Region Ruhrgebiet
Kohlenpott  - Basisdaten und Statistiken - Die Ruhrbesetzung - Kapp-Putsch

Das Ruhrgebiet ist ein Ballungsraum mit etwa 5,3 Millionen Einwohnern. Es besteht mehrheitlich aus einer Reihe von zusammengewachsenen Großstädten. Die Oberzentren der Region entstanden bereits im Mittelalter. Sie erreichten mit der Industrialisierung im 19. und 20. Jahrhundert ihre heutige Ausdehnung.
Das Ruhrgebiet wird grob durch die Flüsse Ruhr im Süden, Rhein im Westen und Lippe im Norden begrenzt. Die östliche Ausdehnung reicht bis an die Linie Hagen - Hamm. Im Südosten grenzt es an das Sauerland, im Südwesten an das Bergische Land. Im Westen reicht das Ruhrgebiet bis weit in die Region Niederrhein hinein, im Norden bis in das Münsterland. Die West - Ost - Ausdehnung von Sonsbeck bis Hamm beträgt 116 Kilometer, die Nord - Süd - Ausdehnung von Haltern am See bis Breckerfeld 67 Kilometer.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Städtelandschaft liegt in verschiedenen Naturräumen. Im Norden und Osten hat das Ruhrgebiet einen Anteil an der Westfälischen Bucht, im Süden am Rheinischen Schiefergebirge und im Westen an der Niederrheinischen Tiefebene. Die Kernzone des Reviers wird von der Hellwegbörde und der Emscherniederung eingenommen.
Das Ruhrgebiet und seine Entwicklung vom Naturraum zum Standort der Montanindustrie und rasanten Besiedlung während der Industrialisierung ist ein oft gewählter Forschungsgegenstand der Anthropogeographie. So wird beispielsweise die Siedlungsgeschichte des Ruhrgebiets in Bezug auf das klassische System der Zentralen Orte untersucht.
Geologisch wird das Ruhrgebiet regelmäßig über das Vorkommen von kohleführenden Schichten des Oberkarbon definiert, mehr oder weniger unabhängig von deren Tiefenlage. Die Kohleflöze streifen entlang der Ruhr die Oberfläche und senken sich nach Norden ab. In Höhe der Lippe liegen die Flöze in einer Tiefe von 600 bis 800 Metern. Die Mächtigkeit der Schichten liegt durchschnittlich bei einem bis 3 Metern. Die Geologie des Untergrundes war entscheidend für die Entwicklung des Kohlenabbaus im Ruhrgebiet.
Historisch bedingt wird die Bevölkerung des Ruhrgebiets zu den Rheinländern oder Westfalen gezählt. Diese historische Zugehörigkeit spielt im Alltag der meisten Menschen aber keine Rolle. In den Randzonen, also vor allem in den äußeren Bereichen der Kreise Wesel, Recklinghausen, Unna und den Ennepe - Ruhr - Kreis fühlen sich Teile der Bevölkerung eher zum Niederrhein, Münsterland oder Sauerland zugehörig. Eine Identifikation mit dem Ruhrgebiet ist aufgrund der vorwiegend ländlichen Ausrichtung und der historischen Zugehörigkeit zu anderen Gebieten nicht gegeben. Als Besonderheit des Ruhrgebiets gilt, daß sich die Menschen oft mit ihrem Stadtteil und der ganzen Region mehr identifizieren als mit der Stadt, in der sie leben.
Das Ruhrgebiet ist mit seinen 5,3 Millionen Einwohnern nach der Ile - de - France, Moskau, Greater London und Istanbul das fünftgrößte Ballungsgebiet Europas. Es ist überwiegend Teil der Metropolregion Rhein - Ruhr. Diese ist bereits seit 1995 von der Ministerkonferenz für Raumordnung, die in Deutschland über sogenannte Europäische Metropolregionen entscheidet, geschaffen worden. Damit ist das Ruhrgebiet auch Teil des von der Europäischen Kommission 1999 aufgestellten Europäischen Raumentwicklungskonzeptes. EUREK.
Das heutige Ruhrgebiet war Ende des 18. Jahrhunderts landschaftlich vergleichbar mit dem Münsterland und dem Niederrhein. Es gab einzelne Städtchen und kleine Dörfer, die vor allem durch die Landwirtschaft geprägt waren. Anfang des 19. Jahrhunderts waren Duisburg und Dortmund die größten Städte. Mit mehr als 5.000 Einwohnern. Zur selben Zeit lebten in der Munizipalität Mülheim an der Ruhr im Süden der Region bereits mehr als 11.000 Menschen. Gelsenkirchen und Herne im nördlichen gelegenen Emscherland dagegen hatten zu dieser Zeit nur ein paar hundert Einwohner.
Einzelne Hütten bildeten frühe Kerne der Industrialisierung. Die St. Antony - Hütte 1758 in Oberhausen - Osterfeld, die Gutehoffnungshütte 1782 in Oberhausen - Sterkrade und die Eisenhütte Neu - Essen ab 1791 in Oberhausen - Lirich seien als Beispiele genannt. Hier entstanden wichtige frühe Technologien der Eisenerzeugung und Maschinen, die den wirtschaftlichen Abbau der Kohle förderten.
Kohle wurde zwar schon im 13. Jahrhundert abgebaut. Ein Ausgangspunkt des Ruhrbergbaus war das Muttental bei Witten. Es kann aber nicht von Bergbau, sondern eher von Kohlengräberei gesprochen werden. Mit dem wirtschaftlichen Abbau der Kohle ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts entlang der Ruhr gewann die Industrialisierung an Fahrt.
Innerhalb weniger Jahre entstanden über 220 Zechen. Bis 1850 waren es fast 300. In Kokereien wurde aus der Kohle Koks gewonnen. Es wurde in den Hochöfen der angesiedelten Eisen- und Stahlhütten zur Roheisen- und Stahlerzeugung gebraucht. Noch bevor die Kohlenvorkommen entlang der Ruhr erschöpft waren, entstanden weiter nördlich neue Zechen. Der Ruhrbergbau wanderte von Süden nach Norden, von der Ruhr an die Emscher und schließlich zur Lippe, wobei er den Flözen in die Tiefe folgte. Wissenschaftlichen Forschungen zufolge gab es etwa 3.200 einzelne Zechen im Ruhrgebiet.
