Dormagen liegt am Niederrhein. Es
liebt in unmittelbarer Nachbarschaft von Städten wie Rommerskirchen,
Grevenbroich und Neuss. Am 31.12.2007 hatte Dormagen 63.530 Einwohner,
die auf einer Fläche von 85,4 Quadratkilometern leben. Das entspricht
einer Bevölkerungsdichte von 744 Einwohnern je Qadratkilometer. Dormagen
gehört zum Kreis Neuss. Wer mehr über Dormagen wissen möchte, kann im
Internet unter www.dormagen.de
nachschlagen.
"Der Name Dormagen stammt von Durnomagus. Neueren Forschungen zufolge
kommt das Wort aus den keltischen und gallischen Sprachen und bedeutet
etwa 'Kiesfeld' oder 'Kieselfeld'. Das ist sinnvoll, denn bis heute wird
Kies im Stadtgebiet abgebaut.
Frühzeit
Erste Spuren einer Besiedelung stammen bereits aus der Mittelsteinzeit.
So werden immer wieder Mikrolithen im gesamten Stadtgebiet entdeckt.
Werkzeuge aus der Jungsteinzeit wurden in Delhoven gefunden. In der
Bronzezeit wurden mehrere Hügelgräber im Chorbusch bei Hackenbroich
angelegt. Vermutlich aus der Zeit um 200 vor Christus stammen
Urnengräber, die beim Bau einer Wasserleitung im Tannenbusch bei
Delhoven gefunden wurden. Vor den Römern bewohnten vermutlich die
Eburonen dieses Gebiet, zumindest eine ihrer Münzen wurde im Raum
Dormagen gefunden. Nach 19/18 vor Christus waren die Ubier in den
Gebieten der von Cäsar ausgerotteten Eburonen angesiedelt worden. Die
Hauptsiedlung der Ubier war damals das OPPIDUM UBIORUM, die spätere
römische COLONIA CLAUDIA ARA AGRIPPINENSIUM (CCAA) - das heutige Köln.
Römische Zeit
In der Zeit zwischen 15 und 12 vor Christus gab es in Dormagen ein
römisches Kastell. Es teilte genau die 2-Tages-Strecke zwischen Köln und
Neuss. Im Jahre 35 wurde die in Dormagen stationierte Legion I. nach
Bonn verlegt. Eine Vexillation dieser ersten Legion errichtete im Jahre
35 in Dormagen eine Militärziegelei mit vier Brennöfen. Die hier
hergestellten Ziegeln wurden mit der Truppenbezeichnung des VICUS
DURNOMAGUS gestempelt. Nach dem Bataveraufstand wurde die I. Legion
aufgelöst und die Militärziegelei in Dormagen geschlossen. Um das Jahr
80 wurde in Dormagen wieder ein römisches Auxiliarkastell errichtet. Es
wurde zehn Jahre später von der ALA I. NORICORUM durch ein größeres
Lager ersetzt. Im 2. Jahrhundert wurde in einer Villa Rustica bei
Dormagen ein Mithraeum, also eine Kultstätte des persisch-römischen
Gottes Mithras errichtet. In der Zeit zwischen 393 und 402 wurden die
römischen Truppen zum Schutze Roms aus der Provinz Germania Superior
abgezogen.
Mittelalter
Im Mittelalter ließen sich Franken hier nieder und ernannten Nievenheim
476 zu ihrer Gauhauptstadt (Pagus). Die Ortschaft Horrem fand im Jahre
1005 als Horchem erstmals ihre Nennung, Hackhausen im Jahre 1080. 1128
wurde die Abtei Knechtsteden gegründet. Im Jahre 1138 wurde mit dem Bau
der jetzigen Klosterkirche in Knechtsteden begonnen. Papst Hadrian IV.
