Städtetour West   Krefeld - Verein Niederrhein  - Mennoniten

Krefeld  - Zoo
Problemlos verläuft die Reise nach Krefeld an diesem regnerischen und diesigen Samstagmorgen Ende September 2007. Ich komme so gegen 10 Uhr morgens an.
Und staune erst einmal über den Hauptbahnhof. Obwohl von hier aus das Ruhrgebiet (incl. Düsseldorf) und der Niederrhein (Kleve, Aachen, Mönchengladbach) angesteuert werden, wirkt er schon seit Jahren unfertig! Rolltreppen zu den Gleisen fehlen. Die Decken über den Gleisen wirken so, als seien sie mit Pappe verkleidet. Der Eingangsbereich ist ganz nett gestaltet. Neben den kleinen Läden gibt es hier ein Reisezentrum. Die Bus- und  Bahnhaltestellen liegen direkt vor der Haustüre. Zum Glück fehlen hier größere Ansammlungen sozial schwache Mitmenschen. Dafür ist der Bahnhof zu kalt, luftig und zugig gestaltet. Windgeschützte Aufenthaltsmöglichkeiten fehlen völlig.
Meine erste Station: das Hansa-Centrum; es ist quasi das Tor zur Innenstadt. Vom Lebensmitteldiscounter und einer Bäckerei bis zum Schmuck- und Bekleidungsgeschäft gibt es hier diverse Einkaufsangebote. Die Caritas mit ihrem Angebot (wie beispielsweise einem fairkaufs - Laden) und das Servicecenter der örtlichen Krefelder Verkehrsbetriebe liegen im Gebäude gleich nebenan.
Bedingt durch das feuchte Wetter ist der Schwanenmarkt der absolute Gewinner an diesem Tag. Der Schwanen - Markt ist ein riesiges Einkaufscenter. Die Stadtinformation ist hier genauso vertreten wie ein Teeladen oder Buchläden. Die langgezogene Fußgängerzone ist Durchschnitt, zumindest für meinen persönlichen Geschmack. Und das liegt nicht nur am Wetter. Hinsichtlich des Einzelhandels gibt es die üblichen Verdächtigen, dm genauso wie T - Com oder Galeria Kaufhof (das frühere Horten). Exklusiv und teuer ist hier nichts, überraschend auch nichts.
Als ich im Schwanen - Markt sitze, überlege ich, ob ich mir nahegelegene Rathaus besuchen soll. "Nein," entscheide ich mich dagegen. Architektonisch ist es eines jener reizlosen, nichtssagenden Gebäudekomplexe, die einen Besuch nicht wert sind.
Ein Besuch im historischen Zentrum Linn lohnt sich auf jeden Fall. Die historischen Bürgerhäuser rund um Burg Linn und dem Deutschen Textilmuseum versprühen einen historischen Charme, der für Krefeld ungewöhnlich ist. Die Ruhe ist hier sehr angenehm. Auch die katholische Kirche St. Margareta ist einen Besuch wert. Es ist zwar nur der Vorraum geöffnet; ein Blick durch die gläserne Eingangstür (zum Gottesdienstraum) zeigt aber ein vergoldete Kanzel mit Deckel, diverswe Heiligenstandbilder und einen prächtigen, vergoldeten Altar. Sie heben sich von der Schlichtheit der übrigen Kirche ab.
Mein persönliches Fazit: Ein Besuch in Krefeld lohnt sich - unabhängig vom Wetter - nur bedingt. Die Geschichte als Arbeiterstadt ist an vielen Stellen noch überdeutlich zu sehen, insbesondere im Innenstadtbereich. Zu schäbig ist die Bausubstanz, als dass sie wirklich schön wäre. Man muss schon gezielt eines der Ausflugsziele anvisieren, um die schönen Seiten der Stadt zu entdecken.

