Städtetour West   - Westfalenpark  - Stadtgarten
"Steinwache", Steinstraße 50 (Hinterausgang Hauptbahnhof)
Ausstellung "Hafen und Schifffahrt"

Dortmund

Chemie ist, wenn es knallt und stinkt. Nein, halt, dieser Spruch stimmt nicht im Dortmunder Museum für Naturkunde, das in der nördlichen Innenstadt von Dortmund liegt. Hier geht es um Lebewesen. Dinosaurier aus Plastik sind hier genauso vertreten wie lebende Fische.
Samstags ist hier Familientag. Der Eintritt ist dann frei. Ich besuche das Museum am ersten Samstag im Jahre 2008. Die Anreise verläuft problemlos; es gibt eine direkte Bus- und Straßenbahnverbindung vom Dortmunder Hauptbahnhof aus.
Und tatsächlich: Viele Familien mit Kindern sind hier. Ob es wohl daran liegt, dass dieser Samstagvormittag bewölkt und regnerisch ist? Vermutlich. Weder die erdgeschichtliche noch die biologisch - lebensbezogene Abteilung sind irgendwie interessant. Es gibt keine Videoinstallationen, die beispielsweise bestimmte Lebensräume (z. B. den Wald, Bauernhof, Flüsse, Luft) oder die artgerechte Tierhaltung vorstellt. Es gibt keine Hörstation, die Tierstimmen vorstellt. Es existiert kein interaktiver Computer. Das Museum hat eher den Charakter von miefigen, antiquierten Heimatmuseum. Wer mit seinen Kindern Tiere kennenlernen möchte, ist in einem Freiluftzoo besser aufgehoben.
Ein ganz anderes Bild bietet die Dauerausstellung, die im Museum für Kunst und Kulturgeschichte zu sehen ist. Das Museum liegt ganz in der Nähe vom Hauptbahnhof und der Stadt- und Landesbücherei. Enthält das Erdgeschoß noch den Eingangsbereich incl. Kasse und Museumsshop, gibt es im 1. Obergeschoß eine Art Plaza, um das sich die Ausstellung wie eine Art Wendelgang schließt. Auch das 2. bis 4. Obergeschoß bietet nur Rundgänge um diesen Plaza.
Ganz egal, ob es Möbel, Einrichtungsgegenstände, Gemälde oder irdene Gegenstände aus der Steinzeit sind, bieten sie viel Freude für das wohlmeinende, kunstinteressierte Auge. Je mehr man sich dem obersten Stockwerk nähert, desto näher kommt man auch der Gegenwart. "Oh welche Schönheit! Oh welcher Glanz," möchte man hier ausrufen. Wer sich für Kunst, vor allem aber für Kunsthandwerk interessiert, wird hier auf jeden Fall auf seine Kosten kommen. Zumindest für mich ist dies einer der Orte, an denen man leicht Zeit und Raum vergessen kann.
"1883 wurde es als erste städtisches Museum im Ruhrgebiet gegründet. Die allein auf bürgerlichem Engagement sowie dem Einsatz höchst motivierter Stadtväter und des ersten Museumsdirektors Albert Baum beruhende Sammlung wuchs schnell über die jeweiligen Standorte hinaus. Seit 1983 befindet sich das Museum im umgebauten ehemaligen Hauptgebäude der Stadtsparkasse, das 1924 als einer der ersten Stahlbetonbauten von Hugo Steinbach im Art Déco - Stil errichtet wurde.
Archäologische Funde geben im Erdgeschoß kulturgeschichtlichen Überblick über unseren Lebensraum und seine Bewohner in ur- und frühgeschichtlicher Zeit. Die Objekte stammen meist aus Ausgrabungen. Es sind Feuersteingeräte, Grab- und Gebrauchskeramik oder seltene Metallobjekte aus der Altsteinzeit bis zum Frühmittelalter. Der herausragende Dortmunder Fund, der spätrömische Goldschatz, wird in einer kleinen Schatzkammer präsentiert.
Die Funde aus dem griechischen und dem etruskischen Altertum stammen aus der ehemaligen Privatsammlung des Dortmunder Studiendirektors W. Schlotter, der in ihnen eine wichtige kulturhistorische Informationsquelle zur antiken Zivilisation sah.
Im 13. und 14. Jahrhundert erlebte die freie Reichs- und Hansestadt Dortmund ihre wirtschaftliche und kulturelle Blüte, die sich auf den Handel zunächst mit dem Ostseeraum, später mit England und Flandern gründete. Hatte die Stadt 1618 noch stattliche 7.000 Einwohner, sank sie durch die wirtschaflichen Folgen des 30jährigen Krieges und durch weiterhin andauernde politische und kriegerische Konflikte zu einem Ackerbürgerstädtchen mit nur 2.000 Einwohnern herab. 1803 verlor Dortmund aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses seine Selbständigkeit und wurde 1815 in den preußischen Staat eingegliedert.
Eine Kunst- und Wunderkammer, ein Wohnraum des 17. Jahrhunderts, ein Porzellankabinett und Meisterstücke der Goldschmiedezunft des 16. bis 18. Jahrhunderts bilden die Höhepunkte dieser Abteilung. Die mit Gemälden, Silber- und Goldpokalen, Tieren, Muscheln und Waffen gefüllte kleine Wunderkammer verweist auf die Anfänge des Museums.
Im ersten Teil der Gemäldegalerie befinden sich die Gemälde des 18. und frühen 19. Jahrhunderts mit Werken von Caspar David Friedrich und anderen Romantikern. Die italienischen Landschaften bilden eine besonders reizvolle Abteilung. Im zweiten Teil sind die Gemälde der Düsseldorfer, Münchener und Berliner Schulen zu sehen.
Der Reigen inszenierter Zimmer beginnt mit einem Schlafraum im Stil des französischen Empires, setzt sich fort mit einem Dortmunder Wohnzimmer im Stil des Wiener Biedermeier, einem großbürgerlichen Musiksaal aus Bremen, der heute auch als exklusives Trauzimmer dient, und einem Damensalon des Jugendstilarchitekten Joseph Maria Olbrich sowie einem neugotischen Speisezimmer, beide aus Dortmunder Besitz.
Die Sammlung angewandter Kunst zeigt die Fortentwicklung edler Gebrauchsgegenstände bis in unsere Zeit. Sie reicht von Gefäßen und Möbeln des Jugendstils bis zu Erzeugnissen des Bauhauses und des zeitgenössischen Designs, von der Sitzmaschine des Wiener Jugendstilarchitekten Josef Hoffmann bis zum Ball Chair des Finnen Eero Aarnio.
Den Abschluß des Rundganges bildet eine Abteilung zur Stadtgeschichte des letzten Jahrhunderts. Es wird der Aufstieg Dortmunds zur industriellen Großstadt mit all ihren Facetten gezeigt. Bier, Stahl und Kohle waren bis weit ins 20. Jahrhundert hinein die hauptsächlichen Wirtschaftsfaktoren, auf denen der Reichtum der Stadt aufbauen konnte. Die Rolle der Frau in den zwanziger Jahren ist nur ein Beispiel der untersuchten Themen," beschreibt sich das Museum in einem Flyer.

"In halbjährlichem Wechsel präsentiert das Museum am Ostwall im Obergeschoß Werke aus seinem Bestand. Das Thema `Landschaft' mit zahlreichen Gemälden und Arbeiten auf Papier aus dem Bereich des Expressionismus bildet dieses Mal einen Schwerpunkt. Darüber hinaus wurde ein eigener Raum für Visuelle und Konkrete Poesie eingerichtet, deren Umgang mti Schrift sich in sprachlichen Experimenten sowie lautpoetischen Arbeiten spiegelt. Der Klangkunstpool des Museums bietet zahlreicher solcher Hörbeispiele zur Benutzung an. Neben Werken aus dem Gebiet der Op Art, der Farbmalerei und des Informel, die neu in die Sammlungspräsentation integriert wurden, macht das Museum am Ostwall erstmals Teile des Archivs des Intermedia - Künstlers Hans Breder öffentlich zugänglich," beschreibt sich das Museum am Ostwall und seine seine Sammlung in einem Faltblatt selbst.
Ganz am Ende der Fußgängerzone in der Nähe der Reinoldikirche gelegen, präsentiert das Museum gute zeitgenössische Kunst. Das Informel ist dabei genauso vertreten wie der Expressionismus, der Impressionismus, die Op Art oder das Happening. Alexej von Jawlensky ist also ausgestellt, Karl Schmidt - Rottluff, Emil Nolde, Ernst Ludwig Kirchner, Jörg Immendorff, Joseph Beuys oder Dieter Roth. Gemälde sind genauso vorhanden wie Objekte, Fotos und Videoinstallationen.
Schon rein Flächenmäßig ist dieses Museumsgebäude nicht sehr groß. Wirklich störend ist dies aber nicht. Wer moderne, zeitgenössische Kunst mag, wird hier sicherlich auf seine Koste kommen.
 