nahm die Abtei 1158 mit den Dörfern Hackhausen und Horrem in seinen
Schutz. Im Jahre 1190 wurde die katholischen Pfarrkirche St. Michael in
Dormagen auf den Fundamenten eines römischen Mars-Tempel erbaut. Das
westlich von Dormagen gelegene Gut Jussenhoven wurde im Jahre 1222
erstmals als Gozenhouen und Goischinhoue erwähnt. Im Jahre 1247 wählten
im benachbarten Worringen drei Erzbischöfe, 11 Bischöfe, zahlreiche
Fürsten und Herzöge Wilhelm von Holland zum deutschen König. Allerdings
gab es nicht genügend Unterkünfte in Worringen und so wurde auf die Orte
der Umgebung zurückgegriffen. 1250 wurde die Wasserburg Hackenbroich
erstmals urkundlich erwähnt. Sie befand sich im Besitz des Edlen
Burkhard von Broich. Seit 1274 unterhielt das Kölner St. Andreas Stift
in Dormagen ein Hofgericht. Vogt des Gerichts war der Graf von Jülich.
Im gleichen Jahr wurde erstmals die Ortschaft Delhoven erwähnt. 1288 war
Dormagen Schauplatz der Schlacht von Worringen. Dabei wurde Zons
weitgehend zerstört. Im Jahre 1291 verkaufte der Ritter Bruno von
Rinverde seinen im westlich von Dormagen gelegenen ehemaligen Rheinbett
errichteten Walhovener Hof an das Andreas-Stift in Köln. Ende des 14.
Jahrhunderts war ein Hermann von Walhoven Abt des Klosters Knechtsteden.
Das alte Dormagener Schöffensiegel erschien 1320 erstmals auf einer
Urkunde. Es zeigte den Dormagener Pfarrpatron St. Michael mit dem
kurkölnischen Kreuz im Schild. 1373 wurde Zons wieder aufgebaut, zur
Zollstation erklärt und durch den Kölner Erzbischof Friedrich von
Saarwerden zu einer Stadt mit einem eigenen Gerichts- und
Verwaltungsbezirk ernannt. Bereits vor 1374 war Dormagen mit Rheinfeld
und halb Horrem zu einer Jülicher Enklave in kurkölnischem Gebiet
geworden. Im Jahre 1409 wurde die Burg Hackenbroich in einem Krieg
zwischen Johann VI. von Reifferscheid, dem Kölner Erzbischof Friedrich
III. von Saarwerden bzw. seinem Adjutor und Nachfolger Dietrich II. von
Moers und Graf Vinzenz von Moers zerstört.
Frühe Neuzeit
Die Eltern des späteren Kölner Chronisten Hermann von Weinsberg
heirateten 1517 in Dormagen. Die Mutter des Chronisten war die Tochter
eines in Dormagen tätigen Zöllners. Im Jahre 1518 war in Köln die Pest
ausgebrochen und zahlreiche Kölner Bürger flohen nach Dormagen und
Knechtstedten. 1554/55 gehörte Dormagen mit Riveden zum
jülich-bergischen Amt Bergheim. Zwischen der noch auf kurkölnischem
Territorium befindlichen Piwipp (?Biwitte� = Beim weißen Stein) und
Monheim existierte im Jahre 1566 schon ein Fährbetrieb und diente zum
Warenaustausch zwischen dem Bergischen Land und Kurköln. Während des
30-jährigen Krieges blieb Dormagen von den Kriegswirren nicht verschont.
Im Jahre 1637 zerstörten Soldaten das Rittergut Mertenshofen bis auf die
Grundmauern. Der Besitzer des Gutes, der Direktor des Lehnsarchivs des
Herzogtum Jülich-Berg ordnete den sofortigen Wiederaufbau an. 1642
überfielen hessische Soldaten in Dormagen 30 stationierte bayrische
Dragoner des Generals Wahl, dabei wurden 12 Dragoner getötet.