Kaiser Wilhelm Museum Krefeld

Das Kaiser Wilhelm Museum ist ein Kunstmuseum in Krefeld. Der Schwerpunkt liegt heute auf der Kunst aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bereits im Jahre 1872 regte der Krefelder Architekt Hugo Koch an, anstatt eines Standbildes für Kaiser Wilhelm I ein Museum zu errichten. Die Zeit war aber noch nicht reif für derartige Ideen und so entstand noch zu Lebzeiten des Kaisers ein Standbild, das am 27. Juni 1880 im Stadtgarten an der St. Anton Straße enthüllt und im Zweiten Weltkrieg von Bomben zerstört wurde.
Schulrat Dr. Hermann Keussen griff nach dem Tod des Kaisers 1888 die Anregung Kochs wieder auf, ein Kaiser Wilhelm Museum zur Pflege von Werken des Friedens, der Kunst, Bildung und Gesittung zu errichten. Der Vorschlag stieß in Krefeld auf offene Ohren. Innerhalb weniger Monate errichteten die Sammlungen des Ausschusses für die Errichtung eines Kaiser Wilhelm Museums einen Barbetrag von 365.000 Mark. Bis 1897 wurden seitens der Bürgerschaft 400.000 Mark für den Neubau des Museums aufgebracht.
Ein Streit um den Standort des Museums wurde 1890 zugunsten des Karlplatzes am Westwall entschieden. Von 1894 bis 1897 wurde das Museum nach Plänen von Hugo Koch gebaut. Die Bauleitung oblag dem Leipziger Stadtbaurat Burkart.
Das Treppenhaus des Museums wurde als Gedenkhalle für Kaiser Wilhelm I eingerichtet. Auf einem Absatz der großen Freitreppe stand in einer Nische das überlebensgroße Standbild aus Carrara Marmor, das der Berliner Bildhauer Gustav Eberlein geschaffen hatte. Am 5. September 1899 fanden die Einweihung des Museums und die Enthüllung des Standbildes in Anwesenheit des Oberpräsidenten der Rheinprovinz, Nasse, statt. Architekt Hugo Koch wurde der erste Leiter des Museums. Schnell erwies sich das als Ruhmeshalle um das Kaiserstandbild herum gestaltete Museum als zu klein. 1910 1912 wurden der Nord- und Südflügel erweitert. Lag der Schwerpunkt zunächst auf neuzeitlichem Kunstgewerbe und Kleinkunst, wurde dieser seit 1922 vom neuen Museumsdirektor mehr und mehr auf die bildende Kunst verlagert.
1942 wurde das Museum kriegsbedingt geschlossen, überstand den Krieg aber unbeschadet. Gegenwartskunst bekam einen immer größeren Stellenwert. 1960 schloß das Museum; von 1966 bis 1968 wurde der Treppenhausbereich entkernt und modernisiert. Seit 1969 ist das Museum wieder zugänglich.
Das 1966 abgebaute und in der ehemaligen Husarenkaserne magazinisierte Kaiserdenkmal wurde am 24. Mai 1979 an der Nordseite des Museums im Freien wieder aufgestellt, wo die Statue, die auf Untersicht gearbeitet und deren Rückseite als Nischenfigur nicht ausgearbeitet ist, seither völlig deplaziert steht. Umwelteinflüsse wie Saurer Regen und Farbschmierereien lassen das Standbild verkommen.
Heute liegt der Schwerpunkt der Sammlung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mit vielen bedeutenden Werken von Andy Warhol bis Bruce Nauman und Thomas Schütte spannt sich der Bogen von abstrakter Kunst über Kinetik, Arte Povera, Nouveaux, Pop-, Minimal-, Concept- und Land Art bis zur in den 80er und 90er Jahren erstarkenden figurativen Skulptur. Große Bedeutung kommt auch dem in Krefeld geborenen Joseph Beuys zu, der mit einem von ihm selbst eingerichteten Ensemble von Werken ständig präsent ist.
(Quelle: Wikipedia)
Es ist ein sonniger und warmer Dienstag im Juli 2006, als ich das Museum erreiche. Angenehm war die Anreise; schließlich liegt die Haltestelle direkt vor der Haustüre des Museums.
Es ist Sommer und Ferienzeit, also beste Gelegenheit, die freie Zeit sinnvoll zu nutzen und die eigene Heimat besser kennenzulernen. Irgendwann sind dann auch die Sehenswürdigkeiten in meiner Heimatstadt Duisburg abgegrast. Da ist es Zeit, in die Nachbarstädte auszuweichen. Nun ist also Krefeld an der Reihe.
?Passen Sie bloß auf. Da oben ist es sehr heiß, warnt mich die freundliche Dame an der Kasse. Ob ich hitzeempfindlich bin? Wahrscheinlich. Ich merke nämlich im 1. und 2. Obergeschoß nichts von der Wärme. Neben dem kleinen Museumsshop gebe es ein Café; dort könne ich ja was trinken, wenn ich wieder herunterkomme, ergänzt die Dame, bevor ich mich auf den Weg in die Ausstellung mache.
Das Kaiser Wilhelm Museum ist ein Museum, das mir gefällt. Insbesondere die 1. Etage. Die klassische Moderne ist hier vertreten; an diesem Dienstag bekomme ich sehr viele schöne Bilder zu sehen. Insbesondere die 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts ist hier stark vertreten. Einen eindeutigen Schwerpunkt hinsichtlich der ausgestellten Künstler konnte ich an diesem Dienstag nicht ausmachen. Daher habe ich mir nicht gemerkt, wer gerade ausgestellt war. Auf jeden Fall war es genau die Kunst, die ich mag.
Die Kunst im 2. Obergeschoß ist nicht so ganz mein Geschmack. Sie ist mir zu modern, zu zeitgenössisch. Aber egal. Da die Klimaanlage des Museums gut arbeitet, überstehe ich den Besuch ganz gut. Was mir nur ganz recht ist. So kann ich mich zufrieden auf den Heimweg machen.

