Duisburg, 28. September 2023 - Spätestens
mit dem Heizungsgesetz wurde der Bereitschaft zur Mitwirkung
an der sozial-ökologischen Transformation in Deutschland
massiv geschadet - und eine Trendumkehr in der Motivation
zur Beteiligung an Veränderung eingeleitet. Diese Auffassung
vertritt der Politikberater Dennis Riehle (Konstanz). Nach
seiner Auffassung ist das Gebäudeenergiegesetz nicht nur
eine kommunikative Katastrophe, sondern auch ein Ausdruck
einer immensen Distanz zwischen Politik und Volk: "Man merkt
an der Gesetzgebung und den Inhalten dieses Gesetzes die
völlige Entfremdung der Berliner Bubble von der
Wirklichkeit. Auch wenn die Ampel-Koalition nun betont, das
Gesetz massiv entschärft zu haben und damit Ausnahmen und
Übergangsregelungen entstehen, bleibt die Verunsicherung in
der Bevölkerung massiv. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass
man sich auf eine Fokussierung auf die Wärmepumpe geeinigt
hat, die gerade in Alt- und Bestandsbauten ohne eine immense
Investition in energetische Sanierung kaum wirtschaftlich
betrieben werden kann. Teilweise werden in kleinen Häusern
Aufwendungen von mehr als 100.000 Euro notwendig, teilweise
bis zu einem Drittel des Gebäudewertes. Daneben kann der
Stromverbrauch um den Faktor vier oder fünf ansteigen. Auch
über diese Betriebskosten spricht kaum jemand. Die
Amortisationszeit solch eines Gerätes verlängert sich damit
ins Unendliche - und ist weder finanziell lohnenswert, noch
erreicht es den gewünschten Effekt in Sachen Klimaschutz,
wie die jüngsten Erhebungen zu den potenziellen Einsparungen
an CO2 durch das Wärmegesetz belegen. Nicht nur deshalb muss
sich mancher bescheidene Eigenheimbesitzer auch um seine
Altersvorsorge fürchten - und fühlt sich verständlicherweise
überfordert. Und selbst die von der Regierung immer wieder
betonte Streckung der Fristen wird diese Sorgen kaum nehmen,
denn in den kommenden Jahren werden viele Heizkessel in
Deutschland die 30-jährige Betriebslaufzeit erreichen und
somit verpflichtend gewechselt werden müssen. Entsprechend
manövrieren SPD, Grüne und FDP viele Haushalte sehenden
Auges in eine wirtschaftlich existenzielle Not, manches Mal
sogar in die Frage, ob Zwangsverkäufe nötig werden. Und all
das neben dem Geisterfahrerkurs, mit dem sie die
Bundesrepublik in eine Sackgasse einbiegen lassen, wodurch
wir auch international weitgehend isoliert sind. Das hängt
nicht zuletzt auch damit zusammen, dass das
Energiewendekonzept in sich weitgehend unschlüssig ist und
an markanten Stellen von einer Doppelmoral des Atomausstiegs
einerseits und des Anheizens der Kohleverstromung
andererseits geprägt wird“, meint der Journalist vom
Bodensee.
"Denn auch wenn eine Technologieoffenheit
versprochen wurde, so ist sie doch in der Praxis nur in den
seltensten Fällen tatsächlich erreichbar. Immerhin werden
gerade in den ländlichen Regionen keine Wärmenetze aufgebaut
werden. Hinzu kommt, dass die Versorgung mit Wasserstoff
oder Biomethan nur bedingt breitflächig verfügbar sein wird.
Pelletheizungen mögen eine Alternative sein, sind allerdings
durch den großen Raum, der für die Lagerung der
Energieträger gebraucht wird, oftmals auch deshalb
untauglich, weil eine hochfrequente Reinigung nicht nur
teuer, sondern aufwendig ist. Unbeantwortet geblieben ist
auch die Frage, wer die extrem hohe Zahl an Heizungstauschen
und Neueinbauten überhaupt schultern soll. Es fehlt schon
jetzt schon in der Peripherie an Handwerkern, an
Energieberatern und an der Möglichkeit der Kommunen, Nah-
und Fernwärmekonzepte umzusetzen. Kaum einer der einfachen
Bürger versteht die voreilig mit der Brechstange
durchgeführte Hauruckaktion, die möglicherweise auch deshalb
notwendig wurde, weil man befürchten muss, dass das Bündnis
nach der nächsten Bundestagswahl nicht mehr die nötige
Mehrheit erreicht. Schlussendlich ist das gesamte Vorhaben
auch verfassungsrechtlich höchst bedenklich. Immerhin konnte
bisher nicht belegt werden, dass der Grundsatz der
Verhältnismäßigkeit eingehalten wurde. Hierfür wäre
notwendig gewesen, zu prüfen, ob es mildere Mittel gibt, um
das gleiche Ziel zu erreichen. Auch ist umstritten,
inwieweit die Ausgaben für diese Wärmewende in irgendeiner
Relation zu dem Output stehen, der mit Blick auf die
Emissionen erreicht werden kann. Die eklatante Beschneidung
von Eigentumsrechten kommt obendrein. Man hat offenbar auf
eine Symbolpolitik gesetzt, deren Sinnhaftigkeit umstritten
ist - und von der nur marginale Effekte auf die Umwelt zu
erwarten sind. Das auch deshalb, weil die Umweltbilanz des
Herstellungsprozesses von Wärmepumpen nicht wirklich
überzeugen kann. Viel zu wenig wurde an Mitteln
bereitgestellt, um die Erforschung und Verbesserung von
neuartigen Energieträgern zu fördern und voranzutreiben. Und
selbst, wenn man sich nun um einen umfassende Mechanismus
zum sozialen Ausgleich bemüht, wird man mit gesundem
Menschenverstand nicht nachvollziehen können, warum
Deutschland langfristig bis zu eine Billion Euro für sein
Vorhaben aufwenden wird - nahezu vollständig aus den Taschen
des kleinen Mannes -, während ansonsten niemand auf dem
Globus auf die Idee kommt, Öl und Gas derart reflexartig und
ohne atmendes Konzept für die Bereitschaft zu Innovation und
Entwicklung zu verbannen. Letztlich hat es das Klima aus
Sicht der Bevölkerung deutlich weniger eilig als die
deutsche Regierung. Dass wir uns erneut zu einem Vorreiter
aufschwingen wollen, dem am Ende aus Vernunftgrünen aber
doch niemand folgt, scheint ein Stück weit in unserer DNA
und Mentalität zu liegen. Wir täten daher gut daran, von
diesem hohen Ross herabzusteigen.", meint der 38-jährige
Berater für Nachhaltige Entwicklung und Change Management.
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