Die Erschließung des Ruhrgebiets als Lieferanten für Kohle und Stahl für die aufstrebende Industrie förderte die Gründung vieler Eisenbahngesellschaften. Aufgrund der wirtschaftlichen Expansion wurden Arbeitskräfte angeworben. Die Bevölkerungszahlen stiegen explosionsartig. Die alten Städte am Hellweg erwachten zu neuer Blüte. Die Dörfer entlang der Emscher entwickelten sich zu Großstädten. Qualifizierte Facharbeiter der Bergwerke wurden oft in Arbeitersiedlungen untergebracht. Es entstanden die sogenannten Zechenkolonien. Der Ruhrkohlenbezirk wuchs zum größten industriellen Ballungszentrum Europas an.
Seit dem Beginn der Kohlenkrise im Jahre 1958 befindet sich das Ruhrgebiet in einer anhaltenden Phase des Strukturwandels. Er ist von großen wirtschaftlichen Anpassungsschwierigkeiten gekennzeichnet. Auch gezielte staatliche Subventionen konnten den Strukturwandel nicht aufhalten. Die Industriezweige, auf die sich das Ruhrgebiet gründete (Steinkohleförderung und Stahlindustrie), werden rar: Im Ruhrgebiet gibt es nur noch 6 fördernde Bergwerke (West, Walsum, Prosper - Haniel, Lippe, Auguste Victoria / Blumenthal und Ost) und 3 Kokereien mit der Kokerei Prosper in Bottrop sowie in Duisburg die Kokerei Schwelgern und die Kokerei der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (Stand März 2006). Bergbau gibt es heute vor allem in den Randzonen des Ruhrgebiets. Der Abbau erreichte in seiner Nordwanderung die Lippe. Auch links die Rheins wird noch Kohle gefördert. In der Ruhr- und Emscherzone der Region sind die Zechen inzwischen stillgelegt. Zwischen 1980 und 2002 gingen etwa die Hälfte der 1 Million Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe verloren, während etwa 300.000 Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor geschaffen wurden.
Währenddessen sind jüngere Industrien wie der Fahrzeug- und Maschinenbau, die Elektrotechnik, Feinmechanik und die Nahrungs- und Genußmittelindustrie sowie nichtindustrielle Branchen wieder Dienstleistungssektor noch nicht ausreichend nachgewachsen. Insgesamt verzeichnete das Dienstleistungsgewerbe den größten Aufschwung. Seit Beginn der `90er Jahre sind bereits mehr als 50 Prozent der Beschäftigten in der Dienstleistung tätig.
Das Ruhrgebiet und insbesondere Dortmund ist für seine Brauerein bekannt. Zu den bekanntesten Brauerein zählt Brau & Brunnen, die Dortmunder Actien - Brauerei, die Privatbrauerei Moritz Fiege und die König - Brauerei.
Einige Großkonzerne setzten auch neue Schwerpunkte, vor allem im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik sowie der Umweltsicherung. Ein Unternehmen, das diesen Weg ging, ist der einstige Stahlerzeuger und Stahlverarbeiter Mannesmann. Er baute sich Anfang der 1990er Jahre mit Mannesmann Mobilfunk ein Mobilfunknetz (D2) auf. Ende der 1990er Jahre konzentrierte sich der Konzern auf dieses Geschäftsfeld. Um an die erfolgreiche, deutsche Mobilfunksparte zu gelangen, kaufte die englische Vodafone Gruppe den kompletten Mannesmann - Konzern. Einzelne Bereiche des Stahlgeschäfts wurden dann wieder verkauft.
Als Beispiel des Strukturwandels kann man den Bau der drei Automobilwerke des Autoherstellers Opel in Bochum 1962 bezeichnen. Die Werke boten den unter Tage ausgebildeten Schlossern, Elektrikern usw. einen Arbeitsplatz in einer anderen Branche. Die Automobilbranche muß allerdings auch schon mit Strukturproblemen kämpfen und steht in der Gefahr, zu den ?alten Industrien zu zählen
Auch die einst angesiedelte Elektroindustrie gilt heute als Problemfall. Blaupunkt hat in Herne schon 1989 wieder geschlossen. In Witten wurde Siemens 1999 verkauft. Das Werk steht auch vor der Schließung (Stand März 2006). Auch in Bochum kam es bei Nokia 2004 zu einem Stellenabbau.
Ein Großprojekt des Strukturwandels ist die Neue Mitte Oberhausen mit dem Einkaufszentrum CentrO. Es wurde auf dem Gelände der stillgelegten Gutehoffnungshütte Mitte der 1990er Jahre gebaut.
Die Internationale Bauausstellung Emscher Park (IBA) war von 1989 bis 1999 im Ruhrgebiet aktiv. Sie unterstützte den Strukturwandel. In ihrem Rahmen wurde n etwa 2,5 Milliarden Euro in die Region investiert, Industriebrachen von stillgelegten Bergwerken, Kokereien und Stahlwerken als Industriedenkmäler erhalten und neue Nutzungsmöglichkeiten entwickelt. So ist die ehemalige Hütte Duisburg - Meiderich heute als Landschaftspark Duisburg - Nord bekannt. Der stillgelegte Gasometer Oberhausen wurde zur Ausstellungshalle umfunktioniert. Andere Beispiele für neue Nutzungen sind der Nordsternpark in Gelsenkirchen, der Bottroper Tetraeder, die Essener Halden Schurenbach, der Duisburger Innenhafen, die Jahrhunderthalle in Bochen und der Phoenix - See in Dortmund. Die Zeche und Kokerei Zollverein in Essen wurde 2001 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Seit Mitte der 1990er Jahre wird die Emscher renaturiert. Sie war lange Zeit der kanalisierte Abwasserkanal der Region.
