik lange Zeit ein eigenes Studienfach, wurde sie inzwischen wieder in die Anglistik rückintegriert. Der Grund: Das Studium der Philologie soll in Modulen durchgeführt werden. Im ersten Studienjahr gibt es 3 Basismodule mit 21 Semesterwochenstunden: Literaturwissenschaft, Sprachpraxis und Linguistik. Im zweiten und dritten Studienjahr gibt es 4 Aufbaumodule, von denen 3 Module aus den Bereichen Literatur, Linguistik, Culture Studies und Fachsprache stammen muss. "Das vierte Aufbaumodul kann man frei aus einem der eben genannten Bereichen wählen. Das Basisjahr ist für alle Studenten gleich, die Spezialisierung auf die Amerikastudien erfolgt dann im 2. Studienjahr. Andere Unis sind noch nicht soweit. Wir sind wieder Vorreiter. Die anderen Unis werden bald mit dieser Rückführung folgen," schwärmt Wessels. Und erklärt so ganz nebenbei, dass mit `Culture Studies' die traditionelle Landeskunde aus wissenschaftlicher Sicht gemeint ist.
Doch es sei nicht nur die Neustrukturierung des Studiums, die zu einer Zusammenlegung der Studiengänge führte: "Die Sprache ist dieselbe. Die Kulturen der USA und Großbritanniens beeinflussen sich gegenseitig. Die Methoden der Textanalyse sind in beiden Ländern dieselben. Da machte es schon Sinn, die Amerikanistik zu reintegrieren. Durch die Wahl der Module erfolgt die Spezialisierung."
Auf die Frage, welche beruflichen Einsatzmöglichkeiten es für Amerikakundler gibt, reagiert Wessels ein wenig verlegen.  Verlage, die Erwachsenenbildung (Sprachschulungen bei Firmen, Mitarbeiterfortbildung), Merketing / Öffentlichkeitsarbeit / Neue Medien, Beratungsunternehmen, allgemeinbildende Schulen und Bibliotheken / Medienverwaltung sind für ihn als Einsatzmöglichkeiten denkbar. Ein wenig verwunderlich klingt es schon, wenn Wessels erzählt: "Wir bekommen keine Rückmeldung von Firmen und Studenten. Wenn sie die Universität verlassen, sind sie für uns verloren."
Warum also ein Studium der Amerikanistik beginnen? Der neugeschaffene Abschluss "Anglistik Schwerpunkt Amerikanistik", der den alten Abschluss in Amerikanistik ersetzt, kann es ja nicht sein. "Es ist eine Frage von Neigung und Interesse. Ich bin doch nur in den Fächern gut, für die ich mich begeistere. Dort ist mein Engagement am größten. Kein Studium kommt ohne Idealismus aus. Dies gilt für Studiengänge in den Geisteswissenschaften ganz besonders. Diese glücklich zu studieren heißt: sehr selbständig zu sein, sehr neugierig und ein bisschen mutig. Im Verhältnis zu den `verschulten' Studienfächern (Medizin zum Beispiel, Betriebswirtschaft oder Jura) gibt es weniger Richtlinien für den Ablauf des Studiums und vergleichsweise wenige Leistungen, die `pflichtgemäß gebracht werden' müssen. Eigenständigkeit, Zeiteinteilung, wissenschaftliches  Schreiben, Zusammenarbeit, Verwaltung und Systematisierung, wissenschaftliches Lesen, Gesprächsfähigkeit - wer darin stark ist, kann auch das Studium der Amerikanistik schaffen."
Zusätzlich zu den Neigungen und Interessen ist es sinnvoll, bei der Wahl des Studienfaches (beziehungsweise der Fächerkombination) und des Studienabschlusses auch die Berufsidee zu berücksichtigen. "Keines unserer Fächer bildet auf einen klar definierten Beruf hin aus. Die wissenschaftliche Erschließung von Forschungsfeldern im Rahmen des Studiums sollte vielmehr auch zur Qualifizierung des Studenten für die Erschließung von Berufsfeldern beitragen," erklärt Wessels. "So früh wie möglich sollte sich deshalb jeder Student darum bemühen, in Form eines Praktikums oder einer qualifizierenden Nebentätigkeit Einblicke in potentielle spätere Berufsfelder zu nehmen. Diese Erfahrungen, insbesondere deren schriftlicher Nachweis in Form von Praktikumsbescheinigungen, Zeugnissen und ähnlichem, werden mögliche Arbeitgeber eines Tages mehr beeindrucken als jede noch so gute Hausarbeit."
Zeche Hannover
"Glück auf, der Steiger kommt," heißt es in einem Bergarbeiterlied. "Vorsicht, ein Besucher kommt, könnte es bei der Zeche Hannover in Bochum, die zum Westfälischen Landesmuseum für Industriekultur des Landschaftsverbandes Westfalen - Lippe gehört, heißen.
"Kartoffeln und Möhren, Mangold und Pastinaken - die Bergarbeiter speisten rustikal. Sie bauten Gemüse in ihren eigenen kleinen Gärten an, bereiteten Speisen anschließend auf den Kohleöfen zu.
Wie genau die Bergleute lebten und speisten, erfahren Sie beim neuen museumspädagogischen Programm des LWL - Industriemuseums Zeche Hannover. Sie ernten in dem Garten eines der drei Arbeiterhäuser "Am Rübenkamp" direkt neben der Zeche, kochen gemeinsam eine Mahlzeit und lernen auf diese Weise den Alltag der Bergarbeiter kennen. Das Leben der Menschen spielt in der Ausstellung in Bochum sowieso eine wichtige Rolle. In der originalgetreu restaurierten Halle hängen Dutzende Porträts der ehemaligen Beschäftigten der Zeche. Immer sonntags erzählen ehemalige Bergarbeiter von ihrer harten Arbeit. Und ebenfalls sonntags bekommen Sie einen kleinen Eindruck, unter welchen Bedingungen sie arbeiteten: In der hohen Maschinenhalle startet dann die Dampf-Fördermaschine von 1893.