Proletarier aller Länder, vereinigt euch. Ach nein, was Karl Marx früher forderte, das ist heute in der Mottenkiste der Geschichte verschwunden. In dem Westfälischen Industriemuseum Zeche Zollern II / IV bleibt die Geschichte der Industrialisierung des Ruhrgebiets lebendig.
Über die frühere Lohnhalle gelange ich zu meiner ersten Station, nämlich der Waschkaue mit ihrer Dauerausstellung. Alte Maschinen lassen erahnen, wie körperlich hart, anstrengend und sehr schmutzig die Arbeit unter Tage für die Männer gewesen sein muß. Doch auch das Privatleben und die Freizeitgestaltung kommen nicht zu kurz. Ein Bandoneum ist genauso zu sehen wie ein Fahrrad, eine Vespa, ein Volksempfänger und ein kleines Kino. Multimedial ist diese Station; Filmmaterial gibt es genauso wie eine Hörstation, Schauwände und Vitrinen. Luftig und großzügig ist die Ausstellung gestaltet und auch für Kinder gut geeignet.
Sehenswert ist auch der Kinderkeller. Ich besuche Anfang Dezember 2007 das Museum; zu diesem Zeitpunkt beschäftigt sich die Ausstellung mit dem Thema "Explosionen unter Tage". Schautafeln, alte Maschinen und ärztliche Geräte gibt es zu sehen; Hörstationen und Filme kommen ergänzend hinzu. Zumindest für uns Erwachsene ist dieser Teil der Ausstellung sehr informativ.
Wer gut Treppen steigen kann und nicht schwindelig ist, der sollte die "Schachthalle mit Fördergerüst II" zu seinem nächsten Ziel wählen; die Schachthalle liegt - wie praktisch - gleich neben dem Gebäde für Lohnhalle und Waschkaue. Als ich in Dortmund weile, ist es zwar kalt; dafür strahlt die Sonne von einem strahlend blauen Himmel. Eine bessere Aussicht kann ich mir nicht wünschen.
Was die Ausstellung anbelangt, wird die Maschinenhalle derzeit umgebaut. Sie ist daher derzeit nich frei zugänglich. Daher genehmige ich mir an dieser Stelle einen Ausflug - nein, nicht in die Botanik, sondern in die naheliegende Maschinen - Landschaft. Viel Eisenbahn für über und unter Tage gibt es hier zu sehen. Der viele Rost deutet aber an: Die meisten Gegenstände müßten erst einmal renoviert werden, wollte man sie erneut nutzen.
Die "Alte Verwaltung" ist - als Gebäude - zwar an diesem Samstag geöffnet, wird aber für eine private Veranstaltung genutzt. Die Preise in dem nebenan gelegenen Restaurant "Pferdestall" sind zivil.
Die "Alte Werkstatt" zeigt an diesem Samstag eine Kaninchenausstellung. Wesentlich interessanter sind zwei weitere Ausstellungen, die an diesem Wochenende parallel dazu ebenfalls in dem Gebäude (allerdings in einem anderen Teil) stattfinden. Das "Fritz - Hüser - Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt" organisiert die Ausstellung "Bertolt Brecht und Hans Tombrock - eine Künstlerfreundschaft im skandinavischen Exil" (noch bis zum 16. Dezember 2007). Jede Menge Zeichnungen, Fotographien und Plakate gibt es hier zu sehen; sie alle beschreiben das Werk der beiden deutschen Künstler.
Eine eher zu klein geratene Ausstellung zeigt Fotos und Postkarten von Dortmunder Kirchen und Synagogen.
Ob die Verbindung von Kultur und Tierausstellung wirklich gelungen ist, sei einmal dahingestellt. Von der Geruchsbelästigung abgesehen passen sie inhaltlich nicht zusamen.
Ansonsten ist das Museum einen Besuch wert. Verkehrstechnisch ist es gut erschlossen. Gerade Familien bekommen hier eine gute Freizeitmöglichkeit geboten, die insbesondere den Kindern viele Beschäftigungsmöglichkeiten bietet.

"Neueröffnung - Ich hatte einen Kameraden"

Die neue Abteilung der Dauerausstellung im Kellergeschoss des Lohnhallenkomplexes greift mit den tödlichen Arbeitsunfällen am Beispiel der Zeche Zollern eines der schwierigsten Kapitel der Bergbaugeschichte auf. Sie dokumentiert die 161 tödlichen Unfälle auf der Schachtanlage Zollern II/IV. Die chronologische Übersicht der tödlichen Unglücke auf Zollern zeigt, welche Unfälle typisch waren, wie gehäuft sie auftraten und wie sie sich im Laufe der Zeit veränderten. Die Ausstellung bringt den Besuchern Arbeitsabläufe und Betriebsgeschichte aus einer nie gekannten Perspektive eindringlich und auf beinahe brutale Art und Weise nahe. Der neue Ausstellungsraum ist mit nur wenigen Objekten bestückt. Dadurch wirkt er karg und auf das Wesentliche reduziert. An die Wand ist ein schlichter Wandstein montiert, den die Bergbau-Berufsgenossenschaft Bochum als Dauerleihgabe zur Verfügung stellte. Der ?Den Toten gewidmete Stein hing früher im Foyer der Genossenschaft.

Markenstube "Alle unter Kontrolle"

Das Betreten und Verlassen der Zeche war überwacht. An der Markenkontrolle bekam jeder Bergmann bei Schichtbeginn eien Marke mit seiner "Personalnummer", die er beim verlassen des Geländes wieder zurückgab. Der Markenmeister udn seine Mitarbeiter hielten fest, wer wie lange anwesend war. Das war zum einen eine Grundlage für die Lohnberechnung, zum anderen eine Sicherheitsmaßnahme: Wessen Marke nach Schichtende fehlte, war im schlimmsten Fall verunglückt und musste gesucht werden. Die Ausstellugn "Markenstube" im Eingangsfoyer führt die Besucher und Besucherinnen durch die teilweise rekonstruierte Markenkontrolle, die auch die Bergleute früher passieren mussten und macht mit Betriebspraktiken aus der Zechenzeit vertraut. Sie stellt die ehemaligen Beschäftigten der Anlage im Überblick vor: Wer arbeitet hier? Wie viele Personen unter, wie viele Personen über Tage?

Hygienegeschichte in der ehemaligen Waschkaue der Zeche Zollern

"Sauber und gesund" - Hygiene und Gesundheitsvorsorge im Ruhrbergbau

Als die Waschkaue der Zeche Zollern gebaut wurde, hatten sich auf den Ruhrgebietszechen Umkleide- und Waschräume für die Bergleute bereits durchgesetzt. Die Badebassins, in die alle Angehörigen einer Schicht steigen mussten, wenn sie sich waschen wollten und die Verbreitungsherd vieler Infektionskrankheiten waren, gehörten fast schon der Vergangenheit an. Die Ausstattung der Kaue von Zollern entsprach dem Standard der Zeit: ein Umkleideraum mit Brausegang und Haken, an denen die Bergleute ihre Kleidung unter die Decke zogen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Duschen in einen Anbau ausgelagert und es entstand ein neuer Umkleideraum, in dem nur noch die Straßenkeidung hing.

Die Ausstellung "Sauber und gesund" zeichnet anhand der Kauenausstattung die Geschichte dieser Einrichtung nach und bettet sie in die allgemeine Hygienegschichte ein. Sie stellt mit Bild- und Tondokumenten die Menschen vor, die in der Kaue arbeiteten und die sie benutzten: den Kauenwärter, der sie sauber hielt und die Bergleute, für die die Kaue auch ein wichtiger Ort der Kommunikation war. Einbezogen werden die Frauen der Bergarbeiter, die bis 1969 die Arbeitskleidung der Bergleute waschen und instandhalten mussten. Die Ausstellung behandelt daneben auch die Themen Arbeitsschutz und Gesundheitsvorsorge im Bergbau: mit medizinischen und therapeutischen Geräten aus zecheneigenen Gesundheitshäusern.

Lampenstube

Für den Bergmann waren funktionierende Lampen lebensnotwendig. An seinem Arbeitsplatz waren sie häufig das einzige Licht. Sicherheitslampen zeigten an, ob die Luft ?rein war oder das explosionsfähige Methan enthielt. Grubenlampen waren und sind aber auch begehrte Sammelobjekte. Die Ausstellung ?Ein Licht in der Nacht vermittelt den Besuchern und Besucherinnen in einer Dunkelkammer einen sinnlich erfahrbaren Eindruck von dem, was der Bergmann mit Hilfe seiner Lampe sehen konnte zeichnet anhand historischer Grubenlampen die Funktion und Entwicklung des bergmännischen Geleuchts im 20. Jahrhundert nach und zeigt in einer rekonstruierten Werkstatt die Arbeit des Lampenmeisters und seiner Mitarbeiter. Sie sorgten dafür, dass die Lampen geladen, gewartet oder repariert wurden und richtig funktionierten. Die Ausstellung verdeutlicht darüber hinaus, dass die Lampe nicht nur Arbeitsmittel war, sondern auch Kultobjekt wurde und gibt anhand zahlreicher Beispiele aus Kunst und Alltagskultur Einblicke in die Kulturgeschichte der Grubenlampe im 20. Jahrhundert.