Schließlich griffen im Jahre 1645 verbündete französische und hessische
Truppen die Stadt Zons an. Am 10. November 1669 sollte der neue Landtag
des Herzogtum Jülich-Kleve-Berg in Dormagen tagen. Allerdings erschienen
an diesem Tage nur wenige Mitglieder des Landtages, da das nötige
Mobiliar in Düsseldorf geblieben war. Hieraufhin wurde ein Tag später
der Landtag abgebrochen und am 23. November wurde er in Düsseldorf
fortgesetzt. Seit 1696 war Dormagen eine preußische Poststation und
wurde dreimal in der Woche von der zwischen Köln und Nimwegen
verkehrenden Postkutsche angefahren. 1714 fand der erste reformierte
Gottesdienst in Dormagen in der Kapelle des Mertenshofen statt. Nach dem
Ende des Siebenjährigen Krieges hielt in Dormagen eine zweite
Postkutsche. Diese fuhr von Köln nach Kleve. Im Jahre 1784 wurde
Dormagen von einem verheerenden Hochwasser heimgesucht. 1794 wurden die
Gebiete und Orte um Dormagen, Nievenheim und Zons von Frankreich besetzt
und wurden später ein Teil des französischen Staatsgebietes. Das Kloster
Knechtsteden plünderten die Einwohner von Dormagen, Delhoven und
Straberg mit Hilfe der französischen Soldaten. Im Jahre 1796 erfolgte
die Gründung des Kantons Dormagen im Arrondissement Köln im Département
de la Roer. Der Kanton Dormagen umfasste die Orte Zons, Nievenheim, Gohr,
Straberg, Delhoven, Hackenbroich, Rommerskirchen, Nettesheim, Stommeln,
Fühlingen, Merkenich, Rheinkassel und Worringen und hatte über 10.000
Einwohner.
19. und 20. Jahrhundert
Im 15. Januar 1814 besetzten russische Kosaken Dormagen, damit endete
die französische Herrschaft. Nach dem Wiener Kongress wurde Dormagen -
wie das Rheinland insgesamt - Preußen zugeschlagen. Zunächst blieb der
Kanton Dormagen im Regierungsbezirk Köln. 1816 wurde er aufgelöst und
die Bürgermeisterei Dormagen kam zum Landkreis Neuss. 1821 wurde ein
bedeutender Römerfund, das Mithrasheiligtum nahe dem Mertenshof - heute
ist dort der neue Friedhof - gemacht. Im Jahre 1832 war Dormagen Sitz
eines Friedensgerichts für die Bürgermeistereien Dormagen, Nievenheim,
Zons, Nettesheim, Grimlinghausen, Norf und Rommerskirchen. Zwischen 1833
und 1890 wanderten rund 60 Menschen von Dormagen nach Nordamerika aus.
