Städtetour West  - Langenfeld

Ob man in Langenfeld in einem langen Feld Station machen kann? Keine Ahnung. Als ich mich Mitte Juli 2008 auf den Weg in die rheinische Stadt mache, nehme ich mir vor, es herauszufinden.

Doch nun sind der Kalauer genug gewechselt. Zunächst die harten Fakten. Langenfeld gehört als Stadt zum Kreis Mettmann. Mit rund 59.000 Einwohnern (Stand: Juni 2006) ist Langenfeld dessen drittgrößte Stadt. 5 Stadtteile verteilen sich auf einer Fläche von 41,1 Quadratkilometern, was einer Bevölkerungsdichte von 1.428 Einwohnern je Quadratkilometern entspricht.

Langenfeld liegt genau zwischen Düsseldorf und Leverkusen. Von Duisburg aus ist es ganz leicht mit der S 6 erreichbar. Von Duisburg aus ist Langenfeld Grenzgebiet: Hier endet der Verkehrsverbund Rhein - Ruhr. Ich kann also mit meinem Ticket 2000 noch benutzen.

Vor- und Frühgeschichte

Die Vor- und Frühgeschichte der Stadt liegt noch weitestgehend im Dunkeln. Ein germanisches Gräberfeld aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert auf dem Rosendahlsberg / Neuburger Hof (Langenfeld-Reusrath Süd / Stadtgrenze zu Leverkusen) lässt jedoch auf eine frühe Besiedlung schließen, auch wenn die dazugehörende Siedlung (wegen Überbauung?) noch nicht gefunden wurde (s. Rolf Müller, Stadtgeschichte).

Noch ältere Funde am gleichen Ort (Steinabschläge für Klingen aus Feuerstein) konnten in die Altsteinzeit datiert werden. Sie werden heute im Museum für Ur- und Frühgeschichte in Köln aufbewahrt (Müller). Mehrere Steinbeile aus Langenfeld-Feldhausen aus der jüngeren Steinzeit (Fritz Clees, 800 Jahre Feldhausen) dürften überdies die Vermutung rechtfertigen, dass die rechte Rheinterrasse bereits seit frühester Menschheitsgeschichte besiedelt ist. Nicht unerwähnt bleiben soll der Neandertaler, schließlich gehören Erkrath und Langenfeld beide dem Kreis Mettmann an (s. a. Friedhelm Görgens, Langenfeld).

Die Reste einer römischen Weiheglocke (überhaupt nur drei weitere aus der Antike bekannt) sowie u. a. weitere Scherbenfunde vom Rosendahlsberg konnten der Römerzeit zugewiesen werden. Aufsehen erregte zudem der Fund einer römischen Merkur-Statuette 1976 an der Kirschstrasse in Langenfeld-Richrath (Müller). Mutmaßlich gab es also Handelsbeziehungen und Reiseverkehr über den Rhein hinweg in das Römische Reich.

Neuere Ausgrabungen an der Kirche in Langenfeld-Richrath ergaben, dass Orte mit der Endung -rath möglicherweise bereits hundert oder mehr Jahre früher als bisher angenommen gegründet worden sein könnten. Jedenfalls lasse dies die erste Kirchengründung im neunten nachchristlichen Jahrhundert vermuten (Thomas Becker, Neue Erkenntnisse zu St. Martin in Richrath, in Niederwupper 20, Historische Beiträge). Nach Zeitungsmeldungen über die noch laufende Grabung in Langenfeld-Reusrath wurde zudem unter der alten St. Barbara-Kirche ?Am alten Markt� ein Baumsarg gefunden, der sogar Hinweise bis hinein in das erste nachchristliche Jahrhundert geben könnte. Untersuchungen hierzu stehen noch aus.

Der bei Ausschachtungsarbeiten am 16.April 1964 auf der Kölner Straße 50 gefundene ?Genagelte Schädel aus Langenfeld� könnte forensischen Untersuchungen zufolge einer Anfang 20-jährigen Frau gehört haben. Darauf lassen einerseits die Schädelform sowie andererseits der Beifund einer mit Goldfäden durchwebten Kopfbedeckung schließen, mutmaßlich orientalischen Ursprungs (wird noch untersucht). Genagelte Schädel (bekanntester der vermutete des Klaus Störtebeker) sind selten und dienten der Abschreckung. Zu datieren sei der Fund daher mutmaßlich in die Zeit der Hexenverfolgungen, so der Forensiker in archäologischen Diensten, Dr. Peter Pieper, in seinem Vortrag zu seinen Untersuchungen im Februar 2008.