Kauenkeller
Explosionsgefahr" - Grubenrettungswesen und Versuchseinrichtungen

Die Arbeit im Bergbau ist mit zahlreichen Gefahren verbunden. Neben den alltäglichen Arbeitsunfällen ereignen sich immer wieder Grubenunglücke, die eine große Zahl an Todesopfern fordern. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts stieg nicht nur die Fördermenge, sondern auch Zahl der Explosionen unter Tage. Beim Abbau der Kohle wird Methan freigesetzt, das in einer bestimmten Konzentration mit Luft explosionsfähig wird und dann die sogenannten Schlagwetter bildet. Kohlenstaub ist ebenfalls eine potentielle Explosionsquelle. Die verheerendsten Unglücke entstehen durch kombinierte Schlagwetter- und Kohlenstaubexplosionen, die über mehrere hundert Meter durch die Grubenbaue laufen können.

Die Ausstellung thematisiert die spezifischen Unfallgefahren im Bergbau und erinnert an die schweren Grubenunglücke im Ruhrrevier. Sie macht die Besucher und Besucherinnen in einem nachgestellten Übungsraum anhand von Übungs- und Rettungsgeräten mit der Arbeit der Grubenwehr vertraut und würdigt deren Einsatz und Leistung. Mit Modellen, Versuchsanordnungen und Testobjekten aus der Dortmunder Versuchsgrube Tremonia und der Bergbauversuchsstrecke Derne werden außerdem die erfolgreichen Bemühungen um eine Verbesserung der Grubensicherheit gezeigt.

Waschkaue?Keine Herrenjahre. Arbeit und Freizeit im Revier

Seit den 1920er Jahren gibt es im Ruhrbergbau eine planmäßige Ausbildung. Sie war Teil einer neuen betrieblichen Sozialpolitik der Unternehmer: Der bergmännische Nachwuchs sollte systematisch geschult und über ein attraktives Freizeitangebot auch nach der Arbeit an die Zeche gebunden bzw. in die ?Werksgemeinschaft integriert werden.

Die Ausstellung ?Keine Herrenjahre rekonstruiert mit Originalexponaten unter anderem aus der Lehrwerkstatt, der Berufsschule und dem Lehrrevier die Stationen der Ausbildung. Dabei geht es um den Arbeitsalltag der jugendlichen Berufsanfänger, ihre Lebensverhältnissen in der Kolonie, im Lehrlingsheim und im Pestalozzidorf sowie um ihre Freizeitinteressen im Spannungsfeld von betrieblicher Sozialpolitik, Arbeiterkultur und moderner Freizeitindustrie. Die Ausstellung skizziert darüber hinaus auch die unterschiedlichen pädagogischen und kulturellen Einflüsse, mit denen die jungen Bergleute sich auseinander setzten und zeigt, wie sie damit umgegangen sind, wo und inwieweit sie ihre Kultur und Geschichte selbst gestaltet haben," beschreibt das Museum seine Ausstellung im Internet selbst.
 ?Ich hatte einen Kameraden


Der neue Teil der Dauerausstellung greift mit den tödlichen Arbeitsunfällen am Beispiel der Zeche Zollern eines der schwierigsten Kapitel der Bergbaugeschichte auf. Sie dokumentiert die 161 tödlichen Unfälle auf der Schachtanlage Zollern II/IV.

?Der oft gehörte Einwand mancher Besucher, die schönen Gebäude täuschten über die Härte der Arbeitswelt hinweg, wird hier widerlegt, sagt Museumsleiterin und Ausstellungsmacherin Dr. Ulrike Gilhaus. So nah war man den Menschen, die auf Zollern gearbeitet haben, noch nie. Gilhaus weiter: ?Die Zahl der tödlich Verunglückten fällt sofort ins Auge und der Besucher sieht, wie Jugendliche, kaum aus der Schule entlassen, abstürzten oder vom abgerissenen Kokereigewölbe erschlagen wurden. Alte, erfahrene Hauer sprangen in Panik wegen verdächtiger Geräusche aus dem Korb und erlitten einen Genickbruch. Die Ausstellung macht außerdem die Häufung der Unfälle in Kriegszeiten, bedingt durch den Einsatz von Bergfremden und Kriegsgefangenen sowie durch vernachlässigten Ausbau, deutlich.

Die Dokumentation belegt schließlich auch den allmählichen Rückgang vermeidbarer Unfälle. Denn auffällig oft starben in den ersten dreißig Betriebsjahren Männer jeder Altersgruppe über Tage - gerade ihre Zahl ging seit 1930 erheblich zurück. Deutlich wird, dass auch eine Zeche, die wie Zollern von Massenunglücken verschont blieb, den Familien einen hohen Tribut abverlangte. Manche Familien haben hier mehrere Angehörige verloren, und im Durchschnitt starben in jedem Betriebsjahr 2,5 Männer bei der Ausübung ihrer Arbeit. Am Einzelschicksal wird auch deutlich, was Solidarität unter Tage bedeuten konnte: 1915 verunglückten auf Zollern zwei Hauer bei dem Versuch, einen durch Sprengstoffgasschwaden bewusstlosen Kameraden zu retten. Alle drei wurden tot geborgen. In den meisten der 161 Fälle konnten Name, Todesdatum, Alter, berufliche Funktion und Todesumstände rekonstruiert werden. Lediglich zehn Männer blieben trotz aller Bemühungen unbekannt, aber aufgrund der Betriebsstatistik wissen die Museumsmitarbeiter, in welchem Jahr sie starben.

?Die Ausstellung verbindet das Thema des Todes mit den starken religiösen Traditionen im Bergbau, die aus der ständigen Bedrohung durch Unfallgefahren resultierten, erzählt Dr. Ulrike Gilhaus. Diese Verbindung von Bergbau und Glauben fand in den ?Bergbaugemeinden des Ruhrgebietes ihren Niederschlag darin, dass Objekte der bergbaulichen Arbeitswelt in den Kirchen sakrale Funktionen übernahmen: So gab es Altäre aus Kohle, die nicht von Kerzen, sondern von Grubenlampen geschmückt wurden. Elemente der Arbeitswelt vermischten sich mit christlichen Bildmotiven, wenn z.B. Fenster und Wandmalereien Heiligenfiguren vor stilisierten Fördergerüsten zeigten. Schauobjekt der neuen Abteilung ist eine hinterleuchtete Replik des sogenannten Bergmannsfensters der evangelischen Kirche St. Stephani in Gladbeck-Zweckel, entworfen in den 1950er Jahren. Das Motiv verbindet Angst vor Verschüttung unter Tage mit christlicher Verheißung und Hoffnung. Es ist das einzige bekannte Objekte, das auch textlich durch Psalm 71, Vers 20 eine Verbindung von Glauben und bergbaulicher Arbeitswelt herstellt."

"Eine Künstlerfreundschaft im skandinavischen Exil

1939 trafen sich in Schweden zwei Künstler, die beide von den Nationalsozialisten ins Exil gezwungen worden waren: Bertolt Brecht und der Dortmunder Maler Hans Tombrock. Die Gastausstellung des Fritz-Hüser-Instituts für Literatur und Kultur der Arbeitswelt der Stadt Dortmund stellt die Zusammenarbeit mit Brecht und ihr künstlerisches Ergebnis mit dem Galileo-Zyklus, den Brecht-Porträts und den Bildern mit Brecht-Versen in den Mittelpunkt. Ergänzend dokumentieren zahlreiche Fotos auch die gemeinsame Zeit beider Künstler.

Der Maler Hans Tombrock, 1895 in Dortmund-Benninghofen geboren und 1933 ins skandinavische Exil gezwungen, traf 1939 in Schweden mit Bertolt Brecht zusammen. Gemeinsam entwickelten sie Darstellungen zu Themen aus Werken Brechts, insbesondere zu ?Leben des Galilei, die Brecht noch nach seiner Weiterreise nach Finnland intensiv korrigierte. Die Bilder Tombrocks wurden vielfach von der schwedischen Arbeiterbewegung gekauft, in deren Gewerkschafts- und Volkshäusern sie heute noch hängen. Was beide Künstler zueinander hinzog, liegt großenteils im Bereich der Spekulation. Brecht fühlte sich womöglich von Tombrocks ?Freibeutertum angesprochen, nannte ihn seinen ?lebensgefährlichen Freund. ?Auch der Gedanke, hier einen echten Proletarier vor sich zu haben, eine Art ?Exerzierstück für das Voranbringen der sozialen Revolution, wird seinen Reiz ausgeübt haben, vermutet Johanna-Elisabeth Palm, Leiterin des Fritz-Hüser-Instituts. Für Tombrock war die Begegnung und der Austausch mit Brecht, die ihm Anerkennung und Förderung einbrachten, ganz sicher eine wesentliche Erfahrung in seinem Leben, auf die er immer wieder Bezug nahm.