Das heutige Stadtgebiet verließen im gleichen Zeitraum rund 300
Menschen, sie fanden in den USA eine neue Heimat. Eine große Anzahl ließ
sich in Osage County im Bundesstaat Missouri nieder. Im Jahre 1855 kam
Dormagen an das Eisenbahnnetz: Gleich östlich des Dorfes Horrem wurde
die Eisenbahnlinie Köln-Neuss-Krefeld gebaut und hier wurde ein Bahnhof
errichtet. 1864 begann mit dem Bau der Zuckerfabrik die
Industrialisierung in Dormagen. Im Jahre 1876 erhielt Dormagen die erste
Telegrafenstation. Die erste Stadtfernsprechanlage mit neun Teilnehmern
wurde 1897 eingerichtet. Im Jahre 1898 wurde der Brauereibetrieb in
Dormagen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die 1895 gegründete
Brauerei war der zweite industrielle Betrieb in Dormagen. Die
Franziskaner gründeten 1901 im Raphaelshaus eine Erziehungsanstalt für
schulentlassene Jungen. 1916 siedelte sich das Bayer-Werk an, das bis
heute der größte Arbeitgeber in Dormagen ist. Nach dem Ersten Weltkrieg,
besetzten englische und schottische Truppen die Stadt. Im Dezember 1919
wurden sie von französische Einheiten abgelöst, die im Dezember 1920
abrückten und von belgischen Einheiten ersetzt werden. Diese zogen am
15. Dezember 1923 ab. Seit 1921 wurde die Wasserversorgung in Dormagen
durch die Bayer AG sichergestellt. 1922 wurde die südlich von Dormagen
gelegene Bürgermeisterei Worringen aufgelöst und die
Schiffs-Order-Station Piwipp wurde ein Teil der Bürgermeisterei
Dormagen. Die erste Postomnibuslinie zwischen Dormagen und Neuss
startete im Jahre 1925. Schon 1933 war Dormagen im Griff der Nazis. Es
kam auch in Dormagen zu Pogromen. Seit 1935 besitzt Dormagen ein
Stadtwappen mit dem Drachentöter St. Michael. Bedingt durch die
kriegswichtigen Betriebe der I.G. Farben im Stadtgebiet, wurden viele
Zwangsarbeiter nach Dormagen verbracht. Das Ende des Zweiten Weltkrieges
erlebten die Dormagener mit der Besetzung durch die Amerikaner im März
1945. In den 1950er und 1960er Jahren wuchs die Einwohnerzahl erheblich.
Im Dezember 1960 waren 34 % der Gesamtbevölkerung Heimatvertriebene.
1969 erhielt das Amt Dormagen nach dem Zusammenschluss der beiden
Gemeinden Dormagen und Hackenbroich die Stadtrechte. Im Rahmen der
kommunalen Neugliederung 1975 wurden die Städte Dormagen und Zons sowie
das Amt Nievenheim mit den Gemeinden Gohr, Nievenheim und Straberg zur
heutigen Stadt Dormagen zusammengeschlossen," stellt die
Internetenzyklopädie Wikipedia die Geschichte des Ortes vor.
Die Anreise erfolgt über Düsseldorf und Neuss. Dormagen wird von der S
11 Richtung Bergisch Gladbach angesteuert. Der Bahnhof liegt allerdings
etwas außerhalb. Wer die Inennstadt mit ihrer Fußgängerzone kennenlernen
möchte, muss also umsteigen und an der Haltestelle "Marktplatz"
aussteigen.
Ganz schnell wird deutlich: Dormagen ist eine ländliche und
gutbürgerliche Kleinstadt. Die Rathaus - Passage mit ihren
Einkaufsmöglichkeiten könnte ein Ausflugsziel sein, oder die
Stadtbücherei, die zwar am Samstag geöffnet, dafür am Mittwoch komplett
geschlossen ist.
Das historische Rathaus und Agentur für Arbeit sind am Wochenende
natürlich geschlossen. Zumindest der Innenstadtbereich lohnt sich nicht
für einen Wochenendausflug. Die Einkaufsmöglichkeiten sind zu
durchschnittlich und auch in anderen, interessanteren Städten
anzutreffen. Interessante Ausflugsziele gibt es zumindest hier nicht -
sehenswerte Kirchen gibt es genausowenig wie (Freiluft-)Museen,
Industriedenkmäler, Zoologische und Botanische Gärten oder gar Schlösser
und Burgen.
Die ersten Spuren menschlicher Siedlungen im heutigen Stadtgebiet
stammen noch aus der Steinzeit. Strategische Bedeutung erlangt Dormagen
aber erst in der Römerzeit. Es dient als Wachposten an der Rheingrenze.
Wo heute in der Innenstadt die beiden Rathäuser stehen, befinden sich
bis zum Rückzug der Römer zwischen 393 und 402 nach Christus ein Lager
und ein Kastell. Die Ortschaft Nievenheim beherbergt eine villa rustica,
die vermutlich als großes Gestüt dient. Danach sind es die Franken, die
sich in Dormagen niederlassen. Sie erklären 796 Dormagen zu ihrer
Gauhauptstadt.