"Die neue Sonderausstellung "Alt und Jung auf Zeitreise" ermöglicht gemeinsame Entdeckungsreisen in die Geschichte. An neun Stationen können Sie selbst aktiv werden, zum Beispiel verschiedene Gegenstände aus dem Boden befördern oder einer Vitrine Gerüche der Industriebrache entlocken. Kinder können die Kohleförderung auf der "Zeche Knirps" erleben, wo die Sechs- bis Zwölfjährigen unter Tage Kies abbauen, ihn mit Loren wegfahren und in die Höhe befördern. Und gelegentlich taucht auch Berggeist Flözian auf, der als Teil des umfangreichen museumspädagogischen Programms die Geschichte der Zeche und das Leben in einer Bergbauregion näherbringt.
Dazu gehört mittlerweile auch eine ganz besondere Flora und Fauna, die das Programm `Kohle, Kröte, KönigkerzeŽ  aufgreif. In den wenigen Jahren seit 1973, als die Zeche für immer schloß, wuchs rund um das kantige Backsteingebäude der Zeche und den verzierten, trutzigen Malakowturm, in dem die Kohle gefördert wurde, ein grünes Paradies," stellt sich das Museum in einer Werbeschrift des Landschaftsverbandes selbst vor.
Zu sehen gibt es fast gar nichts. Ein paar Schwarzweißfotos von Bergleuten, ein par Schwarzweißaufnahmen vom Malakowturm vor seiner Renovierung, eine restaurierte Maschinenanlage in der Maschinenhalle - und damit hat es sich im Endeffekt schon.
Die Zeche Knirps schaue ich mir bei meinem Besuch Anfang Oktober 2008 gar nicht erst an. Schließlich bin ich weder ein Kind noch in kindlicher Begleitung. Ich kann also nicht sagen, was dort gezeigt wird und ob sich dort ein Besuch (für Kinder) lohnt.
Bochum-Besuch 2009
2009 ist das "Jahr der Grafik", zumindest bei uns in Nordrhein-Westfalen. Über das ganze Land verteilt zeigen die Museen ihre graphischen Kabinette. Grund genug für mich, nach Bochum zu fahren und mir das dortige Campus-Museum anzusehen. Na ja, genau genommen heißt es ja "Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum".
"Auf dem Campus der Ruhr-Universität Bochum befinden sich Bildhauerwerke und Kunst-am-Bau-Projekte. Hier haben sich Künstler wie Victor Vasarely, Ruprecht Geiger, Günther Frühtrunk, Erich Reusch, Adolf Luther, Josef Albers, Erwin Heerich und Mischa Kuball mit ihren Arbeiten unmittelbar auf die Architektur bezogen und Yaacov Agam, George Rickey, Friedrich Gräsel u. a. bedeutende Skulpturen geschaffen.
Ein Ort der Begegnung von moderner und antiker Kunst: das sind die 1975 gegründeten Kunstsammlungen der Ruhr-Universität. Mäzene und Stifter wie Paul Dierichs, Albert Schulze-Vellinghausen, Julius und Margot Funcke und Peter Ludwig legten den Grundstocl für die Präsentation antiker und moderner Kunst Bis heute werden in den Ausstellungsräumen antike und moderne Werke aufeinander bezogen präsentiert. Kern der Antikensammlung bildet das Ensemble ausgesuchter griechisch-römischer (Kaiser-)Proträts aus Marmor und Bronze sowie die Sammlung bemalter griechischer Meistervasen des 9. bis 4. Jahrhunderts vor Christus.
Die kunstgeschichtliche Sammlung verdankt sich den großzüzigen privaten Stiftungenn sowie der engagierten kunsthistorischen Forschung und kuratorischen Arbeit der Hochschule mit dem Schwerpunkt Moderne. Die Sammlung umfasst Gemälde, Skulpturen, Fotographien und Videos, u. a. Werke von Josef Albers und Alberte Giacometti, Cy Twombly und Robert Mangold, Richard Serra und Bruce Nauman, James Turrell und Donald Judd, Gerhard Richter sowie von Bernd und Hilla Becher und ihren Schülern Andreas Gursky, Thomas Struth, Thomans Ruff, Axel Hütte und Candida Höfer.
1991 und 2006 wurde die Sammlung durch eine Schenkung von Alexander von Berswordt maßgeblich erweitert. In Erinnerung an Max Imdahl, Gründungsordinarius des Kunstgeschichtlichen Instituts der Ruhr-Universität Bochum, stiftete er dieser das museal Ensemble Station Kunst (für Max Imdahl) in Bochum Weitmar. Repräsentative Werkkomplexe der europäischen Gegenwartskünstler Gotthard Graubner, Norbert Kricke, Jan J. Schoonhoven und Arnulf Rainer sind in jeweils eigens dafür eingerichteten Räumen zu sehen. Drei bedeutende Environments wurden in Zusammenhang mit den Künstlern installiert: Maria Nordmans `A room with two doorsŽ, David Rabinowitchs `Tyndale SculptureŽ sowie Richard Serras 1972 auf der documenta 5 gezeigte Arbeit `CircuitŽ. Das 2006 neu eröffnete Gebäude ist bestimmt durch die Idee des Dialogs: Hier finden sich weitere Räume mit Werken zeitgenössischer Künstler wie Francois Morellet, Lee Ufan, Dan Flavin oder Gianni Colombo ergänzt durhc Raumensembles mit Kunst vergangener Epochen aus Afrika und Asien," berichtet ein Faltblatt, wobei sich die Station Kunst im Garten von Haus Weitmar befindet.