Um sich Hans Tombrock nähern zu können, sind auch andere Phasen seines Schaffens ausgestellt. Dazu gehören frühe Landschafts- und Städtezeichnungen, die zunächst romantischen, später stark sozial-kritischen Vagabundenzeichnungen, die Schärenlandschaften Schwedens, die Bilder von seinen Reisen durch Marokko und seine letzten, eher surrealen Bilder. Die Zerrissenheit seiner Persönlichkeit ist an seinen Bildern abzulesen. Sein bewegter Lebenslauf und sein nicht einfacher Charakter trieben ihn immer wieder an andere Orte und ließen ihn keine dauerhafte Existenz oder Beziehung finden.

1946 kehrte Tombrock nach Dortmund zurück und gründete eine Kunstschule, die er 1949 wieder aufgeben musste. Um 1949 trat er auch wieder mit Brecht in Kontakt. Im gleichen Jahr erhielt er einen Lehrauftrag an der staatlichen Hochschule für Baukunst und bildende Künste in Weimar, nach der Auflösung der Abteilung Kunst unterrichtete er an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Wieweit Brecht seinen Einfluss für Tombrock geltend machte, ist nicht nachzuweisen. 1953 verließ Hans Tombrock die DDR und zog nach Stuttgart. Der plötzliche Tod Brechts 1956 erschütterte ihn sehr, allerdings ist nicht bekannt, ob in den letzten Jahren zwischen beiden noch ein Kontakt bestand. Tombrock selbst starb 1966.

Alle Bilder der Ausstellung stammen aus dem Besitz des Fritz-Hüser-Instituts. Es dokumentiert und sammelt in seinem Archiv und der Bibliothek die Zeugnisse zur Literatur der Arbeitswelt, zu Arbeiter- und Bergarbeiterliteratur und zu Organisationen der Arbeiterkulturbewegung. Es geht zurück auf die Sammlung zur Arbeiterliteratur, die Fritz Hüser seit den 1920er Jahren anlegte."


Ihrem Gründungsdatum nach ist die Reinoldikirche die älteste erhaltene mittelalterliche Kirche in Dortmund. Sie wurde nach dem heiligen Reinoldus, dem Schutzpatron der Stadt, benannt.
In ottonischer Zeit wurde die Kirche als Pfalzkirche gegründet. Der gegenwärtige Bau ist eine spätromanische Kirche mit spätgotischem Chor. Die Reinoldikirche wurde zwischen 1250 und 1270 als Pfeilerbasilika mit Querhaus errichtet. Sie liegt im Mittelpunkt der Stadt an der Kreuzung des Hellwegs mit der historischen Straße von Köln nach Bremen.
Der Turm wurde ab 1443 erneuert. Er ist 112 m hoch; als er 1454 vollendet wurde, galt er als ?Wunder von Westfalen. Der Turmhelm wurde 1519 erstmals erneuert. Die Dacheindeckung mit Kupfer wurde am 24. Juni 1520 vollendet. Die Kugel wurde dann am 27. Juli 1520 aufgesetzt. So wuchs die Dachspitze um weitere 7 Meter in die Höhe.
Der Turm stürzte 1661 auf Grund von Erdbebenschäden ein. Im folgenden Jahr wurde das Fundament für einen neuen Turm gelegt. Das Bauwerk wurde 1701 mit einer barocken Haube vollendet.
Der Zweite Weltkrieg beschädigte den Turm erneut. Er mußte erneut wiederaufgebaut werden. Der Turm der Reinoldikirche ist heute 104 m hoch. Er kann bis zur ersten Plattform durch den Glockenturm bestiegen werden. Im Innern hängt ein Großgeläute der Gießerei ?Bochumer Verein. Es stammt aus dem Jahre 1954. Die 6 Stahlglocken wiegen insgesamt 20 Tonnen. Die Kosten beliefen sich damals auf 90.500 DM. Die schwerste Glocke mit 6,5 Tonnen Gewicht und 2,50 Meter Durchmesser ist die größte Gußstahlglocke Westfalens.
Am östlichen Rand der Dortmunder Innenstadt liegt sie, die Reinoldikirche. Geschäftiges Treiben herrscht um sie herum. Menschen schlendern durch die Fußgängerzone. Lieferwagen streben den Geschäften zu. Die Kirche ist tagsüber geöffnet. Ob sie wohl eine Insel der Ruhe in der umliegenden Hektik ist.
Langsam geht die Eingangstür zur Kirche auf. Dunkel, kalt und wenig einladend wirkt die Kirche an diesem Januar - Morgen. Ein erster Eindruck, der sich auch später nicht ändern soll. Eher schlicht sieht der Innenraum aus. Lediglich die farbigen Fenster bieten dem Auge eine Abwechslung.
Wie bei evangelischen Kirchen üblich fehlt dem Auge eine Abwechslung. Auch wenn immer wieder Besucher in die Kirche kommen und sich in einer der Bänke setzten: Es fehlen die heimeligen, kuscheligen Ecken, die zum Verweilen einladen. Er kommt, der geht auch schnell wieder.
Kirche in der Stadt. Für die Menschen da sein, mit ihren reden, ihre Probleme, Ängste, Nöte, Sorgen, aber auch freudigen Ereignisse kennenlernen. So lautet das Ideal. Wie oft hört man in der Zeitung, daß Menschen immer dann zu Kirche und zum Glauben finden, wenn sie geistliche und seelische Hilfe brauchen. Die Reinoldi - Gemeinde vertut hier eine gute Chance, in einem zunehmend säkularisierten Dortmund Präsenz zu zeigen.