Im 11. bis 13. Jahrhundert entstehen weitere Orte wie Zons, Delhoven,
Gohr oder Hackenbroich. Von kriegerischen Auseinandersetzungen bleibt
Dormagen in dieser Zeit nicht verschont. So wird die Ortschaft Zons im
Zuge der Schlacht bei Worringen im Jahre 1288 fast komplett zerstört.
Das mittelalterliche Städtchen wird aber wieder aufgebaut. Es wird 1372
von Erzbischof Friedrich III von Saarweden zur Zollstation für die
Flußschiffahrt erklärt.
1696 wird Dormagen preußische Poststation und dreimal wöchentlich von
der zwischen Köln und Nimwegen verkehrenden Postkutsche angefahren. Ein
knappes Jahrhundert marschiert die französische Armee ein. Sie plündert
das Kloster Knechtsteden. Dormagen und Zone gehören nun zum Department
Roer. Sie sind damit Bestandteil Frankreichs. Nach dem Wiener Kongreß
1815 gelangen die Rheinlande zu Preußen.
Mit der ersten Kampagne der Zuckerfabrik 1864 beginnt in Dormagen die
Industrialisierung. 1895 kommt die Brauerei dazu. Doch der eigentliche
industrielle Durchbruch kommt erst 1916 mit der Ansiedlung des Bayer
Werkes. Nach dem Ersten Weltkrieg besetzen alliierte Truppen. 1945
marschieren die Amerikaner in Dormagen ein. 1969 erfolgt der
Zusammenschluss der Ämter Dormagen und Hackenbroich zur Stadt Dormagen.
Im Zuge der kommunalen Neugliederung 1975 kommen die Ämter Nievenheim
und Zons hinzu.
Die ehemalige kurkölnische Zollfestung
Zons wurde vom Erzbischof Friedrich III von Saarweden im 14.
Jahrhundert gegründet. Sie gilt als ein Beispiel einer befestigten
mittelalterlichen Stadt im Rheinland. Als besonders sehenswert gilt der
mächtige Rheinturm aus dem Jahre 1388. Aber auch der Juddeturm mit
seiner barocken Haube und die Windmühle mit einem hölzernen Mahlwerk aus
dem 17. Jahrhundert sind neben dem Rheinanlegeplatz und den Stadtmauern
beliebte Fotomotive, wie die Stadtwerbung berichtet.
Das Kreismuseum Zons ist auf dem Gelände des Schlosses
angesiedelt. Nach eigenen Angaben beherbergt es die größte öffentlich
zugängliche Jugendstil Zinnsammlung Europas. Auch Textilkunst ist dort
beheimatet. Das Kreisarchiv und das Internationale Mundartarchiv Ludwig
Soumagne im Schloss Friedestrom bilden zusammen mit dem Kreismuseum das
Kulturzentrum des Rhein Kreises Neuss.
1958 begann es mit einem Rehkitz. Ein Waschbärenpärchen, ein
Wisentbulle, ein Keiler und Hängebauchschweine folgten. Heute beherbergt
der Tierpark Tannenbusch über 130 Säugetiere bis hin zum Auerochsen
sowie mehr als 100 Wasser- und Hühnervögel. Doch das ist nur eine
Facette des 100 Hektar großen Waldstücks in Dormagens Stadtteil Delhoven.
Der Geopark besitzt einen geologischen Lehrpfad in Form einer naturnah
gestalteten Anlage. Dort informieren großformatige Erläuterungstafeln
über die Entstehung und die wissenschaftliche Einteilung der Gesteine
des Rheinlandes. Eine ?geologische Uhr projiziert die wichtigsten
Etappen von fast fünf Milliarden Jahren Erdgeschichte auf einen
24stündigen Tag.
