Städtetour West


Besuch in Solingen
Zuerst bewölkt und kühl, dann nebelig und regnerisch ist der erste Samstag im September 2007. Was mich allerdings nicht davon abhält, mich auf den Weg nach Solingen zu machen.
Bis Düsseldorf fahre ich mit der Straßenbahn; am Düsseldorfer Hauptbahnhof freue ich mich erst einmal: Die S 7 fährt jetzt in 20 Minuten bis zumr Solinger Hauptbahnhof. Daß ich dabei einem Trugschluß erliege, bemerke ich sehr schnell bei meiner Ankunft. Der frühere Bahnhof "Solingen - Ohligs" ist jetzt der Hauptbahnhof. Und was früher der Hauptbahnhof war, ist jetzt zu einer schlichten Bahnhaltestelle namens "Solingen - Mitte" geworden. Nun ja, was soll ich sagen? Nicht wiederzuerkennen ist diese Haltestelle. Lag hier früher ein Schandfleck (nämlich das heruntergekommene Bahnhofsgebäude), so befindet sich hier heute - ja, was eigentlich? Es gibt hier zwar Bahngleise, überdachte Bushaltestellen und einen Verknüpfungsweg; mit einem klassischen Bahnhof hat dies aber schon nichts mehr zu tun. Da mein Bus auch schon kommt, passiere ich diese Haltestelle so schnell, daß ich gar nicht im Detail mitbekomme, was sich hier alles verändert hat.
2 Stationen mit dem Bus sind es bis zur Innenstadt. Sie ist an diesem Samstag leicht zu erkennen. Volksfest ist hier angesagt. Genaugenommen ist es eine Mischung aus Kirmes und riesigem Trödelmarkt, die sich auf beiden Seiten der Fußgängerzone hinschlängelt. Nun ja, was soll ich sagen? Etwas nervig ist es an diesem Tag. Da die Leute nicht im Regen laufen möchten, drängeln sich die Menschenmassen (natürlich) unter den Schutzdächern der Kaufhäuser. An ein zügiges Vorwärtskommen ist da natürlich zu denken.
Die katholische Kirmes St. Clemens ist meine erste Station. Zu meiner großen Freude ist die Kirche sogar geöffnet! Ein hübscher Chorraum, ein Marienaltar, vierzehn Bilder mit dem Leidensweg Christi, eine geschnitzte Kanzel mit Deckel - und das war es auch schon an Prunkausstattung. Diese Kirche überzeugt durch ihre Schlichtheit. Sie ist eine gute Gelegenheit, kurz innezuhalten in der Hektik des Alltags und zur Ruhe zu kommen.
Als ich die Kirche verlasse, hat der Regen zum Glück aufgehört. Kurze Zeit später ist sogar der blaue Himmel zu sehen. Die evangelische Stadtkirche ist für mich eine Enttäuschung. Hier ist zwar das Kellergeschoß mit seinen Toiletten und dem Waffelstand geöffnet; der eigentliche Gottesdienstsaal ist aber geschlossen. Auf grandiose Weise vertut diese Gemeinde die Chance, sich selbst zu präsentieren und geistige Nahrung anzubieten.
Ich werfe noch einen kurzen Blick auf den Wochenmarkt auf Graf - Wilhelm - Platz. Er ist einer jener normalen, durchschnittlichen Wochenmärkte, wie es sie überall in der Region gibt. Also setze ich mich in den Bus, der mich nach Ohligs bringt.
Die Ohligser Fußgängerzone beginnt genau gegenüber dem sogenannten Hauptbahnhof. Ich schätze mal, daß sie etwa 1 Kilometer lang ist; die Fußgängerzone endet am Marktplatz. Doch was soll ich sagen? Ich bekomme hier eine jener Fußgängerzonen zu sehen, wie es sie zuhauf in dieser Region gibt. Nichts Besonderes also.
