Duisburg, 28.
August 2022 -
Petition "Ist Winnetou erledigt?"
Die Entscheidung des Ravensburger Verlags, aufgrund
eines in den sozialen Medien erhobenen Rassismusvorwurfes
mehrere Publikationen rund um den Film Der
junge Häuptling Winnetou zurückzuziehen,
hat eine lebhafte Diskussion ausgelöst. Als eigentlicher
Sündenfall wurde von Seiten dekolonialer Aktivisten der
Bezug zu Karl May gekennzeichnet, der angeblich ein
überholtes rassistisches Weltbild vertrete und den Genozid
an der indigenen Bevölkerung Amerikas romantisiere oder
verschweige.
Ohne auf den Inhalt des Films und der
zugehörigen Bücher einzugehen – bei denen es sich um
völlig freie Neuinterpretationen der von Karl May in den
1890er Jahren geschaffenen Romanwelt handelt –,
möchten die Karl-May-Gesellschaft
e. V. und die Karl-May-Stiftung zum
Umgang mit historischen Darstellungen anderer Kulturen
grundsätzlich Folgendes festhalten:
1. Als deutscher
Schriftsteller des 19. Jahrhunderts ist Karl May
unvermeidlich vom Habitus eines kolonialen Zeitalters
geprägt. Beim Verfassen seiner Reiseerzählungen kreierte er
aus den Wissensbeständen der zeitgenössischen Ethnographie
exotische Fluchtwelten für seine bürgerliche Leserschaft,
die gleichzeitig als phantastische Bewährungsräume für ein
literarisch überhöhtes Ich fungieren. Insbesondere seinen
frühen Texten sind daher damals gängige ethnische
Stereotypen und eine eurozentrische Perspektive
eingeschrieben. Diese kritisch herauszuarbeiten und auf ihre
Quellen zurückzuführen, ist Aufgabe der Literatur- und
Kulturwissenschaft.
2. Die zeitbedingte Weltsicht
teilt Karl May mit praktisch allen Autorinnen und Autoren
der Vergangenheit. Die Besonderheit Karl Mays besteht darin,
dass in seiner Darstellung des ›Wilden Westens‹ von Anfang
an die Sympathie des Erzählers der leidenden indigenen
Bevölkerung gilt. Ihre Würde und ihre menschlichen
Qualitäten verkörpern sich in Idealfiguren wie Winnetou, dem
Häuptling der Apachen, und die tragische Vernichtung ihrer
materiellen und kulturellen Existenz grundiert alle
May'schen Nordamerika-Erzählungen: »Ganz
unstreitig gehörte diesen das Land, welches sie bewohnten;
es wurde ihnen genommen. Welche Ströme Blutes dabei
geflossen und welche Grausamkeiten vorgekommen sind, das
weiß ein jeder, der die Geschichte der ›berühmten‹
Conquistadores gelesen hat.« (Karl May: Winnetou,
der Rote Gentleman. 1. Band, Freiburg i.
B. 1893, S. 3)
Auch an anderen Schauplätzen – in
Südamerika und Südafrika, im Mittleren und Fernen Osten –
werden Unterdrückung und wirtschaftliche Ausbeutung,
Sklaverei und gewaltsame Mission mit ihren Motiven und
Folgen immer wieder drastisch vor Augen geführt und
unmissverständlich verurteilt. Überhebliche Verachtung
außereuropäischer Kulturen, rassistische Sprache und
religiöse Intoleranz sind bei Karl May durchgehend Merkmale
negativ gezeichneter Antagonisten. Hierdurch hat der Autor
bei seiner großenteils jugendlichen Leserschaft zweifellos
über mehrere Generationen hinweg als Erzieher zu Toleranz
und Weltoffenheit gewirkt.
3. Durch die
autodidaktische Beschäftigung mit Geschichte, Religionen und
Sprachen außereuropäischer Kulturen erhob sich Karl May im
Laufe seines Schriftstellerlebens zunehmend über den
chauvinistischen Zeitgeist des späten 19. Jahrhunderts.