Die Kunstsammlung ist in den Kellerrräumlichkeiten der Universitätsbibliothek untergebracht. Wer, wie ich, von der Straßenbahnhaltestelle aus kommt, muß also einmal um das Bibliotheksgebäude herum (incl. einer Treppe herunter), um den Eingang des Museums zu erreichen - benutzt man nämlich den Haupteingang der Unibücherei, irrt man durch das Gebäude, ohne auch nur den geringsten Hinweis auf die Kunstsammlung zu erhalten.

Ich besuche das Museum Mitte Mai 2009. Zu dieser Zeit läuft gerade die Ausstellung "Auge in Auge mit der Antike". Hier gibt es in Vitrinen die üblichen antiken Fundstücke, wie wir es aus vielen anderen archäologischen Ausstellungen kennen, zu sehen, also Leuchten, Porträtbüsten, Teller, Münzen und Amphoren. Die Ausstellung ist einfach zu banal, um wirklich sehenswert zu sein.

"Historisch gewachsen ist die Verbindung von Natur und Kultur im Schloßpark Haus Weitmar. Ein seltener Baumbestand, kulturhistorische Denkmäler - wie die Silvesterkapelle aus dem 15. Jahrhundert - und zeitgenössische Skulpturen sind zu entdecken. Mit der Errichtung des Gebäudes der Galerie m im Jahre 1972 und der Öffnugn des Parks für die Öffentlichkeit ging die Platzierung von zeigenössischen Skulpturen aus dem Bereich der Konkreten Kunst einher. Die Galerie m integrierte seinerzeit Werke von Richard Serra, Erich Reusch, Ulrich Rückriem und Giuseppe Spagnulo. Die drei im Park installierten Skulpturen von Lee Ufan schenkte der Künstler der Stiftung Situation Kunst.

Seit 1969 zieht die Galerie m Bochum mit ihren Ausstellungen sowohl weitweit etablierter als auch junger Künstler ein internationales Publikum nach Bochum. Vier mal jährlich wechseln die Ausstellungen in den Galerieräumen. Sie zeigen Werke aus der aktuellen Gegenwartskunst und umfassen Malerei, Skulptur, Fotographie, Graphik und Neue Medien. Die intensive Zusammenarbeit mit Künstlern wie Thomas Florschuetz, Richard Serra, Lee Ufan, Evelyn Hofer, Elisabeth Vary oder Sybille Berger begründen die Anerkennung der Galerie," erfahre ich in einer Broschüre.

Auch wenn die hier ausgestellte Kunst ein wenig gewöhnlich wirkt, lohnt sich ein Besuch trotzdem. Gerade bei schönem Wetter lassen sich hier nämlich Kunst, Kultur und Freizeit gut miteinander verbinden. Groß genug für einen Spaziergang ist der Park von Haus Weitmar auf jeden Fall. Andreas Rüdig