Im Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte wurde eine Dependance der Alten Nationalgalerie Berlin eingerichtet. Die Ursprünge der Nationalgalerie gehen auf das Vermächtnis des Berliner Bankiers und Konsuls Heinrich Wagener an den Preußischen König 1861 zurück. 1876 konnte die nach Plänen von August Stüler erbaute Nationalgalerie bezogen werden. Daß zahlreiche Gemälde aus der Sammlung in Dortmund gezeigt werden können, ist dem föderalen Programm der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zu verdanken.
In der Goethezeit ist die Kunst von Romantik und Klassizismus geprägt. Sie umfaßt den Zeitraum von der Aufklärung bis zum Biedermeier. Historisch, sozial und politisch ist es eine Zeit im Umbruch: Vom ständischen System hin zu einer staatsbürgerlichen Klassengesellschaft mit bürokratischer Verwaltung, bürgerlichen Leistungs- und Ausbildungsanforderungen. In ihr entscheiden Erfolg, Besitz und die Stellung in der Produktion über den gesellschaftlichen Rang.
Auf der Suche nach einer Erneuerung der Kunst reiste im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts eine Gruppe junger Maler nach Rom. In ihren Werken verherrlichten sie die Religion. Es erschien diesen Künstlern folgerichtig, daß sich ihre neue Bilderwelt an die Vorbilder aus einer Zeit anlehnten sollte, als im christlichen Abendland nur die katholische Religion herrschte.
Sie idealisierten Raffael als größtes künstlerisches Genie. In Anlehnung an seine Werke betonten auch sie die Umrißlinien ihrer Figuren und verwendeten einen auf den reinen Grundfarben aufgebauten Farbkanon.
Spöttisch von Zeitgenossen als ?Nazarener bezeichnet, lebten sie in klosterartiger Männergemeinschaft und nannten sich selbst ?Lukasbrüder. Manche dieser Künstler konvertierten vom evangelischen zum katholischen Glauben. Von ihrem Künstlerkollegen Caspar David Friedrich als naiv verachtet, hatten sie dennoch großen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Erfolg. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland erhielten viele von ihnen hohe Ämter.
Vor allem die ?Befreiungskriege gegen Napoleon 1813 bis 1815 führen in Deutschland zu einem Erstarken der nationalen Idee. Architektur und Kunst antworteten darauf mit einer Rückbesinnung auf das ?deutsche Mittelalte, insbesondere auf die Zeit und den Stil der Gotik. Dies ist eine Epoche vermeintlich fortschrittlicher nationaler und sozialer Erneuerung. Für diese Verherrlichung wurden Darstellungen von Heldenleben aus deutscher Geschichte und Rittersagen genutzt. Gleichzeitig widmeten sich die Künstler mit verstärkter Aufmerksamkeit dem Tagesgeschehen. Sie wurden zu Chronisten der eigenen, neuen, als groß empfundenen Zeit. So dokumentiert Albrecht Adam mit seinen Schlachtgemälden den napoleonischen Rußlandfeldzug von 1814, den er selbst begleitet hatte. Die Historienmalerei galt seit dem 17. Jahrhundert als die höchste Gattung der Malerei. Sie dient den patriotischen und ideologischen Vorstellungen des Nationalstaates.
Auch aus Religion, Mythologie, Geschichte und Literatur wurden Themen für die Historienmalerei genommen. Die Wiedergabe der nationalen Dichtkunst und des Sagenschatzes zählte ebenso zu den Aufgaben des Historienbildes wie die Darstellung nationaler Geschichte. So fand das Nibelungenlied vielfältigen Niederschlag in der Bildenden Kunst.
In seiner langen Kronprinzenzeit kompensierten Friedrich Wilhelm von Preußen - der spätere Kaiser Friedrich III - und seine Frau Victoria die politische Machtlosigkeit durch die Förderung von Wissenschaft, Kunst und Kultur. Kunstakademie, Kunstvereine, private Kunstsammlungen, alljährliche große und internationale Ausstellungen, Kunstförderung durch den Kaiser Wilhelm I und Wilhelm II ließen im Berlin der Gründerzeit ein günstiges Klima für die zeitgenössische Kunst entstehen. Ein allgemeiner Ornament- und Schmuckbedarf an öffentlichen und privaten Denkmälern sowie Ausstattungen für die neu erbauten Villen, der durch Börsenspekulation reich gewordenen Parvenüs, boten ein reiches Arbeitsgebiet. Ein Höhepunkt war 1876 die Eröffnung der Nationalgalerie, eines wahren Tempels der deutschen Kunst. Künstler wie Anton von Werner als Akademiepräsident oder Reinhold Begas als Staats- und Hofkünstler bildeten und bestimmten den Geschmack. Ihre Kunst entsprach dem Anspruch der reich gewordenen Bürgerschaft, die sich hinsichtlich materieller Ausstattung und sozialem Anspruch nun am Adel orientierte.
Das Genrebild schildert alltägliche, bekannte Vorgänge, die sich im Laufe des menschlichen Daseins durchaus wiederholen. Die Themen bleiben im Allgemein - Menschlichen, ohne direkte politische oder historische Bedeutung. Auch Trauer und Tod fanden in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts als individuelles Erleben Eingang in die Bildende Kunst. Persönliche Züge wurden in der Darstellung ins Typische umgestaltet.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde die Welt für den Menschen bekannter und erfahrbarer denn je zuvor. Die Einigungskriege: der preußisch - dänische 1864, der preußisch - österreichische 1866 und der preußisch - französische 1870 / 1871 veränderten die Machtverhältnisse und führten letztendlich zur Bildung des Kaiserreichs unter Wilhelm I. Für eine Nation mit Anspruch auf Großmachtpolitik war es nach damaligen Vorstellungen unabdingbar, Kolonien zu erwerben. Das damit verbundene Interesse an fremden Völkern äußerte sich in Völkerschauen, auf Weltausstellungen und in den berühmt gewordenen Serien der Sammelbilder.
Die allgemeine Industrialisierung, Eisenbahn, Telegraphen und Zeitungen ließen die Welt erreichbarer werden. Die neuen Reisemöglichkeiten beschränkten die Reiselust und Neugier der Künstler nicht mehr auf die obligate Studientour durch Italien, wo viele der deutschen Künstler mehrere Jahre verbrachten, sondern öffneten ihnen auch den hohen Norden oder den Orient. Landschafts-, Historien- und Genremaler fanden dort ihre exotischen Vorbilder die stärkste Gruppe stellten weiterhin die Bilder aus Italien. Römische Ansichten zu den beliebtesten Sujets und wurden als Andenken gerne gekauft.
Der Franzose Gustave Courbet war anläßlich der ersten internationalen Kunstausstellung im Glaspalast 1869 nach München gekommen und dort begeistert empfangen worden. Seine Kunst war die Mischung von sozialer Beobachtung, Freiluftmalerei und einer brachialen Handhabung des Pinsels.
Die Kunst des ausgehenden 19. Jahrhunderts ist geprägt von einem Kampf gegen starre Akademieregularien und für freiere Auffassungen von Formen und Motiven. Die ursprünglich unangepaßten Bestrebungen des Jugendstils und des heimischen Symbolismus waren schnell von der offiziellen Kunst vereinnahmt worden. Die großen Kunstausstellungen zeigten nur noch Werke, die von der Jury etablierter Professoren genehmigt wurde.
Ausweg aus diesen verkrusteten Strukturen war die Gründung eigener Künstlervereinigungen, in denen neue Ideale vertreten und auch vermarktet werden konnten. Diese Abspaltungen vom bürgerlichen Kunstbetrieb, ?Sezessionen genannt, entstanden in Berlin, Weimar, Dresden, München und Karlsruhe. Ihr Ziel war die Erneuerung der Malerei weit weg von Heroismus, Sentiment und Künstlichkeit. Allein die Natur sollte das Vorbild sein. Sie empfanden ihre Zeit nicht mehr als groß und wollten weder eine Verklärung noch eine Poetisierung ihres Alltags. Diese Künstler waren in der realen Welt angekommen.
Auch formal sollte es keine Grenzen mehr geben. Angeschnittene Figuren, verunklärende Perspektiven wurden zu künstlerischen Mitteln, Form und Farbe zu eigenständigen Werten. Künstler wie Lovis Corinth zerlegten die Motive in einzelne Pinselstriche, die als solche sichtbar bleiben. Adolf Hoelzel fand bereits um 1905 zur Abstraktion. Die Moderne war eingeleitet.
Großartige Kunst ist es, die hier geboten wird. So läßt sich die Ausstellung, die in den Räumlichkeiten des Museums für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund gezeigt wird, zusammenfassen.
Sehr altmodisch wirkt das Museumsgebäude, wenn man am Eingang steht. Es stammt aus dem Jahre 1883, wie ich in einem Flyer des Museums nachlesen kann. Welche Stilepoche war damals in der Architektur vorherrschend? Keine Ahnung. Das steht da wieder nicht. Rein ins Gebäude, Eintrittskarte gekauft, den Gang rechts entlang, vorbei an Cafe und Museumsshop - und ich muß nur noch eine Glastüre öffnen, um im Museum zu stehen.
?Wow! Geil, würde mein Sohn ausrufen, wenn er diese Pracht sehen würde. Natürlich geht das nicht. In einem Museum benimmt man sich. Der Besucher genießt still und leise. Es sind schöne Bilder fern ab jeglichen modernen Kunstgeschmacks. ?Warum wird heute eigentlich nicht mehr so gemalt, möchte man da spontan fragen. Wer möchte schon Videoinstallationen oder Kunst a la Beuys sehen, wenn er solche Bilder zu sehen bekommt. Jeder Christenmensch ist auch ein Priester, wie Luther behauptet. Entgegen moderner Kunstauffassung ist aber nicht jeder Kunstschaffender auch ein Künstler. Eine grundsätzliche Frage sollte sich die moderne Kunst und insbesondere die Malerei schon stellen: Warum wird nicht mehr Wert auf eine Kunst gelegt, die auch dem Auge gefällt? In Museen wie diesem zeigt sich die Malerei von ihrer besten Seite. Es sollte mehr davon geben.