Mit dem Strukturwandel verlor das gewinnende und produzierende Gewerbe im Ruhrgebiet seine Bedeutung. Allerdings haben auch heute noch Montanunternehmen wie die RAG Aktiengesellschaft, Degussa oder ThyssenKrupp ihren Sitz und größte Produktionsstandorte im Ruhrgebiet. Etwa 8,9 % der Beschäftigten sind im produzierenden Sektor tätig.
Der Dienstleistungssektor ist mit den Konzernzentralen von Energie- und Wasserversorgern wie der RWE und E.ON Ruhrgas und Handelskonzernen wie der Aldi - Gruppe, KarstadtQuelle oder der Tengelmann - Unternehmensgruppe vertreten. Auch zahlreiche Unternehmen der Logistikbranche haben wegen der guten Infrastruktur ihren Sitz oder Standorte im Ruhrgebiet.
Nach wie vor gilt das Ruhrgebiet als eine strukturschwache Region. Die Gesamtarbeitslosenquote liegt bei etwa 14 %. Sie ist damit unter den regionalen Großräumen die höchste der westdeutschen Bundesländer. Auch die Arbeitslosenquoten einzelner Städte in der Kernzone des Ruhrgebiets gehören zu den höchsten der alten Bundesländer. In Duisburg haben etwa 20 Prozent der Bevölkerung keinen Arbeitsplatz. In Gelsenkirchen sind sogar 25 % arbeitslos gemeldet.
So, so. So kann man den Großraum ganz im Westen Deutschlands beschreiben. Man kann froh sein, daß es eine Wissensquelle wie Wikipedia im Internet gibt. Es wäre sonst eine umfangreiche Arbeit gewesen, all` die Informationen mühsam selbst zusammenzutragen. Natürlich gibt es jede Menge Bücher, die die 3 Regionen beschreiben. Es ist aber nicht jedem gelegen, in die Bücherei zu gehen, sie alle zu lesen und dann auch noch einen Artikel über die eigene Heimat zusammenzustellen. Was für ein Idealismus und was für eine Arbeit müssen in diesen Artikeln stecken! Ansonsten wären sie kaum möglich gewesen.
Das Ruhrgebiet und das Bergische Land sind verkehrstechnisch noch am besten erschlossen. Der auswärtige Besucher kann sie auch dann besuchen, wenn er nicht motorisiert ist. Am Niederrhein ist die Mobilität doch schon sehr eingeschränkt. Busse fahren hier bestenfalls noch stündlich - wenn überhaupt. Eine Straßenbahn? Die gibt es nur in Krefeld. Alle anderen Städte und Gemeinden haben sie längst abgeschafft.
Wanderer kommst du an den Niederrhein, solltest Du ein Fahrrad mitbringen. Durch die flache Landschaft ist die Region ideal für diese Art der Fortbewegung. Für einen Ausflug am Wochenende mit der Familie reicht es auf alle Fälle auch für ungeübte und unsportliche Menschen. Ansonsten hielt auch hier die Motorisierung Einzug. Welcher Teufel ritt wohl die Menschen, daß sie sich so auf das Auto verließen und verlassen? War es nur der Drang, im Grünen zu wohnen und im nahegelegenen Ruhrgebiet zu arbeiten? Lange Zeit schien es so. wer es sich leisten konnte, zog weg aus der Stadt raus ins Idyll der freien, bäuerlichen Natur.
Viele Ruhrgebietsstädte leiden unter diesen Trend. Ihre Einwohnerzahlen sinken, finanzielle Einbußen für den städtischen Haushalt sind damit verbunden. Doch wie diesen Trend stoppen? Eine Antwort darauf fällt nicht leicht. Immerhin nehmen die Menschen lieber eine fehlende Infrastruktur und lange Anfahrtswege zur Arbeit in Kauf als daß sie ihrer alten Heimat treu bleiben. Post und Bahn, Busse und Straßenbahnen, Kinos und Theater, Handel und produzierendes Gewerbe - sie verließen den Niederrhein schon lange. Zu wenig attraktiv war die Region. Landwirtschaft und Bergbau kennzeichneten das wirtschaftliche Leben für lange Zeit; heute soll der Tourismus Geld in die Kassen spülen. Doch auch hier wird die mangelhafte Infrastruktur schnell deutlich. Der Schnell Brüter in Kalkar - um nur ein Beispiel zu bringen - ging gar nicht erst ans Netz; er wurde statt dessen ins Kernwasser Wunderland umgewandelt. Doch wer nicht motorisiert ist, wird diese Touristenattraktion nur schwer erreichen. Das Wunderland liegt mitten auf der grünen Wiese. Eine Stunde Fußmarsch ist er von der nächsten Bushaltestelle entfernt. Mal eben so dort kegeln gehen? Sicher. Aber nur mit dem Auto.
Eine interessante verkehrstechnische Besonderheit kann die Stadt Wuppertal vorweisen: die Wuppertaler Schwebebahn. Sie soll den Verkehr zwischen den Stadtteilen Vohwinkel und Barmen entlasten. Wer nicht regelmäßig damit fährt, für den ist es schon ein außergewöhnliches Gefühl, mit diesem Gefährt befördert zu werden. wo kann man sonst schon so fahren / schweben? An der Dortmunder Universität und am Düsseldorfer Flughafen gab es Versuche, Hängebahnen zu etablieren; während über die Dortmunder H - Bahn nichts in der Öffentlichkeit zu hören ist, macht die Düsseldorfer Hängebahn mehr durch ihre technischen Defekte als durch erfolgreiche Fahrten von sich reden. Es ist durchaus erhebend, dem Himmel quasi ein Stück näher zu sein und trotzdem ganz irdischen Geschäften nachgehen zu können. Es ist schon bedauerlich, daß es nicht mehr solcher ungewöhnlichen Fahrzeuge gibt. Dann hätte auch der Niederrhein ein paar Reize mehr.

