Regionales - Schloss Bellinghoven |
Bellinghoven entstand als Erdhügelburg, die von einem Wassergraben umschlossen war. In Aspel gab es ein ?Meer, in Bellinghoven musste ein Wassergraben ausgeschachtet werden. Den Erdaushub nutzte man für den Burghügel, auf dem ein Wehrturm errichtet wurde. Wahrscheinlich war der Hof Bellinghoven eine Absplitterung des Oberhofes in Mehr, den Liutgard, die Tochter Kaiser Ottos I., vor 947 dem Xantener Stift geschenkt hatte. Nach und nach wurden Erdhügelburg und Turm durch feste Wohngebäude erweitert. Es entstand `Burg BellinghovenŽ, eine Wehranlage, zum Schutz des umliegenden Landes, das ursprünglich Xantener Besitz gewesen war. Erste urkundliche Erwähnung ist wohl die des Gerardo de Bellenchove im Jahre 1206. Er wird als einer der "anwesenden ehrenwerten Männer" genannt, die dem Dekan und Gerichtsvorsitzenden Bernhard von Xanten in einem Streit zwischen Kloster Kamp und den Pfarrgenossen von Hönnepel wegen einer Weide beistehen. Im Jahre 1325 vollendete ein Diedrich von Bellinghoven den Bau des Schlosses. In einer Urkunde vom 20. Dezember 1325 übertrug er dann das von ihm erbaute Haus Bellinghoven dem Grafen von Kleve als Offenhaus es stand für ihn offen, wann immer er es benötigte. Der Herr von Bellinghoven hatte sich damit der Lehnsherrschaft und des Lehnsschutzes des Klever Grafen versichert und des seine Freiheit als eigener kleiner Territorialherr aufgegeben. Die Urkunde Diedrichs befindet sich im Düsseldorfer Staatsarchiv. Das Siegel zeigt drei Maueranker. Das eigentliche Wappen der Familie, das offenbar aus späterer Zeit stammt, zeigt drei Schellen, wie sie die Fuhrmannspferde an ihren Geschirren tragen. Diedrich muss etwa um 1350 gestorben sein. In den folgenden Jahren wurde ein "Johannes Ritter von Bellingschaven" in mehreren Urkunden genannt. 1341 wurde "Jordan von Bellingschaven" erwähnt. Am 10. Juli 1348 verkaufte Johannes von Bellingschaven Land in Haffenslo im Gericht Rhenen. Am 14. April 1385 bot Johan van Bellingschaven mit seiner Frau den "Hof zu Mehr", der Heinrich von Galen gehört hatte, dem Grafen Adolf von Kleve zum Erbkauf an. Wegen Verschuldung verkaufte die Familie Bellinghoven den alten Hof 1481 an Wilhelm von Bernsau. 1492 ging auch die Burg mit allen anderen Rechten in die Hand von Bernsaus über und wurde vom Xantener Probst Johann Mont zur Herrschaft Bellinghoven ernannt. In dem Kaufvertrag von 1481 wird auch die dazugehörige Windmühle im Kirchspiel Mehr genannt. Die Verkäufer, Johann von Bellinghoven und seine Frau Agnes, wurden in der Stiftskirche zu Rees begraben. 1598 eroberten die Spanier Xanten, Büderich, Dinslaken, Holten und Rees. Konrad von Bernsau hatte in Bellinghoven eine unerschrockene Mannschaft. Als die Spanier von Diersfordt her anrückten, setzte sich die Besatzung von Bellinghoven zur Wehr. Sie vertraute auf die breiten Wassergräben und die dicken Mauern der Burg. Beim dritten Ansturm auf die Burg gelang es den Spaniern jedoch, einzudringen; sie raubten und plünderten und töteten alle Menschen, die sich in der Burg befanden. Ein Teil der Gebäude ging in Flammen auf. Nach dem Abzug der Spanier hat Konrad die nötigsten Teile der Burg aus den Ruinen wieder aufgebaut. Es entstand Schloss Bellinghoven, dessen wesentliche Bauelemente noch heute enthalten sind: zweistöckiger Dreiflügelbau, im Mittelpunkt herausragend ein schwerer vierstöckiger Turm mit barock geschwungener Haube. 1607 starb Konrad von Bernsau. Sein Nachfolger wurde Wyrich von Bernsau. Er war Amtmann im Amte Bislich-Mehr-Haffen, Mitglied der Klevischen Regierung und Direktor der Klevischen Ritterschaft. Der Schlossbau wurde durch Zubauten und kleine Änderungen ergänzt. Im August 1629 überraschten holländische Truppen die spanische Besatzung von Wesel und erstürmten die Stadt. Wyrich von Bernsau hielt als Kalvinist mit den Holländern; als Mitglied der Landesregierung musste er ihnen jedoch entgegentreten. Dies führte zu viel Aufregung auf Bellinghoven. 