Die Zeche Zollern ist ein stillgelegtes Steinkohlenbergwerk im Nordwesten Dortmunds. Es besteht aus zwei Schachtanlagen, die ?unter Tage zusammenhingen: Die Schachtanlage I / III (also die Schächte I und III) in Dortmund - Kirchlinde und die Schachtanlage II / IV in Dortmund - Bövinghausen. Die Zeche ist heute einer von acht Museumsstandorten des dezentral angelegten Westfälischen Industriemuseums; hier ist auch der Sitz des Museums. Die Zechenanlage ist Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur.
Hinter dem Zechentor erstreckt sich ein großer baumbestandener Platz, der den Betrachter eher an den Ehrenhof eines Schlosses denken läßt als an eine Industrieanlage. Die Gebäude rundum entwarf der Architekt Paul Knobbe (1867 - 1956), der in jener Zeit einen großen Teil aller Neubauten der Gelsenkirchener Bergwerks - AG entwarf. Stilistisch ist diese Architektur an dem Idealbild der norddeutschen Backsteingotik orientiert: Die roten Mauern werden durch Formsteine, Zierverbände und helle Putzfelder aufgelockert. Nicht weniger aufwendig ist auch das Innere der Lohnhalle gestaltet, das nach einer langen Zeit der Zweckentfremdung erst vor wenigen Jahren - wie alle Gebäude - restauriert wurde.
Tatsächlich war die Schachtanlage insgesamt ohne größere Veränderungen - wie sie eigentlich bei Zechen normal sind - geblieben. Nur einzelne, verschlissene oder nicht mehr gebrauchte Teile der Anlage waren abgebrochen, verschrottet oder ersetzt worden. Ende der 1960er Jahre, als nach der Stilllegung ein vollständiger Abriß der Anlage zu befürchten war, erregte dann endlich das spektakulärste Gebäude der ganzen Anlage die Aufmerksamkeit der frühen Industriedenkmalpflege. Die zentrale Maschinenhalle der Zeche war nämlich nicht mehr in massiver Bauweise (wie zunächst von Knobbe geplant) ausgeführt worden, sondern in der Hoffnung auf schnellere Fertigstellung als eine mit Backstein ausgefachte Eisenfachwerk - Konstruktion. Vorbild war die Ausstellungshalle der Gutehoffnungshütte auf der Rheinisch - Westfälischen Industrie- und Gewerbeausstellung Düsseldorf 1902, in der auch die elektrische Fördermaschine für den Schacht II (vor ihrer endgültigen Montage in Bövinghausen) ausgestellt wurde.
Wie bei der Düsseldorfer Halle sorgte der Berliner Architekt Bruno Möhring (1863 - 1929) für die Ausschmückung der Maschinenhalle mit Details in Jugendstilformen. Als deren Höhepunkt kann der Haupteingang mit farbiger Verglasung und einem geschwungenen Vordach (ähnlich den Pariser Metrostationen von Hector Guimard) gelten. Das Vordach ist wohl schon in den 1930er Jahren nach einem Schaden abgebrochen worden.
Die kaum modernisierte ?Musterzeche der Jahrhundertwende ist bis heute eingebettet in eine weitgehend unverändertes bergbautypisches Umfeld. Vor den Toren der Zeche liegt eine Gartenstadtsiedlung, am Rande - inmitten eines Naturschutzgebietes - die inzwischen begrünte Halde. Heute ist Zollern ein Museum der Sozial- und Kulturgeschichte des Ruhrbergbaus und als Gesamtensemble eines der Zeugnisse der Vergangenheit der Region.
Aus einem ehemaligen Bauerngut entstand zwischen 1898 und 1904 das Prestigeobjekt einer Bergbaugesellschaft, die mit dem Bau dieser Schachtanlage zum Marktführer aufstieg. Prestigedenken und Selbstbewußtsein der Gelsenkirchener Bergwerks AG bestimmten die architektonisch aufwendige und repräsentative Bauweise sowie die technische Ausstattung auf modernstem Niveau. Man zeigte, wer man war. Der vordere Teil der Tagesanlagen im Stil des Historismus der Jahrhundertwende gleicht einer barocken, dreiflügeligen Schloßanlage. Der hintere zeigt mit dem Repräsentationsobjekt Maschinenhalle einen modernen Industriebau in Stahlskelettbauweise mit großen Glasfenstern und Jugendstilelementen. Mit Aufnahme der Förderung 1902 avancierte Zollern für einige Jahre zur vielbesuchten ?Musterzeche unter den deutschen Steinkohlenwerken.
Nach dem Ende des 1. Weltkrieges begann der Niedergang. Ein Rationalisierungsprogramm der neuen Eigentümerin, der Vereinigten Stahlwerke, sah 1926 den Verschleiß der inzwischen wenig rentablen Anlagen vor. Kriegsvorbereitungen, Zweiter Weltkrieg und Nachkriegsära setzten andere Prioritäten. Seit 1955 verblieb dem Verbundbergwerk zunächst noch die Seilfahrt. 1966 wurde die Zeche Zollern II / IV endgültig stillgelegt.
1969 bewahrte der Landeskonservator Westfalen - Lippe die Zeche Zollern vor dem schon beschlossenen Abriß. Die Maschinenhalle wurde als erstes Industriebauwerk in Deutschland unter Denkmalschutz gestellt. Engagierter Bürgerwille trug maßgeblich zur Rettung bei.
Die Ausstellung präsentiert das Prestigeobjekt der bedeutendsten Bergbaugesellschaft der Jahrhundertwende in ihrem gewachsenen Kontext am authentischen Ort. Die Tagesanlagen mit ihren erhaltenen sollen Quelle und größtes Ausstellungsobjekt sein. ?Mit ihrer Hilfe erklären wir am individuellen Beispiel die Geschichte einer ruhrgebietsprägenden Branche und die Lebenswelt der mit ihr verbundenen Menschen, berichtet das Museum.
Die Ausstellung orientiert sich am selbstformulierten Anspruch ihrer Gründer - dem der Musterzeche. ?Sie untersucht die zeit- und branchentypischen Muster, die sich in der Anlage und den Funktionsbereichen niedergeschlagen haben. Dazu gehören das systematische Ausbildungswesen im Bergbau, Verbesserungen der betrieblichen Hygiene und Gesundheitsfürsorge, vielfältige Maßnahmen und Versuchseinrichtungen zur Reduzierung von Arbeitsunfällen und Grubenunglücken und schließlich die Mechanisierung des Ruhrbergbaus, lautet der Anspruch des Museums
Soweit zum Anspruch. Doch die alltägliche Realität sieht ein wenig anders aus. Nicht die große Welt der Arbeit ist hier zu sehen. Der Besucher, der hier alleine durch das Museum läuft, wird auch so ziemlich alleine gelassen. Nicht, daß das Museum schlecht wäre. Doch die Museumspädagogik läßt das Museum nur bedingt lebendig werden. Beim Verlassen bleibt der Eindruck des Unvollständigen. Vielleicht hätte man ja an einer Führung teilnehmen sollen, um die Zusammenhänge zu verstehen? Vielleicht wäre ja die eine oder andere Videoinstallation und Hörstation mehr sinnvoll gewesen.
Ist das Museum guter Durchschnitt? Ja. Ist es ausbaufähig? Auf jeden Fall. Lohnt sich ein Besuch? Ja, durchaus. Insbesondere Kinder und Jugendliche scheinen das Angebot zu schätzen. Schulklassen nehmen daher gerne die Museumspädagogik in Anspruch. Was in der Schule funktioniert, dürfte auch im (freiwilligen) privaten Umfeld klappen. Wer als Erwachsener kommt, wird viele Exponate sicher noch aus eigenem Erleben (Arbeit, Familie) oder bereits aus anderen Museumsbesuchen kennen.