Zoo Krefeld
Wer Eulen nach Athen trägt, der erledigt eine überflüssige Aufgabe. Eher angenehm ist - zumindest bei entsprechendem Wetter - ein Besuch im Krefelder Zoo.
Klein, überschaubar und familienfreundlich ist der Tiergarten. In einem angenehmen Ambiente bietet er das übliche Angebot. Elefanten gibt es hier zu sehen, Zebras, Affen, Enten, Vögel, Kängurus, Tiger, Jaguars und Fischotter. Doch sehr genau darf man bei der Auswahl der Tiere nicht hinsehen. Fischen werden hier genausowenig gezeigt wie Reptilien (Warane, Schlangen), Giraffen, europäische Wildtiere (Eichhörnchen, Wildschweine, Hirsche, Füchse) oder Exoten (z. B. Koalas, Wombats u. a.). Was die Artenvielfalt anbelagt, glänzt der Krefelder Zoo eher durch Bescheidenheit, wenn nicht gar durch Belanglosigkeit als durch Schönheit.
Aber was soll`s? Es ist ein warmer, sonniger Dienstagvormittag, an dem ich den Zoo besuche. Viele Kindergartengruppen und Mütter mit ihren Kindern bzw. Großeltern mit ihren Enkelkindern kommen an diesem Tag im April. Sie scheinen den Ausflug zu genießen. Die Kinder können hier herumtollen, Tiere kennenlernen und den Tag genießen.
Eine Zooschule und Führungen gehören zum Leistungsangebot des Zoos. Sie müssen jedoch gesondert gebucht und bezahlt werden. Dies erscheint jedoch ein wenig unbefriedigend. Natürlich soll der Zoo betriebswirtschaftlich geführt werden. Die Eintrittspreise sind aber sehr saftig. Daher kann man als Besucher schon mehr verlangen als nur den Eintritt.