Traurig, öde und verlassen sieht das Leben aus, als ich im August 2006
am Dormagener Bahnhof ankomme. Kein Sonnenstrahl schafft es, durch die
geschlossene Wolkendecke zu gelangen. Lediglich zwei Ausgänge sind hier
vorhanden, weder ein Reisezentrum noch der obligatorische
Bahnhofsbuchhandel oder die kleine Kneipe heißen den Besucher
willkommen. So alleingelassen bleibe ich selten.
Also muß ich mich erst einmal orientieren. Und erwische prompt den
falschen Ausgang. Die Bushaltestelle, zu der ich wollte, ist hier nicht
zu sehen. Dafür ein Bürgerhaus, eine katholische Kirche und mehrere
kleinere Geschäfte. Also kehr ich zum Bahnhof zurück. Ah, ja, da drüben,
genau auf der anderen Seite des Bahnhofs, da ist die Bushaltestelle. Zum
Glück kommt auch schon der Bus, der mich zum Technischen Rathaus bringen
soll. Der Fahrer macht noch ein paar Minuten Pause. Dann geht die Reise
los. Als ich an meinem Ziel aussteige, habe ich das Gewerbegebiet
Dormagens kennengelernt. Ja, ja, lieber Leser: Mitten in einem
Gewerbegebiet liegt das Technische Rathaus. Es ist ein normales,
durchschnittliches Verwaltungsgebäude.
Kloster Knechtsteden ist der
Mittelpunkt des gleichnamigen Wallfahrtsortes. Die romanische Basilika
galt im 12. Jahrhundert als Vorbild der rheinischen Baukunst. Das um
1160 entstandene romanische Fresko in der Westapsis ist das größte
seiner Art in der Rhein Maas Region. Es bedurfte umfangreicher
Sicherungs- und Reinigungsarbeiten, um es wieder sichtbar zu machen.
?Die größte mittelalterlicher Klosteranlage des Erzbistums Köln gehört
zu den bedeutendsten Baudenkmälern des Rheinlandes. Sie wurde 1130 als
Prämonstratenser Abtei gegründet und 1802 aufgelöst. Seit 1895 wird sie
vom Missionsorden der Spiritaner bewohnt. Die hufeisenförmig
angeordneten, historisch wertvollen Gebäude der Anlage sind von einer
Garten- und Parklandschaft umgeben, ist dann auch in einem Reiseführer
zu lesen.
Eine Kirche bzw. ein Kloster als Ausflugsziel was in städtischen
Ballungsräumen funktionieren mag, ist im Kloster Knechtsteden eigentlich
misslungen. Etwas außerhalb des Dormagener Zentrums gelegen (mit PKW,
Bus und Bahn trotz allem noch gut erreichbar), vermittelt das Kloster
einen ruhigen, fast schon langweiligen Charakter. Ob hier jemals de
Sound einer Diskothek zu hören war? Ich kann es mir eigentlich nicht
vorstellen. Hier wird geistige Nahrung geboten; Kunst und Kultur stehen
im Vordergrund. Daher kann ich es mir auch nicht vorstellen, daß sich
Kinder und Jugendliche nur so zum Vergnügen hierher verirren.
Ich komme Anfang Oktober 2006 nach Knechtsteden. Ob es nur an der
herbstlichen Kühle liegt, daß ich hier (fast) nur Senioren sehe? Keine
Ahnung. Hätte ich nicht eine Kamera mitgenommen, um ein paar Fotos für
das heimische Fotoalbum zu schießen, wäre ich so ist mein Eindruck
ziemlich schnell wieder weg gewesen. Schließlich ist es nur die
Klosterkirche, die hier frei zugänglich ist. Außer den sehenswerten
Klosterfenstern bietet auch sie nur wenig Sehenswertes, so daß ein
Besuch in Knechtsteden eigentlich schon nach 30 Minuten beendet sein
könnte. So verbleibe ich noch etwas länger, um ein paar passende Motive
für meine Fotos zu finden. Sobald sie entwickelt sind, werde ich wissen,
ob sich der Besuch gelohnt hat.