Kohlenpott

Der Kohlenpott ist ein in früheren Zeiten spöttischer, heute selbstgewählter Begriff, der den Kernbereich des Ruhrgebiets, von Duisburg bis Dortmund in west - östlicher Ausdehnung und von Bochum bis Recklinghausen in süd - nördlicher Ausdehnung beschreibt.
Er erinnert heute an eine Montan - Vergangenheit in schwarzem Rauch und Staub der Schlote von Zechen und Stahlwerken. Der Kohlenpott ist im Gegensatz zur Verwaltungseinheit Ruhrgebiet ein über mehrere Städte verflochtenes Ensemble von Stahlindustrie, Kohleförderung, entsprechenden Zulieferern und die meist in unmittelbarer Nähe der Arbeitsstätte wohnenden Arbeiter. Teile der Bauwerke des Kohlenpotts stehen heute meistens unter Denkmalschutz. Einige Arbeitersiedlungen, aber auch das zum Weltkulturerbe gehörende Ensemble der Zeche Zollverein gehören dazu.
Im 2. Weltkrieg war das Ruhrgebiet, insbesondere der Kohlenpott, als industrielles Zentrum schweren Bombardements ausgesetzt. Die Montanindustrie wurde weitestgehend zerstört. Nach dem Weltkrieg und bis Anfang der 1960er Jahre waren die Bewohner des Kohlenpotts wesentlich an der Energieversorgung und am Aufschwung ganz Deutschlands beteilt - das Wirtschaftswunder hatte hier ein Standbein. Es wanderten viele Gastarbeiter aus Südeuropa ein. Manchmal wurden in einer Kolonne sehr oder mehr Nationalitäten eingesetzt. Dabei bildete sich ach die dem Norddeutschen Idiom verwandte Sprache heraus - das Ruhrdeutsch, das als Soziolekt wissenschaftlich umschrieben ist.
Gleichzeitig bildete sich im Rest der Welt ein tief verwurzeltes negatives Image vom verdreckten Stück Deutschland. Es gab auch Legenden um den Kohlenpott, die sich bis in die 1980er Jahre hielten. Die Umweltbelastungen durch Kokereien, Stahlindustrie und Kraftwerke waren hoch. Sie ließen aber bereits in den 1970er Jahren nach. Letztlich wurde mit dem Ende des Kohlenpotts Ende der 1960er Jahre der Weg frei zum heutigen Ruhrgebiet mit vielfältigen Grünflächen.
Es gab eine dem Kohlenpott zugeordnete eigene Designrichtung. Sie wurde Gelsenkirchener Barock genannt. Schwülstige Formen insbesondere bei Wohnmöbeln zeichneten sie aus.
Ab Mitte der 1970er Jahre kam es im ehemaligen Kohlenpott aufgrund seines hohen Ausländeranteils zu latenten und wiederholt eskalierenden sozialen Problemen. Gerade im Ruhrgebiet wurden aus Gastarbeiter die eigentlichen Bewohner, wie man es heute etwa im Norden der Dortmunder Innenstadt oder im Westen von Wanne - Eickel sieht. Die Menschen im Kohlenpott gelten als freundlich, sehr direkt. Sie kommen schnell auf den Punkt, sind tatkräftig und geradeaus.
So beschreibt also die Internetenzyklopädie Wikipedia das Ruhrgebiet. Wer die Autoren und ihre Absichten waren, sei einmal dahingestellt. Auf jeden Fall wurde der Text zur Löschung vorgeschlagen.
Aber warum? Er vermittelt keine anstößigen oder verbotenen Inhalte. Über seine stilistische Ausrichtung kann sich der Leser sein eigenes Urteil bilden. Hier wird auch keine unerwünschte Werbung vertrieben. Also zurück zur Frage: Warum sollte dieser Text gelöscht werden?
Vielleicht liegt es ganz einfach daran, daß er plump geschrieben ist und dennoch die Wahrheit sagt. Es beschreibt eine Wahrheit, die in sozialromantischen Rückblicken mit taubenzüchtenden Kumpeln und Arbeitervereinen nicht vorkommt, weil sie nicht vorkommen darf.
Rückblende. Eine Jugend in einem Duisburger Arbeiterstadtteil Mitte der `70er Jahre. Das Leben ändert sich. Die Barackenwohnungen der Flüchtlinge aus dem Osten sind festen Steinhäusern gewichen. Die Menschen verlassen so allmählich die Arbeitersiedlungen. Wer es sich erlauben kann, zieht in sein Eigenheim. Nur die Wäsche, die durfte man damals nicht im Garten im Freien trocknen lassen. ?Da hat sich am Ende der ganze Ruß und Kohlenstaub auf der Wäsche abgelegt. Die Wäsche war dann dreckiger als vor dem Waschen, erinnert sich so manche Hausfrau.
Auch der Gelsenkirchener Barock war noch immer vorhanden. Gute, solide und vor allem: haltbare Qualität ist gefragt. Wer es sich leisten kann, kauft für die Ewigkeit. Doch auch die ersten Probleme tauchen auf. In dem Stadtteil ist genau bekannt, wo die sozial Schwachen wohnen. ?Efeustraße heißt so eine Gegend. Ertönt der Schlachtruf ?Efeustraße, ist kein Kind mehr auf der Straße zu sehen. Nein, mit denen von der Efeustraße möchte man nichts zu tun haben.
Es gibt die ersten Schlüsselkinder. Wenn sie überhaupt noch ein funktionierendes Elternhaus haben, gehen beide Elternteile arbeiten, um wirtschaftlich über die Runden zu kommen. Die Kinder haben einen Haustürschlüssel anstelle der Eltern; das Essen können sich diese Kinder in der Küche selbst warm machen. Hausaufgaben? Das machen nur die anderen Kinder. Saubere Kleider? Körperpflege? Glückssache! Walkman, Discman, tragbare Radiogeräte, (Foto-)Handys? Schnickschnack wie diesen gab es damals noch nicht. Ein Nachmittag im Park oder Freibad war da schon eher angesagt.
Sensation in der örtlichen städtischen Grundschule: Es gab die ersten rein türkischen Klassen. Sie wurden von einem türkischen Lehrer unterrichtet. Hatte die Generation der Großeltern noch nie einen Südeuropäer, Asiaten oder Afrikaner gesehen, waren in den Wirtschaftswunderjahren die ersten Gastarbeiter auch in diesem Stadtteil gekommen. Sie wurden jetzt allmählich heimisch. Persönliche Kontakte zwischen Deutschen und Gastarbeitern gab es bestenfalls am Arbeitsplatz. Was später normal war, galt damals noch als exotisch und verpönt: Man blieb unter sich; Liebe oder gar eine Heirat wäre eine Sensation gewesen.
So gesehen beschreibt der Wikipedia - Text die soziale Wirklichkeit wesentlich besser als jedes Gerede von einer Metropolregion. Doch ganz egal, ob dieser Text gelöscht wird oder Nicht: Ein wenig Wahrhaft und Wahrhaftigkeit sollte schon erlaubt sein.