Verein Niederrhein
Wer auf des Schusters Rappen reitet, geht zu Fuß. Wer dem Verein Niederrhein angehört, braucht auch gutes Schuhwerk. "Wir betreiben Umweltschutz weniger mit Hacke und Schaufel. Wir führen Wanderungen und Führungen durch," erzählt Dr. Heinz Büsch, von 1982 bis 2004 Hauptgeschäftsführer des Vereins Niederrhein in Krefeld.
Der Verein Niederrhein (VN) ist 1928 auf Anregung und unter Beteiligung der damaligen Rheinprovinz gegründet worden. Er ist das Pendant zum Eifelverein und zum Sauerländischen Gebirgsverein (SGV), die jeweils das südlich bzw. östlich angrenzende Gebiet abdecken.
Bis 1993 hieß er noch "Verein Linker Niederrhein (VLN)" und beschränkte seine Arbeit auf die linke Rheinseite. Die Ausdehnung des Verbandsgebiets war eine Konsequenz der kommunalen Neugliederung. Sie hatte unter anderem aus den Kreisen Kleve und Wesel rheinüberschreitende  Kreise geschaffen, deren Repräsentanten eine einheitliche Betreuung erwarteten. Im übrigen ist der Niederrhein beiderseits des Stromes eine landschaftliche und kulturelle Einheit, dem die irgendwann einmal erfolgte Zuordnung des rechten Niederrheins zum Verbandsgebiet des Sauerländischen Gebirgsvereins nicht entsprechen konnte.
Primär ist der VN ein Dachverband von Heimat- und Wandervereinen, von denen ihm über 20 unmittelbar, weitere 50 korporativ angeschlossen sind. Die Zahl seiner Einzelmitglieder beläuft sich auf knapp 4.000. Außerdem sind 60 Kreise, Städte und Gemeinden dem VN mitgliedschaftlich verbunden.
Der Zweck des VN ist die Förderung von Heimatpflege, Wandern und Naturschutz am Niederrhein - so die vereinfachte Umschreibung der Vereinssatzung. Die heimatkundlichen und naturkundlichen Arbeiten einschließlich des Naturschutzes finden in speziellen Arbeitsgemeinschaften statt, die nach einem festen Programm regelmäßig zusammenkommen. Der VN gehört der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) an.
Für die kulturelle Arbeit wird eine umfangreiche Bibliothek niederrheinischen Schrifttums unterhalten. Ihr gehören über 4.000 Bände. Der VN gibt unter anderem die Zeitschrift "Der Niederrhein", das "Niederrheinische Jahrbuch" und heimatkundliche Wanderführer heraus. Ein "Niederrheinischer Windmühlenführer" und ein "Niederrheinischer Wassermühlenführer" ergänzen das Angebot an eigenen Editionen.
Der VN unterhält ein eigenes Wanderwegenetz. Die Obere Landschaftsbehörde verlieht hierzu nach dem Landschaftsgesetz NRW das alleinige Recht, Wanderwege zu markieren. Er ist Mitglied der Europäischen Wandervereinigung und des Verbandes Deutscher Gebirgs- und Wandervereine.
Ob es wohl eine Zusammenarbeit mit der Touristik-Agentur NiederRhein gibt? "Nein! Wir arbeiten idealistisch. Wir möchten wandern. Bei der Touristik-Agentur steht im Grunde das Beherbergungsgewerbe im Vordergrund. Und die Region soll finanziell vermarktet werden. Habe ich auch nichts dagegen. Nur ist es eine andere Ebene," so Büsch.
Die Geselligkeit steht beim VN eindeutig im Vordergrund, wie Büsch erzählt. "Die Leute, die zu uns kommen, sind oft schon in einem vorgerückten Alter. Die Jugendlichen haben oft ein Auto und sind daher mobil. Da reizt natürlich das Ruhrgebiet. Wenn die jungen Leute aber eine Familie gründen, kommen sie wieder zu uns. Eine Familie kostet. Da muss ich mir schon überlegen, was ich mir leisten kann. Die Kinder wollen beschäftigt sein. Wer das Wandern für sich entdeckt, ist meistens schon lebensälter. Dann treten die Bewegung, die Gesundheit in den Vordergrund."
Computer, Fernsehen, Videos, Seniorengruppen - die Konkurrenz ist groß. "Viele Senioren sind aber alleine. Die Kinder sind aus dem Haus, der Partner gestorben. Da sind sie für ein wenig Kontakt zu anderen Menschen dankbar. Man lustwandelt ja nicht alleine. Man tritt Bekannte, kann sich austauschen. Man trocknet körperlich und geistig nicht aus.
Zersiedlung? Stadtflucht und Gewerbegebiete? "Natürlich gibt es sie auch am Niederrhein. Das kann ich nicht leugnen. Wir wollen aber die Schönheiten erhalten, die es gibt. Unsere Wanderkarten sind daher auch so gestaltet, dass der Wanderer nicht unbedingt den Hauptstraßen folgt, sondern etwas von der Schönheit des Niederrheins sieht."
 
Mennoniten
Sie werden manchmal als Wiedertäufer bezeichnet: die Mennoniten. Die Gemeinde in Krefeld feiert alle 14 Tage um 10.30 Gottesdienst in ihrer Kirche auf der Königstraße in der Krefelder Innenstadt.
"Die Täufer (von Außenstehenden auch als Wiedertäufer bezeichnet) gehen zurück auf die Täuferbewegung in der Reformationszeit. Sie nahmen ihren Anfang in den frühen 1520er-Jahren in Süddeutschland und der Schweiz, vor allem in Zürich. In der Folge der Wiederentdeckung der Bibel als einziger Quelle des christlichen Glaubens durch die Reformation kamen die täuferisch gesinnten Theologen (Konrad Grebel, Balthasar Hubmaier, Michael Sattler, Hans Hut, Hans Denck, Ludwig Hetzer und Melchior Rinck) zu der Erkenntnis, dass die Taufe nur an denen vollzogen werden dürfe, die sich freiwillig und wissentlich dafür entscheiden. Diese Meinung lehnten sowohl die katholische Kirche als auch die lutherischen und reformierten Reformatoren ab. Die regierenden Obrigkeiten verfolgten die Täufer, weil sie die Autorität des Staates in Frage stellten.