Nicht dokumentiert ist eine Pferdebestattung auf dem ?Götscher Weg� in Langenfeld-Richrath, die bei Ausschachtungsarbeiten für eine Kanalbaumaßnahme in den 1960er Jahren dort entdeckt worden sei, so alte Anwohner der Straße. Hinweise auf deren Bedeutung reichen von der Völkerwanderungszeit bis hin zum Tod des Anführers eines Vorauskommandos im Türkenkrieg von 1663/1664, von dem türkische Geschichtsbücher berichten würden. Allerdings gibt es möglicherweise zwei Überlieferungen zu der Geschichte, eine Sage aus Berghausen um den Weißenstein sowie eine weitere aus Rheinmülheim (Köln-Mülheim) um den Sieg des deutschen Kaisers über ein Heer aus dem Osten (s. Görgens; ebenso hierzu sowie zu den Sagenversionen um das versunkene Schloss, weiter bisher noch nicht untersuchte, mutmaßlich frühmittelalterliche Burgställe (Burgstall) im Further Moor sowie den (so genannten: Leichlinger) Sandbergen.

Stadtgeschichte

Zur eigentlichen Stadtgeschichte: Langenfeld entstand aus der Gemeinde Richrath-Reusrath unter Einbeziehung von Berghausen, Immigrath und Wiescheid sowie hierzu gehörenden Ortschaften und Weilern. Die Bezeichnung "Das lange Feldt" taucht übrigens erstmals in einer 1673 von Samson in Paris veröffentlichten Karte (Görgens) auf. Eine weitere des Johann Baptist Homann datiert um 1730 (Uwe Schwarz, Köln und sein Umland in alten Karten). Danach bezeichnete man offenbar ursprünglich mit dem "langen Feld" das gesamte bäuerliche Siedlungsgebiet zwischen Itterbach im Norden und Wupper im Süden, zwischen Monheim im Westen und Bergischem Land im Osten. Später wurde der Begriff "Langenfeld" auf die Stadt übertragen, die trotz ihrer alten Siedlungsgeschichte erst im Jahre 1948 die Stadtrechte erhielt.

Eine erste schriftliche Erwähnung aus der heutigen Stadt Langenfeld findet sich für Neurath (Voigtslach, Stadtgrenze Leverkusen) in einer Kaiserwerther Urkunde aus dem Jahre 904, während die urkundlich erwähnte Geschichte Richraths nur bis in das Jahr 1090, die des Stadtteils Reusrath bis in das Jahr 1281 zurück reicht (Müller). Die ursprünglich im Herzogtum Berg liegenden Dörfer wurden zudem ab etwa 1289 durch den Grafen von Jülich unter dem Namen "Kirchspiel Richrath" geordnet. Die Verwaltung der späteren, von 1666-1804 währenden Herrschaft Richrath (von Galéra, Langenfeld) erfolgte zeitweise über die Bergische Freiheit Monheim am Rhein. Ältestes erhaltenes Bauwerk ist im Übrigen der romanische Turm der Kirche St.Martin in Richrath (erbaut um 1150).

Die Entwicklung der Stadt Langenfeld, zwischen Köln und Düsseldorf gelegen, ist wesentlich mit durch die Lage an der alten Via Publica, der späteren Köln-Arnheimer-Chaussee und heutigen B 8) geprägt. Über diese europäische Fernverkehrsstraße sowie die weitere überregionale Verbindung zwischen Hitdorfer Rheinhafen und dem Bergischen Land reisten viele Menschen und wurden Waren in alle Himmelsrichtungen verteilt. In logischer Konsequenz erhielt bereits am 8.Juni 1668 dem Düsseldorfer Fuhrunternehmer Johann Maurenbrecher eine erste Konzession zur regemäßigen "Postfuhr" zwischen Köln und Düsseldorf. Im Jahre 1774 schließlich wurde vom Fürsten von Thurn und Taxis eine erste Poststation errichtet, welche Mitte des 19. Jahrhunderts annähernd 100 Pferde zum Auswechseln für die Postkutschen stellte.

Dieser Teil der Geschichte spiegelt sich noch heute im Kopf des Stadtwappens (1939 verliehen), im Form des Posthorns wider. Relikte dieser Zeit sind auch die ca. 1,5 m hohen, quadratischen Steinstelen, auf denen die Reisezeiten per Postkutsche zu den Städten Köln, Düsseldorf und Solingen in Stunden angegeben sind. Mit dem Aufkommen der Eisenbahn nahm jedoch die Bedeutung der Postkutschen wie auch der Pferdewechselstation in Langenfeld schließlich wieder ab. Eine letzte Fahrpost verließ Langenfeld im Jahre 1905. Dennoch erscheint vor dem Hintergrund der überregionalen Bedeutung der Posthalterei die Verlegung der ?Landes- Reit- und Fahrschule Rheinland - nach Langenfeld als eine logische Folge.

Heute wird die vergangene Postkutschentradition durch das ?Traditionspaar der Stadt Langenfeld gewürdigt. Bei feierlichen Anlässen repräsentieren ?Postillion und Christel von der Post gemeinsam mit dem Bürgermeister die Stadt Langenfeld. Das Paar wird hierbei häufig von der Kutschergarde in historischen Postuniformen der damaligen deutschen Länder sowie der Kaiserzeit begleitet. Eine Bronzeabbildung des Traditionspaares findet sich im Übrigen vor dem Haupteingang der ?Stadtgalerie.