Basisdaten Ruhrgebiet

RVR-Angaben zum Ruhrgebiet

Begriff
Vor 150 Jahren verstand man unter 'Ruhrgebiet' nur das Land an der mittleren und unteren Ruhr. Heute rechnet man das gesamte Einzugsgebiet der Emscher, das Land beiderseits der unteren und mittleren Lippe sowie des Niederrheins dazu. Der Name Ruhrgebiet tauchte bereits Ende des 18. Jahrhunderts auf; um 1830 ist er bereits als fester Begriff in Büchern zu finden. Offiziell ist der Name Ruhrgebiet seit 1919 gebräuchlich, als er erstmals im Vertrag von Versailles verwendet wurde. Die volkstümlichen Bezeichnungen für die Region sind sehr verschieden. Ruhrgebiet, Ruhrkohlenbezirk, Ruhrpott, Kohlenpott, Revier oder kurz der Pott. Sie lassen erkennen, dass die Kohle lange Zeit die wichtigste tragende Grundlage für diesen Ballungsraum war,

Geographische Lage

Das Ruhrgebiet ist kein einheitlicher Naturraum. Es liegt im Schnittpunkt des Rheinischen Schiefergebirges, der Westfälischen Tieflandebene sowie der Niederrheinischen Ebene.
Im Süden reicht das Gebiet bis ins Bergische und Märkische Land mit den letzten Ausufern des Steinkohlengebirges südlich der Ruhr. Nördlich der Ruhr schließen sich die Lößebenen der Hellwegzone und die Emscherniederung an. Im Norden des Lippetal geht das Ruhrgebiet in die Münsterländische Bucht über. Eckpunkte sind im Nordosten Hamm und im Nordwesten Wesel (Kreis Wesel), im Südwesten Duisburg und im Südosten Hagen.

Fläche und Einwohner
Das Ruhrgebiet umfasst eine Fläche von 4.435 qkm, was etwa 13 % der Gesamtfläche Nordrhein-Westfalens entspricht. Davon sind 37,6 % Siedlungs- und Verkehrsfläche, 17,6 % Wald und 3,2 % Wasserfläche sowie 4o,6 % Landwirtschaftsfläche. Die größte Ausdehnung des Ruhrgebiets beträgt von Osten nach Westen 116 km und von Norden noch Süden 67 km. Im Ruhrgebiet leben rund 5,3 Millionen Menschen, darunter etwa 630.000 Mitbürger ausländischer Staatsangehörigkeit. Die Besiedlungsdichte beträgt im Durchschnitt etwa 1.199 Einwohner pro qkm.

Verwaltungsgliederung
Das Ruhrgebiet wird durch die Grenzen zwischen den ehemaligen preußischen Provinzen Rheinland und Westfalen und durch die Grenzen der Regierungsbezirke Arnsberg, Düsseldorf und Münster geteilt. Der Westen des Reviers mit dem Kreis Wesel und den Städten Essen, Duisburg, Oberhausen und Mülheim an der Ruhr gehört zum Regierungsbezirk Düsseldorf. Gelsenkirchen, der Kreis Recklinghausen und Bottrop werden von Münster aus verwaltet. Der Kreis Unna und der Ennepe-Ruhr-Kreis sowie die Städte Dortmund, Bochum, Herne, Hamm und Hagen sind Teile des Regierungsbezirks Arnsberg. Außerdem sind noch der Landschaftsverband Rheinland mit Sitz in Köln und der Landschaftsverband Westfalen mit Sitz in Münster an der Verwaltung des Reviers beteiligt.

 

Landschaftsverbände :  Rheinland - Westfalen

Regierungsbezirke : Arnsberg  - Münster - Düsseldorf

Körperschaft :  Kommunalverband (bis 31.09.2004) Regionalverband (ab 01.10.2004)

Fläche :  4.435 km²

Einwohner : 5.3 (31..12.2005 ) Einwohnerstatistik
Bevölkerungsdichte : 1.199 Einwohner/km²

Höchster Punkt:           420 m ü. NN bei Breckerfeld

Niedrigster Punkt:        14 m ü. NN bei Xanten

Nord-Süd Ausdehnung:   67 km

West-Ost Ausdehnung:    116 km

Postleitzahlen :  4xxxx  bis 59xxx

Geografische Lage : 51° 12' - 51° 49' n. Br. 6° 22' - 7° 59' ö. L

KFZ-Kennzeichen : BO  DO  DU  E  GE  HA  HAM  HER  BOT  MH  OB  EN  RE  UN  WES 
vor der kommunalen Neugliederung 1975 gültig, jetzt ausgelaufen:  CAS  GLA  LÜN  MO  WAN  WAT  WIT 

Gliederung des Ruhrgebiets:  11 kreisfreie Städte 4 Kreise

Website : www.ruhrgebiet.de     www.dasruhrtal.de  

Masterplan Ruhr
Wo liegen die Stärken der Region und wie kann man diese in positive und vor allem zukunftsträchtige Projekte gemeinsam weiter entwickeln? Gründe genug, dass sich die acht Städte Duisburg, Oberhausen, Mülheim an der Ruhr, Essen, Gelsenkirchen, Herne, Bochum und Dortmund haben sich zusammengeschlossen, um u.a. die regionale Kooperation in Fragen der räumlichen Entwicklung anzugehen. Dies mit einem so genannten Masterplan Ruhr

Broschüre Masterplan Ruhr

Rechtsgrundlagen

Bundesrecht
PfeilBaugesetzbuch (BauGB)
Pfeil
Baunutzungsverordnung (BauNVO)
Pfeil
Planzeichenverordnung (PlanZVO)
Pfeil
Raumordnungsgesetz (ROG)
Pfeil
Bundesbodenschutzgesetz (BBodSchG)
Pfeil
Bundesfernstraßengesetz (FStrG) 
Pfeil
Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG)
Pfeil
Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG)
Pfeil
Gesetz zur Einsparung von Energie in Gebäuden (EnEG)
Pfeil
Energieeinsparverordnung (EnEV)