Die ehemalige kurkölnische Zollfeste, vom Erzbischof Friedrich III von
Saarweden im 14. Jahrhundert gegründet, gilt als einzigartiges Beispiel
einer befestigten mittelalterlichen Stadt im Rheinland. ?Besonders
sehenswert ist hier der mächtige Rheinturm aus dem Jahre 1388. Aber auch
der Juddeturm mit seiner barocken Haube und die Windmühle mit einem
hölzernen Mahlwerk aus dem 17. Jahrhundert sind neben dem
Rheinanlageplatz und den Stadtmauern beliebte Fotomotive. Seiner
historische Bedeutung gerecht werdend spielt das `rheinische RotheburgŽ
heute eine wichtige Rolle im kulturellen Leben des Rhein Kreises Neuss.
Die jährlichen Märchenspiele auf der Freilichtbühne im Zwinger des
ehemaligen Schlosses Friedestrom erfreuen sich überregionaler
Popularität. Seit 1935 besteht die Spielstätte eine der schönsten dieser
Art in Nordrhein Westfalen, berichtet das Dormagener Stadtmarketing.
Das Kreismuseum Zons, auch auf dem Gelände des
Schlosses Friedestrom beheimatet, ist besonders für
Kunsthandwerk (u. a. die größte öffentlich zugängliche Jugendstil
Zinnsammlung Europas) und Textilkunst bekannt. Das Kreisarchiv und das
Internationale Mudartarchiv Ludwig Soumagne im Schloss Friedestrom
bilden zusammen mit dem Kreismuseum das Kulturzentrum des Rhein
Kreises Neuss.
Es ist ein sonniger, leicht bewölkter und angenehm warmer Samstag Mitte
August 2006, als ich mich auf den Weg in den Dormagener Stadtteil Zons
machte. Ich hatte mir vorher ein paar Infos über Zons bei dem Dormagener
Stadtmarketing besorgt und bei der Elektronischen Fahrplanauskunft der
Duisburger Verkehrsgesellschaft einen Fahrplan ausdrucken lassen. ich
konnte also guter Dinger die Fahrt antreten.
Doch kaum daß ich in der S11 von Düsseldorf nach Dormagen sitze, muß ich
in Neuss schon die erste Zwangspause einlegen. Es ist so gegen 11 Uhr,
als die S Bahn im Neußer Hauptbahnhof für etwa 20 Minuten stehenbleiben
muß in der Gegend von Norf wurden Kinder gesichtet, wie sie (angeblich?)
Steine auf die Gleise legten. Auch wenn die Fahrt mit reichlich
Verspätung weitergeht, habe ich doch Glück im Unglück: Der Computer
druckte mir mehrere Fahrtalternativen aus, so daß sich so grob
abschätzen kann, wann die Fahrt am Bahnhof Dormagen weitergeht. Doch oh
wehe! Die Tücke liegt hier im Detail. Der Computer hat nämlich nicht
mitbekommen, daß in Zons gebaut wird, und deswegen eine Umleitung
eingerichtet wurde, nach der sich der Bus richten muß. Die Folge: Ich
steige auf gut Glück irgendwo in Zons aus und strebe auf eine Kirche zu,
die ich für einen Teil des historischen Zentrums halte.
Warum macht der Ort nur einen so gutbürgerlichen Eindruck auf mich, daß
mich eine gruselige Langeweile packt? Sauber und ordentlich sieht es
hier aus. Als ob Zons eine reine Wohn- und Schlafstadt ist. Ich brauche
nicht lange, um den historischen Ortskern von Zons zu erreichen. Ah, da
ist der Juddeturm; er ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Die
(katholische) St. Martinus Kirche wird derzeit renoviert und ist daher
auch nicht offen. Das nächste interessante Gebäude ist das Kreismuseum.