Unter dem Eindruck einer langen Orientreise stellte er sein
literarisch bedeutendes Spätwerk ganz in den Dienst
überkonfessioneller Humanität und entwickelte am Vorabend
des Ersten Weltkriegs die Utopie einer von gegenseitigem
Respekt getragenen Menschheitsverbrüderung. Dieser
idealistische Teil seines Schaffens tritt im allgemeinen
Bewusstsein bis heute zu Unrecht hinter den populären
Abenteuererzählungen zurück.
4. Der Ravensburger
Verlag begründet seine Entscheidung mit der Beobachtung,
dass eine auf Karl May basierende Darstellung des
Apachenhäuptlings Winnetou die Gefühle anderer Menschen
verletzt habe. Wenn dies der Fall ist, so werden Wunden
nicht dadurch geheilt, dass man den Verursacher – oder
stellvertretend für ihn eine historische
Künstlerpersönlichkeit – kurzerhand ausradiert. Im Gegenteil
bedarf eine wirksame und nachhaltige Therapie der expliziten
Auseinandersetzung mit den Ursachen.
In diesem
Zusammenhang verdient Karl May, der häufig auf einige
Film-Klischees reduziert wird, eine differenzierte
Betrachtung. Seine überaus einflussreiche Repräsentation
außereuropäischer Kulturen ist selbst längst Teil der
europäischen Kulturgeschichte und lehrreiches Exempel einer
produktiven und autoreflexiven Begegnung mit Alterität.
Gerade weil in seinen Texten Vorurteile vorausgesetzt,
verbalisiert, bekämpft und überwunden werden, ist er
keineswegs ›überholt‹, sondern auch für das 21. Jahrhundert
eine lohnende Lektüre.
Karl-May-Gesellschaft e. V.
(vgl. auch diese
grundsätzliche Stellungnahme) Karl-May-Stiftung
#5555
Ich unterschreibe, weil ich mir von vergenderten und
verwirrten Radikalen jeglicher Couleur weder mein Leben
vorschreiben lasse, noch mein bisheriges Leben nachträglich
zerstören lasse!
Ich bin immer noch gerne der Indianer, der gegen die Bösen
kämpft.
BZ - Auf ein Wort von
Jochem Knörzer Ravensburger Verlag "beugt" sich
einer verblendeten radikalen Minderheit Und
veröffentlichte diese Stellungsnahme: Wir
haben die vielen negativen Rückmeldungen zu unserem Buch
„Der junge Häuptling Winnetou“ verfolgt und wir haben heute
entschieden, die Auslieferung der Titel zu stoppen und sie
aus dem Programm zu nehmen.
Wir danken Euch für Eure
Kritik. Euer Feedback hat uns deutlich gezeigt, dass wir mit
den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben. Das
war nie unsere Absicht und das ist auch nicht mit unseren
Ravensburger Werten zu vereinbaren. Wir entschuldigen uns
dafür ausdrücklich.
Unsere Redakteur*innen
beschäftigen sich intensiv mit Themen wie Diversität oder
kultureller Aneignung. Die Kolleg*innen diskutieren die
Folgen für das künftige Programm und überarbeiten Titel für
Titel unser bestehendes Sortiment. Dabei ziehen sie auch
externe Fachberater zu Rate oder setzen "Sensitivity Reader"
ein, die unsere Titel kritisch auf den richtigen Umgang mit
sensiblen Themen prüfen. Leider ist uns all das bei den
Winnetou-Titeln nicht gelungen. Die Entscheidung, die Titel
zu veröffentlichen, würden wir heute nicht mehr so treffen.
Wir haben zum damaligen Zeitpunkt einen Fehler gemacht und
wir können euch versichern: Wir lernen daraus!
Ihr lernt daraus? Ja, ich hoffe, durch massive
Umsatzeinbußen der nicht verblödeten und vergenderten großen
Mehrheit! Um Ravensburger Spiele u. a. werde ich einen
großen Bogen machen und meine bis dato drei Enkelkinder
anderweitig sinnvoll beschenken. Die noch vorhandenen
Spiele und Ähnliches dieses unsäglichen Verlages kann man in
diesem Winter sicher gut zum Heizen verwenden.
Ravensburger - geht ja gar nicht!
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