 Landesrecht

PfeilLandesbauordnung N

Der Begriff „Ruhrgebiet“ ist keine offizielle Verwaltungsbezeichnung oder einheitlicher Kulturraum, die genauen Grenzen sind interpretationsabhängig. So hat das Wirtschaftsministerium NRW (Düsseldorf) eine andere Definition als der Regionalverband Ruhr.
RW (LBO NRW)
Pfeil
Garagenverordnung
Pfeil
Denkmalschutzgesetz NRW
Pfeil
Gemeindeordnung NRW
Pfeil
Immissionsschutzgesetz NRW
Pfeil
Landesplanungsgesetz NRW
Pfeil
Landeswassergesetz NRW
Pfeil
Landschaftsgesetz NRW
Pfeil
Straßen- und Wegegesetz NRW

Die Ruhrbesetzung

Die Ruhrbesetzung oder der Ruhrkampf bezeichnet den Höhepunkt eines politisch-militärischen Konfliktes, der 1923 im Ruhrgebiet zwischen dem Deutschen Reich und den belgisch-französischen Besatzungstruppen stattfand. Er war eines der großen Probleme in diesem Krisenjahr der Weimarer Republik.

Ausgangslage

Die Weimarer Republik war durch den Versailler Vertrag von 1919 verpflichtet, Reparationen an die Siegermächte des Ersten Weltkriegs zu leisten. Vor allem der französische Ministerpräsident und Außenminister Poincaré bestand, im wirtschafts- und sicherheitspolitischen Interesse Frankreichs, auf einer kompromisslosen Erfüllung der Bestimmungen des Versailler Vertrages. Aufgrund Verzögerungen der Lieferungen rückte mehrfach französisches Militär in unbesetztes Gebiet ein. Am 8. März 1921 besetzten französische und belgische Truppen die Städte Duisburg und Düsseldorf in der Entmilitarisierten Zone. Mit der Besetzung dieses Gebietes sicherte sich Frankreich eine Ausgangsbasis für eine mögliche Besetzung des gesamten rheinisch-westfälischen Industriegebiets. Außerdem ermöglichte die Kontrolle der Duisburg-Ruhrorter Häfen die genaue Registrierung des gesamten Exports von Kohle, Stahl und Fertigprodukten des Ruhrgebiets. Konsequenterweise wurde das Londoner Ultimatum vom 5. Mai 1921, mit dem die alliierten Siegermächte ihren Zahlungsplan für die deutschen Reparationen in Höhe von 132 Milliarden Goldmark gegenüber Deutschland durchsetzten, mit der Drohung verbunden, im Weigerungsfall das Ruhrgebiet zu besetzen.

Das Ergebnis der Volksabstimmung über die staatliche Zugehörigkeit Oberschlesiens am 20. März 1921 (59,4 % für Deutschland, 40,6 % für Polen) und die auf französisches Betreiben durchgeführte Teilung der Provinz wurden in Deutschland als verheerende Niederlagen empfunden und markierten das Ende der bisherigen ?Erfüllungspolitik. Diese wurde abgelöst durch eine entschlossene Bekämpfung der gegen Deutschland gerichteten französisch-polnischen Allianz, was wesentlich zum Abschluss des deutsch-sowjetischen Vertrages von Rapallo am 16. April 1922 beitrug. Der Vertrag von Rapallo bewirkte wiederum einen Umschwung in der französischen Außenpolitik und beeinflusste direkt die Entscheidung zur Besetzung des Ruhrgebiets. Diese Umorientierungen in den Außenpolitiken Deutschlands und Frankreichs in den Jahren 1921 und 1922 führten wechselseitig zu einer Verhärtung der Fronten und bildeten letztlich den Hintergrund für die Besetzung des Ruhrgebiets im Januar 1923.

Wegen der immer größeren wirtschaftlichen Probleme des Deutschen Reiches verzichteten die Alliierten 1922 auf Reparationszahlungen in Form von Geld und forderten statt dessen Sachleistungen (Stahl, Holz, Kohle) ein. Am 26. Dezember stellte die alliierte Reparationskommission allerdings einstimmig fest, dass Deutschland mit den Reparationslieferungen in Rückstand war. Als am 9. Januar 1923 die Reparationskommission behauptete, die Weimarer Republik hielte absichtlich Lieferungen zurück (u. a. seien 1922 statt geforderter 13,8 Mio. Tonnen Kohlen nur 11,7 Mio. Tonnen und statt 200.000 Telegraphenmasten nur 65.000 geliefert worden), nahm dies Frankreich als willkommenen Anlass zum Einmarsch in das Ruhrgebiet.

Besetzung

Zwischen dem 11. und dem 16. Januar 1923 besetzten französische und belgische Truppen in einer Stärke von anfangs 60.000, später 100.000 Mann das gesamte Ruhrgebiet, um die dortige Kohle- und Koksproduktion als "produktives Pfand" zur Erfüllung der deutschen Reparationsverpflichtungen zu sichern. Dem französischen Ministerpräsidenten und Außenminister Raymond Poincaré ging es aber um sehr viel mehr als nur um die Beibringung von Reparationsleistungen. Er strebte eine mit dem Status des Saargebiets vergleichbare Sonderstellung des Rheinlands und des Ruhrgebiets an, bei der die Zugehörigkeit zum Deutschen Reich nur mehr formal gewesen wäre und stattdessen Frankreich eine bestimmende Position eingenommen hätte. Von Großbritannien und den USA wurde dieser fait accompli eher skeptisch betrachtet.