Während des 16. Jahrhunderts drohte den Mennoniten und anderen Täufern aus diesem Grund in ganz Europa Verfolgung, Ausweisung, Folter und Märtyrertod. Sie gehörten daher zu den ersten Deutschen, die nach Nordamerika auswanderten, wo bis heute die meisten Mennoniten leben.

Weltweit gibt es etwa 1,3 Millionen Mennoniten (Mennonitische Weltkonferenz 2003) in über 60 Ländern: Vereinigte Staaten von Amerika und Kanada (42 %); Afrika (28 %), Asien und Australien (16 %); Karibik, Mittel- und Südamerika (9 %) und Europa (5 %).

Die Mennoniten waren und sind bestrebt, den Inhalt der Bibel zu leben und diese als Gebrauchsanweisung für ihr Leben zu sehen. Gute Bibelkenntnisse werden von allen Mitgliedern erwartet � in den Anfangszeiten, als Mennoniten oft Analphabeten waren, konnten viele von ihnen große Teile der Bibel auswendig. Mennoniten gehören zu den Friedenskirchen, die sich an Gewaltlosigkeit und Pazifismus orientieren und vielfach in politischen Krisengebieten diakonisch aufgetreten sind. Manche Mennoniten verweigern jeden Wehrdienst und sogar die Steuern, die für Militärausgaben bestimmt sind. Die Frauenordination ist gemeindeabhängig geregelt.

Ihre Lehre in der Tradition der Täufer beinhaltet:

    * Bekehrung und Wiedergeburt: Um das Heil in Jesus Christus anzunehmen, muss ein Mensch sich bekehren. Die Bekehrung ist die bewusste Abkehr vom Leben unter der Macht der Finsternis und der Sünde und die Hinkehr zu Gott und zum Leben unter seiner Leitung durch Jesus Christus und durch die Wirkung des Heiligen Geistes. Nicht das Bekehrungserlebnis, sondern das Bekehrt-sein ist entscheidend (vgl. Johannes Evangelium 3,1-21).
    * Die Glaubenstaufe wird an Erwachsenen vollzogen. Sie kann durch Untertauchen, Begießen oder Besprengung praktiziert werden. Immer ist sie ein öffentliches Bekenntnis der Bekehrung und der Wiedergeburt Gott und den Menschen gegenüber. Durch die Taufe wird die Bekehrung besiegelt.
    * Gemeindedisziplin: Sündenbekenntnis, Lossprechung von den Sünden, Wiederaufnahme von Sündern in der Gemeinde.
    * Das Abendmahl ist ein Gedächtnismahl unter den getauften Gläubigen, das an die Leiden und den Tod Christi erinnert.

Zu den frühesten Glaubensbekenntnissen zählen die am 24. Februar 1527 angenommenen Schleitheimer Artikel. Ihre sieben Artikel umfassen:

    * die Taufe
    * die Exkommunikation
    * das Brotbrechen
    * die Abtrennung von der Welt
    * die Pastoren in der Kirche
    * das Schwert
    * den Eid.

Es gibt über zwanzig verschiedene mennonitische Gruppen, die sich bezüglich Lebensweise und religiöser Praxis stark unterscheiden. Gemeinsam ist ihnen die täuferische Tradition und das Engagement in aktiver Friedensarbeit und diakonischer Tätigkeit.

Einige mennonitische Gruppen, zum Beispiel in Kanada, den USA oder Russland und auch in Kirgisien leben in einer ausgeprägten Distanz zum normalen Alltagsleben. Ein bekanntes Beispiel sind die Amischen, die weitestgehend auf den Einsatz moderner Technik verzichten und sich sonntags in ihren Privathäusern treffen, statt in Kirchen. In einigen Fällen haben sich mennonitische Gruppen auch ihren ursprünglichen niederdeutschen Dialekt erhalten, wie zum Beispiel das Plautdietsch. Eine Vermischung mit der ansässigen Bevölkerung findet häufig nicht statt. Die Mennoniten ?an sich gibt es allerdings nicht. Ursprünglich in der Wildnis von Paraguay ausgesiedelte Gemeinden beispielsweise sind heute modern und weltoffen.