1649 erhielt er die Jurisdiktion über das Amt Haffen Mehr. Er starb im April 1656. Der Nachfolger Wyrichs, sein Sohn Wilhelm, hielt sich überwiegend in Holland, dem Erbe seiner Mutter, auf. 1672 kam es zum Krieg zwischen Holland und Frankreich und die französischen Garnisonen konnten Wesel völlig einschließen. Bis nach Rees hatten sie sich den Vormarsch gesichert; Bislich, Haffen und Meer waren besonders mitgenommen. Die adeligen Häuser Bellinghoven und Sonsfeld wurden geplündert und die katholische Kirche in Haldern ging in Flammen auf. Wilhelm von Bernsau, selbst Anhänger des reformierten Glaubens, ließ viele Jahrzehnte den reformierten Gottesdienst auf Bellinghoven halten und wollte die Reformierten dieses Recht gern für die Zukunft erhalten. Als er 1681 starb, hatte seine einzige Tochter Margareta Gertrud Maria jedoch wider seinen Willen den katholischen Grafen Schellhardt geheiratet, der nun den Besitz übernahm. Die reformierte Gemeinde wurde ab sofort obdachlos. Diese Ehe war kinderlos geblieben, und als Ergebnis der zweiten Ehe von Margareta blieben nur zwei Töchter zurück. Also kam ein neuer Name nach Bellinghoven, der Name des Mannes, den sich die älteste Tochter Henriette Victoria als Ehegatten und zukünftigen Besitzer von Bellinghoven auswählte: Wilhelm Adrian Marquis von und zu Hoensbruch. Somit blieb Haus Bellinghoven nur bis zum Jahre 1702, dem Todesjahr von Margarete, im Eigentum der Familie von Bernsau. Der letzte Hoensbruch auf Bellinghoven verkaufte das Schloss am 1. Juli 1788 an einen reformierten Prediger namens Johann Gottlieb von Manger. Dieser ging kurze Zeit später für etwa 10 Jahre nach Ceylon, wo er holländisch reformierte Gemeinden betreute. Als er mit einer holländischen Frau nach Bellinghoven zurückkehrte, versah er sonntags sein Pfarramt in Rees weiter und baute Bellinghoven in der Form um, in der es heute noch steht. Das Rittergut umfaßte seinerzeit 214 Morgen, 297 Ruten, der Morgen zu 600 Ruten. Manger wurde auch mit der Gerichtsbarkeit von Haffen und Mehr beauftragt. Unter erneuter französischer Besatzung wurde er `MaireŽ (Bürgermeister) und hat als solcher viel für die Bevölkerung getan. Er starb 1823 und wurde neben seiner Gattin an der katholischen Kirche zu Haffen begraben. Die Kinder deckten das Grab mit einem Stein, der noch heute an der Außenwand der Kirche zu sehen ist. Mit der `VerwaltungsreformŽ Napoleons waren die historischen Zeiten Bellinghovens vorbei. Wer fortan Bellinghoven und sein Land besaß, war nur mehr Eigentümer, nicht mehr verteidigungsbereiter Herr einer Wehrburg, Herr einer Herrlichkeit oder eines Gerichtsbezirks. Die Eigentümer wechselten auf Grund von Kaufverträgen, bis schließlich nach Ende des 2. Weltkrieges eine Bergwerksgesellschaft Bellinghoven mit seinem Grundbesitz übernahm. Auf dem Land wurden Bauernhöfe angesiedelt, deren Besitzer ihre Heimathöfe der Industrie hatten opfern müssen. Schloss Bellinghoven selbst wurde mit ein paar Morgen Land dem Katholischen Jugendwerk in Duisburg-Hamborn übergeben. Von ihm erfolgte eine kostenlose Weitergabe des Schlosses an "Die Brücke", ein eingetragener Verein, der die Hilfe für gefährdete Jugendliche zu seiner Aufgabe gemacht hat. Das Schloss mit Burgenvergangenheit wurde hiermit zum Heim für diese jungen Menschen. Für diese Aufgabe wurde das alte Burghaus in den Jahren 1974, 1975 und 1976 durch umfangreiche Renovierungs- und Ausbaumaßnahmen vorbereitet. Die wesentliche Finanzierung hat der Landschaftsverband Rheinland übernommen. Bei der Ausschachtung des Hofes fand man Scherben von Tongefäßen, die wahrscheinlich im Mittelalter geformt wurden. Auch "Essensreste" gab die aufgegrabene Erde frei: Kinnladen von Wildschweinen und Knochen der Jagdbeute, die vielleicht im Burghof am offenen Feuer gebraten wurde. Seit 1983 werden hier vom Caritasverband für die Stadt Oberhausen seelisch Behinderte und von seelischer Behinderung bedrohte junge Erwachsene im Alter von 17 bis 28 Jahren heilpädagogisch betreut. Drei gemischt geführte Wohngruppen mit insgesamt 30 Plätzen stehen zur Verfügung, stellt sich Schloss Bellinghoven selbst vor. |