Die Besetzung löste in der Weimarer Republik einen Aufschrei nationaler Empörung aus. Die Reichsregierung unter dem parteilosen Kanzler Wilhelm Cuno rief die Bevölkerung zum "passiven Widerstand" auf: Es wurden keine Reparationen mehr gezahlt, Industrie, Verwaltung und Verkehr wurden mit Generalstreiks teilweise lahmgelegt. Betriebe und Behörden leisteten teilweise den Anordnungen der Besatzer nicht Folge. Frankreich reagierte darauf mit 150.000 verhängten Strafen, die mitunter bis zu Ausweisungen aus dem besetzten Gebiet gingen. Inzwischen begingen ehemalige Freikorpsmitglieder und auch Kommunisten Sabotageakte und Anschläge gegen die Besatzungstruppen, unter anderem wurde der Emscherdüker des Rhein-Herne-Kanals bei Henrichenburg durch eine Sprengung zerstört. Die Besatzungsmacht wiederum reagierte mit Sühnemaßnahmen, die Situation eskalierte und forderte 137 Tote. Albert Leo Schlageter wurde als Abschreckung wegen Spionage und Sabotage zum Tode verurteilt und hingerichtet, was ihn in der deutschen Öffentlichkeit zum Märtyrer machte. Neben dem durch passiven Widerstand erzeugten wirtschaftlichen wurde auch ein sprachlicher Druck entwickelt: Bis dahin im Deutschen gebräuchliche Lehnwörter sollten völlig durch deutsche Begriffe ersetzt werden, wie z. B. Kasino durch Werksgasthaus, Telefon durch Fernsprecher, Trottoir durch Gehweg oder automatisch durch selbsttätig.

Ende des Ruhrkampfes

Während des passiven Widerstandes wurden die Löhne von etwa zwei Millionen Arbeitern des Ruhrgebiets vom Staat übernommen, zu diesem Zweck wurde mehr Geld gedruckt. Dieses Vorgehen konnte nicht längere Zeit durchgehalten werden, da sich die Wirtschaftskrise verstärkte und Inflation und Produktions- und Steuerausfälle den reichsdeutschen Haushalt belasteten.

Der neue Reichskanzler Gustav Stresemann sah sich schließlich am 26. September 1923 gezwungen, den Abbruch des passiven Widerstandes zu verkünden. Antirepublikanischen, reaktionären Kräften in Bayern lieferte das Ende des Ruhrkampfes einen Vorwand zur Errichtung einer Diktatur. Der volkswirtschaftliche Gesamtschaden der Ruhrbesetzung belief sich auf 4 bis 5 Milliarden Goldmark. Das Ende des Ruhrkampfs ermöglichte eine Währungsreform, welche die Bedingung für eine Neuverhandlung der Reparationen war.

Ende der Ruhrbesetzung

Auf Druck der USA und Großbritanniens lenkte Frankreich 1923/1924 durch Abschluss der MICUM-Abkommen ein. Die Besetzung des Ruhrgebietes endete gemäß dem 1924 verabschiedeten Dawes-Plan im Juli/August 1925," beschreibt die Internetenzyklopädie Wikipedia einen Ausschnitt au der deutschen Geschichte, der auch Nordrhein - Westfalen / Preußen und insbesondere die Menschen im Ruhrgebiet und damit auch in Duisburg betraf.

Ist der Ruhrkamp vergessen? Verdrängt? Warum er in historischen Rückblicken so wenig beachtet wird, kann ich nicht sagen. Ich weiß es nicht. Im Schulunterricht haben wird zwar im Fach "Geschichte" auch über die Weimarer Republik gesprochen. Unter zeitlichen Gesichtspunkten standen wir kurz vor dem Abitur. Da war nicht mehr genügend Zeit vorhanden, allzu tief in das Thema einzusteigen. Also wurde nur allgemein, ganz Deutschland betreffend über das Thema geredet.

Ob die Duisburger Volkshochschule Veranstaltungen zu politisch - historischen Themen gibt, kann ich nicht sagen. Die Bundeszentrale für politische Bildung gibt allerdings Bücher übe die Weimarer Republik heraus. Auch in diesen Publikationen wird das Thema "Ruhrkampf" eher stiefmütterlich - wenn überhaupt - behandelt.

Ich habe daher diesen Text gezielt bei Wikipedie herausgesucht. Mir persönlich geht es darum, die Ereignisse vor dem Vergessen zu bewahren. Über unsere NS - Vergangenheit wird ständig geredet; die unmittelbare Zeit davor sollte nicht übersehen werden. SIe ist genauso interessant und spannend.
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Kapp-Putsch, Rote Ruhrarmee und mehr...

"Die Rote Ruhrarmee" führte im Ruhrgebiet im März 1920 im Anschluss an den Kapp-Putsch einen Bürgerkrieg gegen die Reichswehr und die Freikorps, der in der Literatur als Ruhrkampf, Ruhrkrieg, Aufstand an der Ruhr oder Ruhraufstand bezeichnet wird.

Sie zählte mehr als 50.000 bewaffnete, zu einem großen Teil vom ersten Weltkrieg her fronterfahrene Arbeiter und wurde von der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) getragen.

Die ersten Arbeiterbataillone der Roten Ruhrarmee wurden im Amt Mengede und in Ickern aufgestellt. Sie bestanden zu dem Zeitpunkt hauptsächlich aus Sympathisanten der anarcho-syndikalistischen Freien Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD).

Der Ruhraufstand, auch Märzaufstand genannt, war ein ein Aufstand linksgerichteter Arbeiter des Ruhrgebiets im März 1920. Der Aufstand erfolgte zunächst anlässlich des Kapp-Putsches vom 13. März 1920, richtete sich dann aber auf das Ziel der ?Erringung der politischen Macht durch die Diktatur des Proletariats�. Nach dem Ende des Kapp-Putsches, ließ die Reichsregierung den andauernden Ruhraufstand von der Reichswehr niederschlagen.
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Geschichte

Am 13. März 1920, maschierten rechtgerichtete, von der Auflösung bedrohte Freikorps in Berlin ein. Die Reichswehr verweigerte der legitimen Regierung ihren Schutz, woraufhin diese aus der Stadt floh und die Putschisten Wolfgang Kapp zum Reichskanzler erklärten. Kapp konnte sich aber wegen der Verweigerung der Ministerialbürokratie keine effektive Regierung führen und gab, nachdem auch noch der Generalstreik gegen seinen Putsch erklärt wurde, am 17. März 1920 auf. Der Generalstreik wurde am 22. März offiziell für beendet erklärt.