Wahrhaftigkeit, Demut und Selbstlosigkeit gehören dabei übergreifend zu den mennonitischen Idealen. Vorbildlich ist der Einsatz der Mennoniten für Gewaltlosigkeit und Frieden. Sie setzen sich für Verfolgte ein, ohne Rücksicht auf deren Religion. Sie gründeten ?im Namen Christi Hilfsorganisation wie den Mennonitischen Katastrophendienst (MDS, Mennonite Desaster Service) und Mennonitische Hilfswerke (MH, MCC, Mennonite Central Committee) um Hilfsbedürftige, Fremde wie Mitgläubige, zu unterstützen.

Sie treten für die konsequente Trennung von Staat und Kirche ein," stellt die Internetenzyklopädie Wikipedia die Mennoniten vor.

"Die Eidesverweigerung wächst aus dem Glauben, dass es in der Nachfolge Christi keine Bindungen geben darf, die absoluten Anspruch auf den Christen erheben. Sie ist Ausdruck des Bemühens um Wahrhaftigkeit. Die pazifistische Tradition ... wird von vielen in Gestalt der Kriegsdienstverweigerung ausgedrückt," ergänzt die Krefelder Gemeinde.

Die Krefelder Mennonitengemeinde bildete sich in den Jahren ab 1607. Die tolerante Religionspolitik der Oranier bot ihnen Gelegenheit dazu. Während des 17. Jahrhunderts fanden einzelne mennonitische Familien, die aus Kempen, Gladbach und Rheydt vertrieben worden waren, in Krefeld eine neue Heimat. Was nicht nur für die eigene Gemeinde gut war. Die Zuwanderer förderten auch die wirtschaftliche Entwicklung Krefelds, beispielsweise im Textilsektor. Folgerichtig konnten die Mennoniten ab 1678 in Krefeld das Bürgerrecht erwerben.

Der Bau der Kirche begann 1693; sie konnte ab 1696 genutzt werden. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Kirche immer wieder erweitert und nach dem 2. Weltkrieg wieder aufgebaut. Der Gemeinde, die den Raum Hagen - Bonn - Düsseldorf - Krefeld umfaßt, gehören heute etwa 900 Mitglieder an.

Der Kirchraum ist ein heller, schlichter Raum mit weiß gestrichenen Wänden und ohne jeglichen Bilder. Der dezente Blumenschmuck auf der linke und rechten Seite des Altarbereichs ist die einzige Dekoration hier. Rund 20 elektrische Doppelleuchter an den Wänden spenden hier Licht. Rund 160 Stühle bieten Sitzplätze für die Gottesdienstbesucher. Ein hölzerner Altartisch mit aufgeschlagener Bibel und brennender Kerze, ein Klavier links und eine Kanzel rechts vom Altartisch - was sich spartanisch anhört, kommt in Krefeld charmant daher.

Ich besuche die Gemeinde Ende Juli 2008. Predigttext ist Römer 11, 25 - 32. Der Israelsonntag soll an die Herkunft des eigenen, christlichen Glaubens erinnern und damit an den 2. Bund, den Gott mit den Menschen schloß. Ohne Altes Testament gäbe es kein Neues Testament, keine Taufe, kein Weihnachten, kein Ostern und keine Jesus - Geschichten. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern. Erfüllt von der eigenen Heilsgewißheit begannen die (frühen) Christen, auf die Juden herabzublicken. Selbst geborene Juden wunderten sich, warum die Juden nicht zu Christen wurden. Gott ist barmherzig, gnädig und treu. Wenn wir uns nicht daran erinnern, werden wir unbarmherzig, unmenschlich und engherzig. Die Geschichte des Christentums offenbarte immer wieder die Enge des Geistes.
Ausgehend von einer Geschichte, wie ein Jude im 2. Weltkrieg gerettet wurde, fragt Pastorin Gabriele Harder - Thieme in ihrer Predigt: Wer ist errettet? Wer ist von Gott ausgewählt und erwählt? Gott ist bei den Schwachen, Leidenden und Armen. "Wenn wir uns an den Bund Gottes mit uns Menschen halten, können wir Unrecht sehen und uns dagegen wehren. Wir können uns auch mehr mit unseren jüdischen Geschwistern auseinandersetzen und einen jüdischen Gottesdienst besuchen. Ein neuer Weg kann eingeschlagen werden, wenn wir anders, liebevoller, dankbarer und toleranter denken und das Gespräch (mit den Juden) suchen, um Mißverständnisse auszuräumen."

Nach dem Gottesdienst besteht noch die Möglichkeit, eine Tasse Kaffee zu trinken. Wer mehr über das Gemeindeleben wissen möchte, kann im Internet unter www.mennoniten-kr.de nachschlagen.