Wirtschaftsgeschichte

Betrachtet man sich die Funde seit der Steinzeit, wurde Langenfeld über längste Zeiträume durch bäuerliche Siedlungen geprägt. Kleinere Handwerksbetriebe, wie zum Beispiel der seit 2008 wieder aufgebaute Schalenschneiderkotten zur Herstellung von Messergriffen, ergänzten das Arbeitsangebot. In dem Kotten (Haus), der sich in einer frei einzusehenden Ausstellungshalle im Volksgarten befindet, produzierten Männer aus Feldhausen in Lohnarbeit Holzgriffe für die Solinger Schneidwarenindustrie. Erste größere Betriebe wie Webereien siedelten sich ab etwa 1860, erste Metallverarbeitende Betriebe ab 1895 an (v.Galéra). Dank der günstigen geographischen Lage zu den Städten Köln, Leverkusen, Solingen und Düsseldorf, in Verbindung mit den guten Verkehrsanbindungen durch die Bundesbahnlinie S6, den Autobahnen A 3, A 59 und A 542, den Bundesstraßen B 8 und B 229 sowie moderaten Gewerbesteuerhebesätzen erlebt die Stadt Langenfeld seit den 1980er Jahren einen weiteren steten Aufschwung. In der Folge entstanden viele neue Unternehmen in Langenfeld oder wechselten Sitz oder Verwaltung nach Langenfeld, wie etwa die Firma Lanxess im Jahre 2005. Vor dieser Entwicklung erscheint der aufsteigende, blaubewehrte, bergische Löwe auf dem Stadtwappen, einstens nur Sinnbild der vielfältigen Verbindungen ins Bergische, heute auch als ein Symbol der erfolgreichen Wirtschaftsgeschichte der Stadt Langenfeld.

Ausgewählte Exponate zur Stadtgeschichte zeigt - bei kostenfreiem Eintritt - das Stadtmuseum Langenfeld, andere werden durch das Römisch-Germanisches Museum Köln und das Rheinisches Landesmuseum Bonn verwahrt. Diesbezügliche Exponate beziehen sich allerdings eher auf die Geschichte der Durchreisenden, wie die der Steinzeitjäger und -sammler, oder aber auf durch Handel Erworbenes, Verlorenes oder als Bestattungsbeigaben Mitgegebenes. Zur bäuerlichen Siedlungsgeschichte und damit zur Wirtschaftsgeschichte über viele Jahrhunderte vermittelt das Rheinische Freilichtmuseum in Kommern in der Eifel einen guten Eindruck. Und für den Wandel über das Handwerk zur Industrialisierung - auch für den hiesigen vorbergischen Raum - sei auf das Westfälische Freilichtmuseum Hagen verwiesen," berichtet die Internetenzyklopädie Wikipedia über Langenfeld. Ansonsten finde ich keine weiteren nennenswerten Daten über Langenfeld dort. Langenfeld brüstet sich zwar damit, dass der ehemalige Autorennfahrer Michael Schuhmacher hier seine Lehre als Kfz - Mechaniker absolvierte und daß seine Frau Cora von hier stammt - aber wen interessiert das wirklich?

Der Langenfelder Bahnhof enthält 2 Gleise, zum Glück einen Aufzug und Überdachung, Fahrplanaushänge und einen Fahrkartenverkauf für den Nahverkehr. Ein Reisezentrum mit Fahrplanauskünften und den Fahrkartenverkauf für den Fernverkehr sehe ich nicht.

Ein weiterer Nachteil des Bahnhofs: Er liegt  weit ab vom Schuß. Ich steige also in den Bus um und fahre bis zur Innenstadt. Sie ist eine verkehrsberuhigte Zone, in der zwar Autos erlaubt sind, Fußgänger aber Vorrang haben. Hinsichtlich des Einzelhandels überwiegend lokale Betriebe.

Trotz ihrer merkwürdigen Öffnungszeiten hinterlässt die Stadtbücherei einen guten Eindruck bei mir. Sie ist hell, überschaubar, freundlich und vor allem für Kleinstadtverhältnisse gut bestückt. Nachdem ich bei anderen Städten  so viel gemeckert habe, daß mir die städtische Infrastruktur fehlen würde, muß ich dies doch mal lobend erwähnen.

Auch Volkshochschule, Musikschule, Rathaus, Krankenkasse, die leider verschlossene katholische Kirche St. Josef und die örtliche Arbeitsverwaltung sehe ich. Langenfeld scheint sich um seine Bürger zu bemühen.

Alles in allem hinterläßt die Stadt einen angenehmen, gutbürgerlichen Eindruck bei mir.