Gleichzeitig zum Kapp-Putsch fand in Elberfeld ein Treffen von Vertretern von KPD, USPD und SPD statt. Die linken Arbeiterparteien beschlossen ein spontanes Bündnis gegen die Putschisten. SPD, USPD und KPD verfassten einen gemeinsamen Aufruf zur ?Erringung der politischen Macht durch die Diktatur des Proletariats�. In Folge dieser Erklärung und im Rahmen des Generalstreiks, versuchten einige Arbeiter im regionalen Maßstab die Regierungsgewalt zu übernehmen. In den größeren Orten des Ruhrgebietes übernahmen spontan gebildete lokale "Vollzugsräte" die politische Macht. Sie wurden meist von der USPD dominiert, die kommunistische KPD war ebenfalls mit dabei. Aber auch die anarchosyndikalistische Freie Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD) war vertreten. Arbeitersoldaten wurden aufgestellt, die die Städte kontrollierten und u. a. Fabrikantensöhne gefangen nahmen.

Am 13. März 1920 war die Rote Ruhrarmee gebildet worden, deren Stärke aus den später abgegebenen Gewehren auf etwa 50.000 Angehörige geschätzt wurde. Ihr gelang es, binnen kürzester Zeit die bewaffneten Ordnungskräfte im Revier zu besiegen. Am 17. März 1920 griffen Einheiten der Roten Ruhrarmee bei Wetter eine Vorhut des Freikorps Lichtschlag unter Hauptmann Hasenclever an, der sich auf Nachfrage als Anhänger der neuen Kapp-Regierung zu erkennen gegeben hatte. Sie erbeuteten die Geschütze, nahmen 600 Freikorpsangehörige gefangen und besetzten Dortmund. Am 20. März 1920 bildete sich in Essen der Zentralrat der Arbeiterräte, die in Teilen des Ruhrgebiets die Macht übernahmen. Auch in Hagen gab es eine Zentrale. Dem Ultimatum der ins Amt zurückgekehrten Regierung, bis zum 30. März bzw. 2. April Streik und Aufstand aufzugeben, kamen die Arbeiterräte nicht nach.

Der Versuch den Konflikt auf dem Verhandlungsweg im sogenannten Bielefelder Abkommen beizulegen, scheiterte letztlich am eigenmächtigen Vorgehen des regionalen Militärbefehlshabers Oskar von Watter.

Die Folge war die erneute Proklamation eines Generalstreiks. Daran beteiligten sich mehr als 300.000 Bergarbeiter (rund 75 Prozent der Belegschaften). Der kommunistische Aufstand brachte auch Düsseldorf und Elberfeld in die Hände der Arbeiter. Bis Ende März war das ganze Ruhrgebiet erobert.

Die beteiligten Aufständischen, oftmals Weltkriegsveteranen, bezogen sogar Sold von den Arbeiterräten. Man operierte oft in kleinen Gruppen, die sich auf Fahrrädern fortbewegten. Auch die Festung in Wesel wurde belagert, doch erlitt die Ruhrarmee hier ihre erste Niederlage.

Die Struktur der Roten Ruhrarmee war ebenso wie die politischen Forderungen und Positionen der einzelnen Arbeiterräte sehr heterogen und häufigen Wechseln unterzogen. Insgesamt lässt sich ein starkes Ost-West-Gefälle feststellen. Das von der USPD dominierte östliche Ruhrgebiet organisierte und bewaffnete sich frühzeitiger, unterstützte aber nicht eine Fortführung der bewaffneten Aktionen als Aufstand gegen die wieder handlungsfähige Reichsregierung. Demgegenüber verzögerte sich die Mobilisierung im vor allem von Syndikalisten dominierten westlichen Ruhrgebiet, die Fortführung als Aufstand fand hier aber später größere Sympathien.

Am 2. April 1920 marschierten Reichswehreinheiten ins Ruhrgebiet ein, um den Aufstand niederzuschlagen. Pikanterweise befanden sich darunter auch Einheiten, die noch Tage zuvor den Putsch unterstützt hatten, wie etwa die Marine-Brigade von Loewenfeld.

Mit Rückendeckung der Reichsregierung wurde der Aufstand von General Watter von Norden her niedergeschlagen. Sein Stab führte im Auftrag der Reichsregierung von Münster aus den Bürgerkrieg im Ruhrgebiet, bei dem Verbände von Reichswehr und Freikorps die Rote Armee im Ruhrgebiet niederwarfen.

Es erfolgten Todesurteile sowie Massenerschießungen. Wer bei Festnahme bewaffnet war, wurde erschossen - auch Verletzte. Am 3. April 1920 ließ Reichspräsident Ebert die Standgerichte wieder verbieten, um das Schlimmste zu verhüten. Am 12. April 1920 untersagte General von Watter seinen Soldaten ?gesetzwidriges Verhalten�.

Erst an der Ruhr machte die Reichswehr halt, weil die Britischen Besatzungstruppen wegen Verletzung des Versailler Vertrags mit der Besetzung des Bergischen Landes drohten.

Nach dem Ende der Kämpfe hatten die Aufständischen weit mehr als 2.000 Tote zu beklagen, Reichswehr und Freikorps etwa 372," berichtet die Internetenzyklopädie Wikipedia.

"Oh Gott, schon wieder einer jener geschichtsträchtigen Artikel, die doch niemanden interessieren," könnte man nun sagen. Stimmt. Die Jahre der Weimarer Republik liegen weit zurück. Die große Politik in Berlin mag ja noch interessant gewesen sein; schließlich sollte sie das spätere Leben vieler Millionen Menschen bestimmen.

Doch was hat das alles mit uns, heute, in Duisburg, fernab von Kultur und Glamour, Politik und Ideengeschichte, zu tun? Ich entnehme den Ausführungen über die rote Ruhrarmee und dem Ruhraufstand, daß auch bei uns im Ruhegebiet spannend und dramatisch war.

Unverständlich ist für mich, daß diese Ereignisse so völlig im Dunkel des Vergessens verschwinden. Wie kommt es, daß über diesen Aufstand kaum in anderen Medien geschrieben wird? In meinen Augen wird es Zeit, sich wieder verstärkt mit lokaler Geschichte zu beschäftigen, ohne sich in Details zu verlieren.