Die evangelische St. Marien - Kirche zu Dortmund ist die älteste der vier mittelalterlichen Stadtkirchen. Der Baubeginn der spätromanischen, dreischiffigen Pfeilerbasilika (das Hauptschiff ist höher als die Seitenschiffe) liegt um das Jahr 1170. im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche schwer beschädigt. Für die Baumeister der Romanik galt das Quadrat als das Maß aller Dinge. Das Hauptschiff ist in drei quadratische, schlicht gewölbte Raumabschnitte (Joche) gegliedert. Quadratische Pfeiler nahmen das Gewicht der Gewölbe und Wände auf. Auch der Südturm der früheren Doppelturmfassade zeigt einen quadratischen Grundriß.
Den für die Romanik typischen Rundbogen gibt es an den noch vorhandenen kleinen Fenstern und an den Arkadebögen. Früher schlossen im Osten drei Apsiden (halbkreisförmige, niedrige Chorräume) die Kirchenschiffe ab. Tageslicht fiel nur spärlich ins innere des Gebäudes.
Dem Zeitgeschmack entsprechend wurde das Gotteshaus um 1350 gotisiert. Man entfernte die romanischen Apsiden und erweiterte das Mittelschiff um den großen Chor. Der Chor umfaßt nun die zwei rechteckigen Joche und einen vieleckigen (polygonalen) Abschluß. Das mächtige, großflächige Mauerwerk wurde reduziert. Die Bauherren setzten hohe Spitzbogenfenster in dünne Wände. Das Maßwerk war dabei für die Gotik typisch. Im Kreuzrippengewölbe erkennen Fachleute Symbole der Trinität auf den Schluß - Steinen.
Wegen der Gefahr des Absinkens mußten die Seitenschiffe gestützt werden. Daher wurden gotische Fenster eingebaut. Erst im 19. Jahrhundert wurden große Fenster in die Westfassade eingebrochen. 1805 mußte der baufällige Nordturm abgetragen werden. Heute können verschiedene sehenswerte Ausstattungsstücke besichtigt werden.
Das romanische Taufbecken stammt aus dem Jahre 1200. Er ist mit einem kunstvollen Banddekor aus Akanthusblättern (Akanthus = Sinnbild der Unsterblichkeit) sowie den Christussymbolen Rose und Traube ausgestattet. Die Rose steht wegen ihrer roten Farbe als Farbe der Liebe. Die Traube weckt die Assoziation Traube = Wein = Blut Christie.
Die gotische, gekrönte Sitzmadonna stammt aus dem Jahre 1420 und wurde aus Sandstein hergestellt. Über dem gegürteten Kleid trägt Maria einen Mangel mit reichem Faltenwurf. Rote, weiße und goldene Farbspuren belegen, daß die Skulptur früher bemalt war.
Die romanische Madonna stammt aus dem Jahre 1230. Sie wurde aus Holz gefertigt. Der Volksmund heißt im Volksmund die ?Goldene Muttergottes von Dortmund. Königlich gekleidet sitzt Maria majestätisch auf dem Thron. Sie schaut ihr Kind nicht an. Die Romanik legte Wert auf die Distanz zu Christus. Schließlich ist er niemandem verfügbar - also auch nicht seiner Mutter.
Der Marienaltar ist ein gotisches Retabel. Er wurde um 1420 von dem Dortmunder Conrad von Soest für diese Kirche gemalt. Er tat dies wahrscheinlich im Auftrag des Rates. Von dem einst 6 Meter breiten Flügelaltar sind nur noch Fragmente zu sehen. 1720 verkleinerte man die Tafeln zwecks Einbau in einen Barockrahmen. Sie zeigen auf der Vorder- und Rückseite neutestamentarische Szenen (Verkündigung, Geburt, Anbetung) sowie legendäre Darstellungen der Namenspatronin (Entschlafung und Krönung Mariae).
Es gibt drei symbolträchtige Farben in der Kirchenkunst. Gold beschreibt das Jenseits und das Universum und Licht. Blau beschreibt den Himmel, die Wahrheit und die Treue. Rot umfaßt Blut, Feuer und Liebe. Von Soest benutzte diese Farben für den Marienaltar. ?Bedeutend wirken die wundervollen Engelsgloriolen, die sparsame Architektur, das innige Mutter - Kind - Verhältnis sowie die zeitgenössische höfische Mode, berichtet die Gemeinde. Der Blockaltartisch stammt aus dem Jahre 1450. Er wurde aus Sandstein hergestellt.
Der Erzengel Michael stammt aus dem Jahre 1320. Sie Skulptur wurde aus Holz gefertigt. Michael besiegt den Drachen. Diese Skulptur weist auf den Sieg des Guten über das Böse hin. St. Michael stand im Mittelalter als Wächter am Westportal.
Das Sakramentenhaus entstand um 1450 aus Sandstein. Es wurde in Form einer hochgotischen, französischen Kathedralfassade. Die unteren Öffnungen dienten zum Aufbewahren liturgischer Geräte wie dem Kelch und der Monstranz. In der oberen Öffnung befanden sich sicherlich Reliquien. Rechts davon ist das ältere Sakramentshäuschen in die Wand eingelassen.
Der Adlerpult ist aus Messing gefertigt. Er entstand um 1550. Er diente früher nur zur Schriftlesung. Er wird heute als Predigtstätte genutzt. Die Arbeit bezeugt die streng naturalistische Auffassung der Gotik. Das oft mit dem Adler geschmückte Evangelienpult gilt entweder als Symbol des Evangelisten Johannes oder versinnbildlicht die Himmelfahrt Christi. Auf einem kleinen Schild am Hals des Adlers ist die Kreuzigung zu erkennen.
So, so, die älteste der vier mittelalterlichen Stadtkirchen ist die Marienkirche. Schaut man sich als Besucher die Kirche an, ist dies eine Tatsache, die nicht sofort ins Auge fällt. Von den sonntäglichen Gottesdiensten einmal abgesehen, kann die Kirche täglich von dienstags bis samstags zu festen Öffnungszeiten besucht werden. Genau gegenüber der Reinoldikirche gelegen, macht die Kirche auf denen ersten Blick einen wenig einladenden Eindruck. Groß und mächtig erscheint der Bau; von einladender Pracht ist hier nichts zu sehen. Und wo ist der Eingang? Wer sich in der Fußgängerzone befindet, hat zunächst einmal schlechte Karten; hier sind alle Haustüren verschlossen. Als Besucher darf man erst einmal um das Kirchengebäude herumlaufen, um eine offene Tür zu finden.
?Meine Güte, ist das düster hier, möchte man ausrufen, wenn man die Kirche betritt. Wo sind die Lampen, Kerzen, der helle Anstrich und die vielen anderen Kniffe, mit denen eine angenehme, freundliche und einladende Atmosphäre geschaffen werden kann?
?Kirche in der Stadt lautete ein Spruch, der vor geraumer Zeit als Schlagwort durch die evangelischen Gemeinden geisterte. Die Gemeinden vor Ort stellten fest, wie wenig präsent sie im Leben der Stadt waren (und auch immer noch sind). Man wollte sich wieder für die Menschen öffnen. Ob aber zwei Ständer mit sehr schönen Grußkarten und gemeindlichen Mitteilungsblättern dafür ausreichen, ist mehr als fraglich.
In dieser Kirche fallen die Fenster aus. Sie sind schön bunt. Und hell. Und sonst? Ansonsten sieht die Kirche eher gewöhnlich aus. Die Marienkirche leidet an der Krankheit vieler evangelischer Kirchen. Evangelische Kirchen sind nur selten Orte, an denen man sich gerne aufhalten möchte. Dezente Kirchenmusik, ein Kirchencafe, eine kleine Lesestube - es gibt schon Ideen, wie man Besucher in die Kirche bringen kann.
Ich schließe die Türe auf. Ich postiere ehrenamtliches Aufsichtspersonal in der Kirche. Und harre der Dinge, die da kommen. Dieses Konzept funktioniert nicht. Da werden die Verantwortlichen neue Ideen finden müssen.

"Steinwache", Steinstraße 50 (Hinterausgang Hauptbahnhof)
"Das 1928 erbaute Polizeigefängnis wurde nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten eine der berüchtigsten Folterstätten im Deutschen Reich. Unter dem Regime der Gestapo erhielt die Steinwache den Beinamen `Hölle Westdeutschlands'.
Von 1933 bis 1945 waren in den etwa 50 Haftzellen etwa 30.000 Männer und Frauen aus `politischen Gründen' inhaftiert. Zahlreiche Funktionäre politischer Parteien und der Gewerkschaften, Vertreter der christlichen Kirchen, jüdische Bürger, Sinti und Roma und ausländische Zwangsarbeiter wurden dort verhört, misshandelt und festgehalten; einige nur für wenigen Wochen, andere für Monate und Jahre.
Viele der Verhafteten wurden später in Konzentrationslager deportiert. Sie kamen nicht nur aus Dortmund, sondern aus dem gesamten Regierungsbezirk Arnsberg.
Das Gebäude mit dem Gefängnistrakt blieb von Bombentreffern der alliierten Luftangriffe verschont. Bis auf den heutigen Tag ist die Steinwache in ihrer baulichen Struktur unverändert geblieben," berichtet die NS - Gedenkstätte in Dortmund in einem Faltblatt.
In insgesamt 5 Etagen, die noch das Flair einer alten Polizeistation behalten haben, werden hauptsächlich historische Fotos und Lesetafeln gezeigt. Der Kampf um die Macht am Ende der Weimarer Republik, Machtergreifung der Nazis und Festigung der Strukturen, Verfolgung Andersdenkender und Ausrottung "lebensunwerten Lebens", aber auch politischer und gesellschaftlicher Widerstand werden hier gezeigt. Die Ausführungen sind zwar einerseits auf Dortmund beschränkt, aber auch so allgemein, dass sich jeder Besucher darin wiederfinden kann.
Alles in allem ist die Ausstellung sehr langweilig. Hörstationen gibt es genauso wenig wie Videoinstallationen. Eine moderne Museumspädagogik scheint also unbekannt zu sein. Sollte Duisburg jemals eine Gedenkstätte bekommen, sollten die Ausstellungsmacher darauf achten, daß sie mehr bieten als den Mief eines Heimatmuseums.
 

Ausstellung "Hafen und Schifffahrt"

Die Ausstellung "Hafen und Schifffahrt" ist im (Baudenkmal) Altes Hafenamt, Sunderweg 130 in Dortmund untergebracht (gut beschützt wird sie übrigens von der Wasserschutzpolizei Nordrhein - Westfalen - Wachdienst Dortmund, die im selben Gebäude untergebracht ist). Der Eintritt ist frei. Die Besichtigungszeiten sind auf Samstag 14 - 17 Uhr und Sonntag 10 - 13 Uhr begrenzt.
Viel zu sehen gibt es hier nicht. Eine Übersicht über den Hafen als Modell, ein paar Schautafeln, diverse Schiffsmodelle in Vitrinen - zu mehr reicht es nicht. Man muss schon eine große Liebe zu Schíffen und Häfen verspüren, um sich dieses Museum anzuschauen.
Die Ausstellung ist im kompletten ersten Obergeschoß untergebracht. Ein einzelner Raum im Erdgeschoß beschäftigt sich mit der Titanic. Den Kaisersaal im 2. Obergeschoß schaue ich mir gar nicht erst an. Da er nur für Hochzeiten genutzt wird, gibt es hier dementsprechend nichts Hafen- und Schifffahrtsbezogenes zu sehen.

Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir. Behaupten zumindest die Pädagogen. Das Westfälische Schulmuseum in Dortmund führt uns vor Augen, wie Schulunterricht in früheren Tagen ausgesehen hat. Seine Daten: Westfälisches Schulmuseum, An der Wasserburg 1, 44379 Dortmund, Eintrittspreis: 1,50 ? für Erwachsene, Ermäßigung für Kinder und andere Personengruppen; Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10.00 - 17.00 Uhr, Telefon: 0231 - 613095.
"Seit 1910 besteht das Westfälische Schulmuseum in Dortmund. Im Laufe seiner über 90jährigen Geschichte hat es sich zu einem der größten seiner Art in Deutschland entwickelt. Neben rund 7.000 Schulwandbildern und 20.000 Schulbüchern besitzt das Museum heute umfangreiche Sammlungen von originalen Lehr- und Lernmitteln, technischen Geräten für den Schulunterricht sowie Schulmöbel und Schulbänke vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Dem Besucher eröffnet das Westfälische Schulmuseum in der Dauerausstellung zu 500 Jahren Schulgeschichte Dortmunds und Westfalens ein Panorama über das Schulwesen der Region von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart.
Hausaufgaben, Leid und Qual vieler Schüler aller Generationen, haben eine lange Tradition. Die Hausaufgaben beinhalteten Schreib- und Lernübungen, wobei das Schreiben in der Regel bis zum Beginn der Neuzeit auf Wachstafeln geübt wurde. Schreibhefte fanden erst später und dann fast ausschließlich auf den höheren Schulen Anwendung. In den niederen Schulen oder Volksschulen wurde auf Schiefertafeln geschrieben, weil Schreibhefte und die passenden Schreibutensilien für die ärmere Bevölkerung zu teuer waren. Dementsprechend wurde die Schulhefte als teueres Gut sehr pfleglich behandelt und ihre Titelseiten künstlerisch - kalligraphisch gestaltet.
Die preußischen Reformen zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren darauf ausgerichtet, das Schulwesen zu zentralisieren und der Kontrolle des Staates zu unterstellen. Für den Bereich des Elementar- bzw. Volksschulwesens bedeutete das die Zurückdrängung kirchlicher Bestimmungsrechte zugunsten einer einheitlichen staatlichen Reglementierung. Ein Umwandlungsprozess von den Kirchspielschulen in staatlich allgemeinbildende Schulen begann.
Im November 1918 endete das deutsche Kaiserreich mit der Kriegsniederlage und der Revolution. In der anschließend gegründeten Weimarer Republik gelangte die Arbeitsschulklasse der Reformpädagogen in die Verfassung, und die innere `Demokratisierung' der Schulen begann. Die vierjährige Grundschule wurde für alle Kinder verpflichtend. Die reformpädagogische Bewegung kritisierte den autoritären Unterricht und plädierte stattdessen für eine an den kindlichen Bedürfnissen ausgerichtete Pädagogik. Schulfahrten und Wandertage sollten zur körperlichen Ertüchtigung und zur praktischen Unterrichtsgestaltung beitragen.
Wenn sich auch die Schulpolitik der Nationalsozialisten anfänglich als konzeptionslos und widersprüchlich darstellte, so war das Ziel der schulischen Erziehung doch deutlich definiert: `Normierung des Nachwuchses' und `Eingliederung in die Volksgemeinschaft' - also totale Ausrichtung auf die nationalsozialistische Ideologie und die absulute Identifikation mit derselben. Demzufolge fand eine deutliche Verlagerung der inhaltlichen Schwerpunkte statt.
Der Werkunterricht spielt in den 1950er Jahren eine immer bedeutendere Rolle bei der Unterrichtsplanung und schaffte es, als zwar junges aber doch sehr wichtiges Glied in den Kanon der Unterrichtsfächer aufgenommen zu werden. Quasi als Gegenmittel zur `uferlosen Reizüberflutung und sinnentleerten Technisierung' des täglichen Alltages soll er die Schüler durch eine material- und werkgerechte Arbeit zu genauem Beobachten und werkgerechten Denken anleiten. Die gemeinsame Benutzung von Arbeitsräumen und Werkzeugen zur Einordnung und Kameradschaft, zur Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft', heißt es in den Leitsätzen für die Erziehung und Bildung des Kultusministeriums des Landes Nordrhein - Westfalen von 1955
Die rasante technische Entwicklung der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts, insbesondere auf dem audio-visuellen Gebiet, hielt auch Einzug in die Schulen. Neue Medien, vom Filmprojektor bis hin zum Plattenspieler, Tondbandgerät und Overheadprojektor wurden für unterrichtliche Zwecke eingesetzt. Jede neuerbaute Schule besaß ein Sprachlabor. In jeder alten Schule, zumindest aber in den weiterführenden Schulen, wurde ein Klassenraum in ein Sprachlabor umgewandelt. Seitdem immer deutlicher wird, welchen Stellenwert die elektronische Datenverarbeitung für die Arbeitswelt, aber auch für das alltägliche Leben erlangt hat, mussten die Schulen zwangsläufig darauf reagieren. Spätestens mit der Entwicklung des Personalcomputers ist ein kostengünstiger Rechner zur Hand, der mit verhältnismäßig geringem finanziellem Aufwand in der Schule eingesetzt werden kann," beschreibt sich das Museum in einem Faltblatt selbst. Von vielen Schautafeln über Schulbücher und Mobiliar bis hin zu Filmprojektoren, Tondbandgeräten und anderen technischen Einrichtungen des Sprachlabors reichen die Ausstellungsstücke. Sie führen den Besucher in die Welt der eigenen Kindheit zurück. "Weißt du noch, damals, als.." möchte man da an vielen Stellen fragen.
Unter museumspädagogischen Gesichtspunkten mag die Ausstellung banal und langweilig erscheinen. Sie gefällt aber durch ihren persönlichen, ganz individuellen Bezug.
Ach, ehe ich es vergesse: samstags ist der Eintritt frei. Die Straßenbahnlinie 404 hält ganz in der Nähe. Wer Lust auf einen Ausflug verspürt, kann also gerne in die Städte seiner Kindheit und Jugend pilgern.

 
Westfalenpark
Er ist eine der grünen Lungen Dortmunds: der Westfalenpark.
"Seine Ursprünge liegen mehr als 100 Jahre zurück. Vom Kaiser-Wilhelm-Hain über die Bundesgartenschauen 1959, 1969 und 1991 bis heute hat der Westfalenpark seine Bedeutung als Freizeitpark für Stadt und Region bewahrt. Vom 209 m hohen Florianturm mit seinem Drehrestaurant bietet sich ein atemberaubender Anblick auf den Park und Stadt in allen Himmelsrichtungen. Blickfang und Augenweide sind die gärtnerischen Anlagen. Vor allem das Deutsche Rosarium mit mehr als 3.00 Rosensorten ist eine der Attraktionen des Parks. Der "Spielbogen"  mit Kinderspielplätzen und tollen Spielgeräten macht einfach nur Spaß. Viele Informationen gibt es im Naturschutzhaus und im Kochbuchmuseum. Für Abwechslung sorgen Tret- oder Ruderboote auf dem Buschmühlenteich oder eine Fahrt durch den Park: auf Schienen mit der Kleinbahn durch den Park oder schwebend in der Sesselbahn. Für Naturfreunde werden geleitete Führungen angeboten: Parkführungen, Baum- und Kräuterführungen, Rosen- und Duftführungen und eine gemütliche Kleinbahnführung," stellt er sich in einem Faltblatt selbst vor.
2 Euro Eintritt bezahlt der Einzelbesucher; 1,70 Euro kommen für die Fahrt auf den Fernsehturm hinzu. Dem Besucher bietet sich hier ein Mix aus Park, Skulpturenanlage und Botanischem Garten. Bei warmen und sonnigen Wetter ist der Westfalenpark auf jeden Fall einen Ausflug wert, und das nicht nur für Blumenfreunde. Es gibt genügen Spielmöglichkeiten für Kinder und diverse Sitzgelegenheiten für die Erwachsenen - da der Westfalenpark einigermaßen gepflegt wird, kan man hier in angenehmer Atmosphäre seine Zeit verbringen. Gastronomie ist ebenfalls vorhanden.
Die Anreise kann auch per Bus und Bahn erfolgen. Vom Dortmunder Hauptbahnhof aus wird der Westfalenpark von der U 41, U 47 (Haltestelle: "Märkische Straße"), U 45 und U 49 (Haltestelle: "Westfalenpark") angesteuert.

Der Stadtgarten Dortmund ist eine innerstädtische Park- und Grünfläche in Dortmund. Der Park liegt südwestlich des Dortmunder Rathauses und der gleichnamigen Stadtbahnstation und ist die einzige Grünfläche innerhalb der ehemaligen Wallanlage der Stadt. Der Stadtgarten wurde 1982 zum 1100jährigen Stadtjubiläum angelegt.
Das Zentrum des Parks bildet der Gauklerbrunnen. Der etwa 30 Meter lange und bis zu 12 Meter breite Brunnen überwindet eine Höhendifferenz von 4 Metern. Das Wasser fließt in Kaskaden vom Quellbecken in das untere Brunnenbecken. Hier stehen die namensgebenden, bronzenen Gauklerfiguren, die das Brunnenwasser auf unterschiedliche Art versprühen. Der Brunnen wird im Sommer von Kindern als Plansch- und Badebecken genutzt. Südwestlich des Gauklerbrunnens steht den meist jugendlichen Nutzern eine Skateranlage zur Verfügung,“ berichtet die Internetenzyklopädie Wikipedia eine Dortmunder Sehenswürdigkeit vor.

Doch welche Enttäuschung, wenn man den kleinen Park erreicht. Faktisch liegt er direkt über der U – Bahn – Haltestelle. Und ist perfekt in das Stadtbild integriert, so dass er dem zufälligen Besucher zunächst nicht auffällt. Ein gezielter Besuch, der sich nur auf den Stadtgarten konzentriert, lohnt sich daher nicht. Ein Abstecher macht nur dann Sinn, wenn man auch andere Ziele in Dortmund anstrebt.

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