Das Ohligser Rathaus liegt genau auf der anderen Seite des Hauptbahnhofes. Nur wenige Gehminuten sind es, die ich bis dahin brauche. Doch oh wehe - dieser Abstecher lohnt sich nicht; das Gebäude sieht zwar nach hübschem Jugendstil aus, ohne daß das Umfeld stimmen würde. Soweit ich es mitbekomme, ist dort heute das Jugend- und Sozialamt untergebracht. Der Vorplatz wirkt aber schon heruntergekommen. Ein Telefonhäuschen, bei dem das eigentliche Telefon abmontiert wurde, trägt zu diesem Eindruck bei. An einem Nebeneingang befindet sich das Hinweisschild "Stadtbücherei", ohne daß es hier eine solche Einrichtung geben würde. Hat die Stadt Solingen wirklich kein Geld, um ihre eigenen Gebäude in Schuss zu halten?


Burg an der Wupper war im Mittelalter die Hauptstadt des Bergischen Landes. Schloss Burg beherbergt heute das Bergische Museum. Bergische Fachwerkhäuser und winklige Gassen prägen das Bild von Unterburg zu Füßen des Schlossbergs.
Schloss Burg ist ein Grafenschloss aus dem 12. Jahrhundert, das 1900 restauriert wurde. Das Museum bietet Einblicke in die Geschichte der Region, vermittelt Eindrücke vom Leben der mittelalterlichen Burgbewohner und von der Wohnkultur in bergischen Bürgerhäusern. Schloßberg und Bergfried gestatten einen Rundblick auf die waldreiche Landschaft.
Die Gesenkschmiede Hendrichs gehört zum Rheinischen Industriemuseum. Die über 100 Jahre alte Scherenschlägerei und Gesenkschmiede ist in ursprünglicher Form erhalten und heute ein demonstrierendes Museum. Hier gibt es unter anderem die Produktion von Scherenrohlingen an historischen Riemenfallhämmern.
Gräfrath ist Mittelpunkt der alten Bergischen Freiheit Greveroide am Fuße des Klosterberges. Es gibt einen historischen Stadtkern mit gut erhaltenem Häuserensemble aus dem 18. und 19. Jahrhundert und einer reformierten Kirche aus dem Jahre 1689. Sehenswert sind die Klosterkirche St. Maria Himmelfahrt oberhalb des Marktplatzes mit 3 originalen Barockaltären des frühen 17. Jahrhunderts.
Das Wort Kotten bezeichnet in Solingen nicht  wie sonst eine kleine Bauernbehausung (Kate), sondern eine Schleiferwerkstatt, in der seit dem späten 14. Jahrhundert mit Hilfe der Wasserkraft gearbeitet wurde. Blütezeit der Schleifkotten ist das 17. Jahrhundert. Als Dampfmaschinen und Elektromotoren vom Wasser unabhängig wurden, verloren sie an Bedeutung. Bis heute sind das Balkhauser Kotten und das Wipperkotten.
Das Balkhauser Kotten ist ein Schleifermuseum mit alter Wassermechanik, Scherenschleifer-Werkstatt und einem Designer Atelier (Kottenstube). Die Wipperkotten bietet eine Wupperstauwehr und 2 unterschlächtige Wasserräder. Es ist kein Museum im eigentlichen Wortsinn. In einem uralten Doppelkotten haben heute zwei sehr unterschiedliche ?Handwerke-Platz. Auf einer kleinen Wupperinsel im Innenkotten richtete ein Designer sein Studio ein. Gezeigt wird eine Sammlung urgeschichtlicher Schneidwerkzeuge, Erzfunde aus dem 10. bis 12. Jahrhundert sowie Gerätschaften aus alten bergischen Kotten. Im Vorderkotten schleifen Heimarbeiter immer noch mit Wasserkraft.
Bevor die Müngstener Brücke (Kaiser-Wilhelm-Brücke) am 15. Juli 1897 durch den Vertreter des Kaisers, den Prinzen Friedrich Leopolt, dem Verkehr übergeben wurde, betrug die Schienenverbindung zwischen Remscheid und Solingen 44 km. In einer Bauzeit von vier Jahren hatte die Maschinenbau � Aktiengesellschaft Nürnberg unter der Leitung des königlichen Baurats Dr. A. von Rieppel die 107 m hohe und 500 m lange Bogenbrücke errichtet, dem Gemeinwohl zur Förderung, dem Verkehr zur Erleichterung, der Technik zur Anerkennung.