Neben Textilkunst und Jugendstil Zinnsammlung ist die Ausstellung ?I
Vasi Da Famacia Sammlung Bayer Italia heute ein Schwerpunkt der
Ausstellung.
?Die Sammlung Bayer Italia umfasst 83 repräsentative Keramikgefäße
berühmter italienischer Werkstätten aus dem Zeitraum vom 15. bis zum 18.
Jahrhundert. Die Apothekergefäße geben einen Überblick über Formen und
Verzierungen berühmter italienischer Werkstätten und berichten über eine
interessante Verbindung: das Zusammenspiel zwischen der
Pharmaziegeschichte und der Entwicklung der Keramik.
Die Aufbewahrung von Arzneistoffen erfolgte in der Renaissance in
Stadtgefäßen aus Holz, Glas, Zinn oder Keramik, die oft den Mittelpunkt
auf alten Darstellungen von Offizinen bilden. Besonders bestechend sind
dabei die prunkvollen Gefäße aus Keramik.
Im Mittelalter gelangte aus dem islamischen Orient über Südspanien
sowohl medizinisches Wissen als auch die Kunsttöpferei nach Europa. In
Andalusien entstanden erste Werkstätten, die Keramik nach orientalischem
Vorbild herstellten. Zu den Kunden dieser Keramikmanufakturen gehörten
nicht zuletzt Apotheker.
Durch den Seehandel über Mallorca (daher Majolika) erreichte die
spanisch maurische Keramik Italien, wo im 15. Jahrhundert eine eigene
Produktion entstand. Faenza (daher ?Fayence) gehört zu den frühen
Herstellungszentren und seine Töpfereien zählten zu den berühmtesten
Werkstätten Italiens. Montelupo, Siena, Casteldurante, Urbino, Rom und
Venedig sind weitere bedeutende Zentren.
Das Farbdekor der zinnglasierten Majolika beschränkt sich auf die vier
Scharffeuerfarben Kupfergrün, Antimongeld (hell und dunkel), Kobaltblau
und Manganviolett oder Manganbraun mit den jeweiligen Abstufungen. Das
Scharffeuerverfahren war vornehmlich in Italien und Spanien im 15. und
16. Jahrhundert gebräuchlich. Erst im 18. Jahrhundert entwickelte sich
dann die Technik der Muffelmalerei.
Die Hauptform der Apothekergefäße stellen zylindrische Gefäße dar: Die
sogenannten Albarelli mit einer in der Mitte konkaven Wandung dienten
zur Aufbewahrung von Salben, Pulvern, Pillen u. a.. Bei den Orcioli
handelt es sich dagegen um dickbauchige Krüge mit breitem Henkel und
Ausgusstülle. Fiasci sind kugelige Flaschen, Orci zweihenkelige
eiförmige Behältnisse. Die prachtvollen Apothekergefäße waren dem
Theriak vorbehalten, dem wichtigsten (opiumhaltigen!) Allheilmittel des
Mittelalters.
Nach Überwindung der spanisch maurischen Vorbilder entwickelten sich in
Italien farblich und formal viele Varianten der Verzierungen: von
Blattranken in Blau auf weißem und hellblauem Grund bis zu figürlichen
Darstellungen oder Wappen.
Seit Anfang des 16. Jahrhunderts dienten auch Zeichnungen berühmter
Maler als Vorlagen. Aufwendig gestaltete Gefäße sind zweiseitig
unterschiedlich bemalt. In die Verzierungen sind Schriftbänder
einbezogen, die den Inhalt der Gefäße in lateinischer oder italienischer
Sprache und meist in abgekürzter Form bezeichnen, berichtet ein
Begleitprospekt. Ein historischer und gutbürgerlicher Charme liegt auf
dem Viertel.
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